Autor Thema: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?  (Gelesen 15819 mal)

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Offline Bad Horse

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Hier postet Tearmaster eine Definition von Literatur aus der Wiki, die ich der Einfachheit halber mal wiederhole:

Zitat
Literatur ist im weitesten Sinn der Bereich mündlich (etwa durch Versformen und Rhythmus) oder schriftlich fixierter sprachlicher Zeugnisse. In einem engeren Sinne wird unter Literatur der Bereich von Texten verstanden, die Gegenstand der Kunstdiskussion werden.

Daraufhin gab es eine kleine Diskussion, die sich leider vom Thema kaum trennen lässt, die ich aber trotzdem interessant finde.

Ist das Ergebnis einer Rollenspielsitzung Literatur im weitesten Sinn? Ich finde, ja. Die Erzählung einer Rollenspielsitzung ist ungefähr genauso "Literatur" wie die Erzählung von Rotkäppchen - sie variiert in ihren Elementen und den genauen Formulierung, aber letzten Endes wird jeder die Geschichte vom "Head of Vecna" oder dem "Gazebo-Monster" wiedererkennen, wenn er sie schon mal gehört hat und jetzt noch mal erzählt bekommt.

Rollenspielerzählungen und -anekdoten werden häufig oral weitergetragen ("Erzählungen vom Charakter"), aber hin und wieder auch schriftlich fixiert (erzählerische Diaries, Anekdoten, etc.).
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Joerg.D

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #1 am: 30.03.2010 | 19:05 »
Wenn ich die Diarys von einigen Sitzungen lese, dann kommt es schon recht nah an etwas ran, was man als Literatur bezeichnen könnte. Allerdings verfügt nicht jeder Schreiber über dieses Talent.
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Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline Blutschrei

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #2 am: 30.03.2010 | 19:05 »
Kommt ganz auf den Spielstil an.
Rollenspiel ist meiner Meinung nach "Entertainment" aber Literatur würde ich meine eher ARSigen Spielrunden nicht nennen, da geht es eher ums Spielen an sich als ums Erzählen.
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Offline Bad Horse

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #3 am: 30.03.2010 | 19:11 »
Es geht nicht um die Spielsitzungen selbst, es geht darum, was dabei herauskommt.  :)

Spielsitzungen an sich sind keine Literatur, eben weil sie nicht fixiert sind. Wenn das, was passiert ist, weitererzählt wird, dann geschieht Literatur, denn da wird immer (ungefähr) das Gleiche erzählt.

@Jörg: Literatur im weitesten Sinne ist nicht wertend, sondern erst mal definierend. "Schundliteratur" ist auch Literatur, nur halt schlechte.
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Offline Zornhau

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #4 am: 30.03.2010 | 19:17 »
Das "Ergebnis" von Rollenspielsitzungen. - Was soll den das "Ergebnis" überhaupt sein?

Ein durchgespieltes Szenario. Erhaltene XP. Geänderte SC-Resourcen. Das Gefühl gute Unterhaltung genossen und geboten zu haben.

WAS ist das "Ergebnis"?

Wenn das in der Bedeutung des Threaderstellers KLAR DARGELEGT ist, dann lohnt es eigentlich erst darüber zu diskutieren, ob dieses "Ergebnis" Literatur sein kann. - Denn: Sind gesteigerte XP-Werte Literatur? Sind neue Level in einer Charakterklasse Literatur? Sind leergefutterte Chipstüten Literatur?

Die Erzählung einer Rollenspielsitzung ist ungefähr genauso "Literatur" wie die Erzählung von Rotkäppchen - sie variiert in ihren Elementen und den genauen Formulierung, aber letzten Endes wird jeder die Geschichte vom "Head of Vecna" oder dem "Gazebo-Monster" wiedererkennen, wenn er sie schon mal gehört hat und jetzt noch mal erzählt bekommt.
Aber genau das ist ja bei Rollenspielsitzungen gerade NICHT gegeben. - Rotkäppchen ist nur deshalb wiedererkennbar, WEIL es mündlich und - vor allem! - schriftlich ÜBERLIEFERT wurde.

Ohne die ÜBERLIEFERUNG bleibt eine Erzählung von Ereignissen eben nur eine Wiedergabe der persönlichen Eindrücke von etwas UNWIEDERHOLBAREM.

Die Erzählung einer Rollenspielsitzung ist ungefähr genauso "Literatur" wie die Erzählung vom Fußballspiel des örtlichen Vereins, bei dem der Erzählende anwesend war oder gar mitgespielt hat.

Es ist eine ERZÄHLUNG.

Die KANN man in literarische Form fassen, aber zunächst ist das nichts weiter als ein EINMALIGER Bericht einer EINMALIGEN, UNWIEDERHOLBAREN Begebenheit.

Rollenspielerzählungen und -anekdoten werden häufig oral weitergetragen ("Erzählungen vom Charakter"), aber hin und wieder auch schriftlich fixiert (erzählerische Diaries, Anekdoten, etc.).
Es ist ein ENORMER Unterschied, ob ich von jemandem die Begebenheiten der letzten Spielsitzung erzählt bekomme, oder ob sich jemand z.T. STUNDENLANG die Mühe gemacht hat die Begebenheiten nach seinem eigenen Eindruck AUSZUFORMULIEREN und ALS LITERATUR ABZUFASSEN.

"Wir haben am Wochenende endlich, nach über 10 Sitzungen Vorbereitung den Evil Overlord gestürzt! Mann, was war das für ein harter Kampf!" - Das ist KEINE Literatur.

Außer: Man weitet den Literatur-Begriff soweit auf, daß wirklich JEDE Art von menschlicher Äußerung als Literatur gewertet wird. Und wenn dann ALLES Literatur ist, dann ist auch das "Du bekommst 210 XP." - "Wow! Endlich Level 8!" AUCH Literatur.

Offline Lord Verminaard

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #5 am: 30.03.2010 | 19:35 »
Es geht ja dabei um die Form. Natürlich wird im Rollenspiel eine fiktionale Handlung erspielt, die man aufschreiben kann. Und wenn man diese fiktionale Handlung als Prosa aufschreibt und veröffentlicht, ist das nach der obigen Definition gewiss Literatur im weiteren Sinne, auch wenn die Leser es noch so lausig finden.

Rollenspiel an sich, als Form, ist aber m.E. kein „fixiertes sprachliches Erzeugnis“, es geht nicht darum, es zu wiederholen und anderen weiterzugeben, sondern es geht darum, als Beteiligter dabei zu sein und es aus erster Hand zu erleben, während man es erspielt. Daran ändert sich auch nichts dadurch, dass man es später anderen erzählt. Sonst wäre jedes Erlebnis aus meinem Leben, das ich anderen Leuten erzähle, Literatur.

Natürlich ist das schwer mit einer griffigen Definition abzugrenzen, wenn man möchte, dass mündlich überlieferte Märchen und Mythen als Literatur im weiteren Sinne zählen sollen. Wo ist da der Unterschied zur Rollenspieler-Warstory? Ich denke aber, in dem Moment, wo die Erzählung einer aus dem Rollenspiel entlehnten Handlung Literatur in diesem Sinne darzustellen beginnt, hast du etwas eigenes geschaffen, was dann nicht mehr zum Spiel selbst dazu gehört, sondern von diesem lediglich inspiriert wurde.
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Prisma

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #6 am: 30.03.2010 | 19:35 »
Ist das Ergebnis einer Rollenspielsitzung Literatur im weitesten Sinn?
Es kommt darauf an was das Ergebnis ist. Die bloße Teilnahme an einer Rollenspielsitzung ist keine Schaffung von Literatur, eher eine Art "Performance". Es muss zunächst ein Text produziert werden. "Irgendein" Text (z.B. Mitschrift, Notizen) läßt sich schnell herstellen, ihm eine literarische (künstlerische) Qualität zu geben ist aber eine ganz andere Sache. Dieser Text kann aber soweit bearbeitet werden, dass er zu einem literarischen Text wird.

aber letzten Endes wird jeder die Geschichte vom "Head of Vecna" oder dem "Gazebo-Monster" wiedererkennen, wenn er sie schon mal gehört hat und jetzt noch mal erzählt bekommt.
Was aber daran liegt, dass diese Geschichten bereits in künstlerischer, schriftlicher und/oder bildlicher Form weitererzählt wurden.

Rollenspielerzählungen und -anekdoten werden häufig oral weitergetragen ("Erzählungen vom Charakter"), aber hin und wieder auch schriftlich fixiert (erzählerische Diaries, Anekdoten, etc.).
Erzählerische Rundentagebücher in denen z.B. Anekdoten eingebaut sind, können literarisch sein.

Offline Dr.Boomslang

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #7 am: 30.03.2010 | 20:26 »
Ich würde sagen der Bericht von Spielinhalten kann durchaus Literatur sein (sowas wie eine Nacherzählung), wenn auch meist keine gute, das was im Spiel selbst gesagt wird würde ich nicht als Literatur bezeichnen, da es dort, wie schon gesagt, nicht um eine sprachliche Fixierung und nicht mal in erster Linie um die Sprache geht.
Wenn man das Literatur nennen würde dann müsste man alles Literatur nennen was mit Sprache zu tun hat, z.B. auch jede beliebige Unterhaltung oder jedes Selbstgespräch. Ich finde die zitierte Definition von Literatur auch nicht sehr aussagekräftig.

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #8 am: 30.03.2010 | 20:42 »
Engramme, Memes und Erinnerungen an Ereignisse sind doch keine Literatur...

Wie kann etwas Literatur sein, das eigentlich nicht dazu bestimmt ist, niedergelegt zu werden?

Diaries/Mitschriften etc. sind vlt. "Sekundärliteratur", aber sie sind nicht das Rollenspiel selbst.

Da liegt mMn euer Denkfehler!
« Letzte Änderung: 30.03.2010 | 20:45 von Heretic »
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Offline Bad Horse

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #9 am: 30.03.2010 | 21:09 »
Engramme, Memes und Erinnerungen an Ereignisse sind doch keine Literatur...
Natürlich nicht. Ist das alles, was nach einer Sitzung bleibt?

Zitat
Wie kann etwas Literatur sein, das eigentlich nicht dazu bestimmt ist, niedergelegt zu werden?
Literatur im weitesten Sinne umfasst auch Märchen, Legenden und Mythen, die auch nicht primär bestimmt sind, niedergelegt zu werden.

Zitat
Diaries/Mitschriften etc. sind vlt. "Sekundärliteratur", aber sie sind nicht das Rollenspiel selbst.
Hat auch nie jemand behauptet.

@Zornhau: Okay, das war vielleicht ein bißchen unklar. Mit "Ergebnis" meine ich die Geschichte, die dabei herausgekommen ist (wenn eine herausgekommen ist, aber das tut sie häufig), oder auch die Anekdoten, die hinterher im Gedächtnis haften geblieben sind.

"Literatur" im weitesten Sinne ist nach obiger Definition (zugegeben, die ist sehr weit gefasst) jede Art von fixierter Erzählung - es passiert immer wieder das Gleiche, der Wolf frisst die Großmutter, Herkules erschlägt die Hydra, der Schurke köpft sich selbst, um den Kopf des Vecna aufzusetzen.

Kann man nun die Heldengeschichte von Bob dem Baladin, der Dave den Drachen erschlug, mit der Erzählung eines Märchens gleichsetzen? Ich finde schon. Die Geschichte, wie drei einfache Wachmänner ein Pandabärchen aus den Händen eines Schurken retteten, kann ich auch meinem Kind als Gutenachtgeschichte erzählen.

Warum sollte eine Geschichte weniger literarisch sein, nur weil sie erspielt wurde anstelle von einer Person ausgedacht? Wenn jemand eine spannende Geschichte über das Wunder von Bern erzählt ("Rahn könnte schießen... Rahn schießt!"), dann wird die doch auch nicht dadurch weniger literarisch, weil es sich um die Nacherzählung eines Fussballspiels handelt.
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Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #10 am: 30.03.2010 | 21:34 »
Natürlich ni
Natürlich nicht. Ist das alles, was nach einer Sitzung bleibt?
Literatur im weitesten Sinne umfasst auch Märchen, Legenden und Mythen, die auch nicht primär bestimmt sind, niedergelegt zu werden.
Hat auch nie jemand behauptet.
1. Ja, klar. Ausser der "Sekundärliteratur" existiert ja materiell nichts.
2. Märchen, Sagen&Legenden haben exakt eine Version, in der Art und Weise wie sie erzählt und überliefert werden. Der "Stille Post"-Effekt kann diese zwar verfälschen, aber es bleibt grundlegend der gleiche, gleich gesprochene Text. 
Bei RPG-Sitzungen ist das mMn überhaupt nicht gegeben, nicht einmal näherungsweise. Das gleiche Phänomen wie bei Zeugenaussagen.
3. Doch, von Joerg D. z.B.
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #11 am: 30.03.2010 | 21:45 »
Na, wenn ich Rotkäppchen erzähle, klingt das anders, als wie wenn du das erzählst. Es passiert das gleiche (Kind, kranke Großmutter, Wolf, Haps, Jäger, Wackersteine - oder auch keine Wackersteine, ich glaube, die sind kein Kanon), aber mit ganz anderen Worten. Das Rotkäppchen-Original aus dem Französischen geht noch mal ein Stück anders.

Und es gibt Rollenspielgeschichten, die immer wieder und wieder erzählt werden, da passiert auch immer das gleiche.

Wo hat Jörg behauptet, dass Diarys / Mitschriften Rollenspiel wären? Er hat gesagt, sie wären eventl. Literatur.
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Offline Minne

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #12 am: 30.03.2010 | 21:51 »
Ich würde sagen, eine Erzählung von einer Rollenspielrunde, also das, was nach dem Spiel kommt, kann man als eine Art von Literatur begreifen, sei sie nun mündlich oder in einem Diary fixiert. Das Spiel selber aber nicht. Wenn man das Spiel selbst als Literatur fasst, entgeht einem imho das, was am Rollenspiel wesentlich ist, nämlich dass es keine irgendwo schon vorhandene Geschichte ist, die erzählt wird, sondern dass es eben ein Spiel ist das durch die komplexe Interaktion der Spielenden entsteht. Das muss man mit ganz anderen Begriffen fassen. Dass viele Rollenspielrunden recht stereotyp ablaufen hat damit IMHO erstmal nicht viel zu tun, wenn das ein Kriterium für Literatur wäre, dann wären noch ganz andere formen der Interaktion Literatur. Rollenspiel heißt (in der Regel) nicht Geschichten erzählen, auch wenn es narrative Elemente hat, lassen sich die Ereignisse der Runde erst nach dem Ende des Spiels als Geschichte erzählen.  Ich bemühe mich um einen Vergleich: Ist Fußball Literatur? Wohl kaum. Kann die Nacherzählung eines Fußballspiels Literatur sein? Sicherlich.

Edit: Ich hätte vielleicht die letzten Beiträge vor dem Schreiben auch noch lesen sollen.  :P Naja, besser etwas einmal zu oft gesagt, als einmal zu wenig ;)
« Letzte Änderung: 30.03.2010 | 22:07 von nnhndrtzwlf »

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #13 am: 30.03.2010 | 22:03 »
Na, wenn ich Rotkäppchen erzähle, klingt das anders, als wie wenn du das erzählst. Es passiert das gleiche (Kind, kranke Großmutter, Wolf, Haps, Jäger, Wackersteine - oder auch keine Wackersteine, ich glaube, die sind kein Kanon), aber mit ganz anderen Worten. Das Rotkäppchen-Original aus dem Französischen geht noch mal ein Stück anders.

Und es gibt Rollenspielgeschichten, die immer wieder und wieder erzählt werden, da passiert auch immer das gleiche.

Wo hat Jörg behauptet, dass Diarys / Mitschriften Rollenspiel wären? Er hat gesagt, sie wären eventl. Literatur.
Nunja, Joerg hat zuvor IIRC behauptet, dass Diaries zum RPG gehören würden.
Und dann hat er behauptet, Diaries seien evtl. Literatur.
Ergo: Joerg D. sagt "Diaries = Literatur".
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #14 am: 30.03.2010 | 22:09 »
Nunja, Joerg hat zuvor IIRC behauptet, dass Diaries zum RPG gehören würden.
Und dann hat er behauptet, Diaries seien evtl. Literatur.
Ergo: Joerg D. sagt "Diaries = Literatur".


Das ist ein logischer Trugschluß.

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #15 am: 30.03.2010 | 22:15 »
Naja, er hat dem ja nicht widersprochen, oder?
Warum hätte ich also den Schluß nicht ziehen sollen, wenn er offensichtlich logisch ist?
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Offline Blutschrei

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #16 am: 30.03.2010 | 22:18 »
Wenn die Erzählung von einem Rollenspielabend also Literatur wäre... Dann wäre es auch Literatur, wenn ich von meinem Arbeitstag erzähle.. ?
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #17 am: 30.03.2010 | 22:32 »
Wenn die Erzählung von einem Rollenspielabend also Literatur wäre... Dann wäre es auch Literatur, wenn ich von meinem Arbeitstag erzähle.. ?

Natürlich. Es gibt Romane, in denen passiert auch nichts anderes (James Joyce, soweit ich weiß).

Literatur als Begriffe an sich ist erstmal nicht wertend. Mit deiner Erzählung fixierst du die Ereignisse deines Arbeitstags mündlich, und wer weiß, vielleicht bist du ja CIA-Agent, der heute Osama Bin Laden fasst, oder Fussballspieler, der ein tolles Tor schießt. Oder du hast heute die Liebe deines Lebens getroffen, und du wirst diese Geschichte deinen Kindern oder Enkeln immer noch erzählen, und einer von denen schreibt sie auf und erzählt sie seinen Enkeln und Urenkeln... und in 2.000 Jahren ist das die Geschichte des 21. Jahrhunderts.

Ja, nach der Definition könnte es sogar Literatur sein, wenn du 700x "Brumli" sagst.  ;) Dadaistische Literatur halt.

@Diarys: Ich habe zu einer Runde ein Diary geschrieben, findet sich auch irgendwo in dem Channel. Nachdem die Runde mehr oder weniger zu Ende war, habe ich weitergeschrieben, auch wenn ich die Ereignisse ab diesem Zeitpunkt frei erfunden habe. Ich will nicht behaupten, dass das großartige Literatur ist, aber es ist definitiv das, was andere Schriftsteller auch machen. Wo ist jetzt der Unterschied? Gelesen worden ist das Diary übrigens auch - hm. Braucht Literatur einen Zuhörer / Leser?
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #18 am: 30.03.2010 | 22:34 »
Zitat
Naja, er hat dem ja nicht widersprochen, oder?
Warum hätte ich also den Schluß nicht ziehen sollen, wenn er offensichtlich logisch ist?
Häää? Der von Bad Horse zitierte Schluss ist offensichtlich nicht logisch. Oder was meinst du?

Zitat
Wenn die Erzählung von einem Rollenspielabend also Literatur wäre... Dann wäre es auch Literatur, wenn ich von meinem Arbeitstag erzähle.. ?
Literatur setzt eine gewisse Fixierung voraus. Wenn du also von einem bestimmten Tag immer wieder erzählst, dann kann man das durchaus als (orale) Literatur betrachten.

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #19 am: 30.03.2010 | 22:42 »
@Minne: Ich sagte, dass Joerg D. sagt "Diaries sind Teil des Rollenspiels" und "Diaries sind Literatur". Ich ziehe den Schluß, der sich logischerweise dann ja aufdrängt, und äussere diesen. Da Joerg D. meinem gezogen Schluß seiner eigenen Aussagen nicht widersprochen hat, bleibt mein Schluß weiterhin gültig und steht.


@Bad Horse: Warum ist es dMn ein logischer Trugschluß?
(Siehe auch meine Antwort an Minne!)
ErikErikson: Ich weiss immer noch nicht, wie ich meinen Speer am besten einführe.
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #20 am: 30.03.2010 | 22:44 »
Nunja, Joerg hat zuvor IIRC behauptet, dass Diaries zum RPG gehören würden.
Und dann hat er behauptet, Diaries seien evtl. Literatur.
Ergo: Joerg D. sagt "Diaries = Literatur".


Schuhe gehören zum Fussball.
Schuhe sind eventl. Mode.
Ergo: Fussball = Mode. 
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #21 am: 30.03.2010 | 22:46 »
Schuhe gehören zum Fussball.
Schuhe sind eventl. Mode.
Ergo: Fussball = Mode. 

Kannst du das Gegenteil beweisen?
Zwischen Fußball und Mode gibt es eine untrennbare Verbindung, diese muss man ja nicht ausdefinieren, trotzdem wird die Aussage nicht unwahrer.

Oder doch?

 
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #22 am: 30.03.2010 | 22:47 »
@Minne: Ich sagte, dass Joerg D. sagt "Diaries sind Teil des Rollenspiels" und "Diaries sind Literatur". Ich ziehe den Schluß, der sich logischerweise dann ja aufdrängt, und äussere diesen. Da Joerg D. meinem gezogen Schluß seiner eigenen Aussagen nicht widersprochen hat, bleibt mein Schluß weiterhin gültig und steht.


@Bad Horse: Warum ist es dMn ein logischer Trugschluß?
(Siehe auch meine Antwort an Minne!)
Der Trugschluss besteht darin, zu sagen Diaries=RPG. Aber Diaries sind nur ein Bruchteil von RPG. RPG findet am Tisch statt, Diaries werden danach geschrieben. Also, aus RPG kann Literatur entstehen, muss aber nicht. Über die Qualität sagt das noch nichts aus.

Zitat
Wenn die Erzählung von einem Rollenspielabend also Literatur wäre... Dann wäre es auch Literatur, wenn ich von meinem Arbeitstag erzähle.. ?
Ja, natürlich. Wenn du es fixierst, also zum Beispiel einen Blog über deine Arbeit schreibst. Wie gesagt, über die Qualität sagt das noch nichts aus.


Und Jörg hat vielleicht noch gar nicht hier gelesen und deswegen keine Antwort gegeben.

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #23 am: 30.03.2010 | 22:53 »
Hm, nö.
Der Punkt ist, dass ich sagte "Nö, RPGs sind keine Literatur." woraufhin Joerg das Beispiel mit dem Diary brachte.
Was für Joergs Argumentation gilt, muss auch für meine gelten. Ansonsten greift mein zweites Argument, dass Diaries bestenfalls sekundär zu betrachten sind, und *puff" löst sich Joerg Argument in ein Logikwölkchen auf, weil er sich mit der Aussage selbst ad absurdum geführt hat.

 
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #24 am: 30.03.2010 | 22:56 »
Hm, nö.
Der Punkt ist, dass ich sagte "Nö, RPGs sind keine Literatur." woraufhin Joerg das Beispiel mit dem Diary brachte.
Was für Joergs Argumentation gilt, muss auch für meine gelten. Ansonsten greift mein zweites Argument, dass Diaries bestenfalls sekundär zu betrachten sind, und *puff" löst sich Joerg Argument in ein Logikwölkchen auf, weil er sich mit der Aussage selbst ad absurdum geführt hat.

 

Die zwei Arguemente haben durchaus beide gleichzeitig Bestand. RPG's an und für sich sind keine, aber sie können Literatur bieten, zum  Beispiel durch die Diaries oder meinetwegen durch seitenlange Hintergrundgeschichten. Ich sehe da keinen Konflikt.