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Französische Rollenspielproduktion
Waldviech:
Mal so eine blöde Frage von einem armen "Boche", der kein Französisch kann. Hängen Agone und Abyme auf irgend eine Art und Weise zusammen ? Auf der Seite vom Illustrator Gerard Trignac ist beides in der selben Galerie aufgeführt. Liegt das nur am ähnlichen graphischen Stil oder besteht da ein tieferer Zusammenhang ?
killerklown:
Abyme ist eine Stadt in der Welt von Agone.
Ansonsten fand ich bis jetzt alle Werke von Gaborit ziemlich geil, aber insbesondere die Reihe die übersetzt wurde ... Aber wie gesagt habe ich es in Originalsprache gelesen, und da kann bei der Übersetzung ziemlich verloren gehen [insbesondere bei der Neologismen-reichen Sprache Gaborits]
Waldviech:
Dank Google-Translator vermut´ ich jetzt mal, daß es sich um die Stadt handelt, die im Englischen "Abysm" heißt. Lieg ich da richtig ?
Dirk Remmecke:
Ich beantworte die Fragen aus dem anderen Thread auch mal hier:
--- Zitat von: carthinius am 7.07.2010 | 18:27 ---Für mich war Cadwallon in der Hinsicht einfach brillant, aber für dich war das Ding vermutlich von der Aufmachung her der x-te französische RPG-Aufguss in Bombastoptik und (wenn überhaupt) eher durch die Confrontation-Anbindung interessant. Aber all die anderen schönen Spiele kennt hier doch keine Sau. Und gegen die übliche deutsche Optik gewinnen die Dinger auch alle heute noch.
--- Ende Zitat ---
Da bin ich mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher. Wir haben eine ganz erkleckliche Anzahl Werke vorzuweisen, die gestalterisch neben den französischen Sachen eine verdammt gute Figur machen: das erste Endland, Barbaren, Opus Anima, Western City, Aera, DeGenesis, Engel - gerade die letzten beiden könnten 1:1 aus Frankreich stammen. Tatsächlich haben wir heute diese Besinnung auf die eigene Schaffenskraft, die ich vor 10 Jahren so bitterlich vermisste.
Cadwallon hatte mich vor allem interessiert, weil es nach langer Zeit mal wieder ein Spiel war, das Gary "Einsamer Wolf/Talisman" Chalk Artwork enthalten sollte (womit wir wieder bei grundsolider Strichzeichnung sind). Leider war dann im fertigen Buch nur wenig von ihm.
--- Zitat ---Dass es da kaum englische Varianten gibt, wundert mich ehrlich gesagt auch sehr - der internationale Markt kann sowas doch auch gebrauchen, würd ich meinen, vielleicht sogar noch eher als der deutsche. Da würde sich das Übersetzen und Veröffentlichen mit opulenter Optik doch deutlich mehr lohnen als hier in D irgendwas mit einer 1000er-Auflage (oder schlechter) zu versuchen.
--- Ende Zitat ---
Die englischen Ausgaben französischer - überhaupt ausländischer - Rollenspiele haben in den USA kein besonderes Glück gehabt. Nephilim, In Nomine, The Dark Eye, Mutant Chronicles, Kult, Agone, Cadwallon, Anima, Celtic Legends, Ouroboros - sie haben alle keine Wellen gemacht. Oft sind (mangelndes) Marketing und Produktpolitik dafür verantwortlich gewesen (so wie D&D in Deutschland ja auch von TSR selbst behindert wurde), aber es mag auch ein Ausdruck des gleichen Phänomens sein, das auch z.B. übersetzte, synchronisierte Filme und TV-Serien aus Europa in den Staaten kein Publikum finden lässt.
--- Zitat von: carthinius am 7.07.2010 | 18:48 ---Bezüglich der Künstlerdichte und der Preise durch Artwork: Man sieht an DeGenesis, Opus Anima und AERA, dass es offenbar wirtschaftlich schwierig wäre, den Künstler angemessen zu bezahlen, wenn er nicht direkt in den Prozess des Spielschaffens involviert ist bzw. die Gestaltung des Spiels als Herzensangelegenheit sieht (...) Ich weiß nicht, wie oft in Frankreich Spiele von Leuten gestaltet werden, die es entweder eh mitgestalten (also sowieso Mit-Autoren/-Designer des Spiels sind) oder die sich für das Spiel aus welchen Gründen auch immer unter Wert verkaufen - weiß da jemand mehr?
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: killerklown am 7.07.2010 | 19:04 ---Also in der schöpferischen Ecken der frz Undergroud-Szene [die die A5 herausgeben], sind die Meisten Posten doppelt besetzt : Die Zeichner und die Leute die Layout machen sind meistens auch Autoren ... Es kann sein dass dadurch die Preise der Spiele auch weniger werden ...
--- Ende Zitat ---
Frankreich ist durch seine Anerkennung der Comics als Neunter Kunst in einer beneidenswerten Lage. Ein einem Land, in dem so ziemlich jeder Comics liest und ein Agententhriller wie XIII im Mainstream-Buchkaufhaus als Stapelware genau so gut verkauft wird wie der neueste Grisham, haben Comics auch eine ganz andere Vorbildkultur, d.h. es gibt viel mehr Leute, die so toll zeichnen können wollen wie ein Moebius oder Bourgeon. Da ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass in beinahe jeder Rollenspielrunde, in jedem Entwickler-Freundeskreis jemand sitzt, der zeichnen kann.
Das, gepaart mit dem Sprachpurismus der Franzosen, hat dafür gesorgt, dass schon ab den späten Achtzigern eine ausgeprägte Suche nach einer eigenen Rollenspielidentität stattfand, die sich auch beinahe vom Start weg in professionell gestalteten Produkten ausdrückte. Während wir nach Amerika schielten, importierten und die Bücher in der Originalsprache lasen und spielten (und die Verlage dann lieber übersetzten, weil BT, Traveller, MERP, Cthulhu... schon ihre Communities hatten und man sich in das Netzwerk einklinken konnte), haben Franzosen ihren eigenen (pop)kulturellen Kosmos in Spiele umgemünzt: Légèndes Celtiques, Maléfices, Hurlements, Animonde...
Mich erstaunt viel eher, dass es daneben noch Verlage gab, die zusätzlich zu dieser Fülle an Eigenentwicklungen die ganzen erfolgreichen US-Systeme ins Französische übersetzten, und damit teilweise schneller waren als deutsche Verlage: RuneQuest, MERP, Hawkmoon, Stormbringer, Star Wars, Shadowrun, Torg, Warhammer FRP, Amber Diceless... bei einigen dieser Spiele hatten die Franzosen die Supplements so schnell eingeholt, dass sie eigene schreiben mussten, wie Quellenbücher für Hawkmoon oder Abenteuer für Warhammer. Und wenn man mit französischen Altrollenspielern spricht, hört man immer wieder, dass eines ihrer ersten Systeme die Schmidt France-Übersetzung L'Oeil Noir war!
Dass der französische Rollenspielmarkt größer war als der deutsche, kann man auch daran sehen, dass das führende Magazin der Goldenen Jahre, Casus Belli, von einem großen Zeitschriftenverlag publiziert wurde (Groupe Excelsior ist in etwa vergleichbar mit Gruner & Jahr) und an jedem Kiosk zu finden war.
In England hat Arcane sowas auch mal versucht, musste aber nach einem Jahr wieder eingestellt werden. Der französische Ableger der Arcane, das Magazin Backstab, das in der Zwischenzeit als Konkurrenz zu Casus Belli gestartet worden war, war davon nicht betroffen und lief länger...
Jiba:
Wie unendlich schade, dass gerade bei der Übersetzung französischer Rollenspiele so hinterm Berg gehalten wird. Die Frage ist aber natürlich auch immer, ob es sich lohnt.
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