Autor Thema: [Erzählt mir von] 1PG  (Gelesen 2682 mal)

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Offline D. Athair

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[Erzählt mir von] 1PG
« am: 23.03.2009 | 13:51 »
Da nirgendwo ne Rezi zu finden ist und alles, was ich herausfinden konnte das hier ist:
"Das ist die kleine Schwester von Coyote Trail, Hardnova II und anderen"

Was kann das Spiel?
Warum sollte ich es spielen wollen?

Kampagnentauglich?
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Prisma

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #1 am: 23.03.2009 | 14:42 »
Herstellerlink: http://www.deep7.com/product.php?cat=1pg  (Es gibt leider kein Charaktersheet zum runterladen.)

Das Spiel besteht aus vielen kleinen PDFs und Zustzbücher. Man braucht allerdings nicht alles, sondern nur das Material, welches das Setting unterstützt, welches man haben will. Will man z.B. SF kann man z.B. Star Legion nehmen.
Jedes Grund-PDF kommt mit Regeln, Specials zum Genre und Abenteuer. Dazu gibt es noch diverses Zusatzmaterial, welches sehr nett ist.

Einen Charakter erschafft man bei 1PG mit Würfelwürfen, später kann man ihn noch anpassen. Gewürfelt wird immer mit W6. Bei der Charaktererschaffung (man hat einen Charakter - wertetechnisch - schon nach ein paar Würfen) kommen mehrere zum Einsatz im eigentlichen Spiel nur 1W6. Dabei addiert man Attribut + Skill (z.B. Brawn 2 + Shooting 2 =4) und muss das mit dem W6 unterwürfeln/bzw. draufkommen. Boni und Mali gibt es auch. Eine 1 bedeutet dass man es immer geschafft hat, eine 6 ist immer ein Misserfolg. Kritische Erfolge oder Kritische Misserfolge hat 1PG nicht. 
Es gibt einen Wert für Mut/Willenskraft, den es zu unterwürfeln gilt.
Es gibt Hitpoints, diese sind allerdings statisch und steigen nicht - wie etwa bei D&D - an.
Waffenschaden wird nicht erwürfelt, sondern steht fest. Bei Nahkampfschaden (z.B. Schwerthieb) kommt noch das Körperattribut drauf.
Es gibt Trefferzonen, die aber nur dann von Belang sind, wenn Körperteile unterschiedlich gepanzert sind.

Die Kampagnentauglich ist 1PG, zumindest für die Anzahl der beiligenden Abenteuer, allemal. Auch wenn es heißt, es sei  besonders für Oneshots geeignet. Allerdings gibt es im 1PG-Companion eine bessere Regel dafür (die gibt weniger EP), was dafür sorgt, das Charaktere nicht so rasch aufsteigen (das findet seinen Grund hauptsächlich darin, dass man halt immer nur mit 1W6 würfelt).

1PG hat in den Grund-PDFs zwar Waffen und Genre-Specials, allerdings keine Inventarliste, was sich aber als unproblematisch erwiesen hat. Beim Broadsword-PDF gibt es sogar nur 2 Beispielszauber. Dafür aber eine Mechanik sich eigene zu bauen. Jetzt kann man zwar auch dazu ein Zusatzding kaufen, das sich auch wirklich lohnt, allerdings nötig ist das nicht, denn die Mechanik ist sehr leicht. In 5 Min. hat man schon eine Liste typischer Zauber. Die Beispiele aus den Abenteuern liefern dem 1PG-SL aber auch gute Hilfen in Sachen NPCs, Feinde, etc. Natürlich gibt es nicht für alles mögliche eine Regel - obwohl die Zusatz-PDFs da Lösungen bieten - aber das hat sich bisher als nicht spaßbeschneidend gezeigt.

1PG ist in jeder Hinsicht schnell. Schnelle Charaktererschaffung, kaum Bookkeeping, auf das wesentliche beschränkt. Ohne aber auf "Leckeres" aus dem Genre zu verzichten.

Ein Tabletopsystem haben 1PG-Spiele in den Grund-PDFs nicht, das bietet aber das 1PG-Companion.

Die Abenteuer wechseln in ihrer Qualität, Broadsword z.B., hat tolle Sword & Sorcery Abenteuer, Full Clip ist da wiederrum eher mäßig, Star Legion hebt dann wieder an. Die Abenteuer bieten neben typischen Themen auch mal ausgefallene Ideen an.
 
1PG ist die Sorte Rollenspiel, die man eben greifen kann und nahezu out of the Box/Printer spielen kann. Im Spiel habe ich die Erfahrung gemacht, dass es durchaus ein vollwertiges Rollenspiel ist, dass sich auf keinen Fall zu verstecken braucht. Tatsächlich hat es im Spiel besser funktioniert, als ich es mir beim Lesen gedacht hatte. 

Soviel erst einmal, auf die Schnelle.

Offline D. Athair

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #2 am: 23.03.2009 | 15:23 »
Dankeschön schonmal!  :d


Und noch mehr Fragen:

Welchen Spielstil unterstützt 1PG?
Gibt es einen Fokus?
Wie schaut's aus mit taktischem Spiel?

Was ist mit Conversions? Sind die leicht zu machen? Gibt das Spiel dazu Hinweise?
Kann ich mit dem Spiel eine (auch vorgefertigte) Spielwelt modellieren, bei der ich
mich als SL auf die Position des Schiedsrichters und NSC-Spielers beschränken kann?
Ist also Explorationsspiel mit einer sog. Handlungsmachine[1] möglich?






[1]Der SL verzichtet auf eine vorgefertigte Story. Das einzige in dieser Richtung ist eventuell "Der Auftrag".
Das Spielsetting ist über Kausalitäten vernetzt und je nach dem, wie die Spieler agieren, reagiert die Spielwelt.
Eine Story oder Handlung entsteht durch die miteinander in Verbindung stehenden Erlebnisse der SC.
(Da es möglicherweise dem Verständnis zuträglich ist: D&D1 oder Traveller unterstützen Explorationsspiel gut.)
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Offline Dirk Remmecke

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #3 am: 23.03.2009 | 15:44 »
Beim Broadsword-PDF gibt es sogar nur 2 Beispielszauber.

Nitpick:
3 Beispielzauber, und in der beigefügten Kampagne hat diese NSC-Priesterin noch 1 weiteren Zauber.

Zitat
Die Abenteuer wechseln in ihrer Qualität, Broadsword z.B., hat tolle Sword & Sorcery Abenteuer, Full Clip ist da wiederrum eher mäßig, Star Legion hebt dann wieder an. Die Abenteuer bieten neben typischen Themen auch mal ausgefallene Ideen an.
 
1PG ist die Sorte Rollenspiel, die man eben greifen kann und nahezu out of the Box/Printer spielen kann.

Ich kenne nur Broadsword und Star Legion. Als Lektüre und Studie eines minimalistischen Systems fand ich beide sehr interessant, allein, der Drang, sie auszuprobieren, hat sich in mir noch nicht manifestiert.

Die Regeln sind knapp und funktional, das Charakterblatt erinnert an das d6-System von Star Wars; unter jedem Attribut (z.B. BRAWN) steht eine Auswahl von abhängigen Skills (Carousing, Climbing, Endurance, Fighting, Riding, Shooting).
Von der Komplexität ist es ein "Advanced TWERPS", was ich keineswegs despektierlich meine. Ich mag meine TWERPS-Hefte; sie bringen mich immer wieder auf den Boden der Regel-Möglichkeiten und -Notwendigkeiten zurück.
Lediglich das Trefferlokalisationssystem von 1PG ist ein bizarrer Stilbruch - wieso wird ausgerechnet das weiter aufgefächert?



Dennoch würde ich für das Broadsword-Thema vielleicht eher zu Barbarians of Lemuria greifen (von dem mir vor wenigen Tagen ein schwelgerischer Fast-Furious-Fun-Spielbericht vom Hspielt zugetragen wurde), und wenn ich vor die Wahl gestellt würde, Star Legion oder Hardnova ][ auszuprobieren, würde ich "den großen Bruder von 1PG" wählen. Ich habe nämlich eine Ahnung, dass der von der Spielgeschwindigkeit nicht wirklich langsamer ist als 1PG. (Auch wenn ich die Auswahl der Attribute bei Genre Diversion eher merkwürdig finde - ein einziges körperliches Attribut vs. vier mental/soziale -, was bei einem SF-Spiel aber nicht so stark ins Gewicht fällt wie bei einem rauen Fantasy-Spiel.)

Offline Achim

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #4 am: 23.03.2009 | 15:44 »
Die Regeln sind, wie Prisma schon beschrieben hat, extrem minimalistisch und klassisch/traditionell, also bspw. ohne spezielle narrative Besonderheiten. Man könnte das System, wie D&D1 oder Traveller, auch für Explorationsspiel verwenden.

Gedacht ist es dafür aber eigentlich nicht. Der ursprüngliche Werbespruch von 1PG war "Play your favorite movie!". Der Ansatz ist: Spiele einen typisch filmähnlichen Plot in Richtung B-Movie aus einem bestimmten Filmgenre - Katastrophenfilm, Agentenfilm, Kriegsfilm etc. Später wurden dann auch andere Mediensparten bearbeitet. Ein Spiel soll dabei gerade mal 2 Stunden dauern, inkl. Charaktererstellung. Ein einzelnes 1PG-Spiel besteht dabei i.d.R. aus: Titelblatt, eine Seite für den SL, eine Seite für die Spieler, 5 Seiten mit jeweils einem Szenario pro Seite. Die Spielerseite ist Charakterbogen und Spielregel, deshalb auch 1PG.

Ich weiß nicht genau, was mit "taktischem Spiel" gemeint ist. Wenn das in Richtung Miniaturen u.ä. geht, dann - rudimentär. Auch hierfür ist es nicht gedacht. Der 1PG-Companion liefert da allerdings zusätzliches Material.

Konversionen sind aufgrund des Minimal-Ansatzes extrem simpel, können vorgegebene Strukturen aber auch nur simpel nachbilden. Hinweise im Spiel gibt es dazu keine. Das Verlagsforum ist noch aktiv. Hier wimmelt es von Fan-Umsetzungen.

Da 1PG ursprünglich von Deep7 stammt, ist es die kleine Schwester des XPG-Systems (Red Dwarf, Santa Soldiers 2e, RADZ, Mean Streets 1e, Bloode Island) bzw. die ganz kleine Schwester des DEEP-System (Arrowflight). Precis Intermedia (Coyote Trail etc.) hat die Titel übernommen, nachdem Deep7 den Betrieb quasi einstellen musste.


Ein paar Reviews:

Agent SEVEN
Broadsword
Daisho
Dime Heroes
Hero Force




Offline D. Athair

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #5 am: 23.03.2009 | 15:58 »
Hört sich nach einem hübschen System an, dem ich ganz gute Chancen einräume, dass es sich
bei uns an der HS in der Lücke zwischen Savage Worlds und Prince Valiant etabliert.

Ersetzten wird es wahrscheinlich keines der beiden genannten können.







edit: Jetzt weiß ich auch, warum ich keine Rezi gefunden habe.
Es gibt kein Grundregelwerk sondern nur "Komplettpakete"!?
« Letzte Änderung: 23.03.2009 | 16:00 von Great Dahlia »
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Offline Achim

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #6 am: 23.03.2009 | 16:11 »
Ersetzten wird es wahrscheinlich keines der beiden genannten können.

Das denke ich auch. Wie gesagt, extreme minimalistischer Bier & Brezel Ansatz. Was es machen will, macht es gut. Für längere Kampagnen bist du mit Savage Worlds besser bedient (in diesen Sektor will 1PG auch gar nicht vorstoßen).

Es gibt kein Grundregelwerk sondern nur "Komplettpakete"!?

Genau. Immerhin - die Regeln passen auf eine halbe Seite.  :)

Offline Dirk Remmecke

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #7 am: 23.03.2009 | 16:13 »
Wie schaut's aus mit taktischem Spiel?

Kann ich mit dem Spiel eine (auch vorgefertigte) Spielwelt modellieren, bei der ich
mich als SL auf die Position des Schiedsrichters und NSC-Spielers beschränken kann?
Ist also Explorationsspiel mit einer sog. Handlungsmachine möglich?

Man könnte das System, wie D&D1 oder Traveller, auch für Explorationsspiel verwenden.

Gedacht ist es dafür aber eigentlich nicht.

Dass es dafür aber nicht gedacht ist, wird durch die mitgelieferten Abenteuer unterstrichen. Das sind 3 Einzelabenteuer und die 6-teilige Kampagne "The Crimson Chronicles". Die Abenteuer sind jeweils eine Seite lang, haben einen eher gescripteten Ablauf, keinerlei Kartenmaterial (nicht mal das Abenteuer "Tombs of the Juna" enthält eine Karte der Grabanlagen, die in Indiana Jones-Manier erforscht werden sollen) und jeweils zwischen 2 und 5 Statblocks der NSCs/Gegner.

Dennoch ist Explorationsspiel möglich, und ich würde annehmen, dass man mit der Wilderlands-Box allein ewig und drei Tage spielen kann - aus den d20-Rudimenten Spielwerte für 1PG abzuleiten dürfte ein Klacks sein.

The Evil DM hat mit World of Broadsword ein Mini-Wilderlands-artiges Setting nachgeschoben.

Genau. Immerhin - die Regeln passen auf eine halbe Seite.  :)

Genau, deswegen findet man auch nirgends Character Sheets als Download. Das ist nämlich die andere Hälfte der Regel-Seite.

Offline Achim

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Re: [Erzählt mir von] 1PG
« Antwort #8 am: 23.03.2009 | 16:40 »
Übrigens gibt es eine Yahoo Group, die unter anderem eine ganze Reihe von kompletten 1PG-Spielen enthält. Besondere Bedingungen für die Anmeldung gibt es keine, soweit ich mich erinnere. "Ich bin Fan!" als Begründung wird wohl reichen. Zu den Titeln (unter anderem von Simon Washbourne) gehören bspw. Robin Hood, Medieval Mysteries, Mad Dogs & Englishmen (oder so ähnlich), Dog's Life etc.