Brumm. Ich war am Donnerstag fertig, wie geplant, aber dann war ja das
down, und ich musste mich erstmal dazu durchringen, mich an den Workaround zu trauen. Ich hatte Angst, vielleicht was kaputt zu machen...
(Und übrigens @Yehodan: groß gestresst hab ich mich nicht, aber ich hatte ja 2x 5 Std. Zugfahrt rumzubekommen, und es ist außerdem einfach ungeheuer motivierend zu wissen, dass Leute hier gern und voll Interesse mitlesen.
)
Anyway. Wie schon erwähnt, haben wir letzten (inzwischen eigentlich vorletzten) Samstag weitergespielt, nachdem die vor einigen Wochen eigentlich geplante Session ja aufgrund von SL-Erkältung ausgefallen war. Grômans Spieler war durch den zwei oder drei Tage zuvor beim Sport zugezogenen Bruch des linken Mittelfingers leider etwas eingeschränkt, aber zum Glück nicht so sehr, dass er nicht würfeln konnte.
Angesetzt haben wir nahtlos am selben Abend im Gasthaus. Es ist noch nicht Schlafenszeit, und so bleiben die drei Männer noch eine Weile in der Gaststube. Carimus allerdings ist es viel zu warm; der Taigaelf fühlt sich ziemlich unwohl und zieht sich daher ziemlich früh auf sein Zimmer zurück, wo er wenigstens das Fenster weit aufreißen kann.
Der Elf hat kaum die Wirtsstube verlassen, da bemerken die anderen beiden, dass die Stimmung ein wenig aufgeladen ist: Es ergibt sich eine Diskussion zwischen zwei Gruppen von Gästen. Einer, offensichtlich ein Händler oder etwas in der Art, beschwert sich lauthals, dass die Methoden des Jarls unerträglich seien, der Brückenzoll von 50 Goldstücken, den er auf dem Weg hierher habe entrichten müssen, viel zu hoch, und überhaupt! Einige andere, anscheinend hier in der Gegend ansässige Gäste widersprechen vehement und lassen auf den Jarl nichts kommen: Er müsse hart durchgreifen, weil er nur so die Räuber und Banditen in den Griff bekommen habe, die bis vor kurzem noch die Gegend unsicher gemacht hätten, und damit das Volk in Frieden leben könne, seien die Maßnahmen völlig gerechtfertigt.
An dieser Stelle schalten sich Grôman und Yuka in das Gespräch ein, weil ein solches Verhalten nicht zum Jarl, wie sie ihn kennengelernt haben, passen will, und sie außerdem auf ihrem Ritt hierher an überhaupt keiner zollpflichtigen Brücke vorbeigekommen sind.
Dabei stellt sich heraus, dass die Diskussion sich gar nicht um „ihren“ Jarl dreht, sondern um einen gewissen Erland Eisenfaust. Die Brücke, um die es ging, liegt noch vor uns. Offensichtlich befinden wir uns im Grenzgebiet zweier Baronien, und die Burgen der beiden Feudalherren liegen nur wenige Tagesreisen von einander entfernt am östlichen bzw. westlichen Rand ihres jeweiligen Herrschaftsbereiches. Oder so. Anders kann man sich ja nicht erklären, dass wir gerade mal einen Tag von der Stadt des „Frostriesen-Jarls“ (Brumm. Ich muss glaub wirklich Knörzbot nochmal fragen, wie der genau hieß) geritten sind und hier nun schon gleich der nächste Baron sein Land haben soll.
Nun mischt sich auch ein Engro ein, einer von drei Angehörigen seines Volkes, die an einem Tisch zwar aufgeregt zischelnd miteinander geredet hatten, aber ansonsten bisher für sich geblieben waren. Er wettert ebenfalls gegen den Jarl, der seinen Cousin Miro einfach so, ohne jeden Grund, verhaftet habe! Was auch ihre erregte Unterhaltung erklärt.
Der Jarl-verteidigende Bauer fährt auf, dass der Cousin es dann wohl nicht besser verdient habe; jeder wisse doch, dass die Engros nichts als Diebe und Gesindel seien... – und schon ist alles auf den Beinen, zischen Schwerter und Dolche aus Scheiden und werden Krüge und Stuhlbeine zum Zuschlagen gepackt.
(Und Carimus' Spieler ärgert sich schwarz, dass er den Elfen schlafen geschickt hat.
)
Yuka und Grôman sind ebenfalls aufgesprungen, allerdings nicht, um sich am Handgemenge zu beteiligen. Sie gehen dazwischen, und es gelingt ihnen mit etwas Mühe tatsächlich, die drohende Kneipenschlägerei im Keim zu ersticken.
Der Finnar versucht dann auch noch mit dem Hinweis auf seinen eigenen Orden, der von einer Engro angeführt werde, den wortführenden Bauern davon zu überzeugen, dass man nicht verallgemeinern dürfe und dass eben nicht alle Engros Diebe und Gesindel seien. Aber das will dem guten Mann nun gar nicht in den Kopf. Eine Engro, Hauptmann der Grey Legion? Das erschüttert sein Weltbild völlig, auch wenn er von seinem Standpunkt trotzdem nicht abgehen will. Aber wenigstens ist nun Ruhe und die Schlägerei abgewendet.
Der dankbare Wirt hat den beiden Abenteurern eben eine Runde spendiert, da werden sie von einem Saxa angesprochen, der ihnen, jetzt wo sie ein wenig darüber nachdenken, als derjenige auffällt, der das Kneipengespräch überaus unauffällig überhaupt erst auf den Jarl Eisenfaust gebracht hatte. Er stellt sich als Angus vor, bedankt sich für das beherzte Eingreifen und bietet einen Auftrag an. Er vertrete ein Handelskontor in Norvold und sei unterwegs zurück dorthin. Erland Eisenfausts Verhalten habe sich erst vor einigen Monaten so extrem verändert, erklärt Angus; erst seit kurzem wende er diese Raubrittermethoden an, zuvor sei er lange Jahre lang ein gerechter Lord gewesen, an dem es nichts auszusetzen gegeben habe. Die plötzliche Veränderung müsse doch einen Grund haben, und so sei der Auftrag, sich auf der Burg des Jarls einmal umzuhören, nachzuforschen, ob uns vielleicht etwas auffällt.
Wir lehnen mit Bedauern ab, weil die Suche nach Katelar ja Vorrang für uns hat. Aber wir vereinbaren mit Angus, dass wir ihn vielleicht später irgendwann kontaktieren werden. Denn das, was er da erzählt, klingt schon merkwürdig.
Anschließend spricht Yuka noch kurz mit den drei Engros und befragt den Wortführer der kleinen Gruppe nach seinem Cousin und den Umständen von dessen Verhaftung. Der Engro ist misstrauisch, gibt dem Finnar aber doch brummig Auskunft, auch wenn er seinem Zweifel daran, dass sich ein Angehöriger eines anderen Volkes um das Schicksal eines Engro kümmern oder gar für einen Engro aktiv tätig werden könnte, deutlich Ausdruck verleiht. Viel Neues ist nicht zu erfahren: Eisenfaust habe Miro einfach ohne Angabe jedes Grundes verhaften lassen und fordere nun ein exorbitant hohes Lösegeld.
Um ganz sicher zu gehen, dass die Schlägerei nicht doch noch ausbricht, bleiben die beiden Reisegefährten in der Gaststube, bis die erste der beiden potentiellen Streitparteien aufbricht, dann legen Grôman und Yuka sich auch schlafen. Immerhin wollen wir wegen unserer Suche nach Katelar sehr früh aufstehen. Bei Morgengrauen ist die Nacht also vorüber, und beim Frühstück besprechen wir, wie wir weiter vorgehen wollen. Eine Weile sind wir hin und hergerissen: weiterreiten? Warten? Uns aufteilen und beides tun? Schließlich kommt wieder der gesunde Menschenverstand (oder das, was wir dafür halten) ins Spiel. Wenn Katelar auf der Flucht ist, liegt nahe, dass sie sich von den Straßen fernhält und sich einen Weg durch den Wald gebahnt hat, und das wiederum könnte bedeuten, dass wir uns vor ihr befinden. Und da sie in höchster Eile losgeritten ist, kann sie eigentlich nicht mehr Proviant dabei haben als wir, was nicht sonderlich viel ist. Und das wiederum lässt vermuten, dass die Anari sich bei nächster Gelegenheit neu versorgen wird, also – mit etwas Glück – genau hier oder, falls ihr das noch zu riskant sein sollte, vielleicht im nächsten Gasthaus. Ausgehend von dieser messerscharfen Logik bleibt der Zwerg in der Taverne zurück, um die Eingangstür zu beobachten (und genüsslich ein zweites Frühstück zu vertilgen), während die beiden Gruppenmitglieder mit Naturerfahrung sich jeder auf einer Seite der Straße in den Wald begeben, wo sie die Straße jeweils noch sehen können. Und dann beginnt das Warten und Hoffen, dass wir mit unseren Schlussfolgerungen nicht völlig daneben liegen.
Unsere fahnenflüchtige Stadtpflanze hat indessen im für sie völlig ungewohnten Gelände eine extrem unbequeme, kalte Nacht verbracht. So wacht auch sie schon sehr früh aus unruhigem Schlaf auf und hat, steif vom Liegen auf dem Boden und beim Erwachen gerade von einem höchst suspekten Insekt überkrabbelt, nur den einen Wunsch: Zivilisation! Deswegen zaudert die Diebin auch gar nicht lange, als sie kurz nach dem Aufbruch Rauch riecht und dann im Näherkommen zwischen den Bäumen einen Palisadenzaun erkennen kann. Der Zufall will es, dass sie sich auf Yukas Seite dem Gasthaus nähert – der Finnar bemerkt sie nur dummerweise nicht. Katelar hingegen bemerkt ihn sehr wohl, oder besser, sie bemerkt eine kräftige Gestalt, die mit dem Rücken zu ihr an einen Baum gelehnt dasitzt und die sie bei näherem Hinsehen sehr schnell als den Grey Legionary erkennt. Zuerst will die misstrauische Anari leise zu ihm hin, um ihn zu überraschen (ich weiß gar nicht mehr; hatte sie zu diesem Zweck nicht sogar auch ihr Schwert gezogen, um sich ihm gegenüber einen Vorteil zu verschaffen?), aber sie verwirft diesen Plan dann doch wieder, als sie sich überlegt, wie wohl ein ausgebildeter Krieger mit wachen, antrainierten Kampfreflexen auf eine solche „Überraschung“ reagieren würde. Stattdessen ruft sie leise Yukas Namen und gibt dann, als der Finnar sich umgedreht, sie erkannt und seine Waffe weggesteckt hat, ihrer Verwunderung Ausdruck, was er denn hier tue.
Das Konzept der Treue gegenüber Kampfgefährten ist der Diebin völlig fremd; sie war eigentlich im ersten Moment bei Yukas Anblick davon ausgegangen, dass die drei anderen einfach nur das Kopfgeld einstreichen wollen, das auf sie ausgesetzt ist. Des Legionarys einfache (und mehrfach wiederholte, weil Katelar es einfach nicht glauben kann und dieselbe Frage in anderer Formulierung noch ein paarmal stellt) Aussage „weil du zu uns gehörst“ verwirrt sie nicht wenig, und es dauert eine Weile, bis ihr Misstrauen einigermaßen besänftigt ist.
Carimus wird eingesammelt (herzliches Gelächter inbegriffen, als Yuka nach dem Elfen ruft und ooc der Vorschlag kommt, er solle das doch mit den Worten „Ich habe sie!“ tun), dann kehren die drei in die Gaststube zurück, wo die Anari, während sie heißhungrig das ihr von Yuka bestellte Frühstück verschlingt, ihren männlichen Reisegefährten Rede und Antwort stehen muss. Worum es dabei geht, ist ja klar, und es folgt eine
sehr amüsante Szene, als Grôman Katelar nach dem Steckbrief ausfragt, den wir beim Jarl gesehen haben und der immerhin von 1000 Goldstücken Belohnung und 'tot oder lebendig' sprach. Wer denn nun hinter ihr her sei, will der Zwerg wissen. Oh, ein paar Wachen, ist Katelars Antwort. Wachen? Wachen von wem, bohrt der Magier weiter. Der Royalmark, druckst die Diebin schließlich. „Der ganzen Royalmark?!? Was hast du getan, dem Cyning die Krone geraubt?“ Katelars geschocktes Schweigen und kreidebleiches Gesicht machen jede weitere Antwort überflüssig, und ooc liegen wir wieder mal halb unter dem Tisch vor Lachen.
Fast genauso verwirrt wie davon, dass ihre Reisegefährten ihr gefolgt sind, ist die Anari über die Information, dass der Jarl sie gar nicht habe verhaften lassen, sondern sie lediglich vor ihren Häschern habe warnen wollen. Das mag sie einem elenden Adligen gar nicht abnehmen und ist eher geneigt zu glauben, dass der Lord uns hinters Licht habe führen wollen. Natürlich erkundigt Katelar sich dann auch, ob die Gruppe ihren Anteil mitgebracht habe, was wir bedauernd verneinen müssen, und erfährt schließlich noch von der verpassten Feier zu unseren Ehren.
In diesem Gespräch erwähnt Grôman übrigens auch seinen verlorengegangenen Silberbarren. Er ist zu sehr Gentleman, um mehr zu tun, als die Diebin mit einigen wohlgesetzten Worten wissen zu lassen, dass das Geheimnis des verschwundenen Barrens sich nunmehr also geklärt habe; Beweise für Katelars Schuld hat er ja keine, und der Silberbarren wäre ja bei ihr auch gar nicht mehr zu finden, selbst wenn er sie durchsuchen wollte, was der Zwerg aber nicht will. Also nickt er ihr nur sehr vielsagend zu und belässt es dabei.
(Dass die Anari eigentlich in Wirklichkeit einen anderen Namen hat, erfahren wir übrigens immer noch nicht.)
Aber wir haben in anderer Hinsicht Glück. Als wir uns beim Gastwirt erkundigen, ob der Händler Angus bereits abgereist sei, erfahren wir, dass er sich noch im Haus befindet und bald zum Essen herunterkommen müsste. Als dies geschieht, informieren wir ihn, dass wir unsere vermisste Reisegefährtin gefunden hätten und nun also in der Lage seien, seinen Auftrag anzunehmen. Angus' scheint zuerst sehr erfreut, dann fällt sein Blick auf Katelar – und er stutzt, sieht noch einmal hin und meint dann, wir müssten entweder sehr mutig oder sehr clever sein. Offensichtlich hängen die Steckbriefe mit Katelars Konterfei nicht nur in der Stadt, aus der wir gerade gekommen sind...
Wie dem auch sei, der Händler hatte ja am Abend zuvor schon jedem von uns 50 Goldstücke geboten, wenn wir ihm Informationen über die Vorgänge auf dem
Haugsreir, Eisenfausts Burg, brächten. Dieses Angebot weitet er nun auch auf Katelar aus, die ihn zwar hochzuhandeln versucht, aber keinen Erfolg damit hat. Angus lächelt nur und meint, mit uns anderen habe er sich bereits auf 50 geeinigt, und ungleiche Bezahlung führe nur zu Unfrieden in einer Gruppe. Aber wenn wir, ihre Mitstreiter, tatsächlich vor kurzem einen Lohn erhalten hätten, der ihr entgangen sei (das Argument, mit dem die Anari daraufhin zu kontern versucht), dann wären wir ja vielleicht bereit, ihr einen höheren Anteil an den 200 Goldstücken zukommen zu lassen, die wir von ihm insgesamt ausgezahlt bekämen.
Wieder alleine, besprechen wir noch ein wenig die Möglichkeiten, die uns offenstehen, dann brechen wir auf. Auch unterwegs geht die Diskussion weiter – wie wollen wir uns Zutritt zu der Burg verschaffen? Angus' Anspielung auf unsere vermeintliche Cleverness hatte sich ja darauf bezogen, dass wir so tun könnten, als brächten wir Katelar als Gefangene zu Erland Eisenfaust; eigentlich keine schlechte Idee angesichts eines Jarls, der alle möglichen Leute einsperren lässt. Das Kopfgeld für unsere Diebin könnte ihn vermutlich durchaus interessieren. Der gefällt die Idee natürlich überhaupt nicht, und auch Yuka ist eher skeptisch. Denn wie Katelar gegen den Widerstand einer ganzen Burg wieder aus dem Kerker holen, wenn sie einmal darin sitzt? Mit Gewalt vermutlich, aber das könnte auch Gewalt gegenüber Unschuldigen bedeuten, und das wiederum passt weder dem Finnar, noch, wenn sie so darüber nachdenken, den anderen beiden.
Katelar vertritt die Ansicht, man könne sich doch hineinschleichen. Allerdings hatte Angus etwas von einer Burg auf einem Felsen gesagt; das klingt nicht so, als wäre sie sonderlich einbrecherfreundlich.
Die dritte Möglichkeit, auf die man sich schließlich einigt, ist, Eisenfausts Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Die Gastfreundschaft ist auf Rassilon ja heilig, und so können wir hoffen, heil hinein und auch wieder hinauszukommen. Auf der Burg unauffällig einige Nachforschungen anzustellen, sollte sich ja wohl hoffentlich mit unseren Pflichten als Gästen vereinbaren lassen – ebenso wie die Tatsache, dass wir planen, alles, was wir herausfinden, hinterher an Angus bzw. das Handelshaus in Norvold zu berichten. Aber sobald wir die Burg verlassen haben, sind wir ja auch keine Gäste mehr, werden also auch keine Pflichten mehr zu beachten haben.
Nun gut, wenn wir es auf die Gästeschiene versuchen wollen, als müde, hungrige Abenteurer, die um eine Unterkunft für die Nacht bitten, sollten wir vielleicht ein Gastgeschenk parat haben. Das ungeschriebene Gesetz der Gastfreundschaft verlangt ein Gegengeschenk zwar erst ab drei Tagen Aufenthalt, aber wer sagt denn, dass wir nicht trotzdem höflich sein dürfen.
Wie gesagt, ein Teil der Unterhaltung fand auch noch im Gasthaus statt (eigentlich sogar der größte Teil, wenn ich mir das recht überlege), und so fragt Grôman beim Wirt nach einer guten Flasche Wein. Allerdings nicht
zu gut, denn es soll ja nicht so aussehen, als kämen wir absichtlich zum
Haugsreir. Eine Flasche Wein mittlerer Qualität zufällig auf Reisen dabei zu haben, ist vielleicht noch vertretbar; bei richtig gutem Wein sähe die Sache eventuell schon anders aus. Es muss ja auch nicht unbedingt etwas von großem Wert sein, vor allem nicht bei nur einer Übernachtung, sondern es ist der Gedanke, der zählt. Und so kommt Carimus – später dann, meine ich, nicht mehr im Gasthaus, sondern unterwegs bei einer Rastpause – auf die Idee, aus einem Stück Holz eine kleine Pferdeskulptur zu schnitzen. Yuka geht währenddessen auf die Jagd, weil ihm wiederum der Gedanke gekommen ist, dass ein Fell doch auch ein passendes Gastgeschenk sein könnte.
Die Pferdeskulptur des Taigaelfen wird leider kein Erfolg; das Holzscheit muss wohl eine unsichtbare Schwachstelle gehabt haben, denn irgendwann bricht mitten im Schnitzen ein Stück heraus, was den Rest der Statuette unbrauchbar werden lässt.
Auch Yuka findet lange keine passende Fährte, bringt aber schließlich doch einen jungen Hirsch zur Strecke. Nur um dann feststellen zu müssen, dass ja gar nicht genug Zeit ist, um das Fell derart zu präparieren, dass es als Geschenk taugt. Naja, immerhin das Geweih könnte vielleicht als Gastgeschenk dienen. Auch die Decke des Hirsches wirft der Finnar auch nicht weg, sondern fängt mit der Bearbeitung an und rollt das Fell dann mit dem Plan zusammen, die Präparation nach und nach fortzusetzen. Wenn das Fell nicht verdirbt, könnte es irgendwann noch nützlich werden, und sei es nur als wärmender Überwurf.
Wenn wir es auf die Gästeschiene versuchen wollen, dann sollte auch Katelar möglichst nicht als steckbrieflich gesuchte Diebin erkannt werden. Und da die Zeichnung auf den Steckbriefen ziemlich gut war, heißt das wiederum, dass unsere Anari sich irgendwie tarnen sollte, allerdings nicht so, dass es auffällt.
Als Anari ist sie ja bereits etwas dunkelhäutiger als der durchschnittliche Saxa oder Finnar; dennoch nutzen wir die Früchte eines am Wegrand gesichteten Walnussbaums, um mit dem Saft der grünlichen Außenschalen der Nüsse (es ist gerade Spätsommer, also sind zum Glück etliche zu finden) ihren Teint noch dunkler zu gestalten. Nun sieht sie aus, als komme sie von richtig weit aus dem Süden.
Das Wetter hat sich übrigens in den letzten Stunden stark verschlechtert. Dichte Wolken sind aufgezogen, und irgendwann beginnt es ziemlich stark zu regnen.
Über all dem Reiten, Jagen, Schnitzen, Nüssesammeln und Katelarmaskieren ist der Tag bereits weit fortgeschritten, als der Weg in ein langgezogenes Tal führt, in dem wir in einiger Entfernung Eisenfausts Burg und, noch ein Stück weiter weg, eine Brücke sehen können, bei der es sich wohl um die erwähnte Zollbrücke handeln muss.
Der
Haugsreir, also Falkenhorst, trägt seinen Namen zu Recht. Die Feste liegt tatsächlich auf einem mächtigen Felsen, mit perfektem Blick über das gesamte Tal, die Straße und die Brücke. Hinauf schlängelt sich nur ein schmaler, gut zu verteidigender Pfad, und überhaupt macht die Burg einen sehr trutzigen Eindruck.
Bei ihrem Anblick muss auch Katelar eingestehen, dass es sogar für sie anstrengend werden könnte, diese Felswand und dann die Burgmauern unbemerkt zu erklettern; für uns andere wäre es mit ziemlicher Sicherheit völlig unmöglich. Also bleibt uns wohl doch nur, den bereits gefassten Gästeplan umzusetzen.