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Die Discworld als Savage Setting
Bathora:
Hi Leute,
ich habe in letzter Zeit nach mehrjähriger Abstinenz wieder zu Terry Pratchett zurückgefunden. Und wie jedesmal in einem solchen Fall bin ich wieder überrascht, wie unglaublich gut Mr. Pratchett doch im Erzählen ist.
Ich denke gerade darüber nach, die Scheibenwelt als Savage Setting umzusetzen. Allerdings mit einer wahrscheinlich eigenartigen Einschränkung: Es geht mir überhaupt nicht um Humor. Ich finde, dass die Scheibenwelt, insbesondere Ankh-Morpork, seltsamerweise zu den wenig wirklich erwachsenen Fantasy-Settings gehört, die auf eine bizarre Art geradezu realistisch-glaubwürdig daherkommt, und das trotz aller merkwürdigen Geschehnisse. Die Geschehnisse sind auch überhaupt nicht komisch - die reichen von creepy (Lords and Ladies) bis tragisch (Night Watch), aber lustig ist da eigentlich nix. Und das ist den agierenden Personen auch schmerzhaft bewusst.
Natürlich soll das ganze kein düsteres Weltschmerz-Gehampel werden. Humor passiert ja von selber in so ner Rollenspielrunde. Man muss ihn nur nicht explizit forcieren.
Also, was meint ihr? Ist diese grundsätzliche Idee eh schon zum Scheitern verurteilt? Und wenn nicht, was bräuchte man eurer Meinung nach für eine Umsetzung?
Eulenspiegel:
OK, ich würde sie als "Schwarzer Humor" einordnen.
Aber wenn du die Scheibenwelt ernsthaft spielen willst, kannst du im Prinzip die Standard SW-Regeln nehmen und bastelst nur noch ein paar passende Rassen:
Werwölfe, Vampire, Trolle etc.
Und dann noch ein passendes Magie-System. Es gibt ja
- kreative Magie (sollte nur den Göttern vorbehalten bleiben)
- Zauberei (können nur Männer erlernen)
- Hexerei (können nur Frauen erlernen)
Allgemein sollte man darauf achten, dass es auch viele Nichtkampfzaubersprüche gibt. Und man sollte auch beachten, dass Zaubersprüche ein Eigenleben haben. (Evtl.: Man kann nur eine bestimmte Anzahl an Sprüchen im Kopf haben. Alle anderen muss man in einem Buch fangen. Außerdem gibt es bestimmte Auslöser, wo die Zauber anfangen, sich selber zu sprechen. Ob es dem Besitzer nun gefällt oder nicht.)
Markus:
Als Nicht-Fan, der vor vielen Jahren die Bücher mal gern gelesen hat:
- ich denke, das funktioniert so wenig wie ein Monty Python-Rollenspiel. Der Kreis derjenigen, die das Setting gut genug kennen um seine Eigentümlichkeiten zu transportieren, gleichzeitig noch Bock drauf haben und gleichzeitig vom Sightseeing und von Zitaten die Finger lassen können reicht in Deutschland für maximal eine Rollenspielrunde.
> Dementprechend würde ich auf jeden Fall eine neue, sehr schräge Fantasywelt bevorzugen. Oder Low Life ernsthaft spielen.
- Nach meinem persönlichen Eindruck ist das Setting beliebig im Sinne von "whimsy". "Läppisch" wäre vielleicht ein passender Ausdruck. Dramatik und Konsequenzen sind dort schwierig, wo die Mehrheit aus umher stolpernden Narren besteht. Nimmt man das raus geht IMO viel Eigentümliches verloren.
Bathora:
Ich denke, geschätzter Diskussionspartner, dass du hier einem Trugschluss aufsitzt. ;)
Der Vergleich zwischen Monty Python und Scheibenwelt funktioniert meiner Meinung nach gar nicht. Bei Monty Python ist der Humor ja in die Regeln gecoded, nach der die Welt funktioniert. Mit anderen Worten - es geht nur um den Witz. Bei der Scheibenwelt verhält sich das deutlich anders. Der Witz ist Konsequenz aus der Unverhältnismäßigkeit zwischen den bizarren Geschehnissen und der doch recht "alltäglichen" Reaktion der agierenden Leute auf diese (klar, es gibt auch genug spleenige Spinner, aber die sind in erster Linie Randfiguren).
Tatsächlich bin ich der Meinung, dass man aus den meisten Discworld-Romanen den Humor problemlos herausoperieren könnte, ohne dass die Handlung zu sehr darunter leidet (das gilt nicht für die ganz frühen, aber je später der Roman, desto besser ist er eigentlich auch). Die Geschehnisse sind mitunter gnadenlos brutal. Tatsächlich würden mich am Setting vor allem die sozialen Gegebenheiten und Konflikte interessieren, gerade in der großen Stadt (Ankh-Morpork).
Das Problem des Sightseeing sehe ich allerdings auch.
Eulenspiegel:
--- Zitat von: Bathora am 5.05.2010 | 20:03 ---Tatsächlich würden mich am Setting vor allem die sozialen Gegebenheiten und Konflikte interessieren, gerade in der großen Stadt (Ankh-Morpork).
--- Ende Zitat ---
Ankh-Morpork erinnert mich an eine Mischung aus London Ende des 19. Jahrhunderts (Stadt-Flair) und Sizilien (organisierte Kriminalität).
Aber gerade für soziale Gegebenheiten benötigst du ja keine Extra-Regeln. Das ließe sich einfach regellos im Spiel integrieren.
Sightseeing wird wahrscheinlich aufkommen, sehr ich aber nicht als Problem: Dann treffen sich die SCs halt im Trollkopf, weil sie die Taverne unbedingt sehen wollen. Oder dann führt sie ihre Ermittlung halt in die Unsichtbare Universität.
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