Hallo miteinander.
Im Moment versuche ich hier gerade, rechtzeitig zu einem anstehenden Con-Termin noch ein bestimmtes Regelwerk zu lesen, das ich mir kürzlich erst besorgt habe.
Dieses Regelwerk ist noch nicht mal besonders wuchtig oder kompliziert. Die Seitenzahl liegt um die 150 Seiten und nicht alles davon ist verbindliches Regelmaterial - die eigentlichen Spielregeln umfassen vermutlich 10-20 dieser Seiten, die Charaktererschaffung ähnlich viele bzw. ähnlich wenige. Der Rest besteht praktisch aus Setting-Fluff und Spielleitertipps.
Dennoch aber schaffe ich es nicht, entspannt und in Ruhe ein solches Regelbuch, oder auch ein anderes Rollenspielwerk ähnlicher Größe, am Bildschirm als PDF zu lesen. Alles, was mehr als 10 Seiten hat, will ich mir sofort ausdrucken und in die Hand nehmen.
Manchmal sind es wohl die Lichtverhältnisse in meinem Zimmer, manchmal ist es meine unbequeme Haltung beim ständigen Sitzen am Schreibtisch, manchmal die Geräusche, die mich hier ablenken, oder die Tatsache, dass ich hier von Fernseher, Websites, Drucker, Telefon oder anderen Personen in meiner Nähe mehr oder weniger abgelenkt werde. Noch dazu "wohne" ich mehr oder weniger in einem Zimmer voller Bücher und kann mich hier nicht so recht entscheiden, was ich eigentlich als Nächstes lesen möchte, weil ich ja so viele Bücher ständig vor meiner Nase habe. Aber irgendetwas davon macht mir das Lesen längerer Texte, geschweige denn längerer Regel- und Fluff-Zusammenhänge, recht beschwerlich.
Hier mal ein Geständnis: Ich drucke mir manchmal 10 bis 20 Seiten aus einem wichtigen PDF aus, die ich für einigermaßen lesenswert halte, stecke sie in eine Umhängetasche und gehe dann absichtlich damit in ein schönes Straßencafé oder in den Stadtpark oder an ähnliche Orte (nein, nicht aufs WC! -- ich lese nie auf dem WC ...), um dort zu lesen. Das kann ich dort viel besser als zu Hause - obwohl ich doch zu Hause eigentlich entspannter sein müsste. Immerhin ist das doch "zu Hause", d.h. der Ort, wo ich "abgeschirmt" bin und mich eigentlich total gehen lassen könnte, wo ich mir meine Zeit einteilen kann, wie ich möchte.
Aber ich habe z.B. mal ein TV-Interview mit einer bekannten Schauspielerin des Wiener Burgtheaters gesehen, wo diese Schauspielerin erzählte, dass sie zum Lernen ihrer Texte für die Bühne auch am liebsten in ein Kaffeehaus geht und dort dann den ganzen Nachmittag sitzt. Sie meinte, so gelänge ihr das auch besser als zu Hause. Sie suche nämlich absichtlich nach den Nebengeräuschen, den anderen Menschen, der natürlichen Atmosphäre, der leichten Unordnung.
Als ich diesen Sommer z.B. den Roman The Princess Bride gelesen habe, saß ich damit meistens bei Starbucks und schaffte da im Schnitt wesentlich mehr Buchseiten als zu Hause, wo ich eigentlich beliebig am Schreibtisch, am Küchentisch oder im Bett lesen könnte.
Vielleicht ändert sich das ja alles mal, wenn ich einen Laptop oder -- wie heißt das Ding noch? -- ein iPad habe, auf dem ich bequemer lesen kann als auf meinem fest montierten PC, den ich eben nicht mit mir herumtragen werde.
Ich wollte eigentlich nur mal fragen, ob es noch mehr solche Kaffeehaus-Leseratten gibt und mehr Rollenspieler, die ein Rollenspielbuch einfach als Papierprodukt sehen müssen, um es richtig zu genießen oder zu verstehen.