Autor Thema: Sind storyorientierte Rollenspiele out?  (Gelesen 22164 mal)

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Offline scrandy

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Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« am: 22.07.2010 | 16:14 »
Da nebenan die Fragestellung zu einseitig und schwammig ist und die erste Seite ausschließlich Posts zur Form sind, fang ich mal neu an:

"Haben storyorientierte Rollenspiele zur Zeit keinen Wert?

Redet man von Story oder Plot so ist man sofort Erzählonkel, macht angeblich Railroading und irgendwie wird alles was nicht explizit aus Würfeln und Regeln kommt sofort zur Wilkür. Auf der anderen Seite stehen sowohl die Gamisten mit regelharter Simulation und sehr kampforientiertem (aber oft sandboxigem) Spiel als auch die alternativen Storyspieler die mit R-Maps, Player Empowerment und anderen Mitteln möglichst viel Erzählrechte verteilen wollen. Alles dreht sich um Spielerfreiheit und der Spielleiter ist im besten Fall ein eSeL.

Ist also Spielerfreiheit zur Zeit das höchste Ziel?
Und wie seht ihr die Zukunft der vorgefertigten Story im Rollenspiel?"


EDIT: Fragen präzisiert.
« Letzte Änderung: 22.07.2010 | 16:56 von scrandy »
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

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Offline Glgnfz

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Re: Sind Erzählrollenspiele out?
« Antwort #1 am: 22.07.2010 | 16:17 »
Das hat Abd schon im Neben-Thread ganz gut gesagt - es kommt einfach darauf an, wo und wen du fragst!


Wenn du nach einer subjektiven Wahrnehmung fragst (ich beziehe mich einfach mal auf meine subjektive Wahrnehmung beim Lesen der Posts im Tanelorn), dann würde ich schon sagen, dass die wirklich waschechten Storyteller im Moment etwas auf dem Rückzug sind..

Habe ich schon "subjektiv" erwähnt?
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Achamanian

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Re: Sind Erzählrollenspiele out?
« Antwort #2 am: 22.07.2010 | 16:24 »
Ist jetzt zwar klarer formuliert, aber wenn du schonauf der Vermeidung abwertender Begriffe bestehst, solltest du auch den eSeL in Bezug aufs freie Spiel rausnehmen. Ich finde auch, dass der da inhaltlich nichts zu tun hat - für mich persönlich gehört die Bezeichnung eSeL eher zum vorgeplotteten Spiel, wo man dem SL die Hauptverantwortung für die Geschichte aufbürdet. Als dummer Arbeits-eSeL fühle ich mich vor allem, wenn ich ein DSA-Abenteuer vorbereiten und planmäßig durchführen muss.

Offline scrandy

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #3 am: 22.07.2010 | 16:28 »
Ich finde den Begriff eSeL auch absolut daneben. Aber weil es hier ganze Postserien gibt, bei denen es scheinbar Spaß macht auf den SL zu schimpfen und ihn zu eSeL zu degradieren habe ich das mal als Provokation und Teil der Fragestellung dazugeschrieben.

Der Spielleiter ist ja für viele eben nur der "eSeL" und nicht ein wichtiger Teil des Spiels.
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Offline Glgnfz

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #4 am: 22.07.2010 | 16:28 »
Storyorientiertes Rollenspiel meint einen Rollesnpielstil bei dem die Geschichte des Abends im Zentrum steht, nicht zwangsläufig mit RR, aber definitiv mit vorbereiteter Story.

Es gibt immer noch Menschen, die davon ausgehen, dass eine Geschichte vorgeplant sein muss? Auch in der freiesten Sandbox des Universumsentstehen immer Geschichten!

Ich würde auch jedem Dungeon, den ich spiele oder leite attestieren, dass die Geschichte, die sich entwickelt, im Vordergrund steht.





Yeah! In diesem Thread wird alles viel klarer, dadurch, dass klare Begriffe gewählt werden.  :o
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Offline Jens

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #5 am: 22.07.2010 | 16:29 »
Dein letzter nicht-fettgedruckter Satz hat für mich keinen Bezug zum fettgedruckten, scrandy. Meinst du storyorientiertes Rollenspiel anstatt Erzählspiel? Da jeder seine eigene Definition von allem hat, sollte das geklärt werden. EDIT: alles klar, hast du gemacht. Sehr gut! ;)

Ich muss sagen: die meisten Abenteuer in denen ich mitspiele laufen so ab, dass es einen vordefinierten Geschichtsrahmen gibt, der sich aus gewissen Grundannahmen ("Wir spielen DSA-Aventurien, die Helden sind prinzipiell gute, nette Menschen") speist und dann auch meist erfolgreich ist.

Inzwischen schwenke ich auch beim leiten einer speziellen Gruppe auch wieder darauf um, da ich merke, dass enorm viel Kreativität nötig zu sein scheint um selbst mal "was zu machen": einfach in eine Situation tun und gucken was sie machen endete zweimal in Stagnation, aber mit definiertem Ziel und sichtbarem Weg dorthin blühen sie auf. Zum Glück muss ich mir die Geschichte nicht selbst ausdenken, denn das kann ich relativ schlecht.

Ich persönlich spiele aber lieber Abenteuer in denen am Anfang in die Situation eingeführt wird und danach frei entschieden werden kann, wie man weiter vorgeht und auch unklar ist, ob es zum Erfolg kommt. Die aktuellen Diskussionen sind mir allerdings derzeit nicht geläufig.

El God

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #6 am: 22.07.2010 | 16:31 »
Zitat
Redet man von Story oder Plot so ist man sofort Erzählonkel, macht angeblich Railroading und irgendwie wird alles was nicht explizit aus Würfeln und Regeln kommt sofort zur Wilkür.

Nein.

Wirklich Gegenwind erfährt man erst, wenn man erklärt, wie man Story und Plot durchsetzt und dann klar wird, dass es sich um Railroading bzw. Willkür handelt. Die Stichworte Trailblazing und Participationism sind in letzter Zeit in dem Zusammenhang auch schon öfter gefallen. Story und Plot können durchaus so angelegt sein, dass die Spieler viele Freiheiten haben bzw. genug Freiheitsgrade haben, um sich nicht eingeengt zu fühlen. Wo dieses *sich eingeengt fühlen* aber beginnt, ist extrem subjektiv (ha Glgnfz, das Wort kenn ich auch ;-) ) und kann in heterogenen Gruppen zu Problemen führen. Wo aber die Probleme im Internet herrühren, die Leute mit Spielgruppen, an denen sie sich nicht einmal aktiv beteiligen, haben, ist mir ein Rätsel!

Wirklich albern wirds natürlich, wenn man als SL selbst sagt, man würde Railroading betreiben.

(und noch alberner, wenn man dabei nicht mal weiß, was Railroading eigentlich bedeutet)

Offline Dr.Boomslang

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Re: Sind Erzählrollenspiele out?
« Antwort #7 am: 22.07.2010 | 16:32 »
Erzählspiele sind ja ein viel weiterer Begriff als Spiele mit (durch SL) vorbereiteter Story. Es soll wohl eher um letzteres gehen, nehme ich an, deswegen spreche ich mal nur darüber.

Es gibt kein wirklich bekanntes Spielsystem das mit vorbereiteter Story gut funktioniert. Insofern, ja, wenn man die Experten fragt, ist das out. Sonst würde es mehr solche Systeme geben und sie würden mehr gespielt werden. Nicht dass das nicht möglich wäre, es scheint nur kein Angebot da zu sein, wahrscheinlich weil die theoretischen Grundlagen noch nicht da sind, oder vielleicht auch weil kein Bedarf da ist.
Diejenigen die in den letzten Jahren die meiste Innovationskraft hatten waren die Spiele mit PE oder alternativen Erzählmöglichkeiten auf der einen und die völlig freien, plotlosen auf der anderen Seite. Es ging also dabei gerade darum sich vom klassischen auktorialen (SL-)Plot zu entfernen.

Plot ist nach der Story-Welle der 90er heute eher das Establishment von dem sich alle Innovatoren absetzen wollen, so wie es man sich damals noch von den "kindischen" Powergamern und Hack&Slay Spielern absetzen musste (was heute in der Form von Oldschool ironischer Weise wieder Avantgarde ist).

Es gibt noch ein paar Spielstile die ihre Erwachsenenphase noch nicht erreicht haben. Plotorientiertes Spiel gehört wohl dazu. Gespielt wird es heute wohl wie eh und je in der Form von Illusionismus, Partizipationismus, oder Trailblazing. In diesen Formen ist es also was die Menge der Spielrunden angeht sicher noch nicht total out, aber sicher eher auf dem Abschwung.

Offline Abd al Rahman

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #8 am: 22.07.2010 | 16:38 »
Ist also Spielerfreiheit zur Zeit am besten angesehen?
Und wie seht ihr das storyorientierte Rollenspiel momentan?"[/b]

Ich finde mich, unter anderem, in diesen Beiden Fragen nicht wieder. Ich lege Wert auf 100% Spielerfreiheit, bilde mir aber ein, dass die Abende die ich leite Storyorientiert sind. Sonst könnten wir ja gleich ein Brettspiel spielen.

Komische Frage, ehrlich  wtf?

Achamanian

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #9 am: 22.07.2010 | 16:41 »

Der Spielleiter ist ja für viele eben nur der "eSeL" und nicht ein wichtiger Teil des Spiels.

Das halte ich für ein ziemlich abstruses Gerücht, aber dazu mache ich lieber einen eigenen Thread ...

Offline scrandy

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #10 am: 22.07.2010 | 16:43 »
Zitat
Ich finde mich, unter anderem, in diesen Beiden Fragen nicht wieder.

Ich sehe mich auch als storyorientierter Spieler. Ich würde sogar sagen als Spielleiter bin ich sehr ermächtigt, benutze vieles was als Willkür verschrien wird und leite dennoch ergebnisoffen und spielerzentriert. Du siehst also darum geht es gar nicht.

Es geht vielmehr um Meinungsbilder und Stimmungen da draußen und hier im Forum.
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Offline Abd al Rahman

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #11 am: 22.07.2010 | 16:45 »
Ich sehe mich auch als storyorientierter Spieler. Ich würde sogar sagen als Spielleiter bin ich sehr ermächtigt, benutze vieles was als Willkür verschrien wird und leite dennoch ergebnisoffen und spielerzentriert. Du siehst also darum geht es gar nicht.

Es geht vielmehr um Meinungsbilder und Stimmungen da draußen und hier im Forum.

Das hab ich schon verstanden. Die beiden Begriffe kann ich aber nicht trennen, da sie keine Gegensätze darstellen oder sich gar gegenseitig ausschließen.

Offline scrandy

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Re: Sind Erzählrollenspiele out?
« Antwort #12 am: 22.07.2010 | 16:49 »
Es gibt kein wirklich bekanntes Spielsystem das mit vorbereiteter Story gut funktioniert.
Wie müsste das denn aussehen, damit es ginge? Ist Ergebnisoffenheit da ein Sstichwort, oder wird das bei vorbereiteten Geschichten überschätzt?
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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #13 am: 22.07.2010 | 16:52 »
Frage zum Verständniss:
Wenn ich in meinem Fantasysetting zwei oder drei nennen wir es Bedrohungen in dem bespielten Landstrich habe um welche sich die Charaktere selbstverantwortlich kümmern können, jeder mit eigener Motivation, jeder entwickelt sich im Laufe der Spielrunden weiter, bin ich dann story-, plot- oder ganzanders-orientiert?
Danke im Voraus für's beantworten, vielleicht finde ich dann auch einen Weg in die Theorie - bis dahin versuchte ich einfach nur ein gutes Spiel aufzuziehen, was bisher basierend auf Feedbackaussagen eigentlich auch immer gefiel.
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Offline scrandy

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #14 am: 22.07.2010 | 17:01 »
Also das dürfte von den Details abhängen. Wie gesagt die Begriffe sind nicht allzu präzise.

Ich würde sagen, wenn deine lose vorbereiteten Elemente im Zentrum stehen, du die Spieler vielleicht aktiv motivierst den Elementen nachzugehen und es vielleicht sowas wie einen Höhepunkt (oder einen möglichen Höhepunkt) gibt, dann ist das eine ergebnisoffene Form von storyorientiertem Rollenspiel.

Wenn es dir aber wichtiger ist das die Spieler selbst entscheiden können, was sie tun, die beiden Elemente auch links liegen lassen können und das Abenteuer auch irgendwo mittendrin aufhören kann, weil "nicht noch was wichtiges kommt", dann ist das wohl eher kein storyorientiertes Spiel, weil die Story nicht so wichtig ist.

Was es genau ist, kann ich dir über die paar Sätze aber nicht erklären.
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Offline Merlin Emrys

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #15 am: 22.07.2010 | 17:07 »
Ist also Spielerfreiheit zur Zeit das höchste Ziel?
Vielleicht in einer Nische, in der die Leute vergessen haben, mal wieder mehr unter Leute zu gehen.

Ich denke, der überwiegende Teil der Rollenspieler spielt... naja, Rollenspiel eben. Sowas, was man andern in wissenschaftlichen Arbeiten erklären kann... oder man macht es einfach, probiert man hier ein wenig und mal da, erträgt auch mal nicht so tolle Momente und ist alles in allem recht zufrieden mit seinem Hobby. Oder man hört auf, weil man keine Zeit mehr hat.

Und "Ziele"... ach was, Ziele sind was für Sportler oder den Chef. Aber wir wollten doch spielen, oder?

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #16 am: 22.07.2010 | 17:08 »
Ist also Spielerfreiheit zur Zeit das höchste Ziel?
Nein.

Aber Spielerfreiheit und Storyorientierung schließen sich nicht gegenseitig aus. (Spiel z.B. mal PtA oder teilweise ist das auch bei Inspectres zu sehen.)

Zitat
Und wie seht ihr die Zukunft der vorgefertigten Story im Rollenspiel?"
Hmm, schwer zu sagen.
Einige Leute werden auch zukünftig noch vorgefertigte Story spielen und andere nicht. In welche Richtung der Trend geht, kann ich nur schwer sagen.

Offline Frunobulax

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #17 am: 22.07.2010 | 17:10 »
Vielleicht in einer Nische, in der die Leute vergessen haben, mal wieder mehr unter Leute zu gehen.

Ich denke, der überwiegende Teil der Rollenspieler spielt... naja, Rollenspiel eben. Sowas, was man andern in wissenschaftlichen Arbeiten erklären kann... oder man macht es einfach, probiert man hier ein wenig und mal da, erträgt auch mal nicht so tolle Momente und ist alles in allem recht zufrieden mit seinem Hobby. Oder man hört auf, weil man keine Zeit mehr hat.

Und "Ziele"... ach was, Ziele sind was für Sportler oder den Chef. Aber wir wollten doch spielen, oder?

Ich stimme Dir ja prinzipiell zu ... aber andersherum setze ich mich auch für mein Leben gerne mit Begrifflichkeiten, Fachwörtern und Definitionen auseinander ...
Hach, süßes Dilemma!  ::)
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Offline Frunobulax

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #18 am: 22.07.2010 | 17:14 »
Also das dürfte von den Details abhängen. Wie gesagt die Begriffe sind nicht allzu präzise.

Ich würde sagen, wenn deine lose vorbereiteten Elemente im Zentrum stehen, du die Spieler vielleicht aktiv motivierst den Elementen nachzugehen und es vielleicht sowas wie einen Höhepunkt (oder einen möglichen Höhepunkt) gibt, dann ist das eine ergebnisoffene Form von storyorientiertem Rollenspiel.

Wenn es dir aber wichtiger ist das die Spieler selbst entscheiden können, was sie tun, die beiden Elemente auch links liegen lassen können und das Abenteuer auch irgendwo mittendrin aufhören kann, weil "nicht noch was wichtiges kommt", dann ist das wohl eher kein storyorientiertes Spiel, weil die Story nicht so wichtig ist.

Was es genau ist, kann ich dir über die paar Sätze aber nicht erklären.

Dann hätte ich das Problem, das ich zwischen den Stühlen sitze. Ich bin ja jetzt noch nicht sicher wie die Bösen auf die neue Kraft Charaktere reagieren. Unter aktiv motivieren würde ich auch die Gruppe Assassinen verstehen, die von Bösewicht A auf die Spieler angesetzt wurde. Das motiviert entweder zum Gegenschalg oder zur Fluch.
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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #19 am: 22.07.2010 | 17:22 »
Ist also Spielerfreiheit zur Zeit das höchste Ziel?
Und wie seht ihr die Zukunft der vorgefertigten Story im Rollenspiel?
Ich sehe Spielerfreiheit komischerweise nicht als Gegensatz zum Plot. Ein vorgefertigter Plot heißt ja nur, dass Ereignisse ohne Zutun der Spieler in Gang gesetzt werden. Solange die Spieler alle Freiheiten haben, sich einzumischen, den Plot durch ihr Tun sinnvoll zu beeinflussen, ist doch alles in Butter.

Die klassische Abenteuersituation außerhalb der Elfenbeintürme ist immer noch, dass eine Gruppe von SCs einen Auftrag bekommt, der an sich schon einen Plot beinhaltet. "Die Goblins haben die Tochter des Schmiedes entführt, um die Herausgabe von Waffen zu erpressen - die Helden machen sich auf, sie zu retten" ist ein Plot, dessen Ausgestaltung den Spielern jede Menge Freiheiten lassen kann. Die Zukunft dieser Art von "vorgefertigter Story" sehe ich äußerst rosig, soweit man das bei unserem kleinen Hobby (das uns aber trotz aller Naysayer noch auf absehbare Zeit erhalten bleiben wird) sagen kann.

Offline Dr.Boomslang

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Re: Sind Erzählrollenspiele out?
« Antwort #20 am: 22.07.2010 | 17:30 »
Wie müsste das denn aussehen, damit es ginge? Ist Ergebnisoffenheit da ein Sstichwort, oder wird das bei vorbereiteten Geschichten überschätzt?
Also erstmal: Ergebnisoffenheit ist eine Eigenschaft von Rollenspielen über die es sich kaum zu diskutieren lohnt. Jedes Spiel muss ergebnisoffen sein, sonst ist es kein Spiel und das hat gar nichts damit zu tun was wann fest steht, auch nicht mit Story oder Plot. Es geht also nicht darum ob etwas ergebnisoffen ist, sondern welche Freiheiten man tatsächlich hat, und welche nicht, und wie klar und einfach diese Freiheiten innerhalb des Spiels umzusetzen sind, und wozu die Freiheiten dienen. Das nur als Vorwort.

***
Ein plotorientiertes System muss offensichtlich zwei wesentliche Eigenschaften zusammen bringen, die immer in Konflikt geraten: Dramaturgie des Plots und Einfluss der Spieler auf das Spiel (bzw. also Dynamik des Spiels). Das System muss beides möglichst garantieren können, so das Spieler selbst keine Verrenkungen anstellen müssen, die ihr Spiel gezwungener und anstrengender werden lassen.
Wie schon erwähnt gehen die klassischen Lösungen hier von Illusionismus bis Trailblazing. Von den dabei verwendeten Techniken wird man sich wahrscheinlich was abgucken müssen. Man muss das Ganze dann aber in ein explizites System gießen.

Es gibt da einige Möglichkeiten. Selbst Trailblazing ist in punkto Systemen noch gar nicht ausgeschöpft. Eine Trailblazing-Variante die wir alle kennen ist z.B. ein fest stehender Plot in dem die Spieler nur noch eine bestimmte Anforderung erfüllen müssen um im Plot weiter zu kommen, bzw. wo bestimmte Leistungsindikatoren über den Plot an die Spieler zurück gespiegelt werden, ohne dabei den Plot wesentlich zu ändern. Die Freiheit der Spieler bezieht sich also nicht auf den Plot, sondern auf ihre persönliche Leistung. Das ist das gängige Modell heutiger storyorientierter Computerspiele.

Ich hätte auch noch mindestens eine weitere Idee die über Trailblazing hinaus geht. Dabei geht es um abstrakte Plots. Man könnte z.B. eine Art Plotpuzzel aus verschiedenen dramaturgisch passenden abstrakten Plots vorgeben, die durch das Spiel dann konkretisiert werden. Wenn der Plot fest steht bleibt außerdem auch noch die Rolle der Charaktere für den Plot offen. Das heißt die Verbindung zwischen Plot und konkretem Charakter könnte sich während des Spiels erst ergeben.

Das alles sind natürlich erst mal Konzepte von denen ich nicht vorhersagen kann wie leicht sie umzusetzen wären, geschweige denn ob viele Leute das spielen würden. Für die klassische Casual-Gruppe wo SL und Spieler ganz unterschiedliche Bereitschaft zeigen selbst im Spiel kreativ zu werden, sind Trailblazing-Konzepte wohl am vielversprechendsten.

Dann gibt es z.B. auch noch die einfache Variante die Dom bei StoryDSA benutzt hat. Plot und Spiel der SC sind komplett voneinander abgetrennt, d.h. der SL erzählt alles was er für seine Story benötigt, und lässt die Spieler nur die Lücken auffüllen, dafür aber auch komplett frei. Diese Variante (minus der vollen Erzählfreiheit für Spieler von SC) war früher mal unter Inselspiel o.ä. bekannt, und kann sowohl als RR, Illusionismus/Partizipationismus, oder Trailblazing gespielt werden, oder eben wie hier bei StoryDSA ganz offen, durch klare aber ungewohnte Kompetenzgrenzen.

Offline Lord Verminaard

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #21 am: 22.07.2010 | 17:32 »
Ich denke, diejenigen, die story-orientiertes Spiel nicht verstehen (wollen) sind momentan einfach mitteilungsbedürftiger als diejenigen, die taktisches Spiel oder Sandboxing nicht verstehen (wollen). Wenn man, wie ich, gerne story-orientiert spielt, und dazu mit großer Mühe und Geduld viel in diesem Forum geschrieben hat, und liest am nächsten Tag wieder denselben undifferenzierten Unsinn von denselben Leuten, dann wird einem das halt irgendwann zu blöd.

Ärgerlich dabei ist, dass eine Binnendiskussion der story-orientierten Spieler derzeit hier im Forum nicht möglich zu sein scheint, aufgrund des oben erwähnten Mitteilungsbedürfnisses. Gerade über vorgefertigte Story im Rollenspiel wäre eine solche Binnendiskussion lohnenswert. Eine wünschenswerte Zukunft wäre m.E. eine Entwicklung hin zu mehr Transparenz und einem reflektierten und punktuellen Einsatz vorgefertigter Story-Elemente im Rollenspiel. Es besteht hier aber leider ein erhebliches Spannungspotential zwischen Verlagsinteressen und Spielerinteressen.
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m4lik

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #22 am: 22.07.2010 | 17:34 »
Ist also Spielerfreiheit zur Zeit das höchste Ziel?
Nein. Das oberste Ziel lautet Spaß. Eingeschränkte Selbstbestimmung (als Spielerfreiheit) kann, wenn von der eingeschränkten Person als nachvollziehbar und sinnvoll anerkannt, durchaus zur Bedürfnisbefriedigung führen. Von daher ist alles eine Frage der beteiligten Personen, deren Vorlieben und Fähigkeiten.

Und wie seht ihr die Zukunft der vorgefertigten Story im Rollenspiel?"[/b]
Eine vorgefertigte Story ist nur so gut, soweit sie im Spiel über den Haufen geworfen werden kann, um einer noch besseren Story Platz zu machen, welche die bisherigen Storyelemente nicht ad absurdum führt.
« Letzte Änderung: 22.07.2010 | 17:37 von m4lik »

Offline Maarzan

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #23 am: 22.07.2010 | 17:56 »
Storyorientiert in keinster Weise definiert ist wird je nach Lust und Laune geändert.

Der Wind weht den Leuten ins Gesicht, welche sich anmaßen ihre Story auf Kosten des Mitspieler durchzuzwingen oder so ein Verhalten verteidigen. Das ist keine Spielstilablehung sondern (Miss-)Verhaltensablehnung.

Widerspruch ziehen sich auch diejenigen zu. welche ihren Stil (oder System) auf Kosten anderer Stile unfein pushen. (Kindisch, unreif, altmodisch...) Das ist halt das Storytellererbe.

Und wenn es Leute gibt, deren Themen hier zerschossen werden, mein Lord, dann sind das wohl die Simulationisten, die sich nahezu umgehend anhören müssen, dass das ja alles sinnlose und spaßfreie Hardwurstkacke ist, welche keiner braucht und sowieso unmöglich ist.

Spielerfreiheit und "Enpowerment" sind Sachen, welche nicht nur im Zusammenhang mit Story diskutiert werden. Das ist übergreifend denke ich.

 



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Offline Sequenzer

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Re: Sind storyorientierte Rollenspiele out?
« Antwort #24 am: 22.07.2010 | 18:03 »
Wenn man mit Storyorientiert Spielen sowas alla -> Wir rennen Stur den Metaplot hinterher meint dann wohl ja ^^ Ich würde mal soweit gehn das bei der Konkurrenz die in den letzten Jahren aufkam. Die meisten einfach die Lust an den altbacken Metaplot/Abenteuer-pfaden hinterher rennen gesunken ist. Vielleicht ist auch die grobe Masse etwas kreativer geworden ;) Alternative kann man auch meinen das mehr Charakterplayer als Storyplayer in der zwischenzeit gibt ^^
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