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Daidalos oder warum eigentlich Würfeln?
Selganor [n/a]:
--- Zitat von: Christian Preuss am 2.04.2002 | 09:41 ---
@Sarah & mask:
Bei Everquest werden spezielle Bildkarten verwendet, die dann vom SL interpretiert werden. Diese Bildkarten sehen wie die Tarotkarten aus. Der SL lässt sich also im Prinzip von diesen Bildkarten inspirieren und erzählt dann, was passiert. Wenn Du ein Beispiel willst, dann zieh als SL einfach bei Eurem nächsten Rollenspieltreffen vor einem Kampf eine Tarotkarte, überlege kurz, wie die Karte wohl in diesem Zusammenhang gemeint sein kann und erzähle es den Spielern. Bei Deadlands wird gepokert. Derjenige mit dem höchsten Pokerblatt gewinnt.
--- Ende Zitat ---
Gemeint ist hier wohl nicht das Everquest Rollenspiel von White Wolf sondern Everway das "Storytelling Game" von Wizards of the Coast/Rubicon/Gaslight press.
BTW: Die unterschiedlichen Mechanismen in Deadlands (nicht d20) waeren (wenn es jemanden interessiert) eine Kurzvorstellung wert. Wenn es jemanden interessiert kann ich ja mal was schreiben.
6:
Selganor hat recht: Everway, nicht Everquest. :-X
mask:
@Christian: Erst einmal danke für deine Ausführungen.
Deine Idee, eine kurze Zusammenfassung einer Aktion zu machen, dann Würfeln und dann genau beschreiben, was jetzt passiert ist, finde ich wirklich gut. Etwas ähnliches ist in Earthdawn sogar in den Regeln festgelegt, allerdings etwas strikter. Man deklariert kurz seine Aktionen und macht dann den Würfelwurf.
Einen anderen Randomizer als den Würfel zu verwenden finde ich irgendwie komisch. Auspokern ist zwar eine gute Idee, allerdings doch auch recht langwierig, oder? Und beim Kartenlegen muß ich erst einmal festlegen, was welche Karte zu bedeuten hat. Hier ist sehr viel Vorarbeit erforderlich, bevor ich dieses System überhaupt einsetzen kann. Einen Würfel werfen erfordert viel weniger Lernaufwand... was natürlich nicht bedeuten soll, daß die genannten Möglichkeiten schlecht wären... ich bin nur nicht ganz überzeugt davon.
Vielleicht bin ich zuviel Realist im Rollenspiel, daß ich direkte Vergleiche nicht so sehr mag. Wie kann in diesem Fall ein typischer David einen Goliath besiegen? Sicherlicht ist es logisch, daß der bessere gewinnt, allerdings ist es nicht immer so...
Ich kann mich irgendwie nicht so recht mit dem Prinzip des würfellosen Rollenspiels anfreunden... vielleicht aus dem Grund, daß ich noch nie wirklichen Kontakt damit hatte.
Im Grunde sehe ich es so, daß der Meister die letzte Hand darin hat, ob eine Aktion jetzt gelingt oder nicht. Wenn dieser entscheidet, daß die Beschreibung des Spielers es wert war, daß die Aktion gelingt, sollte das auch so sein. Ich will im Spiel dann nicht Sklave der Regeln oder des Würfels werden, nur weil ich mich nicht von eben diesen trennen kann. Ich halte sie für die einfachste Möglichkeit, mit ihrer Hilfe und der Interpretation des Würfelwurfs mit einem Regelsystem, Situationen zu simulieren.
mask
6:
@mask:
Das Pokern ist gar nicht so schwer. Du machst eine Pokerrunde ohne Geld setzen. Allerdings bekommst Du meistens mehr als 5 Karten. Selganor kann das viel besser erklären.
Bei Everway werden die Karten nicht vorher definiert. Du schaust Dir die Karte an und dann lässt Du Dich von dieser Karte inspirieren. Karten sind also nicht "gemischte Tabellen" sondern Inspirationsgeber. Eine Karte kann in der einen Situation ein Fehlschlag sein und in der anderen Situation ein voller Erfolg. Je nachdem, was Du in den Karten siehst. Das ist ein bisschen wie Tarotkartenlegen.
Wegen dem Vergleich David gegen Goliath: David hat ja auch nicht im fairen Kampf gewonnen, sondern hat sich vorher genau überlegt, wie er den Goliath erledigen könnte. Er hat sich also einen Vorteil verschafft. Dadurch hast Du quasi einen positiven Modifikator erhalten.
Leider hast Du recht, dass es sehr schwer ist, sich ein würfelloses Rollenspiel vorzustellen. Man muss es einfach mal ausprobieren, um die Möglichkeiten zu erkennen. Schau Dir einfach mal die Forenrollenspiele an. Dort wird auch würfelloses Rollenspiel praktiziert.
Kannst Du Englisch? Dann habe ich hier vielleicht ein schönes System:
"The Questing Beast" Antromorphisches Artus-rollenspiel:
http://geocities.com/randomordercreations/tqb1intro.html
Es ist zwar kein reines würfelloses System, aber trotzdem sehr nah dran.
Gast:
--- Zitat von: Yerho am 2.04.2002 | 10:12 ---
Rollenspiele gab es schon sehr lange, bevor Herr Gygax auf die Idee kam, eines in Kartons zu packen. Unsere Urgroßeltern spielten schon als Kinder "Räuber und Gendarm" und "Cowboy und Indianer", schlüpften dabei in fiktive Charaktere und spielten diese aus. Ich wage zu behaupten, daß es Rollenspiele gibt, seit sich Menschen ihrer Person bewußt sind und das Bedürfnis haben, sie zu modifizieren, andere nachzueifern oder zumindest nachzuahmen.
--- Ende Zitat ---
Du machst Dir das Leben zu einfach, indem Du verschiedene Spielprinzipien in einen Sack steckst. Dein Vergleich ist die Vorstufe zum LIVEROLLENSPIEL, nicht jedoch zum Pen-and-Paper-Rollenspiel !!!
Pen-and-Paper-Rollenspiel kommt aus der Tabletop-Ecke, Liverollenspiel aus der Ambiente- bzw. der (Laien-) Theater-Ecke. Nur weil die beiden Bereiche durch das gemeinsame Thema "Fantasy" in der Mitte getroffen haben, sagt das nichts über gemeinsame UR-Gene aus.
Witzigerweise ist gerade eines dieser UR-Gene das Auswürfeln von Zufallsentscheidungen. Während bei Pen & Paper (bzw. Tabletop) fast immer der Würfel entscheidet, tut er das beim LARP nie (okay okay, jetzt kommt gleich jemand mit dem berühmten W2, sprich der Münze daher ...). Beim LARP kommt es vielmehr darauf an, die vorher festgelegten Eigenschaften auszuspielen bzw. Ereignisse durch Geschicklichkeit (Kampf) zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Uuuuuund dann kommen wir auch noch zum dritten Standbein: dem "Interaktiven Geschichten Erzählen". Hat wiederum nichts mit Tabletop, noch mit Liverollenspiel zu tun, sondern ist eine uralte Kunst, bei der der Künstler seine Geschichte den Wünschen des Publikums anpaßt - sprich bei einem lüsternen Zuhörer werden erotische oder zotige Abenteuer reingenommen, beim kindlichen ein paar Wunder und der holden Weiblichkeit die ein oder andere Romanze... Seinem Publikum den Ausgang kritischer Handlungsstränge von den Augen abzulesen, ist auch eine Variante...
SOOOOO.... und jetzt kommen wir zum heutigen Zustand. Mittlerweile existieren zahlreiche neue Pen&Paper Rollenspiele, die obige Spielprinzipien mixen, ignorieren usw.
Einem LARPer oder Storyteller gehen vielleicht die Würfel auf den Sack - und er ersetzt sie durch angenehme Alternativen. Andere Rollenspiele bleiben der Tabletop-Vergangenheit treu, andere nicht.
Wenn ich ein "Rollenspiel" sehe, das keine Würfel benutzt, würde ich erst einmal vermuten, daß es (ggf. unbewußt) aus einer anderen Ecke kommt als aus der der Brettspiele.
Abschließend möchte ich bemerken, daß gerade die Storytelling- und Würfellosen Rollenspiele "große" Erfolge gefeiert haben. Mittlerweile haben aber viele auch wieder bemerkt, daß Neueinsteiger mit ihnen einen schweren Zugang zum P&P-Rollenspiel haben - man ist halt oft an Brettspiele mehr gewohnt... Wer es sich platztechnisch leisten kann, baut entsprechende Alternativen in sein Regelwerk ein (siehe auch den Mischscheiss "Engel" von Feder & Schwert).
Gruss
Dogio
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