Autor Thema: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit  (Gelesen 3630 mal)

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Offline Gaukelmeister

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Viele Spieler haben irgendwann einmal die Idee, ein eigenes Rollenspiel zu entwickeln. Aber die meisten werden damit nie fertig. Woran liegt es, dass so viele Ideen entweder nach kurzer Zeit nicht weiter verfolgt werden oder endlos weiter bearbeitet werden, ohne dass irgendwann einmal ein fertiges Spiel dabei rauskommt?

Mir ist klar, dass es für alle längerfristigen Projekte eine gewisse Disziplin und Motivation braucht. Manche Ideen haben vielleicht einfach auch nicht die Substanz, um tatsächlich für ein Spiel zu taugen. Aber wenn man sich anschaut, was tatsächlich an Spielen herausgebracht wird, dann erscheinen mir viele liegen gebliebene Ideen nicht deutlich schlechter zu sein.

Wie kann man also dafür sorgen, dass man aus der eigenen Idee wirklich ein fertiges Spiel macht? Wie erhöht man die Wahrscheinlichkeit dafür, fertig zu werden? (Wir haben hier im Forum ja gute Beispiele für Leute, die ihre Sache einfach durchgezogen haben.)

Mich interessiert, ob ihr glaubt, dass man sich bestimmte Maximen zu Herzen nehmen kann, die einem dabei helfen, dass die eigene Idee nicht als Rohrkrepierer, Strohfeuer oder Projekt für die Ewigkeit endet - sondern irgendwann tatsächlich fertig und spielbar ist.
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Offline der.hobbit

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #1 am: 30.04.2009 | 13:07 »
Maxime eins: Sich bewusst sein, dass es Arbeit ist.
Maxime zwei: Inkrementelles Herangehen (nicht auf Seite 1 vom 300 Seiten Regelwerk anfangen, sondern etwas kleiner anfangen und dann wachsen lassen)
Maxime drei: Bisschen Realismus, bitte.
Maxime vier: Testing gehört dazu.
Maxime fünf: Lernwille (und dazu gehört Kritikfähigkeit)
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Ein

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #2 am: 30.04.2009 | 13:19 »
Zitat
Wie kann man also dafür sorgen, dass man aus der eigenen Idee wirklich ein fertiges Spiel macht?
Unerschütterliches Selbstbewusstsein hilft. Fähigkeiten als Designer, Kritikfähigkeit und ähnliches ist irrelevant. Man fängt vorne an und steuert dann unaufhaltsam auf sein Ziel zu. Dazu gehört Überzeugung, dass die eigene Idee die beste ist, und die Bereitschaft jeden Störer auf dem Weg zum Ziel einfach zu überrollen. Am Ende hat man ein fertiges Produkt und mit genug Sendebewusstsein gleich eine Schar von Fanboys.

Joe Dizzy

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #3 am: 30.04.2009 | 13:25 »
Ein radikal übersteigertes Ego oder genug Leute im direkten Umfeld, die aus welchen Gründen auch immer, einem unter die Arme greifen.

In den meisten Fällen ist es eine sozial verträgliche Mischung aus beidem. So lange man gewillt oder in der Lage ist das Eine im Notfall mit dem anderen zu kompensieren, lässt sich der Kram bewerkstelligen.
« Letzte Änderung: 30.04.2009 | 13:27 von Georgios »

Offline Joerg.D

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #4 am: 30.04.2009 | 13:42 »
Man benötigt unermüdliche Helfer ein großes Ego und viele Testspiele mit Leuten, die in der Lage sind vernünftiges Feedback zu geben.

Ich glaube im Gegensatz zu einigen anderen Postern hier fest daran, dass ein Spiel durch das eingehen auf seine Ratgeber besser wird. Natürlich muss man auch mal Wünsche oder Anmerkungen wegbügeln können, weil sie nicht zum Konzept passen. Doch eine kritische Auseinandersetzung mit Feedback gehört zu den DIngen, die man für ein gutes Spiel benötigt.

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Ein

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #5 am: 30.04.2009 | 13:45 »
Von gut war ja gar keine Rede, Jörg. Es ging nur um das Fertigstellen. In dieser Hinsicht ist sicherlich ein fertiges, durchschnittliches Rollenspiel dem unfertigen, guten Rollenspiel um Längen überlegen.

Offline Gaukelmeister

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #6 am: 30.04.2009 | 14:07 »
Von gut war ja gar keine Rede, Jörg. Es ging nur um das Fertigstellen. In dieser Hinsicht ist sicherlich ein fertiges, durchschnittliches Rollenspiel dem unfertigen, guten Rollenspiel um Längen überlegen.

Der Hinweis geht auf jeden Fall in die richtige Richtung: selbstverständlich möchte man, dass das eigene Spiel gut wird. Niemand nimmt sich bewusst vor, ein schlechtes Spiel zu basteln (außer vielleicht zu Anschauungszwecken). Aber abgesehen von Fragen der Qualität: einige werden fertig, andere brechen ab oder arbeiten ewig weiter. Die fertigen Spiele sind zumindest spielbar und einige Leute spielen sie sogar gerne.

Was unterscheidet also die Fertigsteller von den Abbrechern und Immer-noch-weiter-Machern? Es ist in meinen Augen nicht die Qualität der Idee.

Eine Sache, die einige Leute mir wärmstens ans Herz gelegt haben: Suche dir Leute, die dich motivieren weiterzuarbeiten. Das scheint mir ein guter Hinweis: sobald andere wissen, dass man an etwas bastelt, kann das eine milde Form des sozialen Drucks erzeugen und, wenn die Leute selbst die Idee für gut halten, auch direkt anspornen. Ein anderer Tipp, den Jörg mir mal gegeben hat: Setze dir einen Termin, zu dem du etwas fertig haben willst. Das bewahrt davor, immer noch ein bisschen mehr zu verbessern (und im Übrigen deckt sich das mit meiner Erfahrung beim Hausarbeiten schreiben: ohne festen Abgabetermin, bin ich häufig nicht richtig aus dem Quark gekommen).
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Offline Joerg.D

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #7 am: 30.04.2009 | 14:13 »
Auch beim Feedback geht es darum, dass man sieht wann das Spiel fertig ist. So etwas sagen einem auch die Feedbacker.

Ich mag Termine, wie der Gaukelmeister schon gesagt hat. Termine helfen einem Druck aufzubauen und das Werk zu Ende zu bringen. Supporter die einen Fragen, wann das Spiel denn endlich fertig ist sind auch gut. Genau wie Fanbopys, die das Sysztem einfach toll finden und einen damit motivieren.

Ich habe bei Dramatik im Gegensatz zu Western City keine Fanboys und das macht sich in der Entwicklung deutlich bemerkbar, weil ich weniger testen kann, was die Entwicklung in die Länge zieht.
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wjassula

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #8 am: 30.04.2009 | 14:21 »
1. Tragfähige Idee: Braucht es das wirklich? Muss ich das noch schreiben? Was ist so besonders an genau diesem Ding? Warum soll mich das auch noch in ein paar Wochen fesseln?

2. Den Kern der Idee finden. Das Spiel in einem Satz beschreiben. Elevator Pitch: Wenn ich nur eine Minute Zeit hätte, das Ding jemanden zu erklären, sodass er es danach unbedingt spielen will, wie würde ich das machen? In dem Zusammenhang Überlegungen zur Zielgruppe - klingt nach Marketingunsinn, soll aber nur bedeuten: Wer soll das spielen wollen? Was haben diese Leute für Bedürfnisse? Was müssen sie wissen, was nicht? Was muss ich demzufolge aufschreiben, was kann ich mir sparen?

3. Struktur. Nicht gleich losschreiben, erst planen: Ausgehend von meinem Ein-Satz und Eine-Minute-Pitch: Was ist wirklich wichtig? Dann wirklich einen Arbeitsplan aufmalen und Stück für Stück abhaken.

4. Mit wenig anfangen und dann anbauen. Von einem Satz zu einem Absatz zu einer Seite...

5. Nicht alles alleine machen. Einsame Genies kriegen weniger gebacken als Leute, die gut abgeben können. In diesem Zusammenhang: Besser gut klauen als sich selber was ausdenken.

6. Deadlines. Wann will ich fertig sein? Sich von vorne herein klar machen, dass ein Spiel nie perfekt ist, aber irgendwann abgeschlossen sein muss. Hier wieder an den Arbeitsplan denken. Nicht während der Arbeit tausend neue Sachen aufnehmen. Produktiv auch oft, umgekehrt zu planen: Wieviel Zeit hab ich, und was kann ich in dieser Zeit schaffen? Alles andere fällt dann halt weg, weil, wie schon gepostet, es ist besser, dass etwas ist, als dass nichts ist.

7. Kritik einholen, aber auch bewerten können. Welche Kritik ist falsch, welche ist richtig, kann aber wegen meinem Zeit- und Arbeitsplan nicht berücksichtigt werden, welche muss ich annehmen?

8. Aufhören, wenn das Ziel erreicht ist. Im Arbeitsplan steht ja drin, was die Erfolgskriterien sind und/oder wann der Abschlusstermin ist. Wenn die abgehakt sind, stop. Raus mit dem Spiel und was anderes machen.

Alternativmethode: Einfach drauflos schreiben und sich durchwursteln. Klappt auch oft.

Offline Thot

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #9 am: 30.04.2009 | 14:34 »
Wenn man was zu sagen hat, kann man es auch aufschreiben. Wenn nicht, nicht.

Offline Dr.Boomslang

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #10 am: 30.04.2009 | 14:35 »
Ich glaube das wichtigste im tatsächlich fertig zu werden ist die feste Intention das Produkt in eine bestimmte Form bringen zu wollen oder zu müssen. Die muss natürlich auch begründet sein. Die meisten haben eben diese Intention gar nicht.

Ich hatte z.B. nie den Ehrgeiz tatsächlich irgendwas von meinen Ideen zu veröffentlichen. Ich wollte immer nur ein Spiel machen dass ich gerne spielen würde. Allerdings ist das eine schlechter Grund dafür auch was aufzuschreiben und in entsprechende Form zu bringen, da es dabei hauptsächlich um formales geht was mit der Idee wenig zu tun hat. Außerdem leite ich ohnehin meistens und kann daher mit fast jedem rudimentären System so spielen wie ich möchte wenn ich die goldene Meister-Regel verwende.
Das hat mich immer davon abgehalten tatsächlich ein Projekt in Textform fertig zu stellen. Den Nutzen des Ganzen konnte ich unter den Voraussetzungen nie wirklich vor mir selbst rechtfertigen.

Eine gute Motivation ist es daher sicher, so von seinem Konzept überzeugt zu sein, dass man tatsächlich auch den Drang verspürt anderen die eigene Idee verfügbar zu machen, oder vielleicht sogar dafür bekannt zu werden o.ä.

Offline scrandy

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #11 am: 30.04.2009 | 14:44 »
Das Problem ist vorallem, dass man trotz der Fanboys und kleinen Helfer ziemlich alleine da steht.

Ich habe zum Beispiel bei Mystix ein eigenes Forum eingerichtet, ein Wiki mit einem Teil der Inhalte und poste auch hier im Tanelorn regelmäßig darüber, dennoch muss ich natürlcih das System alleine schreiben und habe kein Team, wie bei einem Verlag, dass mir ein Lektorat oder andere Meinungen liefert, oder bei dem ich Teile der Schreibarbeit abgeben kann. Die möglichkeiten von Mitarbeit, Feedback und co sind eben begrenzt oder man findet zumindest nicht genug Leute.

Ich meine ich würde mich jetzt nicht in die Gruppe der Gescheiteten setzen und auch nicht in die Gruppe der Ewigschreiber, aber die Gefahr besteht natürlich.

Und bei mir besteht im Grunde das Hauptproblem darin, dass ich mir schneller neue Dinge ausdenke, als ich sie aufschreiben kann. (Neben dem oben schon erwähnten Motivationsproblem, dass sich dank Fans und Unterstützern mittlerweile in Grenzen hält) Denn das Aufschreiben ist schließlich das Hauptproblem, denn es muss nicht nur irgendwie in den Rechner, sonder in guter Qualität, ohne Inhaltliche und Stilistische Fehler und in einer dem Setting entsprechenden Atmosphäre. Und wenn sich dann etwas am System ändert, dann fängt man in vielen Teilen von Vorne an zu schreiben.

Ich bin zum Beispiel momentan bei etwa 75 Seiten (Inklusive Zauberbuch und Ergänzungen, die ich noch ins Regelwerk einpflegen muss), von diesen habe ich aber bestimmt 40 Seiten doppelt und nochmal 20 davon 3-4 manl geschrieben. Und das ist neben dem Regeltesten, Abenteuer ausdenken, Setting schreiben und Playtesten allein als Freizeitbeschäftigung nunmal eine mehrjährige Veranstaltung. Da kann manchen Leuten schon mal die Puste ausgehen.

Ich werde jedenfalls weiterschreiben und habe mir zum Ziel gesetzt zum Sommertreffen, den ersten Leuten einen Ashcan in die Hand drücken zu könne. Ob das klappt, mit Settingchallenge, Studium und co, weiß ich noch nicht. Ich hatte sogar überlegt Mystix zum Setting-Challenge-Beitrag zu machen, denn das Setting hat bisher kaum Seiten im Regelwerk und spielt hauptsächlich in meinem Kopf, aber das wäre zu unfair weil ich es schon seit 2-3 Jahren im Kopf habe, und außerdem müssten dann ja ersteinmal die Stichworte stimmen.

Ich gebe jedenfalls nicht auf und das ist das wichtigste.
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

Mystix: Ranken, Glyphen, Kreiselschiffe - Story-orientiertes Steamfantasy-Rollenspiel. (Homepage / Diskussion)

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Offline Maarzan

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #12 am: 30.04.2009 | 17:37 »

Was unterscheidet also die Fertigsteller von den Abbrechern und Immer-noch-weiter-Machern? Es ist in meinen Augen nicht die Qualität der Idee.


Ein begrenzter Horizont ;)

Nach einer ersten Phase DSA1 einfach mit allem auszubauen, was irgendwo interessant war,  (und deren Ergebnis(se)  einer 31-sitzigen Kampagne diente(n)) hat sich unsere Runde Abi-ursächlich weit verstreut gehabt und ich habe mich daran gesetzt das Spiel zu überarbeiten.

Seit dem habe ich immer schneller neue Konzepte und Verbesserungen kennengelernt, als ich sie dann umsetzen konnte. Wenn man etwas besseres kennengelernt hat, macht es eben nicht wirklich Spaß den alten Kram wie gehabt weiter zu führen, also wird umgemodelt.

Fertig wird man wohl nur, wenn man bereit/gezwungen ist suboptimale Arbeit abzugeben oder glaubt den Gipfel letzter Weisheit erklommen zu haben. Zu seiner Zeit hatte ein beschränkter spielerischer Horizont auch etwas beglückendes, aber so ein Rad der Zeit läßt sich nicht zurückdrehen.
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Offline Gaukelmeister

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #13 am: 30.04.2009 | 19:11 »
Ok, wer hinbekommt, was Japer vorschlägt, der ist ein Großer  :)  (Ich meine die acht Punkte, nicht die Alternativmethode)

Wenn man was zu sagen hat, kann man es auch aufschreiben. Wenn nicht, nicht.

Das wiederum halte ich für einen Irrtum. Es gibt Leute, die wunderbare Ideen haben (jetzt nicht aufs Rollenspiel bezogen), aber irgendwie zu faul oder unsicher oder blockiert sind etc., um sie aufzuschreiben.

Ein begrenzter Horizont ;)

Neckische Idee - halte ich aber auch für falsch. Natürlich gibt es den Typ Mensch, der nach Perfektion strebt und den Eindruck hat, die eigenen Werke genügen den Ansprüchen nicht. Das ist in der Tat ein möglicher Grund, nicht fertig zu werden. Aber die Fertigwerder sind nicht allesamt beschränkt - wahrscheinlich gelingt es ihnen einfach besser, mit der eigenen Unvollkommenheit klar zu kommen. Schließlich ist es eine ziemlich beknackte Maxime, nur solche Dinge auf die Menschheit loszulassen, die über alle Kritik erhaben sind (oder von denen man das glaubt).
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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #14 am: 30.04.2009 | 20:08 »
Zitat
Der Hinweis geht auf jeden Fall in die richtige Richtung: selbstverständlich möchte man, dass das eigene Spiel gut wird.
Jeder kann ein gutes Rollenspiel schreiben, doch nur wenige fertig.
Denn Rollenspiel ist Unterhaltung und die ist rein vom Geschmack abhängig.
Jeder kann ein Klo ins Museum stellen und es Kunst nennen, aber nur die wenigsten trauen es sich.

Offline Gaukelmeister

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #15 am: 30.04.2009 | 21:30 »
Jeder kann ein gutes Rollenspiel schreiben, doch nur wenige fertig.

Da entfernen wir uns natürlich vom Topic hier. Ich bin anderer Meinung, aber über die Qualität von unterschiedlichen Rollenspielen im Allgemeinen und der Fähigkeit, den eigenen Ansprüchen zu genügen, im Besonderen können wir uns ja an einem anderen Ort austauschen.

Dr. Boomslangs Hinweis auf den festen Vorsatz, auch wirklich fertig zu werden, gefällt mir im Übrigen besonders gut. Ich vermute zwar, dass selbst bei denen, die sich das fest vornehmen, einige scheitern. Aber wahrscheinlich stellen sich manche gar nicht die Frage, worauf sie eigentlich hinaus wollen. Da versandet ein solches Projekt sicherlich eher, als wenn man ein klares Ziel vor Augen hat.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #16 am: 30.04.2009 | 23:43 »
Es ist wohl kein Zufall dass viele die tatsächlich fertig werden sich ganz gezielt vorgenommen haben ihr Produkt auch tatsächlich verkaufen zu wollen. Der potentielle Verkauf setzt einen Standard der ein ganz klares Ziel vorgibt. Da kann man keine falschen Kompromisse machen und hat den Ehrgeiz vor andern zu bestehen. Das ist eine echte Herausforderung. Außerdem hat man nachher ein fertiges, gedrucktes Buch in der Hand, das vergleichbar ist mit professionellen Produkten.
Setzt man seine Ziele zu niedrig ist es leichter sie indirekt aufzugeben indem man sich sagen kann es sei gar nicht so wichtig. Das Versagen ist dann auch nicht so sichtbar, aufzugeben rechtfertigt man leichter vor sich selbst als vor anderen.

Offline Gaukelmeister

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #17 am: 1.05.2009 | 09:40 »
Vielleicht wollen ja viele gar nicht wirklich fertig werden. Es geht ihnen weniger ums Endprodukt als um die Tätigkeit. (Was ja bei einem Hobby eigentlich oft das Kennzeichen ist)

Ich stimme dir zu, dass viele einfach mal ausprobieren wollen, wie es so ist, an einem Spiel zu basteln. Der Prozess kann sicherlich Spaß machen - und mehr möchte man dann auch gar nicht. Diese Leute habe ich mit meinem Thread-Titel allerdings auch gar nicht im Blick. Es geht mir eher um die, die ausdauernd darüber nachdenken und anderen davon erzählen, dass sie ein Spiel entwickeln wollen, das man dann tatsächlich spielen kann. Häufig wird das verpackt in Aussagen darüber, inwiefern ihr Spiel besser sein wird als die Spiele X, Y und Z. In diesen und ähnlichen Fällen gibt sich jemand nicht einfach nur ohne jeglichen Anspruch der Freude des Bastelns hin.

Außerdem glaube ich, dass fertig zu werden auch ein geiles Erlebnis ist. Selbstverständlich unterhalten wir uns hier über unsere Freizeit. Aber man kann natürlich auch in seiner Freizeit Spaß daran haben, bestimmte Dinge gut zu machen. Ich bin bspw. jemand, der auf der Gitarre nur klimpert - und das macht mir auch einen gewissen Spaß. Aber ich hätte mehr Spaß, wenn ich es besser könnte. Und selbst wenn ich völlig zufrieden mit meiner Klimperei wäre, könnte ich es gut nachvollziehen, dass einige sich daran begeben, kompliziertere Stücke spielen zu können. - Ich halte es für einen Irrtum, dass man sich in seiner Freizeit nicht anstrengen möchte. (Ich möchte dir auch nicht unterstellen, dass du das anders siehst, Legionarius.)
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Offline Backalive

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #18 am: 2.05.2009 | 10:47 »
Zitat von: scrandy
Das Problem ist vorallem, dass man trotz der Fanboys und kleinen Helfer ziemlich alleine da steht.

Yep. Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht und kann ich nur bestätigen.

Tatsache ist, daß einem klar sein muß, daß es Arbeit, viel Arbeit ist und noch mehr Zeit kostet.
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Offline Beral

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #19 am: 2.05.2009 | 23:53 »
Ein begrenzter Horizont ;)
Yeah! Dem stimme ich zu. Das hängt zum Teil damit zusammen, dass sich der Horizont zu einem Tunnelblick verengt, sobald ein Ziel anvisiert ist. Dann wird das Ziel nicht mehr hinterfragt.

Fertig wird, wer das Ziel hat, fertig zu werden. Wer sich denkt "vielleicht werde ich ja irgendwann fertig...", ist entweder zu zögerlich und wird nie fertig, oder sein Ziel ist nicht das Ergebnis, sondern der Weg. 
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"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #20 am: 4.05.2009 | 12:30 »
Yeah! Dem stimme ich zu. Das hängt zum Teil damit zusammen, dass sich der Horizont zu einem Tunnelblick verengt, sobald ein Ziel anvisiert ist. Dann wird das Ziel nicht mehr hinterfragt.

Komisch, ich habe da andere Erfahrungen gesammelt. Bei Dingen, die ich fertig schreibe (z. B. Hausarbeiten, Rollenspielabenteuer, Kurzgeschichten), denke ich nie, dass die Sache perfekt ist. Ich finde es einen sehr komischen Gedanken, dass man etwas nur dann abschließen kann, wenn man keinerlei Zweifel mehr an der Qualität hat. - Ich kann mir schon vorstellen, dass es solche Typen gibt. Aber meine eigene Erfahrung und Beobachtungen aus meinem Umfeld lassen sich mich denken, dass dies echt ein Sonderfall ist. Normaler Weise schreibt man Sachen fertig, weil man sie irgendwann mal fertig haben muss oder fertig haben will (warum auch immer: Termine, Versprechen ...) - und nicht, weil man von seiner eigenen Genialität überzeugt ist.
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Offline der.hobbit

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #21 am: 4.05.2009 | 14:25 »
Das ist eine Frage des Perfektionismus: Manche geben sich nicht mit weniger zufrieden, wodurch sie wenig aber wenn dann (hoffentlich) sehr Gutes produzieren. Ist meiner Meinung nach eine Charakterfrage.

Daher bezweifle ich auch, dass ein "Tunnelblick" nötig ist, um ein Werk als vollendet zu betrachten, wenn man nicht den gleichen Anspruch an "fertig" stellt.
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Offline Backalive

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Re: Rohrkrepierer, Strohfeuer und Projekte für die Ewigkeit
« Antwort #22 am: 4.05.2009 | 21:13 »
Wenn man bei solchen Projekten erst dann sagt, man sei fertig, wenn es in den eigenen Augen perfekt ist, dann wird es nie fertig!
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