Autor Thema: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte  (Gelesen 17451 mal)

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Offline Joerg.D

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Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« am: 3.09.2010 | 14:35 »
Grund oder besser gesagt ausschlaggebender Impuls für diesen Beitrag ist eine Unart, die mir immer wieder in Tanleorn begegnet.

Spiele oder Spielstile die zu heiligen Kühen stilisiert werden und deren Gegner als Verräter an der heiligen Sache gebrandmarkt. Genau das Verhalten nervt mich ungemein, denn nicht jeder Mensch hat so einen begrenzten Horizont, dass er sich nur an einem Spiel oder Spielstil erfreuen kann.

Ja Leute ich schreibe bewusst begrenzter Horizont und ich meine das auch so, ich gebe da einen Scheiß auf die mögliche Verwarnung.

Ich weiß, dass die meisten Spieler oder sogar Gruppen einen dominierenden Stil haben, den sie über die Jahre als Standart etabliert haben. Dieser Stil liegt dem SL und der Gruppe recht gut und wird gegen Neuerungen verteidigt, weil die Gruppe das gewohnte und spaßbringende Spiel nicht missen möchte.

Mein bevorzugter Stil ist ergebnisoffen und mit einem hohen Grad an Improvisation verbunden. Die meisten Posts von mir gehen in die Richtung ergebnisoffenes Leiten und versuchen einem Tipps zu geben, wie man den Stil gut umsetzen kann. Aber ich beschäftige mich hier auch mit Sachen wie Musik zum Leiten, dem Umarbeiten von fertigen Abenteuern, den Archetypen oder der Heldenreise nach Vogeler, weil ich meinen Horizont einfach nicht auf eine Art des Spieles einengen möchte. Da drüber habe ich über lange Zeit sehr fruchtbare Gespräche mit Vash the Stampoede gehabt.

Ich spiele regelmäßig auf Cons oder privaten Treffen in Runden mit, die nicht mit meinem bevorzugten Stil in Verbindung gebracht werden können und habe da in der Regel auch viel Spaß bei. Das Treffen auf andere Stile und Vorlieben sehe ich als Bereicherung meines persönlichen Horizonts und weiß um die Synergieeffekte mit meinem Rollenspiel die ich aus solchen Begegnungen gewinnen kann.

Genau so gerne werde ich von Bekannten oder teilweise wildfremden Leuten eingeladen, um in ihrer Gruppe mal den Gast-SL zu machen und ihnen einen ordentlichen Kulturschock zu verpassen. Ja Rollenspiel geht auch anders und ich nehme oft ihre heiligen Kühe, zücke grinsend meine SL Technik-Machete und veranstalte ein blutiges Schlachtfest an dem, was für sie halt heilig ist.

Diese radikale Art zu Leiten führt oft zu dem erwarteten Kulturschock. Im erstem Moment schalten die Spieler normalerweise auf die Totalverweigerung und werden bockig wie kleine Kinder, denen man ihren Bonbon wegnimmt oder aggressiv wie ein Gläubiger, dem man erzählt, dass sein Glaube scheiße ist.

Die radikale Art zu Leiten und die Strukturen in Gruppen damit aufzubrechen zeigt in der Regel nur selten sofort eine Wirkung, aber fast alle Gruppen bei denen ich war haben im Nachhinein mal aktiv über das nachgedacht, was sie so machen und aus dem Spiel ihre eigenen Lehren gezogen. (nicht immer welche mit denen ich gerechnet hätte)

Diese Veränderungen sind es, die ich mit dem Schlachten der heiligen Kühe beabsichtige. Ich will mit dem radikalen Verhalten schocken und eingefahrene Verhaltensmuster aufreißen. Doch ich mache das nicht, weil ich meinen Stil zu spielen oder zu leiten als überlegen empfinde. Ich will den Leuten einfach zeigen, dass es jenseits des Tellerrandes immer mal wieder etwas gibt, was der Entdeckung wert sein könnte. Das heilige Kühe im Rollenspiel nutzlos sind und man auch von den oft verpönten Rollenspielen oder mit anderen Methoden Erfolg haben kann.

Wenn ich der, Spieler der mir im Spiel erzählt sein Charakter sei nun mal so, die Stances erkläre um ihn klarzumachen, dass er auch eine Verantwortung für den Plot hat, einem Spieler der ständig nach etwas fragt immer mit nein antworte, weil er das Fenster im Turm bitte mit Narrativ Truth einbauen soll oder einen Spieler der mir ständig sagt: „Mein Charakter macht das und das“ ingame ständig in Gespräche verwickle, dann folge ich nicht dem Pfad, dass ich besser bin.

Die Kuh wird nicht geschlachtet um eine vermeintliche Überlegenheit zu suggerieren. Ich will einfach, das die Leute mit dem Nachdenken anfangen und mal sehen, wie sie ihr Spiel vielleicht variieren können um langfristig mehr Spaß zu haben.

Dabei mache ich auch vor dem klassischen starken SL nicht halt, obwohl ich ihn in meinen Runden konsequent durchsetze. Das Ausprobieren von neuem oder andersartigen stellt für mich den Grundstein guten Spieles dar. Auch wenn etwas gut ist und eine Gruppe viel Spaß hat, kann man durch neue Erfahrungen den Spaß oft noch verbessern und Probleme die in der Runde oft mehr oder weniger unterschwellig vor sich hin  brodeln können relativ einfach aus der Welt geschafft werden, wenn man mal einen Block über den Tellerrand wirft und sich nicht abgrenzt.

Was mir dabei als Nebenaussage wichtig ist:

Es gibt keinen einzig wahren Stil des guten Rollenspieles. Jeder Spieler und jede Gruppe muss den Stil finden, der zu ihren Vorlieben passt. Natürlich gibt es Stile die einem befremdlich vorkommen oder auch Spieler die Hohn und Spott sozusagen magisch anziehen. Doch gerade in dem Bereich des Rollenspieles, das von außen gerne verarscht wird, sollte man nicht versuchen jemanden seine Weltsicht aufzuzwingen. Persönliche Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich und ich konnte bis jetzt in den verschiedensten Runden immer meinen Spaß haben, wenn ich meine Vorurteile mal zurückgestellt habe.

Ein klassisches Beispiel dafür war eine Runde auf der H! Spielt. Vor einigen Jahren lockte mich ein Bekannter in eine Runde, wo ein SL saß über den ich vorher fleißig gelästert hatte. Grund war die Tatsache, dass er in einem kompletten Kampfsport Anzug über den Con lief. Glücklicherweise habe ich mich nicht aus der Runde abgelmeldet, denn der SL war gut und ich konnte viel Spaß und eine gute Technik in Bezug auf Erzählungen mit aus der Runde nehmen. Wäre ich nicht über meinen Schatten gesprungen, wäre ich weiter in meiner Welt geblieben.

Ähnlich ist es mit dem Leiten von Runden gegangen, die ich als RSP mit Table Top oder Erzählonklel pur betrachte. Langfristig werde ich diesen Stil nie durchziehen können, doch ich nehme aus jeder Runde etwas mit, was ich nutzen kann um meinen Lieblingsstil noch besser leiten zu können.

Also sage ich nicht bla bla bla ist besser als blub blub blub, (beliebige Systeme einsetzen) ich sage, das System ist gut für Leute die gerne … und achte darauf, das meine Empfehlung wertfrei bleibt.

Denn heilige Kühe und Systeme sind nur gut um sie zu schlachten oder aus ihnen zu lernen.

Dann geht es auch weiter voran mit dem Rollenspiel.
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Offline Scylla

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #1 am: 3.09.2010 | 14:44 »
Ja Rollenspiel geht auch anders und ich nehme oft ihre heiligen Kühe, zücke grinsend meine SL Technik-Machete und veranstalte ein blutiges Schlachtfest an dem, was für sie halt heilig ist.

Diese radikale Art zu Leiten führt oft zu dem erwarteten Kulturschock. Im erstem Moment schalten die Spieler normalerweise auf die Totalverweigerung und werden bockig wie kleine Kinder, denen man ihren Bonbon wegnimmt oder aggressiv wie ein Gläubiger, dem man erzählt, dass sein Glaube scheiße ist.
Was meinst du genau mit "schlachten"? Einfach anders leiten als bis dahin in der Gruppe gewohnt? Und was genau ist deine "radikale Art zu leiten"? Wärst du so nett, mir das genauer zu erklären?

Offline Lichtbringer

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #2 am: 3.09.2010 | 14:48 »
Es gibt keinen einzig wahren Stil des guten Rollenspieles.

Das stimmt schon. Aber hast du wirklich das Gefühl, dass viele Leute der Ansicht sind, ihr Spielstil sei der einzige wahre? Meiner Erfahrung nach geht die Ursachenkette häufig eher so:
1) Jemand mag einen Spielstil sehr.
2) Er möchte anderen erklären, was er daran so toll findet und warum, um vielleicht andere dazu zu bringen, es vielleicht auch mal so auszuprobieren. (optional mit einigen ironischen Kommentaren über andere Spielstile)
3) Der Leser schließt daraus, dass jemand den eigenen Spielstil am besten findet, dass dieser jemand den Spielstil des Lesers total furchtbar findet. (eine falsche Dichotomie)
4) Deshalb wirken Argumente für einen Spielstil auf den so durch eigene Fehleinschätzung abgeschreckten Leser wie der Versuch einer Missionierung.

Fazit: Es gibt meiner Erfahrung nach viel mehr Leute, die das Gefühl haben, eine heilige Kuh zu erblicken, als Leute, die wirklich heilige Kühe vorlegen.

Offline Joerg.D

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #3 am: 3.09.2010 | 14:52 »
Ich leite in der Regel komplett anders als die Gruppen das gewohnt sind.

Ein Beispiel ist im Text:

Zitat
Wenn ich der, Spieler der mir im Spiel erzählt sein Charakter sei nun mal so, die Stances erkläre um ihn klarzumachen, dass er auch eine Verantwortung für den Plot hat, einem Spieler der ständig nach etwas fragt immer mit nein antworte, weil er das Fenster im Turm bitte mit Narrativ Truth einbauen soll oder einen Spieler der mir ständig sagt: „Mein Charakter macht das und das“ ingame ständig in Gespräche verwickle, dann folge ich nicht dem Pfad, dass ich besser bin.

Weiter geht es damit, dass ich von den Spielern verlange die Regeln zu ihrem Charakter zu kennen, Spielern Aufgaben als CO SL zuweise, Fanmail Systeme benutze und alles mögliche Andere mache.

@ Lichtbringer

Ja, das Gefühl habe ich. Wenn ich sehe mit was für einer Vehemenz einige Vertreter ihre Thesen vertreten, dann kann ich nur von heiligen Kühen reden. Das ist in anderen Foren vielleicht noch schlimmer, aber trotzdem scheiße.

 
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Online Maarzan

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #4 am: 3.09.2010 | 14:54 »
Beschränkten Horizont hat doch eher derjeinige, der keine anderen Stile kennt als seinen anderen und Kraft dieser Unkenntnis den Rest ablehnt.

Davon zu trennen wäre dann der generelle Unwille, sich eben solche Stile einmal anzuschauen. Das ist auch noch jedem sein Recht, beschehrt ihm aber ebenso zu recht das Etikett des beschränkten Horizonts.

Wo und wie sich jemand dann aber mit Neuem auseinandersetzt, sollte aber ganz und gar ihm selbst überlassen werden. Wer sich bewußt zu einer andersartigen Runde setzt oder gar einen entsprechenden Spielleiter einfängt, von dem kann man entsprechend annehmen, dass er in dem Moment "leidensfähig" ist (und sich der Schock in Grenzen hält, die Begeisterung unmabhängig davon allerdings ggf. auch). Bequem zu spielen, war dann aber nie Intention des Rundenbeitritts.

Wenn man aber auf Grund der offengelegten Informationen Spiel A erwarten kann, hat man auch berechtigten Ärger auf Leute, die dann ein völlig anderes Spiel B im Nachhinein präsentieren.
Das Problem sidn also nicht unterschiedliche Spielstile, sondern Leute, welche die Eigenarten der einzelnen Stile vernebeln und so Stress durch unerfüllte Erwartungen erzeugen.
Ist jemand auf Entdeckungstour, schmeckt das gefundene ggf. nicht, aber es gibt keinen Ärger, weil es eben erst gar keine entsprchenden festen Erwartungen gegeben hat (sondern wird halt unter einmaliger Erfahrung verzeichnet).
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Offline Lichtbringer

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #5 am: 3.09.2010 | 14:56 »
@ Lichtbringer

Ja, das Gefühl habe ich. Wenn ich sehe mit was für einer Vehemenz einige Vertreter ihre Thesen vertreten, dann kann ich nur von heiligen Kühen reden. Das ist in anderen Foren vielleicht noch schlimmer, aber trotzdem scheiße.

Kann sein. Du bist schon länger dabei. Ich merkte es nur an, weil ich es auch schon anders gesehen haben.

Mir wird auch gerne unterstellt, anderen ihren Spielstil ausreden wollte, wenn es mir vor allem darum geht, dass sie überhaupt erstmal verstehen, was meinen Spielstil auszeichnet, bevor sie es in den Wind schlagen. Man muss die Tatsachen kennen, bevor man sie verdrehen kann.

Offline Darius

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #6 am: 3.09.2010 | 15:18 »
Also aus meiner persönlichen Erfahrung mit Jörg, kann ich durchaus beurteilen, dass seine Art zu leiten und ei Spiel auf zu ziehen, tatsächlich dazu geführt hat, dass ich nun etwas anders denke.

Dieses anders denken hatte bereits bei meinem ersten Treffen vom Tanelorn begonnen. Bei vielen verschiedenen SLs durfte ich unterschiedliche Arten und Stiele kennen lernen. Das hat meine heilige Kuh "Rolemaster" gründlich geschlachtet. Das heisst nicht, dass ich dieses System nun verteufele, aber ich habe erfahren, über den Tellerrand zu blicken. Dafür bin ich wirklich dankbar.

Heute abend werde ich nun versuchen meiner Stammgruppe die Schlachtung des Systems klar zu machen. Ich versuche einfach mal den Horizont der Leute zu erweitern und dadurch meinen auch zu erweitern. Mal sehen, ob ich es schaffe.  ;)
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Offline Scylla

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #7 am: 3.09.2010 | 15:19 »
Wenn ich das also nun richtig verstanden habe:

Du zwingst, sozusagen als "Missonar der rollenspielrischen Vielfalt", die Spieler, die konservativ-verbissen an altgewohnten und geschätzen Spielweisen festhalten, sich mit neuen Arten/Methoden etc. des Spiels auseinanderzusetzen, um verhärtete Strukturen in ihrer Sichtweise aufzubrechen.

Oder irre ich mich hier, Joerg?

Offline Master Li

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #8 am: 3.09.2010 | 15:20 »
Was ich nicht ganz verstehe ist, wieso Du anderen gerne ihre Spielkultur schlachten willst. Wenn es ihnen so gefällt, dann finde ich Dein Verhalten eher destruktiv und unnötig. Wenn Du in eine funktionierende Gruppe eingeladen wirst und dann erstmal alles auf den Kopf stellst, dann finde ich das ziemlich arrogant und unhöflich. Vielleicht führt genau so etwas dazu, dass die Gruppe in Schwierigkeiten gerät. Niemand sollte gezwungen werden, das eigene Verhalten zu reflektieren.


Haben sie Probleme und wollen was ändern, dann finde ich es ok.
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #9 am: 3.09.2010 | 15:23 »
Denkst du, dass diejenigen die du ansprichst so zur Selbstreflexion fähig sind, dass dein Artikel irgend etwas bringt, abseits davon dass du dich besser fühlst?
Mal im Ernst, derjenige der seinen Stil für den einzig wahren hält ist doch gar nicht fähig mit der nötigen Distanz darüber nachzudenken, ob das denn richtig ist (bzw. sie wollen es auch gar nicht).

Wenn ich das also nun richtig verstanden habe:

Du zwingst, sozusagen als "Missonar der rollenspielrischen Vielfalt", die Spieler, die konservativ-verbissen an altgewohnten und geschätzen Spielweisen festhalten, sich mit neuen Arten/Methoden etc. des Spiels auseinanderzusetzen, um verhärtete Strukturen in ihrer Sichtweise aufzubrechen.

Oder irre ich mich hier, Joerg?
So würde ich das auch beurteilen.
« Letzte Änderung: 3.09.2010 | 15:26 von SeelenJägerTee »

MadMalik

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #10 am: 3.09.2010 | 15:24 »
Niemand sollte
Niemand sollte gezwungen werden, das eigene Verhalten zu reflektieren.

Zwingen kann Jörg ja niemand, aber warum sollte er sie nicht anhalten dürfen ihr eigenes Verhalten zu reflektieren?

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Online Darkling

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #11 am: 3.09.2010 | 15:27 »
Was Master Li sagt.
Der Weg zum Herzen eines Menschen führt durch den Brustkorb!

I`m just a soul whose intentions are good.
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ErikErikson

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #12 am: 3.09.2010 | 15:29 »
Was mich immer wieder wundert ist die Tatsache, das Gruppen überhaupt einen Gast-SL akzeptieren. Das kenn ich so gar nicht.

Offline SeelenJägerTee

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #13 am: 3.09.2010 | 15:30 »
Was ich nicht ganz verstehe ist, wieso Du anderen gerne ihre Spielkultur schlachten willst. Wenn es ihnen so gefällt, dann finde ich Dein Verhalten eher destruktiv und unnötig. Wenn Du in eine funktionierende Gruppe eingeladen wirst und dann erstmal alles auf den Kopf stellst, dann finde ich das ziemlich arrogant und unhöflich. Vielleicht führt genau so etwas dazu, dass die Gruppe in Schwierigkeiten gerät. Niemand sollte gezwungen werden, das eigene Verhalten zu reflektieren.


Haben sie Probleme und wollen was ändern, dann finde ich es ok.
Du sagst also, dass wenn eine Gruppe einen Gast-SL einlädt, dass dieser dann bitteschön nicht so leiten darf wie er will, sondern so "wie es das Beste für die Gruppe (TM)" ist (wobei wir im Vornherein ja gar nicht wissen was das Beste für die Gruppe ist!).

Ich würde sagen. Jemand der seine Gruppe von äußeren Einflüssen abschotten will, der soll sich bitteschön keinen Gast-SL einladen.

EDIT: Wenn jemand einen Gast-SL einlädt, dann geht die Gruppe (bewusst) das Risiko ein, mit einem andersartigen Spielstiel in Kontakt zu kommen.
« Letzte Änderung: 3.09.2010 | 15:32 von SeelenJägerTee »

Offline SeelenJägerTee

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #14 am: 3.09.2010 | 15:34 »
Andererseits erinnert mich dein Beitrag schon irgendwie an einen Atheisten, der gegen den Fanatismus der Kirchen wettert, aber nicht merkt, dass er auf seine eigene Art und Weise genau so fanatisch und intolerant wie die Kirchen ist.
(Dies ist nicht als Angriff gemeint.)

Offline Master Li

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #15 am: 3.09.2010 | 15:34 »
Als Gast-SL ist er aber auch nicht der Big Gonzo, sondern ist Bestandteil einer Gruppe. Wenn die Gruppendynamik von ihm während des Leitens nicht geachtet wird, dann hätte ich ein Problem damit, ja. Ich weiß nicht, ob Jörg so ist, da ich ihn nicht kenne, es erschien mir nur so beim Lesen des Beitrags.
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Offline Ingo

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #16 am: 3.09.2010 | 15:35 »
...
Spiele oder Spielstile die zu heiligen Kühen stilisiert werden und deren Gegner als Verräter an der heiligen Sache gebrandmarkt. Genau das Verhalten nervt mich ungemein, denn nicht jeder Mensch hat so einen begrenzten Horizont, dass er sich nur an einem Spiel oder Spielstil erfreuen kann.

Kann ich gut verstehen und sehe ich genauso. Vor allen Dingen, wenn man anderen etwas vorhält.

Ich weiß, dass die meisten Spieler oder sogar Gruppen einen dominierenden Stil haben, den sie über die Jahre als Standart etabliert haben. Dieser Stil liegt dem SL und der Gruppe recht gut und wird gegen Neuerungen verteidigt, weil die Gruppe das gewohnte und spaßbringende Spiel nicht missen möchte.

Mein bevorzugter Stil ist ergebnisoffen und mit einem hohen Grad an Improvisation verbunden. Die meisten Posts von mir gehen in die Richtung ergebnisoffenes Leiten und versuchen einem Tipps zu geben, wie man den Stil gut umsetzen kann. Aber ich beschäftige mich hier auch mit Sachen wie Musik zum Leiten, dem Umarbeiten von fertigen Abenteuern, den Archetypen oder der Heldenreise nach Vogeler, weil ich meinen Horizont einfach nicht auf eine Art des Spieles einengen möchte.

Nun an dieser Stelle gehen unsere Meinungen auseinander. Ich akzeptiere nicht jeden Stil: Dungeon Crawl - Hack'n'Slay mag ich nicht und wäre an dieser Stelle auch nicht ergebnisoffen.
Das Ausprobieren finde ich persönlich wichtig, akzeptiere aber auch, wenn eine Gruppe das nicht will - Voraussetzung ist die Gesamtheit der Gruppe. Und da würde ich ihnen auch nichts aufzwingen wollen, jeden falls nicht mit dem Hackebeil. Das kann ich an dieser Stelle auch nicht nachvollziehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, das schrittweise Veränderungen in der Regel nachhaltiger sind, als die Brechstange. Aber gut, da hat jeder seine Methoden und ich habe selbst auch eine Brechstange in meinem Werkzeugkoffer, die wie viele andere Werkzeuge dort ruht, bis ich sie wirklich mal wieder brauche.

Andererseits erinnert mich dein Beitrag schon irgendwie an einen Atheisten, der gegen den Fanatismus der Kirchen wettert, aber nicht merkt, dass er auf seine eigene Art und Weise genau so fanatisch und intolerant wie die Kirchen ist.
(Dies ist nicht als Angriff gemeint.)

Wobei das auch forentypisch ist. Ist nicht böse gemeint, da ich ja im Grundsatz eine ähnliche Sichweise habe.
Kann Spuren von Wahrheit enthalten
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ErikErikson

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #17 am: 3.09.2010 | 15:55 »
Kommt auch drauf an, Jörg leitet wohl auch einfach gut, wenn ich das mal so sagen darf. Also ich hab die Schnauze voll von einer bestimmten Art von Stimmungsspiel, wenn ich das nochmal mitmachen muss geh ich auf die Barrikaden. Dann geht entweder der Gast-SL oder ich.

Im übrigen ist mir das Gast SL Prinzip immer noch völlig unverständlich. Ich spiele seit 12 Jahren Rollenspiel, aber davon hab ich noch nie gehört.

Online Maarzan

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #18 am: 3.09.2010 | 15:59 »
Kommt auch drauf an, Jörg leitet wohl auch einfach gut, wenn ich das mal so sagen darf. Also ich hab die Schnauze voll von einer bestimmten Art von Stimmungsspiel, wenn ich das nochmal mitmachen muss geh ich auf die Barrikaden. Dann geht entweder der Gast-SL oder ich.

Im übrigen ist mir das Gast SL Prinzip immer noch völlig unverständlich. Ich spiele seit 12 Jahren Rollenspiel, aber davon hab ich noch nie gehört.

Was ist daran so unverständlich? Manche Leute interessieren sich von sich aus für neue Eindrücke und kommen z.B. über Foren auch mit anderen in Kontakt, welche solche Eindrücke bieten können. Da ist es doch viel effizienter sich das mal von jemandem zeigen zu lassen, der das schon kennt, als sich das alles selbst erarbeiten zumüssen, insbesondere auch was den Aufwand angeht, wenn man nicht sicher ist, ob man diese neuen Eindrücke dann auch mag oder nicht.
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Offline Scylla

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #19 am: 3.09.2010 | 16:06 »
Ich habe das auch noch nie gehört, Gast-SL. Ich habe noch nie einen anderen SL an eine meiner Gruppe gelassen (wozu auch...), genauso wenig wurde mir als Spieler plötzlich ein neuer SL vorgesetzt.

Was mich an der Stelle interessieren würde: Gibt´s für den Gast-SL einen Oneshot mit der Gruppe, oder leitet der einfach die Story von da an weiter, wo das letzte Mal aufgehört wurde? Im letzteren Fall würde ich Vorsicht walten lassen, sowohl als SL als auch Spieler...

ErikErikson

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #20 am: 3.09.2010 | 16:08 »
Was ist daran so unverständlich? Manche Leute interessieren sich von sich aus für neue Eindrücke und kommen z.B. über Foren auch mit anderen in Kontakt, welche solche Eindrücke bieten können. Da ist es doch viel effizienter sich das mal von jemandem zeigen zu lassen, der das schon kennt, als sich das alles selbst erarbeiten zumüssen, insbesondere auch was den Aufwand angeht, wenn man nicht sicher ist, ob man diese neuen Eindrücke dann auch mag oder nicht.

Mich wundert ja weniger das Prinzip an sich als die Tatsache, dasss ich noch nie davon gehört hab. Noch nie. Und ich hock nicht nur mit einer Gruppe im stillen Kämmerlein. Da dieser Erläuterungsteil im zweiten Satz aber mal wieder fliessig ignoriert wird schätze ich mal, du hast auch keine Ahnung.

Ich frag das jetzt auch nicht aus Ablehnung, sondern aus Interesse. Also brauch ich auch ne Erklärung, keine Überrredung.

Offline Joerg.D

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #21 am: 3.09.2010 | 16:10 »
@ Master Li

Es geht mir weniger um das Brechen mit der Spielkultur ansich, sondern mehr um das Schlachten eben einiger der heiligen Kühe. Dem Aufzeigen, dass es auch andere Wege gibt, mit Situationen umzugehen, als sie es gewohnt sind. Da kann zu erheblich mehr Spielspaß führen, als es vorher der Fall war.

Du siehst den Punkt vielleicht nicht, aber aus irgend einem Grund werde ich ja für gewöhnlich eingeladen. Wenn in der Gruppe wirklich alles so toll ist, warum folgt dann die Einladung? Sicher nicht weil ich so toll aussehe und den Leuten den Schnaps wegsaufe.

Das du mir vorwirfst, ich sein Arrogant, damit kann ich gut leben, weil es der Wahrheit entspricht.

Ein Gast SL bringt immer Veränderungen, mit sich. Da kann man dann meiner Meinung nach gerne mal auf die Pauke hauen und in die Vollen gehen, denn man ist ja nur ein Gast. Was die Spieler später selber aus den Erfahrungen machen, bleibt ja ihnen überlassen. Du magst meinen, das man ein funktionierendes System nicht wechseln muss, solange es Spaß macht, aber für mich gehört Entwicklung mit dazu.

Was Du aber im Gesamtkontext nicht zu raffen scheinst, ist dass ich ausdrücklich sage jeder soll so spielen, wie er es will.

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #22 am: 3.09.2010 | 16:13 »
Ich kenne das (bis auf und seit einem einzelnen und bewußt nicht wiederholten Fall von Vertretungsspielleiter ) nur als Oneshot Gastspiele. Meist waren aber auch gar nicht alle Spieler einer rudne an einer solchen Darbeitung interessiert und es haben sich Interessierte aus verschiedenen Runden zum einmaligen Ausprobieren gesammelt. Die regulären Runden verliefen dann wieder im vertrauten Kreis.

Mit einer lokal vorhandenen offenen "Szene" waren aber eh einige Leute an wechselnde Zusammensetzungen (und auch daraus entstehende Seltsamkeiten) gewöhnt, dass es nicht so weit weg war, sich da auch einmal gezielt für "Bewußtseinserweiterung" mit einem Anbietenden zu treffen.
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ErikErikson

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #23 am: 3.09.2010 | 16:16 »
Ich kenne das von großen Gruppen mit so 20 Spielern, das da hin und wieder mal jemand meistert, der sonst immer spielt. Also praktisch in einem Verein oder Vereinsartigen Kontext. Aber das tatsächlich der Sl einer Gruppe als Gast SL einer anderen, bekannten Gruppe leitet, das ist mir noch nie untergekommen. Aber hijacken wir den Thread nicht weiter, vielleicht mach ich da ne Umfrage zu auf.

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Re: Warum ich gerne heilige Kühe schlachte
« Antwort #24 am: 3.09.2010 | 16:18 »
Also, in Stammrunden würde ich auch keinen Gast-SL haben wollen, nicht mal wechselnde SLen gerne, zumindest wenn ich nicht nur Spieler bin.

Wir hatten den guten Jörg auch mal als Gast-SL bei uns, aber dann mit einem neuen System.

Und wenn man nicht schon über den Tellerrand geschaut hat, was bei Beschäftigung mit einem Forum sowieso geschieht, ist das Spiel mit Jörg immer hilfreich, auf neue Ideen zu kommen. Das ist glaube ich auch das, was Jörg meint. Und das ist natürlich unabhängig von seiner Person.

Selbst wenn man seinen primären Spielstil nicht ändert, gibt einem das doch neue Ideen fürs Spiel.
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