Autor Thema: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten  (Gelesen 5580 mal)

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Offline scrandy

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Im Nachbarthread hat afbeer gerade geschrieben, dass er weder Stufen noch sonst eine Veränderung des Charakters wünscht.

Ich bin da grundsätzlich skeptisch, dass längeres Kampagnenspiel ohne jegliche Charakterentwicklung wünschenswert ist. Mich würde allerdings interessieren ob es Systeme gibt in denen Charakterentwicklung jenseits der Fähigkeitsverbessung und des Machtgewinns umgesetzt werden. Deshalb meine Frage:

1.) Welche Arten von Charakterveränderungen jenseits von Werteverbesserungen ist in euren Gruppen schonmal aufgetreten (z.B. Persönlichkeitsänderung, soziales Umfeld aufgebaut, eigenes Haus gestaltet, Beziehungen, radikale Verhaltensänderungen)?

2.) Kennt ihr ein Spiel, dass Charakterveränderungen jenseits von Werteveränderungen in den Regeln unterstützt?

3.) Wie funktionieren diese Regeln grob?

4.) Wie interessant ist diese Art der Charakterveränderung im Vergleich zum klassischen Spiel? Ist das eine Randerscheinung oder sollten auch die klassischen Systeme in dieser Hinsicht nachrüsten?
« Letzte Änderung: 15.10.2010 | 17:02 von scrandy »
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #1 am: 15.10.2010 | 17:02 »
2) BEAM-D&D. Auf der "Namensstufe" (9.) werden die Möglichkeiten zur Gründung eines Lehens, einer Diebesgilde etc. aktiv ins Spiel einbezogen und detailliert mit Regeln unterfüttert. Der ganze Fokus ändert sich.

3) Mehr oder minder (einige Teile sind nur angerissen, andere sehr ausgearbeitet) detaillierte Regeln zu Baumaßnahmen, Unterhalt, Mietlingen, Söldnern, Experten, Lehnseinkommen, Diplomatie, Schlachten etc.

4) Klassischer als BEAM-D&D gehts ja kaum. :)
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Nin

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #2 am: 15.10.2010 | 17:04 »
Du hast wahrscheinlich eher eine Aufwärtsspirale im Kopf, oder? Und meinst Spiele, die ausschließlich so funktionieren?

Oder auch welche, bei denen das (neben der Wertsteigerung) ein Teil der Regeln ist? Hierfür lassen sich schnell Spiele finden.
Beispiele für Systeme, bei der eine Charakterentwicklung aufgrund von Begegnungen oder (moralischem) Verhalten stattfindet sind z.B. CoC (abwärts) oder WoD (aufwärts oder abwärts).

Offline Zwart

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #3 am: 15.10.2010 | 17:05 »
zu 1.) Alles mögliche.
Familie gegründet, Vegetarier geworden, Religion gewechselt, Religion gestiftet, vom Söldner zum Politiker geworden, eigenes Königreich gegründet...und wieder verloren  ;D, Haus gebaut...alles was man so in einem Leben hinbekommen kann und noch mehr. ;)

zu 2. und 3.) Bei Unknown Armies gibt es Werte für Veränderungen der Persönlichkeit. Man kann in bestimmten Aspekten der Persönlichkeit abhärten oder sensibler werden. So ganz kriege ich das aber nicht mehr auf die Kette, jetzt spontan.

zu 4.) Es ist der bestimmende Teil des Spiels. Das Zeug mit den Regeln ist interessantes Beiwerk der diese Entwicklung im Idealfall unterstützt. Das gilt auch für Systeme die keine expliziten Regeln dafür haben, denn vieles lässt sich einfach nur schwer in Regeln packen.

Offline Bad Horse

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #4 am: 15.10.2010 | 18:01 »

1.) Welche Arten von Charakterveränderungen jenseits von Werteverbesserungen ist in euren Gruppen schonmal aufgetreten (z.B. Persönlichkeitsänderung, soziales Umfeld aufgebaut, eigenes Haus gestaltet, Beziehungen, radikale Verhaltensänderungen)?
Ja, eigentlich alles. Von Persönlichkeitsveränderung (vom Pazifisten-Weichei zum kaltblütigen Krieger) über den Aufbau eines sozialen Umfelds (das macht eigentlich jeder Char), Beziehungen (das will zumindest mal jeder Char...) und den Aufbau einer Machtbasis (vom fremdländischen Betrüger zum Kaisermacher), hatten wir eigentlich alles schon.
Ich spiele ja unter anderem auch, damit sich mein Charakter verändert. Immer nur denselben Hans zu spielen, an dem alles abperlt, fände ich ziemlich öde.

Zitat
2.) Kennt ihr ein Spiel, dass Charakterveränderungen jenseits von Werteveränderungen in den Regeln unterstützt?
Ja.

Zitat
3.) Wie funktionieren diese Regeln grob?
Bei Ars Magica gibt es Persönlichkeitsmerkmale, die sich im Laufe der Zeit ändern können. Meine erste Magierin fing mit "Blauäugig +2" an und endete mit "Mißtrauisch +2".
Bei Unknown Armies erwirbt sich der Charakter, wenn er krassen Szenen ausgesetzt ist, Härte- oder Traumakerben. Ein Charakter mit vielen Härtekerben ist ziemlich abgestumpft, was sich natürlich auch im Verhalten niederschlägt - und die Szenen, die ihn betreffen, müssen auch immer krasser werden. Ein Charakter mit vielen Traumakerben ist ein Nervenbündel.
Bei WoD gibt es sogenannte "Backgrounds",  die in Punkte gefasst sind - Verbündete, Geld, Einfluß o.ä. Die können natürlich auch je nach Abenteuer sinken oder steigen.
Und bei FATE gibt es Aspekte, die sich ändern und entwickeln können. Wenn du mit dem Aspekt "Krasser Totschläger" anfängst und im Laufe des diese  Fähigkeit immer nur einsetzt, um kleinen Waisenkindern oder Welpen zu helfen, kannst du sie irgendwann in "Beschützer der Schwachen" umbenennen (das hat hauptsächlich den Vorteil, dass du den Aspekt natürlich passender einsetzen kannst).


Zitat
4.) Wie interessant ist diese Art der Charakterveränderung im Vergleich zum klassischen Spiel? Ist das eine Randerscheinung oder sollten auch die klassischen Systeme in dieser Hinsicht nachrüsten?
Ich finde diese Charakterentwicklung mindestens genauso spannend wie die der reinen Werte.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Pyromancer

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #5 am: 15.10.2010 | 18:08 »

1.) Welche Arten von Charakterveränderungen jenseits von Werteverbesserungen ist in euren Gruppen schonmal aufgetreten (z.B. Persönlichkeitsänderung, soziales Umfeld aufgebaut, eigenes Haus gestaltet, Beziehungen, radikale Verhaltensänderungen)?
...
4.) Wie interessant ist diese Art der Charakterveränderung im Vergleich zum klassischen Spiel? Ist das eine Randerscheinung oder sollten auch die klassischen Systeme in dieser Hinsicht nachrüsten?


Charakteränderung jenseits der Werte ist so alt wie das Rollenspiel an sich, und fester Bestandteil jeder Rollenspielkampagne - zumindest jeder Rollenspielkampagne, in der ich je mitgespielt habe und in Zukunft mitspielen möchte.

Und hier haben "klassische" Spiele auch kein Defizit. Wenn sich die Charakterveränderung nicht in Werten niederschlägt, dann braucht man auch keine Regeln dafür und muss nichts "nachrüsten".

Offline Teylen

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #6 am: 15.10.2010 | 18:33 »
Ich bin da grundsätzlich skeptisch, dass längeres Kampagnenspiel ohne jegliche Charakterentwicklung wünschenswert ist.
Ich nicht unbedingt, da solange mir die Story gefaellt, das ganze spannend und dramatisch ist, kein direkter Wettbewerb vorherrscht oder der Eindruck einer solchen Situation entsteht, mir eigentlich doch so ziemlich egal ist ob der Charakter sich Staerken maessig weiter ausbaut.

Weshalb ich in der ersten laengeren, zugegebenen online, VtM Runde ueber einen Zeitraum von ein paar Jahren auch nie EP bekam, war zF Berichte zu schreiben, und es auch nicht wirklich vermisste.

Zitat
1.) Welche Arten von Charakterveränderungen jenseits von Werteverbesserungen ist in euren Gruppen schonmal aufgetreten (z.B. Persönlichkeitsänderung, soziales Umfeld aufgebaut, eigenes Haus gestaltet, Beziehungen, radikale Verhaltensänderungen)?
] Freeform RPG
Also in so gut wie allen freeform Foren Runden zu diversen Serien gab es bezueglich der Charaktere keine Werteverbesserungen, da sie keine Werte hatten. Das heisst wenn man sich als Vorlage beispielsweise Star Trek ansieht verbessern die Serien Figuren da auch nicht ihre Faehigkeiten.
Dafuer bekam man mit der Zeit Befoerderungen fuer den Charakter und quasi Wertschaetzung als Spieler

] original World of Darkness VtM
Einige der Punkte die du nennst sind in konkrete Punkt Werte gefasst, darunter faellt:
- Das soziale Umfeld
- Die eigenen Ressourcen
- Der persoenliche Status
- Die naehe bzw. Distanz zum moralischen Ideal
- Die Gewissenhaftigkeit, der Mut, Selbstbeherrschung sowie andere Tugenden
- Die Willensstaerke

Dem hinzukommen ohne Punkt Werte:
- Das Wesen des Charakters
- Das Verhalten des Charakters
- Das Moralische Konzept des Charakters
- Geistesstoerungen

Zitat
3.) Wie funktionieren diese Regeln grob?
] Freeform RPG
Man erhaelt gemessen an der Aktivitaet im Forum sowie sogenannter Sims "Log Punkte".
Erreicht man eine bestimmte Anzahl "Log Punkte" wird teils mit einem Gremium sich abgesprochen und der Charakter befoerdert

] V:tM
Die Hintergrund Punkte werden, by the book, aufgrund dessen was (v)erspielt wurde, entsprechend angehoben respektive weg gestrichen.

Willenskraft kann temporaer sowie permanent im Spiel fuer besondere Aktionen respektive in speziellen ausgegeben werden.

Wesen und Verhaltensaenderungen werden abgesprochen wobei vorgeschlagen ist Wesensaenderungen ueber einen laengeren Zeitraum auszuspielen als Verhaltensaenderungen. Beides dient zur Regeneration temporaer ausgegebener Willenskraft Punkte.

Bezueglich des Moral Konzept des Charakters wird anhand einer Tabelle fuer das moralische Ideal entschieden ob die Handlung des Charakter angemessen war oder eine Wuerfelprobe erfordert die anzeigt ob der Charakter sich weiter von dem Ideal entfernt.
Geht der Wurf daneben sinkt der Wert sowie gegebenfalls daran verbundende Tugenden und der Charakter erhaelt Geistesstoerungen.

Der Wechsel des fundamentalen Moral Konzept ist an eine Reihe von Bedingungen und Wuerfelproben geknuepft und meiner Einschaetzung nach im Spiel nicht realistisch erreichbar.

Geistesstoerungen werden als Nachteil behandelt.

Zitat
4.) Wie interessant ist diese Art der Charakterveränderung im Vergleich zum klassischen Spiel? Ist das eine Randerscheinung oder sollten auch die klassischen Systeme in dieser Hinsicht nachrüsten?
] Freeform RPG
Imho uninteressant.
] World of Darkness
Ist imho ein klassisches System bzw. Spiel.
« Letzte Änderung: 15.10.2010 | 18:39 von Teylen »
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Offline scrandy

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #7 am: 15.10.2010 | 18:57 »
@Pyromancer
Mit dem Defizit meine ich nicht, dass klassische Spiele Charakterentwicklung im obigen Sinne unterdrücken, sondern dass diese Spiele diese oft weder fördern noch dafür platz auf dem Charakterbogen vorsehen. Das gute Spieler wie ihr alle hier trotzdem jedem Wertemonster Leben einhaucht ist doch klar.

Mir geht es vielmehr um die explizite Umsetzung.

@Teylen
Missverständnis: Ohne Werteveränderung auskommen ist kein Problem. Ohne Veränderung jeglichrr Art schon.
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Pyromancer

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #8 am: 15.10.2010 | 19:09 »
@Pyromancer
Mit dem Defizit meine ich nicht, dass klassische Spiele Charakterentwicklung im obigen Sinne unterdrücken, sondern dass diese Spiele diese oft weder fördern noch dafür platz auf dem Charakterbogen vorsehen. Das gute Spieler wie ihr alle hier trotzdem jedem Wertemonster Leben einhaucht ist doch klar.

Mir geht es vielmehr um die explizite Umsetzung.

Also geht es dir doch um Werte, also irgendwas, was auf dem Charakterblatt steht und regeltechnische Auswirkungen hat?

Offline scrandy

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #9 am: 15.10.2010 | 19:17 »
Mir geht es nicht nur um Werte, sondern um Mechanismen,die dem Spieler helfen den Charakter jenseits der Fähigkeitsverbesserung zu entwickeln. Persönlichkeitsentwicklung läuft ja oft neben dem Regelwerk ab. Wo läuft es stattdessen im System oder vom System unterstützt.

Unterstützung müssen nicht Werte sein, auch erklärende Texte oder Persönlichkeitsbausteine wären ebenfalls solche Mechanismen.

Was kennt ihr ds noch?
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Offline Teylen

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #10 am: 15.10.2010 | 19:54 »
@Teylen
Missverständnis: Ohne Werteveränderung auskommen ist kein Problem. Ohne Veränderung jeglichrr Art schon.
Deswegen habe ich es entsprechend unterteilt.

Erwähnenswert wäre vielleicht noch das bei VtM das Wesen und Verhalten die Natur des Charakter darstellt, das heißt wonach der Charakter als innerste Motivation strebt, und das Verhalten das ist was der Charakter nach außen darstellt.
Es finden sich dabei im GRW Beispiel Bausteine die man als Archetypen verwenden kann.

Auch die Konzepte sind neben den Hirachie Tabellen natürlich beschrieben.
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Nin

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #11 am: 15.10.2010 | 22:14 »
Mir geht es nicht nur um Werte, sondern um Mechanismen,die dem Spieler helfen den Charakter jenseits der Fähigkeitsverbesserung zu entwickeln.

Ergänzend zu Teylen noch was aus der nWoD:

"Moral spiegelt das Mitgefühl eines Charakters gegenüber seinen Mitmenschen sowie eine grundlegende Achtung vor dem Gesetz wider. Hierbei handelt es sich nicht um einen unveränderlichen Wert. Wenn Leute sich verändern, erfahren häufig auch ihre Ansichten bezüglich Gesellschaft und Moral eine Neubewertung. Manche Individuen streben danach, mitfühlender und tugendhafter zu werden, während andere von Verzweiflung getrieben oder durch schreckliche Umstände in ihrem Leben verbittert alte Überzeugungen ablegen und eine kaltherzigere, egoistischere Weltanschauung annehmen.
Der Moralwert Ihres Charakters schwankt. Je nachdem, wie er sich verhält, kann er im Verlauf des Spiels steigen oder fallen. Zu Spielbeginn hat jeder Charakter Moral 7, was einem grundlegenden Respekt vor dem Gesetz und einem realistischen Maß an Mitgefühl entspricht. Er glaubt daran, daß Gesetze nicht gebrochen werden sollten, und behandelt andere so, wie er selbst gerne von ihnen behandelt werden würde. Er verfügt über das Potential, rechtschaffener und selbstloser zu werden, doch unter Umständen steht er auch vor einem Sturz in die Abgründe menschlicher Barbarei. Der Kurs, den er einschlagen wird, hängt einzig und allein von den Entscheidungen ab, die er im Laufe der Chronik trifft."
« Letzte Änderung: 16.10.2010 | 00:41 von Nin »

Offline Merlin Emrys

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #12 am: 15.10.2010 | 22:25 »
4.) Wie interessant ist diese Art der Charakterveränderung im Vergleich zum klassischen Spiel? Ist das eine Randerscheinung oder sollten auch die klassischen Systeme in dieser Hinsicht nachrüsten?
Die klassischen Systeme sind u.a. deswegen klassisch, weil sie diese Aspekte überwiegend nicht regeln. Insofern - nein, sollen sie meiner Meinung nach gar nicht bzw. nicht weitgehender, als sie's doch tun (siehe nächster Abschnitt). Es muß ja auch noch was für die andern überbleiben.

Selbst gespielt habe ich noch keins der Spiele, die Regeln dafür haben, es sei denn, man nimmt das "Alignment" von D&D&Co und die "schlechten Eigenschaften" von DSA mit in diese Gruppe auf. Bie letzteren ist die Grenze zu "machtbeeinflussenden" Werten allerdings unscharf, da z.B. Aberglaube in die Berechnung der Magieresistenz mit einfließt.
Was man jedenfalls noch machen kann, ist, eine Art "Lebenslauf" oder "Abenteurerbericht" zu schreiben, in der das Charakterverhalten (und mithin auch dessen Veränderung) kurz festgehalten wird. Ich meine, es gäbe auch schon Spiele, die für sowas zusätzlich Punkte geben - wobei damit im Grunde die Abgrenzung auch schon wieder überschritten ist, denn die solchermaßen "eingehandelten" Punkte können ja wiederum einen Machtgewinn bedeuten.

Alternativ könnte man für "Lebensphaseneinschnitte" (Heirat, erstes Kind, Seßhaftwerdung oder Aufgeben der Seßhaftigkeit, Tod des Ehepartners oder eines Kindes, ...) durchaus auch ganz einfach Werte, die mit Sozialkompetenz oder "Lebenserfahrung" zu tun haben, aufzubessern erlauben.

Offline Oberkampf

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #13 am: 15.10.2010 | 22:53 »
Zu 1: Aufgetreten ist schon vieles, es hängt aber oft nicht nur vom System ab, sondern auch von den Spielern. Manche Spieler legen ihre Charaktere auf eine "Persönlichkeitsentwicklung" an, manche Spieler möchten gerne stets denselben Charakter über die Kampagne hinweg spielen (und sehen deswegen sogar die mechanische Weiterentwicklung wie Fertigkeitszuwachs auf XP-Basis kritisch). Die Frage ist, was man will: eine (prä-)"80er-Fernsehserie" mit konstanten Hauptprotagonisten oder eine "90er-Serie" mit Charakterentwicklung.

Zu 2: Hinsichtlich der "klassischen" älteren Rollenspiele war für mich Warhammer FRPG das erste Spiel, wo ich über eine explizite Weiterentwicklung des Charakters (aufgrund des Karrierewechsels) gestolpert bin (ja, im uralten D&D war das vorgesehen, aber das ist leider in den 80ern an mir vorbeigegangen). Der gleiche Grundgedanke steckt hinter den Prestigeclasses von D&D3.x und den Paragonclasses von D&D4e. Natürlich spielen da auch Werteveränderungen eine Rolle, sonst wäre es ja beliebige Colour - aber es ist auch mit einem Rollenwechsel verbunden.
Momentan lese ich mich gerade in Fate ein, und auch hier habe ich den Eindruck, dass Charakterveränderung neben der Werteverbesserung vom Spiel gewünscht wird.

Zu 3. bei Warhammer u.a. ist es eine Veränderung über die Klassenbeschreibung, die eine veränderte Selbst- und Außenwahrnehmung zufolge hat. Es wirkt sich neben den zusätzlichen Fertigkeiten und verbesserten Werten natürlich auch auf den Umgang mit den NSCs aus, wenn man vom Rattenfänger zum Einbrecher und dann zum Paten wird, oder vom Rattenfänger zum Schildbrecher und dann zum Veteran.
(Außerdem war Warhammer für mich das erste Spiel mit dauerhaften Mutationen und dauerhaftem Wahnsinn, wenn das auch zur Charakterveränderung jenseits der Verbesserung zählt - dauerhafte Verkrüppelungen kannte ich schon von Midgard.)

Bei Fate funktioniert die Entwicklung über die Charakteraspekte, das sind Identifikationsmerkmale wie z.B. "Goblins sind mein Todfeind", von denen man einen Aspekt nach jedem Spieltreffen verändern kann (z.B. in "Goblins sind lächerliche Gegner" oder "Goblins sind mein Alptraum" oder sonstwas). Das ist ein bisschen langsamer als der Karrierewechsel, wirkt vielleicht aber auch organischer (habs noch nicht ausprobiert).

Zu 4: Was ist ein klassisches Spiel?

Ansonsten sehe ich zwei konkurrierende Spielerbedürfnisse (siehe Punkt 1).
Charakterstabilität: einige Spieler wollen in einer Kampagne einen konservativen, konstanten Charakter spielen, der die Kampagnenerlebnisse durch seine Charakterbrille liest und nach seinem Weltbild ordnet.
Charakterentwicklung: Andere Spieler wollen einen Charakter spielen, dessen Weltsicht sich durch seine Erlebnisse, seine neuen Verantwortungen und ungeahnten Aufgaben mehr oder minder radikal ändert. Natürlich kommt das auch aufs Setting an. Eine Horrorkampagne, in der ein Charakter bis zum Schluss das Übernatürliche leugnet, ist vielleicht etwas lahm [oder unfreiwillig (?) komisch].

Meine persönliche Vorliebe ist Charakterentwicklung und ich finde Systeme gut, die dazu anregen und es unterstützen - auch und gerade in Fragen der Regelmechanik, und vor allen Dingen nach Spielerwunsch. Den Verlust von geistiger Stabilität, Menschlichkeit o.ä. aufgrund von Würfelergebnissen finde ich zwar in einigen Settings unterhaltsam (Warhammer z.B.), aber eine spielermotivierte Charakterentwicklung, die sich regeltechnisch niederschlägt würde mir unabhängig vom Setting gefallen und wäre für mich ein Pluspunkt in jedem System.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #14 am: 16.10.2010 | 00:44 »
In Polaris ist die Entwicklung des Charakters und seine unausweichliche Tragödie zentraler Dreh- und Angelpunkt. Neben den Spielwerten (Zeal/Weariness) wird dies im Kosmos reflektiert, der die für den Charakter wichtigen Personen abbildet, die sich darin auch bewegen können, zwischen New Moon (unpersönliches/hierarchisches Verhältnis), Full Moon (Freundschaft/Liebe/Familie) und Mistaken (Rivalität/Feindschaft), und dann entsprechend auch von anderen Spielern gespielt werden.

Um den Kosmos herum sind besondere Gegenstände, Fähigkeiten, Funktionen und Schicksale abgebildet, die ebenfalls an die Entwicklung im Spiel angepasst werden, nicht als "Verbesserung"/"Steigerung", sondern z.B. weil es in einem Konflikt durch einen Schlüsselsatz etabliert wurde.

Bei The Shadow of Yesterday gibt es diverse "Keys", die etwas über den Charakter aussagen, und alle haben einen sogenann "Buyoff", eine Zuwiderhandlung, mit der sich der Charakter von diesem Key abwenden kann. So wird Veränderung / Weiterentwicklung belohnt, allerdings mit XP, für die man dann wieder neue Keys kaufen oder Fähigkeiten steigern kann.

Bei Vampire hatten wir auch viel Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten. Beziehungen zu NSCs waren ein ganz maßgeblicher Faktor von Charakterentwicklung, oft ohne dass die Regeln da irgend einen Einfluss hatten. Dass ein Charakter sein Verhalten / seine Weltanschauung radikal änderte, kam eher selten vor, gab es aber im Einzelfall auch mal. Ebenso wurden Kontakte geknüpft und an der eigenen Position in der untoten Gesellschaft oder dem Einfluss auf die Welt der Sterblichen gearbeitet, es wurde Reichtum angehäuft und Unternehmen aufgebaut, es wurden Zufluchten eingerichtet, Ghule und Nachfahren geschaffen, usw. usf. Da lief bei Vampire schon eine ganze Menge mehr als wir das bis dahin kannten. Man bildete das ja auch zumindest bei der Charaktererschaffung durch Spielregeln ab (Nature, Demeanor, Virtues, Backgrounds), auch wenn es danach im Spiel eben nur noch anhang des Erspielten, und nicht durch Steigerung mit Erfahrungspunkten, verändert wurde.

Bei Reign wurde mein ursprünglich verdammt gutaussehender Charakter durch einen "disfiguring strike" mit einer hässlichen Narbe verunstaltet und in der selben Spielsitzung wurde ihm das Herz gebrochen, danach ging er ins Kloster.

Bei DSA entwickelte sich mein freundlich-gaunerischen, zerlumpten Gaukler durch mehrere Schlüsselerlebnisse zu einem frommen, rechtschaffenen Burschen und angesehenen Bürger (wurde sogar geadelt).
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Offline scrandy

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #15 am: 16.10.2010 | 01:12 »
Das sind doch schonmal ein paar richtig gute Fälle von Charakterentwicklung.

Ich denke das in den klassischen Systemen (damit meinte ich den Mainstream wie DSA und D&D, Shadowrun usw.) vorallem Charakterentwicklung in Form von Charakterverbesserung stattfindet und die Entwicklung von Persönlichkeit usw. eher etwas ist, was eine gute Gruppe zwar auch hinbekommt, was aber nicht durch das System angeboten oder gar eingefordert wird.

Das ist im Grunde auch für mich der interessante Punkt. Natürlich wird es immer Leute geben die mit dem gamistischsten und Regelhartesten Kampfrollenspiel tolle Charakterentwicklungen in unserem Sinne hier hinbekommen, aber es wird eigentlich immer von der Gruppe und nicht vom System ausgehen. Frage 2 und 3 beziehen sich deshalb wirklich nur auf Systemproduzierte Entwicklung.

Aber da habt ihr ja bisher auch schon einiges genannt.

Ich mach mal ne Liste:
- Soziale veränderungen (Rang, Titel, Position in der Gesllschaft...)
- Handlungsfeld und Aufgabe (Berufswechsel...)
- Umgebung gestalten (Haus, Länderei...)
- Recourcen
- Entwicklungsspiralen (-> Wahnsinn, Krankheit, Härte, Schwäche...)
- Moral
- Beziehungen (zu Gruppen, Personen, Gegnern...)
- Persönliches Drama
- Schwächen und Laster
- Aussehen und Gestalt

Systeme mit expliziter Charakterentwicklung:
- Vampire
- Tsoy
- Fate
- Ars Magica
- Polaris
- Reign
- Warhammer
- Freeforms

Bei DSA bin ich skeptisch und bei Warhammer sehe ich auch eher eine minimale Förderung von Charakterentwicklung.

Sagt bescheid wenn ich was vergessen hab.

@Lord Verminard
Kannst du vielleicht was mehr zu Polaris erzählen.

Oder kennt jemand vielleicht ein System bei dem noch zentrale Dramatische Konflikte in einer Kampagne verändert werden? Der Dramabereich kommt mir nämlich ein wenig klein vor.
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Nin

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #16 am: 16.10.2010 | 01:39 »
Rezensionen zu Polaris findest du hier: http://www.rpg.net/reviews/search-review.phtml?query=1&productName=polaris

Für mein nWoD "Moral" Beispiel gibt es für jedes nWoD Setting / Charakter Abwandlungen, die auf das jeweilige Setting abgestimmt sind.

Statt "Vampire" kannst du auch jedes andere oWoD oder nWoD System nehmen. Diese Mechanik findest du da immer.
(Bei der oWoD wäre mir auch eher "Wraith" eingefallen. In dem System besteht jeder SC aus zwei Persönlichkeiten (Wraith und Shadow) , die von zwei SpielerInnen übernommen werden und die in Konkurrenz zueinander stehen. Dadurch ergibt sich eine nochmal ganz andere Art der Charakterentwicklung.)

Offline Lichtbringer

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #17 am: 16.10.2010 | 09:33 »
Ich weiß nicht, ob FATE zählt. Dort erlangt der SC nach vorher vom Spieler gesetzten Zielen neue Aspekte. Die sind nicht jenseits von Werten, aber sozusagen Wert und Charakterentwicklung in einem.

Offline D. M_Athair

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #18 am: 16.10.2010 | 13:53 »
Bei DSA bin ich skeptisch und bei Warhammer sehe ich auch eher eine minimale Förderung von Charakterentwicklung.
Bezüglich Warhammer täuschst du dich.
Spieler starten zumindest in der 2nd - und ich glaube auch in der 1st - mit einem SC, der der Spielwelt entsprungen ist und nicht vom Spieler zusammenstöpselt wurde. Ich starte also mit einem Leichendieb. Eigentlich wollte ich aber einen Zauberer spielen.
Über das Karrieresystem und über etliche Abenteuer hinweg wird mir ermöglicht, dass aus dem Leichendieb ein Zauberer wird.
Irgendwann manifestiert sich der Hexenblick, ... plötzlich sieht der SC die purpurnen Winde, die frisch verstorbene umwehen, ...

DIESE Art der Charakterentwicklung wird von anderen RSP so nicht unterstützt. Sie ist in der Systematik von WFRP 2 begründet und nicht in Charakterwerte gegossen. Einzig TSoY schlägt mit seinen Keys in eine ähnliche Kerbe, zeichnet aber eher die innere Motivation mit, als eine äußerliche Entwicklung.
Der Preis für die Verregelung innerhalb der SC-Werte bei TSoY ist gegenüber Warhammer ein Verlust an inspirativem und assoziativem Spiel. Bei TSoY sind die Pläne und Motive der SC Werkzeuge, die im Spiel benutzt werden müssen. Bei Warhammer bilden sie eine Vision für den jeweiligen Spieler, der er folgen kann.


Ich hoffe, dass klar geworden ist, warum Karrieresystem, zufällige Charaktererschaffung und Charakterentwicklung bei Warhammer zusammengehören und weshalb sie einen großen Teil des Zaubers und der Fasziantion für WFRP ausmachen.
Mutation, Wahnsinn und Verlust von Gliedmaßen greifen in dieses System ein erzeugen ein Spiel von Welchselwirkungen.



... Prince Valiant und  Pendragon haben auch noch interessante Konzepte.
Da müsste ich beizeiten mal nachsehen.
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Lichtbringer

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #19 am: 17.10.2010 | 00:36 »
So nützlich solche Regeln sind, schränken sie doch auch stark ein. Es gibt eben nur gewisse Karrierepfade, unter den man noch nicht einmal wählen darf. Was bei Leuten, die sonst sofort ihr endgültiges Ziel wählen, sicherlich die Idee ist. "Bessere" Rollenspieler hingegen werden dadurch in ihrer Entfaltung unnötig gegängelt.

Ich bevorzuge da eher Mittel, die die Spieler dazu anhalten, die Entwicklung ihres Charakters mit in Betracht zu ziehen. Wohin diese Entwicklung dann geht, ist ihre Sache.
Ich verwende dazu oft den Fragebogen im Anhang, den man nach der SC-Erschaffung ausfüllen mag oder auch im Verlauf des Spiels. Mit dessen Hilfe können Veränderungen bewusst erfasst werden.

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Offline D. M_Athair

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #20 am: 17.10.2010 | 00:50 »
So nützlich solche Regeln sind, schränken sie doch auch stark ein.
Halte ich für ein Vorurteil.

Ich verwende dazu oft den Fragebogen im Anhang, den man nach der SC-Erschaffung ausfüllen mag oder auch im Verlauf des Spiels. Mit dessen Hilfe können Veränderungen bewusst erfasst werden.
Mit solchen Fragebögen hatte ich auch schon zu tun. Als Spieler und als SL.
Ich hab's aber wieder gelassen, weil mir diese Art der SC-Entwicklung zu "kopflastig" war.
Eine Mischung aus Wunschliste und gedanklicher Konstruktion war fast immer das Ergebnis.
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Offline Merlin Emrys

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #21 am: 17.10.2010 | 09:54 »
"Bessere" Rollenspieler hingegen werden dadurch in ihrer Entfaltung unnötig gegängelt.
Nur, wenn man zuläßt, daß einen geschriebene Regeln je gängeln. Gerade, wenn es um solche Dinge geht, hätte ich keine Hemmungen, als Spieler um mehr Freiheit zu bitten oder sie als Spielleiter von vorneherein zu gewähren (bzw. die Spieler sehr dazu zu ermutigen). Regeln bzw. Hilfen wie der Fragebogen sind in meinen Augen ja doch nicht mehr als eben Hilfen - wenn's ohne geht, desto besser!

Offline Oberkampf

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #22 am: 17.10.2010 | 12:28 »
So nützlich solche Regeln sind, schränken sie doch auch stark ein. Es gibt eben nur gewisse Karrierepfade, unter den man noch nicht einmal wählen darf. Was bei Leuten, die sonst sofort ihr endgültiges Ziel wählen, sicherlich die Idee ist. "Bessere" Rollenspieler hingegen werden dadurch in ihrer Entfaltung unnötig gegängelt.

Beschränkung durch "nur gewisse Karrierepfade" gibt es bei Warhammer 40K (dem Sci-Fi-Fantasy-Setting). Warhammer Fantasy RPG war und ist da in jeder Edition viel freier. Man konnte (in z.B. 2nd edition) zu jeder Zeit auf eine beliebige Basiskarriere wechseln, die sinnvoll an eine gewünschte Fortgeschrittenenkarriere angebunden war (und es war nicht wesentlich teurer, von den XP-Kosten gesehen). Ein "besserer" Rollenspieler, der nicht konzeptorientiert (wo will ich mit diesem Charakter hin?), sondern anpassungsorientiert (Was ist anhand der Spielleiterstory für meinen Charakter eine passende Entwicklung?) spielt, kann in Warhammer Fantasy RPG jederzeit seine Charakterentwicklung umschreiben.

Der Charakterverfall in Form von Mutationen, Verkrüppelungen und zunehmendem Irrsinn ist natürlich eine starke Einschränkung der Spielerfreiheit bei der Charakterentwicklung, gewissermaßen eine extern aufgezwungene Charakterentwicklung - aber das ist ja ein akzeptiertes Kernelement für jeden Warhammerspieler: die Alte Welt ist kein Ponyhof.
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Offline Space Pirate Hondo

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #23 am: 18.10.2010 | 08:23 »
bezüglich Moral fällt mir noch der Dark Side Score in der Star Wars Saga Edition ein. anfangen tut man natürlich mit 0 und der endwert enspricht dem Wisdom-Score. rein regeltechnisch kann die benutzung von fähigkeiten in denen explizit steht, dass du für die benutzung einen Dark Side Point bekommst, dann bekommst du auch einen. zum anderen gibts halt noch empfehlungen für GMs, welche handlungen, aus rein charakterlicher sicht, ebenfalls zu einem Dark Side Point führt.

die wieder loszuwerden kann recht schwierig werden. das einfachste ist die ausgabe eines Force Points(das selbe wie Action Points in D20 Modern), um einen wieder gutzumachen. das andere wäre eine wirklich ausgewöhnlich heroische tat, die meistens selbstopferung und somit auch den charaktertod mit einschließt.

ende des liedes ist, dass ein charakter mit vollem Dark Side Score dem spieler weggenommen wird und nur noch als NPC dient, da ihn die dunkle seite so sehr zugesetzt hat, dass er ausser kontrolle geraten ist.

Offline afbeer

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Re: Charakterentwicklung jenseits von Stufen und Werten
« Antwort #24 am: 18.10.2010 | 10:51 »

1.) alles genannte sowie Weltsichtänderung und Wechsel des nacheiferungswürdigen NPCs, Loslösung von Idolen. Die beiden letzten Entwicklungen wurden weder vom System unterstützt noch haben sie Niederschlag in den Charakterwerten gefunden.

2.) Wenn es in den Regeln unterstützt wird, gibt es dazu auch Werte und Kategorisierungen (siehe Pendragon (Rittertugenden etc.), DSA (Goldgier etc.), oWod (Nature, Demeanour, Humanity).

3.) ./.

4.) Es ist interessant. Es ist klassisches Spiel.