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Railroading in D&D4

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Kinshasa Beatboy:
Tag Leute,

habe eine Frage, die mich gerade ein wenig umtreibt. (Gerade den älteren) DSA-Abenteuern wird ja immer mal wieder vorgeworfen, dass sie von Railroading1 extrem stark durchsetzt sind. So weit ich das mit meinem unvollständigen Überblick über DSA-Abenteuer (kenne vielleicht 20 der letzten 100 oder so) beurteilen kann, stimme ich dem durchaus zu2.

Nun habe ich mir D&D4 sowie das erste Abenteuer, Keep on the Shadowfell, mal etwas eingehender angeschaut. Zu D&D4 hatte ich ja bereits meine Meinung kundgetan und dieser Eindruck hat sich mittlerweile bestätigt und gefestigt. D&D4 ist ein grosser Schritt in Richtung Rollenspiel-Tabletop. Das System macht einen balancierten Eindruck und leistet genau das, was es zu leisten vorgibt. Für mich ist das zwar nix, aber gemessen an diesem Anspruch gefällt mir D&D4 gut.

Vom Abenteuer hingegen bin ich extrem überrascht. Auf mich wirkt das alles wie eine inhaltlich nur unzureichend verknüpfte Abfolge von Gemetzeln weitgehend ohne irgendwelchen Tiefgang. Schlimmer noch, es bietet sich den Spielern so gut wie kein Handlungsspielraum. Das Abenteuer ist eine lineare Abfolge von Encountern, bei denen sogar die Positionen der Monster (denn etwas anderes kommt kaum vor) auf Hexfeldern angezeigt ist. Ein Abweichen vom vorgesehenen Pfad ist offenbar nicht angedacht. Dennoch habe ich bislang keinerlei Aufstöhnen gehört und der Vorwurf, dass zumindest Keep on the Shadowfell in geradezu lächerlich platter Weise aus purstem Railroading besteht, ist mir noch nicht untergekommen.

Nun die Frage(n): Teilt Ihr diesen Eindruck? Oder weichen die anderen D&D4-Abenteuer von KotS ab? Liegt die inhaltliche Beschränkung der Spieler am Einführungscharakter des Abenteuers? Braucht man bei diesem stärker brettspielartigen Feeling von D&D4 ohnehin kein eigenständiges Agieren der Charaktere? Weshalb kassiert DSa den Railroading-Vorwurf, D&D(4) aber nicht? Waren die Abenteuer von D&D3.x im gleichen Stil? Vielleicht habe ich etwas ganz Grundlegendes nicht verstanden?

Die Fragen sind vollkommen offen und freundlich gemeint und ich will damit sicherlich niemanden provozieren. Für gemäßigte, informative Beiträge wäre ich dankbar!

Besten Gruß vom Beatboy


1: Definition von Railroading (frei nach Vermi):"[Railroading ist] die Entmachtung der Spieler. Dass der SL Entscheidungen der Spieler entwertet, indem er den Entscheidungen der Spieler einen Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse verwehrt. Zum Mitschreiben: Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse".

2: Für den Beißreflex schnell noch eine kleine Bitte: Haltet Euch konkret an die Fragestellung und brecht bitte KEINE kleinliche DSA versus D&D oder Goldene Regel versus Nicht Goldene Regel oder Stimmungsspiel versus Abenteuerspiel oder wer weiß was vom Zaun. Wenn ein Vergleich der Beantwortung der Fragestellung im Sinne Eurer Argumentation hilft: bitte. Sonst bitte nicht! Danke!

Beral:

--- Zitat von: Kinshasa Beatboy am 21.07.2008 | 19:13 ---Weshalb kassiert DSa den Railroading-Vorwurf, D&D(4) aber nicht?

--- Ende Zitat ---
Ich weiss nicht, ob das so ist, aber wenn, würde ich vermuten, dass DSA andere Wünsche befriedigt als D&D. Wenn Railroading der ausdrücklichen Zielsetzung von DSA widerspricht, wird das zu Recht bemängelt. Wenn Railroading bei D&D mit keiner System-Zielsetzung kollidiert, kann man das auch schwer anfechten.

Es meckert auch keiner ernsthaft darüber, dass ein Fiat nicht den Komfort eines Mercedes aufbieten kann.

Lord Verminaard:
Ich bin kein Experte, aber ich habe schon oft Leute sagen hören, dass man beim typischen D&D-Abenteuer auf Schienen bis zum Dungeoneingang gefahren wird. ;)

Falcon:
Ich stimme da zu aber das ist doch schon seit Ewigkeiten so. Das liegt zum einen vielleicht daran, daß die Stories einfach linear SIND, entweder sagt man zu die entführten Dorfbewohner zu befreien und tut das dann oder nicht.

Zum anderen, bei D&D3.5 dauerte das Vorbereiten eines Encounters gefühlte drei Tage.  Es war so gut wie unmöglich während des Spiels mal eben Monster und Fallen rauszusuchen, deren Schätze und magische Gegenstände und alles auf die Gruppe anzupassen, geschweige denn richtige NSCs als Gegner zu erstellen. Also hat man auch keine Möglichkeit groß vom fertigen Abenteuer abzuweichen wenn man noch irgendwas bekämpfen wollte.
Bei D&D4 ist das alles noch das Gleiche geblieben aber dadurch, daß D&D4 nicht so komplex ist kann man das auch zur Not noch bei kleinen Begebenheiten während des Spiels machen.

ragnar:

--- Zitat ---Weshalb kassiert DSa den Railroading-Vorwurf, D&D(4) aber nicht?
--- Ende Zitat ---
Der größte unterschied den ich beim KotS-Abenteuer zu DSA-abenteuern (er-)kenne (aber ich habe keinen Überblick über die Abenteuer nach AB 100), ist der folgende:

-Bei KotS wird man von Begegnung zu Begegnung geschleift (einen Sinn ergeben die oft nur nur wenn der SL nachhilft). Während der Begegnung ist das Ergebnis recht offen (selbst wenn man es auf geschafft/geflohen/tot reduziert).

-Bei DSA wird man von Szene zu Szene geschleift (einen Sinn ergeben diese zwar, aber nur wenn sie in der genannten Reihenfolge geschehen) und wie man dann mit der Szene "interagiert" ist egal, der Ausgang steht fest (und das ist auch dringend nötig sonst machen die einzelnen Szenen noch weniger Sinn als die Begegnungen).

Ich nehme die KotS-Begenungen erstmal nicht allzu sehr als Railroading übel da a) Einsteigerabenteuer, b) die Verknüpfung der Begegnungen locker ist und  improvisation erlaubt, sowie c) (was aber evtl. nicht als RAW annerkannt wird, für mich aber die Funktion des DM ist) bei uns die Begegnungen erstmal "frei" eröffnet wurden (d.h. ob es in ein Gemetzel verfällt, oder ob der/die Gegner mittels schleichen/diplomatie/Kampf aus dem Weg geräumt wird, sich erst während der Begegnung ergibt).

Außerdem hat die 4e beim mir noch die "benefit of doubt" vielleicht war KotS ja wirklich nur aufgrund des "Einsteigerabenteuers" so beschränkt.


--- Zitat ---Waren die Abenteuer von D&D3.x im gleichen Stil?
--- Ende Zitat ---
Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Habe hauptsächlich alte Abenteuer konvertiert.


--- Zitat von: Lord Verminaard am 21.07.2008 | 19:35 ---Ich bin kein Experte, aber ich habe schon oft Leute sagen hören, dass man beim typischen D&D-Abenteuer auf Schienen bis zum Dungeoneingang gefahren wird. ;)
--- Ende Zitat ---
Das nennt man dann Aggressive Scene Framing :)

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