Ok, nachdem das Thema im "Schlimmste Runden"-Thread die Gemüter erhitzt hat und ich noch bevor ich ihn überhaupt gelesen hatte an das Thema gedacht hatte, hier das neue Thema "Softcore oder Hardcore?".
Und Nein, es geht hier nicht um Pornos.
(Dafür wäre der "Speakers Corner" passender...)
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Genauso wie bei Filmen gibt es auch in den verschiedenen Runden, je nach Geschmack, Spiel und Genre, verschiedene Erzähl- bzw Spielstile. Hier werden zuerst mal zwei Extreme präsentiert, danach folgt meine persönliche Meinung und dann kann das "Gelaber" schon losgehen.
-Das eine Extremum ist die klassische epische Erzählung, wenn man sie mal so nennen will. (Sie konnte auch als heroisch oder idealisiert bezeichnet werden und wird bei der Fantasy-Variante oft mit dem Prefix "High" gekennzeichnet.)
In dieser Form der Erzählung herscht meist eine mehr oder weniger strenge Form des Schwarz-Weiß-Denkens vor. Die Protagonisten sind meist idealisierte Helden bzw Schurkenfiguren, die überzeugt der ienen oder anderen Sache dienen. Gewaltdarstellungen sind durchaus nicht selten aber in keinem Fall wirklich explicit oder graphisch. Sie werden oft als "schreckliche aber notwendige" Form der Konfliktbewältigung benutzt und durch die "böse Natur" des Feindes gerechtfertigt. (Beispiel: Orks)
Der Tod kommt zumeist schnell und schmerzlos, zumindest sofern es sich nicht um einen wichtigen Spieler/NSC handelt, aber selbst dann sieht man nur höchst selten wirkliches Leid.
Protagonisten die verletzt werden haben meist eine übernatürliche Methode zur Wundheilung zur Verfügung (Magie) oder verlassen sich auf ihre eigenen regenerativen Kräfte, so oder so kommt es nur höchst selten zu verletzungsbedingten Komplikationen wie Blutverlust, verstümmelte bzw verlorene Gliedmaßen oder Wundbrand.
Unangenehme Themen wie Folter, Vergewaltigung, Drogensucht, aber auch so "alltägliche" Themen wie Sex, Beziehungsprobleme, Alkohol etc werden kaum oder nur stark idealisiert dargestellt. Vor allem die Liebe wird zumeist in ihrer verharmlosten Heroisch-Unschuldigen Variante verwendet.
Klassisches Beispiel dafür wären der "Herr der Ringe" (und eigentlich alle anderen "High Fantasy"-Bucher und Filme) oder Hollywood-Geschichten a la Schwarzenegger und James Bond.
-Das andere Extrem wäre das der explizit-düsteren Erzählung, also zB das Dark-Fantasy Genre. (Ideen für eine bessere Bezeichnung sind durchaus willkommen, mir fällt im Moment nichts besseres ein.)
Diese Erzählung lebt meist von der Darstellug von Graustufen im Bereich der Moral und Ethik. Selten sind Protagonisten "nur gut" oder "nur böse", vielmehr werden Gründe für beides aufgezeigt. (Also Erziehung, bestimmtes Ziel, Hintergrund...) Die Charakterisierung der einzelnen Personen beschränkt sich nicht auf eine lineare Moralvorstellung.
Die Darstellung von Gewalt ist meist explizit bzw graphisch und beinhaltet auch die Darstellung des Leids Einzelner. Die Gewalt ist persönlich und wird auch voll beschrieben bzw ausgespielt. Sie wird nur selten als "schreckliches aber notwendiges Übel" angesehen, vielmehr wird sie ohne Zögern als Mittel zum Zweck angewendet. Die Rechtfertigung des Gewaltaktes, sofern verhanden, beruht selten auf einem bestimmten moralischen Aspekt (Orks sind böse) sondern ist durch bestimmte Gründe bzw Ziele. Zumeist wird allerdings die Sinnlosigkeit des Aktes deutlich gemacht.
Der gewaltsame Tod durch Verwundung wird in seinem ganzen Wesen dargestellt, also inkludiert Angst, Leid, Schmerzen, explizite Darstellungen (Gedärme, Blut, Exkrement) und wird durch nichts idealisiert oder verherrlicht. Die Wirkung von Waffen entspricht zumeist der in der realen Welt, weshalb auch kleinere Verletzungen (Also Verletzungen die in heroischen Erzählungen nur "Kratzer" wären.) schnell zum Tod führen können. Beim Heilungsprozeß kann es zu Komplikationen durch mangelnde Behandlung etc führen, die auch wieder in voller Härte dargestellt bzw behandelt werden und zu Verstümmelung, Invalidität oder Tod führen kann. Im Besten fall kann man von einer deutlichen Narbenbildung und damit einhergehend moglicherweise einer deutlichen Entstellung des Verletzten ausgehen.
Auch unangenehme, schmutzige oder verwerfliche Dinge werden dargestellt oder stehen sogar im Mittelpunkt der Erzählung. Themen wie Vergewaltigung, Folter, persönliche Unterdrückung und Mißbrauch kommen sowohl in emotionaler wie physischer Form vor und werden ebenso wie Gewalt graphisch dargestellt. Die ganze Breite der menschlichen Abgründe und Perversionen können und werden erzählt oder ausgespielt.
Sex, Liebe und Beziehungen werden in einer realistischen Form verwendet und nicht verharmlost oder idealisiert. In dieser Form der Erzählung ist Unschuld etwas seltenes und zerbrechliches, ebenso "echte" Liebe oder eine "glückliche" Beziehung.
Die Realität einer explizit-düsteren Erzählung ist wiederlich, pervers, unverständlich, traurig, schockierend und zerstörerisch.
Beispiele für Teile dieser Erzählungsform wären, in filmischer Form, "Baise-Moi", "Brother" oder "Nekromantik", und in Buchform zB "American Psycho". (Hab nur das Buch gelesen und kann darum kein Urteil darüber abgeben.)
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Ich persönlich tendiere eher zu letzterem, da ich der Meinung bin, daß die menschlichen Abgründe und die wiederliche Realität unserer Welt auch im Rollenspiel behandelt werden sollte. Ich finde es sehr interessant Angst und Verzweiflung zu meinen Themen zu machen und das auch meinen Spielern zu vermitteln.
(Außerdem ist mir High Fantasy irgendwie zu simpel. Ist irgedwie doof.
)
M
PS: Wenn an diesen Definitionen irgendwas auszusetzten ist, oder ihr vielleicht Beispiele habt (Vor allem für letzteres!) dann einfach schreiben.