Sehr gut, dann möchte ich Vorschlagen wir legen morgen früh - 7. Stunde Standardzeit - direkt los. Meine Herren, da es sich um zwei Schiffsdecks handelt und keine archäologische Expedition auf Vigil möchte ich Sie bitten, das ganze in einem angemessenen Rahmen zu halten und auf ein allzu großes Brimborium zu verzichten.Ein süffisantes Lächeln spielt kurz um seine Lippen, dann fügt er schnell Richtung Seneschall an:
Natürlich findet das ganze nur statt, wenn seitens der Schiffsführung keine Einwände bestehen. Wollen Sie oder gar der Käptn uns begleiten oder hält Sie die Pflicht von dieser hoffentlich angenehmen Abwechslung fern?In Anbetracht der morgigen Aufgaben hält Hud sich zurück und verlässt bald, sogar noch vor einem der Etikette angemessenen Zeitpunkt das Beisammensein. Zügig schreitet er die mächtigen Gänge hinab und kommt vor seiner Kajüte zum Stehen.
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Der inzwischen in Stand gesetzte Gen-Scanner lässt ihn ein. Als er Eintritt werden die dahinter liegenden Räume mit einem der späten Stunde angemessenen warmen Licht erfüllt. Müde lässt sich Hud in einen der vornehmen Sessel fallen. Richtig gewöhnt hat er sich an die Pracht seiner neuen Bleibe noch nicht. Sein Quartier besteht aus drei Räumen, einen Luxus, der er von schon von Planeten nicht gewohnt ist, der aber auf einem Schiff, wo Raum das kostbarste Gut ist, als widernatürlich erscheint.
Aktuell befindet er sich in einer prachtvoll eingerichteten kleinen Messe. Der Raum ist opolent ausgestattet, ein schwerer weißer Teppich bedeckt den Boden im Zentrum des Raumes. Ein niedriger Tisch, gefertigt aus einer fremdartigen Substanz schimmert in einer milchigen Farbe und bietet Raum zur diskreten Besprechungen der Flugoffiziere des Schiffes. Um ihn herum laden verschiedene edle Sessel zum Verweilen ein. In einen dieser hat Hud sich nun fallen lassen.
Sein Blick streicht über die Wände des Raumes. Handgemalte Sternenkarten zeigen den Calixis-Sektor und ihm unbekannte Raumsektoren. In barocken Rahmen zeigen imposante Gemälde Pracht und Verderben der imperialen Kriegsraumfahrt. Bunte Nebel, Sternhaufen und obskure Planeten bilden Rahmen für das Werk lang verflossener Künstler. Die hier verewigten ehernen Ziele bildeten wie auch heute das Abbildbare der Raumfahrerei. Das dazu geschundenen Existenzen ihr kreatürliches Dasein an Bord fristen, ohne eine Lebzeit lang diese Lichter zu sehen ist schon immer eine Randerscheinung gewesen, die Geschichtsschreiber und die ihnen hörigen Künstler wenig interessierte. Hud schüttelt kurz den Kopf.
Dann steigt er über eine Treppe, die aus einem violetten Marmorblock gehauen wurde, in den Privatbereich hinauf. Eine vornehme Schlichtheit zeichnet diesen aus. Ein geräumiges Bett wartet unter einer nachtschwarzen Projektionsfläche, auf der sich verschiedene Sternbilder abbilden lassen. Die Rückwand des Bereichs bildet eine ebenfalls schwarze Fläche, die im Boden versenkbar den Zugriff auf den privaten Stauraum von Hud preisgibt. In diesem liegt etwas verloren sein Backpack mit den spärlichen Besitztümern, die er mit an Bord brachte. Materielles stand ihm nie besonders nahe. Einzig die alte Standarddecke, die er von der Faust von Tycal rettete liegt nun deplaziert auf der vornehmen Schlafstätte. Hud öffnet den Schrank und wirft einen kurzen Blick auf eine dort abgestellte Schatulle aus schwarzem Holz.
Morgen werde ich hoffentlich ohne Dich klarkommen ...geht ihm beim Gedanken an die wohl gehütete Waffe durch den Kopf. Ein Einsatz an Bord käme eh nur in absoluten Ausnahmesituationen in Frage.
... und vor diesen werden wir morgen wohl hoffentlich verschont bleiben.Fanden sich in den Kajüten irgendwelche private Güter wie Kleidung, Aufzeichnungen, Krimskrams oder waren die Schränke wie in einem guten Hotel leer geräumt?
Er wäscht sich oberflächlich in dem offen angrenzenden Badebereich, der den violetten Marmor des Aufstiegs mit einem weißen Stein mit einer reflektierenden Oberfläche kombiniert. Den in der Wand rechts neben seinem Bett eingelassenen Einsteig, der gut versteckt in den Trainings- und Arbeitsbereich der Suite führt lässt er im Moment unbeachtet. Seine Zeit hat bisher kaum ausgereicht sich dort zu vertiefen. Außerdem zweifelt er daran, dass seine bisher recht bescheidenen literarischen Fähigkeiten ausreichen, die dort oft in archaischem Gotik verfassten und gesammelten Werke richtig zu erfassen. Eine Aufgabe, in die er während des nächsten Warptrips unbedingt Zeit investieren sollte. Wenn er auch eine geringe Meinung zu den doktrindurchdrungenen Dogmen der Imperialen Navy hatte, die Kenntnisse die Jahrtausende der bemannten Raumfahrt angehäuft hatten, konnten da draußen den Unterschied zwischen dem luxuriösen Leben in diesen Räumlichkeiten oder dem Tod durch Wahnsinn, Verhungern, Erfrieren und Ersticken, geschweige denn all den übernatürlichen Gefahren des Weltalls ausmachen. Außerdem reizte in die komplexe Techmaschine, die er dort unten ausgemacht hatte und die, entfernt an einen Pilotensitz erinnernd, in einer mechanisch beweglichen Aufrichtung hing. Er vermutete dass es sich bei der Gerätschaft um eine Art Simulator handeln könnte, hatte aber bislang nicht gewagt den lang schlafenden Maschinengeist zu wecken. Auch wenn Huds Beziehung zum Kult des Omnissiah durch einen gewissen Pragmatismus gezeichnet war, wusste er um die Sensibilität, der Technik des 41. Jahrtausends. Vielleicht sollte er in der Sache doch besser auf Rat und Tat von Macharius Bolt vertrauen.
Die letzte Woche war von der knallharten Arbeit bestimmt gewesen, die notwendig war um die Fortitudio wieder in Bewegung zu versetzenden. Mit dem verlassen des Mondorbits war für die Rumpfcrew des Schiffs ein erster wichtiger Meilenstein erreicht. Die Kontakte untereinander liefen auf operativer Ebene schon sehr ordentlich. Damit hieraus aber ein Team entstand, das sich auch in Konfliktsituationen blindlings aufeinander verlassen konnte, fehlte es allerdings noch an Zeit. Kompetenzen, persönliche Befindlichkeiten, das Vertrauen Zueinander und nicht zuletzt die Befehlsketten mussten erst gefunden und aufeinander abgestimmt werden.
Zu den beiden neuen Crewmitlgieder konnte Hud sich nach heute Abend kein Bild machen. Cuthbert Peregrinus war ihm durch seine klare, starke Ausstrahlung durchaus sympathisch, seine tiefe Abneigung und das Misstrauen gegen alles, was dem imperialen Kult angehörte, würde ein freundschaftliches Verhältnis jedoch vor große Hürden stellen. Anders den Astrophaten, Wayne Zyrgathor mit dem ihn der gemeinsame Hintergrund als Voidborn verband. Durch die Arbeit auf verschieden Schiffen schreckte ihn auch dessen übersinnliche Fähigkeiten weniger ab. Er hatte sogar den Eindruck, als ob ihn die schmächtige Gestalt an irgendetwas erinnern würde, genau zuordnen konnte er diesen Gedanken allerdings nicht.
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Die anspringende Tagesbeleuchtung weckte Hud am nächsten morgen früh aus unruhigen Träumen. Das nagende Gefühl, das ihn die ersten 24 Stunden an Bord des Spukschiffs begleitet hatte, war in der arbeitsreichen Woche etwas in den Hintergrund getreten. Vor der anstehenden Expedition hatte es ihn nun aber wieder voll im Griff. Was war nur mit Schiff und Crew geschehen. Welche Schrecken des Alls hatten es in die zahllosen langen Schiffstunnel verschlagen. Was wartete nur da draußen?
Ein Recaf aus dem suiteeigenen Automaten und ein klebriges Kraftgel würden ihn heute am Laufen halten. Kurz überlegte er, dann füllte er etwas Amasec in einer kleine Feldflasche ab, die er in einer Wadentasche der Flak-Hose versenkte. "Man weiß ja nie ..."
Penibel prüfte Hud seine Ausrüstung. Er legte die alte Rüstung an, strich einmal über die Klinge des Schwertes, zog das Magazin aus der Boltpistole und schob es nach einem kritischen Blick in den verzierten Schaft zurück. "Nun denn ..." dachte er bei sich.
Dann machte er sich raschen Schritts auf, um zum vereinbarten Treffpunkt in einer der niederen Offiziersmessen zu gelangen.