Thema: Was haltet ihr von vorgefertigten Charakteren?

[1of3]

Hiho.

Bei den B!esudelten Messern läuft grade ein Thema mit der obigen Frage. Da ich das Thema an sich interessant finde und es daher gerne auf einem etwas zivilierteren Niewoh besprechen würde, mach ich hier nun ein ebensolches Thema auf.


Also was sind eure Erfahrungen damit und Einstellungen dazu, einen für die Kampagne passenden und spielfertigen Charakter zu bekommen?


Mir persönlich bereitet es jedenfalls deutlich mehr Freude einen soweit fertigen Charakter zu interpretieren in der Sicherheit, dass alles was ich geliefert bekommen habe auch spielrelevant sein wird, als die Freiheit zu bekommen mir jeden x-beliebigen Charakter zu bauen, dessen Eigenarten dann egal sind.

Zudem empfinde ich es durchaus als eine Herausforderung einen nicht selbst entworfenen Charakter zu interpretieren. Sich mit dieser Hürde auseinandersetzen zu wollen, scheint mir auch der Grund zu sein, dass hier und da zufallsbasierte Charaktererschaffung so beliebt ist.


Was meint ihr zu dem Thema?

[Glgnfz]

Wie üblich ist meine Meinung hier wahrscheinlich recht traditionell:

Auf Cons und für One Shots habe ich gerne vorgefertigte Charaktere und für längere Runden erschaffe ich gerne meine eigenen - eben aus dem von dir genannten Grund, weil ich gerne schaue, was das Schicksal mir zugedacht hat und ich versuche den Charakter dann nach meinen Vorstellungen mit Leben zu füllen.

[Teylen]

Bei Con Runden fand ich es absolut in Ordnung, praktisch und interessant.
Da mag ich mich auch nicht mit der Char Erschaffung plagen.

Bei einer Kampagne wuerde ich es ebenso in Ordnung finden wenn es sich um ein Kaufabenteuer handelt, ohne Kenntnis der Spieler geschrieben wurde oder damit eine neue Runde anfaengt.
Wobei ich bei letzterer auch nichts gegen eine unterstuetzte Charakter Erschaffung haette.

Bei bestehenden Runden innerhalb eines Settings erwarte ich das die Kampagne auf die bestehenden eigenen Charaktere angepasst ist.

[Eulenspiegel]

Wenn es vorgefertigte Charaktere gibt, kann ich damit leben.

Wobei ich es bevorzuge, wenn ich selber an der Charaktererschaffung beteiligt bin. (Wobei ich es halt optimal finde, wenn die SCs innerhalb der Gruppe gemeinsam gebaut werden und man gemeinsam ein Beziehungsgeflecht zwischen den SCs legt. - Nur die kleinen Geheimnisse notiert man halt anschließend geheim und zeigt sie nur dem SL. Aber das ganze offizielle Gedöns wird von allen Spielern gemeinsam entwickelt.)

[Darkling]

Prinzipiell bin ich ja eher ein Freund von selbsterstellten Charakteren, aber ich kann mich zwischendurch auch mit vorgefertigten Charakteren anfreunden, solange das nicht der Regelfall wird.
Falls es vorgefertigte Charaktere gibt bin ich ein Freund davon, mehr Charaktere zur Auswahl als Spieler am Tisch zu haben. Zumindest die Wahl zu haben, welchen der vorgefertigten Charaktere man denn nun nimmt hilft schon, es irgendwie als "seinen" Charakter zu empfinden, finde ich.
Davon ab mag ich vorgefertigte Charaktere um so mehr, wenn sie mir Freiraum in den Details lassen. Name, Geschlecht, Haarfarbe, solche mutmaßlichen Kleinigkeiten können einen immensen Einfluss darauf haben, ob man einen Charakter spielen mag oder nicht.

[Erdgeist]

Auf Cons und für One Shots habe ich gerne vorgefertigte Charaktere und für längere Runden erschaffe ich gerne meine eigenen - eben aus dem von dir genannten Grund, weil ich gerne schaue, was das Schicksal mir zugedacht hat und ich versuche den Charakter dann nach meinen Vorstellungen mit Leben zu füllen.

unterschreib

Hinzufügen möchte ich, dass ich schon eine gewisse Auswahlfreiheit bei vorgefertigten Charakteren haben möchte, mir also nicht der Charakter zugeteilt wird, sondern ich ihn - nach Absprache mit meinem Mitspielern, versteht sich - aus dem Angebot aussuchen kann.

Oder, andere Alternative, man gibt Wünsche ab, auf was man Lust hätte und der SL erstellt dann was.

[YY]

Ich mag es sehr, vorgefertigte Charaktere mit Leben zu füllen - unter zwei Voraussetzungen:

- Der Charakter ist mehr "Gerüst", an dem ich mich lang hangeln kann, als 110% ausgearbeitet und -im schlimmsten Fall- verpeilt erstellt (fehlerhaft, grob unpassend (! - eigenes Abenteuer nicht verstanden?   ), total inkompetent etc.)

- Der SL (oder wer auch immer den SC gebastelt hat - sofern er denn dann überhaupt mit am Tisch sitzt) hat verstanden, dass er den SC an mich abgetreten hat.
Es ist ziemlich nervig, wenn alle Naselang Sätze fallen wie "Nein, das würde der Charakter nicht tun/so war er nicht gedacht." - das hätte man sich überlegen müssen, bevor man mir den SC in die Hand gibt  


Wenn ich kleine Änderungen vornehmen darf, bin ich i.d.R. mit vorgefertigten Charakteren rundum glücklich, solange das Grundgerüst einigermaßen passt, und ich habe schon öfter vorgefertigte Charaktere von Cons u.Ä. mitgenommen und in anderen Runden weitergespielt.

[Wulfhelm]

Ich mag es sehr, vorgefertigte Charaktere mit Leben zu füllen - unter zwei Voraussetzungen:

- Der Charakter ist mehr "Gerüst", an dem ich mich lang hangeln kann, als 110% ausgearbeitet und -im schlimmsten Fall- verpeilt erstellt (fehlerhaft, grob unpassend (! - eigenes Abenteuer nicht verstanden?   ), total inkompetent etc.)

- Der SL (oder wer auch immer den SC gebastelt hat - sofern er denn dann überhaupt mit am Tisch sitzt) hat verstanden, dass er den SC an mich abgetreten hat.
Es ist ziemlich nervig, wenn alle Naselang Sätze fallen wie "Nein, das würde der Charakter nicht tun/so war er nicht gedacht." - das hätte man sich überlegen müssen, bevor man mir den SC in die Hand gibt

So ist es.

[Santa]

Ich hab gerne vorgefertigte SC, wenn ich das System nur mal testen will und die Erstellung länger dauert als ca. 15 Minuten. Wenn sich dann eine längerfristige Runde anbahnt, dann erstelle ich bzw. erlaube ich den Spielern die SC regeltechnisch neu zu erstellen, wenn keiner damit ein Problem hat. Die Bögen werden dann gewissermaßen ausgetauscht. Ich hab dann doch lieber die Kontrolle über die Feinheiten, aber selbst wenn nicht, heißt es nicht, dass ich einen SC weniger gut finde.
Bei von Grund auf längerfristigen ausgerichteten Runden kann jeder seinen SC selber erstellen oder einen vorgefertigten nehmen, das ist mir egal. Ich erstelle dann lieber selbst.

[Lyonesse]

Ich bin kein regelmäßiger Con-Gänger, aber das man da nicht die Zeit hat einen Charakter zu entwerfen, versteht sich von selbst. Ansonsten würde ich es ablehnen einen vorgefertigten Charakter länger als für 1-2 Sitzungen zu spielen, das ist einfach nichts für mich. Anders ist die Vorgabe von Rollen, also, du mußt unbedingt einen Professor oder Thaumaturgen aus der Taufe heben, denn der fehlt noch in der Gruppe. Damit kann ich schon eher leben, allerdings sollte dabei ein Rückgaberecht impliziert sind. Ich probiere gern mal was aus, aber wenn mir die Rolle absolut nicht liegt, dann möchte ich darauf auch nicht festgenagelt werden.

[El God]

Eine meiner bisher schönsten Erfahrungen im Rollenspiel war eine Erzählonkelsitzung mit vorgefertigten Charakteren - inklusive deren Motivation, Charakter etc. - es grenzte schon an schauspielerische Charakterexploration und hat wunderbar funktioniert, weil ich Reibungspunkte zwischen den Charakteren eingebaut habe und sich die Spieler hervorragend auf diese Spielweise eingelassen haben.

Üblicherweise mache ich es aber nicht so und lasse den Spielern die Freiheit, zu spielen, was sie spielen wollen.

[Bad Horse]

Wie schon einige meine Vorredner: Auf Cons oder wenn anderweitig die Zeit zur Erschaffung mangelt, gern mit vorgefertigten Charakteren; ansonsten bau ich lieber selbst.

@Dolge: Ja, vorgefertigte Charaktere mit Reibungspunkten mag ich auch sehr gern; wobei das bei mir meistens in Semi-Larps ausartet, wo ich als SL nur marginal gefragt bin (letztes Beispiel: Star Wars Bollywood-Musical, da hab ich zum Schluß nur noch dagesessen und mit breitem Grinsen zugeschaut).

[1of3]

@Dolge: Ja, vorgefertigte Charaktere mit Reibungspunkten mag ich auch sehr gern

Also dass die Charaktere dann irgendwie zu Spielbeginn in einer gewissen Dynamik stehen, hätte ich schon angeommen. Sonst erschließt sich mir gar nicht, warum man das überhaupt tun sollte. Außer eben um bei komplexer Charaktererschaffung die Zeit nicht zu vergeuden, aber dann hat der Modus keinen Eigenwert mehr, sondern dient nur noch zum Abwenden eines Mankos.


Was YY sagt, also dass man dann bitte den Spieler spielen lassen soll, halte ich ebenfalls für sehr wichtig. Dass ist zwar schon fast generell ein Zeichen des guten Geschmacks, aber gerade in diesem Modus hat das für mich als SL besonderen Reiz: Ich will sehen, was die Leute mit den Vorgaben machen.

Ich war z.B. einmal völlig geplättet als die Botschafterin eines Volkes in den Händen von Vampirecat plötzlich eine politische Geisel wurde. Es war auch nicht unmöglich. Tatsächlich sprach bei den übgegebenen Informationen überhaupt gar nichts dagegen. Ich hätte nur nie damit gerechnet, dass diese Interpretation sich ergeben könnte.

[Nin]

(...)dass diese Interpretation sich ergeben könnte.

Das finde ich ein gutes Stichwort.

Auch ich mag auf Cons vorgefertigte Charaktere, die aufeinander und das Setting abgestimmt sind. Und ich finde es super, wenn ich gefordert werde, etwas zu spielen, auf was ich so vielleicht nie gekommen wäre.

Aber genauso wichtig finde ich, dass die Person, die den vorgefertigten Charakter erhält, ihn interpretieren darf.

[Skele-Surtur]

Ich finde vorgefertigte Charaktere gut. Im Regelfall findet sich schon einer, der zu dir passt. Nur manchmal ist es vorteilhaft, wenn die Spieler sich ihre Charaktere bauen, damit sie wissen, was die Charaktere können.

Dann gibt es natürlich noch das Mittelding: Charakter zu 50-75% erschaffen und ein wenig Raum für Ausgestaltung durch den Spieler lassen.

[Nin]

... oder bestimmte Aspekte der Charaktere unabhängig voneinander verteilen (beispielsweise die Charakter-Stereotypen und die magische Zaubersprüche).

[Nin]

Noch cooler finde ich inzwischen aber die gemeinsame Erschaffung des Charakters durch SL und Spieler in einem 4-Augen-Meeting

Das könnte ich mir für mich nur dann vorstellen, wenn das Spiel intrigant PvP läuft.

Alternativ zu den hier nachgefragten vorgefertigten Charakteren (für mich: bei Cons und anderen One-Shots) sehe ich eigentlich nur mit allen gemeinsam entwickelte Charaktere und Spielwelten (siehe z.B. DFRPG).

[Das Grauen]

Ich kann mich da ebenfalls anschließen: Auf Cons problemlos, bei Runden, in denen wir regelmäßiger in der gleichen Konstellation spielen, erstelle ich meine Charaktere selber.

Generell finde ich das Interpretieren vorgefertigter Charaktere spannend. Da kommen meist ganz andere Charaktere heraus, als dies der Spielleiter sich vorgestellt hat, zumindest war das meist der Fall.

[Belchion]

Auf Cons und für One-Shots bevorzuge ich vorgefertigte Charaktere mit gemeinsamer Hintergrundgeschichte - da fehlt einfach die Zeit, um sich im Spiel zusammenzufinden bzw. um wirklich ein Abenteuer um die eigenen Charaktere daraus zu machen. (Als Ausnahmen gelten hier nur Spiele mit sehr schneller Charaktererschaffung und eingebauter Gruppenzusammenschließung)

Bei Kampagnen akzeptiere ich vorgefertigte Charaktere, wenn wirklich nur die Regeln festgelegt sind oder höchstens in sehr vager Form einige Stichworte zum Hintergrund dazukommen. (So in der Form du bist ein Adeliger aus Reich Blubistan). Ich möchte aber in der Lage sein, ihn zu meinem Charakter zu machen.

[Haukrinn]

Ich finde vorgefertigte Charaktere toll. Damit hat man einen schnellen Einstieg ins Spiel. Wichtig dabei ist aber die von 1of3 schon angesprochene Relevanz. Wenn ich einen vorgefertigten Charakter in die Hand gedrückt bekomme, dann erwarte ich eigentlich auch, dass ich diesen aus einem bestimmten Grund spiele, sprich der Charakter muss mit den anderen Charakteren vernetzt sein und er muss sich gut ins Szenario integrieren.

[Dimmel]

Was meint ihr zu dem Thema?

Ich spiele lieber mit selbst erstellten Charakteren, sowohl als Spieler, als auch als Leiter. Längere Kampagnen werden bei uns auf die Charaktere zugeschnitten. Durch einen Charaktere hat also der Spieler mit die Möglichkeit, Einfluss auf die Kampagne zu nehmen. Ob nun gemeinsame oder Einzel Charaktererschaffung kommt für mich auch stark auf die Kampagne an.

Vorgefertigte Charaktere sind besser beeignet, wenn der Leiter eine bestimmten Konflikt thematisiert und natürlich auf Cons und One-Shoots, wo man die zeitraubende Charaktererschaffung umgehen will.

Gruß Dimmel

[Eulenspiegel]

Ist in dem Fall bei uns gar nicht intrigant. Ich wollte nur den zeitraubenden Ideenfindungsprozess jedes Einzelnen nicht allen anderen zumuten.

Bei der gemeinsamen Erschaffung ist es ja so, dass alle gemeinsam Ideen beisteuern.
- "Hey, wäre es nicht cool, wenn sich unsere beiden Chars von damals aus der Wehrdienstzeit her kennen?"
- "Ja! Moment, dein SC ist ja viel älter als meiner. Sagen wir, du warst damals der Ausbilder, der uns immer so stark rangenommen hat und dem wir deswegen zum Abschied einen Streich gespielt haben."

[Oberkampf]

Spielersicht:

Vorgefertigte sind ok für Cons, One-Shots oder Kurzkampagnen. Bei Kurzkampagnen muss die Weiterentwicklung aber mir überlassen bleiben. Außerdem sind Vorgefertigte für jedes Spiel gut, wo die Story im Vordergrund steht, und für die meisten Spiele, deren Regeln ich nicht kenne und nicht unbedingt lesen will.

Eigenerstellte Charaktere sind mir am Liebsten bei längeren Kampagnen mit offenem oder halboffenem Ende und in Systemen, deren Regeln ich gut kenne.

Gruppengenerierte Charaktere (mit Absprache, Verbindungen und Reibungspunkten) sind mir am Liebsten für längere Kampagnen, die sich um die Charaktere, ihre Absichten, Ziele und Entwicklung drehen.

Spielleitersicht:

Auf Cons bringe ich meistens Vorgefertigte mit.

Ansonsten:
Mindestanforderung: Mir egal, Hauptsache der Charakter ist irgendwie regelkonform, passt in die Welt und der Spieler hat seine Grundmechanismen (Stärken, Schwächen) verstanden.
Wunschanforderung: der Charakter ist vom Spieler mit der Gruppe entwickelt, in die Gruppe vernetzt und hat ein kurzfristiges, ein mittelfristiges und ein längerfristiges Ziel, das er mit der Gruppe anstrebt.

[Nocturama]

Bei gut vernetzten, intensiv in den Hintergrund eingebauten und interessanten Charakteren hätte ich auch kein Problem, einen vorgefertigten Charakter in einer längeren Kampagne zu spielen.

Als Spielleiter hätte ich aber ehrlich gesagt nicht unbedingt Lust, mir neben der Verantwortung für eine spannende Welt mit spannenden Abenteuern* auch noch die Verantwortung für spannende Spielercharaktere aufzuhalsen.



* Ja, klar, das liegt auch in der Verantwortung der Mitspieler, aber das ignoriere ich jetzt mal.

[Bad Horse]

Es gibt auch Spieler, die die Methode "Ich sag dem SL grob, was ich spielen will, und der baut dann" vorziehen.

Das hat bei einem komplexen System, bei dem für einen unerfahrenen Spieler schwierig absehbar ist, welche Fähigkeiten sich lohnen und welche nicht, den Vorteil, dass der Charakter hinterher nicht verskillt ist und trotzdem dem entspricht, was der Spieler spielen will.