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Ist D&D kein Rollenspiel?
Alexandro:
--- Zitat von: D. Athair am 26.03.2021 | 12:45 ---... kodifizierte Handlungen, die als crunchy bits daher kommen, können - nach meiner Erfahrung - sehr effektiv Rollenspiel behindern.
Gerade in Spielen wie Pathfinder, Shadowrun oder bei Genesys kommt man schnell in die Situation, dass eine Spielerin eine Aktion beschreibt und man als Spielleitung dann nur sagen kann: "Nach den Regeln bräuchtest Du dafür das Feat X oder die Spezialfähigkeit Y ..."
--- Ende Zitat ---
Persönlich finde ich das gar nicht sooo schlimm.
Schlimmer finde ich, wenn der SL sagt "Würfel mal mit einem W20 gegen DC 30... ach, und du bekommst noch einen Abzug von -45, weil du kein entsprechendes Ausbildungstalent hast".
Beide Varianten haben das selbe Ergebnis (Leute ohne Ausbildung schaffen es nicht, die Handlung durchzuführen), aber die erstere Variante ist imo ehrlicher in dieser Hinsicht.
Runenstahl:
Ja D&D hat andere Prioritäten als "Charakterspiel". Das heißt aber weder das man das nicht trotzdem machen kann, noch das die Regeln NUR aus Kampfregeln und Crunch bestehen.
Gerade bei D&D 5e hat man sich ein wenig vom eher abstrakten Gesinnungsystem entfernt (es spielt im Spiel praktisch keine Rolle mehr) und dafür Regeln mit reingenommen die durchaus Regelseitig das Rollenspiel belohnen (Personality / Inspiration).
Hinzu kommt das die neue Vor-/ Nachteil Mechanik es leichter macht besondere Situationen zu Hausregeln weil man nicht mehr überlegen muß ob das nun ein -2, ein -5 oder ein -15 Abzug ist.
nobody@home:
--- Zitat von: D. Athair am 26.03.2021 | 12:45 ---Von der Sicht der Dinge bin ich mittlerweile ganz abgekommen.
Spielwerte müssen nicht deskriptorisch sein. Tatsächlich war der Versuch von DSA 4 einen Charakter sehr deutlich über Spielwerte und Fertigkeiten wie "Töpfern" abzubilden etwas, was das Spiel unglaublich sonderregellastig und zäh gemacht hat.
Oder: 3.X/Pathfinder, Shadowrun und DSA 4 sind für mich DIE klassischen Beispiele, die zeigen, dass die Vernüpfung von Barbie-Spiel und Regeln letztlich dem Spiel eher nicht helfen.
--- Ende Zitat ---
Ich denke, da hast du mich buchstäblich falsch verstanden, oder ich habe mich alternativ bei meinem Post vor einem Jahr nicht so klar ausgedrückt, wie ich es vielleicht hätte tun sollen: mir geht's tatsächlich bei diesem "Mini-Test" ganz konkret darum, wieviel mir das Standard-Charakterblatt so darüber sagt, wer der Charakter eigentlich ist (also gewissermaßen das, was bei in Abenteuern und anderem Material zu 08/15-"Standardrollenspielen" vorgestellten Figuren für gewöhnlich gerade nicht bei den Werten selbst, sondern bestenfalls nur im Begleittext steht) -- und eben nicht einfach bloß über das, was er kann. Auskünfte zu letzterem Thema alleine helfen mir nämlich wirklich nicht großartig dabei, "rollenspielerischen" Zugang zum Charakter als Person zu finden.
Runenstahl:
...und genau das kann D&D mit seinen "Personality Traits", "Bonds", "Flaws" und "Ideals" jetzt leisten. Das ist zwar nur rudimentär, aber dennoch ein fester Bestandteil der Regeln. Anders als z.B. Feats die nur Optional sind.
D. M_Athair:
--- Zitat von: nobody@home am 26.03.2021 | 13:06 ---Ich denke, da hast du mich buchstäblich falsch verstanden, oder ich habe mich alternativ bei meinem Post vor einem Jahr nicht so klar ausgedrückt, wie ich es vielleicht hätte tun sollen: mir geht's tatsächlich bei diesem "Mini-Test" ganz konkret darum, wieviel mir das Standard-Charakterblatt so darüber sagt, wer der Charakter eigentlich ist [...]
--- Ende Zitat ---
Ja ganz so hatte ich deinen Beitrag nicht verstanden. Aber auch nicht ganz anders.
Ob Connections oder Hobby-Fertigkeiten wirklich was darüber sagen, wer ein Charakter ist oder eben nicht ... hängt auch sehr daran, was man als "persönlichkeitsdefinierende Merkmale" ansieht. Im realen Leben ... hängt einerseits viel mehr Identifizierung an Kategorien wie Geschlecht oder Beruf als die Meisten glauben und andererseits lassen sich Motivationen, Weltbilder, Einstellungen, Handlungslogiken ... generell nicht besonders gut in Spielwerten abbilden. Das gilt selbst für Spiele, die so Zeug wie Passionen und soziale Verbindungen (Kulte) nutzen - wie das z.B. Mythras tut. Selbst da bleibt es meist holzschnittartig. Bei Pendragon oder auch bei pbtA-Spielen dasselbe.
Für mich ist es so, dass man eine Persönlichkeit v.a. assoziativ erfasst ... und ich bin mir da nicht sicher, wie ein klassischer Charakterbogen darin systemisch einen guten Job hinbekommen kann. (Oder: Wie sichergestellt werden kann, dass beim Lesen eines ausgefüllten Charakterbogens ... verschiedene Leser.innen zu einem ähnlichen Bild kommen. Denn das wäre ja der Anspruch, wenn Begleittext ersetzt werden soll.)
Wenn es "nur" darum geht ... die eigene Phantasie anzuregen oder eigene Assoziationen (nicht reproduzierbar) hervorzurufen ... und sich darüber ein Bild von einer Spielfigur zu machen ... dann hat man doch wieder das Problem, dass für unterschiedliche Menschen Unterscheidliches funktioniert oder nicht funktioniert.
... soviel theoretische und erfahrungsbasierte Überlegungen dazu. Grundsätzlich verstehe ich schon was du ungefähr meinst.
Jedoch halte ich die Frage, wie sich Persönlichkeit generalisierbar in Charakterbögen abbilden lässt, für nicht trivial.
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