Autor Thema: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung  (Gelesen 15767 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #25 am: 12.12.2010 | 17:56 »
@ Master Li
Wie kommst du darauf, dass man mehrere Proben verlangt:
- Je nach Situation wird entweder eine Stärke- oder eine Kletterprobe fällig (fast niemals beides).
- Je nach Situation wird entweder eine Balance- oder eine Nahkampfprobe fällig (fast niemals beides).
- Und je nach Situation wird entweder eine Wahrnehmungs- oder eine Aufmerksamkeitsprobe fällig (fast niemals beides).

@ Wulfhelm
Stimmt: Ob du betrunken oder schläfrig bist, ist keine Charaktereigenschaft.

Aber ob du ein schlafender Menschenwächter oder ein schlafender Puma bist, ist sehr wohl eine Charaktereigenschaft.
Und ob du Hans Maulwurf oder Häuptling Falkenauge bist, ist ebenfalls eine Charaktereigenschaft.

Offline Master Li

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #26 am: 12.12.2010 | 18:34 »
Ich habe mal versucht, meinen Überlegungen einen "realistischen" Ansatz zu verleihen, und dachte mir: Man kann nur etwas wahrnehmen, wenn man aufmerksam ist. Wenn man unaufmerksam ist, dann bekommt man nichts oder zumindest nicht alles mit.

@ Master Li
Wie kommst du darauf, dass man mehrere Proben verlangt:
- Je nach Situation wird entweder eine Stärke- oder eine Kletterprobe fällig (fast niemals beides).
- Je nach Situation wird entweder eine Balance- oder eine Nahkampfprobe fällig (fast niemals beides).
- Und je nach Situation wird entweder eine Wahrnehmungs- oder eine Aufmerksamkeitsprobe fällig (fast niemals beides).

Wenn ich versuche Wahrnehmung so fein zu gliedern, dann steht ja allem anderen auch nichts im Weg. Bevor man einen Berg erklimmen kann, muss man eine gute Route finden (Wahrnehmung), dann schauen, ob man sich überhaupt hochwuchten kann und die Kletterpartie aushalten wird (Stärke und Konstitution), dabei muss man natürlich auch die Fertigkeit des Kletterns beherrschen (Klettern).

Man kann also mit der Begründung Realismus unendlich feinkörnig werden, kommt dabei aber vom 100. ins 1000. und am Schluss muss man dann x-mal würfeln. Und dabei ist noch nicht mal geklärt, ob ein Runterbrechen auf Details überhaupt mehr Realismus erzeugen würde.
Viel Spaß.
Master Li und der Hamster des Todes

Offline YY

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #27 am: 12.12.2010 | 19:11 »
Und dabei ist noch nicht mal geklärt, ob ein Runterbrechen auf Details überhaupt mehr Realismus erzeugen würde.

Das tut es ab einem recht früh erreichten Detailgrad nicht mehr* - da ist es tatsächlich sinnvoller, einige Dinge zusammenzufassen bzw. zusammengefasst zu lassen.

Das Kletterbeispiel trifft es da eigentlich ganz gut:
Wenn man die (Stärke- oder Konstitutions-basierte) Fertigkeit Klettern hat, dann gehört das Finden einer brauchbaren Route da auch mit dazu - man kann nicht Klettern lernen, ohne einen Blick für Kletterrouten zu bekommen; oder umgekehrt: jemand, der die Fertigkeit nicht hat, kann seine evtl. sogar recht hohe Wahrnehmung schlicht nicht nutzen, um eine gute Route zu finden, weil er nicht weiß, auf was er achten sollte.

Hier tut man sich keinen Gefallen damit, alles in einzelne Würfe zu trennen - und so ist das mMn in den meisten Fällen.


*Auch, weil sich bei einer solchen Würfelorgie die Erfolgswahrscheinlichkeiten verschieben und man im Zweifelsfall das ganze System neu darauf ausrichten muss.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #28 am: 12.12.2010 | 19:49 »
Die meisten Systeme schmeißen alles, was mit Wahrnehmung zu tun hat, in einen Topf. Wird bei anderen Fertigkeiten / Fähigkeiten ja auch getan.

Wahrnehmung hat sehr verschiedene Aspekte. Aufmerksamkeit ist nur ein Teil davon. Beobachtungsgabe wäre z.B. etwas Verwandtes. Auch "Reflexe" im Sinne schneller Reaktionen würde ich dazu zählen. Das Heraushören von unpassenden Geräuschen aus einem Klangteppich z.B. bedarf nicht unbedingt eines besonders scharfen Gehörs, sondern eher eines geschulten Bewusstseins. Ebenso das Erkennen von entscheidenden Details in einem Gesamtbild; das kann sogar einem aufmerksamen Betrachter entgehen, wenn er nicht darauf achtet. Dass die Statue dort steht, ist für jeden klar zu sehen. Dass sie aber dort völlig fehl am Platze ist, muss einem nicht unbedingt auffallen. So etwas wird aber oft auch über "Wahrnehmung" geregelt. Ebenso heißen erfolgreiche Wahrnehmungsproben abhängig vom System auch nicht unbedingt, dass der SC weiß, was abgeht. Es kann auch bedeuten, dass er nur bemerkt, "dass etwas nicht stimmt".

"Wahrnehmung" bedeutet für mich prinzipiell, dass ein bestimmter Umstand ins "Bewusstsein" des Charakters gelangt ist; ob er aktiv mit seinen Sinnen danach gesucht hat oder ob er es passiv erfasst hat, ist zweitrangig. Daher braucht man nicht unbedingt verschiedene Proben dafür.
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Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #29 am: 12.12.2010 | 20:20 »
Aber ob du ein schlafender Menschenwächter oder ein schlafender Puma bist, ist sehr wohl eine Charaktereigenschaft.
Und ob du Hans Maulwurf oder Häuptling Falkenauge bist, ist ebenfalls eine Charaktereigenschaft.
Für Spezialfälle des Spezialfalls wie extreme Kurzsichtigkeit kann man entsprechende Modifikatoren benutzen. Zumal die von einer Aufmerksamkeitsfertigkeit wie in DSA/D&D/Cthulhu etc. sowieso nicht erfasst werden.

Offline Skele-Surtur

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #30 am: 12.12.2010 | 20:21 »
Die meisten Systeme schmeißen alles, was mit Wahrnehmung zu tun hat, in einen Topf. Wird bei anderen Fertigkeiten / Fähigkeiten ja auch getan.

Wahrnehmung hat sehr verschiedene Aspekte. Aufmerksamkeit ist nur ein Teil davon. Beobachtungsgabe wäre z.B. etwas Verwandtes. Auch "Reflexe" im Sinne schneller Reaktionen würde ich dazu zählen. Das Heraushören von unpassenden Geräuschen aus einem Klangteppich z.B. bedarf nicht unbedingt eines besonders scharfen Gehörs, sondern eher eines geschulten Bewusstseins. Ebenso das Erkennen von entscheidenden Details in einem Gesamtbild; das kann sogar einem aufmerksamen Betrachter entgehen, wenn er nicht darauf achtet. Dass die Statue dort steht, ist für jeden klar zu sehen. Dass sie aber dort völlig fehl am Platze ist, muss einem nicht unbedingt auffallen. So etwas wird aber oft auch über "Wahrnehmung" geregelt. Ebenso heißen erfolgreiche Wahrnehmungsproben abhängig vom System auch nicht unbedingt, dass der SC weiß, was abgeht. Es kann auch bedeuten, dass er nur bemerkt, "dass etwas nicht stimmt".

"Wahrnehmung" bedeutet für mich prinzipiell, dass ein bestimmter Umstand ins "Bewusstsein" des Charakters gelangt ist; ob er aktiv mit seinen Sinnen danach gesucht hat oder ob er es passiv erfasst hat, ist zweitrangig. Daher braucht man nicht unbedingt verschiedene Proben dafür.
Und angenommen, man wollte ein Atribut, dass konsequent nur die physikalische Wahrnehmung, also quasi die Sensorische Hardware abbildet - worauf ließe sich das dann abwenden und macht es Sinn, das von der Fähigkeit, "zu wissen worauf man achten muss" abzukoppeln. Stichwort Klangteppich z.B.
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Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #31 am: 12.12.2010 | 20:27 »
Und angenommen, man wollte ein Atribut, dass konsequent nur die physikalische Wahrnehmung, also quasi die Sensorische Hardware abbildet - worauf ließe sich das dann abwenden und macht es Sinn, das von der Fähigkeit, "zu wissen worauf man achten muss" abzukoppeln. Stichwort Klangteppich z.B.
Wenn, dann müsste man schon Sehschärfe, Gehör, Geruchs- und Tastsinn trennen wie bei Hârnmaster.

Eulenspiegel

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #32 am: 12.12.2010 | 20:29 »
@ Master Li
Den Vorschlag von Blizzard, für eine Aktion mehrere Proben zu verlangen, halte ich auch für ungünstig. Ich bin dafür, dass im Regelfall gelten sollte: 1 Aktion --> 1 Probe.

Was die Differenzierung angeht, bin ich jedoch der Meinung, dass das je nach Spielstil hilfreich sein kann. (Also nicht, dass man für eine Aktion zweimal würfelt, sondern dass es viele verschiedene Fertigkeiten gibt.)

@ Tudor the Traveller
Müssen muss man natürlich überhaupt nichts: Ich hatte auch mal ein RPG gespielt, da gab es genau drei Werte, auf die geprobt wurde: Geistig, körperlich und sozial.
Das hat für den gewünschten Spielstil auch wunderbar funktioniert. - Aber für andere Spielstile kann es auch sinnvoller sein, das ganze noch feiner zu machen.

Es kommt halt darauf an, wie hoch der gewünschte Detailgrad ist. Es gibt Systeme, da ist ein Wert "Sportlichkeit" ausreichend. - Und es gibt andere Systeme, da lohnt es sich, "Sportlichkeit" in mehrere verschiedene Werte aufzuteilen: z.B. Klettern, Schwimmen, Athletik und Akrobatik

Offline Skele-Surtur

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #33 am: 12.12.2010 | 20:39 »
Mit konsequent meinte ich eigentlich die konsequente Trennung von Informationserfassung und Informationsverarbeitung.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Eulenspiegel

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #34 am: 12.12.2010 | 20:42 »
@ Wulfhelm
Was sind denn die richtigen Posts? wtf?
Willst du etwa andeuten, dass die Posts, die nicht von dir geschrieben wurden, die falschen sind?

Und achte du bitte auf den Zusammenhang:
Das Gespräch über "sensorischer Hardware" ist ein Gespräch zwischen Surtur und dir. Da mische ich mich nicht ein.

Bei dem Gespräch zwischen Master Li, Tudor und mir, geht es nicht um "sensorische Hardware". Da geht es um die Frage, ob man für ein und dieselbe Aktion mehrere Proben würfeln sollte und wie feingranuliert das System sein sollte.

Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #35 am: 12.12.2010 | 20:47 »
@ Wulfhelm
Was sind denn die richtigen Posts? wtf?
Oh, sorry. Klang so, als hättest Du auf mein Posting geantwortet und nur das falsche @ gesetzt. Ich dachte, Du hättest Dich direkt an meinem "müssen" gestoßen.

Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #36 am: 12.12.2010 | 20:50 »
Mit konsequent meinte ich eigentlich die konsequente Trennung von Informationserfassung und Informationsverarbeitung.
Okay, aber ich sehe nicht, wo es sinnvoll ist, einerseits so feinkörnig zu arbeiten, dass man die Wahrnehmungsorgane verschiedener Charaktere abseits von Extremfällen ausdifferenziert, aber andererseits so grobkörnig, Sehen und Hören in einen Topf zu werfen.

Offline Skele-Surtur

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #37 am: 12.12.2010 | 21:13 »
Formulier bitte noch mal um, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich richtig verstanden habe, was du damit meinst.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #38 am: 12.12.2010 | 21:57 »
Okay: Du willst das reine Warnehmungsvermögen von Charakteren erfassen und dabei zwischen den einzelnen Charakteren Unterschiede machen. Das ist sehr feinkörnig. Die meisten mir bekannten Spiele nehmen offensichtlich einfach an, dass sämtliche Charaktere gleich gute Sinnesorgane haben.
Aber dann willst Du dabei Augen, Ohren, Nase etc. alles zusammenfassen. Das ist dann wieder sehr grobkörnig, denn wenn man schon davon ausgeht, dass Menschen sich in der Leistungsfähigkeit ihrer Sinnesorgane unterscheiden, dann sollte auch klar sein, dass dies für jedes Organ jeweils unterschiedlich sein wird.

Offline Skele-Surtur

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #39 am: 12.12.2010 | 22:01 »
Ich kenne kein einziges Spiel, bei dem nicht zwischen den Charakteren unterschieden wird. Es gibt ja fast überall einen Wahrnehmungswurf. Ob das jetzt wie bei D&D in "Spot" und "Listen" unterteilt ist oder ob es dafür einfach nur "Wahrnehmung" gibt, sei dabei jetzt mal so dahingestellt, aber generell gibt es wohl Skills und Attribute für Wahrnehmungswürfe und wo es Skills und Attribute, also Fertigkeiten und Fähigkeiten gibt, gibt es auch Unterschiede zwischen den Charakteren.
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Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #40 am: 12.12.2010 | 22:51 »
Ich kenne kein einziges Spiel, bei dem nicht zwischen den Charakteren unterschieden wird.
Bei der reinen Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane? In welchem Spiel wird das denn festgehalten?

Zitat
Es gibt ja fast überall einen Wahrnehmungswurf. Ob das jetzt wie bei D&D in "Spot" und "Listen" unterteilt ist oder ob es dafür einfach nur "Wahrnehmung" gibt, sei dabei jetzt mal so dahingestellt, aber generell gibt es wohl Skills und Attribute für Wahrnehmungswürfe und wo es Skills und Attribute, also Fertigkeiten und Fähigkeiten gibt, gibt es auch Unterschiede zwischen den Charakteren.
Nein, es gibt nicht "Skills und Attribute". Es gibt meistens nur Skills, die offensichtlich erlernte Fähigkeiten widerspiegeln und nicht angeborene Eigenschaften. Da kann man es noch vertreten, zu verallgemeinern, weil man sagt, dass der Charakter eben allgemein lernt, auf Dinge zu achten.

Offline Merlin Emrys

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #41 am: 12.12.2010 | 22:53 »
Das ist dann wieder sehr grobkörnig, denn wenn man schon davon ausgeht, dass Menschen sich in der Leistungsfähigkeit ihrer Sinnesorgane unterscheiden, dann sollte auch klar sein, dass dies für jedes Organ jeweils unterschiedlich sein wird.
Ist das so? Meine ansatzweisen Kenntnisse in Neurobiochemie lassen mir das keinesfalls zwingend vorkommen.

Soweit ich es sehe, ist der Gang einer Wahrnehmung:
~> eine Sinneszelle wird "angesprochen" und reagiert (eventuell schon in Abhängigkeit von neuronalen oder eigenspezifischen Bedingungen, z.B. phasisch-tonisch)
~> Transmitterausschüttung sorgt für die Weiterleitung an eine oder mehrere Neuronen (wiederum evtl. schon in Abhängigkeit von anderen biochemischen Umgebungsbedingungen, z.B. Transmittererschöpfung oder gegenwärtig eingetretenen Ionenungleichgewichten)
~> die Neuronen lassen einen Impuls über das Axon laufen (dto.)
~> am "anderen Ende" der Nervenzelle wird der Impuls wiederum in Transmitter "übersetzt" und an andere Neurone weitergegeben, diese Neurone wirken entweder 1:1 weiterleitend, verstärkend oder hemmend (und hier können uU auch hormonelle Faktoren eingreifen)
~> der letzte Schritt kann noch ein- oder mehrmals wiederholt werden (mit allen Einflußmöglichkeiten)
~> alle "eingehenden" Impulse, d.h. solche, die nicht durch Hemmung unterdrückt wurden, werden in bestimmten Regionen "gesammelt"
~> die gesammelten Impulse werden mit anderen Impulsen "in Beziehung gesetzt" und eine weitere Reaktion ausgelöst, Z.B. neuronal, endokrin o.ä.
~> sofern die weitere Reaktion neuronaler Natur ist, kann der Übergang in bestimmte Bewußtseinsbereiche erfolgen und unter Umständen (zu diesem Zeitpunkt oder nach weiteren neuronalen "Verrechnungschritten") als "bewußte Wahrnehmung" betrachtet werden

Selbst wenn also die Sinneszellen von Peson zu Person in unterschiedlicher Dichte und Empfindlichkeit auftreten, wird anschließend dermaßen viel über die Körperbiochemie verarbeitet, die wenigstens teilweise für alle Impulse gleich ist, daß eine hier erfolgende Angleichung mir keineswegs ausgeschlossen vorkommt. Mein eigener Körper etwa hat wohl eine vergleichsweise schwache Weiteleitungsunterdrückung und eine vergleichsweise stärkere Weiterleitungstendenz, neben einem zusätzlichen Sympathicus-Übergewicht. Ersteres betrifft wohl meine gesamte Wahrnehmung (und beschert mir von Zeit zu Zeit sehr unangenehme Kopfschmerzattacken), wenn auch (aus welchen Gründen auch immer) nicht alle Sinne in gleichem Maße, während letzteres wenigstens nur teilweise mit der Wahrnehmung interferiert...

Offline Skele-Surtur

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #42 am: 12.12.2010 | 23:00 »
Bei der reinen Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane? In welchem Spiel wird das denn festgehalten?
Nein, es gibt nicht "Skills und Attribute". Es gibt meistens nur Skills, die offensichtlich erlernte Fähigkeiten widerspiegeln und nicht angeborene Eigenschaften. Da kann man es noch vertreten, zu verallgemeinern, weil man sagt, dass der Charakter eben allgemein lernt, auf Dinge zu achten.
Nein. In den meisten Spielen, die ich kenne, gibt es auch immer ein Attribut, dass die Wahrnehmung modifiziert. Im Eingangspost nennt Blizzard ja schon AC. Bei D&D ist es Wisdom, das alle Wahrnehmungswürfe (Spot & Listen) modifiziert, bei L5R ist es "Perception". Auch bei den mir bekannten WOD-Spielen gibt es ein Attribut, mit dem sich Wahrnehmungswürfe modifizieren lassen.
Die einzigen Spiele, die mir spontan einfallen, und bei dem das nicht so ist, ist FATE und das Heroquest Rollenspiel und bei beiden wird nicht zwischen Skills und Attributen unterschieden. Kurz: in den meisten mir bekannten Spielen, in denen es Attribute gibt, gibt es auch ein Wahrnehmungsattribut. Nur wird die Fähigkeit, etwas sensorisch Wahrzunehmen und die Fähigkeit, einer Wahrnehmung auch eine Bedeutung zuzuordnen nicht unterscheiden.
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #43 am: 12.12.2010 | 23:13 »
Und angenommen, man wollte ein Atribut, dass konsequent nur die physikalische Wahrnehmung, also quasi die Sensorische Hardware abbildet - worauf ließe sich das dann abwenden und macht es Sinn, das von der Fähigkeit, "zu wissen worauf man achten muss" abzukoppeln. Stichwort Klangteppich z.B.

Kann man machen. Aber es wird imo schnell unübersichtlich UND es gibt nicht mehr oder weniger Grund, das bei diesen Fähigkeiten so zu machen als es für andere Fähigkeiten der Fall ist.

Harnmaster unterscheidet wie schon angemerkt wurde in alle Sinne, zusätzlich gibt es eine Wahrnehmungsfertigkeit. Die wiederum basiert auf den Sinnen. Die Sinne als Attribute sind nicht bzw. kaum steigerbar. Wir standen ständig vor dem Problem, zu entscheiden, ob jetzt auf reine Sinne oder auf Wahrnehmung geprüft werden muss. Man muss dann jedesmal die Frage stellen: Könnte man in diesem Fall durch Übung erfolgreicher sein? Und diese Frage lässt sich meist nicht einfach beantworten. Würde jemand, der darauf trainiert ist, MEHR erkennen, als jemand, der es nicht ist? Meistens lautet die Antwort: "könnte sein". Da steckt halt wegen der Ungewissheit wenig Mehrwert drin.

Allerdings gibt es für mich doch einen Mehrwert, nämlich in der Tatsache, dass man Charaktere nach der Leistungsfähigkeit ihrer Sinne unterteilen kann (scharfe Augen / Ohren etc.). Wenn das System sonst keine Abbildung dafür liefert (Edges, Vorteile o.ä.), finde ich das gut, weil das einen Charakter auszeichnen kann. Dann ist ein Char vielleicht nicht "der Muskelprotz", "der Intelligenzbolzen" etc, sondern vielleicht auch mal "das Falkenauge".

NACHTRAG: Ich bin davon abgesehen der Meinung, dass die allermeisten Wahrnehmungsfälle im RPG eher kognitive als sensorische Leistungen sind. Selbst scheinbar einfache Fälle, z.B. das Hören eines Sich-Anschleichenden, würde ich weniger der reinen Gehörleistung als vielmehr dem Erfassen von Unregelmäßigkeiten im umgebenden Klangteppich zuschreiben. Es müsste imo schon ausgesprochen still sein, damit individuelle sensorischen Leistungsunterschiede zum Tragen kommen.
« Letzte Änderung: 12.12.2010 | 23:21 von Tudor the Traveller »
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Offline Naldantis

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #44 am: 12.12.2010 | 23:51 »
Bei meinem aktuellen Regelwerk (Destiny) bin ich sogar dazu übergegangen, Wahrnehmung als Skill/Attribut/Dings überhaupt zu streichen und in Intelligenz/Klugheit/Hirnschmalz aufgehen zu lassen. Nach dem Motto: Wenn man nicht weiß, worauf man achten soll, nutzen die schärfsten Sinne nichts. Umgekehrt bringt einen (als Rsp-Designer) ein Wahrnehmungs-Attribut immer in Erklärungsnotstand, denn genau genommen müsste die Wahrnehmung nämlich überall drinnen sein, weil ohne Wahrnehmung gar nix läuft, keine Menschenkenntnis, kein Taschendiebstahl, kein Kampf, keine Magie, kein Animal Handling, kein whatsoever. Und wenn man das wiederum "realistisch" durchzieht, ist Wahrnehmung vermutlich das Super-Mega-Ultra-Attribut, das sich keiner zu vernachlässigen leisten kann.

Noch 2 Cent aus Storyteller-Sicht: Was für ein Jammer, wenn die Charaktere die Hälfte des Abenteuers nicht mitkriegen, weil sich bei den Proben herausstellt, dass sie stumpfsinnig wie die drei Affen sind. Ich nehme mich als SL in letzter Zeit immer mehr an der Nase, diese Wahrnehmungsgeschichten nicht auf die Probe zu stellen. Es gibt nichts Deprimierenderes als ein Abenteuer, in dem die SCs an allen wichtigen Details vorbeilaufen.

Mein persönliches Fazit: Je weniger Wahrnehmung/Sinnesschärfe/Aufmerksamkeit/... desto besser.

Bin ich anderer Meinung:
a) solch ein Talent / Attribut ist notwendig, um Konzepte wie den "zerstreuten Gelehrten" oder den "Wilden Spurenleser" umzusetzten.
b) Gegenbeispiel SR (2 oder 3): mit Intelligenz statt Wahrnehmung waren auf einmal ALLE Charaktere Genies, einschließlich der Trollschläger und Orksöldner.
c) Wenn man sich auf etwas bestimmtes zeitlich und räumlich konzentriert, und etwas erwartet, dann tritt das Attribut in den Hintergrund (bei allem was nicht primär damit zu tun at, etwas zu bemerken, wie z.B. Zaubern, Schwertkampf, FTL-Reparaturen); bei Fertigkeiten, die in der Tat zu einem großen Teil auf der Aufmerksamkeit beruhen, würde ich - soweit es das System zuläßt - diese sowieso als Faktor in den Erfolgswurf eingehen lassen.
d) bei kurzenfristigen Aktionen bemerken die Chars ja kurze Zeit später, was sie hätten wahrnehmen sollen: die Fallgrube, den Hinterhalt, die versteckte Waffe, die zusätzliche Prüfsumme, usw.
e) oft wirken sich die vergebenen Wahrnehmungswürfe auch nur in den Ressourcen aus: keine Heilkräuter gefunden -> teure Heiltrünke verbraucht; Loot übersehen -> weniger Profit etc.
f) wirkliche große, Abenteuer gestimmende Erkenntnisse sind ja selten Ein-Wurf-Ereignisse: es ist doch sehr unwahrscheinlich, daß jeder Charakter bei jedem Hinweis auf jeden Weg vollständig versagt.

[Anschleichen]
Auch dafür vollkommen überflüssig: Einfach die Schwierigkeit des Anschleichens je nach Bedingungen festlegen, wie bei allem anderen auch.
Und ist dann für ALLE Charaktere gleich?
Fände ich doch sehr schade, kennen wir doch schon aus unserem profanen alltäglichen Umfeld in dieser Hinsicht ganz unterschiedliche Menschen...

Nö. Ob jemand gerade betrunken, schläfrig oder im Gegenteil besonders auf Draht ist, ist doch keine Charaktereigenschaft. Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass die meisten SL solche Umstände noch zusätzlich zum Aufmerksamkeitsskill einrechnen.
Nein, aber auch ungeachtet der Trunkenheit oder Müdigkeit haben Leuten individuell unterschiedlich gute Sinne und schenken ihrer Umgebung unterschiedlich viel, naja, Aufmerksamkeit.
Das zu unterschlagen schränkt die Möglichkeiten zur Differenzierung von Charakteren doch merklich ein, und ist deshalb IMHO nur bei sehr grobkörnigen Systemen (also solchen, wo z.B. auch Kraft und Ausdauer in einen Wert zusammengezogen werden) angemessen.
« Letzte Änderung: 13.12.2010 | 00:45 von Naldantis »

Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #45 am: 13.12.2010 | 00:34 »
Ist das so? Meine ansatzweisen Kenntnisse in Neurobiochemie lassen mir das keinesfalls zwingend vorkommen.
Meine ansatzweise Kenntnis der Tatsache, dass eine erkleckliche mir bekannte Anzahl von Menschen, meine Wenigkeit eingeschlossen, stark kurzsichtig ist, ohne schwerhörig zu sein, sagt mir etwas anderes.

Offline Skele-Surtur

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #46 am: 13.12.2010 | 00:37 »
Was immer noch nicht die Frage beantwortet, ob es Sinnvoll ist, zwischen der Kognitiven und der Sensorischen Wahrnehmung zu unterscheiden.
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Wulfhelm

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #47 am: 13.12.2010 | 00:38 »
In den meisten Spielen, die ich kenne, gibt es auch immer ein Attribut, dass die Wahrnehmung modifiziert.
Ja, weil viele Spiele Fertigkeiten auf Attributen basieren. Aber es gibt kein Attribut Wahrnehmung. Meistens nehmen diese Spiele dazu irgend etwas geistiges, wie Wisdom oder Intuition.

Offline Naldantis

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #48 am: 13.12.2010 | 00:40 »
Ist das so? Meine ansatzweisen Kenntnisse in Neurobiochemie lassen mir das keinesfalls zwingend vorkommen.

An verschiedenen Stellen dieser Verarbeitungskette können aber individuell starke Abweichungen auftreten:
- das Erreichen der Sinneszelle - z.B. Grauer Star
- die Funktionalität der Masse der Sinneszellen - z.B. alterndes Gehör
- die Anbindung der Sinneszellen an die ableitenden Nervenzellen - Makuladegeneration
- Funktionsfähigkeit der Nervenzellen in der Leitung zum ZNS - z.B. MS
- Funktionsfähigkeit des betreffenden Hirnareals - z.B. durch Schlagafell geschädigtes Wernickes Areal.
- und schließlich die mehr oder weniger gut trainierte automatische Auswertung und Interpretation der Daten

....da ist doch viel individuelles bei.

Offline Skele-Surtur

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Re: Aufmerksamkeit vs. Wahrnehmung
« Antwort #49 am: 13.12.2010 | 01:43 »
Ja, weil viele Spiele Fertigkeiten auf Attributen basieren. Aber es gibt kein Attribut Wahrnehmung. Meistens nehmen diese Spiele dazu irgend etwas geistiges, wie Wisdom oder Intuition.
Doch. Hier wurden inzwischen schon zwei genannt: L5R und AC. Und es gibt noch ein paar mehr. Aber das ist ja auch garnicht der Punkt, sondern ein Randdetail. Die Frage ist, ob es Sinn macht, die kognitive und die sensorische Wahrnehmung zu trennen oder zusammen zu legen. Ob das jetzt in Skills oder Attributen abgehandelt wird ist (mir) dabei vollkommen unwichtig.
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