Autor Thema: Aufgabe: 20 erste Sätze, Teil 2 -> schreibe 1 Seite, aber nicht zu deinem Satz!  (Gelesen 4230 mal)

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Callisto

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Hi,

Wie eben schon im Chat zu den 20 ersten Sätzen angedacht haben das böse Pferd und ich Lust auf eine weitere Aufgabe. Wähle einen beliebigen ersten Satz eines anderen aus der Aufgabe "20 erste Sätze" und spinne eine weitere Seite.
Wortbegrenzung sagen wir mal 500!

Ich hoffe damit sind alle einverstanden. Ergebnis kann dann bitte hier posten.

Offline Bad Horse

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500 ist aber wenig...  :) Na gut. Wir können ja Teil 3: "Schreibe 10000 Worte" machen. Und in Teil 4 wirds dann ein Roman.  :d

Ich freu mich schon drauf.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Callisto

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Gute Idee, und die 10000 sind dann wieder von einem anderem. Ich such mir also mal einen Satz aus.

So, das wird meiner, der Rest folgt:
7. Sein Magazin war inzwischen leer, sein Messer stumpf und jetzt bahnte er sich schlagend und tretend seinen Weg durch die untote Menschenmenge.
« Letzte Änderung: 26.07.2009 | 00:47 von Callisto »

Offline der.hobbit

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Das ist jetzt gemogelt, weil es doch mein Satz ist:

3. Wenn gerade auf dich geschossen wird, einige fiese Typen eine Panzerfaust auf dein Versteck richten und über dir ein Helikopter heran schießt, dann hast du offensichtlich einen richtig schlechten Tag erwischt.
Aber immerhin habe ich mir diesen Satz nicht selbst ausgesucht. Oh, und es sind auch zu viele Wörter, aber es ist ja nur Recycleware ... Eine nicht gemogelte Abgabe wird folgen :)

Los geht's:



Wenn gerade auf dich geschossen wird, einige fiese Typen eine Panzerfaust auf dein Versteck richten und über dir ein Helikopter heran schießt, dann hast du offensichtlich einen richtig schlechten Tag erwischt. In der letzten Zeit waren solche Tage leider zur Gewohnheit geworden. Zugegeben, der Heli war eine unangenehme Neuerung.
Geduckt hetzte ich hinter dem kleinen Erdwall entlang – heutzutage schützt eine solche Deckung nur noch vor stahlhaltiger Luft, nicht aber vor den Blicken der Verfolger. Die wussten genau, in welche Richtung ich lief, und sie würden mir den Weg abschneiden. Manchmal kann ich richtig fies grinsen, und genau jetzt war einer dieser Augenblicke. Nicht umsonst hatten sie mich eingeholt, obwohl ich eine knappe Stunde Vorsprung gehabt hatte. Noch während ich rannte, schoss der Helikopter über den kleinen Kanal, durch den ich hetzte, einige Schüsse ließen um mich herum Dreck aufspritzen, während ich rein aus Reflex in selbigem landete. Schon war das knatternde Monstrum weg.
Er würde garantiert beidrehen und längs zum Kanal zurückkommen. Zwei Minuten maximal für mich. Noch schneller rannte ich zu der Kurve des Grabens, und warf mich hinter ein äußerst praktisch gelegenes Gebüsches, das erst seit kürzester Zeit hier Wurzeln zu schlagen versuchte. Ich hatte ihm recht eigennützig eine gewisse Umsiedelung angedeihen lassen, und konnte durch seine Zweige jetzt einen Blick auf die Chinesen werfen, die sich vor mir versammelt hatten.
Was für ein Empfangskomitee! Das musste man den Jungens lassen, die wussten, wie man einen hochgeachteten Gast empfängt. Gut ein Dutzend Mann hatten sich versammelt und richteten ihre vollautomatischen Waffen auf die Biegung, einige mit Infrarot und Nachtsichtgeräten bewehrt. Sie entdeckten mich trotz Busch fast sofort, aber sie waren zu langsam. Ich hatte schon den Finger auf dem Knopf des Auslösers.
Wie zerschmettert lag ich im Dreck, die Ohren taub bis auf ein dröhnendes Klingeln. Der Schlag war hart gewesen, ich war wahrscheinlich kurz ausgeknockt gewesen, und hatte von der schönen Insel Hainan geträumt. Vor nicht einmal zwei Wochen hatte ich dort die Sonne genossen. Gutes Hotel, weißer Strand, hübsche Chinesinnen, die recht günstig im Unterhalt waren, und ein fetter Sack mit Hugo-Boss Badehose.
Seine Leibwächter schwitzten in der Temperatur unangemessenen schwarzen Anzügen, der Typ hatte definitiv zu viele Hollywoodfilme gesehen. Die Kerle waren so offensichtlich, dass ich mit Leichtigkeit ihre Gewohnheiten studieren konnte, und schon nach zwei Tagen platzte der fette Schädel von Mr. Boss-Badehose. Jetzt, da ich mich hier mühsam aus dem Dreck schäle und versuche, wieder auf die Beine zu kommen, muss ich ihm doch respektvoll zunicken. Seine Schwarzfräcke waren nur ein Teil seiner Bewacher gewesen, und durch ihre Auffälligkeit waren ihre Kollegen noch besser getarnt. Ich hatte sie übersehen. Sie hatten mir den Rückzug abgeschnitten. Ich wurde zu alt. Mühsam rappelte ich mich auf, immer noch taub, und schleppte mich um die Kurve, vor mir ein Bild der Verwüstung. Meine C4 Ladungen hatten den Kanal stellenweise in einen Krater verwandelt. Der Heli kam heran, ich hörte ihn zwar nicht, aber ich spürte den Luftzug. Dank der Ecke im Kanal würde ihm seine neue Flugrichtung wenig nützen, wieder konnte er nur eine kurze Salve abgeben, bevor er über mich hinweg war.
Tolles Equipment hatten diese Triaden, aber ihnen fehlte eindeutig die Übung im Umgang damit. Mein Empfangskomitee hatte sich auch zu nah an die Biegung heran getraut. Strategisch gesehen, meine ich, in diesem Fall hatte es einigen von ihnen sogar das Leben gerettet, weil sie nicht im Herz der Explosion gestanden hatten. Gerettet ist vielleicht etwas übertrieben, der Typ mit der Panzerfaust keuchte zwar noch, sah aber gar nicht gut aus – ganz im Gegensatz zu dem unglaublich schönen Stahlrohr, das ihm aus den Händen gerissen worden war. Ich ließ mich in den Matsch fallen, halb in Deckung hinter einem größeren Brocken, der von der Explosion in den Kanal geschleudert worden war, und schulterte die Bazooka. Als der Helikopter das nächste Mal herankam, konnte ich schon wieder etwas hören, und ich hatte wieder dieses fiese Grinsen im Gesicht.
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Offline Friedensbringer

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18. Rasch ließ er seine Hände durch die Taschen des leblosen Körpers gleiten, bis er fand, was er suchte.

Daraus werd ich die Tage mal 500 Worte machen...
Zitat von: Ludwig Wittgenstein
Wenn man unter Ewigkeit nicht endlose Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der Ewig, der in der Gegenwart lebt.

Friedensbringer schreibt Kurzgeschichten und Romane.

ChristophDolge

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@der.hobbit: So richtig weiß ich nicht, ob es nun Fisch oder Fleisch ist - entweder ist es mit Absicht so rambohaft übertrieben und schon fast satirisch gemeint (dann müsste es wohl noch eine Spur ironischer und arroganter daherkommen) oder aber du versuchst tatsächlich TomClancy oder ähnliche Action-Autore zu imitieren, triffst aber deren selbstgefälligen (Ich bin im Recht und mache euch alle platt! Weil... weil halt!) Ton noch nicht richtig ;)

Callisto

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Meine Version die ich angefangen hatte ist auf meinem alten PC verstorben. Deswegen muss ich erst was neues schreiben. Wie war das eigentlich mit Chat per Skype? Nach dem GROSSEN werd ich vllt Zeit haben um was zu schreiben. Hoffentlich.

Offline der.hobbit

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Ich dachte, den Chat machen wir live über Telefonie. Das heißt natürlich nicht, dass man nicht schon zuvor hier kommentieren kann. Zur Terminfindung für den Chat, habe ich eine Doodle Umfrage erstellt
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Offline der.hobbit

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So, jetzt meine regelkonforme Abgabe; ganz der Rollenspieler habe ich mir meinen Satz natürlich erwürfelt.
9.) Mit unglaublicher bedächtigkeit rollte ein Ball zum Absatz der Treppe und fiel diese, jede Stufe einzeln aufschlagend hinab, wobei das Geräusch der einzelnen Hoppser Kanonenschlägen glich.

Mit unglaublicher Bedächtigkeit rollte ein Ball zum Absatz der Treppe und fiel diese, jede Stufe einzeln aufschlagend, hinab, wobei das Geräusch der einzelnen Hopser Kanonenschlägen glich. Schon beim ersten Knall hatte sich das Kind umgedreht, beim zweiten waren seine Augen größer geworden, beim Dritten hatte es den Mund vor Entsetzen weit aufgerissen, und als der Ball am Fuß der Treppe knirschend weiterkullerte, war sein Gesicht zu einer verzerrten Panikfratze geworden. Der Rest seines Körpers hatte sich indes kein bisschen bewegt, völlig erstarrt stand es am Kopfende der viktorianischen Treppe.
Staubflöckchen tanzten schillernd in der Luft, die von den goldenen Strahlen der Abendsonne zu Glühen schien. Eine dicke graue Schicht lag auch auf der Treppe, abgesehen von den runden Abdrücken des Balles  und von den Fußspuren unberührt, die der Junge bei seinem Aufstieg hinterlassen hatte. Gegen die Allmacht des Staubes waren auch die Möbel mit weißen Bettlaken verhangen, auf denen inzwischen große, graue Flocken lagen.
Das zur Salzsäule erstarrte Kind fing nur langsam an, sich zu rühren, und spähte in alle Richtungen, als erwarte es, sogleich von einem Schreckgespenst verschlungen zu werden, obwohl die Abenddämmerung erst in einer guten Stunde der Dunkelheit der Nacht weichen würde. Die Stille hatte schon einige Zeit ununterbrochen geherrscht, und einige der schwebenden Flusen verdeckten bereits wieder die Spuren des Balles, als der Junge endlich einen Schritt zurück trat und sich den Schweiß von der Stirne wischte – wobei er sich seine rot-schwarze Baseball Kappe mit dem Logo der LA Rangers fast vom Kopf schob.
Seine klammen Hände wischte er sich an seinem karierten Hemd ab, und steckte sie dann langsam in die Taschen seiner beigen Cargopant, die seine dürren Knie frei ließ, während der Rest seiner Beine sogleich von hochgezogenen weißen Sportsocken verdeckt wurde, die ihrerseits in einfachen Turnschuhen mit Klettverschluss verschwanden. Mit einem leisen Keuchen entließ der Junge die Luft aus seiner dürren Brust, und die Sommersprosse auf seiner blassen Nase tanzten, als sich sein Gesicht entspannte.
„Es ist alles ok“ sagte er wie zu sich selbst, seine dünne Kinderstimme verlor sich in dem großen Empfangsraum der verlassenen Villa. „Hier gibt es nichts. Es gibt keine Geister. Und schon gar nicht den Geist von Emily Maire. Ich muss irgendwo angestoßen sein, und dann ist der Ball losgerollt. Genau so war es. Blöde Wette, aber ich werde Dick und DJ schon zeigen, dass es hier keine Geister gibt.“ Je länger er so zu sich selbst sprach, desto sicherer wurde seine Stimme, wenngleich sie sehr einsam durch die abendliche Grabesstille der alten Villa schallte. „Es ist alles ok“, wiederholte er nochmals, und setzte seinen Weg im oberen Korridor fort.
„Es ist alles ok“, flüsterte auch das plötzlich aufgetauchte kleine Mädchen mit dem blutverschmierten Gesicht, das ihm ohne einen Abdruck im Staub zu hinterlassen lautlos folgte.

Wordcount: 458. nebenbei bemerkt: erster, erster, la-lala-la-la!
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16.) Nein, Jesus liebte ihn wirklich nicht, soviel war klar.

Nun mal mein erster Versuch.

Nein, Jesus liebte ihn wirklich nicht, soviel war klar. Ansonsten hätte er ihm wohl kaum vor einer halben Stunde das Nasenbein gebrochen. Und den einen oder anderen Knochen, dessen Namen er nicht kannte. Judas Ischariot lag im Staub hinter seiner kleinen Hütte und bereute zum ersten Mal in seinem Leben so richtig, dass die Gier ihn vor zwei Wochen gepackt hat und er dem Nazarener beim Abendessen einen Kuss aufgedrückt hatte, der ihn letztendlich an die Römer und damit ans Kreuz ausliefern sollte. "Leg Dich nicht mit dem Sohn Gottes an!", hatte seine Mutter immer gesagt, aber Judas hatte nicht auf sie hören wollen. "Wenn sich einer schon Messias nennt, dann kann der nur Ärger bedeuten.", hat sie ihm wieder und wieder eingebläut. Das hatte er nun davon. Er stemmt sich hoch und verzog das Gesicht, an dem Staub und Blut klebten. Der metallene Geschmack ließ ihn würgen und er spuckte aus, als er es geschafft hatte, sich aufzurichten und an einer Wand abzustützen. Humpelnd schleppt er sich auf die kleine Straße vor seinem Haus und sah sich nach links und rechts um. Vom Messias keine Spur. Gottseidank. Andererseits war Gott in dieser Sache vermutlich ein wenig parteiisch, so dass Judas sich nicht ganz sicher war, wem er denn nun danken sollte.
In einem nahen Brunnen, tauchte er seinen Ärmel ein und wischte sich damit übers Gesicht. Das Wasser kühlte und verschaffte seinen Schmerzen ein wenig Linderung. Seine Unterlippe, die den Handrücken des Gottessohnes zu spüren bekommen hatte, pochte im Rythmus seines Herzens. Wie bitte schön hätte Judas denn wissen sollen, dass sich die Dinge so entwickeln würden? Gut, Jesus konnte diesen Wasser zu Wein-Trick, den er immer mal wieder gern auf Feiern zum besten gab, aber da hatte er schon wesentlich eindrucksvollere Dinge gesehen. Der alte Kerl aus Ägypten mit seinem brennenden Busch zum Beispiel hatte Judas in jungen Jahren schwer beeindruckt. Aber mal im Ernst: Bei all den Erscheinungen, Wundern und Offenbarungen, von denen man in letzter Zeit zu hören bekam, musste man doch irgendwann abstumpfen. So spektakulär ist da nun auch nicht, wenn aus Wasser plötzlich Wein wird und jemand behauptet, der Sohn Gottes zu sein. Schließlich behauptete das in letzter Zeit fast jeder Zehnte von sich. Seit man Jesus ans Kreuz genagelt hatte, waren diese Aufschneider allerdings abrupt verstummt. Feiglinge!
Judas hatte schon fast gedacht, die Sache wäre richtig gut für ihn gelaufen. Er wollte sich vor einer guten Stunde was zu essen besorgen und schlenderte unbekümmert die Straße runter, als plötzlich der Heiland vor ihm stand. Er hatte ja mit allem möglichen gerechnet, aber Auferstehung war nun wirklich nicht dabei. An diesem Tag musste Judas Ischariot feststellen, dass er von Jesus Christus zwar viel gelernt hatte, aber dass dieser offenbar immer allein trainierte, wenn es um Boxen ging. Nächstenliebe hin, Nächstenliebe her. Wenn man von Toten zurückkehrte, weil man von einem Freund verraten wurde, wurde auch der Messias stinksauer.

Wordcount: 485

Bissl holprig isses noch...
« Letzte Änderung: 13.08.2009 | 20:21 von Uebelator »

Offline Fat Duck

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Bissl holprig isses noch...

... aber wirklich geil! :d
I can see what you see not, Vision milky then eyes rot.
When you turn they will be gone, Whispering their hidden song.
Then you see what cannot be, Shadows move were light should be.
Out of darkness, out of mind, Cast down into the halls of the blind.
http://fatduck.deviantart.com/

Offline Uebelator

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Und ein zweiter Versuch...

11. "Guten Morgen", grüßte Albert Einstein.

"Guten Morgen", grüßte Albert Einstein. "Frisch ans Werk, es gibt viel zu tun!"
Ich blinzelte in das grelle Licht der einzigen Neonröhre im Raum und gähnte. Das krümelige Zeug in meinem Augenwinkel piekte mich ein wenig und ich wischte es beiläufig weg, als ich mich von der spartanischen Liege aufrichtete.
"Haben Sie gut geschlafen, Herr Wallbaum?" Der kleine ältere Herr mit den wirren weissgrauen Haaren sah mich erwartungsvoll an.
"Äh, ja ich kann nicht klagen. Was gibts neues?", fragte ich, bevor ich mir einen kleinen Becher Wasser nahm, um den abgestandenen Geschmack aus meinem Mund zu spülen.
"Ich habe das nochmal durchgerechnet und sie scheinen tatsächlich Recht zu behalten." Einstein tippte mit seinem blauen Kugelschreiber erst gegen seine Stirn und dann auf ein Blatt Papier, das vor ihm auf einem Arbeitstisch lag. Wiedereinmal hatte er vergessen, den kleinen Knopf hintem am Kugelschrieber zu drücken und so hinterliess dieser einen dünnen blauen Strich an der Stirn des Wissenschaftlers. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und ging zu ihm um den Tisch herum, um mir seine Aufzeichnungen anzusehen. Meine Augen wurden immer größer als ich mit wachsendem Erstaunen las, was dort vor mir lag.
"Meine Güte. Das würde ja bedeuten, wir müssten die komplette Theorie der Relativität neu durchdenken. Das wirft ein ganz neues Licht auf unser Projekt."
Der alte Mann seufzte. "Ja, ich fürchte, ich habe mich in einigen Details geirrt." Er zuckte mit den Schultern. "Niemand ist perfekt, oder?"
Aufmunternd klopfte ich ihm auf die Schulter. "Machen Sie sich nichts draus, alter Junge. Wir machen alle mal Fehler. Nicht wahr Isaac?"
Ein älterer Herr mit kahlem Kopf sah von seinen Studien am anderen Ende des kleinen Raumes auf und rückte sich seinen Zwicker zurecht. "Jaja, ganz Recht. Kopf hoch, Albert."
Seit zwei Wochen kannten sich nun Einstein und Newton, hatten sich sofort gut verstanden und waren recht bald zum kollegialen "Du" übergegangen.
"Wenn wir jetzt noch beweisen könnten dass..."
Ich zuckte zusammen. Wieder einer dieser heftigen Krämpfe. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sackte ich auf die Knie und krümmte mich. Ein Aufschrei hallte von den Wänden wieder, der nur aus meiner Kehle stammen konnte.
"Helft mir doch!", schrie ich die Wissenschaftler an, aber ich konnte sie nirgends entdecken. Alles drehte sich um mich herum und mein Blick verschwamm. Plötzlich war eine Person über mir, hielt meinen Kopf fest. Man drückte mir eine kleine Tablette in den Mund und zwang mich sie zu schlucken. Der Schmerz liess nach und machte einer wohligen, bleiernen Müdigkeit Platz, der ich mich nur allzu gern hingab. Mir wurde schwarz vor Augen und ich sank in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst Stunden später erwachen würde.
"Guten Morgen", grüßte Albert Einstein. "Frisch ans Werk, es gibt viel zu tun!"

Wordcount: 453
« Letzte Änderung: 24.08.2009 | 15:51 von Uebelator »

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Und Nummer 3:

10. Die Gartenzwerge aus Plastik im Vorgarten des Nekromanten stimmten mich nachdenklich.

Die Gartenzwerge aus Plastik im Vorgarten des Nekromanten stimmten mich nachdenklich. Ihre kleinen rotlackierten Mützen glänzten in der Nachmittags-Sonne und die kleinen Kerle waren mit ihren kleinen Schaufeln und der kleinen Schubkarre wie in einer tiefgefrorenen Szene emsiger Gartenarbeit aufgestellt. Unweigerlich fragte ich mich schmunzelnd, ob die Zwerge wohl nachts zum Leben erwachten und die Gräber für irgendwelche Jungfrauenopfer schaufelten.
Zwei mies gestylte Teenager mit T-Shirts von irgendeiner Death-Trash-Goth-Metalband, schwarzem Lippenstift und dunklem Eyeliner, die sich selbst Harry und Larry nannten, hatten mir diese Adresse gegeben. Nun stand ich hier, vor einer perfekt gestutzten Hecke und blickte über den exakt 3mm langen Rasen auf die Veranda des Nekromanten, vor dessen Haustür eine Fussmatte lag, die jeden Besucher mit einem freundlichen "Jeder Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag" begrüßte. Ich kam mir lächerlich vor. Ganz ehrlich. Aber wenn die Frau, nach der man sich seit Jahren verzehrte, einem ihren Zucht-Terrier anvertraute und dieser durch eine unglückliche Verkettung der Ereignisse von einem Mähdrescher überrollt wird, (Fragen Sie nicht!) dann ist man schon bereit so manche Lächerlichkeit in Kauf zu nehmen.
Aus dem Haus klang ein süßliches "Dingdong", als ich den Klingelknopf aus poliertem Messing drückte und ein wenig nervös mein Hemd glatt strich. Ich hörte Schritte hinter der Tür und war von einem buckligen Igor bis hin zu einer freundlichen alten Dame mit einem Blech frischgebackener Kekse auf so ziemlich alles vorbereitet.
Die Tür öffnete sich ohne das leiseste Quietschen, was mich fast ein wenig enttäuschte und ein Mann mittleren Alters sah mich ernst von oben herab an. Er war über zwei Meter groß, schlank und hatte leicht schütteres, dunkelbraunes Haar. Er trug eine dunkelgraue Stoffhose, ein weisses Hemd, darüber einen rot-grün karierten Pollunder und an den Füßen zwei schneeweisse Pantoffeln, die die Form von fluffigen Hasen hatten.
Ich schluckte und fand schließlich meine Sprache wieder. "Ah... Hi, ich bin Phil Jenkins. Ich hab ihre Adresse von Harry und Larry."
"Alles klar, kommen Sie rein." Die Stimme des Mannes war zu meiner Überraschung sehr angenehm. Tief und ein wenig grollend, aber nicht das geringste bisschen bedrohlich. Ich betrat das Haus und der Nekromant schloss die Tür hinter mir.
"Haben die beiden Sie über mein Honorar aufgeklärt?"
"Honorar? Nein, das haben sie mir verschwiegen." Ich kramte mit der rechten Hand in meiner Tasche und holte mein Portemonnaie heraus. "Ich habe knapp 50 Dollar dabei, reicht das aus?"
"Haustier?", fragte er und blickte leicht angewiedert auf den Karton, den ich die ganze Zeit schon unter meinem Arm trug.
Ich nickte. "Terrier."
"Dann reichen 50 Dollar nicht."
"Nehmen Sie auch Karte?" fragte ich und kam mir im selben Moment ziemlich dämlich vor. Der Mann runzelte nur die Stirn und schüttelte den Kopf.
"Ich könnte ihnen auch meine unsterbliche Seele anbieten.", scherzte ich und kicherte dabei wie ein Idiot.
Der Mann lächelte zum ersten Mal und sagte: "Gut, das wird reichen. Hier entlang bitte.", als er mit einer einladenden Geste in sein gemütliches Wohnzimmer deutete.

Wordcount: 492
« Letzte Änderung: 27.08.2009 | 10:40 von Uebelator »

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Mit unglaublicher Bedächtigkeit rollte ein Ball zum Absatz der Treppe und fiel diese, jede Stufe einzeln aufschlagend, hinab, wobei das Geräusch der einzelnen Hopser Kanonenschlägen glich. Schon beim ersten Knall hatte sich das Kind umgedreht, beim zweiten waren seine Augen größer geworden, beim Dritten hatte es den Mund vor Entsetzen weit aufgerissen, und als der Ball am Fuß der Treppe knirschend weiterkullerte, war sein Gesicht zu einer verzerrten Panikfratze geworden. Der Rest seines Körpers hatte sich indes kein bisschen bewegt, völlig erstarrt stand es am Kopfende der viktorianischen Treppe.
Staubflöckchen tanzten schillernd in der Luft, die von den goldenen Strahlen der Abendsonne zu Glühen schien. Eine dicke graue Schicht lag auch auf der Treppe, abgesehen von den runden Abdrücken des Balles  und von den Fußspuren unberührt, die der Junge bei seinem Aufstieg hinterlassen hatte. Gegen die Allmacht des Staubes waren auch die Möbel mit weißen Bettlaken verhangen, auf denen inzwischen große, graue Flocken lagen.
Das zur Salzsäule erstarrte Kind fing nur langsam an, sich zu rühren, und spähte in alle Richtungen, als erwarte es, sogleich von einem Schreckgespenst verschlungen zu werden, obwohl die Abenddämmerung erst in einer guten Stunde der Dunkelheit der Nacht weichen würde. Die Stille hatte schon einige Zeit ununterbrochen geherrscht, und einige der schwebenden Flusen verdeckten bereits wieder die Spuren des Balles, als der Junge endlich einen Schritt zurück trat und sich den Schweiß von der Stirne wischte – wobei er sich seine rot-schwarze Baseball Kappe mit dem Logo der LA Rangers fast vom Kopf schob.
Seine klammen Hände wischte er sich an seinem karierten Hemd ab, und steckte sie dann langsam in die Taschen seiner beigen Cargopant, die seine dürren Knie frei ließ, während der Rest seiner Beine sogleich von hochgezogenen weißen Sportsocken verdeckt wurde, die ihrerseits in einfachen Turnschuhen mit Klettverschluss verschwanden. Mit einem leisen Keuchen entließ der Junge die Luft aus seiner dürren Brust, und die Sommersprosse auf seiner blassen Nase tanzten, als sich sein Gesicht entspannte.
„Es ist alles ok“ sagte er wie zu sich selbst, seine dünne Kinderstimme verlor sich in dem großen Empfangsraum der verlassenen Villa. „Hier gibt es nichts. Es gibt keine Geister. Und schon gar nicht den Geist von Emily Maire. Ich muss irgendwo angestoßen sein, und dann ist der Ball losgerollt. Genau so war es. Blöde Wette, aber ich werde Dick und DJ schon zeigen, dass es hier keine Geister gibt.“ Je länger er so zu sich selbst sprach, desto sicherer wurde seine Stimme, wenngleich sie sehr einsam durch die abendliche Grabesstille der alten Villa schallte. „Es ist alles ok“, wiederholte er nochmals, und setzte seinen Weg im oberen Korridor fort.
„Es ist alles ok“, flüsterte auch das plötzlich aufgetauchte kleine Mädchen mit dem blutverschmierten Gesicht, das ihm ohne einen Abdruck im Staub zu hinterlassen lautlos folgte.

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Cool!  :d Bissl viel Beschreibung von Staub höchstens. :)

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1) Cooles Zeug.
2) Lässt mich etwas stirnrunzelnd zurück, eine Geschichte dürfte nicht viel länger so weiter gehen, sonst würde mich das abschrecken.
3) Nette Pointe, würd ich gern weiterlesen. Obwohl ich den ersten Absatz bissle gekünzelt finde.
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Und noch einer:

10. Ein ausgewachsener Staubdrache ist ein gefährlicher Gegner, selbst für einen Siegelträger.

Ein ausgewachsener Staubdrache ist ein gefährlicher Gegner, selbst für einen Siegelträger. Und da ich eines der sieben unzerstörbaren Siegel der Magie(tm) um den Hals trug, hätte ich wohl mit allem rechnen müssen, denn ein derartiges Siegel kann einem Magier jede Menge Macht verleihen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass es daher unheimlich viele Leute - und Kreaturen, die man nicht mal mehr als "Leute" bezeichnen kann - gibt, die ein solches Siegel wirklich gern in ihre Hände - oder was auch immer sie stattdessen haben - bekommen wollen.
Dieser Sonntag hatte ganz normal begonnen. Ich schlurfte in Bademantel, Pyjiama und Pantoffeln in mein Wohnzimmer, um dort gemütlich auf der Couch eine verknitterte Zeitschrift von 2002 zu lesen, die ich in der kleinen Ritze zwischen meinem Bett und der Wand gefunden hatte und meinen Kaffee zu trinken. Kaum als ich mich setzte, krachte eine kleine metallene Kugel durch die Fensterscheibe meiner Wohnung. Ich zuckte zusammen, starrte einen Moment auf das glänzende Ding und muss dabei ungefähr so clever ausgesehen haben wie ein 3jähriger, dem man eine Frage über Gehirnchirurgie stellte.
Einen Moment später erkannte ich die Manabombe, kippte reflexartig meinen Couchtisch um und ging dahinter in Deckung, nur um in der nächsten Sekunde festzustellen, dass der kleine Tisch zum einen kaum meinen ganzen Körper verbarg und zum anderen aus Glas bestand. Ich konnt gerade noch durch die Öffnung der Wohnzimmertür hechten, als die Bombe zündete und die in ihr enthaltene magische Energie explosionsartig durch meine Wohnung schwappte. Ich wurde von der Welle in die Höhe gerissen und krachte unsanft in meine Küchenschränke, nur um kurz darauf noch unsanfter auf der Arbeitsplatte zu landen.  Ich grunzte und lies mich - nachdem ich "oben" und "unten" wieder den entprechenden Richtungen zugeordnet hatte - auf den Boden meiner kleinen Küche gleiten. Angespannt blickte ich im Zimmer herum, suchte jeden Winkel nach den Anzeichen eines Zaubers ab und schlich geduckt in Richtung meines Schlafzimmers, wo ich meinen Zauberstab in einer kleinen Truhe lagerte. Mit zittrigen Fingern wühle ich den unscheinbaren Stab heraus und fühlte mich wie der letzte lebende Cowboy beim Eintreffen der Kavallerie. Ich streckte den Stab vor mich aus und ging die Zimmer meiner Wohnung ab. Kaum als ich das Wohnzimmer erneut betreten hatte, hörte ich ein Grollen und im nächsten Moment wurde meine heissgeliebte Wildleder-Couch in die Höhe gerissen und zerbarst in der Mitte. In der Wolke aus Flusen, Halzsplittern und fluffigem Füllmaterial tauchte vor mir der Staubdrache auf.
Als ich ein Kind war hatte meine Mutter mir immer geraten, ich solle endlich mein Zimmer aufräumen, sonst würde das irgendwann schlimme Folgen haben. Dass die Folgen allerdings 6 Meter lang waren und ein Gebiss voller scharfer, spitzer Reisszähne hatten, musste sie mir wohl verschwiegen haben.
Hektisch vollführte ich eine magische Geste mit meinem Stab, doch der Drache schlug ihn mir mit einem zucken seines langen Schwanzes aus der Hand. Mein Blick ruckte herum zur kleinen Abstellkammer und meiner letzten Hoffnung, die sich darin befand. Mein brandneuer Staubsauger, der ganz ohne Staubbeutel funktionierte.

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Da wurds am Ende mit der Wort-Grenze etwas knapp...

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1) Cooles Zeug.

Danke.

2) Lässt mich etwas stirnrunzelnd zurück, eine Geschichte dürfte nicht viel länger so weiter gehen, sonst würde mich das abschrecken.

Stimmt... Hab jetzt versucht, kleine Geschichten zu schreiben, die man auch so stehen lassen könnte. Daher würds damit wohl garnicht weitergehen.

3) Nette Pointe, würd ich gern weiterlesen. Obwohl ich den ersten Absatz bissle gekünzelt finde.

Was genau findste denn am ersten Absatz nicht so gut? Die Feststellung, dass Gartenzwerge auch gruselig sein können?

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Ich weiß nicht. Der erste Satz ist irritierend - was interesse weckt und gut ist. Der Rest vom Absatz ist aber genau das, was ich nach dem ersten Satz erwarte. Es wirkt zu plump für mich.
Ist schwer das zu fassen zu bekommen was ich meine.
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Ich weiß nicht. Der erste Satz ist irritierend - was interesse weckt und gut ist. Der Rest vom Absatz ist aber genau das, was ich nach dem ersten Satz erwarte. Es wirkt zu plump für mich.
Ist schwer das zu fassen zu bekommen was ich meine.

Hab den ersten Absatz mal geändert. Hoffe, das ist jetzt weniger plump.

Boni

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Mein Versuch, der erste Satz ist von faehrmann. 482 Worte, ich musste am Ende etwas kürzen:

Erst als sein Nasenbein brach, erkannte der Comte Le Poure, dass bei dem Coup de Grace, der das Duell beenden sollte, irgendetwas ganz fürchterlich schief gelaufen war. Rückwärts taumelnd schwang er die Klinge seines Rapiers zweimal in weitem Bogen, um sich einen Moment Zeit zu verschaffen. Als er aufblickte, sah er sein dunkelrotes Blut auf dem Pas d´âne seines Gegners. Er fühlte es heiß über sein Gesicht laufen, bevor es in großen Tropfen auf seine Weste aus italienischer Seide fiel. Wütend wischte er das Blut mit dem Rücken seiner linken Hand fort.

Der Comte sah Dottore Simonetti den Blick abwenden. Er sah den Marquis de Volanche, seinen Sekundanten, fassungslos auf die Szene starren. Die beiden waren die einzigen Zeugen dieser Szene. Vier Personen standen an diesem Morgen am Ufer der Seine, halb verborgen im dichten Nebel, der vom Fluss herauf zog. Der Comte, sein Arzt und sein Sekundant machten drei davon aus. Der vierte war sein Gegner.

Valerien d'Elève. Ein Niemand. Ein Cretin vom Lande, mit den Manieren eines Bauern. Er hatte nicht einmal den Anstand besessen, einen Sekundanten zu stellen. Sicherlich hatte er nicht genug Geld, einen Doktor zu engagieren. Jetzt stand er vor dem Comte, aufrecht, die Klinge wartend gesenkt. Er gewährte ihm eine Atempause, um seine Haltung wieder zu finden. Der Comte hatte nicht vor, Valerien warten zu lassen. Oder Arbeit für einen Doktor zu schaffen.

Bedächtig hob er Rapier und Main Gauche. „Monsieur, mit eurer Erlaubnis: En Garde.“

Dann griff er erneut an. Er hatte aus seinem Fehler gelernt. Der schnelle Ausfall, mit dem er den jungen Mann hatte ausschalten wollen, hatte dem Comte nur einen Schlag ins Gesicht eingebracht. Er versuchte, den dumpfen Schmerz in seiner Nase zu ignorieren und sich voll auf das Duell zu konzentrieren.

Die Klingen tanzten schneller und schneller, die Parierdolche lenkten tödliche Stöße im letzten Moment beiseite. Valeriens Technik war sauber und nahezu makellos, doch langsam glaubte sich der Comte La Poure wieder in Kontrolle. Er war dem jungen Mann überlegen, sowohl an Technik, als auch an Erfahrung. Einen, zwei, drei Schritte drängte er seinen Gegner zurück. Schließlich stieß er blitzschnell mit der Klinge zu. Valerien wich aus, doch auf der taufeuchten Wiese rutschte er aus und verlor den Halt. Dies war die Chance, auf die der Comte gewartet hatte. Ein Schritt, ein Tritt, und Valeriens Dolch flog in hohem Bogen davon.

Das Gesicht des Comte war vor Wut verzerrt, als er den Rapier zum Stoß hab. Die Wut wich Unglauben, als der Junge seinen Stich parierte. Wieder und wieder stieß der Comte zu, aber er konnte den am Boden liegenden nicht bezwingen. Valerien kam wieder auf die Füße, langsam und bedächtig, und weiterhin parierte er jeden Hieb oder Stich seines Gegner.

Verwirrt fand sich der Comte nun auf dem Rückzug. Seine konzentrierte Verteidigung zerbrach unter den schneller werdenden Angriffen Valeriens. Panik machte sich in ihm breit. Wer war dieser Bursche?


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Mein Versuch, der erste Satz ist von faehrmann. 482 Worte, ich musste am Ende etwas kürzen:

Erst als sein Nasenbein brach, erkannte der Comte Le Poure, dass bei dem Coup de Grace, der das Duell beenden sollte, irgendetwas ganz fürchterlich schief gelaufen war. Rückwärts taumelnd schwang er die Klinge seines Rapiers zweimal in weitem Bogen, um sich einen Moment Zeit zu verschaffen. Als er aufblickte, sah er sein dunkelrotes Blut auf dem Pas d´âne seines Gegners. Er fühlte es heiß über sein Gesicht laufen, bevor es in großen Tropfen auf seine Weste aus italienischer Seide fiel. Wütend wischte er das Blut mit dem Rücken seiner linken Hand fort.

Der Comte sah Dottore Simonetti den Blick abwenden. Er sah den Marquis de Volanche, seinen Sekundanten, fassungslos auf die Szene starren. Die beiden waren die einzigen Zeugen dieser Szene. Vier Personen standen an diesem Morgen am Ufer der Seine, halb verborgen im dichten Nebel, der vom Fluss herauf zog. Der Comte, sein Arzt und sein Sekundant machten drei davon aus. Der vierte war sein Gegner.

Valerien d'Elève. Ein Niemand. Ein Cretin vom Lande, mit den Manieren eines Bauern. Er hatte nicht einmal den Anstand besessen, einen Sekundanten zu stellen. Sicherlich hatte er nicht genug Geld, einen Doktor zu engagieren. Jetzt stand er vor dem Comte, aufrecht, die Klinge wartend gesenkt. Er gewährte ihm eine Atempause, um seine Haltung wieder zu finden. Der Comte hatte nicht vor, Valerien warten zu lassen. Oder Arbeit für einen Doktor zu schaffen.

Bedächtig hob er Rapier und Main Gauche. „Monsieur, mit eurer Erlaubnis: En Garde.“

Dann griff er erneut an. Er hatte aus seinem Fehler gelernt. Der schnelle Ausfall, mit dem er den jungen Mann hatte ausschalten wollen, hatte dem Comte nur einen Schlag ins Gesicht eingebracht. Er versuchte, den dumpfen Schmerz in seiner Nase zu ignorieren und sich voll auf das Duell zu konzentrieren.

Die Klingen tanzten schneller und schneller, die Parierdolche lenkten tödliche Stöße im letzten Moment beiseite. Valeriens Technik war sauber und nahezu makellos, doch langsam glaubte sich der Comte La Poure wieder in Kontrolle. Er war dem jungen Mann überlegen, sowohl an Technik, als auch an Erfahrung. Einen, zwei, drei Schritte drängte er seinen Gegner zurück. Schließlich stieß er blitzschnell mit der Klinge zu. Valerien wich aus, doch auf der taufeuchten Wiese rutschte er aus und verlor den Halt. Dies war die Chance, auf die der Comte gewartet hatte. Ein Schritt, ein Tritt, und Valeriens Dolch flog in hohem Bogen davon.

Das Gesicht des Comte war vor Wut verzerrt, als er den Rapier zum Stoß hab. Die Wut wich Unglauben, als der Junge seinen Stich parierte. Wieder und wieder stieß der Comte zu, aber er konnte den am Boden liegenden nicht bezwingen. Valerien kam wieder auf die Füße, langsam und bedächtig, und weiterhin parierte er jeden Hieb oder Stich seines Gegner.

Verwirrt fand sich der Comte nun auf dem Rückzug. Seine konzentrierte Verteidigung zerbrach unter den schneller werdenden Angriffen Valeriens. Panik machte sich in ihm breit. Wer war dieser Bursche?

Sehr schön!  :d Das Einzige, was mir aufgefallen ist, ist der zweite Absatz, in dem in den ersten beiden Sätzen jemand etwas "sah". Möglicherweise ist das Absicht, aber ich persönlich würde diese Dopplung vermeiden.

Offline Friedensbringer

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Hab den ersten Absatz mal geändert. Hoffe, das ist jetzt weniger plump.

Sehr cool! Ziemlich witzig und locker, animiert zum weiterlesen!
Zitat von: Ludwig Wittgenstein
Wenn man unter Ewigkeit nicht endlose Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der Ewig, der in der Gegenwart lebt.

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Boni

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Sehr schön!  :d Das Einzige, was mir aufgefallen ist, ist der zweite Absatz, in dem in den ersten beiden Sätzen jemand etwas "sah". Möglicherweise ist das Absicht, aber ich persönlich würde diese Dopplung vermeiden.

Danke! :D

Die Dopplung war tatsächlich Absicht. Wenn es nicht wirkt, könnte man das vielleicht so ändern:

Zitat
Der Comte sah Dottore Simonetti den Blick abwenden und seinen Sekundanten, den Marquis de Volanche, fassungslos auf die Szene starren.

Besser?

Offline Uebelator

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Ja, mir gefällts besser.

Ich persönlich hätts vielleicht so gemacht:

Zitat
Der Comte sah Dottore Simonetti den Blick abwenden. Sein Sekundant, der Marquis de Volanche, starrte fassungslos auf die Szene. Die beiden waren die einzigen Zeugen des Duells.


Boni

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Hm, der Satz ist so gekauft. Leider neige ich zu unnötig komplizierten Satzkonstrukten...

Offline critikus

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Nun mal mein erster Versuch.

Nein, Jesus liebte ihn wirklich nicht, soviel war klar. Ansonsten ...

Einfach toll.
»Einem wahrhaft intelligenten Menschen ist nichts, wohlgemerkt nichts, unmöglich!«
Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus S. F. X. van Dusen

"Ich bin mit dem was Du schreibst nicht einverstanden, aber ich werde Dein Recht Deine freie Meinung zu äussern mit meinem Leben verteidigen" - - Evelyn Beatrice Hall (1868 – 1956), doch nicht Voltaire (1694-1778)

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Offline Uebelator

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20. Die Kommandorufe der jungen Offiziere klangen dünn, als sich am anderen Ende des Feldes vierhundert Albenspeere wie von einer Hand geführt senkten.

Die Kommandorufe der jungen Offiziere klangen dünn, als sich am anderen Ende des Feldes vierhundert Albenspeere wie von einer Hand geführt senkten. Mit donnernden Hufen preschte die imperiale Reiterei in Keilformation voran. Albenpfeile durchschnitten die Luft und brachten unglückselige Reiter zu Fall, als sich ihre Spitzen in das Fleisch von Soldaten und ihren Tieren bohrten. Es krachte laut als die Armeen aufeinanderprallten und aus Ordnung und Disziplin mit einem Schlag Chaos und Zerstörung wurden. Waffen trafen aufeinander und stimmten das klirrende Lied der Schlacht an, in das sich alsbald die Chöre der Sterbenden und Verwundeten mischten.

"Warum töten wir die Alben?", fragte die Stimme eines kleinen Jungen, der unter seinem silbernen Brustpanzer in bunte, samtene Roben gehüllt war und auf dem Rücken eines prächtigen Rappen saß. Auf dem Schlachtross neben ihm thronte ein großgewachsener Mann mittleren Alters, dessen grau-braunes Haar sich unter der kleinen goldenen Krone ein wenig lichtete. Die beiden standen, umringt von Generälen und Beratern auf einer Anhöhe und beobachteten die Schlacht, die im Tal unter ihnen tobte.
"Die Alben haben uns unser Land genommen, mein Sohn." Die Augen des Königs schweiften über das Schlachtfeld und er hob die behandschuhte Rechte. Der Fähnrich, der hinter ihm stand, verstand das Zeichen und gab mit einer flatternden Fahne der Infanterie im Tal das Signal vorzurücken. Die Kettenhemden der Soldaten schimmerten im rötlich-gelben Licht der aufgehenden Sonne.
"Aber ich bin noch nie hier gewesen, Vater.", bemerkte der Junge stirnrunzelnd.
Der König lächelte milde, wandte aber den Blick nicht vom Tal ab. "Von hier kommen Erze, Edelsteine und Gewürze, die es sonst nirgendwo in meinem Reich gibt. Sollen wir den Alben einfach erlauben, uns diese Dinge zu nehmen?"
Der Prinz überlegte einen Moment. "Ich mache mir nicht viel aus Gewürzen. Könnten wir nicht Frieden schließen, wenn wir auf die Gewürze verzichten würden?"
"Oh, mein Sohn, du kennst die Alben nicht.", sagte der König und in seiner Stimme schwang Verbitterung mit. "Wenn wir ihnen erlauben, uns diesen Landstrich zu nehmen, dann wollen sie bald den nächsten und dann noch einen, bis sie schließlich vor den Toren des Palastes stehen und uns auch diesen nehmen wollen. Sie sind unersättlich."
"Sir Levandon hat uns die Geschichte erzählt, wie Myrdias der Eroberer einst die Alben aus den Ländern der Menschen vertrieb. Heisst das nicht, sie waren vor uns hier?" Der Junge sah seinen Vater verwirrt an während unten im Tal die imperiale Infanterie auf den Feind zustürmte und immer wieder stoppte, um die runden Schilde gegen den steten Pfeilhagel hochzureissen. Wieder gab der König ein Zeichen und der Fähnrich lies seine Fahne im Wind flattern. Eine Reihe Reiter brach auf, um an der rechten Flanke des Feldes entlang zu reiten.
"Das war vor über 300 Jahren, mein Sohn. Sir Levandon hat Dich gut gelehrt, aber die Besitzansprüche der Alben auf dieses Land sind längst Geschichte."
Der Prinz rieb sich die Nase. "Alben leben über 500 Jahre hat Nan gesagt. Einige von ihnen müssten sich noch an Myrdias erinnern."
"Himmel Junge! Gibst Du Dich denn nie zufrieden?"  

Wordcount: 500 (noch nicht fertig, aber die Grenze ist schon erreicht. :( )
« Letzte Änderung: 28.08.2009 | 17:50 von Uebelator »

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Ok, das wird jetzt aber richtig politisch ;-)
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Offline Uebelator

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Ok, das wird jetzt aber richtig politisch ;-)

Ja, das war für die Quote... Man kann ja nicht immer nur sinnlose Unterhaltungsliteratur schreiben. ;) Obwohl...  ~;D

Offline Uebelator

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Wieder einer...

1. Lauthals lachend starrte er in die Flammen, die all sein Hab und Gut verschlangen.

Lauthals lachend starrte er in die Flammen, die all sein Hab und Gut verschlangen. Für manche Leute wäre dies das Ende, aber für ihn war es der Beginn eines neuen Lebens, einer neuen Zeitrechnung, einer neuen Ära. Das Feuer loderte hoch in den Abendhimmel und spiegelte sich in seinen weit aufgerissenen Augen, als er einen Freudentanz vor seinem brennenden Apartment aufführte. Funken stiegen auf und taumelten in kreiselnden Bewegungen durch die Luft, so als wollten sie an seinem Tanz teilhaben. Er schrie und lachte vor Freude und seine Kehle wurde langsam rauh. Erst als die Feuerwehr und die Polizisten kamen, seinen nackten Körper in eine grobe Decke hüllten und ihn fragten ob alles okay sei, erwachte er aus seiner Trance. Er erzählte ihnen, dass er sich nie besser gefühlt habe, denn erst jetzt wisse er, was Freiheit wirklich bedeutet.

Noch vor einer Woche folgte sein Leben den geregelten Bahnen des Alltags, auf denen er Tag für Tag wie auf Schienen zwischen Frühstück, Arbeit und Abendessen hin und her manövrierte, nur um am nächsten Tag die gleiche Strecke noch einmal zurück zu legen. In einer kleinen, durch Pappwände abgegrenzten Box verbrachte er den Großteil seines Tages mit Berechnungen, die dazu beitrugen, dass irgendjemand ungeheuer reich wurde. Abends kehrte er dann für gewöhnlich in die kleine Wohnung zurück, wo er inmitten seiner IKEA-Möbel-Kollektion unbedeutende Fernsehshows sah und den letzten Rest Individualität abstreifte, der ihm noch geblieben war.
Als er letzte Woche mit seinem Kleinwagen auf dem Weg nach Hause war, taumelte ihm schließlich der Penner vors Auto. Er hatte sofort abgebremst und den alten Mann nicht hart erwischt, aber er hatte Angst vor einer Klage wegen Fahrerflucht und daher brachte er ihn ins Krankenhaus. Der Penner stank erbärmlich nach Bier und Pisse und er machte sich schon Sorgen, ob die Sitzpolster die Fahrt wohl ohne Flecken überstehen würden. Die Fahrt dauerte nicht lang und während sie im Krankenhaus auf einen Arzt warteten erzählte ihm der alte Kerl von seinem Leben. Ja, er schlief nachts draussen und das war manchmal hart, aber er konnte tun und lassen, was ihm gerade in den Sinn kam. Den ganzen Tag am See herumsitzen und den Wolken beim Vorbeiziehen zusehen, oder durch den Park gehen und den Duft des kommenden Frühlings in sich aufsaugen. Dieser Mann schien nichts zu haben und dennoch war er glücklich, weil er das Leben jeden Tag neu erfahren konnte. Im Gegensatz zu ihm, lebte der alte Mann.

Er lächelte den Feuerwehrmann an und warf noch einen Blick auf die lodernden Flammen, die alles verzehrten, was einst sein Leben gewesen war. Dann ging er los und machte den ersten Schritt in eine Richtung, die sich richtig anfühlte. Ein Polizist sah ihm noch hinterher, wie er mit nackten Füßen – nur in eine Decke gehüllt – die Straße hinab ging und dann nie wieder gesehen wurde.

Wordcount: 471
« Letzte Änderung: 4.09.2009 | 07:55 von Uebelator »

Imago

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Ich mach dann auch mal einen Versuch. ^^

Jemand hatte die Daten gelöscht. Chandra setzte sich ruckartig wieder aufrecht hin und fixierte den schneeweißen Folienbildschirm. Ein süßlicher Schweißfilm legte sich über ihre Stirn und verklebte die darüber liegenden, neonpinken Haare. Ihre Stimme zitterte wieder ganz unmerklich als sie den Befehl ein fünftes Mal gab. Sie achtetete peinlich genau auf jeden Buchstaben.

„Chandra Atani. Identifikationsregister, 343az18gon, und Kontodaten. Highrise Metroplex Banking Association.“

Mit dem selben Ergebnis.
Der Ladebalken spiegelte sich in ihren weit aufgerissenen Augen.

 Die Erkenntnis sickerte in ihren aufgewühlten Verstand, wie eine schleimtropfende, schwarze Nacktschnecke und lähmte alles was sie berührte. Sie hatte einfach so aufgehört zu existieren.
Von jetzt auf gleich hatte sie überhaupt nichts mehr.
Ohne ID war es ihr unmöglich Geld zu überweisen oder zum Arzt zu gehen. Keine Versicherung, kein Job, keine Zukunft mehr.
War das nicht unmöglich? Computerfehler, so wie in der Vorzeit der Informationgesellschaft gab es nicht mehr. Gleichzeitig war es in einem von alles sehenden, alles registrierenden künstlichen Intelligenzen verwalteten Netz unmöglich ohne gigantischen Aufwand ID-Daten zu verfälschen oder zu löschen. Und den würde niemand für jemanden wie sie betreiben. Alles was ihr passierte, war so verdammt irreal. War genauso plausbiel wie eine Geistererscheinung.

Und jeder Versuch einer Verbindung nach außen endete in weißem Rauschen. Sie konnte nichtmal ihre verhasste Mutter um Geld anflehen, und bei allem Stolz, jetzt hätte sie es getan.
Denn in vier Tagen dann, wenn die Miete fällig war, war auch ihre winzige Einzimmer – Wohnung fällig. Die Sicherheitsdrohnen der Hausverwaltung würden sie zwei Tage später auf die Straße setzen und ihre Habe konfiszieren.

Man würde sie nicht mal aus dem Viertel lassen und sie wusste welchen Ruf die feisten Cops am Checkpoint hatten. Wie sie sich ihn verdient hatten.
Die junge Frau hatte ängstlich zu ihr herüber gesehen, als sie vorgestern Abend mit ihren Einkaufstaschen aus der U-Bahnstation kam. Vor ihr die sich aufbauenden grinsenden Uniformierten.
Chandra kannte die abgemagerte Zwanzigjährige vom Sehen, sie hatte zu denjenigen gehört, die die alte Fabrik besetzt hatten. Die man dort wieder herausgeprügelt hatte.
Chandra war ja kein Unmensch, von Zeit zu Zeit hatte sie ihr und ihren Freunden etwas zugesteckt. Mit den Wochen waren sie weniger geworden. Die Frau war eine der letzten gewesen. Anscheinend hatte sie gedacht, es würde ihr gelingen in die U-Bahn zu fliehen. Vor der nächsten, größeren Routinedurchsuchung des Viertels.

Einen Moment verschwamm der Bildschirm vor ihren Augen zu einem milchigen Nebel. Die monatliche Razzia. Warum hatte sie daran nicht gedacht? Sie stand auf. Ging nach draußen. Sie trat auf den Balkon, in die nach Ruß und Erbrochenem stinkende Luft. Als sie sich bibbernd an das Geländer lehnte, und langsam nach unten sah, funkelten die Blaulichter der Einsatzwagen wie hasserfüllte Augen zu ihr herauf.

499 Wörter.

Offline Friedensbringer

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So, endlich mein Text zu einem ersten Satz von Tobias. Genau 500.

Rasch ließ er seine Hände durch die Taschen des leblosen Körpers gleiten, bis er fand, was er suchte. Der Sicherheitsschlüssel befand sind in der Gesäßtasche und war ziemlich schwer zu erreichen, doch mit etwas Gewalt und einer kleinen Neupositionierung des verstorbenen Beamten gelang er in seinen Besitz. Leider hatte der Mann keine Waffe bei sich getragen. Jedenfalls musste Hilbert seinen Weg weiter unbewaffnet gehen. Er konnte nur hoffen, dass was immer auch die Wissenschaftler und Sicherheitsleute hier getötet hatte, inzwischen weg war.

Vorsichtig schlich er aus dem Büro des Sicherheitsmannes wieder hinaus auf den Gang. Er sah sich umständlich nach möglichen Gefahren um, bevor er langsam bis zur Türe zurückging, die sich ihm vor Minuten noch zu öffnen weigerte. Hilbert zog den Schlüssel durch den vorgesehenen Schlitz an der Armatur und betete das kein weiterer Code oder Ähnliches nötig sein würde. Zu seiner Beruhigung gab das Gerät einige kurze Pieps-Töne von sich, doch leider erfüllten sie diesen Zweck nicht. Immerhin beendeten sie ihr Liedchen mit dem wesentlich erfreulicheren Geräusch einer sich öffnenden Türe. Hinter ihm schloss sie Gefühlskalt.

Der Gang in den sich Hilbert langsam wagte war nicht grade einladend. Linker sowie rechter Hand lagen zwei Leichen, der Kleidung nach Wissenschaftler. Er konnte sich vage an den Gang erinnern, sie hatten ihn hier durchgebracht. An der nächsten T-Kreuzung blieb er stehen und lugte zu beiden Richtungen unsicher um die Ecke. Nichts zu sehen, außer einem Transportbett, vielen unbeschrifteten Türen und noch mehr Toten in Kitteln. Aus welcher Richtung er hinein gekommen war, wusste er nicht mehr. Hilbert hoffte inständig die richtige Seite zu wählen.
Plötzlich flackerte das Licht. Nur kurz, zweimal, dann war wieder alles normal und hell, doch für den Augenblick blieb sein Herz stehen. Gehetzt schaute er sich um, aber weder hinter ihm, noch in den Gängen die vor ihm lagen, bewegte sich das Geringste. Noch einmal schaute er um die Ecke in die Gänge und war kurz davor sich für eine Richtung zu entscheiden, als seine Ohren etwas Anderes als seinen eigenen Herzschlag vernahmen. Schritte. Schnelle Schritte. Sie kam hinter ihm her. Er blickte den Gang zurück zur Sicherheitstüre. Zu sehen war nichts, aber die Schritte kamen näher und es waren viele.

Panisch lief Hilbert los. Rechts, sei es drum. Nach einigen Metern und nachdem er über einen Leichnam ohne Kopf gesprungen war, musste er durch eine Doppelschwingtüre. Gehetzt rannte er hindurch, den Blick starr in Richtung Boden um ein mögliches Hindernis schnell erkennen zu können. Die Türen schwangen auf, dahinter wieder nichts weiter als Gang und Türen und Leichen. Er hatte keine Zeit sich Gedanken zu machen, ob ihm hier etwas bekannt vorkam. Die Schritte hinter ihm wurden immer noch lauter und mehr. Er hörte ein Kreischen, ein Zischen danach und ein lautes Poltern. Hatte da etwas die Türe aufgebrochen? Weiter rennen, nicht stehen bleiben. Er warf einen Blick über die Schulter und konnte durch den schmalen Spalt zwischen den Schwingtüren Schatten erkennen. Hilbert musste um eine Ecke herum.

Er sah einen Ausgang, tatsächlich Freiheit.

Hoffentlich.
Zitat von: Ludwig Wittgenstein
Wenn man unter Ewigkeit nicht endlose Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der Ewig, der in der Gegenwart lebt.

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