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Gedanken zur Challenge

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Gaukelmeister:
Nachdem wir nun die erste Tanelorn Setting-Challenge hinter uns gebracht haben, möchte ich auch noch einmal einige lose Gedanken darüber loswerden, wie es aus meiner Sicht gelaufen ist, wo es gehackt hat und was man in Zukunft bedenken sollte. Ich poste das mal hier in Vermis Thread, da die Nachlese sich ja nun hierhin verlagert hat.

Ein Problem zu Beginn der Challenge war das Fehlen eines festen organisatorischen Rahmens. Keiner wusste, wie es laufen soll – und da wir gleichzeitig halbwegs demokratisch verfahren wollten (jedenfalls ist das immer meine Idee gewesen), hat sich die Anschuborganisation bisweilen etwas zäh gestaltet. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass wir am Ende der Challenge einen Rahmen haben, der für die nächste Challenge einfach übernommen werden kann. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sich wirklich alles bewährt hat. Vielleicht stehen wir also beim nächsten Mal doch wieder vor denselben Fragen, die hier die Gemüter bewegt haben: Zeit- und Wortbegrenzung; Layout, Grafiken und Bilder; kreative Vorgaben oder nicht etc.

Ein einziges Team für Orga und Jury ist nach meinem Dafürhalten eine gute Sache. Wir konnten uns intern darüber verständigen, welche Vorgaben wir machen wollen, welche Erwartungen wir an die Teilnehmer stellen und anhand welcher Kriterien und in welchem Umfang wir die Beiträge bewerten wollen. Da hat man kurze Wege, spart Zeit und kann darauf hinwirken, dass man später so arbeiten kann, wie man es für sinnvoll hält. Das war gut.

Als schwierig habe ich die interne Diskussion darüber empfunden, in welchem Maße wir den Versuch machen wollen, mehr oder weniger objektive Kriterien zu formulieren, an denen sich die Bewertung dann zu orientieren hat. Mein Eindruck ist stets gewesen (und ich glaube, dass Scrandy etwas ähnliches auch kürzlich noch einmal geschrieben hat), dass die Teilnehmer klar wissen wollen, woran sie sind. Es kam ja auch gleich nach Veröffentlichung der Ausschreibung einige Kritik, die die formulierten Anforderungen als zu weich und diffus angesehen hat. Ich kann diese Kritik gut verstehen, möchte aber darauf hinweisen, dass auch in der anderen Richtung eine Gefahr liegt: selbstverständlich kann man sagen, dass man Faktor X mit Y Prozent in die Bewertung einbezieht und Faktor A mit B Prozent etc. Aber ich bin mir nicht sicher, ob man dann wirklich die gewünschte Objektivität bekommt oder nicht eher eine vorgegaukelte Klarheit, die letztlich einen falschen Schein erzeugt. Jedenfalls war dies die Überlegung, die letztlich intern dazu geführt, möglichst offen zu formulieren, was wir uns wünschen. Ich kann nun wirklich nicht einschätzen, ob das Feedback der Juroren dadurch gewonnen hätte, Punkte auf einzelne Aspekte zu verteilen.
 
Ich hätte es mir gewünscht, noch mehr, als dies geschehen ist, im Smalkltalk mit den Teilnehmern zu kommunizieren. Aber da hat mir mein Privatleben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Grundsätzlich hatte ich den Eindruck, dass es die Teilnehmer freut, ab und an mal eine Nachricht vom Orgajuryteam zu bekommen – selbst wenn die nicht so besonders inhaltsschwer ist. Deswegen wäre es wünschenswert (wenn auch sicherlich nicht zwingend erforderlich), wenn sich solch ein Klima des freundschaftlichen Austausches über den gesamten Zeitraum der Challenge (und gerade auch dann, wenn die Teilnehmer auf heißen Kohlen sitzen) aufrecht erhalten lässt.

Es war rückblickend ungeschickt, den Juroren offen zu lassen, ob sie Settings in die Endrunde schicken oder nicht. Zumindest schien es so, als wenn der Umstand, dass ich niemanden weitergeschickt habe, für einige Leute ein Ärgernis gewesen ist (und von anderen zum Anlass weitreichender Überlegungen über die Integrität der Juroren, die Qualität der Settings etc. genommen worden ist). Für die Zukunft würde ich hier vorschlagen, einfach eine festgelegte Anzahl von Settings in die Endrunde zu schicken. Man erspart sich dann die Störgeräusche.

Ebenfalls empfehlen würde ich, sich beim nächsten Mal vorher darüber Klarheit zu verschaffen, ob der gewählte Modus, durch den die Sieger  bestimmt werden sollen, tatsächlich eindeutige Ergebnisse liefert. Wir hatten das Problem, einerseits einen Sieger haben zu wollen, andererseits aber mit unserem Verfahren gleich vier Settings auf den ersten Platz katapultiert zu haben. Das war blöd, weil dann die Diskussion darüber losging, mit welchem Verfahren man nun den Gleichstand bricht – und das ist nicht ganz im Sinne der Verfahrensgerechtigkeit.

Einen Monat Zeit zu geben, hat sich mMn bewährt. Auf diese Weise sind in den Diaries zumindest teilweise sehr produktive Diskussionen zustande gekommen. Außerdem haben sich viele Leute überlegt mitzumachen, die sonst abgeschreckt gewesen wären. Auch wenn dann ungefähr die Hälfte der Settings, die angedacht gewesen sind, doch nicht eingereicht wurden, fand ich die knisternde Atmosphäre, die zu Beginn der Setting-Challenge durch das Aus-dem-Boden-Schießen Dutzender Tagebücher entstanden ist, extrem erfrischend und motivierend.

Ob man Stichwörter benötigt oder nicht, weiß ich nicht zu sagen. Einige Leute sind fern geblieben, weil sie keine Lust auf die Stichwörter hatten. Das ist blöd. Und ich bin mir nicht sicher, ob diejenigen, die mitgemacht haben, die Stichwörter als Anreiz angesehen haben oder als Störung. Aus der Zuschauerperspektive muss ich aber sagen, dass ich es interessant fand zu sehen, wie die Autoren sich an die Umsetzung der Stichwörter begeben haben. Es ist einfach faszinierend, wie unterschiedlich die Interpretationen sind.

Noch einmal zum Feedback: für die Zukunft wäre es sicherlich ratsam, wenn man sich vor der Wahl der Juroren darüber verständigt, ob die Juroren versuchen sollen, eine Beurteilung abzugeben, die eher darauf aus ist, in Form konstruktiver Kritik Anhaltspunkte für die weitere Arbeit zu geben (und damit in erster Linie an den Autor adressiert ist), oder ob sie eher auf unterhaltsame Weise den Daumen rauf oder runter halten. Da gibt es natürlich Graustufen. Ich dachte, dass es im Wesentlichen darum geht, den Autoren zu helfen (insbesondere beim ersten Feedback). Aber es gab ja bereits eine Diskussion darüber, ob man das Ganze nicht stärker als Showevent initiieren sollte. Meine Präferenz ist das nicht. Aber fürs nächste Mal kann man ja vorher abklären, wie groß der Unterhaltungswert (und vor allen Dingen auch die Schärfe) des Feedbacks sein sollte. Fürs Publikum wäre das sicherlich ein Gewinn. (Persönlich sind mir allerdings die Autoren wichtiger.)

Von mir aus könnte man beim nächsten Mal aufs Exposé verzichten. Ich habe die nicht genutzt. Und viele Exposé waren keine richtigen Exposés. Vielleicht ist die Idee doch in der Theorie besser als in der Praxis.

Das ist jetzt alles etwas ungeordnet. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich nicht noch wichtige Punkte vergessen habe. Aber darauf kann man dann ja in der weiteren Diskussion noch kommen. Insgesamt bin ich schwer begeistert von der Challenge: viele Beiträge mit exzellenten Ideen; großartige Diskussionen in einzelnen Diaries; erste Spieleabende in den Settings. Ich würde sagen, dass der Geist der Challenge, so wie Vermi es eingangs als seine Idee geschildert hat, sich erfüllt hat. Teilweise fand’s ich auch nervig, ermüdend und irgendwie undankbar. Aber realistisch eingeschätzt muss man sagen, dass viele Leute sehr nette Rückmeldungen bezüglich der Orgajuryarbeit gegeben haben (danke dafür! – mich hält so etwas bei der Arbeit).

Joerg.D:
Wir werden es bei der nächsten Challenge sehen, was die Jury sich ausdenkt.

Boba Fett:
Zu den Resümees, die hier abgegeben werden, möchte ich noch eine Überlegung loswerden, die mir als Kritik zugetragen wurde, und die ich dann an die Orga (speziell an Jan) weitergegeben habe. Deren Entscheidung, es so zu belassen, wie es war, war vollkommen okay.
Immerhin hat die Orga auch die Entscheidungskompetenz.

Daher als Überlegung für zukünftige Challenges:

Die Tatsache, dass die Designtagebücher von allen Seiten (insbesondere von den anderen Autoren) gelesen und kommentiert wurde, macht es schwierig zu entscheiden, wer jetzt den besten Beitrag geliefert hat.
Theoretisch kann es sein, dass ein Autor durch seine Kommentare einem anderen starke Hilfen und Inspirationen gegeben hat, so dass dieser einen Vorsprung im Wettbewerb erlangen konnte. Oder dass ein anderer durch die Einsicht in die Designtagebücher des anderen entsprechend Ideen bekam, die ihn massiv weiterbrachten.

Die Frage muss sich stellen, wie man damit zukünftig umgehen möchte.
Ich bitte das jetzt nicht als "das sollte nicht passieren" zu verstehen - es ist einfach die Frage: ist das gewollt, oder eher nicht...
Natürlich macht das Diary führen Spaß, ebenso das Kommentieren und auch das inspirieren bzw. das inspiriert werden - das spricht für die Option.
Auf der anderen Seite steht aber auch ein Wettbewerbsgedanke und auch der Herausforderungsgedanke (Challenge?!), der durch die Einflüsse, die die Einzelarbeit zu einer Gemeinschaftsarbeit werden lässt, verwässert wird.

Callisto:
Auch wenn ich sicher von anderen gute Inspirationen und Hilfestellungen bekommen habe und manche, vor allem die, die später starteten, weniger Einträge in ihr Diary gekriegt haben, ist der Autor derjenige, der entscheidet was in sein Konzept passt. Das sollte meiner Meinung vollkommen egal sein. Wenn ich kein Diary führen will, muss ich das nicht. Wenn ich in kein Diray Feedback geben will, dann mach ich das nicht.

Noch mal zur Betonung: Der Autor ist der letztendliche Entscheider, deswegen steht er allein auch für sein Produkt gerade.

Boba Fett:

--- Zitat von: Callisto am  4.08.2009 | 15:56 ---Noch mal zur Betonung: Der Autor ist der letztendliche Entscheider, deswegen steht er allein auch für sein Produkt gerade.
--- Ende Zitat ---

Vollkommen korrekt, aber wenn der eine Autor eine Menge Feedbackzulauf bekommt, das er nutzen kann, ist das für den anderen Autor, der weniger bekommt, oder eben von dem erhaltenen Feedback zufällig weniger nutzen kann, nicht wirklich fair, denn er muss quasi alleine arbeiten, während der andere irgendwo im Team werkelt und Synergieeffekte nutzt.
Es geht mir nicht darum, wer entscheidet, was in sein Werk kommt, sondern darum, wie der Fremdinhalt bewertet werden kann.

Ich empfand die Challenge diesbezüglich nicht als unfair, aber das bedeutet nicht, dass sich das nicht beim nächsten Mal irgendwo auswirken kann.

Und wie gesagt: Der Gedanke wurde mir zugetragen, ich gebe ihn nur weiter, damit er nicht vollkommen übersehen wird. :)
Wenn der Konsens herrscht, dass diese Synergie-Effekte gewünscht sein, ist das vollkommen okay.
Und bitte: es soll sich deswegen jetzt niemand wegen getätigter oder genutzer Inspirationen kritisiert fühlen. Bei der Challenge war ganz offiziell die Synergie gewünschter Bestandteil und damit vollkommen okay. :)

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