Autor Thema: [Erfahrungsbericht] Rollenspiel auf der Animagic  (Gelesen 3348 mal)

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Online Jiba

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Jetzt nehme ich mir einfach mal die Zeit und schreibe ein bisschen was (na gut, eine ganze Menge) zu meinen Erfahrungen nach drei Jahren Rollenspielleiten auf der „Animagic“. Ganz kurz: Die „Animagic“ ist eine Großveranstaltung für Anime- und Manga-Kultur und fand von 1999-2005 in Koblenz und von 2006 an in Bonn statt. Ich weiß nicht, ob es immer noch die größte Veranstaltung dieser Art in Deutschland ist, oder ob die „Connichi“ in Kassel sie inzwischen überholt hat. Jedenfalls war ich bis 2005 jedes Jahr als Gast dabei, ab 2007 habe ich dann einen Platz im RPG-Bereich des Cons ergattert. Die Organisation des Rollenspielbereichs übernimmt dabei traditionell die „Zunft der Lahnsteiner Rollenspieler e.V.“, in der ich Mitglied bin – allerdings muss man kein Mitglied sein, um Rollenspielleiter auf der "Animagic" zu werden.

Unterschiede zu RPG-Cons
Zunächst ein bisschen was Allgemeines. Mir ist aufgefallen, dass Rollenspielleiten auf der "Ani“ im Prinzip dasselbe ist wie auf anderen Cons auch, aber es schon ein paar fundamentale Unterschiede im Vergleich zu reinen RPG-Conventions gibt:

1. Das Zeitfenster:

Die durchschnittliche Rollenspielrunde auf der Ani dauert so zwischen 2 und 4 Stunden – länger als 3-Stunden wird aber eigentlich nur abends gespielt. Bei Interesse werden Samstag auch Open-End-Runden angeboten (spielen, bis man von der Hallenaufsicht rausgekehrt wird), finden aber in den letzten Jahren leider seltener statt. Wegen der engmaschigen Planung des Rundenangebots ist Überziehen in der Regel nicht drin – der Tisch muss für die nächste Runde freigemacht werden.

2. Das Umfeld:
Im Rollenspielraum spielen bis zu vier Runden parallel und auf die großzügige Tischverteilung vieler Rollenspiel-Cons wird hier verzichtet. Die Geräuschkulisse kann also unter Umständen bedeutend höher sein als auf vergleichbaren Cons.

3. Die Thematik:
Wir spielen in der Regel keine Settings, die man so aus Rollenspielbüchern kennt: Kein Cthulhu-Mytos, kein Shadowrun-Seattle, kein Aventurien – sämtliche Settings müssen Settings aus Animes, Mangas oder zumindest Videospielen oder bekannten Popkultur-Größen sein. Je populärer diese sind, desto besser ist es meist. Viele der Rollenspielleiter greifen dabei auf vereinfachte Versionen von Regelsystemen aus „normalen“ Rollenspielen zurück, auf die sie dann die entsprechenden Settings umsetzen – so wird aus Shadowrun „Ghost in the Shell“ oder aus D&D „Record of Lodoss War“. Manche schreiben auch eigene Rollenspielsysteme extra für ihre Settings.
Ob das eine oder das andere: Die Regelsysteme sollten jedenfalls leicht verständlich sein.
In der Regel sind unsere Spielrunden auch comedy- und/oder actionorientiert – Dramarunden mit bedeutungsvollen, moralischen Entscheidungen kommen nur selten zustande und sind auch nicht wirklich gewünscht.

4. Das Publikum:

Ist eigentlich relativ durchmischt. In der Regel kommen die Con-Besucher zu uns, die mit Rollenspiel auf jeden Fall was anfangen können und es zumindest schon einmal betrieben haben – wovon allerdings die Wenigsten regelmässig spielen. Aber es sind auch die obligatorischen Rollenspielanfänger dabei, die in unseren Bereich kommen, um das Spielen kennen zu lernen. Mir persönlich macht es am meisten Spaß genau diese Gruppe von Con-Besuchern ins Hobby einzuführen. Auch kann man einen Spieler, der einem nicht passt, nicht einfach rausschmeißen – wir leiten für jeden. :)

Weitere Beobachtungen
Während der Jahre hat sich mein Leitstil sehr stark gewandelt. Die Jahre vor 2006 habe ich als Besucher den Rollenspielbereich häufig frequentiert, aber als „Kosument“ erschließt sich einem ein ganz anderes Bild – man kommt, verbringt einige vergnügliche Stunden und geht dann wieder. Dass das Ganze ziemlicher organisatorischer Aufwand ist, Runden geplant werden und sich SLs auch mal in den Haaren haben, kriegt man so nicht mit. Die erste Lektion, die ich lernen musste, war, dass man als SL auf der "Animagic" sich präzise an Spielzeiten und Koordination halten muss. Und wenn nur ein einzelner Spieler am Tisch auftaucht, man heiser ist oder einem partout Nichts einfallen will: Theoretisch kein Grund, dass eine Runde nicht stattfindet. Klar werden Kritiker hier am Board jetzt vielleicht bemängeln, dass die Qualität der Runden wohl unter diesen Umständen leiden dürfte. Und tatsächlich muss ich zugeben, dass die ein oder andere Runde, die ich auf der Ani über die Jahre angeboten hatte eher unteres Mittelmaß war, was an verschiedenen Faktoren lag (dafür gab es aber auch Runden, die so geil waren, dass sie alles weggerockt haben, was die "Animagic" sonst zu bieten hatte).

1. Vorbereitung ist das A und O
Ausgedruckte Charakterbögen (die ich persönlich gerne in Farbe, mit Charakterportraits und wenig Text, denn sie sollen was für's Auge sein) sind selbstredend ein Muss. Für mich hat sich aber auch gut ausgearbeitetes Abenteuer auf Papier bewährt – Bass-Playing lässt sich bei der kurzen Zeitspanne und einem Klientel, von dem die Hälfte nicht weiß, was sie vom Rollenspiel eigentlich zu erwarten haben, nur schwer umsetzen. Ich habe nicht die Möglichkeit, meine Spieler vorher groß kennenzulernen und tendiere daher auf der "Animagic" zu recht linearen (≠ gerailroadeten) Abenteuern. Ich habe gemerkt, dass ich hier noch etwas nachbessern muss, was die Action angeht und etwas mehr würfeln lassen könnte – außerdem sind die Visuals sehr wichtig und im nächsten Jahr werde ich, wie es der Jens, ein anderer unserer SLs, dessen „Naruto“-Runden permanent ausgebucht sind, vorgemacht hat, mit Karten und NSC-Portraits aufwarten. Kommt sicher gut.

2. Vertrauter Protagonist VS Eigenkreation
Charaktere werden in der Regel nicht am Tisch geschrieben, sondern bereits ausgefüllt vorgelegt – es gibt aber Runden, bei denen selbst erstellt wird. Hier wäre Jack_Blues' (unsere Nummer 1 im RPG-Bereich – danke für die tolle Arbeit!) „Anime Crossover“ oder meine „Final Fantasy ∞“-Runde zu nennen, bei denen die Spieler ihre jeweiligen Lieblingscharaktere spielen und sie ad hoc dann auch mit Werten versehen. Interessanterweise scheiden sich hierbei die Geister der SLs in unserem Team mitunter gewaltig: Die einen zum Beispiel (ich gehöre dazu) bevorzugen es, die Spieler Charaktere spielen zu lassen, die sie aus den jeweiligen Animesettings bereits kennen, sprich, die Protagonisten der Serien. Wenn ich also „Avatar“ anbiete, spielen meine Spieler Aang, Katara oder Toph, bei „Sailor Moon“ Moon, Mars und Merkur. Andere SLs lassen die Spieler lieber eigene oder neue Charaktere im Setting übernehmen, wie zum Beispiel eine Bande anderer Bounty Hunter bei „Cowboy Bebop“ oder eine typische Fantasy-Heldengruppe bei „Lodoss War“. Die Patentlösung gibt es dabei nicht, denn Beides hat Vor- und Nachteile.
Die erste Variante bietet die Vorteile Wiedererkennungswert (man weiß, was man spielt und findet schnell ins Setting bzw. erkennt es einwandfrei wieder), bessere Gruppendynamik (die Spielercharaktere finden aus dem Kontext des Settings sofort zusammen) und gezieltere Vorbereitung (man kann ein Abenteuer für die Charaktere maßschneidern). Nachteil ist sicherlich die geringere Flexibilität und kreative Mitgestaltung durch die Spieler, da sie ja im Grunde nur eine vorgegebene Rolle interpretieren. Bei eigenen Charakteren besteht aber zusätzlich die Gefahr, wie ich früher als Spieler schon feststellen musste, dass häufiger auch mal der Bezug zum Setting, das Pate stand, nur schwer zu erkennen ist – wenn ich zum Beispiel „Record of Lodoss War“ spiele, dann erwarte ich auch Lodoss als Setting: Ich will mit NSCs aus der Serie interagieren, die politischen Entwicklungen gezeigt bekommen und überhaupt den ganzen Anstrich haben. Ich habe zum Beispiel bei meinen „Final Fantasy“-Runden gemerkt, dass ich das nicht immer zur Gänze erfüllen konnte und so der „Das ist Final Fantasy!“-Faktor gelitten hat. Außerdem geht Charaktererschaffung zusätzlich von der knappen Spielzeit ab. Aber ich will hier keine Grundsatzdiskussion führen, denn bei obskureren Settings wie „Serial Experiments Lain“ oder „Jin-Roh“ (bei denen es ja strenggenommen nur einen Protagonisten gibt) kommt man nicht drumherum, eigene Charaktere, die „nur“ in diesem Setting zu Hause sind, zu entwerfen.

3. Kenne dein Setting
Es ist bemerkenswert, wie sich Trends und Geschmäcker unserer Besucher bei der AnimagiC verändern. 2002 rissen sich die RPG-Freunde auf der Ani noch um begehrte Plätze in „Record of Lodoss War“ oder „Ranma ½“... heute schlagen diese Settings nicht mehr so richtig ein. Die Animeszene wandelt sich und mit ihr muss sich das Angebot unseres Bereiches neuen Gegebenheiten anpassen. Dies macht es schwer für uns, denn es gilt eine Gradwanderung zwischen „Ist neu auf dem Markt“ und „Hat eine breite Fanbasis“ zu bewältigen. Und dann muss man aus den neuen, beliebten, trendigen Serien immer noch die heraussuchen, die sich als Rollenspiel eignen (bei „Canaan“bin ich da ziemlich auf die Nase gefallen). Eigeninteresse ist dabei aber auch wichtig, denn nur in eine Serie, die ich selbst mag, kann ich tief genug einsteigen, um ein Rollenspiel draus zu machen. Glücklicherweise sind die Medien Anime, Manga und Videogame breit genug, dass für jeden etwas dabei ist – andererseits kostet der Einstieg in neue Werke Zeit und die hat nicht jeder. Im Zweifelsfall heißt es also den inneren Schweinehund bekämpfen und einfach zwischendurch mal die neusten Trends in der Szene checken – und dann hoffentlich an einer bekannten hängen bleiben, die auf der Ani läuft. Denn auch die Beliebtheit einer Serie ist nicht alles – grade Serien, die viel gecosplayt und heiß diskutiert werden, wie etwa „Death Note“ oder mein geliebtes „Kingdom Hearts“, haben nicht unbedingt viele potentielle Rollenspieler in ihren Reihen. So hinterlässt auch der neuste Hit-Anime manchmal leere Tische. In den letzten Jahren haben wir auch verstärkt darauf gebaut, durch gezielte und aggressive extrovertierte Werbung Ani-Besucher auf unseren Bereich aufmerksam zu machen – unter anderem auch, weil viele Stammbesucher nach dem Umzug der "Animagic" weggebrochen sind.
Es ist sehr wichtig, das eigene Setting genau zu kennen, denn man spielt auf der Ani mit Fans... und die haben, wie oben schon erwähnt, Erwartungen bezüglich ihrer Lieblingsanimes. Besonders Foreshadowing oder Vergangenheitsbewältigung wird erwartet, je nachdem, zu welchem In-Setting-Zeitpunkt man eine Runde ansetzt – subtile Verweise auf zukünftige Ereignisse zu legen oder Geschehnisse oder NSCs aus vergangenen Episoden einer Serie einzuarbeiten ruft meiner Erfahrung nach positive Reaktionen hervor und lädt zum Diskutieren des Vorlagenstoffes ein. Ich versuche mit meinen Runden einer abgeschlossenen Serie immer noch ein bisschen was zu geben, schmeiße auf der anderen Seite aber keine ethablierten Grundstrukturen eines Settings komplett um – ich strebe eine nette kleine Füllepisode an. Und das gelingt auch meistens. Bei NSCs gilt „Kenne dein Setting“ besonders: Hier muss man sich bei der Darstellung richtig ins Zeug legen – NSC-Portraits helfen ungemein. Und wer was leiten will, was er noch nicht ganz kennt: Naja, die Bereitschaft sich selbst zuzuspoilern muss man schon irgendwo mitbringen.

Danke an die, die bis hierher gelesen haben. Ich hoffe auch, dass einige Punkte fragwürdig genug sind, um diskutiert zu werden.
Ich fahre fort mit Einzelbeobachtungen zu meinen Runden auf einzelnen Animagics! ;)
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: [Erfahrungsbericht] Rollenspiel auf der Animagic
« Antwort #1 am: 13.09.2010 | 18:57 »
Ich bin fasziniert, ein AnimagiC Diary :D
[Das hiermit auch mal gebookmarkt ist]
Da du Diskussionen anregtest, also dann hier bzw. ggf. eigene Erfahrungen hier ergaenzen, oder eher wo anders? [Habe dieses Jahr zum ersten mal auch an Runden teilgenommen, waehrend ich die Jahre davor nicht weiter als bis zur PinWand kam]
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Einzelbeobachtungen 2007 bis 2010
« Antwort #2 am: 13.09.2010 | 19:00 »
So, nun gehe ich etwas genauer auf einzelne Anis ein.

AnimagiC 2007
Mein Repertoire: Kingdom Hearts, Avatar: The Last Airbender, Chrono Crusade

Mein erstes Jahr bei der AnimagiC. Alles war neu für mich, aber ich habe meine ersten Schritte ganz gut hinter mich bringen können. Der Raum (Kleines Raucherfoyer), den wir Spielleiter zugeteilt bekommen haben, war leider weit davon entfernt, ideal zu sein. Er war zwar recht gemütlich und so, aber durch einen breiten Fluchtweg in der Mitte sah er von außen nicht nur leer aus, sondern wurde auch sonst übersehen. Mörderisch waren aber die Durchsagen über die Sprechanlage vom Con-Büro aus, die in unserem Raum derart laut schallten, dass man sich schier die Ohren zuhalten musste. Da alle Boxen an einen Zentralregler angeschlossen waren, konnten wir die Geräte auch nicht individuell leiser stellen. Echt ätzend. Meine Runden in diesem Jahr liefen mittelmässig, einzig mit „Chrono Crusade“ bin ich voll zufrieden, denn hier lieferte ich gut ab, was das Flair der Serie anging (ich konnte sogar den Azmaria-Charakterbogen gegen eine DVD tauschen... ein gutes Geschäft für beide Seiten). Die „Avatar“-Runde gehörte hingegen definitiv zu meinen miesesten Leitversuchen aller Zeiten: Ich war irgendwie unkonzentriert und auch extrem nervös, weil ich, um ehrlich zu sein, zu diesem Zeitpunkt noch nicht alles von „Avatar“ gesehen hatte und das sich als großes Manko herausstellte. Regeltechnisch habe ich für alle Settings in diesem Jahr „BESM 2nd Edition“ verwendet.

AnimagiC 2008
Mein Repertoire: Final Fantasy X, Kingdom Hearts, Samurai Pizza Cats

Das zweite Jahr im Raucherfoyer. Insgesamt mittelmässig viel Betrieb, keine großen Überaschungen und keine großen Veränderungen zum Jahr davor, außer der Tatsache, dass nun Flyer und Plakate auf unseren Bereich aufmerksam machten. In meinen Runden war mehr los als noch im letzten Jahr. Die „Final Fantasy X“-Runde hat mir sehr gut gefallen (die Interaktion Tidus-Wakka war klasse gespielt), zu „Kingdom Hearts“ kam niemand. „Samurai Pizza Cats“ lief kaum besser, denn keine Sau kannte das und so musste ich, obwohl ich genug Spieler hatte, Intime viel erklären. Ich hatte als System für die „Pizza Cats“ "WuShu" gewählt, doch die Spieler taten sich damit ein bisschen schwer und waren beim Detailsammeln zu zögerlich. Für meine anderen Spiele hatte ich regeltechnisch auf „BESM 2nd Edition“ zurückgegriffen. Auch wurde in diesem Jahr meine FF-Crossover-Variante geboren, als ich mit ein paar Spielern spontan eine Runde FF mit Charakteren aller Teile zusammengebastelt habe. Kam so gut an, dass ich beschlossen habe, es beizubehalten. Fazit: Alles schon besser als 2007, aber noch weit entfernt davon, mich selbst wirklich zufrieden zu stellen.

AnimagiC 2009
Mein Repertoire: Die Melancholie der Haruhi Suzumiya, Final Fantasy ∞, Avatar: The Last Airbender, Futurama

Durch hartnäckiges Fragen bei der Conleitung bekam der Rollenspielbereich ein neues Areal in der Halle zugewiesen. Zunächst waren wir skeptisch, denn wir waren in einer großen Halle hinter dem Foyer etwas weitab vom Schuss. Als vorteilhaft erwies sich, dass wir an unserem neuen Standort wesentlich mehr Ruhe hatten. Auch gut: Neben dem eigentlichen Bereich, wo die Runden gespielt wurden, betrieben wir noch einen Infostand im Foyer. Dort konnten wir Conbesucher auf uns aufmerksam machen... und so fanden überdurchschnittlich viele Anfänger ihren Weg in unseren Bereich – und blieben durch die neuen, farbigen Rundenaushänge mit ausführlichen Beschreibungen der Spielsysteme auch hängen. Eine Highlight-Runde in diesem Jahr war „Haruhi Suzumiya“: Ich hatte da auch zwei Anfänger dabei und das Ganze war abgedrehte Comedy, wobei der philosophische Unterton der Serie etwas fehlte (war bei einer Geschichte, in der die Protagonisten auf Switch-Gender-Doppelgänger von sich trafen auch nicht so richtig möglich) – das Ganze hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht. Besonders der Spieler von Kyon hat dessen ironisch resignierte Art ganz super hinbekommen.
Auch klasse war „Futurama“ am späten Samstag Abend: Das Ganze ist relativ spontan entstanden (die Charakterbögen flogen schon seit etwa zwei Jahren bei mir zu Hause rum), war aber eine Heidengaudi, wobei ich zugeben muss, dass die Story aus verschiedenen „Futurama“-Episoden relativ uninspiriert zusammengeklaut war. Die Spieler mochtens aber und haben am Ende meine Zap Branigan-Performance gelobt. Das Lob kann ich aber zurückgeben, die Spielerin von Zoidberg hat besonders auf die Tube gedrückt.
Eher mittelmässig lief die „Final Fantasy“-Crossover-Runde, was aber wohl daran gelegen haben mag, dass die Spieler relativ unkompatibel zueinander waren. Um ein schnelles, schlankes Cinematic-System zu haben, hatte ich mich erneut für das Regelgerüst von WuShu entschieden (ich wollte mein „Final Fantasy“ wie „Advent Children“, also mit viel Action und wenig Regelbalast). Das Setting war stark an „Dissidia“, aber auch an „Kingdom Hearts“ angelehnt: Die beiden Urgötter Chaos und Chronos verbanden die verschiedenen FF-Welten und machten Reisen zwischen ihnen möglich. Während nun Chaos, der Gott der Zerstörung alle bekannten FF-Schurken unter seinem Banner vereinte (heimlich natürlich), war es natürlich an den Helden, die Zerstörung der Welten zu verhindern. Da die Charaktererschaffung bei "WuShu"keine große Sache ist, hatten die Spieler bald eine schlagfertige Truppe aus ihren FF-Favoriten zusammengestellt: Rikku (X-2-Version), Yuna (X-2-Version), Bash (XII) und ein selbsterstellter Ronzo (X), an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Die Story war nur grob geplant und sah lediglich vor, dass die Charaktere als Mitglieder von „New AVALANCHE“ den Bau eines Makko-Reaktors auf Spira durch die ShinRa Inc. verhindern sollten. Dazu sollten sie vermeiden, dass die Tantalus-Bande Baumaterial mit ihrem Luftschiff von den Slums von Midgar aus zur Baustelle bringt. Über den sehr knapp geplanten Einstieg kamen wir aber nicht hinaus, denn zwischen den Spielerinnen der FF X-2-Grazien und dem Bash-Spieler war einfach keine Liebe. Auch gab es ein Problem mit dem Regelsystem, denn während 2008 die Spieler zu zögerlich mit Details umgingen, wollte der Bash-Spieler einfach kein Ende beim Beschreiben finden: hier hätte ich ihn vielleicht schneller abwürgen sollen, denn seine Details gingen permanent übers Maximum hinaus und ich hatte ohnehin das Gefühl, dass es ihm hauptsächlich ums krasse Abräumen von Gegnern ging und ihn alles andere überhaupt nicht interessierte – ist an sich auch voll in Ordnung, passte aber nicht so mit dem zusammen, was die anderen Spieler vom Spiel so erwartet haben und so musste ich irgendwann einfach weitermachen. Ich habe letztlich ein versöhnliches Ende gefunden, aber von „WuShu“ auf der Ani lasse ich wohl erstmal die Finger – dazu lief es bislang nicht rund genug.
Schade: „Avatar: The Last Airbender“ fiel mangels Interesse aus – es lag aber Freitag mittags auch auf einem nicht besonders attraktiven Slot. Die beiden Tage danach hätte ich nämlich durchaus Interessenten gehabt, aus anderen Runden rekrutiert, aber da war es bereits zu spät, leider.

AnimagiC 2010
Mein Repertoire: Final Fantasy ∞, Kingdom Hearts, Futurama, Avatar: The Last Airbender, Dragon Quest 7

Das zweite Jahr an der neuen Position. Dadurch, dass unser Info-Stand aber mit neuer Position direkt am Haupteingang stand, konnten wir nicht so viele Anfänger in unseren Bereich senden wie noch im Jahr davor – der Weg zwischen Stand und RPG-Bereich war einfach zu lang und man hatte uns schon wieder vergessen, bevor man bei uns ankommen konnte. Auch waren viele Besucher direkt am Haupteingang natürlich auf der Durchreise und haben sich nicht so lange aufgehalten wie im Foyer. Trotzdem waren wir recht gut besucht, wenn auch hauptsächlich von Leuten, die uns schon vom letzten Jahr kannten: Wir beginnen, uns eine neue Stammkundschaft aufzubauen, was nicht zu verachten ist. Auch hatten wir, weil zahlreiche alte Hasen in unserem Bereich nicht dabei waren sehr viele Neulinge bei den Rollenspielleitern, was zu einer, wie ich finde, sehr kreativen, aber auch leicht chaotischen Atmosphäre führte. Meine Flop-Runde dieses Jahr war mein erstes „Final Fantasy“ am Freitag abend, denn da hat die Story einfach nicht gestimmt: Das alte „Final Fantasy Tactics“ war einfach zu unbekannt, um als gute Kulisse herzuhalten und die Charaktere (Cloud + vier selbsterstellte) fanden nicht so recht zusammen. Das neue Regelsystem (habe von „WuShu“ auf „OVA“ umgestellt) hat gut funktioniert, habe aber das Kampfsystem anfangs etwas verpeilt. Auch war ich irgendwie unkonzentriert, wahrscheinlich, weil ich bei FF sehr hohe Erwartungen an mich selbst habe – hier muss ich die Runden einfach besser vorbereiten. Besser, wenn auch ungleich bescheuerter war die FF-Runde am Samstag Abend, denn hier trumpften die Spieler mit dem Wunsch auf, sämtlich Beschwörungsmonster aus den FF-Spielen als Charaktere zu haben: Die Party bestand so aus den Shiva-Schwestern (XIII), Ifirt (VIIIer-Version), Chaos (Dirge of Cerebus... puh, der Spieler war ein wenig anstrengend), Yojimbo (X) und meinem persönlichen Liebling Doomtrain (VIII – er war ein verdammter Zug! Superklasse, die Ideen, die der Spieler da eingebracht hat.)
Meine Kingdom Hearts-Runde hingegen war geprägt von PvP und teilweise disneyuntypisch blutrünstig (und das ausgerechnet in der „Toy Story“-Welt!), aber zuletzt spaßig. „Futurama“ hatte fast die selbe Spieleraufstellung wie im letzten Jahr: Der Ausflug in Zap Branigans Traumwelt hat mich aber nicht so zufriedengestellt wie die Geschichte aus dem Vorjahr... auch hier gilt: Besser vorbereiten!
Auf „Avatar“ habe ich in diesem Jahr freiwillig verzichtet, denn gleich zwei weitere SLs hatten die Serie im Programm und ich wollte Übersättigung vermeiden.
Mein persönliches Highlight in diesem Jahr war aber eine absolut spontan entstandene „Dragon Quest – Die Reise des verwunschenen Königs“-Runde am Sonntag mittag. Auf Wunsch der Spieler habe ich am Samstag Abend und Sonntag morgen auf unserem Laptop noch schnell ein paar Charakterbögen zusammengekloppt und ab gings - wir haben sogar mit Erlaubnis der Helfer dort die Runde in den "Dragon Quest"-Bereich von Nintendo verlegen können. Tolles Spiel aller Mitspieler (besonders geil: König Trode), eine irre Story, viel kreative Energie – so müsste es immer laufen. :d
Insgesamt habe ich mich ein wenig besser geschlagen, als im letzten Jahr, aber zufrieden bin ich doch noch nicht ganz.

Aber nach der AnimagiC ist vor der AnimagiC und so freue ich mich tierisch aufs nächste Jahr, dann auch mit überarbeiteten Rundenkonzepten und ein paar ausgearbeiteten Instant-Plots. :)

@Teylen: Klar, teil dich bitte mit! ;)
Am besten direkt hier... wenn du Anmerkungen und Feedback hast, würde ich das gerne hören.
« Letzte Änderung: 13.09.2010 | 23:39 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: [Erfahrungsbericht] Rollenspiel auf der Animagic
« Antwort #3 am: 14.09.2010 | 17:53 »
Gut, also zunaechst war ich bisher seit '99 auf jeder Animagic, dabei wenn ich mich richtig erinnere, zu Koblenz Zeiten, etwa dreimal als Helfer, einmal als normaler und zweimal fuer den Go Workshop.

Den RPG Bereich hatte ich zwar bemerkt, aber gerade zu Koblenz Zeiten war ich zu meist mit dem Con Programm zu beschaeftigt, in Bonn hatte ich fleissig Zettel studiert, (2007?) beim Anfang einer Paranoia Runde etwas mitgehoert, aber erst dieses Jahr mich auch bei Runden mal eingeschrieben.
Unteranderem weil da einerseits positives Feedback von Freunden kam, die bei einer Ghost in the Shell SR Runde mit machten und begeistert waren, andererseits weil dort ein Abenteuer ausgeschrieben stand wo kein fester Serien Bezug vorgegeben war war - da ich was Serien angeht auf einem ziemlich alten Stand bin und manche davon nicht ganz so frisch - naja und letztlich auch weil ich irgendwie dieses Jahr das Gefuehl hatte das RPG lohnender ist als Cosplay. Zudem hatte ich es mir eh schonmal vorgenommen gehabt.

Davor klappte es nicht weil zu meist die Interessanten Runden mit dem Cosplay Event in Konflikt kamen, eine Film Vorfuehrung im Weg stand, ich die Serien nicht kannte oder nicht recht den chuzpe fand.
Wobei die Leute dort immer sehr nett waren, einem Rollenspiel erklaerten oder man in diesem einen Jahr im Bonn die Zeit totschlagen konnte zwischen "J-Pop Star gibt ... noch durch die Tueren dringende bemerkenswerte ... Gesangsdarbietung" und Afro Samurai Screening. ^.^

Nun, jedenfalls schrieb ich mich dieses Jahr fuer eine neue World of Darkness Runde ein bei der es sich der Beschreibung nach um eine Detektiv Geschichte handelte, Serien ungebunden [bei Gorbag] und danach fuer ein munteres Video Spiele Crossover.
Ich bemerkte zwar noch eine V:tM LARP Gruppe die mehr oder weniger auf der Wiese vor der Halle lagerte, da ich aber weder VK Klamotten noch ein Cos trug verzichtete ich auf das auszuprobieren.

Einen wirklichen Vergleich zu normalen RPG Conventions habe ich nicht, aber der Umzug in den hinteren Hallen Bereich war imho keine schlechte Idee da es schonmal besser belueftet ist als so ein kleiner Raum und in dem Fall weil die Besucher auch neben dem Stand am Eingang durch die Autogramm Sessions in die Ecke kommen.
Sehr gut fand ich das die Runden sowohl vorne als auch an der Wand ausgeschrieben haben und das ganze uebersichtlich gehalten wurde. Also alte Zettel abgehaengt und ein Time Table.
Ein bisschen unintuitiv fand ich das man dann nicht an den Zetteln abgeholt wurde sondern rein musste Tisch suchen, was aber okay war also nix wo man laenger nachdenken muesste um drauf zu kommen.

Nun, auf zum Tisch wo der SL schon wartete, es wurde kurz nachgehoert was fuer Vorkenntnisse da waren und das System schonmal etwas erklaert, es kamen drei weitere Spieler dazu, eine die bisher schonmal oWoD spielte, einer der davor AD&D oder sowas spielte und ein dritter der aber meinte er wuerde sich nach etwa einer Stunde in Richtung der Final Fantasy Runde absetzen.

Der SL hatte eine handvoll vorgefertigter Charaktere vorbereitet und erklaerte nochmal die Regeln. Es gab einen Detektiv, okkulter Student, Reporterin, gelaeuterten Einbrecher, einen Arzt und einen Kaempfer. Arzt und Kaempfer gingen wieder zurueck in den Stapel und wir waren auch uns auch ohne Probleme einig wer wen holt.
Die Chars bekamen noch Namen, die aber dann in unserer Kommunikation eigentlich keine Rolle mehr spielten ^^;

Das Abenteuer bestand darin das wir (als Detektei) ein "Geisterhaus" auf Spuren von verschwundenen Kinder absuchten.
Das ganze verlief ohne das ich Railroading bemerkte ziemlich glatt.
Nachdem Briefing knackte der Einbrecher die Tuer des zu erkundenen Hauses, weil wir nicht die Immo Firma fragen wollten, dessen Spieler danach sich Richtung FF Runde verabschiedete.
Im Haus fanden wir soweit brav saemtliche Hinweise und bekamen eine Idee was geschehen war, danach ging es noch Betroffene Familien befragen und das Abenteuer war geloest.
Mit einer kleinen Zusammenfassung seitens des SL am Ende zwar, aber erstaunlicherweise komplett in der Zeit :D [So ein Spieltempo bekomme ich in meiner normalen Skype Gruppe nicht hin]

Waehrend des Abenteuer wurde durchaus auch oefter mal gewuerfelt aber das System funktionierte soweit seeehr smooth.
Ein kleiner Nachteil des Con Aufbau war das die Gruppen nah beieinander sassen und waehrend "wir" eher ruhig waren, und einen Spieler dabei hatte der eine eher leise Sprechweise hatte, von der Slayers(?) Runde zwei Tische weiter ein nicht zu verachtender Laerm ausging ^^; Aber die wurden dann auch was ruhiger und es ging wieder.
Nett fand ich die Knabberschuessel :D *huestel* hatte ich nu nicht erwartet, war aber eine gute Idee.
Der SL war sehr gut vorbereitet, hatte sogar einen Bodenplan, und einen SL Schirm (allerdings fuer Changeling - was mich faszinierte da ich dachte das aus den Kindern vielleicht Feen geworden sein koennten), Unterlagen und man bekam Wuerfel gestellt.

Hat auf jedenfall Spass gemacht und Lust auf die nWoD.
Im Anschluss hatte ich mich noch mit dem SL unterhalten und das Abenteuer dann spaeter an meiner V:tM Gruppe ausprobiert.


Das zweite war dann Abends eine Runde Videospiel Crossover.
Das ganze wurde mit einem 1-D20 Werte unterwuerfeln homebrew System gespielt, wenn ich das richtig verstand und die Chars waren vorbereitet.
Wobei ich anmerken moechte das fuer mich vorbereitete Chars da wichtig waren, vermittelte zumindest mir Sicherheit.

Zunaechst war ich allein mit dem SL, allerdings kam dann noch einer von der RPG Crew dazu und mit U-San, der sich mittlerweile nimmer so nennt, noch ein weiterer normaler Con Besucher.

Die Chars wurden aufgeteilt, ich nahm mir Sub Zero [da ich nicht Lara Croft spielen wollte und die anderen Frauen mir nix sagten], ein anderer den Duke und der dritte Snake (Splinter Cell?).

Durch ein wahnwitziges Experiment landeten die drei zusammen auf einer Wiese vor dem Silent Hill, wo sie das Bates Motel fanden, Donkey Kong als verbuendeten gewannen, Mario Kart fuhren, Frogger plaetteten und in der Maniac Mansion den Tron Computer stellten. ^.^;
Das ganze war chaotisch, witzig, ein bisschen anarchistisch und hat vorallem Spass gemacht. Wobei ich die nWoD Runde doch noch mehr mochte.
Oh und wir wurden wieder innerhalb der Zeit fertig.
Bei der Runde war es ruhiger und es gab wieder Knabberzeug, diesmal ohne Schirm.

Sonntags kam ich dann nicht zum spielen - Freitags liess man mich net auf die Con weil ich zu spaet kam. Zumal ich vermutete das die erneut ausgeschriebene nWoD Runde die selbe war und der Rest nicht so attraktiv aussah.
Den bzw. Einen Druck das Runden abgewurgst wurden bzw. der Tisch frei geraeumt spuerte ich eigentlich so nicht. Auch die Knabberschuessel fuellte sich zwischendurch wieder auf. Insofern war es eine klasse Orga.
Ich mochte wirklich das Chars vorbereitet wurden.


Wegen der Punkte, die Thematik haengt denke ich stark an der Vorlage ab. Das heisst bei einer Serie wie RoLW oder GitS hat man recht viel Action, bei Ranma 1/2 oder Naruto noch Comedy, allerdings denke ich das wenn man nun Serial Experiment Lain anbieten wuerde auch entsprechendes Drama erwartet wuerde, vielleicht nun nicht bis zum Exess, aber in der Richtung.
Ich glaube nicht das die V:tM'ler draussen mal einen Comedy & Action Abend einlegten ^^; Immerhin war es die normale Bonner Gruppe?

Zu den Beobachtungen, also wegen 'allein mit dem SL' was ja vorkommen kann und sich fuer den Besucher auch schon ankuendigt wenn er nun seinen Namen als einzigen auf der Liste sieht, also mir wurde gesagt das da ggf. andere RPG'ler rekrutiert werden ^^;

Zudem Punkt vertraute Protagonisten vs. Eigenkreation,
besonders da die Eigenkreationen eher schlecht weg kommen. Ich mag die eigentlich. Besonders wenn man den Anime schlechter kennt steht man nicht vor dem Problem mangelnder Char Kenntnis, so als Spieler, und gerade bei populaeren Serien denke ich das verschiedene Charaktere sich einen gehoerigen Haufen Fans teilen,..
Bei RoLW sehe ich das Problem nicht da der Anime auf D&D basiert, dann eher schon bei Slayers oder Rune Soldier Louie, die von praesenten Hauptfiguren leben.

Wegen der beliebten Serien war imho dieses Jahr ein kleines Problem das ein echtes Zugpferd was Beliebtheit betraf fehlte. Gerade bei den Cosplayer gab es nun keinen Aufmarsch an zig. Narutos, zig. Kingdom of Hearts und selbst weniger Final Fantasy Cosplayer. Es verteilte sich mehr. (Das einzige was mir auffiel waren Hetalia Cosplayer)
Bei Serien wie Death Note zweifele ich etwas an der RPG tauglichkeit ^^;
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Re: [Erfahrungsbericht] Rollenspiel auf der Animagic
« Antwort #4 am: 29.09.2010 | 23:05 »
Dann melde ich mich auch mal als AnimagiC SL.

Ich kam zu der Tätigkeit als AnimagiC SL eher spontan. Auf meiner Koblenzer Vampire Live Runde sprach mich ein Vereinskammerad (bin auch ZLR Mitglied wie Jiba) an das er noch Spielleiter für die AnimagiC sucht weil die Stammbesetzung bröckelt. Leichtsinnig hab ich zu gesagt, denn ich habe schon 2-3 kleinere RPG Cons als SL überlebt und schaue hin und wieder nen Anime, also eigentlich alles ideal.
Nach dem klar war das ich mitkomme fingen aber die Probleme an, was bietet man da an? Welche Systeme und welche Settings. Ich fragte die alten Hasen und die sagten Systeme kann man alle nehmen und Setting soll halt Anime sein. Das ist fast so ergibig wie :“Jemand muss es mal in der Literatur erwähnt haben“. Es gibt nämlich Western-, Detektiv-, Samurai-, Autorenn und Gottweisswasanime. Es war also da alles möglich und das fand ich fast schon schlimm. Ich hatte da einfach auf Sicherheiten gehofft in dem man mir ne gute Richtung angibt, aber so ganz ohne war ich gefährlich frei in meinen Entscheidungen.
Ich habe lange überlebt. Zuerst was ich als Anime überhaupt gut kenne, denn nichts ist schlimmer als in ner Fan Runde die bespielte Welt nicht gut genug zu kennen. So wurden Ideen wie Savaged Avatar, Savaged Naruto geboren und starben auch wieder und letzen Endes wälzte ich 2 Wochen lang die Frage nach System und Hintergrund durch meinen Schädel bevor ich mich für meinen Notfallplan entschied: Die nWoD. Wann immer ich auf normale RPG-CONs gehe biete ich sie an weil ich sie für chronisch unterschätzt halte und bisher war ich dabei immer relativ erfolgreich.
Mit dem System in der Hand wurde es auch leichter Settings dazu zu finden. Einmal entschied ich mich für ein Detektiv-X-Over weil es mit Conan und Co. Viele Animes aus dem Bereich gab und die nWoD das im Basisregelwerk ganz gut abdeckte.
Als zweites gabs Geist the SinEaters aus Shaman King getrimmt. Von der Grundstimmung her schon ein gewagter Schritt, aber ich hatte das Buch relativ gut verinnerlicht-.

Die vorbereiteten Plots:
Ich habe für jeden Plot 6 Charas vorbereitet (die maximale Spieleranzahl auf die man vorbereitet sein muss, bei mehr heissts improvisieren :D). Jedes Abenteuer war handlich auf 1-2 Seiten gedruckt und zur besseren Übersicht gabs noch Listen mit NSC Werten und üblichen Waffenprofilen. Der Changelingbogen war übrigens das Mittel der Wahl weil die Dinger bei der nWoD eh alle relativ Inhaltsgleich sind und ich nur den habe ;) (außerdem ist er schick).

Detektiv-X-Over: Hier gabs ein einfaches Szenario, die Gruppe spielt eine Detektei für die etwas seltsameren Fälle, also Leute die auch gegen Geister ermitteln und die ihre Clienten auch bei abstruseren Horrorgeschichten nicht abweisen.
Vom Plot vordefiniert war das in einem Spukhaus wahrscheinlich in den letzten Jahren immer wieder Kinder verschwunden sind und eine besorgte Mutter mit einem kleinen Jungen und viel Geld wollte, das sich dieses Problem auflöst, bevor sich ihr Kind auflöst. Vor dem Spiel hatte ich mir nur 3-4 „Pflichtindizien“ überlegt die wirklich den Fall vorantreiben. Alles war sehr knapp gehalten und Kämpfe waren nicht eingeplant. Die Charaktere waren vorgefertigt aber an keinen Konkreten Hintergrund gebunden. Den Spielren wurde zu jedem Konzept ein alles umfassender Konzeptbegriff genannt um die Auswahl zu erleichtern. So gab es: den Detektiv, den Söldner, den geläuterten Einbrecher, die Reporterin, den Student des Okkulten und den Arzt. Damit das ganze übrigens halbwegs ins Thema Anime passte sah ich mich gezwungen die Handlung einfach nach Japan zu verlegen. Das bereitete mir im Spiel allerdings massivst Probleme da ich in meiner Imagination irgendwie immer nur ein englisches Herrenhaus sah in dem Japaner rum rennen :D. Dafür sorgten die Mixtur aus östlicher und westlicher Mythologie für eine Intressante Facette als die Hintergründe des Falls offensichtlich wurden.

Shaman King: Die Serie dreht sich hauptsächlich um den Shamanen Krieg und um Leute die mit dem Totenreich in Kontakt stehen. Da dieses Tunierkampfsystem aber wenig reizvoll erschien, habe ich den Plot vor dem Shamanen Kampf platziert und mit den Spieleren einen Plot ums Tagesgeschäft eines Shamanen gestrickt. Einem Geist auf dem hiesigen Friedhof wurde das Grab aufgebrochen und ausgeraubt und nun mussten die Spieler sich auf die Suche nach den Dieben machen um den Geist zu beruhigen und so den Friedhof wieder in Schuss zu bringen. Das Schwert wurde von Kleinganoven gestohlen, die aber von einem Schamanen geführt wurden der Artefakte von Toten stibitzte. Eine Schnitzeljagd durch die Kanalisation begann bei der immer wieder Geister als Informanten gewonnen werden mussten. Im Gegensatz zur Detektivrunde war die Shaman King Runde eher Gewaltorientiert. Jeder Charakter hatte eine Waffe und einen Geist der ihm besondere Kampfmanöver erlaubte. Hier habe ich das System von Geist the SinEaters über Bord geworfen und einfach kleine Zettel gemacht auf denen eigen kreierte Manöver standen und wie sie funktionieren, was sich auch bewährt hat. Die Charas waren wieder vorgefertigt und nicht aus dem bekannten Hintergrund.

Zu den Runden:
Freitag Abend (Shaman King): Ernüchterung, ich habe genau einen Spieler, der ist sogar Stammgast und sehr motiviert. Ich rede mit ihm darüber ob und wie wir das anstellen und wir vereinbaren einfach ein paar Minuten zu warten. Durch agressive Werbung habe ich dann sogar 5 Spieler, von denen nur 2 überhaupt was mit RPG am Hut hatten. Egal.
Während des Spiels merke ich das die WoD sich doch was in meinem SL Stiel niederschlägt, für meinen Geschmack ist die Welt etwas zu düster geraten, verglichen mit der Vorlage. Die Spieler arbeiten gut zusammen und behaupten wenigstens ihren Spaß zu haben. Lediglich auf der Zielgraden will ein Spieler eine Spielerin Meucheln und das aus Gründen die sich mir absolut entziehen. Ich hatte übrigens noch nie so viele X-Gender am Tisch. Genau 1 Spieler behielt sein Geschlecht, der Rest tauschte Wild umher.

Samstag (Detektiv X Over): Dieses mal mit 3 Spielern + 1 Spieler der nach ner Stunde weg musste. Teylen war auch dabei. Zu meiner Überraschung hatten dieses mal alle RPG Erfahrung. Zu meiner noch größeren Überraschung hatten ¾ sogar schon ihre Finger an der WoD gehabt. So muss das sein :D. Der Detektivplot klappt gut. Die geplanten Hinweise werden alle gefunden und durch die kreative Atmosphäre befruchtet gibt’s noch ein halbes Dutzend extra Hinweise die einfach dafür sorgten, das die Detektivstimmung gut rüber kam. Leider musste ich zwischen durch die Slayers Runde mal um Ruhe bitten, da ich meine Spieler nicht mehr verstanden habe :D. Aber danach wurde es dann besser.

Samstag Abend: Star Wars Lückenbüßer. Damit die Runde überhaupt stattfindet sprang ich mit einer zweiten mit SL als Star Wars Spieler ein. Es gab Charaktere die aus den 6 Filmen bekannt waren. Die Auswahl war aber Storylogisch. Ich übernahm das dynamische Duo aus C3PO und R2D2. Begleitet wurden ich von einem Stormtrupper (mit SL) und Anakin Skywalker. Auf einem diplomatischen Flug fanden wir ein Schiffsfrack das gleich erkundet wurde. Da Schwerelos konnte C3PO nicht mit. Auf dem Schiff hatten wir eine knappe Stunde das „Problem“ das ich mit R2 nur Pips Laute gemacht habe und kein Schwein wusste was ich sagen wollte, dann viel Skywalker aber auf das er Binary spricht und ich konnte mich mitteilen. Die Pipserei war aber durchaus mal als Abwechselung lustig. Nach dem Schiff sind wir dann noch auf dem Planeten gelandet wos eine kleine Verfolgungsjagd gab. Alles in allem Spaßig und mit gutem Star Wars feeling.

Sonntag: Detektiv X Over: Keiner mag mich (schon wieder.) Mal wieder hände ringend Spieler gesucht und keine gefunden. Irgendwie hat mein Aushang nur Zugkraft wenn man auch die WoD kennt und die Leute habe ich Gestern schon abgefrüstückt. Also lange  gesucht und dann doch noch eine Runde organisiert, aber Shaman King. Der Plot lief wieder wie das mal davor wobei die Spielerinteraktion besser funktionierte und teilweise auch lustig wurde. Ich als SL spürte aber die Eisenbahnschiene die ich mir selber eingezogen hatte im Kreuz drücken. Nächstes mal nicht mehr ganz so linear. Auch hier waren die Spieler durchaus angentan.

Sonntag Mittag: SCHOCK: Jemand vom Werbestand sagt mir es gäbe 17 Leute die Shaman King spielen wollen. Ich denke kurz nach, entscheide das diesesmal jeder Geist auch von nem Spieler gespielt wird und mache mich auf den Weg meine Spieler ab zu holen.
Und da begann meine Odysee. Ich habe 30 Minuten diese 17 Leute im Shaman King Cossplay gesucht, mehrfach telefoniert und dann auch gefunden. Nur irgendwie schien sich ihre RPG Lust in einem Fotoshooting zerstreut zu haben. Ich war halb froh, halb traurig.

Sonntag Abend: Video Game X Over als Lückenbüßer: Zusammen mit einem Bekannten aus Koblenz und Teylen bereist ich als der DUKE NUKEM die Videospielwelten. Es war sehr gut gemacht, weil man als Videospielfan schon viel wiedererkannt hat. Meine Bekleiter waren der blaue Ninja aus Mortal Combat (Sub Zero) und Snake aus Metal Gear Solid.
Man erkannte viele Videospiele wieder und mal zur Abwechselung einen dummen Charakter zu spielen hat auch Spaß gemacht. Schnell wurde der Duke auf 5 Videospielzitate reduziert und meine komplette Muni für die Minigun war schon allle bevor der erste Gegner überhaupt auftauchte.

Fazit: Die Messe als SL ist eine Grenzerfahrung. Man bringt das gute alte Rollenspiel mit Ideen und Leuten in Kontakt die aus einer anderen geistigen Ecke kommen. Man kann so einiges an Spaß haben und auch neue Ideen schöpfen aber es ist eben auch ein anstrengendes Wochenende, das einiges an Vorbereitung bedarf.
Fürs nächste mal wird ein Setting gewählt das hoffentlich mehr im Mainstream liegt und Spieler lockt. Die WoD als solche hat sich aber bewährt.
Das einzige was ich wirklich wirklich bereue ist das ichs noch nicht gepackt habe die 3 Tage mal bei Jiba mit zu spielen. Zum einen fand ich die Mehrheit seiner Settings sehr Reizvoll (ich liebe Kingdom Herats und FF) zum anderen hats irgendwie auf der kreativen Ebene gut gepasst.
Ich würde es wieder machen, nur das ich dann meine eigenen gut besuchten Runden gebe, mit Black Jack und Nutten.

Edit: Achja, was ich als SL mal super fand waren Bewertungsbögen. Die Spieler durften ihren Meister am Ende der Runde "anonym" bewerten. Dadurch bekam ich ein gutes Bild wie die Runden ankamen. Fürs nächste mal währen aber n paar Rundenspezifische Fragen sicherlich cool, damit kann man sich dann besser neu Ausrichten nach der Ani
« Letzte Änderung: 29.09.2010 | 23:08 von Gorbag »

Online Jiba

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Re: [Erfahrungsbericht] Rollenspiel auf der Animagic
« Antwort #5 am: 1.10.2010 | 13:27 »
Danke, dass du hier auch was geschrieben hast. Ich hoffe wir kriegen noch viele Berichte zusammen.

Damit das ganze übrigens halbwegs ins Thema Anime passte sah ich mich gezwungen die Handlung einfach nach Japan zu verlegen. Das bereitete mir im Spiel allerdings massivst Probleme da ich in meiner Imagination irgendwie immer nur ein englisches Herrenhaus sah in dem Japaner rum rennen :D.

Mach dir wegen sowas überhaupt keine Gedanken... wenn du wüsstest, wie oft Detective Conan in englischen Herrenhäusern ermittelt oder japanische Kampftruppen Monster durch victorianische Gärten jagen... und das alles mitten in Japan. Westliche Architektur ist in Animes sehr beliebt.

Zitat
Das einzige was ich wirklich wirklich bereue ist das ichs noch nicht gepackt habe die 3 Tage mal bei Jiba mit zu spielen. Zum einen fand ich die Mehrheit seiner Settings sehr Reizvoll (ich liebe Kingdom Herats und FF) zum anderen hats irgendwie auf der kreativen Ebene gut gepasst.
Ich würde es wieder machen, nur das ich dann meine eigenen gut besuchten Runden gebe, mit Black Jack und Nutten.

Super, dann hoffe ich, dass es beim nächsten Mal klappt. Oder wir spielen mal was zwischendurch zusammen. Wäre ja eigentlich auch drin, oder?
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Re: [Erfahrungsbericht] Rollenspiel auf der Animagic
« Antwort #6 am: 1.10.2010 | 13:30 »
Zitat von: Jiba
Super, dann hoffe ich, dass es beim nächsten Mal klappt. Oder wir spielen mal was zwischendurch zusammen. Wäre ja eigentlich auch drin, oder?

Geograpisch ists schon mal kein Problem, in und um Koblenz bin ich sowieso fast jeden Tag. Die Frage nach der Zeit wird dann eher kritisch da die Wochenenden bei mir schnell verplant sind. Ich bin aber auch immer auf der Suche nach hungrigen Leuten die mit ins Ichiban essen kommen ;).