Ein Mode-Überblick ist gar nicht so leicht, weil das 14. Jahrhundert recht bewegt ist. Die Pest als Zäsur ändert z.B. auch den Kleidungsstil, alles wird bunter und übertriebener. Aber der Film heißt Black Death, da kann man sich auf 1347/48 einschießen, solange es um England geht.
Grundsätzlich ist die Mode Körperbetonter geworden. Eine schlanke Taille und breite Schultern sind das Ideal für Männer, ebenso kräftige Beine, die sich unter den engen Beinlingen abzeichnen. Dazu werden die Schultern ausgepolstert und die Taille ist so eng, das sich Adlige in ihre Obergewänder teils einnähen lassen. Der Oberkörper folgt noch der natürlichen Linie, das entwickelt sich später (~1450) zur maximilianischen Wespentaille weiter.
Natürlich gilt das so nicht für die einfache Bevölkerung. Der Adel grenzt sich ab, indem er Kleidung trägt, in der man nicht körperlich arbeiten kann. Trotzdem ist auch das Obergewand der einfachen Bevölkerung tailliert und enger geworden.
Die Länge der Männerkleidung hat sich auch geändert. Die knöchellange Cotte wird kürzer. Beeinflußt durch die französische Mode steigt der Saum auch in England (im Heiligen Römischen Reich hält sich die lange Kleidung länger). Die länge der Kleidung ist ein Streitthema der Zeit, wer provozieren will, trägt so kurze Gewänder, das man Gesäß und Schritt sehen kann. allgemein liegt Mitte des 14. Jh. die Gewändlänge etwa auf Kniehöhe. Die Cotte wird kleiner, also eine kleine Cotte, deshalb nennt man das Gewand Cotehardie. Um die taillierte Form zu erreichen ist die Cotehardie frontal geknöpft, die Körperform wird oft auch durch geknöpfte Unterarme betont (wobei es auch weite Ärmelformen gibt).
Eine Hose an sich gibt es noch nicht. Über den Braies oder Bruchen (Unterhosen) trägt man eng anliegende Beinlinge. Die werden an der Unterhose oder am Obergewand festgebunden, um nicht zu rutschen. Auch hier gilt, im Adel enger als im Volk. Meistens sind Füße angesetzt, da es noch keine Socken gibt. Als die Gewänder kürzer werden, kann im Schritt und am Gesäß die Unterkleidung sehen, deswegen werden die Beinlinge durch den sog. "Schamlatz" verbunden, wodurch die Hose entsteht.
Dazu trägt man einen Hut, eine Haube, irgendwas. Hauptsache, der Kopf ist bedeckt. Das hat hauptsächlich Hygienegründe, ist aber eine Anstandsregel von der man nicht abweicht.
Ein paar Beispiele:
Ein Bauer, Manuskript um 1392Adlige, Manuskript um 1392, der oberste soll der König von England sein
Mehrere Männergewänder, etwa 1390Es ist leider nicht leicht, Bildnachweise für 1345-1355 zu finden, die Gewänder muss man sich nur etwas länger vorstellen, dann ist das der Stil.
Vergleicht man das mit dem Film, verlieren alle Männerrollen auf ganzer Länge. Diese Hemd-und-Weste-Kombination mit weiter Hose entspricht weder dem Kleidungsstil der Zeit, noch irgend einer Periode des Mittelalters. Vielleicht will man in modernen Produktionen den Zuschauer nicht mit einem Stil verwirren, der zu fremdartig erscheint? Ich weiß es nicht, sowas ärgert mich aber.
Bei den Rüstungen wirds ganz schlimm. Das niemand einen Helm trägt, darüber rege ich mich schon nicht mehr auf, obwohl das die Grundausstattung jedes Soldaten war. Aber dann erkennt man die Schauspieler ja nicht mehr...
Sean Bean trägt eine Lederrüstung. Das ist schon grundsätzlich Unsinn, denn Lederrüstungen haben nichts im europäischen Hoch- und Spätmittelalter verloren. Gehärtetes Leder (Cuir Boulli) als Trägermaterial für Metallplatten wird Mitte des 14. Jh. manchmal in deutschen Kompositrüstungen (=Übergang von Ketten- zu Plattenrüstungen) eingesetzt. Sonst ist Leder kein Werkstoff für Rüstungen. Ungehärtet taugt es nicht als Trägermaterial für Metall, da sich das Leder ausdehnt.
Als Adliger sollte der Charakter
so oder
so aussehen.
Die Soldaten sind auch solche Fälle. Kettenhemden, in Ordnung. Aber wo sind die Polsterungen? Unter oder über ein Kettenhemd gehört ein Gambeson/Aketon, also ein dickes Steppwams. Ich hänge an den Post mal ein Bild von einem Soldaten an, das in die Zeit passt. Dazu ein Kettenhemd, perfekt.
Bei den Frauen ändert sich die Mode ebenfalls zu mehr Körpernähe. Das liegt auch an besseren Werkstoffen, da man inzwischen einfach breitere Stoffbahnen in ausreichender Menge weben kann. Dadurch werden komplexe Schnittmuster möglich. Ein Kleid besteht aus etwa 6-10 Einzelteilen, manchmal mehr.
Sonst hat sich nicht viel geändert. Unterkleid, Kleid, darüber ein sog. Kirtle (Oberkleid). Für Adlige kommen noch Seidenstrümpfe dazu, die etwa über Knie reichen und mit einem Strumpfband gehalten werden. Solche Strümpfe aus Wolle werden auch von Bäuerinnen im Winter getragen.
Der Unterscheid zwischen den Ständen ist die Art der Schnürung. Adlige Schnüren ihr Kleid auf dem Rücken oder knöpfen es auf der Front. Im Volk wird einfach frontal geschnürt, was praktischer ist und ohne Hilfe getan werden kann. Der Kirtle ist meist locker, wird manchmal durch einen Gürtel gerafft. An den Seiten offene Kirtle (sog. "Höllenfenster") sind in Mode und werden in allen Ständen getragen.
Auch hier: Kopfbedeckungen! Für verheiratete Frauen ist es Pflicht, das Haar zu bedecken. Daher kommt im Deutschen die Redewendung "Unter die Haube kommen". Auch unverheiratete Frauen tragen Kopftücher, Schleier oder Strohhüte, mindestens bei der Arbeit in der Sonne.
Als Beispiel:
Eine Magd ohne KirtleEine Adlige mit kurzärmligen Kirtle, man beachte die geknöpften Unterarme am Kleid
Höllenfenster in einer späten Ausführung, es sind nahezu nur die Träger übrig
Wie schon gesagt, die Frauenkleidung ist im Film eigentlich durchgängig gelungen. Nur die Dorfvorstehrin/Hexe/Wasauchimmer leider nicht. Die geschnürten Ärmel sehen zu sehr nach moderner Mittelatermarkt- oder Gothic-Kleidung aus.
Ich hoffe, als gewünschter Überblick über meine Kritikpunkte reicht das. Notwendigerweise ist das Verallgemeinert und ich habe jetzt nicht zu Referenzliteratur gegriffen. Man drehe mir also bitte keinen Strick aus Ungenauigkeiten.
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