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[Rant] Warum ich Cthulhu nicht unheimlich finde

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Heretic:
Ausser man spielt einen sportlich-schwäbisch-evangelischen Pfarrer, der in den 1920ern/1930ern gern zum Jagen mit seiner Doppelläufigen in den Schwarzwald fährt...
xD

Achamanian:
Ich finde den Lovecraftschen Horror auch schwer im RSP nachzuspüren, auch wenn ich sehr gerne CoC spiele. Aber den "Kosmische Horror" hat für mich wenig mit der "Furcht vor dem Unbekannten" zu tun (obwohl Lovecraft das ja selbst mal so formulierte), und deshalb auch wenig mit den klassischen Stilmitteln der Verhüllung, Verdunkelung und Verrätselung, die man ja aus der Schauerliteratur kennt. Gerade in den späteren Lovecraft-Geschichten (Innsmouth, Mountains of Madness, Whisperer) kommt das meiste ja krass an die Oberfläche, es gibt eine richtiggehende semantische Überladung - der Effekt des Unbeschreiblichen wird nicht durch die gruselige Andeutung erzeugt, sondern durch die wuchernde Überbeschreibung. Deshalb funktionieren viele von Lovecrafts Sachen überhaupt nicht als klassische Schauerliteratur, man kann sich tatsächlich schwer gruseln.
Allerdings kann man, wenn man dafür empfänglich ist, sehr wohl das Grauen vor dem Überborden einer monströs gewendeten Natur empfinden, in der jedes Bewusstsein in Kürze wieder vom bewusstlossen Prozessieren des Stofflichen verschluckt wird wie die Älteren Wesen von den Schogghotten. Ich finde, Lovecraft macht die Vorstellung von Sinnlosigkeit und Tod auf seine Art so greifbar, dass er gelegentlich richtig schockt (und eben nicht "gruselt") - etwa bei "Colour out of Space" oder "Innsmouth". Den Effekt kann man im Rollenspiel aber kaum erzielen, weil er in Albernheit abdriftet, wenn er sprachlich nicht ganz exakt herbeigeführt wird (ist Lovecraft ja durchaus auch öfters passiert). Deshalb setzt man da, wenn man es gruselig haben will, eben wieder auf die klassischen Schaertechniken der Verhüllung, Verschleierung, Andeutung - oder auf expliziten Splatter. Beides entspricht aber kein bisschen dem Lovecraftschen Horror.

Deshalb passt auch die eingangs betriebene Geschichtsphilosophie m.E. überhaupt nicht zur Frage der Zeitgemäßheit des Lovecraftschen Horrors: Auschwitz, die Banalität des Bösen, hat alles mit dem menschlichen Bösen zu tun und nichts mit dem Nicht-Bösen, Nicht-Menschlichen Grauen des Kosmos um das es bei Lovecraft geht. Das sind zwei völlig unterschiedliche paar Schuhe.

Heretic:
One-on-one, wenn schon.

Heretic:
Ich ging von der "Eins gegen Eins"-Thematik aus.
Wie, warum soll der Spieler sich unterordnen?
Und was genau meinst du damit?

Der Spieler ist NICHT mit dem Protagonisten gleichzusetzen.

In dem Moment, in dem der Spieler das schlechte Gefühl bekommt, hast du als SL versagt, mMn.

Minne:
@Achaiaman:

Zunächst fand ich deine Darstellung dessen, was deiner Ansicht nach den Kern des Lovecraftschen Horrors darstellt wirklich sehr interessant. Allerdings ging es mir in meinem Beitrag eher um meine Erfahrung mit der Rollenspielpraxis und den von Lovecraft entlehnten Mythoswesen, die in dem Rollenspiel oft eine zentrale Rolle einnehmen. Und das eben in aller Regel unter dem Vorzeichen der "Furcht vor dem Unbekannten und nicht rational Begreifbaren". Diesem Konzept hatte ich mich im Eingang angenommen, wobei es mir vorallem um diesen Spielbestandteil des fortschreitenden Verlusts an geistiger Gesundheit ging, den ich so schwer nachzuvollziehen und künstlich empfinde, vorallem übrigens in Verbindung mit diesen imho total antiklimatischen Würfelwürfen. Du sagtest im Anschluss selbst, dass sich das, was du als diesen Kern ausgemacht hast, wohl kaum im Rollenspiel umsetzen ließe, und insofern trifft deine Kritik am Schluss meiner Ansicht nach etwas daneben, da du, wenn du von lovecrafts literarischem Schaffen sprichst, um dass es mir höchstends am Rande ging (und im Bezug auf welches ich auch keine größeren Kompetenzen auffweisen kann, als einen Kurzgeschichtenband, den ich vor Jahren mal gelesen habe, weshalb ich über dieses mit dir nicht diskutieren kann) eigentlich von etwas anderem sprichst, als ich. Nebenbei hat vor dir glaube ich noch Niemand im dem Thread von dem "Bösen" geschrieben, weil die Diskussion sich eben imho nicht an einem irgendwie gearteten Bösen orientierte sondern an dem Horror vor dem Unbekannten und der Vernunft nicht zugänglichen.

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