Autor Thema: Soziale Begegnungen ausspielen?  (Gelesen 18880 mal)

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Offline Tantalos

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #25 am: 5.01.2008 | 22:12 »
Ich weiß nicht wo er das gesagt hat, aber dann stimme ich ihm zu - ich würde auch wenn Spieler indirekte Rede benutzt das als auspielen bezeichnen...

Edit: ich geb auch noch ein Beispiel -
Zwei Runner verhören ein Streetgang Mitglied. Sie brüllen ihn an und Ohrfeigen ihn und machen sonstwas... grundsätzlich reicht mir da völlig indirekte Rede. Müssen ja nicht die Nachbarn klingeln.
« Letzte Änderung: 5.01.2008 | 22:15 von J:Jack »
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Kinshasa Beatboy

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #26 am: 5.01.2008 | 22:15 »
Kurz wieder runterkommen, Leute. Wenn ich es richtig begriffen habe, gibts hier einfach vollkommen inkompatible Vorstellungen vom Begriff. Mein Verständnis war bislang auch immer, dass das "Ausspielen" einer Szene direkte Rede beinhalten muss und quasi das Gegenteil einer im Zeitraffer behandelten Szene darstellt. So hat das wohl auch Falcon gemeint, scheint mir.

Settembrini beharrt offenbar darauf, dass Ausspielen zwingend als Herausforderung aufzufassen ist, die mit den Mitteln des Spiels zu lösen ist. Direkte Rede ist dabei nur die Kür, keineswegs die Pflicht. Das scheint mir intuitiv die weniger verbreitete Perspektive zu sein, lässt sich dafür aber durch Hinweis aufs "Spielen" ebenfalls und vielleicht sogar besser begründen.

Schlage zur Klärung vor, dass wir beide Sachverhalte in diesem Thread einfach trennen und uns bei Verwendung jeweils auf eine der beiden Deutungen beziehen. Vielleicht wäre am sinnvollsten, wenn Evil DM als Threadstarter kurz erläutert, was er gemeint hat.

Offline Tantalos

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #27 am: 5.01.2008 | 22:22 »
Ich glaube grundsätzlich ging es gar nicht um die Definition von "Ausspielen" oder wer das wie versteht, sondern um eine Sammlung von Mechaniken, die eine soziale Situation besser oder komplexer auflösen als ein DnD-typischer erinfacher Wurf auf einen sozialen Skill. So hab ich den Startpost zumindest verstanden.
-Allerdings fällt mir dazu jetzt auf, das der Threadtitel etwas wischiwaschi formuliert ist.
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Offline Settembrini

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #28 am: 5.01.2008 | 22:27 »
"Wie fit ist denn Trader Joes Schiff?"

<<Wißt ihr nicht>>

"Wir gehen dran vorbei, am Raumhafen"

<<Sieht runtergekommen aus, er tankt unraffinierten Treibstoff, aber seine Filteranlage ist ausgebaut, das seht ihr an den verschweißten Ansaugstutzen>>

"Laßt es uns mit Geld probieren."

"Wir suchen Trader Joe."
<<Schnell findet ihr in, beim inserieren an einem Terminal>>

"Ich sprech ihn an, und sage zu ihm, daß seine Probleme vorbei sind."
"Genau, ich stell mich dazu, meine "heute ist dein Glückstag", und wedele mit dem Credstab."

<<Trader Joe ist verunsichert und windet sich aus eurer Umkreisung, scheint aber interessiert>>

"Ich sage ihm, was wir wollen, ohne den Grund zu verraten."

<<Ist das nicht illegal?, meint er.>>

"Ach Quatsch, ich beruhige ihn, wir wollen ja nur hinter ihm stehen."
"Genau, wenn er halt reinguckt in sein Logbuch, stehen wir ausversehen dabei."

<<Wieviel bietet ihr ihm?>>

"Was kostet eine Filteranlage?"

<< 30.000 Credits neu, 10.000 gebraucht>>

"Na das doppelte."
"60 MILLE!?!!?!"
"Nee, ich meine 20."
"Immer aast du so mit unserem Zaster rum."

<<Trader Joe willigt ein, ihr trefft euch bei seinem Schiff.>>

"Wußte ich´s daß wir ihn so kriegen. "Dein Schiff wird glänzen wie neu!""
"Ich mache Photos vom Bildschirm mit meinem Notputer."

<<Der Spaß dauert etwa zwei Stunden. Was macht ihr mit den Informationen?>>

...
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Surreal

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #29 am: 5.01.2008 | 23:39 »
Also so würde mir das keinen Spaß machen.
Das wird viel zu schnell abgehandelt. Mein SL würde uns die Suche nach Trader Joe ausspielen lassen (Leute fragen, wo er ist, und zwar in direkter Rede) und beim Schiff hätten wir erstmal schätzen müssen, ob es fit ist, nicht einfach so gesagt kriegen.
Und die 'mein Char' oder 'ich sage' Formulierung gibt es bei uns schon gar nicht, da redet man einfach in direkter Rede mit dem NSC.

Ludovico

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #30 am: 5.01.2008 | 23:42 »
Das ist ein Extrem (und dann noch indirekte Rede. Brrr!).
Das andere ist, dass man ein paar mal würfelt und das Ergebnis zu hören kriegt, was dann zwar sehr zeitsparend, aber wenig stimmungsvoll ist.

Es gilt also bei klassischen Systemen die Mitte zu finden aus Würfeln und Ausspielen.

Systeme, bei denen Soziales wie Kampf gleich behandelt werden, halte ich da für sehr gut, weil sie ziemlich gerecht sind und dem Sozialen den gleichen Stellenwert wie dem Kampf geben (insbesondere Spirits of the Century fand ich da sehr geil), was gerade in klassischen System wie bei D&D oder DSA ja gerade nicht der Fall ist.
« Letzte Änderung: 6.01.2008 | 00:18 von Ludovico »

oliof

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #31 am: 5.01.2008 | 23:48 »
Das fällt für mich deutlich unter "ausgespielt". Als Beispiel aus der hohlen Hand sauber. Und wenn Trader Joe nur ein Nebenschauplatz ist, genau mit genug Aufwand.

Und nun wieder zurück zum Thema?

Offline 1of3

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #32 am: 6.01.2008 | 00:41 »
Zitat
Der Begriff 'Ausspielen', kommt vom Kartenspiel

Sag ich mal: Beweise auf den Tisch.

Könnte auch ne ganz andere Etymologie haben.

Offline 1of3

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #33 am: 6.01.2008 | 00:49 »
Analoge Präfixwahl?

Aussprechen -> Ausspielen.



Offline 1of3

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #34 am: 6.01.2008 | 00:54 »
Achso, du möchtest einen Rollenspiel-Begriff haben, der nicht aus Theater oder Kartenspiel kommt?

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Offline Pilger

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #35 am: 6.01.2008 | 01:10 »
Erstmal kurz noch weg vom Ursprung der Bezeichnung Ausspielen in Zusammenhang mit Rollenspiel.

Ich selbst lasse eigentlich soziale Konflikte meistens ausspielen, aber das ist eine persönliche Vorliebe und kommt daher, dass ich mit den NSC direkt auf die Spieler reagiere, statt den Ausgang des Gesprächs mit einer einfachen Probe ermittlen zu lassen. Dennoch ist diese Methode nicht ideal, bevorzugt sie ja - wie schon Vorposter anmerkten - ganz klar den redegewandten Spieler und belohnt keine Charakterwerte und social skills.
Eine reine Würfelmechanik finde ich aber auch zu abstrakt - wenn ich zu solchen Mitteln greife, wird vorher trotzdem meist "ausgespielt" und an Hand des Gesprächsverlaufs und seiner Inahlte die abschließende Probe mit Boni oder Mali versehen.

Und@Ausspielen: Das Wort kommt offenbar echt nur bei den Kartenspielen noch vor, dennoch habe ich diesen Begriff schon vor Jahrzehnten im Rollenspiel benutzt, ohne ihn daher abzuleiten, sondern einfach, weil dieser Begriff imo wohl die bezeichnenste Formulierung in deutscher Sprache für diese Art von spielerischer Tätigkeit ist.
« Letzte Änderung: 6.01.2008 | 01:14 von Pilger »

Offline 1of3

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #36 am: 6.01.2008 | 01:23 »
Ich frage mich ob Du eine Bedeutung des Wortes Ausspielen kennst, die nicht aus dem Kartenspiel kommt und erklärt, was die Bedeutung des Wortes ist, weil Du meine analoge Begründung angezweifelt hast.

Nein. Muss ich auch nicht, denn das Wort kann von irgendwelchen Rollenspielern spontan gebildet worden sein, aus dem Morphem "aus" und dem Morphem "spielen".

Was "spielen" bedeutet, ist recht klar, an "aus" muss man sich rantasten. Viele entsprechende Komposita scheinen mir etwas mit Bekanntmachen zu tun zu haben (aussprechen, ausdrücken, ausrufen). Dann gibts noch solche, die in Richtung einer Ergebnisfindung gehen (auswählen, ausbaldowern, ausdiskutieren).

Ich bin ja mit dir auch einer Meinung, aber du kannst nicht einfach sagen, dass irgendein Wort irgendwas mit Theater oder Kartenspiel zu tun hat.
« Letzte Änderung: 6.01.2008 | 01:38 von 1of3 »

Offline Tequila

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #37 am: 6.01.2008 | 02:24 »
Was spricht dagegen, einen sozialen "Konflikt" in Game auszuspielen, dabei aber als SL die Social Skills der Charaktere zu berücksichtigen.  So halte ich es jedenfalls seit Jahren. Ich lasse die NSCs eben je nach Social Skills der Charaktere reagieren, dennoch müssen diese es wirklich ausspielen, und zwar in direkter Rede. Die Social Skills beeinflussen in dem Sinne die Grundstimmung des NSC, das erfordert zwar ein wenig Fingerspitzengefühl, aber es funktioniert für uns.

 

Offline 1of3

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #38 am: 6.01.2008 | 02:29 »
@ 1of3:
Dein Beitrag liegt IMO fernab der sprachlichen Realität. Worte werden nicht einfach plötzlich irgendwo anders benutzt, ohne ihre Bedeutung beizubehalten.

Im Gegenteil. Ich sage Worte werden so benutzt, wie es deine interne Grammatik für ihre Bestandteile vorsieht.

Und das das was mit Kartenspiel zu tun hätte, wäre mir nie in den Sinn gekommen.

Callisto

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #39 am: 6.01.2008 | 02:47 »
Die genaue Wortherkunft und Bedeutung ist doch sch***egal! Meine Güte!

Als ich noch regelmäßig gespielt habe, haben wir das auf folgende Arten geregelt:
 
Es wurde das benutzt, womit der Spieler  mehr Erfolg erwarten konnte. Also wer einen niedrigen Feilschenwert hatte durfte ausspielen. Wenn er das gut tat und die Aufgabe leicht, dann musste nicht gewürfelt werden. War es aber für das Abenteuer entscheidend, musste natürlich trotzdem gewürfelt werden. Je  besser dann ausgepielt wurde (wobei direkte und indirekte Rede munter gemischt wurde) und je besser die gebrachten Argumente waren desto mehr wurde der Wurf mit Boni modifiziert.
Aber nur Würfeln für einen Charakter mit hohem Wert ging auch nicht. Man musste mindestens sagen, mit welchen Argumenten man verhandeln will.

Das System, das wir benutzt haben? Keine Ahnung, wir haben mehrere gespielt und es immer so ähnlich gehandhabt. Und das war auch okay. Gehrin einschalten und abschätzen was man erreichen will. Will man das die Spieler Spass haben? Dann machts nicht soschwer/leicht.

Offline Tequila

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #40 am: 6.01.2008 | 02:48 »
Im Gegenteil. Ich sage Worte werden so benutzt, wie es deine interne Grammatik für ihre Bestandteile vorsieht.

Und das das was mit Kartenspiel zu tun hätte, wäre mir nie in den Sinn gekommen.


Hmm, vielleicht ein wenig konstruiert aber im Kartenspiel bedeutet "ausspielen" ja das hinlegen einer möglichst passenden Karte, die mir (meiner Meinung nach) den größtmöglichen Vorteil verschafft (unter normalen Umständen)

Im Rollenspiel lasse ich meinen Charakter "Aktionen" ausspielen, die meinem Charakter (bzw. für dessen Entwicklung/dessen vorankommen) die ihm den größtmöglichen Vorteil bringen. Hierbei ist Vorteil nicht im Wortsinn gemeint (wobei das natürlich bei vielen Leuten auch vorkommt, meistens unerfahrene Rollenspiler oder Powergamer), sondern vorteilhaft im Ramen der von mir gewünschten Charakterentwicklung/Charaltergestaltung. Willsagen, das ein zwergischer Säufer/Raufbold (um mal ein übliches Klischee zu nutzen) dem Informaten in der Schenke eine aufs Maul gibt, auch wenn der Spieler an sich genau weiß, das er dann weder die Info bekommt noch sonstewie weiterkommt,sondern im Gegenteil eventuell in der Ausnüchterungszelle landet.

Aber ich sehe es dennoch eher wie 1of3: Im Rollenspiel "spielt" man seinen Charakter. Das geschieht auf vielfältige Art&Weise. Wenn mann nun etwas ausspielt, dann versetzt man sich tief in seinen Char rein (direkte Rede etc. pp.), versucht ihn also im Rahmen seiner Möglichkeiten und der spielerischen Mittel "aus"-zureizen

Eulenspiegel

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #41 am: 6.01.2008 | 07:00 »
Mein Verständnis war bislang auch immer, dass das "Ausspielen" einer Szene direkte Rede beinhalten muss und quasi das Gegenteil einer im Zeitraffer behandelten Szene darstellt.
Kleiner Fehler:
Das gegenteil von "direkter Rede" ist die "indirekte Rede"
Und das Gegenteil von Zeitraffer ist "die Szene detailliert bespielen".

Wir erhalten also insgesamt vier Möglichkeiten:
1) Die Szene mit direkter Rede detailliert bespielen.
2) Die Szene mit indirekter Rede detailliert bespielen.
3) Die Szene mit direkter Rede im Zeitraffer bespielen. ("Hör mal Trader Joe: Können wir nun in dein Logbuch schauen, oder nicht? Du bekommst auch 20 000 $ dafür.")
4) Die Szene mit indirekter Rede im Zeitraffer bespielen. (Ich frage Trader Joe, ob ich mir für 20 000 $ sein Logbuch anschauen kann.)

Und jetzt ist halt die Frage, ob man unter "ausspielen" eher versteht, direkte Rede zu benutzen, oder ob man unter ausspielen eher versteht, eine Szene detailliert zu bespielen.

Und in meinem Sprachgebrauch ist es eher so: Wenn ich eine Szene sehr detailreich bespiele, dann sage ich "ausspielen" dazu. Dazu ist es bei mir unwichtig, ob ich nun direkte oder indirekte Rede in der Szene benutze. Wichtig ist nur, dass die Szene bespielt wird und dass wir die Szene detailreich spielen. (Die Szene wird quasi nicht in wenigen Worten abgehandelt, sondern es findet ein Spiel innerhalb dieser Szene statt.)

BTW: Weiß jemand wie man 'Ausspielen' im Englischen bezeichnet?
Das Wort ausspielen gibt es im Englischen nicht. Je nachdem, in welchem Zusammenhang du das Wort verwendest, gibt es daher andere Übersetzungen:
jmd. gegen einen ausspielen - to play someone off against someone.
eine Karte ausspielen - to play a card
mit direkter Rede spielen - to play in character
eine Szene mit vielen Details bespielen - to act highly detailed

Das klärt aber immer noch nicht die Frage, ob man im Deutschen "ausspielen" für "mit direkter Rede spielen" oder für "eine Szene mit vielen Details bespielen" benutzt.

Das Wort ausspielen ist eine typisch deutsche Eigenkreation. Daher wirst du das Wort auch nicht in Latein finden. - Wenn, dann würde das Wort anders übersetzt werden, je nachdem, welchen Kontext du meinst.

BTW:
Was mich interessiert: Was versteht ihr unter guten Ausspielen?
Nehmen wir als Beispiel mal einen dummen, uncharismatischen Barbaren der keine Ahnung von Diplomatie/Rhetorik hat.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
1) Der Spieler hält eine super Rede, die alle am Tisch begeistert und die Spieler halten nach der Rede die Meinung des Barbaren für richtig.
2) Der Spieler spielt seinen Barbaren so, wie er ist. Und da der Barbar dumm und eher jähzornig ist, wird die Rede auch eher etwas ... dumpf. Das heißt, wir haben zwar eine beschissene Rede, dafür hat der Spieler hervorragend seinen Char verkörpert.

Welche der beiden Reden würde euch besser gefallen?

Offline Dom

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #42 am: 6.01.2008 | 08:58 »
@TW: Üblicherweise muss man Behauptungen begründen/belegen, ansonsten ist es eine These. Und deine These zum ausspielen erscheint mir sehr wackelig, da es erstens bei "ausspielen" ja nicht ein Fachwort wie Oneshot handelt und zweitens da du dich weigerst, einen Beleg zu liefern, sondern einen Gegenbeweis verlangst.
Wahrscheinlich wusste der erste, der das Wort benutzt hat, nicht, dass es beim Theater einfach nur "spielen" heißt und wollte seinen Mitspieler einfach animieren, mehr zu sagen als "Ich überrede den mal, dass ich die Info bekomme" – "Nee, du, lass uns das mal ausspielen, so einfach geht das nicht". Ausspielen wurde analog zu aussprechen und ausdiskutieren aus "aus" und "spielen" gebildet. Und nein, ich werde das nicht belegen, denn ich habe recht ;)

Offline Maarzan

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #43 am: 6.01.2008 | 09:08 »
Wer seinen Charakter im Widerspruch zu seinem bisherigen und dabei auch maßgeblich durch seine Werte bestimmten Charakterbild führt, spielt schlecht (TM), egal wie toll sich eine Rede davon abgelöst im Vortrag anhört! So etwas sollte nicht auch noch belohnt werden oder der Ausspieler sollte dann auch gezwungen werden den Schaden den sein Char einsteckt im Reallife zu soaken.
Das einzige was man aus dem Vortrag ablesen kann sind grobe Argumentationsrichtungen, tendentielles Auftreten und Engagement, was dann mit den dafür passenden Modifikatoren verbunden sein könnte.
Das ist aber etwas, was auch ein mäßig begabter Redner hinbekommt, insbesondere, wenn man ihm die Möglichkeit zur Vorbereitung gibt - z.B. in der Form von Fragen bzw. unterstützenden Proben wie "was weis ich über ...", "welchen Eindruck macht mir ", was eigentlich auch ganz nett in dem TraderJoebeispiel angedeutet worden ist.
Direkte Rede ist dann lediglich künstlerisches Beiwerk zu reinen Unterhaltungszwecken (was dann in einem sozial-kreativen Hobby ja auch seinen Eigenwert hat)

Im Übrigen hatte ich immer den Eindruck ausspielen würde sich aus (aus-arbeiten, aus-wälzen) und (Schau-spielen) zusammensetzten, kommt der Ausruf meiner Erfahrung nach "Das spiel doch aber mal richtig aus" doch in der Regel mit einem Focus und dem Wunsch nach direkter Rede oder etwas das dem nahe kommt einher.
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Offline Settembrini

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #44 am: 6.01.2008 | 09:47 »
Zitat
Es ist nicht ausreichend zu sagen, dass man diese Karte besitzt, man muss sie wirklich ausspielen. Genauso ist es für das Ausspielen beim Rollenspiel auch nicht ausreichend zu sagen dass man etwas sagt, man muss es wirklich tun, um vom Ausspielen sprechen zu können. Dabei ist es völlig unerheblich welche Karte man spielt und ob die aufgrund der herausgefundenen Vorinformationen gut fürs Spiel ist oder nicht.
Gutes Rollenspiel muss ja auch nicht immer zum Vorteil des Charakters gereichen.
Ob man Settembrinis Beispiel als zu kurz oder zu lang oder nicht ausgespielt genug bezeichnen würde sei dahingestellt, Tatsache ist aber dass es ganz eindeutig Passagen enthält, die direkte Rede sind und genau die würde ich als ausgespielt bezeichnen, den Rest eben nicht.

Lieber Harald!

Anbei ein Beispiel für jemanden, der von Sachen ausgeht, die überhaupt nicht grundlegend anzunehmen sind. Genau, was mein Beitrag anmahnte.

Zunächst: Die Kartenspiel-Volksetymologie. Gut, folgen wir dem Sprechenden mal darin. Denn es offenbart seinen eigenen Zugang.
Das was seiner Meinung nach "ausgespielt" wird ist das was WIRKLICH gespielt wurde.

Er setzt das GLEICH der direkten Rede. Nur die direkte Rede ist für ihn ECHTES Spielen.

usw. usf.

q.e.d.
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Offline Xemides

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #45 am: 6.01.2008 | 10:15 »
Moin,

ach mal wieder das belibte Thema Soziale Fertigkeiten und "Ausspielen".

Eigentlich gabs da schon ein paar Threads zu, aber seid drum.

Mit ist zunächst mal egal, wo das Worz her kommt. Für mich stellt sich die Frage, warum spiele ich ein Rollenspiel.

Für mich geht es unter anderem dabei, etwas zu spielen, was ich in Wirklichkeit nicht bin oder kann.

Ich bin kein Magier, möchte aber Zaubern können. Ich bin kein Kämpfer, möchte aber zaubern können. Genauso kann jemand einen sozialen Charakter spielen, der in Wirklichkeit eher schüchtern ist.

Außerdem kann man mal nen schlechten Tag haben,ist mit der Situation überfordert etc.

Deshalb lasse ich auch auf soziale Skills immer würfeln.

Natürlich ist es schön, wenn der Spieler denn vorher auch ausspielt, was er sagt, sei es durch direkte oder indirekte Rede, wenn ihm aber nichts einfällt, dann wird halt einfach gewürfelt.




Evolution is just a theory? Well so is gravity but I don't see you jumping off of buildings.

Offline Settembrini

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #46 am: 6.01.2008 | 10:41 »
Ach ja:

"Wir bestechen Trader Joe."

<<Wie macht ihr das?>>

"Na ich habe Birbery -2."

*öttelöttel*

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oliof

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #47 am: 6.01.2008 | 11:08 »
Hey Settembrini,

danke für Deinen Brief! Dein Positiv-Beispiel hatte mir schon gereicht, wie ich ja schon schrieb. Zum neuen Beispiel: "Ich habe Bribery -2" ist ja schon ein Hinweis auf die Vorgehensweise: Trader Joe wird bestochen, und nicht etwa erpresst, verhauen, verführt, entführt, … die Wahl der Fertigkeit liefert als Informationen über das Spielgeschehen.

Hallo TurningWheel: Wenn ich eine Fertigkeit einsetze, also eine Ressource benutze, die meiner Spielfigur mechanisch zusteht; dann würde ich ja eine Analogie zum ausspielen im Kartenspiel-Sinne erkennen. Aber eine mechanisch irrelevante Tätigkeit käme mir da nicht unbedingt in den Sinn. Ich halte es da eher wie Dom, der ausspielen im Sinne von ausführen oder verdeutlichen versteht.

Einige Beispiele:

Bei DSA 3 gibt es ein relativ rigides Magiesystem mit festen Zaubersprüchen, die bishin zur gesprochenen Formel und den notwendigen Ritualbestandteilen (Handbewegungen etc.) beschrieben sind. Ich kenne viele Spielleiter, die es für wichtig halten, dass die klassischen Akademie-Magier immer brav die Reime aufsagen, bis hin zu den schweren Fällen, die ohne Reime den Zauber fehlschlagen lassen. Aber ich habe noch von keiner Runde gehört, wo der Hexenspeichel nur wirkt, wenn der Hexenspieler seinen Speichel dem SL auf die Körperstelle schmiert, an der ein NSC verletzt ist. Inkonsequent? Das Kartnespiel-Analogon gibt eigentlich nur her, dass der Spruch von der Figur beherrscht werden muß, ich kann als Spieler einer Hexe also nicht einfach den SL anspucken und dann verlangen, dass der Zauber wirkt, weil ich ihn so überzeugt ausgespielt habe, oder? Genausowenig wird ein Krieger durch einen überzeugend vorgetragenen Donnerkeil tatsächlichen Schaden hervorrufen (mal ab vom Krieger mit Magiekunde 15, der zumindest überzeugend bluffen kann, aber das ist ja wieder ein anderer Fall; und auch hier hängt der Erfolg dann ja wohl auch davon ab, dass die Werte das getane wiederspiegeln, zumindest so, wie ich es kennengelernt habe).

Dieses Beispiel soll belegen, daß darstellerisches Ausspielen den mechanischen Einsatz von Fähigkeiten oft nur unterstützen kann, wenn man die geschriebenen Regeln nicht der Beliebigkeit zuführen will. Daß das darstellerische Ausspielen der Tätigkeiten eines Charakters für einen Haufen Leute die Besonderheit des Rollenspiels ist, ist von dieser Betrachtung unbenommen.

Bei Dogs in the Vineyard sind Spielwerte und Effekt des Ausgespielten anders verkoppelt als in den meisten anderen Spielen. Ich muß jede Handlung mit einem Wert untermauern, der den Effekt auf die Spielwelt ausdrückt - was auch den weniger wortgewandten Spielern mal die Möglichkeit gibt, mit einem schlichten "Nein" die Kraft eines stoischen, erdverbundenen, eigensinnigen Typen umzusetzen, der schlichtweg zu dumm ist, um hochgestochener Argumentation zu folgen. Dazu kommt, daß man, sollte man es für dramtisch angemessen halten, eine toll ausgespielte Aktion mechanisch mit wenig Gewicht verbinden, wenn man überzeugt ist, daß die Gegner diesen Versuch, den Konflikt zu gewinnen, einfach aus dem Weg wischen können. Echtes Spielbeispiel: Ein Spieler, der seinen Charakter mit immer niedrigeren Werten verbunden auf einem einzelnen Punkt herumreiten läßt, bis der Gegner eskaliert, weil er genervt ist (das ist übrigens eine der Taktiken der 2. Stufe, weil man so auch jede Menge Erfahrung sammelt). Nicht zuletzt kann man jederzeit einen Konflikt aufgeben – wenn Du von dem, was Dein Gegenüber im Konflikt darstellt, schwer überzeugt bist, nimmst Du es an und stellst Dich nicht zwanghaft mechanisch dagegen.

Dieses Beispiel soll belegen, dass es Spiele gibt, die darstellerisches Ausspielen und mechanischen Effekt bewußt trennen, und so klare Wechselwirkungen zwischen darstellerischem Ausspielen, mechanischem Effekt und Spielweltgeschehen definiert.

Ein drittes Beispiel: Ich hatte mal einen SL, der (in einer TOON-Runde, zu allem Überfluß), die Tatsache, ob mein Charakter kitzlig ist, von meiner eigenen Kitzligkeit abhängig machen wollte. Diese Entlehnung des "Du kannst, was Du darstellen kannst"-Prinzips aus der LARP-Ecke halte ich in vielen Fällen für das Hobby, das ich betreibe, als unzulässig.


Offline 1of3

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #48 am: 6.01.2008 | 11:13 »
Dafür kam sie aber sehr "unwichtig" rüber:

Zitat
Und wieder einmal diskutieren Rollenspieler über einen Begriff der von anderswoher kommt, als würde es nichts außer ihrem eigenen (für manche wohl zu hochrandigen) Teller geben.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Soziale Begegnungen ausspielen?
« Antwort #49 am: 6.01.2008 | 11:38 »
Die Verwendung von direkter oder indirekter Rede bei der Kommunikation zwischen den handelnden Figuren (seien es SCs oder NSCs) ist für mich mittlerweile kein Qualitätsmerkmal für 'gutes' Rollenspiel mehr. Beides kann sehr viel Spaß machen, und beides kann total in die Hose gehen, abhängig von den sozialen/kommunikativen/sprachlichen Fähigkeiten des betreffenden Spielers/Spielleiters.

Direkte oder indirekte Rede ist für mich vielmehr ein Mittel der Erzählperspektive, und allem, was damit verbunden ist. Dialoge in der Ich-Form verwende ich, wenn ich einer Figur in einer Szene möglichst nah sein will, und die Szene intensiv erleben möchte; dies sind vor allem Schlüsselszenen des Charakters oder der Story, Momente in denen wichtige Entscheidungen anstehen oder in denen ein Konflikt eskaliert. Es kann sich aber durchaus auch um banale Color-Szenen handeln, wenn mir oder meinen Mitspielern gerade danach ist; entscheidend ist, dass ich durch Verwendung der direkten Rede stärker in eine Szene hineinzoome und in der Regel stärker emotional mit meiner Figur verbunden bin.
Die indirekte Rede findet Verwendung, wenn eine solche Nähe nicht nötig ist oder störend wäre. Wenn ich die Handlungen eines Charakters von außerhalb, also eher wie ein Erzähler, betrachten will oder Distanz zu einer Figur suche (z.B. weil sie etwas tut, das ich persönlich ablehne). Szenen, die keine große Relevanz für die Geschichte oder die Entwicklung der Figuren haben, kann man durch die Verwendung von indirekter Rede sehr gut abkürzen, ohne aber vollständig auf sie verzichten zu müssen (wie das Beispiel von Settembrini zeigt).

Dass eine Szene in indirekter Rede weniger 'ausgespielt' ist, als eine in direkter Rede, halte ich persönlich für Quatsch. Beides ist  ein völlig legitimer Teil des Rollenspiels, nur dass er halt manchen Spielern mehr Spaß macht und manchen weniger.

Eine soziale Begegnung auszuwürfeln, ist genauso legitim, und nicht 'besser' oder 'schlechter', als sie in direkter oder indirekter Rede darszustellen. Das ist dann eben ein anderer Spielstil, und solange der Gruppe das Spaß macht und sie sich auf genau diese Art der Lösung sozialer Begegnungen geeinigt hat, kann sich ja niemand beschweren.