Vorweg: falls ein derartiges Thema bereits existiert und jemand weiß, wo es steht, immer her damit.
Also, worum es mir geht: die meisten, bzw. alle mir bekannten High Magic settings kranken ja daran, dass es halt im Wesentlichen "Pseudomittelalter" mit oben aufgeflanschter Magie ist. Da wird z.B. angenommen, dass diese Typen, die mit einem Fingerschnippen die Welt aus den Angeln heben können, sich brav und dozil mit irgendwelchen Pöstchen oder einem Platz im sprichwörtlichen Elfenbeinturm zufriedengeben. Das ist halt inkonsequent, weil eine Welt, in der Magie allgemein verbreitet ist, sicherlich deutlich anders funktionieren würde, als wir es von der Realwelt her kennen.
Darum wollte ich jetzt mal darüber reden, _wie_ eine konsequent durchdesignte "magische" Welt aussehen könnte. Das ganze speziell zugeschnitten auf die Mechaniken von D&D 3.X. Diese implizieren ja zum Beispiel: _jeder_ kann wenigstens in Ansätzen Magie jeder beliebigen Art erlernen bzw erschließen, sofern das jeweilige Hauptattribut (Int, Wis, Cha) wenigstens leicht überdurchschnittlich ist. Es braucht keine angeborene Begabung dafür.
Welche Konsequenzen hat das also für die Gesellschaft?
Ich könnte mir z.B. drei grundverschiedene Szenarien vorstellen.
1. Das "Bartimäus"-Szenario: Magier rulen, im Wortsinne. Die gesamte Führungsriege jedes Landes / Reiches besteht ausschließlich aus Zauberern. Wer als Kind ein hohes Potential aufweist (hohe Int etc.), wird selektiert und zum Zauberer ausgebildet und hat einen Platz in der Oberschicht sicher.
Natürlich kann es gut sein, dass sich die unterschiedlichen Magiezweige gar nicht grün sind, und innerhalb eines Landes immer nur eine Klasse die Kontrolle innehat, und die anderen Klassen kleingehalten, womöglich sogar unterdrückt und verfolgt werden.
Sowas gibt es ja iirc auch vereinzelt in den FR, z.B. die Magokratie von Thay, und sicher gibt es auch irgendwo Gottesstaaten.
Das wäre dann halt vielleicht in so gut wie allen Ländern der Regelfall. Ob Sorcerer nach weltlicher Macht streben, vermag ich jetzt nicht zu beurteilen; die würden sich vielleicht eher jeder eine Baronie suchen, die sie allein beherrschen könnten, ohne sich mit lästigen Kollegen arrangieren zu müssen. Vielleicht gibt es ja in manchen Regionen auch Rebellen, die sich gegen die magische Oberherrschaft auflehnen - aber die müssen dann echt früh aufstehen, wenn sie selber keine magische Unterstützung haben.
Klar, "Gute" Zauberer werden wohl nicht zu solchen Mitteln greifen -- aber das bedeutet dann bloß, dass sich auf Dauer die machthungrigen Bösen durchsetzen; die meisten Regierungen dürften als vorherrschende Gesinnung LE haben.
2. Die Weltlichen haben die Kontrolle, aber sind sich der Gefahr durch die Zauberei bewusst und fürchten sie. Darum werden Zauberer kleingehalten bzw Zauberei komplett verboten. Quasi permanente Hexenverfolgung. Zauberfähige Charaktere sollten sich besser nicht bei der Ausübung ihrer Kunst erwischen lassen. Ist natürlich ein hochlabiles System, da hier im Prinzip schon eine handvoll Magier, die es in die höheren Stufen schaffen, den Laden im Handumdrehen übernehmen können - und schwupps sind wir wieder bei Variante 1.
3. Utopie: das Land wird von weisen, gütigen und gerechten Herrschern regiert. Dies können Weltliche oder Zauberer sein, je nachdem. Zauberer stellen sich freiwillig in den Dienst eines weltlichen Herrschers, den sie für würdig erachten. Soweit also im Prinzip das, was uns die gängigen Settings oft genug auftischen.
Rolle der Magie: wird eingesetzt, um den Menschen das Leben zu erleichtern. Es muss sich z.B. niemand auf den Feldern abmühen, da es genügend Kleriker gibt, die "Unser täglich Brot gib uns heute" beten. Nahrungsmittelproduktion als nur für Genussmittel. Prunkbauten und Straßen werden nicht auf dem Rücken von fronenden Leibeigenen errichtet, sondern nach dem Fertighausprinzip mit ein paar Wall of Stone-Castings. Und so weiter.
Soviel für den Anfang. Was meint ihr dazu, und was fällt euch noch dazu ein?
Oder seht ihr das grundlegend anders?