Moin zusammen!
Hab grad nicht viel Zeit, wollte aber ein paar Gedanken loswerden, bevor ich sie vergesse. Ist natürlich alles nur als Vorschlag zu sehen...
Also, in meiner Vorstellung (die ja nicht maßgebend sein muss) spielte das ganze nicht in der Hauptstadt - obwohl man da im Laufe der Handlung natürlich auch hin könnte - sondern eher in einer (nicht zu kleinen) Hafenstadt weiter ausserhalb in der Provinz. Ist ein wenig überschaubarer und intimer, auch handhabbarer, finde ich. Hat was urtümlicheres. Die Wälder und Moore sind näher dran, die Natur ist unerbittlicher, man kennt die Pappenheimer der Stadt weitestgehend persönlich, das Beziehungsnetz ist irgendwie enger verflochten.
Aber wenn ihr lieber in der Hauptstadt spielen wollt, ist das für mich auch in Ordnung.
Die Bedrohung der Barbaren hab ich als gar nicht so drastisch gesehen. Ich hab das eher für eine mehr oder weniger friedliche Koexistenz gehalten. Die "Barbaren" hatten für mich eher etwas von einem zwar primitiven aber spirituell nicht ganz dummen Naturvolk, eher sowas wie nordische Indianer - technisch primitiv (Eisenverarbeitung sollte aber wohl sein) aber mit der Natur im Einklang. Gefürchtete Krieger, wenn sie es sein müssen, aber keine Wilde Horde, wie die Orks es üblicherweise sind. Die Bedrohung geht wahrscheinlich eher vom Imperium aus, die Versuchen ihr Territorium zu erweitern, wogegen sich die Barbaren natürlich wehren. Innerhalb des Imperiums werden die Barbaren natürlich als grundsätzlich Böse und unmenschlich, geradezu animalisch dargestellt, um die Eroberungsfeldzüge an den Grenzen zu rechtfertigen. Wer allerdings an so einer Grenze lebt oder kämpft, merkt wahrscheinlich über kurz oder lang, dass die Propaganda so nicht ganz stimmt, und an einigen stellen, wo nicht gerade gekämpft wird, könnte ich mir sogar soetwas wie eine vorsichtige, misstrauische aber friedliche Koexistenz mit eingeschränktem Handel vorstellen. Ist auch ein ziemlich dickes Klischee, ich weiss, aber ein anderes eben. (kann daher kommen, dass ich vor kurzem Avatar im Kino gesehen hab)
Das Imperium sehe ich als groß, starr und mächtig. Alle Bemühungen sind auf die Erhaltung des Status Quo ausgerichtet. Den Machthabern ist das Volk weitestgehend egal, sie interessieren sich nur für ihre Untertanen, wenn es darum geht die eigene Macht zu erhalten, ansonsten beschäftigen sie sich mit höfischem Ränkeschmieden, Intrigen und dem Einhalten alt hergebrachter Bräche und Rituale. Weiterentwicklung findet schon lange nicht mehr statt. Bei aller Größe, Reichtum und Macht ist das Imperium aber nur eine Marionette der Kirche. Wahrscheinlich regieren die Herrscher mit irgendeinem klerikalen Segen ("von Gott eingesetzt"), so dass die Macht der Herrscher direkt von der Unterstützung der Kirche abhängt. Der Kirche geht es im Endeffekt auch nur um den Erhalt und Ausbau ihrer Macht, sowohl über den Adel als auch über das gemeine Volk. Der Klerus ist reich an Geld und Einfluss, treibt seine Interessen allerdings sehr viel aktiver und gnadenloser voran als der erstarrte Adel seinem Elfenbeinturm. Da der Klerus viel von seinem Ansehen und seiner Macht (sowohl im Adel als auch im Volk) von dem Wirken von "Wundern" (soll heissen dem Nutzen dämonischer Kräfte) zieht, ist es ihm ausgesprochen wichtig, dass die Macht der Dämonen ausschliesslich dem Klerus vorbehalten bleibt. Alle Hexer, die nicht dem Klerus angehören, werden gnadenlos gejagt und aus dem Weg geräumt (ob als öffentliche Inquisition oder eher im Stile einer Geheimpolizei sei mal dahingestellt).
Die höfische Kultur des Adels ist zwar weit fortgeschritten, mit komplizierten Bräuchen und Ritualen, aber ansonsten ist der Adel weitestgehend degeneriert. Bei Prunk und Pomp kennt man keine Grenzen, den höheren Sinn und Zweck von Technologie und Forschung hat man noch nicht erkannt (woran die Kirche nicht ganz unschuldig ist). Der Adel ist dekadent im unangenehmsten Sinne. Es wird mit den Fingern gegessen, Maß und Zurückhaltung sind weitestgehend unbekannt. In ihrer Macht denkt der Adel, dass er sich an keine Regeln zu halten braucht. Man vertreibt sich die Zeit weniger mit regieren als vielmehr mit Intrigen und persönlichen Fehden, viele der Mitglieder der Herrscherkaste verfolgen ihre ganz persönlichen Ziele, unabhängig von der offiziellen Regierung - teils aus Langeweile, teils aufgrund einer höheren Motivation. Es kommt gelegentlich vor, dass einige aufstrebende Adelige mit der Bevölkerung geradezu spielen, wie mit Spielfiguren. Man könnteExperimente durchführen, um die Natur des Proletariats zu erkunden (was passiert, wenn man 500 Unterschichtler in eine umzäunte Siedliung mit stark begrenzten Ressourcen sperrt und dann in ein überpriviligiertes und ein unterpriviligiertes Lager aufteilt - was bilden sich für Gesellschaftstrukturen?). Teilweise werden auch Kleinkriege zur reinen Belustigung der Feldherren gestartet.
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass ich hier ein etwas überzeichnetes Bild der Kultur des Heiligen Römischen Reiches des Mittelalters aufzeichne. Ich sehe das ganz absichtlich als dunkel und verkommen, ohne den glanz, der Später in der Rennaissance entstand.
Stößt das irgendwie auf Gegenliebe, oder schreib ich hier total an der Gruppe und unserer Absprache vorbei?
Gruß,
Sven