Autor Thema: Einführung neuer Editionen  (Gelesen 26202 mal)

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Humpty Dumpty

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Einführung neuer Editionen
« am: 4.08.2010 | 12:21 »
Zwei Sachen verstehe ich oft nicht:

1. Weshalb neue Editionen so amateurhaft eingeführt werden.
2. Weshalb sich die Leute wundern, dass schlecht eingeführte Editionen in Bausch und Bogen floppen.

Dabei wäre es nach meiner Überzeugung gar nicht so schwer, das zu ändern. Schließlich sehe ich bei der Einführung einer neuen Edition große Parallelen zum Veränderungsmanagement in einer Firma. Und da gibt es mit den 8 Stufen von John Kotter ein wunderbar funktionierendes Kochrezept. Eine gut lesbare Zusammenfassung findet sich hier. Wer während der Lektüre beispielsweise an DSA5 denkt, wird bestimmt diverse Überschneidungen erkennen. Und für den ersten Punkt, "A Sense of Urgency", hat John Kotter kürzlich sogar eigens ein Buch rausgebracht. Also, die Herren Plötz und Götz: schleunigst lesen, bevor es zu spät ist!

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ErikErikson

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #1 am: 4.08.2010 | 12:28 »
Kenn ich ned, klnigt aber wie transformationale Führung. Die find ich gut.

Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #2 am: 4.08.2010 | 12:30 »
Kenn ich ned, klnigt aber wie transformationale Führung. Die find ich gut.
Jo, stimmt. Der Ansatz wurde von der charismatischen Führung beeinflusst.

ErikErikson

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #3 am: 4.08.2010 | 12:38 »
Warum sollen sich die DSAler die Mühe machen? Für die Kosten des Buches können die sich ja auch nen neuen Mitarbeiter leisten. Und gekauft wird ja bekanntlich eh alles.  ;)

Nee, ernsthaft, ich hab keine Ahunng wie Editionen bisher eingeführt wurden. Vielleicht könnte mal jemand die stärksten Kritikpunkte nennen?

Ich stelle mir das ja so vor: Der Chris sitzt im Büro und sagt:"Hmm, als eigentlich könnten wir ja mal ne neue Edition rausbringen, so jetzt mal als Idee." Und die anderen zwei sagen, "Joa, warum eigentlich ned, wär mal ganz lustig. Wir sagens gleich mal den anderen beiden Mitarbeitern."  ;)
« Letzte Änderung: 4.08.2010 | 12:43 von Erik Erikson »

Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #4 am: 4.08.2010 | 12:47 »
Nee, ernsthaft, ich hab keine Ahunng wie Editionen bisher eingeführt wurden.
Ich auch nicht. Aber mein Eindruck ist, dass die Einführung vollkommen unsystematisch geschieht. Beispiel nWoD: Ich fand Vampire damals tierisch cool und habe alle News zu Gehenna und zum Launch der nWoD gelesen. Nirgends wurde aber meines Wissens vorbereitet, dass es sich bei der nWoD um nichts anderes als einen Relaunch, also die Einführung einer neuen Edition handeln würde. Zumindest ist das komplett an mir vorbeigegangen. Als dann die nWoD erschien, war die Emörung und Entrüstung gewaltig, denn die vorherige Kommunikation lief komplett an der Realität vorbei. Zumindest habe ich das so empfunden.

Hätten die Kotter gelesen und umgesetzt, wär der Umsatz nach meiner Überzeugung nicht so eingebrochen. Und irgendwann steht ja de facto auch mal DSA5 an. Da würde ich mir halt wünschen, dass die Einführung systematischer passiert.

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« Letzte Änderung: 4.08.2010 | 12:50 von TAFKAKB »

Belchion

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #5 am: 4.08.2010 | 12:48 »
1. Weshalb neue Editionen so amateurhaft eingeführt werden.
Weil die meisten Rollenspielverleger Amateure sind.

2. Weshalb sich die Leute wundern, dass schlecht eingeführte Editionen in Bausch und Bogen floppen.
Weil sie selbst vom Projekt begeistert sind. Sie sind so im Enthusiasmus des Projekts gefangen, dass sie eventuelle Schwachstellen und Probleme nicht mehr erkennen können.

Samael

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #6 am: 4.08.2010 | 12:49 »
Weil die meisten Rollenspielverleger Amateure sind.

Richtig. Es fehlen auch die Ressourcen.

Offline carthinius

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #7 am: 4.08.2010 | 12:51 »
Zwei Sachen verstehe ich oft nicht:

1. Weshalb neue Editionen so amateurhaft eingeführt werden.
2. Weshalb sich die Leute wundern, dass schlecht eingeführte Editionen in Bausch und Bogen floppen.

Ich verstehe es auch nicht, vermute aber folgendes:
1. Kein Marketing bzw. (scheinbar) fehlende Notwendigkeit - Der RPG-Markt sei ja vorgeblich zu klein, um da zu klotzen. Mehr als ein bisschen Forengeschreibsel oder kleinere Texte in den üblichen Organen zu platzieren braucht man ja nicht.
2. Es SIND Amateure - Nur weil einige Leute damit ihr Geld verdienen, haben sie halt trotzdem keine Ahnung vom Geschäft (kommt mir jedenfalls häufiger so vor). Das beißt sich übrigens auch mit einem der Punkte auf deiner 8-Stufen-Liste: Die, die eine Vision haben, können höchstwahrscheinlich nicht wirtschaften, die, die wirtschaften können, haben keine Vision.  :-\ Bzw. würde hier jetzt wieder der Unkenruf kommen müssen: "Hätten sie nicht bereits eine Vision (nämlich, ein "unwirtschaftliches" Rollenspiel herauszubringen), würden sie sich mit Grausen vom RPG-Markt abwenden, da dort eh nichts zu holen ist".
3. auch "gut eingeführte" Editionen scheinen floppen zu können - Man kann den Wizards ja vorwerfen, was man will, aber bisher haben sie ihre jeweils neue D&D-Edition immer gut zu bewerben gewusst. Interessanterweise kann man aber bei der 4er nicht erkennen, ob es (in ausreichendem Maße) klappt (und die Wizards werden einen Teufel tun und dazu was konkretes verlautbaren lassen, vermute ich).

EDIT: Belchion und Samael waren schneller.
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Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #8 am: 4.08.2010 | 12:56 »
Ja, Carthinius, das könnte so sein.

1. Der weitgehende Verzicht auf Marketing erscheint mir unsinnig. Für personalintensive und kostenarme Aktivitäten gäbe es doch eigentlich genug Ressourcen. Aber da kenne ich mich letztendlich nicht gut genug aus, um mir ein Urteil zu erlauben.
2. Guter Punkt. Aber ich halte insbesondere die Geschäftsführung von Ulisses ja für clever. Da sind nach meinem Eindruck kompetente Enthusiasten am Werk. Eigentlich ein Glücksfall.
3. Das Fass habe ich extra nicht aufgemacht. Aber mein Eindruck ist, dass 4E in den Staaten durchaus ein kommerzieller Erfolg ist. Mehr gerne in einem anderen Thread.

Offline Dirk Remmecke

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #9 am: 4.08.2010 | 13:04 »
ein wunderbar funktionierendes Kochrezept.

Da muss man doch gar nicht so weit außerhalb des Rollenspielfeldes suchen.

Adkison und Dancey haben doch vorgemacht, wie es geht. Wizards of the Coast hat mit der Markteinführung von D&D3 wirklich alles richtig gemacht, ja geradezu die Blaupause eines Relaunches vorgelegt.
(Um so unverständlicher, dass der gleiche Laden bei 4e so jämmerlich versagte.)

Und Paizo war mit Pathfinder auch nicht schlecht.

Weil sie selbst vom Projekt begeistert sind. Sie sind so im Enthusiasmus des Projekts gefangen, dass sie eventuelle Schwachstellen und Probleme nicht mehr erkennen können.

Und ich fürchte, dass genau das Gegenteil der Fall ist - dass es sich nämlich nur noch um Auftragsarbeiten ohne Visionen und Enthusiasmus handelt. Wer sein Produkt liebt und lebt, der kommuniziert auch anders.

Offline Greifenklaue

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #10 am: 4.08.2010 | 13:08 »
@Marketing: Ist das denn wirklich so wenig?

Nehmen wir als ein Beispiel Cthulhu. Riesiges Supportteam, Gratisregelwerk, viel Internetkram, Aufkleber, Postkarten, Newsletter, Forum, Werbung in anderen Produkten der Firma - was will man denn noch???
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Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #11 am: 4.08.2010 | 13:12 »
Da muss man doch gar nicht so weit außerhalb des Rollenspielfeldes suchen.

Adkison und Dancey haben doch vorgemacht, wie es geht. Wizards of the Coast hat mit der Markteinführung von D&D3 wirklich alles richtig gemacht, ja geradezu die Blaupause eines Relaunches vorgelegt.
(Um so unverständlicher, dass der gleiche Laden bei 4e so jämmerlich versagte.)

Und Paizo war mit Pathfinder auch nicht schlecht.
Das stimmt, gerade die Markteinführung von D&D3 verläuft ziemlich genau entlang der Linien von Kotter. Auch wenn ich die Qualität der Führungskoalition (Punkt 2) nicht beurteilen kann: die Dringlichkeit, Vision, Strategie und Kommunikation waren bei der Einführung tatsächlich phantastisch. Danke für den Hinweis!

Offline carthinius

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #12 am: 4.08.2010 | 13:17 »
Wer sein Produkt liebt und lebt, der kommuniziert auch anders.
Vor allem produziert er anders - das Totmelken der Linie und Beschäftigen mit Nebenkriegsschauplätzen bzw. Details, die eigentlich viel zu frikkelig sind, sind kein gutes Zeichen.

2. Guter Punkt. Aber ich halte insbesondere die Geschäftsführung von Ulisses ja für clever. Da sind nach meinem Eindruck kompetente Enthusiasten am Werk. Eigentlich ein Glücksfall.
Clever sind sie in der Tat in einigen Fällen. Allein das "Fanware"-Label ist eine brillante Idee, für so gut wie keinen eigenen Einsatz (gut, neben dem finanziellen Risiko, aber das ist vermutlich ein Bruchteil dessen, was sonst in Entwicklung und Gestaltung fließen müsste) ein fertiges Produkt auf den Markt werfen zu können und dafür auch noch die Wertung "die tun was!" zu bekommen.
Versteh mich bitte nicht falsch, ich finde es großartig, als Fan so auf die Vermarktungswege eines "big players" Zugriff und eine potentielle Marktdurchdringung zu haben, die ich mit einer kleinen Eigeninitiative niemals ansatzweise bekommen würde. Aber man kann es eben auch negativ auslegen (insbesondere, weil Mario Truant betonte, dass ihnen fertige Sachen am liebsten sind, in die sie keine Arbeit mehr stecken müssen). Das heißt, all die nervigen Sachen wie Lizenzgespräche, Übersetzung, Koordination, Layout und Korrektorat liegen im Idealfall nicht bei ihnen und kosten daher auch keine Ressourcen.

3. Das Fass habe ich extra nicht aufgemacht. Aber mein Eindruck ist, dass 4E in den Staaten durchaus ein kommerzieller Erfolg ist. Mehr gerne in einem anderen Thread.
Kann ich verstehen, ich teile diese negative Sicht auf den Erfolg der 4E auch nicht. Muss daher hier nicht diskutiert werden.
Ist aber ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich offenbar Wahrnehmung des Scheiterns und tatsächlicher (Miss-)Erfolg beieinander liegen im Zeitalter des Internets. Bei der nWoD kann man aber vermutlich wirklich sagen, dass in D der Misserfolg von den Fans der oWoD herbeigeredet wurde, international scheint sie ja hingegen durchaus zu laufen.
Kommt also offenbar hinzu, dass hierzulande nicht nur die Hersteller konservativ sind (und deswegen die Möglichkeiten des erfolgreichen Pushens der eigenen Produkte nicht nutzen), sondern auch die Kunden, die man üblicherweise anspricht.
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Offline carthinius

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #13 am: 4.08.2010 | 13:19 »
Nehmen wir als ein Beispiel Cthulhu. Riesiges Supportteam, Gratisregelwerk, viel Internetkram, Aufkleber, Postkarten, Newsletter, Forum, Werbung in anderen Produkten der Firma - was will man denn noch???
Das ist "Fischen im eigenen Teich". Marketing soll neue Teiche erschließen. Wo bleibt der Versuch, Werbung im Mysterybereich zu machen? Anzeigen in thematisch passenden Publikationen, die NICHT von Pegasus sind? Kooperationen mit den Verlagen, die Lovecraft oder ähnliches auflegen? Mit den Hörspiellabels, die die Geschichten verwursten? Der Versuch, im normalen Zeitschriftenhandel mit Publikationen zu landen?
Sowas muss man machen, damit das nicht Inzucht ist. Und das macht keiner. Weil es sich angeblich nicht lohnt.
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Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #14 am: 4.08.2010 | 13:22 »
Ja. Im Prinzip läuft es wohl auf Defizite in den Bereichen Strategie, Kommunikation und Marketing hinaus.

Offline carthinius

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #15 am: 4.08.2010 | 13:23 »
2. Weshalb sich die Leute wundern, dass schlecht eingeführte Editionen in Bausch und Bogen floppen.
Ah, noch was: Bei vielen Spielen steht auch nicht die Einsteigerfreundlichkeit im Vordergrund, sondern "den alten Hasen was Neues bieten". Vermutlich auch deswegen der Aufschrei bei 4E, dass es zu sehr mit alten Gewohnheiten bricht, bei der nWoD, weil sie (bei Spielern!) Liebgewonnenes rausgeschmissen haben, um einen Neuanfang zu wagen.
DSA4 z.B. KANN überhaupt nicht von Neulingen allein erschlossen werden (und bedauerlicherweise ist das vermutlich auch gar nicht das Ziel bzw. im Gestaltungsprozess angedacht gewesen).
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Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #16 am: 4.08.2010 | 13:25 »
Jo, das kann ich für Shadowrun 4 bestätigen. Wir haben gerade in unserer Stammrunde eine neue Kampagne gestartet. Nach rund 10 Jahren Pause sind wir direkt von Version 2 auf 4 umgestiegen. Meine Fresse, was war das für ein gewaltiger Aufwand. Im Ergebnis mussten wir dann eh wieder die Hälfte hausregeln, weil viele der dämlichen Probleme der Vorgängeredition noch immer nicht gelöst wurden.

Offline Teylen

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #17 am: 4.08.2010 | 13:29 »
Nirgends wurde aber meines Wissens vorbereitet, dass es sich bei der nWoD um nichts anderes als einen Relaunch, also die Einführung einer neuen Edition handeln würde.
Die nWoD war auch kein Relaunch, wie die dritte Edition des Vampire Regelwerk der oWoD seinerzeit, sondern der Versuch einer gaenzliche Neukonzeption von allem bis dahin dagewesenem.

Stufe 1: Gefühl der Dringlichkeit erzeugen
-> Gehenna, Check.
-> Seit etwa '99 (Wraith) einstampfen der Produktlinien, Check
-> Komplett Abschuss des alten System, Check

Stufe 2: Eine Führungskoalition aufbauen
-> Mit Figuren wie Justin Achill der Renomee besitzt, Check

Stufe 3: Vision und Strategien entwickeln
-> Storytelling neuer & besser, Check

Stufe 4: Die Vision des Wandels kommunizieren
-> Storytelling neuer & besser, Check -> Ausbaufaehig

Stufe 5: Empowerment auf breiter Basis
-> Freie Autoren, Check
Zudem kann man nicht sagen das sie Veroeffentlichungs faul gewesen waeren oder zu wenig Personal haetten.

Stufe 6: Generierung von Short-Term-Wins
-> Hauseigene Conventions, Check

Stufe 7: Erfolge konsolidieren und weitere Veränderungen ableiten
-> Mirrors, Check

Stufe 8: Neue Ansätze in der Kultur verankern
-> Vorhanden, Epic Kommunikations Fail

Heisst rein nach der Liste muesste die nWoD ein grosser Erfolg sein...
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Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #18 am: 4.08.2010 | 13:34 »
Da sind viele Missverständnisse drin. Am Beispiel von Stufe 1:
Stufe 1: Gefühl der Dringlichkeit erzeugen
-> Gehenna, Check.
-> Seit etwa '99 (Wraith) einstampfen der Produktlinien, Check
-> Komplett Abschuss des alten System, Check
Genau. Damit wurde die oWoD abgeschlossen. Schluß, aus, vorbei. Und warum benötigt man nun nWoD? Darum geht es beim Gefühl von Dringlichkeit. Die Leute sollen ja nicht nur in der oWoD ein Gefühl von Dringlichkeit entwickeln, sondern auch schon heiß gemacht werden auf den Nachfolger! Aber sowas wie "Okay Leute, wir machen nun das gleiche wie vorher, nur ein bisschen anders, schneller und besser." lockt doch echt niemanden hinterm Ofen hervor. Vergleich das mal mit der Open Gaming License oder dem D20-Konzept von D&D3. DAMIT verbinden sich gelungene Visionen und Strategien!

Offline Boba Fett

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #19 am: 4.08.2010 | 13:35 »
Eine Anmerkung von mir:
Mich nervt es maßlos, wenn Systeme oder Editionen sehr vielversprechend beginnen, dann aber irgendwann einknicken.
Paradebeispiel SW in deutsch von PG.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Bad Horse

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #20 am: 4.08.2010 | 13:35 »
Also bei mir ist da statt "Storytelling neuer und besser" nur "Wir machen jetzt was ganz neues, ist nicht kompatibel zu den 100.000 anderen Regelwerken, die du schon hast, und warum? Weil wir´s können!" angekommen. Zumal die nWoD keinen wirklich ganz anderen Ansatzpunkt als die oWoD hat.

Komischerweise kam mir der Wechsel zu D&D3.0 nie so "aufoktroyiert" vor.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #21 am: 4.08.2010 | 13:36 »
Also bei mir ist da statt "Storytelling neuer und besser" nur "Wir machen jetzt was ganz neues, ist nicht kompatibel zu den 100.000 anderen Regelwerken, die du schon hast, und warum? Weil wir´s können!" angekommen. Zumal die nWoD keinen wirklich ganz anderen Ansatzpunkt als die oWoD hat.

Komischerweise kam mir der Wechsel zu D&D3.0 nie so "aufoktroyiert" vor.
Exakt.

Offline Jestocost

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #22 am: 4.08.2010 | 13:38 »
Es lohnt sich aber wirklich nicht. Rollenspiel ist ein Nischenmarkt - das heißt, ich muss mich möglichst direkt an die Zielgruppe Rollenspieler wenden, um ein möglichst geringes Maß an Streuung zu bekommen.

Und wo schalte ich Werbung für Rollenspieler. In den Rollenspielmagazinen. Die es nicht gibt bzw. die eine ziemlich geringe Auflage haben und eine sehr geringe Marktpenetrierung.

Online? Also auf Tanelorn und bei den Blutschwertern. Denn ansonsten gibt es keine deutschen Rollenspielseiten, die nennenswerte Besuchszahlen haben. Und selbst da erreiche ich geschätzt nur etwa 10% meiner Zielgruppe.

Also: Am Point of Sale. Also beim Rollenspielhändler unseres Vertrauens. Bei dem die Rollenspieler nicht mehr so oft einkaufen, weil's online so viel günstiger ist.

Bei dein Online-Händlern? Da erreiche ich zwar meine Käufer, aber halt eben keine neuen Kunden - ich kann nur versuchen, einen größeren Teil ihres Budgets für mich zu beanspruchen...

Und zur Eünführung neuer Editionen: Ich glaube nicht mal, das die Verlage groß etwas falsch gemacht haben. D&D 4 läuft international gut, ist halt schade, dass es das nicht auf deutsch gibt.

Und der Tod der NWoD (in Deutschland - und nur da!!! Es kommen ja immer noch neue Bücher raus) rührt vielleicht daher, dass die deutschen Vampirespieler sehr stark auf die Autoren/Metaplotlinie abgefahren sind - und dann einfach nicht den Mehrwert gesehen hat, den die neue Edition hat. Da wäre vielleicht ein lokaler Ansatz gar nicht so schlecht gewesen (bsw. dass Feder und Schwert ihre eigene Deutschlandlinie mit starkem Metaplot hätte schreiben dürfen - so ähnlich wie Shadowrum mit "Deutschland in den Schatten")...

Die Frage ist einfach: Wie erreiche ich die Spietische in Deutschland? Erst wenn wir diese Frage beantworten können, können wir ne Lösung finden...  
"When I became a man, I put away childish things, including the fear of being childish, and the desire to be very grown up."
--C.S. Lewis, 1947

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Offline Teylen

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #23 am: 4.08.2010 | 13:40 »
Und warum benötigt man nun nWoD?
Weil damit ein System fuer das spielen von Vampiren und anderen Urban Mythologischen Gesocks fehlt. Schliesslich wurde ja auch gesagt das man gerade nicht das gleiche machen will. Sondern das ganze mit ein paar Grundpraemissen [Vampire halt] neu [keine Clans, kein fetter Metaplot].
Was dann die Leute angekekste weil sie etwa so flexibel sind wie ein vampirischer Methusalem.

Also bei mir ist da statt "Storytelling neuer und besser" nur "Wir machen jetzt was ganz neues, ist nicht kompatibel zu den 100.000 anderen Regelwerken, die du schon hast, und warum? Weil wir´s können!" angekommen. Zumal die nWoD keinen wirklich ganz anderen Ansatzpunkt als die oWoD hat.
Ich glaube das man bis zu dem Zeitpunkt als man die ersten Clansnamen bei V:tR wieder fand tatsaechlich glaubte das sie Storyteller Vamps neuer und besser machen wollen..
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Humpty Dumpty

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Re: Einführung neuer Editionen
« Antwort #24 am: 4.08.2010 | 13:43 »
Ich habe den Eindruck, dass hier gerade die Strategie durcheinander geht mit dem Marketing. Ersteres kann ich beurteilen, letzteres nicht. Aber Senior Jestocost liegt vermutlich ohnehin nicht ganz falsch, wenn er P&P-Rollenspiele für einen kommerziell toten Markt hält. Jedenfalls sagen das alle unabhängigen Beobachter, die ich zum dem Thema befrage und für kompetent halte.