Autor Thema: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung  (Gelesen 1729 mal)

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Offline tartex

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Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« am: 12.07.2010 | 23:05 »
Das leidige Thema Rollenspiel als Kunst kommt ja immer mal wieder auf, aber jetzt zur Abwechslung mal mit "echten Künstlern".
Die Geek-Universalgenies von monochrom., die unter anderem auch schon Österreich bei der Biennale in Venedig vertreten haben(und die ich sehr toll finde), kündigen folgendes an:


GOOGLE WARS #1: AN ISLAND OF DOUBT
A theatrical RPG improv extravaganza for Montréal

The 90-minute performance will feature Johannes Grenzfurthner, member of the Austrian art collective monochrom, as the Game Master, and four Montréalers from the creative scene as improvisational players. Local illustrators will "live draw" the imaginary scenes and characters, in real time. In contrast to traditional Pen&Paper RPGs, the rules will be quite simple, and in some situations completely replaced by a spontaneous storytelling process. After all, it’s entertainment!

Players: Alison Louder, Alain Mercieca, Lisa Shalom and Jonathan Joseph // Live Drawing: Raphaele Bard // Scenery (using Second Life and Google Street View): Jon Rafman // Game Master: Johannes Grenzfurthner, monochrom // Producer: Heather Kelley // Assistant producer: Laura Vizbara

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BACKSTORY?

Increasing tensions between China and Google escalated in June 2011, as the People's Republic attacked the company's headquarters in Mountain View, California (USA), with long-range warheads. The so-called "Google Wars" (June 2010 to March 2012) engulfed the whole world in a chain reaction.

Within a few months, large swathes of land were destroyed and rendered barren, devoid of all life. Europe, Asia and America suffered terrible losses. All major cities as well as 95% of the population were eradicated in the tactical nuclear infernos.

Because of its extreme economic irrelevance, Montréal is spared the woes of war. As the last remaining (somewhat) intact city of the North American economic sphere, it is a beacon of semi-civil civilization. In 2014 Quebec annexes the North-Eastern remains of the United States, now jokingly called "Les États-Dévorés."

It is summer of 2021. Life in Montréal strolls along on its path. The radioactive rain is a bit of a nuisance, though. Especially for maple syrup.

http://www.monochrom.at/google-wars/


Aber die machen mitunter ja auch Sowjet-LARP und entsprechende Point'n'Click-Adentures:)
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Humpty Dumpty

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #1 am: 12.07.2010 | 23:17 »
Cool!

Naja, es wäre ja ebenso widersinnig wie hirnrissig und dogmatisch anzunehmen, dass ein Rollenspiel keine Kunst sein kann. Mein Nick weist meine diesbezügliche Position ja bereits aus.

Ein

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #2 am: 13.07.2010 | 07:11 »
Ist für mich Theater (im positiven wie im negativen Sinne) und kein Rollenspiel, sonst bräuchte es keine Producer.

MadMalik

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #3 am: 13.07.2010 | 08:08 »
Man kann aus Scheisse Kunst machen, ist Scheisse daher immer Kunst?  :gasmaskerly:

Edit:
Nur damit das hier nicht falsch verstanden wird; die Scheisse dient als Beispiel und ist keine Bewertung des Rollenspiels durch mich.
« Letzte Änderung: 13.07.2010 | 09:30 von Face of Freedom »

Offline tartex

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #4 am: 13.07.2010 | 10:54 »
Ist für mich Theater (im positiven wie im negativen Sinne) und kein Rollenspiel, sonst bräuchte es keine Producer.

Naja, man könnte die Veranstalter eines Cons auch Producer nennen. Producer ist wohl derjenige der die Rahmenveranstaltung um das Rollenspiel auf der Bühne organisiert, nehme ich an. Booking der Location, Licht, Mikrofone, evtl. Buffet etc.
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Humpty Dumpty

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #5 am: 13.07.2010 | 11:20 »
Ist für mich Theater (im positiven wie im negativen Sinne) und kein Rollenspiel, sonst bräuchte es keine Producer.
Wie tartex sagt. Das Argument ist Blödsinn. In einer privaten Runde wird die Rolle des Producers unter dem Gastgeber und den Leuten, die was mitbringen, geteilt.

Offline Falcon

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #6 am: 13.07.2010 | 11:28 »
Ist wohl eher Rollenspiel "in" Kunst anstatt "als" Kunst, denn offensichtlich spielen sie ja keines. Das Setting ist natürlich ganz witzig.

Zitat
the rules will be quite simple, and in some situations completely replaced by a spontaneous storytelling process. After all, it’s entertainment!
Sinngemäß: Die Spielregeln werden hin und wieder ignoriert, denn schliesslich ist es ja Unterhaltung.

ist auch ein interessanter Gedankengang und Begründung ::)
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Offline Merlin Emrys

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #7 am: 13.07.2010 | 11:49 »
Ich würde das differenzierter sehen - vor allem, weil ich nicht verstanden habe, wie es ablaufen soll, bzw. was die Vorgaben für die (vier?) Spieler sind. Möglicherweise ist es für die vier und den Spielleiter etwas, das nach meiner Definition von "Rollenspiel" auch genau das ist: Rollenspiel. Für alle anderen natürlich nicht, die dürfen ja nicht mitspielen :-o .

Offline tartex

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #8 am: 13.07.2010 | 14:48 »
Ich habe vor 10 Jahren oder so den Versuch von monochrom sowas abzuziehen schon in der fm4-Radiosendung "Im Sumpf" miterlebt. Das Problem war: die Spieler sollten sich selbst spielen. Gewürfelt wurde nicht.
Das Szenario war so eine Art Zombieinvasion (halt politscher, habe ich vergessen) in Wien. Das Problem: die Spieler haben mit ihren Charaktern das getan was echte Wiener in dem Fall wohl am ehesten machen würde: zu Hause eingesperrt und gesoffen. Die gespielte Revolution blieb aus.

Ich nehme an, sie haben daraus gelernt.

Jedenfalls kommen die monochrom-Macher in ihren Publikationen schon manchmal auf das Rollenspiel in ihren Jugendtagen zu sprechen.
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Offline WeepingElf

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #9 am: 15.07.2010 | 22:01 »
Das ist sicher eine interessante Performance (auch wenn ich das gespielte Szenario reichlich reibeplätzchen finde, aber das tut hier nichts zur Sache); zweifellos ist es Kunst, und so wie ich das verstanden habe,würde ich auch sagen, es ist Rollenspiel.  Es scheint mir doch eher eine Art zur Kunstform erhobenes P&P-RPG zu sein als eine (Improvisations-)Theateraufführung im eigentlichen Sinne.
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Offline D. Athair

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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #10 am: 15.07.2010 | 22:15 »
Liest sich interessant.
Doch es sprengt die Grenzen dessen, was Stift-und-Zettel-Rollenspiel ausmacht.

Deswegen würde ich weder sagen "Das ist NICHT Rollenspiel!" noch "Das ist Rollenspiel!"
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Re: Rollenspiel als Kunstszeneveranstaltung
« Antwort #11 am: 16.07.2010 | 18:41 »
Liest sich interessant.
Doch es sprengt die Grenzen dessen, was Stift-und-Zettel-Rollenspiel ausmacht.

Deswegen würde ich weder sagen "Das ist NICHT Rollenspiel!" noch "Das ist Rollenspiel!"

Zweifellos ist es kein "ganz normales P&P-Rollenspiel", denn letzteres findet nun mal ohne Publikum statt.  Aber es ist sicher eine Erscheinungsform unseres Hobbys, wenn auch eine, die ziemlich aus dem Rahmen fällt.
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