Das Tanelorn spielt > [TSOY] Gonne-on-Maire

(3) Die Gäste des Kalifen

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oliof:
Noch ein paar Minuten, dann wird Paruline zu Baptiste gerufen. Schon zum Mittag durfte sie ihm als Vorkosterin dienen, und bereits dort wirkte er zu gleichen Teilen fröhlich und aufgeregt… er fand sogar ein, zwei nette Worte, die er Paruline gegenüber äußerte.

Am Ende des Essens, noch vor dem abschließenden Likör, den der Kalif sich immer gönnt, erging sich der Kalif in unklaren Andeutungen.

„Heute abend werden wir wichtige Gäste empfangen, meine Liebe. Ich möchte, daß Du eines Deiner Lieder für sie singst, das wird die richtige Einstimmung auf unser neues Vorhaben sein. Und wenn es gelingt, wirst Du noch wertvoller sein, als heute…“

Paruline ist zu lange Dienerin gewesen, als dass sie es gewagt hätte, ungefragt zu reden, doch bis zu diesem Moment blieb das dumpfe Gefühl einer Bedrohung in ihr zurück, dem Nachgeschmack des vergorenen Lärchenbluts ähnlich, das die Sklaven von Lord Orleander häufig als einzige Speise bekommen.

Diese Gedanken nehmen die Zeit an, in der Paruline in die aufwändigen Kleider gekleidet und nach Art der ammenitischen Kurtisane geschminkt wird. Schließlich steht sie hinter dem hellen Seidenschirm auf der Bühne, die der Kalif in seiner Tafelhalle bauen ließ. Sie nimmt auf dem Hocker Platz und greift nach der ammenitischen Harfe. Das Instrument sollte ihr Halt geben, doch auch nach all diesen Jahren fehlt der vertraute Schwung der khaleanischen Leier.

Während sie die Harfe leise nachstimmt, nimmt Paruline wie immer die Stimmung ihres Publikums auf, dass trotz der sanften Klänge des Instruments keine Notiz von der Sklavin nimmt. Sie hört den Kalifen, der wie immer wenn er Plauderlaune vortäuscht mit Carlo und Raúl – dem Koch und seinem Zwillingsbruder, dem Vorkoster – ein angeregtes Gespräch über den Inhalt seines Weinkellers führt.

Außerdem sind drei weitere Gäste anwesend: Alina von Ruman, begleitet von einem eigenen Vorkoster; eine Frau namens Ysabel, die von Ariana bedient wird; und ein weiterer Mann, dessen Stimme Paruline bisher nicht gehört hat. Er spricht laut und bestimmt, wie jemand der es gewohnt ist, Befehle zu geben. „Mein Kalif, ich danke Euch für dieses ausgezeichnete Mahl. Vielleicht erlaubt Ihr mir, Euch eine Kiste maldorischen Brandys zu schenken, die wir gemeinsam probieren?“ Der Kalif antwortet ungewohnt … weich und entgegnet mit einem „Sehr gerne, General Lavelle. Doch auch ich habe noch etwas vorbereitet, daß uns den Abend versüßen soll. Eines meiner besten Stücke, will ich meinen. Und da es – sollten wir erfolgreich sein – in naher Zukunft keinen Nachschub mehr geben wird, soll diese Vorführung die Unternehmung Blätterfall segnen.“

Das ist das Stichwort. Zwei Lakaien betreten die Bühne und tragen den Seidenschirm zur Seite. Die Gäste und der Kalif sehen die Sklavin, hinter ihr ein Hausdiener de Maires, der ihr hin und wieder Wasser reicht. Paruline weiß, daß ihre Vorgängerin auf dieser Bühne ihre Abschlußvorstellung gegeben hatte, weil der Kalif mit ihrem Vortrag nicht zufrieden gewesen war. Wenn man es wußte, konnte man noch die dunklen Flecken auf dem Podest erahnen…

Paruline wirft einen flüchtigen Blick auf das Publikum und verharrt einen Augenblick bei Ysabel, deren Gesicht starr vor Schreck auf die Sklavin auf dem Podest gerichtet ist, ganz so als hätte die Ammenitin einen Geist gesehen. Und auch Paruline spürt eine vage Vertrautheit im Schimmern der Haare und in den grünen Augen mit den blauen Sprengseln…

Skyrock:
Wie immer nimmt Paruline die Anweisungen devot entgegen, nimmt ergeben die notwendigen Prozeduren der Vorbereitung auf sich und wartet dienstbar auf ihrem Einsatz zu dem ihr Herr sie bestimmt hat - es ist der natürliche Lauf der Dinge, und die Erinnerung an die Tage, an denen es anders war sind im Laufe der Jahre verschwommen, vage und flüchtig geworden.
Außerdem ist es für sie schon Routine für die Gäste des Kalifen zu musizieren - kurz, es ist ein Abend wie jeder andere.

Als dann aber die Worte über das Unternehmen Blätterfall ihre Konzentration auf das Einstimmen durchdringen, und was es wohl damit auf sich hat wenn sie dadurch die letzte ihrer Art sein wird, weiß sie dass es kein Abend wie jeder andere wird.
Ihr seit langem schwelender Entschluss festigt sich: Sie wird etwas tun müssen um ihre tief in das grüne Reich der Khale ragenden Wurzeln zu retten - aber das macht sie noch noc nicht gleich dazu entschlossen ihre Äste und Zweige abzuschneiden, die sich inmitten der Ammeni sprießen, sich noch häufiger aber unter ihnen verbeugen. Außerdem, tot oder eingekerkert würde sie nichts nützen, und eines von beidem wäre sicher wenn sie es nicht schafft ihren Herrn auf seinen direkten Wunsch hin zu befriedigen.

Ysabels Blick wirft sie noch einmal kurz aus der Bahn. Diese Vertrautheit, diese Furcht... Aber dann greift wieder ihre unter den Drogen und der Erziehung gereifte Fähigkeit, ihre persönlichen Probleme zum Wohle anderer aus ihrem Geist heraus zu halten. Sie erhebt sich und bemüht sich mit gesenktem, devotem Blick ihre Ergebenheit zu beweisen. Ihre Aufgewühltheit vollends zu verbergen schafft sie so aber nicht.
Als sie sich dann aber vorbeugt, ihr Dekolleté präsentiert und ihr professionelles kokettes Lächeln aufsetzt, schaffen es die wenigsten ihren Blick auf ihre traurigen Augen zu fixieren, und ihr restlicher Körper ist fleischgewordene Unterwerfung der Khaleaner, scheinbar nur willig darauf wartend mit sich tun zu lassen was anderen in den Sinn kommt.
Unter diesen Vorzeichen fällt es ihr dann auch nicht schwer mit ihrer Musik die Herzen ihrer Zuhörer zu erreichen - sie spielt ein Frühlingslied, das mit seiner Mischung aus unbändiger Freude und Aufbruchsstimmung in eine bessere Zeit genau den Nerv der Planungen an diesem Abend trifft. Sie verspürt einen gewissen Selbstekel, blickt aber zu ihrem Herrn und hofft auf den anerkennenden Blick der es immer wieder wert die Freude anderer über die eigene zu stellen.

Joerg.D:
Ferdinand lies sich eine exotisch gewürzte Frucht auf seiner Zunge zergehen und den Geschmack nachwirken, der wie eine donnernde Explosion auf seinem Gaumen wirkte.

"So so, der Alte heckt mal wieder einen Plan aus und ich werde ihm ganz gewaltig in die Suppe spucken, wenn ich endlich die Informationen bekomme."

Verträumt suchte seine Hand das Medallion, dessen metallene Kühle ihn wieder etwas ins Leben zurückführte. Sein Blick wandte sich zu Paruline, die auf der Bühne ein hinreißendes Lied zum Besten gab. Beim Blick in ihr wohlproportioniertes Dekolte brandete Lust in Ferdinand auf, die in einem heißen brennen seiner Hand endete, wo noch immer das Medallion lag.

Ferdinand hörte Paruline so oft zu, wie er nur irgend konnte. Sie war die einzige in diesem Ort die für einen kurzen Moment die Trauer und den Hass in seinem Herzen übertönen konnte, nur um ihn kurz danach mit Schuldgefühlen geplagt wieder Rachepläne schmieden zu lassen.

Das Leid näherte sich seinem Höhepunkt und Ferdinand sang lautlos mit, gefangen im Zauber der Musik.

oliof:

Ysabel scheint es, als wäre einer ihrer Alpträume Wahrheit geworden. Dieses Gesicht, die vertraute Stimme – Das ist unmöglich! Ich sah sie sterben! Ich habe ihren Leichnam gut verwahrt…. Noch bevor das Konzert beendet ist, winkt sie Ariana zu sich und flüstert ihr etwas zu: „Bittet den Kalifen, Paruline bei seinem Gartenfest in einer Woche aufzutreten. Ich werde das sponsorn.” Außerhalb dieser Mauern wird es einfacher sein, sie zu befreien! Und dann wird der Kult mir helfen, meinem Leben wieder einen Sinn zu geben!

General Lavelle schenkt der Aufführung der Sklavin kaum Aufmerksamkeit, doch er nutzt die Gelegenheit, sich noch einmal genau umzuschauen. Was diese Ysabel hier wollte, war nicht ganz klar; Weder gehörte sie einem der großen Häuser an, noch war sie die Mätresse eines der Anwesenden – und auch in seinen Geheimberichten war ihr Name nicht gefallen. Sie schien aber, genauso wie der junge Neffe des Kalifen, von dem Geklimper der khaleanischen Sängerin wie gefangen. Der junge Tölpel wird mir noch dienlich sein… denkt er, als er Ferdinand am Ende der Vorstellung fast unmerklich zunickt, während er lautstark applaudiert.

Joerg.D:
Ferdinand aplaudierte und steckte sich weine der weiteren Delitatessen in den Mund wo sie ihn mit Wonnegefühlen überschüttete. Eine flüchtige Begrüßung des Generals, der lächelte wie ein Raubfisch wurde mit einem verträumten Nicken beantwortet.

Dann lutschte Ferdinand die Überreste des Gewürzes von seinen Fingern und badete seine Hände in einem Behälter der mit Zitronenwasser gefüllt war.

"Onkel, wann bekommen wir endlich wieder eine neue Lieferung? Ich muss neben deinen rauschenden Festen auch ab und an mal Geld verdienen."

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