So...hier jetzt der dritte und letzte Spielabend. Viel Spaß beim Lesen.
3. SpielabendNach unseren Besuchen bei den Farmerfamilien in der Umgebung begaben wir uns über den Damm zur Niederlassung von Winston Mining. Die ganze Anlage – soweit wir das sehen konnten – war von einem hohen Stacheldrahtzaun umgeben, der scheinbar auch unter Strom stand. Die Wachen am Tor waren bewaffnet mit 6mm-Maschinenpistolen. Ein Versuch unserer Ersten Ritterin, zu „Boss Winston“ vorgelassen zu werden wurde mit einem Telefonanruf einer der Wachen und einer Absage beantwortet. Portia erwähnte daraufhin die Überreste eines Minenarbeiters, die wir bei unserer Rettungsaktion in den alten Minenschächten gefunden hatten (aufgrund der Rettungsaktion und unserer anderen Aktionen hatten wir uns bei diesem auf Schneiden und Legen beschränkt).
[Anmerkung: Rückblickend kann man sich natürlich dafür treten, der Sache nicht nachgegangen zu sein, aber wir waren völlig auf die Rettungsaktion fixiert und hatten hinterher unsere, doch recht konkreten, Pläne, erstmal alle „Powerplayer“ im Ort kennenzulernen.] Ein weiterer Anruf. Gefolgt von der Ansage, dass keine Arbeiter vermisst würden. Soweit, so schlecht. Wir entfernten daraufhin unser Fahrzeug vom Eingang der Anlage und zogen uns zurück.
Auf dem Weg zurück machten wir auf dem Damm halt und genossen ein bisschen die kühle Gischt. Während unsere Erste Ritterin eine Zigarette durchzog, überlegten wir, was als nächstes zu tun sei. Zuerst einmal würden wir uns in der örtlichen Kneipe mit den Minenarbeitern unterhalten, die gerade keine Schicht hatten, um ein paar Informationen über Boss Winston und seinen Betrieb zu sammeln. Für danach (genauer gesagt die Nacht) hatte unsere pragmatische Erste Ritterin einen Plan, die Derryls etwas zur Zusammenarbeit mit der Kirche zu motivieren.
In der Kneipe erfuhren wir einige interessante Dinge. So wurde uns zum Beispiel – unter vorgehaltener Hand – erzählt, dass hin und wieder Minenarbeiter verschwanden; in der Regel nachdem sie sich beschwert hatten. Weiterhin waren wir nicht erfreut zu hören, dass es vermutlich der Sicherheitschef von Winston gewesen war, der unsere Anfragen per Telefon entgegengenommen hatte. Der Mann war Walhalla-Absolvent und nicht besonders gut auf die Kirche zu sprechen. Und letztlich stellte sich auch noch heraus, dass Winston der Mann war, der für die örtliche Infrastruktur (Stromversorgung, Polizei usw.) aufkam. Insgesamt sahen wir hier für Zukunft einen Konflikt nahen und es wurde umso notwendiger, alle Farmer auf unsere Seite zu ziehen, da im Gemeinderat für Beschlüsse eine Zweidrittelmehrheit nötig war.
Aus diesem Grunde setzte Portia einen Plan in Bewegung, der den Derryls die absolute Notwendigkeit der Anwesenheit von Kirchentruppen vor Augen führen sollte. An dieser Stelle ist es wichtig, sich zu erinnern, dass Yuri auf dem Weg nach Neu-Pirna zwei Wildschweine geschossen hatte. Eines davon hatten wir zum Zwecke einer allgemeinen Armenspeisung gestiftet, das andere harrte noch seines Schicksals, welches es jetzt in Gestalt von Portias Plan ereilen sollte.
Dazu begaben wir uns erstmal auf Patrouille. Im Schutze der Nacht reaktivierten wir den Dieselgenerator der Mine, in der wir die Ghoule gefunden hatten, um sie mit dem Licht aufzuscheuchen. Das Wildschwein und jede Menge Gammelfleisch nutzten wir, um sie zur Farm der Derryls zu locken. Hierbei hing das arme Schwein wie ein Angelköder an einem Stahlseil und wurde von uns gemächlich durchs Gelände geschleift – eine Rotte von vierzig Ghoulen auf unserer Spur. Dann, nachdem wir unsere Köder abgeworfen und uns mit ausgeschalteten Scheinwerfern einige Kilometer von der Farm der Derryls entfernt auf Position begeben hatten, warteten wir. Schon bald hörten wir MG-Feuer und sahen Suchscheinwerfer die Nacht erhellen. Als dann kurze Zeit später ein Funkspruch durchkam, in dem die Derryls um Hilfe riefen, machten wir uns auf den Weg. Wie die rettende Kavallerie kamen wir mit Schweinwerfern und ratternden MGs über die Hügel gebrettert und zogen die Ghoule, die inzwischen damit begonnen hatten, die Wellblechfeste auseinanderzunehmen, auf uns. Mittels Granatwerfer und Zwillings-MG wurden größere Ansammlungen beschossen und die Ghoule, die sich in Deckung der Maisfelder ungesehen bis zu unserem Sinai vorarbeiteten wurden mit dem Schwert niedergekämpft.
[Anmerkung: Auch hier ist wieder festzuhalten, wie schnell in SW Kämpfe abzuhandeln sind. Für die ganze Keilerei gegen etwa 40 Ghoule brauchten wir keine zwei Stunden – falls mich meine Erinnerung nicht trügt. Wir vergaßen wieder ein paar Modifikatoren, aber dafür haben wir uns auch zu unseren Ungunsten in den Waffenreichweiten vertan. Dass die Reichweiten für Feuerwaffen nicht in Metern, sondern quasi in 2-Meter-Schritten angegeben sind war etwas verwirrend.]Zusammen mit den Servienten, die inzwischen auch zu uns gestoßen waren, halfen wir den Derryls noch, die Leichen der Ghoule einzusammeln und zu verbrennen. Danach– und nachdem man uns versichert hatte, dass sie auf der Gemeinderatssitzung erscheinen und dort für uns stimmen würden – machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Lager. Hier sah sich Celeste gezwungen, ihren zum Teil verwundeten und übermüdeten Ritterkameraden die unentbehrliche Messe – gelesen von Pater Brown – regelrecht aufzunötigen. Ansonsten noch Waffen- und Ausrüstungspflege und dann ab in die Schlafsäcke.
Am nächsten Tag durften wir dann in der Gemeinderatssitzung sprechen und der Gemeinde den Schutz des Ordo Benedicti anbieten. Dank der guten Argumentation in Portias Rede, unserem wohltätigen Einsatz in der Stadt und der Bekämpfung der Ghoule hatten wir (bzw. Portia) reichlich Boni für den abschließenden Überzeugen-Wurf. Unsere Erste Ritterin ging in die Vollen, die Bennies flogen nur so, aber es reichte leider nicht für die zwei Steigerungen, die notwendig gewesen wären, um sogar Boss Winston von unserer Sache zu überzeugen. So trat uns nach längerer Besprechung ein etwas verkleinerter Gemeinderat gegenüber, da der Minenbesitzer gegangen war.
[Anmerkung: Hinsichtlich dieser Entwicklung teilte uns der SL mit, dass sich daraus noch in Zukunft ein Folgeabenteuer ergeben werde.] Mit der förmlichen Übergabe Neu-Pirnas an den Ordo Benedicti endete unser erstes Necropolis-Abenteuer.
Manöverkritik, 3. Spielabend1) Abend und Abenteuer: Wir hatten viel Spaß und insbesondere nach der Verwertung der Wildschweine waren Schweinewitzen Tür und Tor geöffnet. Ich denke, dass wir uns bei dem Kampf gegen die Ghoule nicht unbedingt taktisch geschickt angestellt haben, aber dazu haben wir vermutlich noch zu wenig Erfahrung mit dem System. Wir haben unser Einsatzziel zu einem hohen Prozentsatz erreicht und es am Ende sogar fast geschafft, den Minenbesitzer auch noch ins Boot zu holen (was vermutlich ein totaler Sieg gewesen wäre). Aber so können wir uns halt auf ein Folgeabenteuer freuen.
2) „Kritische“ Punkte: Rückblickend muss ich sagen, dass unsere Performance als Gruppe besser hätte sein können – zum Beispiel haben wir total vergessen, uns noch wegen des toten Minenarbeiters besser umzutun. Vermutlich hätte man da einen besseren Hebel für Boss Winston ansetzen können, aber wer weiß…
Vom Charakterspielstandpunkt aus gesehen gab es einige gute Szenen. Was aus meinem Blickwinkel aber etwas enttäuschend war, war die Tatsache, dass über meinen Einsatz von Wundern einfach so hinweggegangen wurde. Die hatten (bis auf das Talent Heiliger Krieger – da muss ich nämlich nicht würfeln) zugegebenermaßen auch keinerlei Auswirkung auf den Kampfverlauf, aber ich fände es schon in seltsam, wenn das Schwert meiner Kameradin neben mir plötzlich zu glühen beginnt und Ähnliches. Aber es wurde halt eher hingenommen wie Cleric-Sprüche in D&D. Für mich persönlich schade.
3) Spieltechnisches: Benny-Fluss klappte wie schon am Abend zuvor wunderbar. Wir haben bei der Gelegenheit auf meinen Vorschlag hin folgende Hausregel eingeführt: ein Spieler kann zwei seiner Bennies abgeben, um einem anderen Spieler EINEN Benny zukommen zu lassen. Das ist eine gute Möglichkeit, einem Mitspieler eine kleine Hilfe zu geben, vielleicht doch noch einmal Wunden wegzudrücken oder gezielt alle Ressourcen der Gruppe zu bündeln.
Ansonsten bleibt nicht viel zu sagen. SW bleibt fast, furios, fun und ich bin gespannt, wie das Abenteuer läuft, das ich demnächst leiten werde.