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Arcane Codex - Iluans Schicksal

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Richtenstahl:
Sirra´Xorr nickt, tastet in seinem Beutel nach Feuerstein und Stahl und entzündet geschickt eine kleine Öllampe, die er so positioniert, dass sein Körper den Schein in Richtung des Schachtes abschirmt. Er nimmt eine Art mit Kräutern umwickelten Stock hervor, zündet die Spitze an und steckt ihn in eine Spate im Fels. Ein exotischer Geruch breitet sich aus, wie der der Echse selber gleichzeitig fremd, beißend, und doch vertraut.
Die Echse schaut Dir lange ins Gesicht. Du siehst, wie sich die Schuppenkämme über den starren Augen zusammenziehen, wie bei einem Stirnrunzeln. Wieder fällt Dir auf, wie unendlich forschend und drängend sein Blick sein kann. Als würde er tiefer blicken als in Deine Augen. Und diesmal bist Du Dir sicher, dass er das tut. Dabei gleiten seine Klauen über dein Gesicht, Deinen Hals hinunter und schieben deine Tunika über die Schultern herab. Unwillkürlich spannst Du Dich an, denn wenn jemand anderes Dich entkleidet hat, so hat das in den letzten beinahe 50 Jahren immer Schmerz und Demütigung bedeutet. Aber der Rauch entspannt Dich, die rauhen und doch sanften Hände, die Deine Schultern massieren, versprechen kein Leid.
Leise murmelt er:
"Neu, dies ist neu. Niemals hat Dieser erlebt, was dem gleicht. Fremd ist es. Eine Weichhaut den alten Riten zu durchziehen. Sonst nur den Charai, den Eiern. Viel zu spät. Viel, viel zu spät. Zu alt..." sein Murmeln wird leiser und wechselt in eine zischelnde Sprache, die Du nciht kennst, nciht verstehst, die Dir aber vertraut klingt. Du siehst, wie er immer wieder ungläubig, ja zweifelnd den Kopf schüttelt.
Erinnerungen werden in Dir wach, an Deine Mutter, wie sie Dich im Arm gehalten hat, wie sie leise Lieder für Dich gesummt hat, die in der Art, wie sie sanft und liebevoll waren und eine Hymne an das Leben und ide Schönheit selbst. So unendlich unterschiedlich zu den Musikstücken der Morai.
Der Rauch scheint Dich zu betäuben. Angst steigt in Dir auf, denn Du weißt, dass Du Dir einen Kontrollverlust nicht leisten kannst. Wieder spannst Du DIch an, denkst daran, dass jeden Moment Syroxor nach Dir schicken kann. Du weißt nie, wann plötzlich Dein Halsband vibriert. Dir bricht kalter Angstschweiß aus, als Du Dir, Deine Phantasie von dem verführenden Rauch beflügelt, Visionen vorstelslt von dem, was passieren wird, wenn Du nicht in der Lage sein solltest, seinem Ruf sofort zu folgen.
Du wimmerst, schiebst die Hände der Echse weg, Hände, an denen jetzt eine rostrote Flüssigkeit klebt, ähnlich wie Blut, Klauen, die DIch festhalten und niederdrücken wollen. Die drohen, Dir Deine Freiheit zu rauben, die Freiheit, Syroxor jederzeit und ohne Zögern zu dienen und zur Verfügung zu stehen.
Du taumelst halb hoch. Die Echse kniet neben Dir, die farbbeschmierten, blutbeschmierten Hände auffordernd nach Dir ausgestreckt.
Du willst aufspringen, fliehen, oder doch Dich ruhig hinlegen und dem, was kommt, vertrauensvoll harren.
Wie wird Deine Entscheidung ausfallen?

Iluan:
Mit einem Knie und einem Fuß auf dem Boden, die Hände abwehrend erhoben verharre ich. Mein Kopf schwimmt von dem Rauch, aber jetzt, wo ich etwas Raum um mich habe, kann ich klarer denken. Ich mustere das Echsengesicht vor mir. Sirra'Xorr hat noch immer die Hände nach mir ausgestreckt. In dem leichten Runzeln seiner länglichen Schnauze erkenne ich Enttäuschung und Hoffnung, die sich noch die Waage halten. So vertraut, so unerklärlich vertraut erscheint dieses Gesicht, als hätte es sich tatsächlich neben dem meiner Mutter über meine Wiege gebeugt, und mit jedem Atemzug des immer dichter werdenenden Rauches erscheint mir seine gelblich leuchtenden Augen und die Situation vertrauter. Ich will nicht davonlaufen! Ich will diesen Ort nicht verlassen, der mir wie ein Heiligtum, wie ein Zufluchtsort erscheint, obwohl ich weiß, dass ich mich auch hier Syroxors Griff nicht entziehen kann. Noch hat er nicht gerufen, noch ist mir nichts geschehen, und so seltsam es mir selbst erscheint, ich vertraue Sirra'Xorr.
Langsam lege ich mich wieder auf den Rücken und entspanne in einer bewussten Anstrengung meine Muskeln, als er erleichtert ausatmet und mit seinen blutbeschmierten Klauen nach mir greift.

Richtenstahl:
Langsam und vorsichtig streift er Dir die TUnika vollends ab. Sobald Du Dich dabei mehr bewegst als unbedingt nötig zischelt er leise auf Dich ein und drückt Dich sanft, aber bestmmt wieder zurück. Der warme Fels ist rauh hier, aber von einer glatten, samtenen Rauhheit. Du merkst wie der Rauch dich immer mehr benebelt, wie du brginnst zu driften. Die Klauen der Echse, die Deinen nackten Körper nun bemalt, spürst Du zwar, doch spürst Du sie so, als würden sie einen anderen Körper berühren. Du bist losgelöst von allem, von der Welt, von Deinen SOrgen und Gedanken.
Du erinnerst Dich daran, dass dieser Zustand schreckliche Gefahr für Dich birgt, denn Du bist Dir nciht sciher, ob Du nun reagieren köntnest, wenn Dein Halsband vibriert und Dich zu Deinem Meister ruft. Aber auch dieser Gedanke ist irgendwie fern und im Moment nicht wichtig für Dich.
Das Murmeln von Sirra´Xorr wabert um Dich herum, scheint von verschiedenen Richtungen zu kommen, oder von allen Richtungen gleichzeitig? Es schmiegt sich wie etwas materielles um Deinen Körper, Du schmeckst den Rauch, spürst das Licht des kleinen Feuers auf der Haut.
Langsam versinkst Du in einer rötlichen, warmen Dunkelheit. Der Rauch hüllt Dich ein wie ein Kokon, presst Dich zusammen, aber der Eindruck ist nciht unangenehm. Der Gesang verschwimmt zu einem Hintergrundrauschen, pocht, pulsiert wie schwere, langsame Herzschläge die von außen auf Dich eindringen und Dich durch und durch in ihrem Rhytmus erbeben lassen. Bis Dein ganzer Körper, Dien ganzes Sein ein einziges Herz ist, das langsam, und immer langsamer schlägt. Sich zusammenzieht, sich ausdehnt. Bis jeder einzelne Schlag alles ist, was für Dich existiert.
Noch einmal pulsiert das Universum um Dich herum, durch Dich hindurch, mit Dir, und dann schwebst Du in der Stille zwischen einem Herzschlag und dem nächsten, die sich unendlich erstreckt...

Iluan:
Stille. Dunkelheit. Über mir, unfassbar weit entfernt, eine Fülle winziger Lichtpunkte, die Muster zu bilden scheinen, die ich nicht erfassen kann. Unter mir robustes bräunliches Gras auf karger Erde, so weit das Auge reicht. Um mich herum eine Weite, in der mein Blick keinen Halt findet. Nirgendwo Fels, nirgendwo Wände.
Während ein Teil von mir sich zusammenkrümmen möchte vor diesem Ausgeliefertsein, Schutz suchen vor der bedrohlichen Leere, werfe ich den Kopf in den Nacken und brülle der Nacht genussvoll meine Herausforderungen entgegen. Mit einem Satz werfe ich mich nach vorne, und die Muskeln unter meiner Haut arbeiten geschmeidig, während der Boden unter mir dahinfliegt und meine Sohlen rhythmisch auf den Boden trommeln.
Meine Lungen saugen ruhig die aromatische Luft ein, und ich nehme den ersten Geruch meines Gegners wahr. Die Erwartung des bevorstehenden Kampfes lässt mein Herz schneller schlagen.
Auf der Prärie vor mir taucht eine neue Form auf, und als ich mich nähere, sehe ich die riesige Drachengestalt meines Gegners. Seine Krallen umklammern die Steintafel eines frischen Hünengrabs. Sein keilförmiger Kopf ist witternd nach vorne gereckt, so dass die nachtschwarzen Schuppen seines Halses im Sternenlicht funkeln. Angesichts meiner Annäherung entblößt er sein nadelspitzen Fänge und breitet langsam seine ledrigen Schwingen auf.
Ein böses Lachen verzieht meine Lippen, während meine Glieder sich strecken, meine Knochen sich in neue Form biegen und meine Haut sich mit weiß schillernden Schuppen überzieht. Der würzige Geruch der Verwandlung liegt noch in der Luft, als ich auf Augenhöhe sein Fauchen erwidere. Auch ich öffne meine Schwingen und heiße den Kampf willkommen.
Der erste Angriff ist seiner, aber er weiß nichts von den Bündnissen, die ich geschlossen habe, von der neuen Macht, die durch meine Adern pulst, und so dauert es nicht lange, bis sein salziges Blut süß meine Kehle hinunterrinnt. Ich genieße das Gefühl, mit dem meine Klauen sich durch die feinen Schuppen seines Unterbauches hindurch in sein Fleisch graben und große Brocken herausreißen. Seine Schmerzensschreie sind Musik in meinen Ohren. -
So sehr ein Teil von mir sich in Blutlust suhlt, so sehr ist ein anderer Teil von mir krank vor Entsetzen. Vor Übelkeit verschwimmt alles vor meinen Augen.

Dunkelheit. Feuerschein. Ein rauchig-aromatischer Geruch, der zugleich fremdartig und vertraut ist, steigt mir in die Nase. Es ist heiß, eine trockene Hitze, die mir die Feuchtigkeit aus dem Körper sagt. Vor mir auf dem glattpolierten Felsboden einer Höhle, jenseits einer kleinen Feuerstelle, sitzt eine vorgebeugte Gestalt. Sie ist in ein rauhes Gewand gehüllt, aus dem  nur die längliche Reptilienschnauze herausschaut. Die Haut dieser Schnauze ist dünn wie Pergament und von unzähligen Runzeln durchzogen. Eine nicht weniger runzlige Hand schiebt sich aus den Falten des Geländes hervor und streut etwas ins Feuer. Rauch wallt auf und der seltsame Geruch wird stärker.
Mit einem heiseren Lachen öffnet sich die Schnauze: "Ein langer Weg, auf den diese zurückblickt. Ein langer Weg, den diese noch vor sich sieht. Die Klinge, die diese durchbohrt, wird ihr Freund sein, wenn der Verräter ihre Freunde holt. Diese finde die Stehenden Steine. Dort schlummern alte Götter eines vergessenen Volkes." Die Stimme kommt mir in einem Augenblick bekannt vor, im nächsten bin ich sicher, sie noch nie gehört zu haben.
Ich spüre, dass die Worte von tiefer Bedeutung sind, aber sie ergeben keinen Sinn. Der Versuch, ihnen einen Zusammenhang zu entlocken, und der Rauch lassen meinen Kopf schmerzen.

Ich bin noch lange nicht fertig! Das ist nur der Anfang. Änderungswünsche werden gerne umgesetzt.

Iluan:
Dunkelheit. Schmerz. All meine Glieder fühlen sich an, als habe eine Felsenechse stundenlang auf ihnen herumgetrampelt. Ich öffne die Augen und blicke auf dem Boden liegend hinauf zu einem prächtigen Kronleuchter, in dem unzählige Kerzen brennen.
Ich befinde mich in einer Höhle aus schwarzem, glänzenden Basalt. Die Wände sind übersäht mit Reliefs und Skulpturen, wie es bei den Morai üblich ist, aber diese sind besonders kunstvoll und mit eingelegten Edelsteinen prunkvoll geschmückt. Im Zentrum der genau kreisförmigen Höhle hängt von der Decke der riesige Kronleuchter. Auf den Boden ist mit einer roten Flüssigkeit ein Kreis gemalt. Die Innenfläche des Kreises ist vollständig bedeckt von einem Muster, das mir vage bekannt vorkommt, doch je länger ich auf dieses Muster starre, desto klarer wird mir, dass ich nicht dieses Muster kenne, sondern ein anderes, das irgendwie mit diesem verwandt scheint, eine Art Umkehrung von diesem. Das Muster an der Wand meiner Schlafhöhle.
Ich schwebe in der Luft über dem Mittelpunkt des Ritualkreises, gehalten von Kräften, die schmerzhaft an meinen Armen und Beinen zerren. Ich kann meine Hände und Füße nicht sehen. An den Gelenken verschwinden sie spurlos in einem Flecken flimmernder Luft, der mitten in der Luft hängt. Aber spüren kann ich sie noch, und es fühlt sich an, als wären sie mit unsichtbaren Stricken an etwas festgebunden, das sich bemüht, mir die Glieder aus den Gelenken zu reißen.
Ich bin nicht allein. Direkt innerhalb der Kreislinien stehen in der Verlängerung meiner Arme und Beine vier Morai in kostbaren Roben. Außerhalb des Kreises sind mehrere Sklaven mit verschiedenen Hilfstätigkeiten beschäftigt.
Eine der Morai, der man die Matriarchin sofort ansieht, erklärt, dass die vier Elemente nun durch den "Ankerkörper" sicher miteinander verbunden seien und das Ritual beginnen könne. Die Blicke aller vier Hexen sind auf mich gerichtet, doch sie sehen nur einen Gegenstand, ein Werkzeug, als sie die Arme heben und einen langsamen Gesang anstimmen, der so tief ist, dass er in meiner Magengrube vibriert.
Sofort verstärkt sich der Zug an meinen Händen und Füßen. Ich ächze vor Schmerz. Gleichzeitig erhitzt sich das Flimmern, in dem meine Glieder verschwinden, und beginnt, stärker zu wabern. Nach kurzer Zeit ist es so heiß, dass meine Haut Blasen wirft. Zugleich ziehen die unsichtbaren Stricke immer stärker an meinen Händen und Füßen. Ich beginne vor Schmerz zu schreien.
Ein Sklave kommt zu mir herüber und schiebt mir einen Knebel in den Mund, um das Geräusch meiner Schreie zu dämpfen. Ich versuche, seinen Blick zu erhaschen, ihn mit den Augen um Hilfe, um Erlösung anzuflehen, aber er ist ganz auf seine Arbeit konzentriert, ohne mich zu beachten, und als sein Blick doch einmal über meinen hinweg geleitet, sehe ich in seinen Augen nicht einmal Mitgefühl. Ich würge, hustet und kriege keine Luft, aber ich kann nicht aufhören zu schreien.
Inzwischen ist der Zug so stark, dass ich nicht begreife, warum meine Glieder nicht schon längst aus den Gelenken gerissen worden sind. Meine Stimme bricht. Endlich, endlich schwinden mir die Sinne.

Dunkelheit. Wohlige Wärme. Ich schlage die Augen auf und mein Herz setzt eine Schlag aus, denn ich blicke in das Gesicht von Xafir, das sich mit einem freundlichen Lächeln über mich beugt: "Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Xyra'is. Wie schön, dich hier zu haben. Du musst Syroxor unbedingt meinen Dank dafür ausrichten, dass er dich mir ausgeliehen hat." Während er diese Worte spricht, wird sein Lächeln immer böser.
Ich richte mich auf, um etwas Distanz zwischen ihn und mich zu bringen. Ein flüchtiger Blick auf meine Umgebung zeigt, dass Xafirs Heim alles andere als bescheiden ist. Die Wände sind mit Skulpturen, Edelsteinen und Leuchtkristallen übersäht oder von kostbaren Wandbehängen verdeckt. Seine Möbel sind aus perfekt poliertem Blutholz. Die Kissen auf der Bank unter mir sind aus feinster Spinnenseide.
Xafir, den ich sonst vor allem in Rüstung oder praktisch enganliegendem Leder kenne, trägt nun lediglich eine weite Hose aus dünnem Samt. Sein Oberkörper ist nackt, und ich sehe die klar ausgeprägte Muskulatur unter seiner Haut spielen.
Er lacht tief in der Kehle, als er sieht, wie furchtsam ich ihn mustere. So entspannt habe ich ihn noch nie erlebt. Er hat Zeit diesmal, und das lässt mein Herz nur umso schneller schlagen.
Er schlendert zu einem runden Tisch, auf dem eine Karaffe und zwei Kelche warten. Und Xafirs Dolch, mein spezieller Freund. Xafir schenkt schweren, schwarzen Wein in beide Kelche, was ich mir nur damit erklären kann, dass er so meine Aufmerksamkeit auf den Solch lenken wollte. Xafir nimmt sich einen der Kelche und hält den anderen mir hin. Ich habe Angst davor, mich ihm zu nähern, aber ein Angebot, das er mir macht, abzulehnen, scheint mir noch gefährlicher.
Ich nähere mich also vorsichtig und langsam dem Kelch, den er mir hinhält, als könne eine plötzliche Bewegung das schlafende Raubtier wecken.
Zu meiner Überraschung geschieht nichts, als ich nach dem Kelch greife, aber sein Lächeln hat etwas von dem Blick eines lauernden Raubtieres.
Ich rieche misstrauisch an der Flüssigkeit in meinem Kelch, aber nehme nur den schweren Geruch des Weines wahr. Ergeben nehme ich einen kleinen Schluck. Der Wein ist zweifelsohne eine teure Delikatesse, aber mein Mund schmeckt nur nach Asche. Xafir beobachtet mich, noch immer mit diesem gefährlichen Lächeln auf den Lippen.
Dann nimmt er langsam, behutsam den Dolch vom Tisch, und ich erstarre. Er kommt mit ein paar gemächlichen Schritten auf mich zu, seine Bewegungen so flüssig und geschmeidig, dass es fast scheint, als wurde er den Boden nicht berühren. Er hebt langsam den Dolch, als wolle er mich nicht verschrecken oder als wolle er mir besonders deutlich machen, dass ich nicht entkommen kann.
Mit der linken Hand nimmt er den Kelch aus meinen bewegungslosen Fingern, während er mit dem Dolch in seiner rechten Hand über meine Wange streicht. Ich wage nicht zu atmen. Mein Blut rauscht in meinen Ohren, aber ich höre jedes Wort, als Xafir noch einmal ganz leise wiederholt: "Willkommen, Xyra'is."
Mit einer Bewegung, die so schnell ist, dass ich sie kaum sehen kann, obwohl ich seine Hand mit dem Dolch keinen Moment aus den Augen lasse, schneidet er meinen Kittel von oben bis unten auf und hinterlässt dabei eine dünne rote Linie von meinem Halsansatz bis zu meinem Bauchnabel. Ich bin noch immer unfähig, mich zu bewegen oder zu atmen.
Er mustert meinen entblößten Körper von oben bis unten und schüttelt dann mit abfällig verzogenen Mundwinkeln den Kopf: "Ich habe mich schon immer gefragt, ob diese Plumpheit ein Teil Deines Dämonen-Erbes ist."
Er nimmt meine Hand, hält sie einen Moment fast zärtlich und rammt dann den Dolch durch meine Handfläche hindurch in die Blutholz-Tür eines kuntvoll verzierten Schrankes. Ich schreie kurz auf, und beiße dann die Zähne zusammen. Aus dem Bund seiner Hose zieht er einen weiteren Dolch, und streicht mit der Spitze über meinen Bauch, meine Brust und meinen zweiten Arm entlang. Ich weiß, was er tun wird, und meine Beine geben unter mir nach. Ich sinke in die Knie, aber meine eine Hand wird von dem Dolch in der Höhe festgehalten, und meine andere Hand ist fest in Xafirs Griff. Mit einem entschlossenen Stoß nagelt Xafir meine zweite Hand an die Schranktür, so dass ich nun nackt, mit offenen Armen und völlig ausgeliefert vor ihm knie. Ich habe mir die Lippe blutig gebissen, um nicht zu schreien, aber Tränen des Schmerzes und der Angst laufen mir über die Wangen.
"Damit es bei unserem Spiel auch um etwas geht, wirst Du mir verraten, was dein größter Wunsch ist, nicht wahr, Xyra'is?"
Mein größter Wunsch? Für einen Moment weiß ich nicht einmal, wovon er redet. Meine Wünsche haben noch nie wirklich eine Rolle gespielt. Ja, ich habe Wünsche. Ich wünsche mir, von dem Menschen zu lernen. Ich wünsche mir, dass Sirra'Xorr herausfindet, dass ich mehr bin als nur eine Sklavin und ein Halb-Dämon. Aber was ist mein größter Wunsch? Den Sith zu entkommen? Und wo würde ich dann hingehen, eine Halb-Dämonin ohne Familie oder Freunde? Meine Mutter zu befreien? Mein dämonisches Erbe loszuwerden? Ich weiß, dass nichts davon möglich ist. Meine Mutter würde einen Entzug von den Drogen, unter denen Syroxor sie hält, nicht mehr überleben, und ich kann nicht ändern, was ich bin. Was also ist mein größter Wunsch? Was würde mich glücklich machen? Und dann weiß ich es. Das, was ich mir am meisten wünsche ist eine Person, die mich liebt und mich schätzt und respektiert. So, wie ich bin, und für das, was ich bin. Und auch das erscheint mir weitgehend unmöglich, aber es ist wohl doch am ehesten die Antwort auf Xafirs Frage.
Mein Blick wandert zurück zu seinem Gesicht. Er hat mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtet und scheint meine Gedanken gelesen zu haben: "Ah, du hast die Antwort gefunden, um die wir spielen. Wie schön. Möchtest du sie mir jetzt gleich verraten? Dann lasse ich dich vielleicht einfach gehen."
Er blickt mich erwartungsvoll an. Ich öffne den Mund, um ihm seine Antwort zu geben, denn welche Rolle spielt es, dass er meinen größten Wunsch kennt, wenn mir das den vorhersehbaren Rest dieses Abends erspart? Aber ich kann es nicht. Ich bringe es nicht über die Lippen. So viel von meiner Würde hat Xafir mir schon genommen und immer wieder in den Staub getreten, dass ich es nicht schaffe, ihm auch noch dieses Stück meines Inneren kampflos zu überlassen. Ich beißen also die Zähne zusammen und schüttele den Kopf. Xafir lächelt hoch erfreut.
Er wendet sich ab und geht etwas holen. Und um mich von meiner panischen Erwartung dessen, was gleich folgen wird, abzulenken, denke ich zurück an diese Vorstellung, die so neu ist und ebenso schmerzhaft wie süß: jemand, der mich lieben würde. Und was, wenn es mein Vater wäre? Wenn er mich einfordern würde und dann zu mir spräche: "Du bist perfekt, so wie du bist. Ich liebe dich." Würde ich das wollen? Und so sehr es einen Teil von mir erschreckt, ja, das wäre eine Erfüllung meines Wunsches. Vielleicht sogar die am wenigsten unrealistische.
Xafir ist nicht weit gegangen, und als er zurückkommt, wischt der Anblick des gezackten Glasdolches in seiner Hand alle Gedanken beiseite. Es dauert nicht lange, bis mein Hals rauh ist von meinen Schreien, während Xafir Streifen meiner Haut herausschneidet und abzieht. Als mein rechter Arm zum größten Teil aus offenem Fleisch besteht, hält er inne, lächelt mich zufrieden an und sagt: "Nun, Xyra'is, bist du schon so weit? Willst du mir verraten, was dein größter Wunsch ist?"
Da bricht die Wut aus mir hervor. Ohne die Schmerzen zu spuren, zerren ich an den Dolchen, die meine Hände halten, fauche und spucke ihm ins Gesicht. Xafir zuckt zurück und fährt sich über das Gesicht, um meine mit Blut vermischte Spucke fortzuwischen. Da gelingt es mir endlich, meine Hände loszureißen, und ich bewege sie auf seinen Hals zu, um das Grinsen aus seinem Gesicht zu würgen.
Auf halben Weg fangen seine Hände meine ab und halten sie mit einer Kraft unverrückbar fest, die ich selbst Xafir nicht zugetraut hätte. Das Gesicht, das ich nun direkt vor meinem ist aber auch nicht mehr das von Xafir. Es gehört einem schwarzäugigen Fremden, dessen scharf geschnittene Gesichtszüge so schön sind, dass mir der Atem stockt und ich für einen kurzen Moment sogar meine Wut vergesse. Dann aber kocht sie von Neuem in mir hoch, und ich versuche mit erneuter Kraft, meine Hände aus seinem Griff zu befreien - ohne jeglichen Erfolg. Sein Griff ist so unbeweglich, als wären unsere Hände in der Luft festgeschraubt.
Der Fremde lacht, ein Lachen echter Freude und dann sagt er: "Du bist perfekt, so wie du bist, Iluan, perfekt für das, wofür ich dich geschaffen habe."
Und mit diesen Worten nimmt er meine beiden Handgelenke in eine Hand, hebt sie über meinen Kopf und schlitzt mich mit einem Messer von oben bis unten auf wie ein Stück wild. Das Blut, mit dem ich rechne, bleibt aus, stattdessen teilt sich meine Haut, und ich entsteige ihr wie einem abgelegten Kleidungsstück. Allerdings habe ich keinerlei Kontrolle mehr über meine Bewegungen.
"Komm, mein Kind," sagt der Fremde, und führt mich, eine Gefangene in meinem eigenen Körper, ins Nebenzimmer. Ein Blick nach unten zeigt mir, dass mein Körper bedeckt ist von weißen Schuppen.
Im Nebenzimmer liegt meine Mutter auf einem luxuriösen Bett. Sie ist nackt und ihre Augen sind halb geöffnet, glasig und unfokussiert, wie ich es gewohnt bin. Ich versuche, den Blick abzuwenden, aber mein Körper gehorcht einem fremden Willen. Mit einer großzügigen Geste auf meine mutter sagt der Fremde: “Hier, für dich, stärke dich.”
Und voll Entsetzen muss ich zusehen, wie das, was einmal mein Körper war, seine Zähne in das weiche Fleisch meiner Mutter gräbt, große Stücke aus ihr herausreißt und ihr Blut schlürft.
Ich schreie, brülle, kreische, so verzweifelt, wie ich es noch nie in meinem Leben getan habe, aber kein Laut ist zu hören...

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