Autor Thema: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?  (Gelesen 6243 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Normalerweise ist es so, dass ein Spielleiter einige Spieler "betreut". 2-6 dürften es meistens sein.
Nun ist das ziemlich fies, weil die Spieler jeweils nur ihren Charakter darstellen müssen, während der Spielleiter die ganze Spielwelt zu bewältigen hat.

Warum kehrt man das Verhältnis nicht um? 2-6 Spielleiter kümmern sich um einen Spieler! Das müsste zu einem gänzlich anderem Spielerlebnis führen. Mehrere Spielleiter können die Welt viel besser simulieren, als es ein einzelner kann. Sie können Situationen viel besser darstellen, weil gleichzeitig mehrere NSC-Rollen übernommen werden können. Sie können aufgrund ihrer Zahl parallele Entwicklungen in der Spielwelt leichter herstellen und damit dem Spieler besondere Dynamik der Spielwelt vermitteln.

Hat jemand sowas schon ausprobiert? Gibt es vielleicht sogar Systeme, die das Verhältnis von 1 Spieler zu x Spielleitern im Regelwerk verankert und das Spielsystem entsprechend ausgerichtet haben?
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #1 am: 12.06.2009 | 00:30 »
Also was ich mal ausprobiert hatte, war: Alle waren Spielleiter und es gab keinen einzigen Spieler.

Soetwas kann durchaus Spaß machen, fühlt sich aber nicht wie herkömmliches RPG an. (Sondern eher wie "Geschichten schreiben".)

Offline Freierfall

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 725
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Freierfall
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #2 am: 12.06.2009 | 00:32 »
Spielrunden mit 2 Spielleitern soll es ja durchaus mal geben, das darstellen von NPCs habe ich schon mal einzelne Spieler übernehmen lassen, damit aber eher schlechte erfahrungen gemacht.

weniger Spieler als Spielleiter halte ich allerdings nicht für sinvoll, oder habe zumindest keine gute Idee, wie man das Sinvoll zu einem Spiel verbauen könnte.

Offline Sequenzer

  • Adventurer
  • ****
  • MoDulator
  • Beiträge: 752
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Sequenzer
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #3 am: 12.06.2009 | 00:40 »
Mach ich in meinen Runden regelmäßig, aber das funtz auch halt leider nur wenn man vernünftige Spieler hat... Aber wenn man die richtigen hat macht das tierisch Spaß weil es für alle interissant bleibt ^^
If you don't believe... In the existence of evil
you have a lot to learn... Praise your fears!

Offline D. Athair

  • Mythos
  • ********
  • Spielt RollenSPIELE, ROLLENspiele und ROLLENSPIELE
  • Beiträge: 8.748
  • Username: Dealgathair
    • ... in der Mitte der ZauberFerne
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #4 am: 12.06.2009 | 00:49 »
Ein Spiel mit mehreren SL kann mMn nur funktionieren, wenn die Kompetenzen klar verteilt sind.
Dann darf die Spielwelt nicht mehr sowas wie der SC eines Mitspielers sein. Alle SL müssen
eine gemeinsame Vorstellung des Settings, ... entwickeln.


... was ich schon gemacht habe ist, etwas ähnliches wie Eulenspiegel gespielt. Mit dem Unterschied,
dass es eben kaum einen Unterschied zum konventionellen RSP gab (mit Spotlight 24h*).

Zu zweit geleitet.
In einem WFRP-Projekt mitgespielt, das in 4 oder 5 parallelen Runden Abenteuer in Nuremberg
gespielt hat. Mit festen Ereignissen, die passieren. Mit Gruppe A trifft Gruppe B.

Für die letzen beiden gilt: Je mehr SL, desto vielmehr Absprachen.






* by Fredi der Elch

« Letzte Änderung: 12.06.2009 | 00:51 von Great Dahlia »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

oliof

  • Gast
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #5 am: 12.06.2009 | 03:13 »
In der einen oder anderen Form gibts das ja schon: Polaris ist auf gewisse Weise ein Spiel für 4 Spielleiter. Universalis ist auf gewisse Weise ein Spiel für 3-6 Spielleiter. Beide Spiele verteilen die klassischen Spielleiter-Aufgaben auf alle Spieler. Es ist also was anderes als komplettes Freeforming, DRASTIC oder so.

Ich hab mal mit einem Freund für 4 Spieler cogeleitet. Das hat hervorragend geklappt und eigentlich war das völlig ausreichend, um die Spieler komplett aber auch entspannt am Laufen zu halten.

Offline Bombshell

  • Zonen-Stefan
  • Helfer
  • Legend
  • ******
  • Beiträge: 5.620
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Bombshell
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #6 am: 12.06.2009 | 10:13 »
Hallo,

genau sowas macht Dirty Secrets, aber das ist vllt. für einige auch kein richtiges Rollenspiel.

MfG

Stefan

P.S: Hier noch eine deutsche Rezension
Kurze klare Worte

Offline Lord Verminaard

  • Gentleman der alten Schule
  • Titan
  • *********
  • Dreiäugiger Milfstiefel
  • Beiträge: 14.357
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Lord Verminaard
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #7 am: 12.06.2009 | 10:30 »
Ich hatte die Idee auch schon mal, habe sie nie weiter verfolgt, finde sie aber immer noch sehr interessant! Mir ist bislang kein System bekannt, das das so macht, und ich habe auch noch von keiner experimentellen Spielrunde dieser Art gehört.
We are all just prisoners here, of our own device
Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

Offline Joerg.D

  • Foren-Gatling a.D.
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 20.998
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Juhanito
    • Richtig Spielleiten
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #8 am: 12.06.2009 | 10:54 »
Ich habe schon  seit den frühen 90ern meine Spieler NSC Spielen um die Gruppe beschäftigt zu halten.
Die Kenntnis der Regeln setze und setzte ich sowieso vorraus.Wenn ich den Fokus auf einen Spieler setze ließ ich gerne mal einen anderen Spieler die Aufsicht über zwei andre Spieler übernehmen, die von mir mit etwas anderen beschäftigt werden

Es ist aber eigentlich in jeder Runde die ich kenne so, das die Spieler den SL unterstützen, wenn er mal eine Regel nicht weiß oder er Aufgaben delegiert.

Inzwischen benötige ich diese Aufteilung nicht mehr, da ich nach einem Tipp von Alexandro einfach mehr zwischen den Charakteren springe und sonst auf den Spaß beim Zusehen setze.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline slyver

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 110
  • Username: slyver
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #9 am: 12.06.2009 | 14:09 »
hm, direkt umgekehrtes Verhältniss kann ich mir gerade schlecht vorstellen, ich denk der Absprache-aufwand wäre vermutlich zu krass. Ich kenn es auch so, daß der GM wenn es mehrere NPCs gibt oder sich sonstwie es anbietet derartige Sachen an Spieler abgibt. Das ist aber eben abhängig von der Gruppe, ich habe auch live erlebt, daß nicht wenige Spieler sich davon irgendwie bedroht fühlen oder schlicht keinen Bock haben, selbst etwas zu tun, weil RPG für manchen heisst, sie passiv bespassen lassen und immer zu warten daß man den ausreichend markierten Hook für das wöchentliche Abenteuerchen aufgezeigt bekommt...
Jedem das Seine

Offline Blizzard

  • WaWiWeWe²
  • Titan
  • *********
  • Fade to Grey
  • Beiträge: 20.464
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Blizzard
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #10 am: 14.06.2009 | 23:21 »
ich kenne kein Regelwerk, dass etwas derartiges vorschlagen geschweige denn unterstützen würde. Unabhängig davon halte ich von der Idee nicht viel. Denn gemäss dem Motto "viele Köche verderben den Brei" dürfte es hier wohl "viele SLs runieren das Abenteuer" heissen. Das Hauptproblem bei der ganzen Sache ist, dass jeder SL einen anderen Leitstil hat. Und bei dem einen gilt Regel X, beim nächsten wiederum nicht. Der dritte spielt nur nach 1st, und der Vierte nur 2nd Edition. Kurzum:In der Zeit, bis man so eine Spielgruppe zusammen hat, hat man schon längst 3,4 normale Runden mit der gewöhnlichen Verteilung-sprich: 1SL plus 2-6 Spieler gefunden.
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #11 am: 14.06.2009 | 23:46 »
Denn gemäss dem Motto "viele Köche verderben den Brei" dürfte es hier wohl "viele SLs runieren das Abenteuer" heissen.
Genau das ist ja der Vorteil! Weg von Abenteuern und hin zu einer aufwendigen Spielweltsimulation.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.716
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #12 am: 15.06.2009 | 09:20 »
Da der Abspracheaufwand exponentiell steigt, behaupte ich einfach mal, dass das ab 3 SLs nicht mehr sinnvoll funktioniert. Es sei denn, die Mitspracherechte sind stark reglementiert, so wie bei Polaris und Universalis.
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Offline Ninkasi

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.456
  • Username: Ninkasi
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #13 am: 15.06.2009 | 11:16 »
Halte es auch für unnötig komplizier. Bei besonderen Anlässen einen Abend mal mit einem Zweitspielleiter ist okay, aber mehr auch nicht.

1 Spieler und der Rest nur Spielleiter könnte ich mir nur gut zur Einführung eines neuen Charakters/Spielers, in eine bestehende Runde, vorstellen.

Offline Turning Wheel

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.270
  • Username: Turning Wheel
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #14 am: 15.06.2009 | 11:40 »
Natürlich funktioniert das ganze, wie einige schon vermuten, nicht (oder nur mit zu hohem Aufwand) wenn alle SLs 100% plotten. Das Konzept der Wahl ist hier nicht, dass es lauter gleich berechtigte SLs gibt, sondern dass es einen klassischen SL gibt, der an die restlichen Co-SLs die ganzen NSCs delegiert und sie ausreichend über den Plot informiert, damit sie ihre Rolle gegenüber dem einzigen Spieler optimal spielen können. Es geht weniger darum, dass alle die SL-Tätigkiten übernehmen, sondern mehr darum dass sie die Verantwortung übernehmen, dem einen Spieler (und natürlich auch allen SLs) ein optimales Erlebnis zu verschaffen. Aber ich kenne Runden, wo auch die Spieler grundsätzlich Verantwortung für die anderen übernehmen. Um Verantwortungsgefühl für das Spiel zu generieren muss nicht jemand als SL bezeichnet werden, aber für manche ist das ein gutes Konzept. Das Ganze lässt sich wohl am ehesten mit einem LARP vergleichen, wo es eine SL gibt und eine Reihe von Leuten, die die NSCs spielen.

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.716
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #15 am: 15.06.2009 | 12:12 »
Ah, ein weiterer Punkt. Ohne vordefinierten Plot wird das ebenfalls nicht funktionieren. Wenn die Charaktere bei jedem der SLs ergebnisoffen handeln können, läuft früher oder später alles auseinander. Starker Illusionismus oder gar Railroading werden da zur Pflicht.
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #16 am: 15.06.2009 | 12:25 »
Die Idee zielt eigentlich auf ein Spielerlebnis, das genau entgegengesetzt dem klassischen Plot ist. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Umsetzung erfolgreich wird, wenn man sich an Plot-Mechanismen oder überhaupt an der Plot-Denkweise orientiert.

Die Aufgabe der SL kann es dann nicht sein, eine Geschichte zu erzählen, im Gegenteil, sie sollten die Finger davon lassen. Stattdessen sollen sie die Spielwelt simulieren. Dafür müssen für die Spielwelt entsprechende Simulationsmechanismen vorliegen. Und es braucht Regeln, wie sich die Spielleiter aufeinander abstimmen. Aber das ist machbar. Wenn ein SL gerade eine Szene leitet, haben die restlichen Zeit, miteinander zu kommunizieren.

Und eben weil es mehr Leute sind, die sich an der Simulation der Spielwelt beteiligen und eben weil sie während des Spielverlaufs ohne Störung desselben die Simulation ausrichten und anpassen können, ist zu erwarten, dass der Spieler ein kolossales Erlebnis der Spielwelt bekommt, das viel intensiver ist, als das, was ein einzelner Spielleiter erzeugen kann.

Bei den derzeit üblichen Spielformen bekommt man primär das Erlebnis einer Geschichte (Erzählspiel) oder das Erlebnis des Charakters (seine Handlungen, seine Entwicklung, usw.). Für ein exorbitantes Spielwelt-Erlebnis fehlt einem Spielleiter schlichtweg die notwendige Kapazität. Und genau für diesen Punkt würde ich Verbesserungen erwarten.

Unter der Zielsetzung von Plotrollenspiel macht die Umkehrung des SL-Spieler-Verhältnissen in meinen Augen keinen Sinn. Zumindest sehe ich da keinen großen Mehrwert.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.716
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #17 am: 15.06.2009 | 12:30 »
Worauf begründest Du Deine Vermutung? Der durchschnittliche Mensch ist doch schon mit den direkten Sinneseindrücken und den Darstellungen, die ihm ein guter Film liefert, völlig überfordert.

Warum denkst Du also, dass das Spielerlebnis besser wird, wenn man den Spieler mit noch mehr Details über die Spielwelt konfrontiert, die zudem noch nicht direkt (über die Sinne), sondern indirekt (durch die Beschreibung der SLs) vermittelt werden?

Ein weiterer Punkt der mir dazu einfällt, bleibt da die Fantasie des Spielers dann nicht völlig auf der Strecke?
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #18 am: 15.06.2009 | 12:39 »
Mehr als einer kann doch sowieso nicht beschreiben.

Verstehe nicht, was da intensiver werden soll. Einer beschreibt, und der Rest spielt - wenn nötig - NSCs? Warum ist das Spiel intensiver, wenn der SC mit NSCs statt mit SCs kommuniziert?
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Merlin Emrys

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.948
  • Username: Merlin Emrys
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #19 am: 15.06.2009 | 12:49 »
... ist zu erwarten, dass der Spieler ein kolossales Erlebnis der Spielwelt bekommt, das viel intensiver ist, als das, was ein einzelner Spielleiter erzeugen kann.
Wirklich? Davon bin ich keineswegs überzeugt - jedenfalls nicht für alle Spieler.

Das Problem, daß ich vornehmlich sehe, ist:
- Entweder hat eine Person Weisungskompetenz für alle anderen. Dann halte ich den Begriff der "Leitung" für die anderen für inadäquat. Sie sind dann Handlanger des Spielleiters, aber sie haben (wenn auch eine gewisse eigene Verantwortlichkeit für bestimmte Bereiche) keine Leistungsfunktion. Im widrigsten Fall bekommt der Spieler den Eindruck einer kolossal in sich zerstrittenen und innerlich widersprüchlichen "Spielwelt".
- Oder keiner der Leiter hat höhere Kompetenz als die anderen, sondern jeder versucht den Spieler nach eigener Facon zu "leiten", was (wenn die Spielleiter nicht zufällig Sozialgenies sind) in ein hoffnungsloses Kompetenz- und Aufmerksamkeitsgerangel ausarten dürfte (und wiederum mit dem Eindruck für den Spieler, daß die Spielwelt irgendwie kolossal disparat ist). Denn auch wenn die "Interessen" des letzten verbliebenen Spielers theoretisch über den eigenen stehen sollten, hat ja doch vermutlich jeder Spielleiter den Wunsch, auch etwas von der Spielweltsimulation, die er betrieben hat, "wirksam" werden zu lassen.

Im ersten Fall stellt sich mir die Frage, was daran für die Handlanger so unterhaltsam und befriedigend ist, daß sie das tun würden. Ihre Eigeninteressen stehen ja immer an letzter Stelle hinter den Interessen des Spielleiters und des letzten verbliebenen Spielers.
Im zweiten Fall sieht es auch nicht viel besser aus. Jeder der Spielleiter muß sich fast pausenlos zurücknehmen und den anderen Raum geben. Da halte ich "spielleiterloses " Spiel fast noch für den verträglicheren Ansatz: Da kann man auch "Kompetenzräume" schaffen, aber man hat nicht noch das Element der Konkurrenz um die Aufmerksamkeit des letzten verbliebenen Spielers.

Angesichts der Mühe, schon für zwei bis sieben Spieler einen Spielleiter aufzutreiben, der dann immerhin weiß, daß er mit größerer Handlungsfreiheit und Anerkennung (für das Übernehmen der ungeliebten Position) belohnt werden wird, denke ich, daß mehr Spielleiter keinen echten Gewinn bringen. Das Hinzunehmen eines Handlangers für komplexe Situationen mag noch angehen - vor allem, wenn es mehrere Spieler sind (mehr als vier) und die Gruppe dazu eigt, sich zu trennen.

Offline Turning Wheel

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.270
  • Username: Turning Wheel
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #20 am: 15.06.2009 | 15:04 »
Im ersten Fall stellt sich mir die Frage, was daran für die Handlanger so unterhaltsam und befriedigend ist, daß sie das tun würden. Ihre Eigeninteressen stehen ja immer an letzter Stelle hinter den Interessen des Spielleiters und des letzten verbliebenen Spielers.
Was treibt dann nur Schauspieler an?

Offline Merlin Emrys

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.948
  • Username: Merlin Emrys
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #21 am: 15.06.2009 | 15:26 »
Was treibt dann nur Schauspieler an?
Warum sollte jemand, dem das "Schauspielerische" von Bedeutung ist, sich auf eine dermaßen unbefriedigende Variante davon, wie Rollenspiel in einer Gruppe mit Rollenspielern darstellt, einlassen?

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #22 am: 15.06.2009 | 17:28 »
Worauf begründest Du Deine Vermutung? Der durchschnittliche Mensch ist doch schon mit den direkten Sinneseindrücken und den Darstellungen, die ihm ein guter Film liefert, völlig überfordert.
Er ist nicht überfordert. Er filtert die Informationen und das ist keinesfalls mit Überforderung gleichzusetzen.

Um in der Fim-Metapher zu bleiben: Für den Spieler gibt es weiterhin nur einen Film zu sehen. Der Film wird einfach anders als andere Filme. Eine Komödie, ein Liebesdrama und ein Actionfilm fühlen sich jeweils anders an.

Warum denkst Du also, dass das Spielerlebnis besser wird, wenn man den Spieler mit noch mehr Details über die Spielwelt konfrontiert, die zudem noch nicht direkt (über die Sinne), sondern indirekt (durch die Beschreibung der SLs) vermittelt werden?
Ob es besser wird, ist eine Geschmacksfrage. Ich behaupte, es wird anders.
Und es wird nicht anders, weil der Spieler mit Details aus der Spielwelt zugebombt wird. Die Quantität der Details würde sich im Vergleich zum herkömmlichem Spiel vermutlich nicht ändern. Aber diese Details können viel stärker vernetzt werden und damit ein anderes Gefühl für die Spielwelt erzeugen.

Ein weiterer Punkt der mir dazu einfällt, bleibt da die Fantasie des Spielers dann nicht völlig auf der Strecke?
Hä?! Nein.

Verstehe nicht, was da intensiver werden soll. Einer beschreibt, und der Rest spielt - wenn nötig - NSCs?
Das ist nicht die Idee, die ich präsentiert habe. Irgendwie wird sie aber von vielen so aufgenommen...  :(
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Turning Wheel

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.270
  • Username: Turning Wheel
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #23 am: 15.06.2009 | 17:31 »
Warum sollte jemand, dem das "Schauspielerische" von Bedeutung ist, sich auf eine dermaßen unbefriedigende Variante davon, wie Rollenspiel in einer Gruppe mit Rollenspielern darstellt, einlassen?
Warum macht überhaupt jemand Rollenspiel?

Offline pharyon

  • Bleistift der Herzen
  • Famous Hero
  • ******
  • Wir kümmern uns darum.
  • Beiträge: 2.824
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: pharyon
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #24 am: 15.06.2009 | 17:41 »
Warum macht überhaupt jemand Rollenspiel?
Gute Frage. Bei vielen wirds da sehr unterschiedliche Antworten geben.

@ Beral:
Was genau schwebt dir vor? Normalerweise hat ein SL eine bestimmte Palette von Aufgaben. Beschreiben der Welt ist eine davon. Ich glaube auch, dass ein Verhältnis Spieler zu SL 1:x ein anderes ist als x:1? Inwiefern, müsste durch Erfahrung ermittelt werden. Was ich mich frage: Lohnt sich der Aufwand? Sieht es dann eher so aus wie bei Computerspielen - nur mit viel mehr Freiheitsgraden?
Was der Diskussion vermutlich nicht abträglich wäre, wenn du da mal noch zwei, drei Worte verlieren würdest, auf was genau du hinaus willst.
Gruß, p^^
"Natürlich werden sie ihn foltern - es sind PRAIOS-Geweihte!" (vielen Dank, Kristin ^^)

"Lassen Sie uns die leichten Raumanzüge anziehen - schließlich wollen wir ja nicht ins All." (Danke, Bob Miller und Koloth, Sohn des Rodoth)

Offline Merlin Emrys

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.948
  • Username: Merlin Emrys
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #25 am: 15.06.2009 | 18:03 »
Warum macht überhaupt jemand Rollenspiel?
Weil es eine gute Mischung ist.

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #26 am: 15.06.2009 | 18:20 »
Was der Diskussion vermutlich nicht abträglich wäre, wenn du da mal noch zwei, drei Worte verlieren würdest, auf was genau du hinaus willst.
Gruß, p^^
Auf nichts besonderes bis jetzt. Die Idee ist mir spontan in den Sinn gekommen. Ich will sie nicht propagieren oder als etwas besseres darstellen. Während der Diskussion habe ich immerhin schon ein paar Formulierungen gefunden, die ich vorher überhaupt nicht im Kopf hatte.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Merlin Emrys

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.948
  • Username: Merlin Emrys
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #27 am: 15.06.2009 | 23:57 »
Mischung aus welchen Teilen meinst du vor allem?
Wird zu OT, daher keine weiteren Ausführungen.

Offline D. Athair

  • Mythos
  • ********
  • Spielt RollenSPIELE, ROLLENspiele und ROLLENSPIELE
  • Beiträge: 8.748
  • Username: Dealgathair
    • ... in der Mitte der ZauberFerne
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #28 am: 16.06.2009 | 02:37 »
Das Problem, daß ich vornehmlich sehe, ist:
- Entweder hat eine Person Weisungskompetenz für alle anderen.[...]
- Oder keiner der Leiter hat höhere Kompetenz als die anderen, sondern jeder versucht den Spieler nach eigener Facon zu "leiten", was (wenn die Spielleiter nicht zufällig Sozialgenies sind) in ein hoffnungsloses Kompetenz- und Aufmerksamkeitsgerangel ausarten dürfte [...]
Zwei Ansätze, die, wie du richtig festgestellt hast, nicht funktionieren.

Ein dritter Ansatz kann eine Lösung sein:
Die klassischen SL-Aufgaben werden strikt getrennt.
SL 1 ist "der Herr der Rollen". Er spielt alle NSC-Begegnungen und hat in dem Bereich das letzte Wort.
SL 2 ist "der Meister des Hintergrunds". Er wickelt alle Ereignisse ab, die im Hintergrund geschehen und beschreibt die Szenen.
SL 3 ist "der Regelweise". Er legt die Spielregeln aus und übernimmt Schiedsrichterfunktion. 

Die Aufteilung der Aufgaben kann natürlich auch anders (z.B. mit mehr oder weniger SL) aussehen. Das oben Geschriebene soll nicht mehr als ein fixes Beispiel sein.

Die Schwierigkeit/Herausforderung dürfte in den Übergängen, bzw. Schnittmengen zwischen den verschiedenen Aufgaben liegen.
Und: Eine synchronisierte Vorstellung vom Setting MÜSSEN die SL vorab erarbeiten.
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #29 am: 16.06.2009 | 08:06 »
Das ist nicht die Idee, die ich präsentiert habe. Irgendwie wird sie aber von vielen so aufgenommen...  :(
Das liegt daran, dass du deine Idee nicht allzusehr präzisiert hast.

Also: Wie soll das mit den 3-4 SLs funktionieren?
Bei Polaris z.B. spielt ein Spieler den Haupt-SL (alle Gegner, und er kann als einziger mit dem Spieler in Conflict Resolution gehen), einer alle emotional verbundenen NSCs (Familie etc.) und einer alle sozial verbundenen NSCs (Kollegen, Vorgesetzte).
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Merlin Emrys

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.948
  • Username: Merlin Emrys
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #30 am: 16.06.2009 | 10:44 »
Ein dritter Ansatz kann eine Lösung sein: ...
In der Form klingt es durchaus praktikabel, aber es bedingt einen hohen Kommunikationsaufwand. Da die fiktiven Charaktere ja mit dem Wissen über den sie betreffenden Hintergrund agieren, muß der entsprechende Hintergrundbereich von SL 2 an SL 1 weitergegeben werden. SL 3 ist "arbeitslos", wenn SL 2 und Spieler die Regeln selbst auslegen, weil das einfach schneller geht; sonst wird auch dort ein "klärendes Gespräch" notwendig.
Das würde für mich bedeuen, daß die Zeiten, in denen innerhalb der Spielwelt "etwas passiert", anteilig kleiner werden und der Anteil des Redens über die Fiktion steigt, was ich, sagen wir mal so, nicht begrüßen würde. 

@ Scheckewara: Angesichts dessen, was ich um das Spiel herum erlebe, sehe ich keine Motivation bei den Beteiligten, sich zum Handlanger zu machen.

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #31 am: 16.06.2009 | 15:34 »
Das liegt daran, dass du deine Idee nicht allzusehr präzisiert hast.
Zum einen das. Ich kann jedoch nicht besonders weit präzisieren, weil es nur eine vage Idee ist. Zum anderen wird das, was ich präzisiere, nicht aufgenommen. Ich habe zum Beispiel explizit betont, dass es um eine Simulation der Spielwelt geht. Und jetzt als Beispiel deine Reaktion auf meine Erklärungsversuche:

Also: Wie soll das mit den 3-4 SLs funktionieren?
Bei Polaris z.B. spielt ein Spieler den Haupt-SL (alle Gegner, und er kann als einziger mit dem Spieler in Conflict Resolution gehen), einer alle emotional verbundenen NSCs (Familie etc.) und einer alle sozial verbundenen NSCs (Kollegen, Vorgesetzte).
Du fragst damit nach der Aufgabenverteilung der Spielleiter. Dealgathairs Vorschlag geht in die gleiche Richtung.
Mich interessiert das im Moment noch gar nicht. Und ich kann nichts dazu sagen, weil vor dieser Frage noch ein paar andere entscheidende Fragen kommen. Ich sehe die Idee aus einem anderen Blickwinkel und ich weiss nicht, wie ich ihn vermitteln soll.

Vielleicht mit einem Beispiel. Stellen wir uns eine Szene vor, bei der die Spielergruppe, aus 4 Charakteren bestehend, auf der Feier eines hohen Landadeligen eingeladen ist. Diese Feier ist sehr wichtig, hier werden Kontakte geknüpft, Allianzen und Intrigen geschmiedet, größere Pläne ausgehandelt und vereinbart. Die SCs quatschen Graf Langnase an, um mit ihm etwas auszuhecken. Der SL spielt den Grafen. Danach wenden sich die Spieler an jemand anderen, der Spielleiter muss wieder mitspielen. Er ist dauernd in die direkte Interaktion mit den SCs eingebunden.

Stellen wir uns vor, es gibt 3 weitere SL, die das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachten. Sie müssen sich nicht auf die SCs konzentrieren, sondern können sich der Gesamtsituation widmen. Sie stellen fest, dass das Gespräch von SCs und Graf Langnase von Baron Steinfels beobachtet wurde. Steinfels ist mit Langnase nicht gerade befreundet und weil er in den Wochen zuvor den SCs bei irgendeiner Bitte eine Abfuhr erteilt hat, denkt er, die wollen sich nun an ihm rächen. Steinfels ruft eine Magd zu sich, schiebt ihr einen Hunderter ins Höschen und schickt sie aus, den notgeil aussehenden SC Donnerfaust zu umgarnen, abzufüllen und auszuhorchen, was er so im Schilde führt.

Während der Spielleiter weiterhin mit den SCs interagiert und gerade irgendein Gespräch ausspielt, kommt jetzt SL 2 ins Spiel. Er spielt die Magd, die Wein zum Nachfüllen bringt und Donnerfaust anflirtet. Donnerfaust lässt sich drauf ein, er ist in der Tat notgeil. Allerdings ist er nicht dumm und merkt, dass die Magd zu neugierig ist. Er tischt ihr eine Fantasiegeschichte über seine Pläne auf. Nachdem er sie gevögelt hat, tut er so, als ob er einpennt, schleicht jedoch der Magd hinterher und sieht, dass sie Steinfels Bericht erstattet. Er erinnert sich, dass Steinfels ihnen eine Bitte abgeschlagen hatte, geht zu den anderen SCs und berichtet, dass Steinfels etwas gegen sie im Schilde führt. Die Aufmerksamkeit der Gruppe wird plötzlich auf etwas Neues gelenkt, das potentiell bedrohlich ist. Das wird Konsequenzen für das weitere Spiel haben.

Ich denke, dass solche Wendungen schwer zu realisieren sind, wenn es nur einen SL gibt. Er ist einfach permanent in die direkte Interaktion mit den SCs eingebunden. Sein Gehirn hat nicht die Kapazität, in Echtzeit parallele Entwicklungen auszudenken, zu planen und in das Spielgeschehen einzubinden. Die Simulation der Spielwelt beschränkt sich also hauptsächlich auf direkte Interaktionen mit den Spielern.
In diesem Punkt sehe ich den großen Vorteil von mehreren SL. Sie können die Simulation der Spielwelt erweitern, sie können dafür sorgen, dass auch indirekte Interaktionen zum Einsatz kommen. Sie können das soziale Netzwerk, in dem sich die SCs bewegen, deutlich komplizierter und damit interessanter gestalten. In meinem Beispiel glauben sich die SCs und Steinfels schon halb als Feinde, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gibt. Aus den Blicken unbeteiligter NSCs - quasi aus dem Nichts - wird eine Entwicklung eingeleitet, die ganz lustige Blüten treiben kann. Die Spielwelt bekommt dadurch eine ganz eigene Dynamik. Und um das zu realisieren, ist das umgekehrte SL-Spieler-Verhältnis in meinen Augen günstiger.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.716
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #32 am: 16.06.2009 | 15:40 »
Gut, dann verstehe ich dich. Meines Empfindens nach ist das, was Du da als Wunschspielstil propagierst, extrem schlecht und ich würd' sowas ums verrecken nicht wollen. Aber wenn Du so etwas haben willst, macht das in der Tat Sinn - zumindest solange die SLs sich darauf beschränken, unterschiedliche Fraktionen darzustellen.
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #33 am: 16.06.2009 | 16:00 »
Jetzt hab ich´s auch verstanden. Ganz so übel wie Haukrinn finde ich das nicht (versteh jetzt auch nicht, warum er das so vehement ablehnt), nur schwierig umzusetzen.

Ich habe ein paar Mal eine größere Versammlung von Magiern geleitet, bei der nicht alle SCs anwesend waren und der Rest ein paar wichtige NSCs gespielt hat. Dadurch hatte ich den Kopf frei, um genausolche Entwicklungen, wie du sie vorschlägst, einzufädeln.
Der Nachteil an deinem Beispiel ist eben die Absprache. Wenn SL2 die geheimen Pläne von Baron Steinfels und der Magd Rosi übernimmt, muss er ja allen anderen Bescheid sagen, dass sich das nicht überschneidet. Oder dass sich SL4 nicht wundert, warum der sonst so notgeile Donnerfaust bei einer späteren Begegnung mit einer anderen Magd so verdammt misstrauisch ist.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Merlin Emrys

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.948
  • Username: Merlin Emrys
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #34 am: 16.06.2009 | 16:03 »
Stellen wir uns eine Szene vor, bei der die Spielergruppe, aus 4 Charakteren bestehend, auf der Feier eines hohen Landadeligen eingeladen ist.
Nun gehst Du allerdings nicht mehr von einem Einzelspieler aus?

Ich verstehe die Intention schon. Vermutlich muß man es einfach mal ausprobieren, um zu sehen, was passiert. Wobei ich mir die Variante mit zwei Gruppen fest eher vorstellen könnte: Eine Spielergruppe, die den roten Faden spinnt, und eine Conagonisten-Gruppe ("Antagonisten" können, müssen sie aber ja nicht sein), die jeweils das "Drumherum" improvisiert. Aus dem Praxistest könnte man dann wohl auch eher ableiten, welche Form von Regelungen gegeben werden müssen, um das Spiel zu gestalten.
Vielleicht wird das dann ja der nächste Renner... (Daß es einzelne gibt, die damit nichts anfangen können, ist immer so. Sie müssen ja auch nicht mitmachen.)

Offline Dr.Boomslang

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 3.663
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Dr.Boomslang
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #35 am: 16.06.2009 | 16:15 »
Ahso, es geht um paralleles Spiel. Das ist ja sowas wie mehrere Spielgruppen die ab und zu interagieren. Das ist eine interessante Sache. Dazu gibt es aber schon einige Erfahrungen soweit ich weiß. Ich habe allerdings keine.

Das erste was man bei solchen Überlegungen überhaupt erstmal vergessen sollte ist das Konzept des Spielleiters, weil es gar nicht mehr passt. Bei parallelem Spiel "leitet" z.B. niemand wirklich das ganze Spiel und man braucht Abstimmungen, Hierarchien o.ä. Allerdings braucht man das in jedem normalen Spiel auch, und damit hat man eben einfach eine spezifische Interaktion unter Spielern mit verschiedenen Aufgaben.

Man sollte einfach benennen welche Aufgaben welcher Spieler übernimmt und wie die Interaktion aussehen soll. Da gibt es sicher viele Möglichkeiten wovon die meisten wohl so aussehen als hätte man X Spielleiter, weil sie dann natürlich nicht mehr nur ausschließlich Charaktere verkörpern, was das wesentliche Merkmal eines SL im klassischen Spiel ist. Trotzdem muss man die nicht Spielleiter nennen, das verwirrt nur wie man hier sieht.

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #36 am: 16.06.2009 | 19:58 »
Meines Empfindens nach ist das, was Du da als Wunschspielstil propagierst, extrem schlecht und ich würd' sowas ums verrecken nicht wollen.
Dein gutes Recht. Aber aus Interesse: warum?

Der Nachteil an deinem Beispiel ist eben die Absprache. Wenn SL2 die geheimen Pläne von Baron Steinfels und der Magd Rosi übernimmt, muss er ja allen anderen Bescheid sagen, dass sich das nicht überschneidet. Oder dass sich SL4 nicht wundert, warum der sonst so notgeile Donnerfaust bei einer späteren Begegnung mit einer anderen Magd so verdammt misstrauisch ist.
Schon. Aber weil es mehrere SL sind, können sie permanent miteinander kommunizieren. Mit Ausnahme von einem, der gerade leitet. Und der wird direkt eingeweiht, sobald er von einem anderen Leiter abgelöst wird. Die Simulatoren im Hintergrund sorgen dafür, dass die Simulation konsistent bleibt und nicht ausfasert. Da jeder SL periodisch in diesem Kreis arbeitet, sollte auch keiner versehentlich aus dem Rahmen ausbrechen.
Die SL brauchen aber auf jeden Fall ein gutes Rüstzeug in Form von hilfreichen Regelmechanismen. Auch wenn ich die ganze Sache für absolut machbar halte, trivial ist sie bestimmt nicht.

Ich bin jetzt weiterhin bei der Bezeichnung Spielleiter geblieben. Zum einen halte ich den Begriff passend, und frage mich gerade, warum er als unpassend empfunden wird. Zum anderen wäre es mir zwar recht, wenn wir einen anderen Begriff verwenden würden, aber mir fällt spontan keiner ein.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.716
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #37 am: 16.06.2009 | 20:03 »
Aber aus Interesse: warum?

Naja, hauptsächlich reibe ich mich hier dran:

Zitat
Ich denke, dass solche Wendungen schwer zu realisieren sind, wenn es nur einen SL gibt. Er ist einfach permanent in die direkte Interaktion mit den SCs eingebunden. Sein Gehirn hat nicht die Kapazität, in Echtzeit parallele Entwicklungen auszudenken, zu planen und in das Spielgeschehen einzubinden. Die Simulation der Spielwelt beschränkt sich also hauptsächlich auf direkte Interaktionen mit den Spielern.

Das fett gedruckte reicht meiner Meinung nach völlig aus. Denn ebenso wie der SL sind auch die Spieler permanent eingebunden und können parallelen Ansätzen nicht sinnvoll folgen. Das Beispiel erscheint mir zudem schlecht gewählt, da ich, wenn ich als SL schon vorher weiß, dass die beiden NSC Rivalen sind, eine entsprechende Handlung auch problemlos in linearer Weise aus dem Ärmel schütteln kann. Das erfordert weniger Koordination, ist übersichtlicher und produziert weniger Chaos.  ;)
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.

Offline Beral

  • Modellbauer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.703
  • Username: Beral
    • Sportmotivtest
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #38 am: 19.06.2009 | 00:54 »
Welche Systeme würden sich für einen Test anbieten?
Ich denke, folgende Eigenschaften wären günstig:
  • Geeignet für One-Shots
  • System frei verfügbar im Internet, da sich mehrere SL damit vertraut machen müssen
  • System stark simulationistisch angelegt
  • System mit Betonung sozialer Netzwerke (z.B. R-Maps im Regelwerk)
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

ChristophDolge

  • Gast
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #39 am: 19.06.2009 | 01:46 »
In diesem Fred wurde inzwischen von einigen einiges gesagt, aber letztlich habe ich nicht den Eindruck, dass hier viele aus Erfahrung sprechen. Es hört sich doch zum Großteil eher wie wilde Vermutung an.

Meine Erfahrung (haben sowas in der Tat ein Mal probiert) sagt: Je mehr SLs, desto mehr nähert sich das Spielgefühl für den SL dem eines Spielers an, vor allem, wenn es keinen SL gibt, der den Hut aufhat, sondern wenn klare Kompetenzen abgesteckt werden (wenn z.B. die SLs ihre eigenen NSCs haben). Allerdings ist es eine sehr spaßige Erfahrung und recht lehrreich in Sachen Erzähl- und Gestaltungsrechte und ihr Einfluss auf das Rollenspielerlebnis.

ChristophDolge

  • Gast
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #40 am: 19.06.2009 | 08:20 »
Das Ganze war ein regelwerksloses Bier&Brezel-Rollenspiel in der nahen Zukunft (1). Google hatte die Weltherrschaft an sich gerissen und plante die Kolonisierung fremder Planeten, mit den Charakteren als Brückencrew für ein neuartiges Hypersprung-Raumschiff. Wir waren 4 Spielleiter und 2 Spieler (die sich erst gar nicht für das Konzept begeistern konnten, ursprünglich sollte jeder SL-Rechte erhalten). Am Anfang hatten wir gar keine Regeln festgelegt, es hat sich dann aber herauskristallisiert, dass jeder SL sich einer bestimmten Aufgabe annimmt: Einer vertrat alles, was von Google und seinem "Politoffizier" an Bord ausging, ein zweiter übernahm das Raumschiff und seine Funktionen, wieder einer war für Weltraum und Wechselwirkung mit diesem (unter anderem auch Raumstationen, Sateliten, Konkurrenzraumschiffe) zuständig und einer hatte die Kolonisten, deren Bedürfnisse auch noch befriedigt werden wollten. Besonders interessant war, dass wir nach kurzer Zeit begonnen haben, die Herausforderungen so zu stellen, dass man es praktisch niemandem jederzeit Recht machen kann. Das ging dann soweit, dass die Spieler sich für einen Bruch mit Google entschieden hatten und den Aufpasser vor dem Hypersprung kurzerhand (mit Raumanzug) aus der Luftschleuse warfen. Bis zur eigentlichen Kolonisation haben wir es nicht mehr geschafft, aber insgesamt war es sehr lustig und zeitweise für Bier&Brezel auch erstaunlich intensiv.

Die Hauptlehre war wie gesagt, dass die Grenzen zwischen Spielern und Spielleitern zu verschwimmen beginnen. Darüber hinaus standen die SLs in einer gewissen Konkurrenz untereinander, die Spieler konnten sie auch gegeneinander ausspielen - dadurch, dass jeder SL einen anderen Aspekt vertrat, wirkten diese auch unabhängig voneinander und die Interaktionen mit der Spielwelt kamen so sogar z.T. realistischer rüber als mit einem einzelnen SL, der sich naturgemäß auch nur auf immer 1-2 Aspekte im Spiel fokussieren kann. Interessanterweise kam es zu keiner einzigen Kampfsituation, obwohl durchaus Spannungspotential geboten wurde, die Spieler haben so geschickt agiert, dass sogar eine kleine Kolonistenmeuterei diplomatisch beigelegt werden konnte (was dann zur "Opferung" des Google-Priesters führte).

[Edit]: Was die Klammer "(1)" bedeuten soll, habe ich mittlerweile vergessen ...
« Letzte Änderung: 19.06.2009 | 14:13 von Der Dolge [MA] »

Offline Freierfall

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 725
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Freierfall
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #41 am: 19.06.2009 | 16:39 »
Mh, das klingt für mich interessant, das müsste man mal wirklich irgendwie erweitern und festhalten.
Ein "Spielleitersloses" Spiel, bei dem jeder Spieler diverse "Charaktere" (auch: Gruppen, Umweltfaktoren usw.) verkörpert, diese Rollen aber vorher fest vergeben werden.
Gibts sowas schon?

Offline Haukrinn

  • BÖRK-Ziege
  • Mythos
  • ********
  • Jetzt auch mit Bart!
  • Beiträge: 11.716
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: haukrinn
Re: Umgekehrtes Verhältnis von Spielleitern und Spielern?
« Antwort #42 am: 19.06.2009 | 17:51 »
Da.  ;)
What were you doing at a volcano? - Action geology!

Most people work long, hard hours at jobs they hate that enable them to buy things they don't need to impress people they don't like.