Autor Thema: Burgbelagerung  (Gelesen 6980 mal)

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Fatman

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Burgbelagerung
« am: 27.11.2006 | 00:20 »
Meine DSA-Gruppe wird bald die Freuden einer mittelalterlichen Burgbelagerung auf Seiten der Belagerten miterleben dürfen. Dazu habe ich einige Fragen:
  • Wo bekommt man echte Baupläne einer Burg her? Es gibt zwar DSA-Pläne, aber die sind in der Regel Murks.
  • Was für Szenarien kann man spielen? Welche kurzen Plottelemente wären stimmig und würden dem Ambiente einer mittelalterlichen Burgbelagerung gerecht
  • Davon ausgehend dass ein Kriegh das Schlimmste am Menschen zu tage fördert (nur so eine Hypothese...) wie grausam/gemein kann man ein solches Szenario aufziehen und wo gibt es erfahrungsgemäß Empfindichkeiten?
  • Was für taktische/strategische Überlegungen gibt es zu beachten? Was wäre eine solide Taktik für die Angreifer/Verteidiger?
  • Wie bleibt die Spannungskurve aufrecht, ohne das unplausibel viel geschieht oder Langweile aufkommt?


Magie oder andere überrnatürliche Kräfte werden erwartungsgemäß so gut wie gar keine Rolle spielen, beide Parteien rekrutieren sich aus dem, was typisch europäische Heere im Mittelalter so aufbringen können (mal abgesehen von Kanonen und Handgonnen) und verfügen über das technische Know-How um Katapulte und ähnliches Belagerungsasgerät zu errichten und zu verwenden.

MadMalik

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #1 am: 27.11.2006 | 00:34 »
Die taktiken und Strategien für Belagerte so wie Belagerer hängt erstmal von der Burg, ihrer Position, und damit der Entfernung befreundeter Truppen. So wie der Versorgungsroute der Belagerten, und möglichen Verbündeten ihrer seits ab.
Grob gesagt. je besser es den Belagerern geht, desto mehr Zeit können sie sich nehmen die Burg aus zu hungern und schweres Gerät heran zu schaffen und selbiges über längere Zeit zu nutzen. Je mehr potentielle Unterstützung jedoch den Belagerten zufällt, desto schneller müssen die Belagerten handeln, und können nicht einfach abwarten. Werden vieleicht sogar gezwungen, ab zu wandern oder einen sehr riskanten Angriff zu wagen (falls ihnen das Ziel so wichtig ist). Da sie sonst riskieren eingekesselt zu werden, oder einfach nicht mehr genug Versorgung bekommen um ihre Armee weiterhin zu unterhalten.

Was der Krieg so aus einem Menschen herausholt, da sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Nur sollte man es vieleicht dem eigenen Geschmack anpassen. Ich denke nur die wenigsten haben Lust, einen Zusammenprall von zwei Gewalthaufen mit zu erleben. Wenn sich die Lanzen in den Körpern des Feindes und der eigenen Leuten verklemmen, genauso viele Leute zertrampelt wie erstochen werden und selbst die sterbenden dem Feind noch die Beine zerschneiden. Und wer flieht, der bekommt halt in den Rücken gestochen bis er damit aufhört. Nah, da bevorzugt man in der Regel im RSP eine sauberere Version, was vollkommen verständlich ist.

Für Baupläne hab ich hier irgendwo ein interessantes Buch liegen, wenn es sich auf vor allem um früh-Milltelalterliche Bauten geht, so is dem doch brauchbar. Mit Querschnitten von Wehrgängen oder was der Verteidiger so alles an passiver Verteidigung im Feld um die Befestigung versteckt hat. Ich muss allerdings mal suchen gehen. Weil ich hab leider KA wo es liegt oder wie es heisst. Ist zwar ein bischen trocken geschrieben, aber die Info ist auf jeden Fall brauchbar.

Fatman

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #2 am: 27.11.2006 | 00:55 »
Wenn das Buch trocken geschrieben, aber dafür wissernschaftlich genug ist, um zitierbar zu sein, dann stört mich das wenig. Immerhin tue ich so, als würde ich diesen Unfug studieren...

Boni

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #3 am: 27.11.2006 | 01:07 »
Für Burgbaupläne kannst du mal nach Burgenlexika suchen. In Antiquariaten oder auf dem Billigtisch grösserer Buchhandlungen findet man sowas manchmal recht günstig. Da sind allerdings meistens nur Risszeichnungen der Mauern drin, für die Innenräume muß man dann sehen.

Als Plot würde ich wohl eher etwas abseits des eigentlichen Kampfgeschehens wählen. Zum Beispiel die Suche nach einem Verräter/Saboteur innerhalb der Burg. Die Kämpfe selbst arten in so einer Belagerung sicher zu sehr aus, um das im üblichen Kampfrunden-Rythmus durchzuspielen.

An Gemeinheiten haben beide Seiten ordentlich auswahl. Siedendes Öl und heißes Pech auf die Angreifer schütten, Leitern umstossen, sobald die Angreifer beinahe ganz oben sind.
Der Angreifer hat natürlich die besseren Optionen. Abgesehen von Beschuss der Mauern mit Katapulten und Kanonen kann man Brandgeschosse in den Hof feuern, um die Verteidiger zum Abzug von den Mauern zu zwingen. Kadaver in die Burg schleudern, damit es zu Krankheiten kommt bzw. Saboteuere einschluesen, um den Brunnen/die Zisterne zu vergiften, ist auch möglich.

Tunnel bieten auch schöne Ansätze: Während die Angreifer versuchen, die Mauern per Tunnel zum Einsturz zu bringen, bauen die Verteidiger Tunnel, um die der angreifer einstürzen zu lassen. Das kann als Spielsituation evtl. Interessant sein, wenn die Charaktere angestrengt lauschend im Tunnel sitzen und dabei raten, in welche Richtung die Angreifer jetzt graben.

Was die Spannungskurve angeht, bleiben dir wohl nur die Extrema Langeweile und Hochspannung. Entweder sitzen die Verteidiger auf der Mauer und warten, daß etwas passiert (während im Halbstundentakt Katapulte feuern), oder aber die Angreifer versuchen die Mauer zu erstürmen.

Offline Eismann

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #4 am: 27.11.2006 | 15:05 »
Moin

Burgen mit Fotos und Grundrissen bis zum Abwinken finden sich hier:
http://www.burgenwelt.de/
Google-Bildersuche und "Burg Grundriss" können aber auch helfen.

Das Thema Belagerung (grade auch bei DSA) hab ich hier ziemlich beackert, wenn auch mit einer Kleinstadt als Ziel. Falls das irgendwie weiter hilft.


Ciao,

 Eismann

Fatman

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #5 am: 28.11.2006 | 17:24 »
Nun, eines dweer Ziele des Abenteuerabschnittes soll es sein, die Kriegsbegeisterung der Helden und Spiewler deutlich zu dämpfen und aufzuzeigen, dass es in dem Konflikt in dem sie kämpfen nicht die "Guten" gibt, sondern beide Seiten sehrt, sehr ambivalent sind.
Daher wollte ich eher unappetitliche Szenen von beiden Seiten einbauen, bei den sich zeigt, dass die Verbündten der Helden nicht besser sind als die Belagerer. Was dann doch etwas anderes ist als Eismanns Army of Darkness Szenario.




Offline Edorian

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #6 am: 28.11.2006 | 19:14 »
Für Baupläne von Burgen bietet sich die omnipotente Bibliothek an oder auch das Internet, da müsste sich eigentlich was finden lassen zu den verschiedenen Burgentypen (von Wasser umgeben, auf Hügel, Plateau oder an Klippen).
Wenn du deinen Helden die ganz grobe Kelle (Gewalthaufen, sehr gut formuliert übrigens Mad Maik :)) geben willst, dann bieten sich hier die Abwehr von Saboteuren und Spionen an.
Man kann:
-versuchen, den Gegner zu bestechen
- ihm falsche Informationen zukommen lassen
- mehr oder weniger verzweifelte Ausfälle machen
- Entsatzstreitkräfte alarmieren
- "Brunnenvergiftung" generell (funktioniert in beide Richtungen, sogar ohne aktive Handlung -> katastrophale Hygieneverhältnisse)
- Rodungen rund um die Burg -> kein Baumaterial/ Deckung für den Angreifer
- Propaganda/ psychologische Kriegsführung (das dürften die Spieler als nicht "Gut" verstehen)

Für die unappetitlichen Szenen (ich nehme an, die Helden verteidigen, funktioniert aber letztlich auf beiden Seiten) bietet es sich an, z.B. die Auswirkungen des Hungers zu beschreiben:
- Tiere werden geschlachtet, die dafür garnicht gedacht waren (nachhaltige Zerstörung der Lebensgrundlage)
- Plünderungen von umliegenden Gehöften und Dörfern
- Folterungen von Gefangenen vor den Augen der anderen Partei
- die medizinische Notlage
- Moraleinbrüche durch Hunger, Krankheit und Selbstmordkommandos (so wurde Sold gespart)
Die Alten, Schwachen, Kinder und Frauen wurden bei zu großer Not vor die Mauern getrieben, in der Hoffnung, dass der Feind sie ziehen ließe und so die eigenen Vorräte geschont würden.
Himmel, je länger ich darüber nachsinne, desto mehr Ideen habe ich >;D
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Boni

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #7 am: 28.11.2006 | 19:24 »
Nun, eines dweer Ziele des Abenteuerabschnittes soll es sein, die Kriegsbegeisterung der Helden und Spiewler deutlich zu dämpfen und aufzuzeigen, dass es in dem Konflikt in dem sie kämpfen nicht die "Guten" gibt, sondern beide Seiten sehrt, sehr ambivalent sind.

Dann sollten sie vor Beginn der Belagerung vielleicht Zeugen werden, wie die Verteidiger die umliegenden Dörfer ausplündern um Vorräte anzulegene und eben jene Dörfer niederbrennen, damit der Feind kein Dach über dem Kopf hat.

Offline Dorwagor

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #8 am: 28.11.2006 | 22:29 »

Wenn man von kleinen Burgen und einer nicht sehr großen Angreiferzahl ausgeht, war es fast unmöglich, die Burg zu erobern. Die Belagerten wurden ausgehungert, und die Erfolgsaussichten hingen, wie MadMalik schon beschrieben hat, vor allem von der Versorgung der beiden Parteien und Hilfe von aussen ab.
Dadurch können sich natürlich sehr unschöne Szenen ergeben:
- Die Toten werden vom Galgen geschnitten (Kanibalismus)
- Frauen und Kinder werden zwischen der Burg und den Belagerern hin und her geschickt, weil niemand sie versorgen kann --> Verendung unter Qualen an den Burgmauern.
- Futterneid --> Leute schlagen sich gegenseitig für ein bisschen Brot tot.
Außerdem kommt natürlich noch viel Gestank, Kälte, Krankheit dazu, um die Sache abzurunden.  >;D
"...und der Tod
warf die Sense weg
und stieg auf den Mähdrescher,
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Offline [tob]ias

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #9 am: 29.11.2006 | 10:20 »
Wir haben so ein Setting vor einigen Jahren auch mal gespielt und ich würde es als "schwierig" einordnen. Und zwar, weil die Spieler in einer Situation festsitzen und nicht viel tun können. Das Bedürfnis der Handlungsfreiheit wird nicht befriedigt, die Spieler fühlen sich eingengt (nicht die Charaktere, wie es sein sollte). Das irgendwie etwas zu umgehen wird schwierig sein.

Vielleicht kann man der Gruppe innerhalb der Burg Aufgaben zuweisen. Seien es einige "gewöhnliche" Quests (ein Detektivabenteuer?) oder vielleicht bekommen sie ja sogar einen eignene Mauerabschnitt zugeteilt. Womöglich weil die Zunft, deren Aufgabe die Instandhaltung eines solchen war, sich beim Anzeichen eines Krieges rar gemacht hatoder Ähnliches. Oder man räumt die Möglichkeit ein, ein Katapult zu fertigen oder gleichen. Aber da fällt dir sicher was ein :).
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Offline Vanis

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #10 am: 29.11.2006 | 15:50 »
Fürs Rollenspiel fand ich das Buch der Burgen sehr gut. Sind eine Menge Burgpläne mit dazugehörenden kleinen Dörfern drin. Ist eigentlich für Harnmaster, eines der "mittelalterlichsten" Rollenspiel, die ich kenne. Kommt ohne Werte aus, einfach nur schöne Beschreibungen mit farbigen Karten im Buch und schwar-weiß Blätter als Handouts (auf denen dann für die Spieler nicht mehr alles drauf ist).

Allgemein würde ich an Motiven bringen:
- Wasser- und Nahrungsmittelknappheit: Das zwingt die Belagerten zum handeln. Die Belagerer könnten versuchen, den Brunnen (oder ähnliches) zu vergiften. Es könnte also zu einem unterirdischen Kampf, einmal ums Wasser, dann aber auch um geheime Zugänge zu der Burg kommen
- Intrigen in der Burg: Anknüpfend an vorigen Plot könnten die Belagerer auch Kontakt mit Leuten aus der Burg aufnehmen. Kann ruhig auch offen geschehen (Katapultladung mit Flyern   ;)). Natürlich würde niemand auf Dinge eingehen wie: Verrate uns den Zugang und du bekommst die Freiheit und einen Haufen Geld. Aber es wird Misstrauen gesät. Wem kann man noch vertrauen?
- Machtkämpfe: Der Komandant der Burg könnte auf die Idee kommen, dass der Adlige der Burg kein guter Feldherr ist und eine Machtübernahme vorbereiten. Um die Spieler schön in eine moralische Zwickmühle zu bringen, sollte der Komandant sogar in einigen Punkten recht haben. Vielleicht ist der Adlige ja wirklich eine Null. Rechtens wäre es aber dennoch nicht...Aber wenn es Leben rettet...könnte man doch den Komandanten unterstützen
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Offline Suro

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #11 am: 30.11.2006 | 16:37 »
Hier in diesem Thread ging es auch um Grundrisspläne, meine ich mich zu erinnern.
Suro janai, Katsuro da!

MadMalik

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #12 am: 30.11.2006 | 20:30 »
Leider finde ich das Buch im moment nicht, aber ich kann ein paar Fiesheiten so aus dem Kopf. Da war zB das Anti-Personen Minen Equivalent. Ein Pfahl wird gänzlich in den Boden gerammt, an seiner Oberseite befindet sich ein spitzes Eisen mit einem Wiederhaken. Rennt man drüber reisst man sich den Fuss weg. Der "Wassergraben" sollte man vieleicht auch nicht so darstellen wie in Ritterfilmen der 50/60er, sondern ihn mit Exkrementen und Dreck füllen, so dass sich da so schnell niemand drüber wagt. Spitze Pfähle an den Ufern tun das ganze nochmal steigern, natürlich im Idealfall unterhalb der Oberfläche. Ansonsten, alles was brennt ist gut, wobei man nachts ruhig auch mal konventionelle Pfeile feuern darf, die sieht man nämlich dann nicht, bzw schwer, und dann werden die Schilde das erstemal nicht gehoben. Das macht dann einen bleibenden Eindruck. Ansonsten als belagerte wäre dann noch die möglichkeit, die Belagerer rein zu lassen, sie die Weinkeller blündern zu lassen, und dann wieder raus zu schmeissen. Die Frankfurter können davon ein Liedchen singen.  >;D

Offline Timo

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #13 am: 30.11.2006 | 23:25 »
@MadMalik
Ernsthaft?  ???
"The bacon must flow!"

Fatman

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #14 am: 1.12.2006 | 17:05 »
Inzwischen steht der Schauplatz etwas: Die Burg liegt auf einer Landzunge an einem stark mäanderndem Fluss, durch einen Wassergraben auf einer Art künstlichen Insel. Die Burg ist nicht sonderlich groß, und hauptsächlich "nach vorne" abgesichert. Nach hinten, also zur Flussseite gibt es weniger Türme und die Mauer ist ein ganzes Stück niedriger. Zur Uferseite hin sind die Mauern höher und werden zudem von zwei großen Türmen behütet.  Das Tor kann nur über eine Zugbrücke erreicht weerden und wird zudem durch zwei Fallgitter verstärkt. Ein zweites, kleines Tor zur Flusseite dient zur Abfertigung von Flusskähnen, endet aber direkt am Wasser.

-Der Boden ist relativ weich und sumpfig, was alle Formen von Ausschachtungsabbeiten enorm erschwert. Ein Unterminieren der Mauern wird daher kaum eine größere Rolle spielen.
-Die Burg liegt stromabwärts einer mittelgroßen Stadt und eines halben hundert Siedlungen. Will heissen: das Wasser des Flusses trinkt nur, wer eine  Durchfallerkrankung bekommen möchte. In der Burg wurde daher eine Zisterne angelegt, um eine Versorgung mit Frischwasser zu gewährleisten. Jetzt im Frühsommer ist diese aber nur halb voll.
-Die Belagerer sind zwar in einer deutlichen Überzahl (10:1 bis 15:1, stehen aber unter Zeitdruck, weil durchaus Entsatz für die Burg kommmen könnte. Die allgemeine politische Lage ist gerade derartig undurchschaubar, dass fremde Reiter auch als eigener Entsatz kommen könnten.
-Die Burg ist halbwegs gut auf eine Belagerung eingestellt, aber der kommende Winter wird hart, da entschieden zu viele Tiere geschlachtet wurden, um Vorräte anzulegen. Die Belagerer sind darauf angewiesen, Plündertrupps auszuschicken um Vorräte zu sammeln. Dies vorraussehend hat der Burgherr sämtliche Felder abbrennen lassen und alles Vieh in der zusammen getrieben. Viele der örtlichen Bauern sind daher auf der Flucht.

Grober Ablaufplan:
Die Belagerer kommen an und besetzen das Umland der Burg. Man beginnt mit dem Bau von Belagerungsgeräten: großen Setzschilden, einem Tribok und einer Sturmramme.

Unter der Deckung von Bogenschützen und großen Setzschilden wird begonnen, den Wassergraben vor dem Tor aufzufüllen.

Die Helden werden vom Burgherr damit beauftragt, die Wasservorräte der Belagerer mit Scheisse zu strecken, um Krankheiten unter den Belagerern zu sähen und den fast fertig gestellten Tribok zu sabotieren.

Der Burggraben ist weit genug aufgefüllt, um mit einer Sturmramme vor das Tor zu fahren. Der erste Sturm auf die Burg beginnt. Die Helden dürfen sich was ausdenken, wie sie die Sturmramme aufhalten (was ich meinen Leuten durchaus zutraue). Die Belagerer holen sich eine blutige Nase und ziehen sich zurück.

Der Tribok wird fertig gestellt, der Beschuss der Burg beginnt.

Verbündete Reiter kommen von Süden, was der Burgherr als Anlass für einen Ausfall nimmt. Blutiges Gemetzel: Zwar kann der Tribok mitsamt Baumeistern vernichtet werden, aber die Verbündeten müßen fliehen und der Burgherr wird gefangen genommen. Das Kommando übr die Burg obliegt nun den Helden (das wird vielleicht etwas kritisch, aber ich will es auf das Experiment ankommen lassen, den Spieler mal das Kommando über eine Burg samt Besatzung zu überlassen- daher erde ich mir ab jetzt auch keine Aktionen der Verteidiger überlegen, dass dürfen die dann selber machen).

Der Oberbelagerer droht nun jeden Tag damit, den Burgherren zu hängen, wenn die Burg nicht übergeben wird, tut es aber letztendlich nicht.

Der Oberbelagerer bietet sehr gnädige Kapitulationsverhandlungen an; das Wasser in der Zisterne wird langsam knapp.

Ein göttliches Wunder (oder so): Ein heftiger Regensturm zermübt die Belagerer in ihren Zelten und versorgt die Burg mit neuem Wasser.

Rund die Hälfte der Belagerer zieht ab; es bleibt nur eine Garnison zurück, die zwar den Verteidigern zahlenmässig immer noch weit überlegen ist, aber bei weitem nicht genug Leute um die Burg zu erstürmen- wohl aber um sie auszuhungern.

Der Rest der Belagerer zieht stromaufwärts und beginnt, den Fluss aufzustauen.   

Der Wasserspiegel des Flusses beginnt zu sinken; an beiden Ufern sammeln sich die Belagerer. Zweiter Sturm auf die Burg- und wer letztendlich siegreich bleibt hängt davon ab, was die Helden tun.


Klingt das soweit halbwegs spannend?
Klingt das


IDA-eSeL

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #15 am: 8.12.2006 | 17:27 »
und ich würde es als "schwierig" einordnen. Und zwar, weil die Spieler in einer Situation festsitzen und nicht viel tun können. Das Bedürfnis der Handlungsfreiheit wird nicht befriedigt, die Spieler fühlen sich eingengt (nicht die Charaktere, wie es sein sollte). [...]
Vielleicht kann man der Gruppe innerhalb der Burg Aufgaben zuweisen. Seien es einige "gewöhnliche" Quests (ein Detektivabenteuer?) oder [...]

Ich persönlich habe auch einen Belagerungsplot im nächsten Abenteuer anstehen, und ich habe ziemlich penibel drauf geachtet, die Stadt, ihre wichtigeren Bewohner (was machen die??) und Orte etc. genau zu kennen! Wenn die Spieler (nicht die SC...) sich langweilen, was beim Zermürbe-Spiel einer Belagerung leider in der Tat manchmal schwierig zu vermeiden ist, kommen sie u.U. auf komische Ideen, wohin sie gehen wollen... Außerdem muss man die geringere "Substanz", wenn man nur genau 1 Ort zur Verfügung hat, ja irgendwie ausgleichen...  ;) Kommt halt drauf an, wie straff Du Deinen Ablauf durchziehst!

Noch ein paar Vorschläge für Sub-Plots: Bündnispolitik (NSC "bearbeiten", Steilvorlage (ok, nur Fantasy, nicht Mittelalter): Herr der Ringe), und wenn Du kaum Magie verwenden willst, was glaubst Du, wie wertvoll jeder Fitzel davon plötzlich wird... (Heiltränke gehen in der Masse womöglich unter, aber - wieder Steilvorlage: Herr der Ringe - den Ring für Gondor einsetzen...?!), überhaupt Inflation, was ist das Gold noch Wert, und was ist der Tausch einer Wachschicht wert...)

Viel Spaß!  :d
« Letzte Änderung: 8.12.2006 | 17:30 von IDA-eSeL »

Offline Edorian

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #16 am: 18.12.2006 | 22:48 »
IDA-eSeL sagt's danz richtig: die Beschränkung auf einen Ort muss nicht zwingend dafür sorgen, dass es den Helden (den Spielern) langweilig wird. Schließlich hat man so mal richtig viel Zeit, einander in die Seele zu blicken, sich kennen zu lernen und aus dem tiefsten Inneren zu schöpfen... wieso muss ich jetzt an eine elend lange Fahrt mit dem Auto denken?  :D
Nein, ernsthaft. Das Setting gefällt mir mittlerweile gut genug, um es selbst mal zu probieren, auch wenn es eine recht straffe Leitung erfordert, um nicht unsinniges Abschweifen zu vehindern.
Zitat
überhaupt Inflation, was ist das Gold noch Wert, und was ist der Tausch einer Wachschicht wert...
Vorallem dann, wenn durchsickert, dass der Feind morgen früh seine Geheimwaffe auspacken will? Gerüchte können hier Wunder an der Handlung bewirken. Es erfordert lediglic, dass deine Spieler nicht darauf beahrren, dass es immer super spannend durch Kämpfe bleibt.
Viel Glück :)
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Offline Opthalamia

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #17 am: 19.12.2006 | 00:53 »
Was erwarten Deine Spieler üblicherweise?

Hat einer Angst vor dem Tod? Dann lass mal Soldaten panisch vor Angst werden...
Suchen Sie lieber den Kampf? Ein kleines Wortduell um einen Feind herauszufordern, das Duell muss nicht stattfinden. entweder ein bissl pöbeln ala Ritter der Kokusnuss oder einfach nur einen neuen Feind schaffen. Evtl. verplappert sich der Belagerer und protzt mit der Belagerungswaffe die grade gebaut wird.
Schleicher anwesend? Evtl versucht die Gruppe ja mal ein Ugebungserkundung oder versucht Hilfe herbeizuholen. Dinge wie verkleiden und Nachts abseilen + Versuchen als Belagerer dazustehen sollten klappen.
Plotfremde Elemente erwünscht? Eine Liebesgeschichte während einer Belagerung, völlig unromantisch als Ironie des Schicksalsevtl. mit rienem Fluchthintergedanken. Gelegenheit macht Mörder. Händler suchen Hilfe oder Gegner für das perfekte Geschäft mit der Angst. Ein Dieb sitzt mit seiner Wertvollen beute fest. Nahrungsmitteldiebstähle, etc.
Sonstige Feinde aus anderen Gründen innerhalb der Mauern? Sind schon welche vorhanden? Dann sollte der Heerführer natürlich strikt gegen Auseinandersetungen innerhalb der Burg sein + angiften + Duellabsprache
Jemand paranoid? Perfekte Situation. Natürlich hat jeder, der "angeblichen" Verrat an den Belagerten ausübt auch irgendeinen Dreck am Stecken, nur halt anderen als der Spieler ihm unterstellt.

Ganz grob: Nutze die allgemeine Todesangstatmosphäre für etwas unwirkliche Situationskomik und die Spieler sollten mehr Angstflair verbreiten als ein SL das könnte. Spieler die Angstflairimmun sind solltest Du durch Nebenplots vom Kämpfen abhalten, allerdings nicht zulange.

Sorg am besten für 3-4 Nebenplots gleichzetig, dann haben die Spieler keine Zeit um über ihren eingeschränken Bewegungsspielraum nachzudenken.


IDA-eSeL

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #18 am: 19.12.2006 | 15:43 »
Es erfordert lediglic, dass deine Spieler nicht darauf beahrren, dass es immer super spannend durch Kämpfe bleibt.
Viel Glück :)

Wenn Du wüsstest... Die neu entstandene Gruppe hat exakt NULL richtige Kämpfer. ;D Alle von Opthalamia genannten Aspekte hauen da noch mal stärker rein, weil der Fokus ziemlich komplett weg vom Kampf ist. :) Und sie haben als Gruppe halt noch mal mehr Angst, in Nahkämpfe verwickelt zu werden! Zumal unser Magiesystem zwar alles mögliche tut - aber nicht schnell. >;D

Offline Boba Fett

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #19 am: 19.12.2006 | 16:57 »
Wenn Du wüsstest... Die neu entstandene Gruppe hat exakt NULL richtige Kämpfer. ;D
Alle von Opthalamia genannten Aspekte hauen da noch mal stärker rein, weil der Fokus ziemlich komplett weg vom Kampf ist. :)
Und sie haben als Gruppe halt noch mal mehr Angst, in Nahkämpfe verwickelt zu werden!
Ihr wollt diese aber in eine Kriegssituation setzen.
Warum? Sadismus? ;)
Oben im Eingangthema wird noch nach taktischen Situationen gefragt und jetzt hat dir Gruppe Angst vor Nahkämpfen.
Was soll denn dann so ein Abenteuerinhalt? Die Bühne sollte den Rollen gerecht werden, oder?

Es gibt sicherlich Szenen für eine Nicht-Kämpfer gruppe.
Wie wäre es mit einem Verräter? Wer öffnet nachts die Tore?
Vergiftetes Wasser? Wer wars?
Wer hat das Feuer gelegt?
Ein vergessener Geheimgang muss gefunden werden.
Zwei rivalisierende Burgdamen müssen befriedet werden, damit deren Zwist nicht einen Bruderkampf zwischen den Burgbewohnern auslöst (weil ihre Freier die beiden Hauptmänner sind und die Weibsen den Krieg über diese beiden austragen).
Ansonsten könnte der Waffenstillstand ausgehandelt werden müssen,
eine wichtige Person aus der Burg geschmuggelt werden,
ein Artefakt in die Burg geschmuggelt werden,
geklärt werden müssen, wie der Fluch zu brechen ist, der den Kampfverlauf so schwierig werden lässt
und natürlich müssen jede Menge Verbände gewechselt und Gräber geschaufelt werden...
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

IDA-eSeL

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #20 am: 19.12.2006 | 17:23 »
Ihr wollt diese aber in eine Kriegssituation setzen.
Warum? Sadismus? ;)
>:D
Zum Teil. Zum Teil aber auch, weil wir wirklich ´n anderen Fokus auf die Geschehnisse der Stadt haben und das Spiel zwischen den Chars und mit den Stadt-NSC wichtig ist; das Fehlen richtiger Kämpfer war jetzt kein wirkliches Versehen.

Oben im Eingangthema wird noch nach taktischen Situationen gefragt und jetzt hat dir Gruppe Angst vor Nahkämpfen.
Was soll denn dann so ein Abenteuerinhalt? Die Bühne sollte den Rollen gerecht werden, oder?

Ok, vom Taktischen zu Anfang des Threads bin ich etwas abgekommen, und ´ne BURG war mein Thema auch nicht mehr, sondern ´ne Stadt. Fand das Thema war eng genug verwandt?
Ja, wie gesagt, es gibt noch viel anderes in der Stadt. Da min. 1 Spieler hier potentiell mitliest, könnt ich das aber erst 2007 posten. Sagen wir mal, die Aspekte wurden hier schon grob genannt und eins der größeren Oberthemen wird "Spionage-Abwehr". ;)  (Wenn die SC sich für diesen Teilplot entscheiden, es gibt mehrere zur Wahl, die parallel laufen.) Das geht auch in der o.g. BURG und ist kompatibel zu Taktik-Einsätzen. Verbände wechseln und Personenschutz (in spe) gehören auch dazu, aber jetzt verderbe ich Imiri vielleicht schon in Ansätzen den Spaß, also brems ich mich mal. ;)

Offline Opthalamia

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #21 am: 19.12.2006 | 17:32 »
Bei einer Belagerung gibt es doch immer genug Soldaten auf beiden Seiten, das ist also nichts, was die Gruppe zwangsläufug mit ausfüllen muss. Andererseits verhalten sich fats alle Wesen in solch einer Kriesensituation anders, von daher kann der Zustand auch sehr gut als Setting benutzt werden. Nichts anderes habe ich vorgeschlagen... mach die Belagerung zum Metaplot.

IDA-eSeL

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Re: Burgbelagerung
« Antwort #22 am: 19.12.2006 | 17:38 »
Bei einer Belagerung gibt es doch immer genug Soldaten auf beiden Seiten, das ist also nichts, was die Gruppe zwangsläufug mit ausfüllen muss. Andererseits verhalten sich fats alle Wesen in solch einer Kriesensituation anders, von daher kann der Zustand auch sehr gut als Setting benutzt werden. Nichts anderes habe ich vorgeschlagen... mach die Belagerung zum Metaplot.

Schätze, wir haben aneinander vorbei geredet - ich hab es genau so gemeint. :) Die SC werden nur indirekt von der Taktik betroffen, da hatte Boba recht, ich war etwas vom Thema abgedriftet. *unschuldigguckt* Die "seelischen" Vorgänge in der Stadt sind für das "Abenteuer" und für die SC/Spieler der Fokus. Inwieweit sie sich wo wie involvieren, entscheiden die Spieler selbst, aber "Fronten" zum "kämpfen" gibt es da auch innerhalb der Mauern genug.