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[Rant] Warum ich Cthulhu nicht unheimlich finde

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boooh:
Es ist heute ja schon generell schwer mal wieder die Gruselstimmung der Frührern Jahre zu erzeugen
(da hatten mit 14/15 teilweise schon Tiere mit Rotglühenden Augen u.ä. gereicht)
besonders schlimm wurde es letztens, hiernach
http://pantsudaisuki.wordpress.com/2012/04/15/haiyore-nyarlko-san-01/
war es einfach unmöglich den Chuthulhu Mytos noch ernsthaft als Gefahr darzustellen ^^

tartex:

--- Zitat von: Minne am  7.04.2010 | 00:52 ---Nun, seit Ausschwitz wissen wir denke ich recht gut, dass die Menschen mit etwas absolut wahnsinnigem, jeder Humanität oder Rationalität trotzendem Grauen konfrontiert werden können, und dabei, solange es ihre Existenz nicht direkt bedroht, ohne bleibende psychische Schäden davon kommen können.
--- Ende Zitat ---

Ich denke, dass es schon einen Aspekt von Cthulhu gibt, der durch unser Menschheitsverständnis irgendwie von uns automatisch ausgeblendet wird.

Und zwar geht es bei Cthulhu (bzw. einer funktionierenden Interpretation) davon, nicht um das intellektuelle Scheitern an der Wahrheit über des Universums. Sondern um den System Shutdown des menschlichen Körpers. Body Horror der anderen Art und Lovecraft ist ja mit Body Horror am besten. Ich habe das mit dem Beispiel Shell Shock mal ausgeführt. Das waren Leute, die selbst wenn sie wußten, dass die eigenen Leute sie als Feiglinge und Deserteure erschießen würde, nicht in der Lage waren, mehr als zu zittern, wenn sie laute Geräusche hörten.

Alles was mit (Kriegs)Zitterei und evtl.Kriegstrauma zu tun hat, wäre mal interessant im Kontext des Cthulhu'schen Wahnsinns zu erforschen.

Zugegebenermaßen wird das in Lovecraft's Texten nicht wirklich transportiert, oder nur implizit.


Hier gibt es einiges zu lesen: Combat Stress Reaction

Und das finde ich extrem beängstigend. Aber wäre wohl eine Neuinterpretation und ist evtl. einfach deshalb noch nicht so abgenutzt.

Bad Horse:
Ich empfehle zu dem Thema Charles Stross' Laundry Files - eine Art Mischung aus dem Cthulhu-Mythos und James Bond.

Die sind teilweise schon ganz schön unheimlich.

Yerho:
Der ganze Cthulhu-Mythos funktioniert in passiven Medien, weil dort der Autor präskriptiv vorgehen kann, also einfach festlegt, dass die Protagonisten angesichts des gesehenen und erlebten Grauens reihenweise in Wahnsinn verfallen. Als Rezipient hat man dann die Wahl, ob man sich vom Grauen anstecken lässt - falls ja, ist es aber eigentlich nicht das eigene Grauen vor den Grauenhaften, sondern eher die Empathie mit den Protagonisten. Wodurch diese konkret irre werden, ist dabei nahezu nebensächlich - wenn's eindringlich geschrieben wird, ist das Ganze ansteckend, auch wenn der rationale verstand einem sagt, dass man selbst durch das, was den Protagonisten da gerade zusetzt, als abgehärteter Mensch des 21. Jahrhunderts wahrscheinlich nicht wahnsinnig werden würde. Oder zumindest nicht wahnsinniger, als der Durchschnitt ohnehin schon ist; schließlich ist auch Normalität relativ.

Manche Menschen werden wahnsinnig, wenn man sie fünf Minuten in eine Kiste sperrt, andere schlafen seelenruhig zwischen menschlichen Kadavern oder können das Nachmittagsprogramm des privaten Fernsehens genießen. Das ist eine Frage der jeweiligen Erfahrungen, von Gewohnheit und der seelischen Abhärtung gegen Dinge, die gemeinhin als unangenehm empfunden werden. Was aber fast immer funktioniert ist der Gruppentrieb. Wenn genug Menschen panisch reagieren, wird auch jemand panisch reagieren, der den Grund für die Panik gar nicht kennt. Und dabei ist es wiederum egal, ob da echte Menschen oder fiktive Charaktere panisch reagieren; ja es ist noch nicht einmal ein besonderer Bezug zu diesen Menschen nötig.

Das alles klappt bei Rollenspiel leider überhaupt nicht, weil man den Protagonisten direkt verkörpert, also auch direkt vom Grauenhaften erschreckt werden müsste. Die Trennung zwischen Spieler und SC tut ihr Übriges: Gerade wenn man sich darauf konzentriert, seinen SC möglichst stimmig als zu Tode geängstigt und dem Wahnsinn nahe darzustellen, vergrößert sich die eigene Distanz zum Geschehen und die Sachlichkeit verhindert eigenes Entsetzen.

angband:

--- Zitat von: Fantomas am 30.10.2012 | 15:04 ---[...] Als Rezipient hat man dann die Wahl, ob man sich vom Grauen anstecken lässt - falls ja, ist es aber eigentlich nicht das eigene Grauen vor den Grauenhaften, sondern eher die Empathie mit den Protagonisten. Wodurch diese konkret irre werden, ist dabei nahezu nebensächlich - wenn's eindringlich geschrieben wird, ist das Ganze ansteckend [...]

--- Ende Zitat ---

Wieso sollte das beim Rollenspiel anders sein. Du fühlst doch auch mit deinem Charakter mit, stellst dir so richtig schön gruselige Situationen vor usw. Ich finde das klappt super beim Cthulhu Rollenspiel.

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