Autor Thema: State of the Industry - Die Kolumne  (Gelesen 12545 mal)

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Offline Blechpirat

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State of the Industry - Die Kolumne
« am: 10.10.2017 | 14:44 »
Der deutsche Rollenspielmarkt ist im Wandel: Crowdfundings, neue Verlage, Neuausrichtungen bekannter Verlage - es gibt viel zu beobachten, doch es wird nicht viel über die Branche berichtet. Bis dann

Ich könnte dazu ein bisschen was aus dem Nähkästchen plaudern

sagte. Dem konnten wir Tanelornis natürlich nicht widerstehen, die Wortmeldungen waren einhellig! Natürlich wollen wir mehr wissen. Und freuen uns jetzt schon...

Regeln: Da es sich um eine Kolumne handelt, kommen in dieses Thema nur die eigentlichen Beiträge. Wer diskutieren will, schreibe bitte in dieses Thema:

State of the Industry - Feedback & Diskussion
« Letzte Änderung: 10.10.2017 | 14:50 von Boba Fett »

Offline Silent Pat

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Re: State of the Industry - Die Kolumne
« Antwort #1 am: 10.10.2017 | 19:40 »
Guten Tach alle miteinander.

Nachdem im Thread zu den Veränderungen bzgl. der Myranor und Tharun Lizenz die Frage aufgekommen ist, was diese ominösen Umbrüche in der Rollenspiel "industrie" denn genau sind, habe ich mich bereit erklärt dazu aus meiner (Uhrwerks) Sicht ein paar Dinge zu erzählen.

Da dies evtl. mit einem Post nicht hinreichend abgedeckt werden kann, gibt es ab jetzt eine Art Kolume, in der ich hin und wieder ein bisschen was zu Hintergründen, Beweggründen, Gerüchten sagen werde.

Dazu gibt es erstmal ein paar Regeln, die ich mir selber auferlegen möchte und mit denen ihr dann leben müsst ;)

  • Die Post werden eher unregelmäßig sein - ich schreibe was wenn ich a) Zeit dazu habe und b) Lust dazu. Es kann sein, dass es auch mal länger nix Neues gibt

  • Die Post sind ausschliesslich auch meiner Perspektive geschreiben. Das bedeutet das es sich sehr selten evtl. unter umständen NICHT um die ultimative Wahrheit handeln wird, sondern um eher subjektive Meinungen. Oder dass ich mich mal irre. Oder was unglücklich oder missverständlich formuliere. Ich versuche allerdings, nicht absichtlich zu Lügen ;)

  • Ich werde keine schmutzige Wäsche waschen oder Interna bzgl. anderer Verlage ausplaudern, die ich zufällig oder auch nicht zufällig kennen sollte. Zumindest nicht ohne vorherige Rücksprache mit dem jeweiligen Verlag. Ausnahmen dazu sind evtl. Infos die bereits irgendwo im Netz stehen (die Aussagen von Michael Mingers zu Auflagenzahlen wäre hier ein gutes Beispiel)

  • Es dürfen im dazugehörigen Feedback Tread sehr gerne Fragen gestellt werden oder Themenwünsche geäussert werden.

  • Auch wenn es ein kurzes Zeitfenster geben wird, in dem man unter meine Post antworten kann bevor ein Admin den Post in den Hauptthread geschoben hat - bitte tut das NICHT, sondern nutzt nur den Feedback Tread.

Los gehen wird es die Tage (oder evtl. auch noch heute) wie schon gesagt mit dem Thema "Veränderungen in der Rollenspielbranche in Deutschland". Das ist ein recht umfangreiches Thema, dass ein paar Post lang werden dürfte, besonders wenn es im Feedback die Frage nach mehr Details gibt.

Also - im Prinzip kann es auch jetzt schon mit konkreten Fragen losgehen ;)

Grüße

Patric
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Re: State of the Industry - Die Kolumne
« Antwort #2 am: 10.10.2017 | 21:14 »
Disclaimer: dieser erste Teil ist recht frei von der Leber weg geschreiben und nicht lektoriert. Es kann sein, das ich anfange zu schwafeln, Dinge doppelt schreibe oder sogar Sätze unverständlich sind, weil ich von Vorwissen ausgehe, das nicht da ist oder der Rotwein zu sehr reinhaut. Bitte nicht zu sehr bashen – Danke ;)

***

„Die vergangenen Monate waren für die deutsche Rollenspielbranche im Allgemeinen und für den Uhrwerk Verlag und Ulisses Spiele im Besonderen spannend, ereignisreich und haben viele Veränderungen mit sich gebracht. Beide Verlage haben ihr Portfolio erweitert und Ulisses Spiele hat seinen Großhandelsvertrieb eingestellt, über den bis dahin auch die Produkte des Uhrwerk Verlags vertrieben wurden. All diese Veränderungen haben dazu geführt, dass man sich geschäftlich neu orientiert und schrittweise voneinander gelöst hat.“

Was steht konkret hinter diesen Sätzen?

Fangen wir mal für's erste bei den Veränderungen in der deutschen Rollenspielbranche an, die eher allgemeiner Natur sind.

Der Markt verändert sich massiv.

Nicht unbedingt die Verkaufszahlen an sich, aber die Kanäle über die Rollenspiele verkauft werden verändern sich seit Monaten/Jahren sehr und diese Entwicklung geht wohl auch recht schnell voran.

Für einen Rollenspielverlag gibt es drei-vier große Kanäle, seine Produkte zu verkaufen.

  • An Großhändler (klassische RSP-Großhändler und Barsortimenter des Buchhandels)

  • An Händler (Läden und Onlineshops)

  • An Endkunden (über den eigenen Shop, auf Conventions und Messen und Crowdfundings)

Diese drei Arten von Kunden bezahlen für ein Rollenspielbuch sehr unterschiedliche Preise. Der Endkunde offensichtlich den Verkaufspreis, Händler den Händlerpreis und Großhändler noch einiges weniger, da die ja auch an Händler verkaufen und daran was verdienen wollen.

Der Umsatz und der Gewinn den ein Verlag macht hängt direkt auch davon ab, wie die Anteile dieser Kanläe am Gesamtumsatz ist. Je mehr über Großhändler geht und je weniger an Endkunden, desdo kleiner ist der Umsatz.

Wenn sich an den Anteilen was ändert, dann verändert sich auch der Umsatz, obwohl die Menge der verkauften Bücher durchaus gleich bleiben kann.

Und das ist genau das, was auf dramatische Weise gerade passiert.

Konkret – der Anteil der über Barsortimenter (und das bedeutet wohl zu 90% AMAZON) verkauften Bücher steigt, während der Anteil der Händler abnimmt. Da Barsortimetner neben sehr hohen Rabatten auch eklig lange Zahlungsziele haben, ist das ein Problem.

Tatsächlich verkaufen sich unsere Rollenspielbücher mengenmäßig nicht anders als vor 2-3 Jahren auch (ausser Splittermond – dass steigt eher an ;) ). Aber die Marge wird halt NOCH kleiner...

Bzw. werden würde, wenn Uhrwerk nicht (bis jetzt) anders funktioniert hätte. Wir hatten keinen eigenen Vertrieb an Händler, sondern haben exklusiv mit Ulisses als unserm Vertrieb gearbeitet. Dadurch verschwindet das Problem aber natürlich nicht, sondern wurde nur an unseren Partner verschoben. Und ich gehe mal davon aus, dass dieses Problem auch einen Teil dazu beigetragen hat, dass Ulisses seine Vertriebsabteilung dicht gemacht hat.


Hinzu kommt noch, dass die Firma Asmodee Anfang des Jahres (oder war das schon letztes Jahr?) die Firma Heidelberger übernommen hat. Das hatte zur Folge, das damit nach relativ kurzer Zeit ein Großhändler weggefallen ist, der zumindest ein wenig in der Lage war, ein paar Rollenspielbücher auch an „normale“ Spieleläden zu verkaufen.

Das alles hat kurzfristige Auswirkungen (Umsatz), aber auch langfristige (Neukundengewinnung, Präsenz neuer Produkte)

Wie die Verlage darauf reagieren – ob bewusst oder instinktiv sei dahingestellt – sieht man z.B. an der Menge der Rollenspiel-Crowdfundings, die es seit einiger Zeit gibt. Und bei denen wir selber natürlich AUCH mitmachen. Über Crowdfundings verkauft man direkt an Endkunden, was halt der „interessantest“ Verkaufskanal ist.

Meine persönlichen Meinung nach, darf man aber die Händler nicht links liegen lassen. Da einen Spagat zu schaffen ist eines der nächsten Themen.

Das direkt nächste Thema wird wahrscheinlich konkret sein, wie Uhrwerk sich entwickelt hat und wie wir mit den aktuellen Veränderungen umgehen werden.

Ausser natürlich, es kommt anders Feedback und gute Fragen, die einer langen detailierten Antwort bedürfen.
« Letzte Änderung: 10.10.2017 | 21:20 von Silent Pat »
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Re: State of the Industry - Die Kolumne
« Antwort #3 am: 21.10.2017 | 12:23 »
Crowdfundings

In diesem Artikel versuche ich mal darzustellen, was Crowdfundings heutzutage für Verlage, aber auch für Händler und Endkunden bedeuten. Dabei werde ich vor allem natürlich die Seite des Verlegers darlegen können, allerdings bin ich auch selber Backer vieler CFs und habe über viele Jahre lang im Spieleeinzelhandel gearbeitet (aber das war bevor es CFs gab), insofern kann versuchen unterschiedliche Sichtweisen zu simulieren. Außerdem habe ich mich zu dem Thema auch schon mit diversen Händlern unterhalten.

Wie immer natürlich nur meine Sicht und Meinungen der Dinge – andere Verlage mögen das teilweise anders sehen (und evtl. sogar damit recht haben, was weiß ich schon... ;) )


Crowdfundings für Verlage

Wie bereits geschrieben, hat sich der Markt für Rollenspiele stark geändert und CFs sind ein Kanal, neue Rollenspiele direkt an den Endkunden zu bringen, was für den Verlag den Vorteil hat, das die Marge höher ist, als beim Verkauf über die traditionellen Wege über Großhändler und Händler.

Außerdem kommt hinzu, dass bei einem CF das Geld für die Produktion rein kommt, bevor die Bücher fertig sind, was das Risiko (zumindest für den Verlag ;) ) verringert und mehr Planungssicherheit bringt.

Beides – höhere Marge und weniger Risiken – stimmt allerdings nur, wenn die Kalkulation im Vorfeld stimmt und es keine sonstigen Probleme gibt. Wir hatten da selber schon unseren Super-GAU, der aber in Deutschland eher nicht wahrgenommen wurde, weil es sich da bei uns um ein englisches CF handelte (weiter unten wahrscheinlich mehr dazu).

Der dritte, SEHR wichtige Punkt, der euch evtl. nicht so offensichtlich ist, ist die Marketingmacht von Plattformen wie Kickstarter etc. Backer, die sich für Rollenspiele interessieren finden auf Kickstarter, Startnext etc. dein Projekt, von dem sie ansonsten evtl. nie was mitbekommen würden.

Und wenn man erst mal das erste Projekt gemacht hat, hat man direkt eine nette Liste mit Kontakten, denen man das nächste Projekt direkt mal vorschlagen kann, oder die automatisch über die Plattform informiert werden. Und diese Liste wird mit jedem Projekt größer.

Außerdem haben Crowdfundings einen gewissen Event-Charakter und erzeugen evtl. einen Hype, der interessante Resultate bringt (ein gutes Beispiel dafür wäre der 7th Sea Kickstarter oder auf sehr viel kleinerem Level unser Numenera CF auf Startnext).

Diese Marketingmacht ersetzt zum Teil den Wegfall vieler Läden, in denen man früher ein neues Rollenspiel entdecken konnte.

Wie Uli Lindner schon im Diskussions-Tread geschrieben hat, glauben wir z.B., das wenn wir 13th Age als Crowdfunding gemacht hätten, die Linie heute noch leben würde.



Crowdfundings für den Händler

Tjaaaaa.. das ist eine zweischneidige Sache.

Es gibt Crowdfundings ganz ohne Händlerpledges. Mittlerweile gibt es sogar Crowdfundings, bei denen man das normale Endprodukt später nie im Handel kaufen können wird.

Aber selbst Crowdfundings mit sinnvollen Händlerpledges sind für Händler problematisch, denke ich. Natürlich kann der Händler über das CF die Bücher evtl. günstiger bekommen, als später im normalen Einkauf. Und er bekommt auch die exklusiven Zusatzprodukte, die es später nicht regulär geben wird. Nichtsdestotrotz unterstützt er mit einem Pledge im Grunde ein Produkt und ein Finanzierungskonzept, bei dem er als Mittelsmann eher umgangen wird.

Wobei es auf der anderen Seite die Faustregel gibt, das man die Menge, die man über ein CF verkauft hat, später auch nochmal über die traditionellen Kanäle verkaufen kann. Das können wir bei Numenera mehr als bestätigen und da hat das CF unserer Meinung nach auch zu einer höheren Nachfrage im Handel NACH dem CF geführt.

Fakt ist auch, das zumindest bei uns, der Händlerpledge fast nicht wahrgenommen wird, obwohl wir Händlern während des CFs bessere Rabatte anbieten als später. Bei Mutant Year Zero haben z.B.  DREI Händler teilgenommen, was jetzt nicht so viel ist.

Allerdings haben wir das auch nicht viel oder gut beworben, was wir in Zukunft evtl. ändern werden. Nicht jeder Händler bekommt jedes CF mit.

Auf der anderen Seite würde eine ZU große Beteiligung von Händlern natürlich die Kalkulation zerschlagen.

Schwierige Sache, zu der ich keine total gute Lösung habe, derzeit. Ich würde mich über Meldungen von Händlern, die im Tanelorn angemeldet sind sehr freuen!


Crowdfundings für den Endkunden

Also ich persönlich mache bei CFs mit, wenn mich das Produkt toll finde. Viele oder exklusive Zusätze sind mir nicht so wichtig, aber das ist sicherlich persönliche Meinung und bei anderen Backern anders.

Bei einem CF teilzunehmen gibt mir außerdem das Gefühl, dazu beizutragen, das ein Projekt überhaupt zustande kommt, was ich gut finde :)

Das große negative Ding für Endkunden ist allerdings, dass natürlich das Risiko eines Projekts fast komplett beim Backer liegt. Das Geld ist bezahlt und irgendwann kommen die Bücher oder auch nicht (wobei das Risiko von „oder auch nicht“ nicht so groß ist, wie es sich „anfühlt“, mMn. Natürlich schlagen die CFs, die Probleme haben aber mehr hohe Wellen im Internet als die, die normal ablaufen).

Was es fast immer gibt sind Verzögerungen, die einen ärgern können. Ich glaube in Deutschland ist Ulisses bis jetzt  bei der pünktlichen Lieferung am weitesten vorne, alle anderen inkl. Uns sind da dahinter.

Da wir in der Vergangenheit die Produktion bei Büchern von CFs genauso vorgegangen sind, wie bei der Produktion von Büchern die nicht so finanziert wurden, gab es bei uns leider auch oft die dafür üblichen Verzögerungen, die auftreten können.

Was uns zum nächsten Kapitel bringt...



Uhrwerk Crowdfunding als Beispiele für Sachen die schieflaufen können und wie wir damit umgehen und reagieren.


Wir haben schon einige Crowdfundings gemacht und damit einige Beispiele dafür, was nicht ganz so glatt laufen kann – hier zwei Beispiele:


Der engl. Space: 1889 Kickstarter

Als wir den KS für Space: 1889 auf englisch gestartet haben, gab es noch nicht die Möglichkeit einen Kickstarter von Deutschland aus zu starten, weshalb wir einen englischen oder amerikanischen Partner dafür brauchten.

Das ist schon mal so oder so keine gute Idee. Es gibt damit nämlich zwei Parteien, bei denen irgendwas schief laufen kann. Und damit ist die Wahrscheinlichkeit dafür doppelt so hoch ;)

Und natürlich ist was schief gelaufen. Ohne allzu konkret zu werden – es gab massive Verzögerungen mit gleichzeitiger Einstellung der Kommunikation zu dem Thema.

Die Stimmung war wirklich mies in den Kommentaren und teilweise wussten wir selber nicht, woran wir waren.

Wir haben dann irgendwann die (Mit-)Kontrolle über den Account übernommen, dann Dinge erklärt, Fragen beantwortet und die verdammten Bücher raus gebracht. Es stehen zwar immer noch (wenige) Bücher aus, aber die PDFs sind raus und der Druck steht kurz bevor.

Die Verzögerungen haben uns sehr viel Geld beim Porto gekostet, weil wir von uns aus viel mehr Versandwellen gemacht haben, damit die Leute ihren Kram schneller bekommen.

Was für Lehren haben wir aus diesem CF gezogen:

weniger Zusatzprodukte machen, oder zumindest besser kalkulieren, wie man den ganzen Kram auch verschickt bekommt, wenn sich eins oder mehrere der Bücher verzögern.

Viele Köche verderben den Brei

Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation!

Und wenn „Kommunikation“, dann keinen Bullshit erzählen, sondern Dinge erklären. Backer sind auch meistens intelligente Menschen die Dinge verstehen und verzeihen können.


Das Numenera Crowdfunding

Auch Numenera hatte eine größere Verzögerung von ca. einem halben Jahr. Da ICH da der verursachende Faktor war, kann ich hier mehr ins Detail gehen.

Übersetzung war relativ pünktlich da, alles war cool soweit. Allerdings gab es bei der Produktion einen Flaschenhals in Form von mir selbst (also ca. kugelförmig ;) ). In der Zeit hatte ich massiv Burnout, was auf einer sehr irrationalen Art und Weise die Weiterverarbeitung verzögert hat. UND gleichzeitig war ich natürlich nicht in der Lage so was sinnvoll zu kommunizieren.

Das hat natürlich zu einem gewissen Unmut geführt. Und „Mitbetreiber“ des CFs haben natürlich auch Druck gemacht (verständlicherweise). Was aber in der Situation nicht hilfreich war, eher im Gegenteil (aber wie gesagt – trotzdem sehr verständlich).

Nun ja aus dem Loch raus gekrochen, sich zusammengerissen und die Sache in einem Update erklärt.

Und siehe da – Kommunikation hilft. Sowohl die Reaktionen waren sehr positiv als auch der von der Seele gefallene Stein als Reaktion auf diese positiven Reaktionen haben das Projekt dann wieder sinnvoll auf den Weg gebracht und fertig war die Box :)

(Hatte ich eigentlich schon erwähnt, wie wichtig Kommunikation ist?)

(Ich kann immer noch nur schwierig damit umgehen, wenn was schief läuft, und wer mich wirklich gut kennt, weiß was ich meine oder hat da schon so seine Erfahrungen mit gemacht. Ohne Uli Lindner in der Position des Kommunikators in solchen Situationen, wäre ich immer noch recht aufgeschmissen! Musste mal gesagt werde, so!)

Ein weiteres Problem beim Numenera Projekt war die Kalkulation der Box in Tateinheit mit dem, was wir während der Kampagne versprochen haben, in Tateinheit mit meiner Unfähigkeit in die Zukunft zu schauen ;)

Die Box war sehr voll und sehr schwer und hat 49,95€ gekostet. Hätten wir dafür kein Crowdfunding gemacht hatte die Box mal gut 79,95€ kosten müssen. Was erst mal kein Problem ist.

Allerdings mussten wir uns dann beim Druck entscheiden, wie viele Boxen wir zusätzlich drucken. Beim Crowdfunding hatten aber schon ca. 800 Leute teilgenommen.

Wie viele Leute sollten das also noch kaufen?

Wir haben also sehr vorsichtig, die Box nur so um ca. 500-600 Stück überdruckt.

Diese Boxen waren nach 2-3 Monaten ausverkauft und der Bedarf war anscheinend noch lange nicht gedeckt (was natürlich eigentlich GUT ist :) )

Das Problem war nur – es war zu dem Preis vollkommen unmöglich diese Box nochmal nachzudrucken, außer wir hätten eine wirklich wirklich wirklich große Auflage gemacht.

Und das Buch als Hardcover nachdrucken ging nicht, da wir in der CF-Kampagne gesagt haben, dass die Hardcoverversion die Startnext-Exklusive Version ist....

Also gibt es jetzt ein Numenera Softcover, als einzige mögliche Version, die wir überhaupt noch machen konnten, als eine Art Notlösung. Ist jetzt kein Beinbruch, aber ein Beispiel dafür, wie kleine Entscheidungen im Vorfeld oder Fehleinschätzungen Dinge beeinflussen können.



Was machen wir in Zukunft anders um Verzögerungen zu verhindern.

Was ich schon irgendwo öfter vor einiger Zeit mal gesagt habe war, dass wir kein Crowdfunding anfangen, bevor das nächste nicht abgeschlossen ist. Das mussten/wollen wir allerdings ein wenig relativieren. Die Marktentwicklung hat CFs für uns so wichtig gemacht, dass wir da mehr machen müssen, insofern haben wir uns dazu entschlossen, ein neues CF nur zu beginnen, wenn es keine offensichtlichen großen Probleme bei den vergangenen CFs gibt und/oder das neue CF selber sehr schnell abgeschlossen werden kann.

Derzeit läuft z.B. das CF für „Der Sprawl“ (kleine Werbeeinblendung: https://www.kickstarter.com/projects/58354395/der-sprawl-ein-missionsbasiertes-cyberpunk-rollens :) ), aber Mutant: Jahr Null ist noch nicht ausgeliefert. Allerdings ist das Regelwerk in der finalen Endbearbeitung, die Kompendien sind im Layout, der Schnellstarter ist im Lektorat und alles ist auf einem guten Weg, weswegen wir das riskieren konnten, unserer Meinung nach.

Außerdem ist „Der Sprawl“ selber auch sehr weit und kann nach dem Abschluss der Kampagne fast sofort in den Druck :)

Für weitere Projekte machen wir mehr Vorarbeit, was natürlich das unternehmerische Risiko wieder (fairerweise) erhöht, da vor der Kampagne Kosten anfallen, aber die Abwicklung beschleunigen wird. (z.B. ist das Coriolis Regelwerk schon übersetzt :) )



So – ich hoffe, ich habe nicht zu viel geschwurbelt oder doppelt geschrieben – im Prinzip habe ich das gerade alles so in einem Rutsch runter geschrieben... weswegen bitte auch die Räschtschaibfehler zu entschuldigen sind. ;)
 
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Re: State of the Industry - Die Kolumne
« Antwort #4 am: 17.12.2017 | 14:57 »
Der Uhrwerk Jahresrückblick

Diese Zustand der Industrie beschäftigt sich mit dem Jahr 2017, vor allem aus Sicht von Uhrwerk natürlich, selbst wenn ich zu anderen Firmen was sagen könnte, steht mir das hier nicht unbedingt zu.

Das hier wird vor allem eine Aufzählung von Dingen ohne große Interpretationen meinerseits – Diese, sowie Fragen dazu können wir dann im Diskussionsthread behandeln.


2017 in Zahlen

Wir haben dieses Jahr 35 neue Produkte raus gebracht:

Drei für Achtung! Cthulhu
Eins für Der Eine Ring
Eins für Equinox
Sechs für FATE
Zwei für Numenera
Vier für Space 1889
Achtzehn für Splittermond

Die Anzahl der Produkte spiegelt tatsächlich auch recht gut die Wichtigkeit für unseren Verlag wider.

Wir haben uns 2017 aus unterschiedlichen Gründen von vier Linien getrennt: Myranor, Tharun, 13th Age und Der Eine Ring. Die Gründe dafür waren soweit alle rein rational richtig und die Trennungen haben entgegen mancher Vermutungen absolut kein böses Blut verursacht :)

Wir haben in 2017 für drei neue Linien den Startschuss gegeben: Achtung! Cthulhu und (durch Crowdfundings) für Mutant: Jahr Null und Der Sprawl. Wobei die letzten beiden aber erst Anfang 2018 im Handel aufschlagen werden - Arbeit haben sie trotzdem schon 2017 gemacht ;)

Im Büro des Verlags arbeiten mittlerweile neun Personen, dazu kommen noch zwei im Shop, der nicht an der gleichen Adresse wie das Büro verortet ist. Diese Zahl macht mich immer noch sehr nervös und ist für mich extrem surreal. Eigentlich wollte ich mal einfach nur ein paar Rollenspiele raus bringen – was zum Teufel ist da passiert? ;)


Kleiner Vergleich zu den Vorjahren:

Produkte 2016: 31
Produkte 2015: 36 *
Produkte 2014: 24
Produkte 2013: 25
Produkte 2012: 17
Produkte 2011: 21
Produkte 2010: 10
Produkte 2009: 5

* zwar ist die Produktanzahl 2015 etwas höher als 2017, allerdings sind da sehr viele „kleine“ Produkte bei, die unter 10€ kosten oder keine Arbeit gemacht haben (FATE -Würfelsets!). Insofern ist 2017 immer noch wesentlich produktiver gewesen als 2015.


Conventions 2017 mit Uhrwerk und/oder Feder&Schwert-Präsenz 2017

HeinzCon
RPC
Nordcon
Feencon
Mantikon
Ratcon
Buchcon Dreieich
SPIEL
Spielewelt in Bielefeld
Dreieich Con

Dieses Jahr haben wir es leider nicht zur KeksCon geschafft, weil die zu nah an unserer HeinzCon war. Ich hoffe, wir finden da 2018 eine gute Lösung für :)

Wir sind offensichtlich in Süd- und Ostdeutschland weniger stark aufgestellt als in Nord- und Mitteldeutschland, was Conventions angeht. Mal sehen, ob man da auch was ändern kann.


Große Veränderungen

Die größte Veränderung in 2017 war sicherlich die Beendigung der Vertriebsvereinbarung mit Ulisses Spiele. Die Nachwirkungen davon sind immer noch zu spüren. Z.B. ist erst seit letzter Woche unser Lager komplett umgezogen und jetzt hoffentlich wieder voll einsatzfähig. Auch der Verkauf an die Buchgrossisten direkt läuft jetzt erst an, gerade noch rechtzeitig um da zumindest noch ein wenig am Weihnachtsgeschäft teilzuhaben.

Das bedeutet für uns auch einen Teil mehr Arbeitsaufwand bei doofem Orga- und Papierkram. Aber ich habe gute Hoffnung, dass die Änderungen mittelfristig eher positiv für unseren Verlag sind.

Selber Vertrieb zu machen bietet mMn auch mehr neue Möglichkeiten, und nicht nur mehr Arbeit abseits des Produzierens von Rollenspielen ;)


Ausblick auf 2018

wird kommen.... wahrscheinlich „zwischen den Jahren“...
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« Antwort #5 am: 28.01.2018 | 13:21 »
Diesmal geht es um mehrere kleinere Themen, die in letzter Zeit so aufkamen. :)


Drucker, Papier, Buch oder Box – wie entscheiden wir das?

Drucker – bei der Auswahl unserer Drucker ist (wer hätte das gedacht) der Preis in der Regel die den Ausschlag gebende Sache für die Entscheidung. Allerdings mit ein paar Einschränkungen.

Wir haben uns intern dafür entschieden eher nicht in China drucken zu lassen. Obwohl die Preise dort immer noch recht unschlagbar sind, hat ein Druck in China auch diverse Nachteile.

An erster Stelle steht hier unser Selbstverständnis davon, wie wir gerne arbeiten möchten. Etwas in China zu produzieren hat die Nachteile, dass man nicht genau weiß, wie moralisch, ökologisch oder sozial vertretbar das ist. Große Firmen haben ihre Leute dort vor Ort um sehen zu können, wie die Bedingungen dort aussehen (ganz abgesehen davon, ob die das überhaupt interessiert oder nicht). Wir haben das natürlich nicht.

Ein rein wirtschaftlicher Grund gegen chinesische Firmen als Drucker für unsere Bücher sind außerdem die laaaangen Lieferzeiten für die Bücher, die eher in Monaten als in Wochen zählbar sind. Und der evtl. Ärger mit der Einfuhr, der in der EU komplett weg fällt.

Wir Drucken unsere Bücher in der EU, derzeit vor allem in Polen, in Deutschland und hin und wieder in einem der baltischen Staaten. Der dabei entscheidende Faktor ist definitiv das Preis-/Leistungsverhältnis. Wir würden sehr gerne bei der lokalen Druckerei um die Ecke drucken, aber wenn dies doppelt so teuer ist, wie wo anders ist das leider für uns nicht möglich.

Aber ein großer Prozentsatz unserer Bücher kommt aus Deutschland, und der Rest immerhin aus nahen EU-Staaten. Immerhin ;)

Papier – wir benutzen standardmäßig für Bücher mit s/w Innenteil 100gr Offset Papier und für farbige Innenteile matt gestrichenes Bilderdruckpapier bis 135 Gramm. Das fluktuiert je nach Drucker aber auch immer mal ein klein wenig. Wir versuchen allerdings innerhalb einer Spiellinie da keine großen Schwankungen drin zu haben.

Es gibt Ausnahmen dazu, wie z.B. bei Malmsturm – Die Fundamente, die ein anderes Papier benutzen, das haptisch besser zum Buch passt, aber gleichzeitig gut in mehreren Farben bedruckbar ist, ohne das die Farben wie bei Löschpapier verlaufen und bei dem es möglich war, einen Goldschnitt aufzudrucken.

Bei so was muss man ein wenig experimentieren und nachforschen, bis man das richtige Papier gefunden hat ;)

In der Regel werden unsere Cover mit einer Mattfolie anstatt einer Glanzfolie veredelt, was eine rein persönliche Geschmackssache meinerseits ist.

Die Ausnahmen dazu sind Reihen, die schon immer mit Glanzfolie veredelt wurden (wie DSA Bücher, also in unserem Fall Myranor und Tharun) oder bei denen der Drucker gepatzt hat, wie bei Achtung! Cthulhu, bei dem die beiden Hardcover glänzend sind, obwohl das anders bestellt war. Tut der Qualität der Bücher keinen Abbruch, und wäre keinem jemals aufgefallen, wenn ich es nicht jetzt gerade verraten hätte :)


Buch oder Box?

Boxen sind teurer als Bücher. Insofern ist die Entscheidung für eine Box auch eher eine persönliche Entscheidung als eine wirtschaftliche.

Boxen machen vor allem bei Einsteigerprodukten Sinn, wie der Splittermond Einsteigerbox oder das Dungeonslayers Basisbox, in der viele verschieden Einzelteil mit drin sind, wie z.B. ein Würfelset.

Es wäre für uns billiger, den Inhalt der Splittermond-Einsteigerbox als reines Buch zu produzieren und die Box ist eigentlich zu billig, Aber natürlich wollen wir damit neue Leute erreichen und nicht durch einen höheren Preis eine zusätzliche Hürde für neue Spieler aufbauen.

Auch die Numenera-Box bestand aus sehr vielen Einzelbüchern, Heften, Kartenmaterial, Spielkarten etc.. Die konnten wir so allerdings  nur als Box herstellen, weil wir ein Crowdfunding dazu gemacht haben. Als „normales“ Produkt wäre das nie und nimmer zu diesem Preis gegangen, weshalb die zweite Auflage der Numeneraregeln ja auch ein normales Softcover ist.

Wir werden in Zukunft immer mal wieder eine Box raus bringen, aber man muss sehr vorsichtig sein, wie und bei welchem Produkt man das macht. Es muss halt Sinn ergeben und darf uns nicht in den Ruin treiben ;)


Unsere Vertriebsstruktur – gestern, heute und morgen.

Da dies gerade heute aufkam, möchte ich noch was dazu erzählen, wie wir unsere Produkte an die Frau oder den Mann bringen und wer da was für uns macht.

Direkt über den Verlag – wer bei uns im Shop oder auf Conventions was kauft, kauft direkt bei uns, wovon wir am meisten haben und was im Shop eine komplette Person finanziert und im Rest des Verlages auch einen großen Prozentsatz der Kosten, die wir haben.

Beim Händler vor Ort oder beim Rollenspiel-Onlinehändler – Wer seine Uhrwerk-Bücher beim Händler dort kauft, der bekommt sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dort über einen unserer Vertriebspartner für den Fachhandel oder im derzeit unwahrscheinlichen Falle auch direkt von uns. Den Großteil dieser Bücher verkauft Burst, Pegasus und neuerdings Prometheus für uns, die von uns Großhandelskonditionen bekommen. Wir selber beliefern derzeit nur sehr wenige Händler, aber arbeiten daran das zu ändern (siehe auch unsere aktuelle Stellenausschreibung ;) )

Wer unsere Bücher im Buchhandel oder bei Amazon kauft, bekommt diese dort zu 99,9% über einen von drei Barsortimentern für den Buchhandel – KNV, Libri oder Umbreit. Diese bekommen von uns im Prinzip auch Großhandelskonditionen, aber LEIDER zusätzlich noch Zahlungsziele des Verderbens, was diesen Kanal für uns zum wirtschaftlich unattraktivsten macht. Wir beliefern Amazon tatsächlich nicht selber, aber die hätten dann auch keine anderen und schon gar keine besseren Konditionen.

Bis vor einigen Monaten war das noch komplett anders...

Bis gegen Ende 2017 war unser exklusiver Vertriebspartner die Ulisses Spiele GmbH. Die haben einen wirklich guten Job gemacht, unsere Bücher komplett einzulagern, an Händler und Großhändler zu verkaufen und zu verschicken etc...

Das hatte den großen Vorteil für uns, dass wir uns komplett auf die Verlagsarbeit konzentrieren konnten, ohne an so lästige Dinge wie Vertrieb denken zu müssen.

Nun hat sich das leider geändert und Ulisses hat seinen Vertrieb komplett eingestellt. Das ist auch aus unserer Sicht vollkommen korrekt und nachvollziehbar gewesen.

Allerdings hat es ein nicht kleines Problem offenbart – wir waren sehr anhängig von einem Partner. Und das hat gegen Ende 2017 für sehr viel Arbeit und Stress bei uns gesorgt.

Deshalb haben wir jetzt nicht mehr einen exklusiven Partner sondern recht viele unterschiedliche (wobei nur Pegasus und Prometheus wirklich neu sind – die anderen wurden vorher schon von Ulisses mit unseren Büchern versorgt). Bis jetzt machen alle Partner auch einen guten Job, so das es dort keinen Grund zur Klage gibt.

Und wir haben unser eigenes Lager, von dem wir unsere Sachen an die Großhändler und Händler (und unseren eigenen Shop) verschicken. Das ist zwar auch wieder sehr weit weg von unserem Verlagsbüro in Köln, aber immerhin diesmal recht nah an unserer HeinzCon-Location, so das wir da schnell Nachschub besorgen können, wenn uns am Stand was aus geht ;)

Nichts desto trotz werden wir recht bald auch aktiver selbst daran arbeiten, einen eigenen Vertrieb zu haben und dabei neben unseren eigenen Produkten auch – wie ein normaler Großhändler halt – auch Bücher anderer, befreundeter Verlage mit anbieten, mit denen wir teilweise sowieso bereits zusammen arbeiten.

Das ist im Prinzip eine komplett neue Abteilung in unserer Firma, die wir recht schnell von Herbst 2017 bis spätestens zum 2. Quartal 2018 aus dem Boden stampfen wollen. Das bedeutet, Erstbestellungen bei Partnern, Preislisten basteln, einen Online-Händlershop aufbauen und noch einiges mehr.
Ist zwar wieder recht viel Arbeit und Stress, aber danach ist es dann hoffentlich auch mal wieder gut mit den großen neuen Baustellen (also abgesehen von neuen Rollenspiellinien die wir raus bringen, natürlich)

(Hatte ich unsere Stellenausschreibung schon erwähnt? ;) )


Das war's mal wieder für heute, Entschuldigung dafür, das einige der Infos nicht wirklich neu sind, sondern nur neu an dieser Stelle zusammen gestellt sind, aber ich „musste“ einfach mal ein paar aufgelaufene Fragen abarbeiten.
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