Vor zwanzig Jahren stieß unser Segler auf eine neue Welt, die in keiner Karte verzeichnet war. Wir waren vom alten Kontinent aus aufgebrochen, um neue Handelspartner für die Waren unserer Majestät Reyono II. zu finden. Starke Stürme hatten uns weit nach Süden abgetrieben. Diese Region war in keiner Karte eingezeichnet. Wir hatten uns verirrt und unsere Vorräte schwanden von Tag zu Tag. Als wir das erste Mal wieder Land erblickten, sahen wir eine Dschungelregion, die sich hunderte von Meilen in alle Richtungen erstrecken musste. Glücklich wieder Boden unter den Füßen zu haben, ging ich mit meinen Kameraden von Bord und betrat ein Land, dessen Schönheit mich von diesem Augenblick an nie wieder loslassen würde. Wir schlugen unser Lager auf und machten uns auf die Suche nach einer Quelle.
Es war der zweite Tag unserer Ankunft, als drei Männer in unserem Lager. Sie hatten kein Geräusch gemacht und war mir sicher, dass wir sie nur gesehen hatten, weil sie gesehen werden wollten. Sie betrachteten uns argwöhnisch, aber in ihrer Haltung lag keinerlei Feindschaft. Ihre Haut war dunkel und ihre schwarzen Haare zierten eigenartige Feder. Einer von ihnen trug eine lange Kette aus Tierknochen und kleinen Schädeln.
Es fiel mir anfänglich schwer, mich mit den Männern zu verständigen, aber nachdem sie ihren Argwohn abgelegt hatten, zeigten sie uns bald, wo wir Wasser finden konnten, welche Pflanzen wir essen durften und welche unseren raschen Tod zur Folge hatten. Und so war es an diesem Tag im Jahre 511, als wir das erste Mal auf Menschen des neuen Kontinents trafen. Es war der Beginn einer langen Freundschaft.
Noch heute erinnere ich mich mit Freude an die fröhlichen, unbeschwerten mit den Qosqo. An die Feste an ihren Lagerfeuern, an die scharfen Speisen, deren Gewürze meine Sinne betäubten und an das fröhliche Lachen der Kinder, wenn ich wieder einmal ihr Dorf besucht hatte.
Hätte ich damals gewusst, was für Schrecken uns noch bevorstehen würden, wäre ich auf das Schiff gesprungen und zurück auf den alten Kontinent gefahren, ohne jemals von dieser Welt zu erzählen. Vielleicht wären dann meine Kameraden noch am Leben und meine Heimat, die prachtvolle Insel, La Maravilloso, wäre nicht ein totes Eiland.
Doch Gott hat mich mit dem Überleben verflucht und so sitze ich hier, im Schein der untergehenden Sonne und spüre, wie meine Schreibfeder zu zittern beginnt. Die Geräusche des Tages verlöschen. Der Gesang der Vögel verklingt. Selbst die Grillen werden heute ihre Lieder nicht spielen, denn es ist wieder die Nacht des Neumondes, die Zeit in der Supay und seine Kinder die größte Macht besitzen. Sollte ich morgen früh noch am Leben sein, werde ich weiter berichten. Doch jetzt muss ich mich in den Kellern verstecken. Möge der Herr uns beschützen ....