Der Spielleiter als Lehrer/Erzieher, der die Mitspieler zu wünschenswertem Sozialverhalten erzieht? Wow, da bekomme ich echt Bauchschmerzen.
O.k., wenn der Spielleiter irgendwelche Dinge besser kann als die Spieler (beispielsweise die Regeln oder auch Taktik in Kampfsituationen) und die Spieler bewusst das von ihm lernen wollen, kann er gerne Lehrer sein. Aber Erzieher innerhalb einer Gruppe Erwachsener? Ist das nicht ein wenig absurd und hoch gegriffen?
Das kommt darauf an, was Du darunter verstehst.
Gehen wir erstmal davon aus, dass die beteiligten Personen ein normales Maß an Sozialkompetenz haben.
Die gehen also schon grundsätzlich normal mit anderen Menschen um.
Der Spielleiter hat dann nur die Aufgabe, einzugreifen, wenn wirklich mal was im Zwischenmenschlichen daneben geht.
Das kann mal ein Streit sein, oder eben zum Beispiel, dass jemand der taktisch echt Ahnung hat, dies nur für seinen eigenen Spielvorteil ausnutzt und niemand anderem hilft. Oder sowas.
Eigentlich sollte das sogar jeder Mensch, aber die Erfahrung zeigt ja immer: Wenn keiner zuständig ist, fühlt sich auch niemand zuständig.
Der Trainer einer Fußballmannschaft ist ja auch kein Sozialpädagoge oder Lehrer mit pädagogischer Vorbildung.
Aber wenn Zwist sich auf das Spielverhalten auswirkt, dann wird er eingreifen und für eine Schlichtung sorgen.
Oder wenn die Stürmer die Verteidiger hänseln, dass die nie Tore schiessen, wird er auch eingreifen, bevor das dazu sorgt, dass das Team nicht mehr zusammenarbeitet.
Und mehr Funktion sehe ich da auch nicht im Rollenspiel.
Es geht mehr darum, dass sich jemand verantwortlich fühlt, WENN es nicht gut läuft.
Über eine ständige Sozialisierung brauchen wir nicht reden. Rollenspiel ist immer noch sowas wie ein Spiel.
Und zur Funktion des Lehrers:
Der Spielleiter hat doch eigentlich ständig die Funktion des Wissensvermittlers.
Allein dadurch dass er den Spieler das Wissen ihrer Charaktere über das Setting vermittelt, dass nirgends geschrieben steht, damit sich die Charaktere plausibel verhalten können. Oder dass bei Regelfragen eine höchste Entscheidungs-Instanz existiert.
Oder dass Neulingen erklärt wird, wie das mit der Initiative funktioniert. Natürlich können das auch die Spieler.
Aber darum geht es mir grad nicht: Im Rollenspiel gibt es ständig Situationen, wo irgendwer als Lehrer des anderen (Erwachsenen) auftritt und niemand stört sich dran.
Warum dies nicht auch ganz bewusst machen.
Wenn zwei Leute ständig im Kampf auf der Battlemap als Verlierer dastehen, warum sich die nicht mal schnappen und ein bis zwei Nachmittage denen zeigen, wie es geht und worauf man achten muss. Beim nächsten Mal werden die dann Erfolge spüren und auch Respekt vom Taktik-Genie ernten (okay, es sei denn der ist sozial inkompetent, aber davon gehe ich ja nicht aus).
Wo ich vielmehr eine Herausforderung für den Spielleiter sehe: Beim Gemeinschaftsgefühl bilden und trainieren - Teamgeist wecken und stärken.
Da sehe ich viel mehr Probleme, weil viele das nicht machen wollen und viele Spieler das auch gar nicht für notwendig halten.
Dabei ist ein Team immer mehr wert als die Summe seiner Einzelteile. Eine Gruppe Einzelkämpfer ist nur die Summe ihrer Einzelteile.