Also...(schon lange keinen Beitrag mit diesem Wort begonnen)
Zunächst: Ich stehe nicht auf der Contra-Mini Position.
Es gibt Spiele (D&D, SW, ...) wo einsatz von Miniaturen und Maßstabsgetreue Skizzen / Spielfelder durchaus Sinn machen.
Da SW derzeit mein absolut favorisiertes Rollenspiel ist, spiele ich als Spielleiter bei SW inzwischen gerne mit "Minis" und greife auch recht schnell zu ihnen (oder zu Alternativen).
Als Spieler habe ich aber auch schon Battletech als Rollenspiel gespielt, bei dem der Spielleiter seine Taktischen Situationen (Hexgrid)hinter einem SpL-Schirm verbarg und den Spielern die Wahrnehmungen ihrer Mechpiloten mitteilte. Das reichte vollkommen aus und war eine sehr immersive Sache, bei der Taktiken wirklich aus der Pilotenperspektive gewirkt wurden.
Es geht also beides sehr gut.
Aber:Die Debatte macht durch die vorgegebenen Randbedingungen keinen Sinn.
Unter den idealen Umständen (Kosten spielen keine Rolle, Tisch ist ideal und undendlich, Zeitaufwand der Vorbereitung ist zu ignorieren, gewertet werden nur Spielsysteme die explizit auf Miniaturenspiel aufbauen, etc. pp.) ist es doch müßig eine Contra-Position zu beziehen.
Das ist doch albern, denn es resultiert in einem: "Ich möchte alle Eure Gegenargumente hören, aber nur unter der Bedinung, dass Ihr keine Gegenargumente einbringt!" Was soll das?
@my wohnhome in my hometown habe ich einen Eßtisch, der 2,50m x 1,10 m mißt und genug Miniaturen und Battlemaps, die locker flockiges Spiel mit Battlemap und Minis erlauben. Aber das hat auch ein paar Hundert Euronen verschlungen (insbesondere der Tisch).
Das kann sich eben nicht jeder leisten - bzw. kann vielleicht, will aber nicht. Geld ist also durchaus ein Argument!
Abgesehen davon spielen wir derzeit nicht bei mir, sondern bei jemandem, wo auf Sofas gelümmelt wird und der Tisch 0,5m x 1m mißt - Zieht man Platz für getränke, Dokumente, Würfel, etc. ab, ist da GAR KEIN Platz. Deswegen nutzen wir ein Whiteboard mit Magnetmarkern, was natürlich nicht optimal ist, ansonsten würde ich Skizzen nehmen, um zu visualisieren.
Und auch das ist nicht optimal, weil das Board nicht von jedem einsehbar bzw. erreichbar ist.
Der Spielort macht durchaus sehr viel aus, inwiefern man Minis benutzt - ist also auch ein Argument.
Dann ist folgendes definitiv Fakt:1. Spiel mit Board (also Minis, magnetmarker, Skizze, wie auch immer) verlagert das Spiel aus der individuelle Perspektive in die Vogelsicht Perpektive.
Ohne Board spielt jeder wie "ein Footballspieler" aus seiner individuellen Sicht heraus.
Mit Board werden alle Spieler zum Coach, der am Taktikboard Spielzüge entwirft. Die individuelle Pespektive geht verloren, insbesondere die Frage von Sichtbarkeiten, etc. pp.
Keine der beiden Spielweisen ist besser!
Ohne Board ist man der Informationsvergabe des Spielleiters ausgeliefert. Was der nicht erwähnt kann nicht berücksichtigt werden. Aber andererseits bekommt man auch nur die Informationen, die man bekommen kann.
Mit Board ist das Spiel der Informationsverarbeitung der Spieler ausgeliefert. Dass diese zB die für deren Scs nicht sichtbaren (aber auf dem Board existenten) Elemente in ihrem Verhalten nicht berücksichtigen.
Meine Erfahrung: Das klappt genausowenig wie eine vollständige Wiedergabe der Wahrnehmung des SCs durch den Spielleiter.
Fazit: Beides ist nicht optimal!
2.Beim Rollenspiel mit Board ist der Spielerfokus auf dem Board, nicht beim anderen Spieler/Spielleiter.
Die Frage "wo bin ich" gewinnt an gewicht, die Wahrnehmung von gestik, Mimik verliert, weil die Augen auf dem Brett kleben und nicht mehr auf dem Gegenüber. Das ist, wenn man Wert darauf legt, genauso lästig, als würde der Mitspieler ständig im Regelwerk (oder anderen Büchern) lesen und nur noch dem Spiel halbherzig folgen.
Deswegen gibt es Szenen, die absolut verlieren, wenn man sie mit Miniaturen "unterstützt", weil plötzlich der Fokus auf der Position liegt, während die entscheidende Wertigkeit der Situation aus der Interaktion der Charaktere entsteht.
Wenn man das berücksichtigt, läßt man in diesem Momenten das Miniaturenspiel einfach aus. Wenn man das aber nicht berücksichtigt, verliert das Spiel an Qualität. Und (!) wenn man Rollenspiel so betreibt, dass es überwiegend aus Szenen deren Wertigkeit aus Interaktion besteht, wird das Miniaturenspiel irrelevant, weil der Umstieg von der persönlichen Perspektive (ohne Minis) auf die taktische Perspektive (mit Minis) einen zu großen Sprung bedeutet, zu viel Aufwand erfordert, etc. pp.
Und damit bleibt es eine Frage der
Vorliebe!Natürlich gibt es das allseits beliebte
Totschlagargument:
Soll das alles vom Goodwill des Spielleiters abhängig sein ?
Gegenfrage: Spielst Du freiwillig bei solch unfähigen oder sadistischen Spielleitern, dass Du Dir darum Sorgen machen musst?
Grundsätzlich ist doch erstmal alles (!) vom Goodwill / von der Qualität des Spielleiters abhängig.
Wenn der nicht will oder wenn er nicht kann, ist das Spiel doch ohnehin unrettbar verloren.
Auch mit Board und Minis wird ein Spielleiter, dem es an Fähigkeiten oder Goodwill mangelt, das Spiel unspielbar machen.
Dieses Argument (als Frage versteckt) ist daher vollkommen unbrauchbar!
Fazit: Ich plädiere inzwischen für den Einsatz von Skizzen, Boards, ggf. Minis,
wenn es angebracht ist.Und es ist angebracht, wenn die Spielsituation einen Konflikt enthält, bei dessen Positionen, Bewegungen und Aktionen komplex genug sind, so dass eine Skizze / eine Battlemap die Entscheidungsfindung, was zu tun ist, erleichtert.
Wann das der Fall ist, hängt vom Spielsystem, vom Spielleiter, von der speziellen Situation und vor allem von persönlichen Vorlieben ab.
Die Pro/Contra Argumentation unter den Eingangs geführten Bedingungen zu führen halte ich allerdings für absolut witzlos.
Unter absolut idealen Bedingungen (wie Eingangs ja vorausgesetzt) würde ich allerdings von Miniaturen absehen. Da würde ich das Rollenspiel ins Holodeck einprogrammieren, starten und eintreten, anstatt eine Battlemap ins Holodeck einzugeben und damit zu starten - denn das wären die einzigen wirklich idealen Bedingungen, von denen man ausgehen könnte.