Zum reinen "am Leben halten" (ich kann der Argumentation folgen das man Abenteuer nicht verkaufen kann, wenn es das Regelwerk dazu nicht mehr zu kaufen gibt) wäre ja sowas wie das Mongooses Pocket Players Handbook ausreichend, aber das scheint ja gar nicht das Ziel.
Richtig, das Ziel ist es, über das "am Leben halten hinaus" einige der Probleme, die die 3.5 im aktuellen Zustand hat, auszumerzen, ohne dabei das Grundgerüst dieser Edition zu erschüttern.
aber die drücken sich auch so aus das man auf der einen Seite sehr viel von dem hat was den Leuten an der 4e stinkt (Machtniveau der Charaktere, Cool Powerz für jeden, ...)
Paizo muss damit rechnen, dass die Spieler, die das Pathfinder RPG nutzen, auch weiterhin ihre Splatbooks nutzen werden. Der durch diese Bücher entstandene Power Creep ist bekannt, da die Bücher aber nicht unter die OGL fallen, kann Paizo nichts direkt dran ändern.
Sie können aber versuchen, die Grundklassen etwas aufzupeppen, um sie für die Spieler interessanter zu gestalten. Ich denke, das zu verstehen ist wichtig. Natürlich ist der Fighter 3.75 stärker als der Fighter 3.5, aber im Vergleich zu den Builds, die normalerweise gespielt werden (fast niemand spielt einen Krieger bis zur 20. Stufe hoch) wirken die Änderungen vergleichsweise moderat.
auf der anderen Seite sieht es nicht sonderlich kompatibel zur 3.5 aus (die CRs können nicht mehr stimmen, D&D-Charaktere kann man nicht "nebenan" laufen lassen, nachdem Pathfinder-charaktere von Haus aus mächtiger sind und länger auf einer Stufe herumhängen und dementsprechend mehr Ausrüstung anhäufen.
Zu den CRs siehe oben. Wenn man bisher keine Probleme mit der durch den Power Creep verursachten Verzerrung des CR-Systems hatte, wird man durch die Grundklassen des PFRPG ganz sicher keine zusätzlichen Probleme bekommen.
Paizo geht außerdem zu Recht davon aus, dass es keine Vermischung der Core Rules- mit den PFRPG-Grundklassen geben wird. Warum sollte es auch? Im übrigen ist eine Konversion auf PC-Ebene eine Sache von ein paar Minuten, wenn man mit den Änderungen vertraut ist.
Den letzten Halbsatz halte ich für ein Scheinargument. Die verschiedenen Aufstiegsgeschwindigkeiten sollen ja nicht in ein und derselben Kampagne angewendet werden. Und es ist überhaupt kein Problem, einen PFRPG-Charakter mit derselben Geschwindigkeit aufsteigen zu lassen wie einen CHarakter aus dem DMG 3.5. Was gewünscht ist, entscheidet die Gruppe.
Dazu werden den 3.5-NSCs/Monstern einige nicht ganz unwichtige Werte fehlen bzw. falsche "Werte"(Feats/usw.) haben ...), so das auch eine Menge Material das man schon hat, ohne Überarbeitung erstmal halbwegs unnütz sein wird.
Konversionshilfen für die Monster erfolgen mit der Alpha 3 und der nachfolgenden Beta-Version. Auch da ist mein Eindruck, dass das nicht mit größeren Problemen verbunden sein wird.
Aber anscheinend haben wir verschiedene Auffassungen von Kompatibilität. Für mich bedeutet das grundsätzlich, dass ich beide Sachen gemeinsam benutzen kann, ohne damit die Spielbalance völlig auszuhebeln. Das sehe ich beim Pathfinder RPG im Gegensatz zur 4E gegeben (wobei WotC ja auch mehrfach betont hat, dass zwischen 3.5 und 4E keine Kompatibilität vorhanden ist). Kompatibilität heisst aber nicht, dass ich überhaupt keine Anpassungen vornehmen muss. Der DM wird quasi zum Adapter.
So das man auch einiges Geld als zum Fenster herausgeworfen betrachten kann. Geld muss man aber auch für den Pathfinder erstmal ausgeben.
Letzten Endes ist es eine Frage der Summe. Mit dem Pathfinder RPG kann ich meine alten 3.5 Sachen nahezu komplett weiterverwenden (in dem Rahmen, wie ich es auch jetzt schon tue). Mit der 4E kann ich die Bücher (zumindest die enthaltenen Regeln) tatsächlich komplett auf den Müll werfen (bei den Forgotten Realms sogar Teile des Fluffs).
Wenn ich nun in diversen Foren etwas vom Pathfinder RPG höre scheint es aber der Heilbringer schlechthin zu sein, Spieler wollen massenweise Konvertieren, aber jenseits einer "Trotzreaktion" gegen Wotc, sehe ich da eigentlich keinen Grund für die Vorfreude auf den Pathfinder. Meine 3.0/3.5er Sachen werde ich weiterhin mit der 3.5 spielen und wohl ohne Pathfinder auskommen.
Übersehe ich irgendwas?
Ich denke, der Hauptpunkt für Paizo ist, dass man langfristig gedacht durchaus auf die Anwerbung neuer Kunden hofft. Die werden aber früher oder später keinen (einfachen) Zugriff mehr auf die alten Grundregelwerke haben, also muss ein Ersatz her. Und wenn man schon ersetzt, kann man es doch auch gleich verbessern.
Eine Sache noch:
Was uns im Moment vorliegt, ist die Alpha-Version des Regelwerks. Das ist in soweit ein Novum, als öffentliche Tests (in der Softwarebranche) normalerweise frühestens mit der Beta-Version durchgeführt werden. Ich halte es daher für voreilig, aufgrund der momentan vorliegenden Daten schon allzu definitive Schlüsse auf das finale Produkt zu ziehen. Da wird noch an vielen Ecken rumexperimentiert, unter anderem auch mit dem Ziel, herauszufinden, was die potentiellen Kunden mitmachen und was sie nicht haben wollen. Das Skillsystem wurde ja z.B. von der Alpha 1 auf die Alpha 2 nochmal kräftig überarbeitet, nicht zuletzt, weil das neue System auf häufige (und heftige) Proteste stieß.
Ich würde daher wirklich jedem, der prinzipiell an dem System interessiert ist, aber an der aktuellen Version Kritikpunkte findet, empfehlen, diese Kritik in den Paizoforen an entsprechender Stelle kundzugeben. Was ich übrigens für ein weiteren Grund für den Enthusiasmus der Fans halte: Wann hat man schon mal die Möglichkeit, über sein Feedback zu einem so frühen Zeitpunkt an der Entwicklung eines Projekts mitzuarbeiten?