Also als erstes stellen wir beide Behauptungen auf:
- Ich behaupte, dass es mindestens genau so leicht ist, einen Gegner, der sich auf kurze Entfernung befindet, zu treffen, wie einen Gegner, der nicht kämpfen kann und sich im Nahkampf befindet.
- Du behauptest, dass es schwerer ist, einen Gegner auf kurze Entfernung zu treffen als einen Gegner, der nicht kämpfen kann und sich im Nahkampf befindet.
Erstmal sind beides nur Behauptungen.
Eine Fertigkeit auf W4-2 haben bedeutet, dass man diese Fertigkeit noch nie eingesetzt hat und sie noch nie trainiert hat. (Es bedeutet nicht, das man darin unbegabt ist. Es bedeutet nicht, dass man darin schlechter ist als andere Leute, die das noch nie getan haben. Es bedeutet schlicht und ergreifend, dass man es bisher noch nie getan hat und auch kein Training vorweisen kann.)
Einen Wert von Nahkampf von 1W4-2 besitzen damit vielleicht der Streber (der auf ein pikfeines Internat ging und nie das Problem hatte, dass ihn seine Mitschüler geschlagen haben).
Kommen wir nun zur Begründung:Nehmen wir als erstes mal ein Ziel, dass sich überhaupt nicht wert, sondern einfach nur still dasteht. (Sozusagen Parade 0) Hier macht es einen minimalen Unterschied aus, ob ich aus Nahkampfreichweite schieße oder ob ich das Ziel aus 3 Meter Entfernung erschieße. (Da das Ziel weiter weg ist, muss ich ein bisschen genauer zielen.)
Jetzt stellen wir uns keine stillstehende Person vor, sondern eine Person, die zwar von Kämpfen keine Ahnung hat, aber sehr wohl weiß, was eine Waffe ist. Und die keine Lust hat, erschossen zu werden.
Was wird so eine Person tun: Die wird versuchen, die Waffe, die auf sie gerichtet wird, wegzuschlagen. Sie wird dabei keine besonders effektive Technik einsetzen, aber sie wird sich jetzt auch nicht ausgesprochen dämlich anstellen. (BTW: Welchen Nahkampfwert würdest du dir persönlich geben, wenn du deine eigene Nahkampffertigkeit in SW-Termen ausdrücken müsstest?)
Das heißt, man kann seine Waffe nicht direkt auf den Gegner ausrichten, sondern sie wird immer zur Seite gedrückt.
Normalerweise stabilisiert man die Waffe, indem man sie weit nach vorne ausstreckt. Aufgrund der Hebelgesetze (selbst ein schwächerer Gegner könnte deine Waffe dann zur Seite drücken) und der Möglichkeit, dich in diesem Fall zu unterlaufen, ist das im Nahkampf jedoch nicht möglich.
Um im Nahkampf die Chance zu haben, den Gegner zu treffen, musst du die Waffe näher an dich heranhalten. Das erschwert das Zielen doch etwas.
Und last but not least kannst du dich nicht vollkommen aufs schießen konzentrieren, sondern musst aufpassen, dass die Person dich nicht schlägt.
Es gibt also drei Sachen, die einem beim Schießen im Nahkampf behindern:
1) Jemand, der deine Waffe regelmäßig zur Seite drückt. (Und das nicht immer von der gleichen Seite, sondern von unterschiedlichen Seiten.) Das ist bei einem ungeübten Kämpfer zwar harmloser, aber trotzdem nicht zu vernachlässigen.
2) Du kannst die Waffe nicht optimal halten, sondern musst sie näher am Körper halten.
3) Du kannst dich nicht rein aufs schießen konzentrieren, sondern musst auch noch vermeiden, selber getroffen zu werden.
Es gibt dagegen nur eine Sache, die beim Schießen im Nahkampf förderlich ist:
1) Der Gegner ist näher dran und es gibt daher einen größeren Winkel, mit dem du noch triffst. (D.h. die Waffe muss stärker verreißen, damit du nicht triffst.)
Dieser Punkt ist bei so geringen Entfernungen und bei Menschengröße allerdings zu vernachlässigen.