Also wenn ich Star Trek neu erfinden dürfte, so komplett neu, dass nur noch ein paar Namen und optische Elemente gleich bleiben würden...
...dann würde ich es viel politischer machen. Die Roddenberry-Föderation ist doch eine sozialistische Utopie. Ich würde die nicht demontieren, aber dekonstruieren. Nicht: Menschen sind sowieso schlecht und das System würde nie funktionieren und irgendwelche ganz miesen Sachen laufen da hinter den Kulissen, um den Schein zu wahren. Das wäre mir zu billig. Aber ein Gemeinwesen, in dem alles im Überfluss vorhanden ist, das stellt doch einen Haufen interessanter philosophischer Fragen. Z.B. die Frage, warum man morgens aufstehen sollte. Die Protagonisten der Serie bzw. des Films hätten sicher ein paar interessante Antworten auf diese Frage in petto. Eine echte Kontroverse um die Prime Directive könnte da reinpassen. Und natürlich die Beziehung zu anderen „Reichen“, einschließlich der Frage, wofür man bereit ist, einen Krieg anzufangen bzw. ihm beizutreten, und wofür nicht.
...dann würde ich auch interessante idealistische Konzepte in puncto Sexualmoral und Familienbild aufnehmen. Wenn wir die Ideale des Sozialismus in eine utopische Gesellschaft übersetzen können, warum dann nicht auch die Ideale der sexuellen Revolution? Das ist natürlich vor dem Hintergrund der amerikanischen Unterhaltungsindustrie nicht umsetzbar, aber ich fände es geil. Polyamouröse und polygame Verwirrungen, funktionierende Modelle von „Kommunen“ ohne lange Haare und Jesus-Latschen, auch innerhalb der Schiffsbesatzung, religiös motivierte Monogamie, die auf Toleranz angewiesen ist und sich zu behaupten versucht, und endlich mal ein erwachsener Umgang mit Homosexualität.
...dann würde ich die Beziehungen der Protagonisten viel dynamischer machen, und auch viel mehr Persönlichkeitsentwicklung erlauben. Die meisten Star Trek-Charaktere waren mit Glück irgendwie ganz cool, aber auch ziemlich statisch. Die hatten zwar ein Thema, aber dieses Thema veränderte sich nicht, sondern wurde immer und immer wieder aufgegriffen, ohne dass es jemals irgendwo hin führte. Ich würde der Serie viel mehr Punch geben. Alle paar Folgen wieder eine Wendung, die den Zuschauer richtig schlucken lässt.
...dann würde ich jemanden, der viel mehr Sinn für so was hat als ich, völlig neuen pseudo-wissenschaftlichen Voodoo ausdenken lassen. Beamen, replizieren und rekallibrierte Sensorphalanxen war gestern. Ein neues Star Trek braucht neuen heißen Scheiß. Gleiches gilt für das Kontinuum, den Reisenden und dieses ganze Gesums. Der nächste mystische „Gottersatz“ muss was Neues können.
Aber genau genommen ist Star Trek eine derart von Nostalgie und Kanon-Faschismus beseelte Bewegung, dass man es nicht neu erfinden kann. Man kann es nur von anderen Seiten beleuchten. Und da ist das Beste, was mir einfällt, tatsächlich auch nur, mal keien Förderations-Crew zu nehmen. Na ja. Firefly im Star Trek-Universum, gähn. Was allerdings bleibt, ist die Sache mit den dynamischen Beziehungen und dem Punch, aber das sind ja nur die Zeichen der Zeit, das machen ja die meisten erfolgreichen modernen Serien schon längst.