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Savage Worlds auch was für hartes Mittelalter?
Zornhau:
--- Zitat von: Schwerthase am 1.05.2010 | 15:18 ---@ Zornhau:
ja, Solomon Kane ist sicher hart und rockt. Hier sehe ich auch den Wildcard/Statisten-Ansatz als perfekt passend.
--- Ende Zitat ---
Wichtiger Punkt: SW ist so entwickelt, daß es den SPÜRBAREN Unterschied zwischen den Normalbürgern der Spielwelt, den Extras, auf Deutsch: Statisten, und den BESONDEREN Bewohnern, den KOMPETENTEREN, den WICHTIGEREN, den ZÄHEREN, den Wildcards gibt.
Nähme man den Wildcard-Extra-Unterschied heraus, dann bräche auf der einen oder anderen Seite SW zusammen.
Wildcards werden zu Extras: Damit sind ALLE Charaktere sehr schnell zu Tode zu bringen. Schneller, als man für eine gewisse Mindestkonstanz in einer halbwegs sinnvollen längeren Kampagne haben möchte. Vor allem wirken sich die Würfelmechanismen der explodierenden Würfel gegen Extras härter aus als gegen Wildcards. Bei Wildcards sind einem One-Hit-Kill noch ein paar dessen Wahrscheinlichkeit deutlich senkende Mechanismen vorgeschaltet, bei Extras ist der Charakter hin (eigentlich erst einmal Außer Gefecht, also nur mit gewisser Wahrscheinlichkeit tot). - Extras haben eine LINEARE Verteilung der Ergebnisse bei Eigenschaftswürfen. Das macht Erfolg und Mißerfolg stärker zufällig als die Kurve, die bei Wildcards vorliegt. Somit kommen krassere Ergebnisse an beiden Enden des Erfolgsspektrums eher bei Extras vor - und das wird dadurch gemildert, daß Extras im normalen SW-Grundregelwerk KAUM signifikanten Einfluß auf das Geschehen haben sollen. Somit sind deren Fehlschläge keine kritischen, deren Erfolge selten mal kritische. - Hätte man nur Extras in seiner Spielwelt, dann würde die Welt den ERZÄHLERISCHEN Gegebenheiten des Settings, des Genres nicht mehr gerecht werden. Auch "hartes Mittelalter" hat seine Protagonisten, die über einen ganzen Roman oder einen Film oder gar eine Rollenspielkampagne eine GUTE Überlebens-Chance haben sollen, eben WEIL sie wichtig für die Story sind. Diese wäre als Extras einfach völlig UNPASSEND umgesetzt.
Umgekehrt: Wenn ALLE Bewohner Wildcards wären, gäbe es andere Verzerrungen. Alle, also selbst der sieche Leprakranke, hätten drei Wunden-Stufen, durch Wild Die höhere Kompetenz und durch Bennies eine gewisse "Plot-Härtung". Das paßt aber NICHT zu den echten Statisten in der Welt, den Normalbürgern, dem Schäfer, dem Bäcker, dem Frondienst leistenden Bauern, usw. - sondern solche herausgestellten Positionen, solche Protagonisten-Rollen sind SELTEN und SOLLEN selten sein, weil hier die positiven Identifikationsfiguren (SCs z.B.) und die negativen Figuren (wichtige Gegenspieler) entsprechend kompetenter, zäher, beständiger abgebildet gehören, wenn man seine Spielwelt nicht nur nach eiskalter, jegliche erzählerischen Gesichtspunkte ignorierender Weise ausrichtet, sondern wenn man, wozu SW auch angetreten ist, klassische erzählerische Unterscheidungen, und moderne filmisch/cinematische Unterscheidungen vornimmt. Somit sollten auch NICHT ALLE Spielwelt-Bewohner Wildcards sein, sondern nur die wichtigen, die wenigen, die für die Story bedeutsamen.
Diese Unterscheidung ist IM KERN von SW eingebaut.
Ohne diese Unterscheidung ist es nicht mehr SW und funktioniert es nicht mehr Fast! Furious! Fun!
Für manche Genres kann man etwas schrauben: Für EXTREMEN HORROR, wo also die SCs wie die Fliegen sterben sollen und/oder wahnsinnig werden sollen. In Realms of Cthulhu kann man sehen, wozu das führt. SCs vom Abreißblock, weil sie so schnell raus aus dem Spiel sind. - Das ist für Horror-One-Shots in Ordnung, kann aber einen Handlungsbogen einer längeren Kampagne einfach ziemlich stark und frühzeitig bereits in unvorhersehbare Bahnen beeinflussen.
--- Zitat von: Schwerthase am 1.05.2010 | 15:18 ---Mit hartem MA meine ich kein depri-Setting. Aber eben auch keine Spielwelt in der vielen Npcs nur Statistenrollen zukommen.
--- Ende Zitat ---
In den MEISTEN Spielwelten, auch in "harten Mittelalter"-Spielwelten, SIND jedoch 99,99% der Spielweltbevölkerung Statisten. - Sie gehören zur Szenerie, zur Kulisse, aber sind NICHT AKTIVER, und schon gar nicht WICHTIGER PART in der Gesamtgeschichte.
SW macht diese Unterscheidung an dem Status Extra und dem Status Wildcard fest.
Andere Regelsysteme haben so etwas wie "SC-Klassen" (kompetent, zählebig, vielseitig) und "NSC-Klassen" (eindimensional kompetent, "Fallobst", schmalspurige funktionale Rollenausfüller - zu UNINTERESSANT für einen Spieler zu spielen).
Solch eine Unterscheidung ist NOTWENDIG.
Sie wird in anderen Systemen nur anders umgesetzt.
In BRP hat der kompetente SC eben 85% in Angriff und auch in Parade mit seiner Lieblingswaffe. - Der hergelaufene Normalbürger hat dagegen nur 35% in Angriff und 25% in Parade. Von dieser Sorte macht der Kompetente drei oder vier noch vor dem Frühstück nieder.
--- Zitat von: Schwerthase am 1.05.2010 | 15:18 ---Auch die Tödlichkeit im Kampf ist weniger der Punkt, als vielmehr ob sich das Kampfsystem auch wie ein solches "anfühlt", ich taktieren kann oder es eher ein rasanter und spaßiger Wettstreit ist.
--- Ende Zitat ---
Beides. - Je nach Settingregeln kann es ein gefühlt "mindertödlicher", mit geringsten Konsequenzen für die SCs verbundenes Schwelgen in Style-over-Substance-Action-um-der-Action-willen sein (Pulp-Regeln der DTA-Abenteuerserie) oder es kann ein hartes, zähes Ringen ums Überleben in einer feindlichen Umwelt sein (Tour of Darkness, Necropolis, Deadlands: Reloaded). - SW-Kampf hat IMMER VIELE Taktik-Optionen, die man als Spieler (und SL natürlich auch!) einfach drauf haben muß, wenn man den unterschiedlichsten Situationen adäquat zu begegnen wissen will.
Untaktisches, einfaches Draufloskloppen, führt schnell zu einem toten SC.
--- Zitat von: Schwerthase am 1.05.2010 | 15:18 ---Oh, und wo du davon sprichst: Was macht für dich den Reiz von Hellfrost aus?
--- Ende Zitat ---
Bei Hellfrost packt mich zum einen die starke Kulturorientierung, die gerade mit dem Zusammenspiel von Gazetteer und Bestiary vermittelt wird. Zum anderen das "runequestige" Spielgefühl. Die Gegenden der meisten vorgefertigten Abenteuer sind ähnlich besiedelt wie die Orlanthi in Glorantha. Bis hin zum angel-sächsisch/wikingischen Kulturgebaren.
AcE:
Ich würde sagen, dass der "Realismus"-Grad von Savageworlds über Extras reguliert wird...
Es macht schon einen Unterschied, ob man 3 Soldaten vor sich sieht und diese mit "links" tötet, oder ob jeder Gegner eine potentiell tödliche Bedrohung darstellt.
Verzichtet man auf die Extras um dieses Gefühl der "Überlegenheit" gegenüber normalen Gegnern aufzuheben, dann spielt sich Savage Worlds nicht schneller oder langsamer als andere Rollenspiele.
Vielleicht wäre auch Warhammer hier ein System, dass du dir mal anschauen könntest. Warhammer ist ähnlich schnell und leichtgewichtig und ziemlich tödlich.
Feuersänger:
Bei SW _ist_ ja auch jeder Extra mit ner Waffe potentiell eine tödliche Bedrohung. Und zwar einfach aufgrund der Explodierenden Würfel. Wir hatten so eine Situation gleich in unserem allerersten SW-Kampf: Extra haut zu, Ace, Raise, Schaden mit 3W8, wieder ein oder zwei Aces, BAMM 26 Schaden. Spielerin schafft es gerade noch, durch Soak auf 3 Wunden zu reduzieren.
Der Unterschied zu den meisten anderen Systemen ist halt, dass Extras zwar gut austeilen können, aber relativ schnell in die Knie gehen. Vergleiche das z.B. mit D&D/D20, wo man entweder niedrigstufige Gegner hat, die nichts treffen, keinen Schaden machen und schnell ins Gras beißen, oder höherstufige, die gut treffen und reinhauen, und obendrein schwer totzukriegen sind. Genau dieses Dilemma war für uns so ungefähr der Hauptgrund, warum wir unsere Sword&Sorcery-Kampagne mittendrin auf SW umgestellt haben.
Enpeze:
--- Zitat von: AcE am 2.05.2010 | 10:59 ---Vielleicht wäre auch Warhammer hier ein System, dass du dir mal anschauen könntest. Warhammer ist ähnlich schnell und leichtgewichtig und ziemlich tödlich.
--- Ende Zitat ---
Aber der Kampf ist auch ziemlich fad, jedenfalls verglichen mit SW.
AcE:
--- Zitat von: Enpeze am 2.05.2010 | 11:17 ---Aber der Kampf ist auch ziemlich fad, jedenfalls verglichen mit SW.
--- Ende Zitat ---
Warhammer haben wir jetzt nicht so oft gespielt wie SW, aber zumindest in ersten Tests waren die Spieler sogar ziemlich begeistert, da es scheinbar Spaß macht den Gegnern Körperteile abzutrennen und in Brei zu verwandeln
Aber ich denke dass ist hier auch immer Geschmackssache, das SW System ist z.B. für Leute die nicht gerne Rechnen auch nicht gerade praktisch.
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