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Beschreiben und Erzählen in Savage Worlds

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WeeMad:
Aufgrund folgendem Zitat hat sich eine kleine Diskussion in diesem Thread ergeben. Ich finde das Thema interessant und würde gerne weitere Erfahrungen, Meinungen oder Ideen lesen.


--- Zitat von: Mythforger am 29.08.2010 | 18:42 ---Schön taktisch um einen gewissen Anspruch liefern zu können, aber schnell genug abgewickelt um nicht einen Abend an einem Kampf herum zu hocken. Außerdem motivieren die Bennies meine Spieler dazu ihre Kampfaktionen farbenfroh zu beschreiben, was sie in D&D 3.5 nie getan haben weil die Regeln immer zu sehr im Vordergrund gewesen sind.
--- Ende Zitat ---

In besagtem Thread wird genannt, dass die relativ schlanken Regeln (vor allem, weil man nach ner gewissen Einarbeitungsphase doch sehr wenig nachschlagen muss) und der geringe Verwaltungsaufwand mehr Zeit zum Erzählen lassen. Das ist dann ein quasi passiver Effekt.

Die Tricks werden ebenfalls genannt, wobei es hier auch verschiedene Spielweisen gibt. Manche Leute spielen auch so, dass es genügt zu sagen, man macht einen Trick ohne jetzt eine genaue Beschreibung zu haben. Aber grundsätzlich finde ich, dass dies schon eine aktive Förderung des Erzählens und Beschreibens ist. (Das gleiche gilt wohl auch für Test of Wills)

Mein bisheriger Eindruck ist, dass SW einem jetzt keine unüberwindbaren Steine in den Weg wirft, wenn man das Beschreiben und Erzählen fördern will. Aber letztlich liegt es in den Händen der Gruppe, ob nun viel oder nur sehr sparsam erzählt wird.

Ich persönlich lege z.B. bei den meisten unwichtigen oder bekannten Gegnern die Parry und Toughness Werte offen, damit die Spieler z.B. überhaupt erst die Möglichkeit haben, auch selber das Ergebnis ihres Angriffs zu beschreiben.

Gorbag:
Das hängt alles sehr von den Spielern ab und auch vom Meister. Es gibt Gruppen die von sich aus ihre Aktionen schön beschreiben und es gibt Gruppen die man nicht mal mit Pistole auf der Brust dazu überedet bekommt.
Ich habe am Samstag ne Runde Savage Star Wars geleitet und die Spieler haben alle Samt nichts beschrieben im Kampf und ich habe dann einfach möglichst passend ihre Würfe umschrieben. Ich denke das ließe sich korrigieren wenn man anfängt mit Bennies im Kampf zu locken und zu werben. Andererseits könnte es auch am hohen Fernkampfanteil liegen, der sehr dazu verleitet alles auf ich schieße runter zu kochen.
Noch problematischer wirds in meinen Augen beim Miniatureneinsatz, denn hier bringt man das Spiel eben in die Tabletopebene und diese wirkt so wie sie da aufgebaut ist statisch. Spieler die so schon TT spielen sind dann sehr schnell dabei auf die Tischebene ab zu gleiten und ihre Charaktere zu vergessen, für andere stellt es zwar eine Hilfe dar sich Dinge besser vorstellen zu können, aber auch für die ist hier das Risiko gegeben von der Erzählebene auf die Tischebene ab zu gleiten.

Ich finde übrigens das Savaged Worlds nicht unbedingt das ultimativ flotte Kampfsystem hat. Viele andere Spiele kommen mit eingespielten Spielern auch schnell auf vernünftige Kampfzeiten und ließen damit Luft für Erzählungen bei den Attaken. Savadge Worlds kann sich vielleicht mit den Federn schmücken schnell zu sein, aber es ist da doch nur einer von vielen Fischen.
Ich denke was Savage Worlds da gut macht ist das aktiv propagiert wird die Spieler als Meister mit Bennies zu bestechen und zu erziehen. Das ist ein gutes System um die Spieler zum Rollenspiel nach den Vorstellungen des Meisters zu erziehen, aber es fühlt sich teilweise doch ziemlich falsch an.

Yehodan ben Dracon:

--- Zitat von: Gorbag am 30.08.2010 | 08:47 ---Das hängt alles sehr von den Spielern ab und auch vom Meister. Es gibt Gruppen die von sich aus ihre Aktionen schön beschreiben und es gibt Gruppen die man nicht mal mit Pistole auf der Brust dazu überedet bekommt.

--- Ende Zitat ---

Genau. Ein Spiel kann nur zu etwas anregen (z.B. Bonuswürfel bei cineastischen Aktionen, sogen. Stunts in Exalted) oder aber Freiräume zum Beschreiben lassen (Ansatz von Savage Worlds). Der Wunsch zum Beschreiben und die entsprechenden Formulierungen müssen von den Spielern kommen.

Zwei wichtige Aspekte, warum Savage Worlds seine Sache ganz gut macht:
- Die Regeln lassen tatsächlich Freiraum und zwar nicht nur in der Geschwindigkeit durch schnelle Abwicklung, sondern fassen eben viele besondere Situationen in eingängigen Regeln (Tricks, rücksichtsloser Angriff) zusammen. Der Spieler sagt, er möchte etwas versuchen und Savage Worlds bietet eine passende, balancierte Regel dazu.
- Durch das Unterstützen von Miniaturen im Spiel wird die Umgebung gesehen, anstatt beschrieben. Taktisches Verhalten, aber auch sinnvolles Einbeziehen der Natur/Gebäude werden so erleichtert. Keiner muss fragen, wo er sich jetzt im Verhältnis zu wem befindet.
Das kann die Immersion fördern.


--- Zitat von: Gorbag am 30.08.2010 | 08:47 ---Ich denke was Savage Worlds da gut macht ist das aktiv propagiert wird die Spieler als Meister mit Bennies zu bestechen und zu erziehen. Das ist ein gutes System um die Spieler zum Rollenspiel nach den Vorstellungen des Meisters zu erziehen, aber es fühlt sich teilweise doch ziemlich falsch an.

--- Ende Zitat ---

Ich glaube zu verstehen was Du meinst, aber ERZIEHUNG ist so ein böses Wort. Neutraler ausgedrückt soll durch Bennies mitgeteilt werden, was die gesamte Gruppe am Spieltisch haben will und was nicht. Das kann je nach Gruppe nur der eSeL durchsetzen, aber auch die gesamte Gruppe. Viele Spielrunden berichten, dass sie Bennies als Fanmail einsetzen und auch untereinander vergeben oder zumindest den eSeL anregen, einen Bennie für dolle Sachen zu verteilen.
Ein Erziehungsgedanke steckte hinter dieser Regelung bei den Autoren sicher nicht. Nachzulesen wäre das in den Making ofs, dessen link ich leider nicht parat habe.

Fazit: Savage Worlds schafft Raum für Beschreibungen, aber diese muss die Gruppe selbst einbringen. Es werden keine speziellen Manöver beschrieben, die quasi die Beschreibung ersetzt (wie z.B. DSA 4.0).

Gorbag:

--- Zitat von: Yehodan ben Dracon ---Ich glaube zu verstehen was Du meinst, aber ERZIEHUNG ist so ein böses Wort. Neutraler ausgedrückt soll durch Bennies mitgeteilt werden, was die gesamte Gruppe am Spieltisch haben will und was nicht. Das kann je nach Gruppe nur der eSeL durchsetzen, aber auch die gesamte Gruppe. Viele Spielrunden berichten, dass sie Bennies als Fanmail einsetzen und auch untereinander vergeben oder zumindest den eSeL anregen, einen Bennie für dolle Sachen zu verteilen.
Ein Erziehungsgedanke steckte hinter dieser Regelung bei den Autoren sicher nicht. Nachzulesen wäre das in den Making ofs, dessen link ich leider nicht parat habe.

--- Ende Zitat ---

Ich setze sie auch primär so ein das Spieler andere Spieler für Bennies vorschlagen und ich sie auch als Belohnung einsetze.

Wenn einem Meister das Verhalten seiner Spieler aber nicht passt oder er glaubt die Weisheiten des RPG mit Löffeln gefressen zu haben und die anderen Spielern mit seinem Überspielstiel zu Erleuchtung bringen will, dann bieten sich Bennies auf ein mal sehr an als Erziehungswerkzeug. Sie sind eben das Zuckerbrot aus Zuckerbrot und Peitsche und die Gefahr besteht sie als eben solches ein zu setzen.
Die Spieler beschreiben nicht so viel wie ich es gerne hätte? Hier Jungs, ich habe einen Stappel mit 100 Benniechips. Tut was ich will und ihr bekommt welche. Die Spieler machens immer noch nicht? Hier, kämpft gegen meinen super harten NSC und fühlt die Strafe. Ihr wollt gewinnen gegen dieses Monster? Probierts mit den Zuckerbrot Bennies.

Die Autoren haben vielleicht nicht an Erziehung durch SL gedacht (ich gehe sogar davon aus), aber das ist wie mit der Spaltung des Atoms, böse Leute können mit wenig Motivation schon etwas anderes unschönes daraus machen.
Mir persönlich kommts furchtbar falsch vor so Sachen hinten rum zu regeln. Wenn ich will das mehr erzählt wird zu Kampfaktionen, rede ich mit den Spielern wie ich mir das Vorstelle und kann dann den Gedanken mit Bennies vördern. Wenn ich aber einfach so anfange Bennies zu verteilen um meine Spieler unterschwellig zu erziehen fühle ich mich ziemlich verlogen.

Yehodan ben Dracon:
O.k., dann ist es eben eine Frage des Gruppenvertrages (wie immer).
Ich finde es gut, dass Du auf die Gefahren einer nicht transparenten Bennievergabe hinweist, es führt uns aber wohl zu off topic.

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