Autor Thema: Jörgs Gedanken zur Immersion  (Gelesen 16111 mal)

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Chiungalla

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Re: Jörgs Gedanken zur Immersion
« Antwort #50 am: 9.03.2010 | 21:12 »
@ Jörg:
Hast recht, ich glaube ich fasse persönlich den Begriff der Immersion sehr viel enger, als das gemeinhin getan wird.

Richard Bartle unterscheidet da ja auch zwischen vier verschiedenen Graden der Immersion.
Da die ersten beiden beim Rollenspiel aber eh immer gegeben sind, bzw. sein sollten (player und avatar), würde ich erst beim dritten (character) anfangen von Immersion beim Rollenspiel zu sprechen. Ansonsten hat man immer Immersion im Sinne von Herrn Bartle beim Rollenspiel.

@ 6:
Da es bei der Immersion über die wir hier sprechen um das eintauchen in fiktive Welten geht, ist denke ich ein real passierendes Sportereignis ein unzutreffendes Beispiel für Immersion.

Offline WeeMad

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Re: Jörgs Gedanken zur Immersion
« Antwort #51 am: 10.03.2010 | 02:08 »
Ich bin gespannt auf den Post "Immersion via Charakterbogen". Immersion via Spielmaterial (Karten, Handouts, Pläne, Würfel/Karten/Jenga) liegt ja recht nahe, beim Charakterbogen hab ich allerdings noch nie daran gedacht. Noch viel interessanter fände ich den Post "Immersion via Regeln".

Ich kann mir vorstellen, dass man durch kleine Sachen wie z.B. die passende Benennung von Werten (z.B. statt Mut lieber Chuzpe oder Mumm) schon was machen kann.
Fate versucht z.B. durch die Zuordnung von Werten zu Begriffen (oder umgekehrt) irgendwie das "störende" +3 loszuwerden.
Das sind aber irgendwie mehr so Schönheitskorrekturen und spannend wird's, wo die Regeln als Träger des Setting dienen. Wo durch die passenden Regeln die Welt lebendig wird. Jedes System hat ja so sein Spielgefühl und wenn man ein System hat, dass ein ähnliches Spielgefühl auslöst, das auch mit dem Setting erreicht werden soll, dann ist das wahrscheins ganz gut.

Edit: Doch nochmal ne Nachfrage, ob ich's richtig verstanden hab, was Joerg unter Immersion versteht. Nachdem ich es ja offensichtlich falsch verstanden hatte.

Immersion ist Eintauchen in die Spielwelt.

Das läuft dann aber über unterschiedliche Wege.
Manche können besonders gut in die Spielwelt eintauchen, wenn sie ...
... ihren Charakter (schau)spiele(r)n und darstellen.
... Regeln nutzen können um die Spielwelt zu begreifen.
... die Spielwelt erkunden und Beschreibungen lesen und hören.
... durch Herausforderungen und Wettbewerb in die Spielwelt gezogen werden.

Diesmal richtig?
« Letzte Änderung: 10.03.2010 | 02:24 von Fredolars »

Offline Beral

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Re: Jörgs Gedanken zur Immersion
« Antwort #52 am: 10.03.2010 | 12:47 »
Unterschiedliche Richtung ist völlig richtig und da liegt auch der Unterschied. Immersion kommt von Außen (etwas zieht Dich in seinen Bann), Flow von innen (Du sorgst dafür, dass Du in dem was Du tust aufgehst). Das was im Rollenspiel passiert, dürfte wohl von beidem was haben, da man sowohl partizipiert als auch konsumiert.
Kann man so sehen. Immersion wäre demnach ein konsumierter Zustand, während Flow ein proaktiv angestrebter Zustand ist. Für p&p Rollenspiel könnte man die Begriffe auch synonym verwenden, da es in der Praxis kaum Situationen geben dürfte, wo jemand nur konsumiert und nicht aktiv am Geschehen teilnimmt?
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Eulenspiegel

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Re: Jörgs Gedanken zur Immersion
« Antwort #53 am: 10.03.2010 | 13:28 »
Ich sehe (noch) keine eindeutige Trennung zwischen den Begriffen. Da haben sich einfach verschiedene Forscher von unterschiedlichen Richtungen an das gleiche Phänomen angenähert und dabei für dieses Phänomen jeweils eigene Begriffe eingeführt.
Imho ist der Unterschied:
- Beim "Flow" nimmst du dich selber und die Tätigkeit war. Du vergisst alles um dich herum, ABER du nimmst dich selber wahr und du nimmst die Flow-erzeugende Tätigkeit war.
- Bei "Immersion" vergisst du dich selber. Du tauchst in eine Fiktion ein und nimmst diese wahr.

Immersion und Flow haben gemeinsam, dass du bei beiden die reale Außenwelt nicht mehr wahrnimmst. Aber sie unterscheiden sich darin, was du stattdessen wahrnimmst.

Beispiel Joggen:
Flow: Du nimmst deinen Herzschlag wahr. Du fühlst, wie das Blut durch deine Adern pumpt wird. Du spürst wie sich deine Lungen mit kalter Luft füllen und diese dann wieder ausgestoßen wird. Du fühlst deinen Puls, spürst wie dein Körper langsam Endorphine ausschüttet.

Immersion: Während des Joggens durch den dreckigen Slum stellst du dir vor, dass du durch einen Wald joggst. Den Laternenpfahl da vorne nimmst du nicht als Laternenpfahl wahr, sondern als einen Baum. Die Fußgänger sind für dich keine Menschen, sondern Urwald-Bestien, denen du geschickt ausweichst.

Beispiel Kinofilm:
Flow: Du nimmst jede Filmszene wahr. Du siehst jeden einzelnen Kamerafehler. Du siehst, ob eine Szene mit Bluescreen oder mittels Computeranimation aufgenommen wurde. Du siehst genau, von wievielen Scheinwerfern die Kameraszene beleuchtet wurde. Und jetzt kommt der arme Schauspieler, der den ganzen Tag im Chewbacca-Kostüm rumlaufen musste. Wie deine Freundin neben dir aufsteht und Popkorn holen geht, bemerkst du nicht, da du zu sehr im Film vertieft bist.

Immersion: Das hier ist Tatooine. Die Sonne strahlt gnadenlos herab und erhitzt alles. Plötzlich taucht Chewbacca auf und zerfetzt einige Sturmtruppen. Wie deine Freundin neben dir aufsteht und Popkorn holen geht, bemerkst du nicht, da du zu sehr im Film vertieft bist.

Offline Yvo

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Re: Jörgs Gedanken zur Immersion
« Antwort #54 am: 10.03.2010 | 13:42 »
Flow würde ich gänzlich aus dieser Diskussion rauslassen.
Bei Flow ist es wichtig, dass man eine Aufgabe hat, die einen weder über- noch unterfordert und das man die damit verbundene Tätigkeit gerne tut.
Es ist ein Zustand, in der man all seine Konzentration und Fähigkeiten auf diese Tätigkeit lenkt, hat aber erstmal nicht zwangsläufig irgendwas mit Immersion zu tun.

Bye,
Yvo

PS: Das Beispiel über mir passt auch ziemlich gut... ...mit der Einschränkung, dass man halt in der Regel keine Immersionserlebnisse beim Joggen und keine Flow-Erlebnisse beim Kinofilm hat. Wäre allerdings "Filmfehler finden" eine Tätigkeit, der man gerne nachgeht, und im Film sind die Fehler weder zu versteckt, noch zu offensichtlich, kann man tatsächlich hochkonzentriert Fehler suchen und eventuell Flow-Erlebnisse haben.
Butt-Kicker  100%, Storyteller 83%, Method Actor 75%, Specialist 75%, Tactician 67%, Power Gamer 50%, Casual Gamer 33%...