Autor Thema: Gewalt im Rollenspiel  (Gelesen 24133 mal)

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Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #25 am: 12.07.2003 | 09:49 »
@ Vergewaltigungsthematik und Gewalt

Ehrlich gesagt kann ich mir keine Spielsituation vorstellen, in der ein zurechnungsfähiger SL unbedingt eine Vergewaltigung einbauen muss. Ich finde das einfach nur unappetitlich.

Mit Gewalt an sich ist es anders. Ob man bei Shadowrun Con-Wachen zusammenschießt oder bei D&D die örtliche Orkpopulation reduziert - Gewalt ist einfach Bestandteil des Rollenspiels, wenn auch meistens comicartig und abstrakt. Damit habe ich keinerlei Probleme.

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Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #26 am: 14.07.2003 | 21:30 »
Also bitte, wer da behauptet, ein paar Bösewichter abzuknallen sei schlimmer, den kann ich nicht ernst nehmen. Aber vielleicht sollten wir mal zum Thema zurückkehren.

Dann nimm mich eben nicht ernst. Wer behauptet, Mord sei besser als Vergewaltigung, den will ich hier nicht ernst nehmen.

Nach einer Vergewaltigung lebt das Opfer noch, nach einem Mord nicht mehr.

Zur Erklärung: ich will mich auf keinen Fall für solche Greueltaten aussprechen, ich bin ein Gegner der Gewalt, sei es nun Mord, Körperverletzung oder Vergewaltigung.
...
Zitat
Und noch viel weniger, wenn eine solche offenkundig irreale, romantisierte, abstrahierte und eindeutig als Unterhaltung gedachte Gewaltdarstellung allein deshalb, weil
...

1. Rollenspiel dient der Unterhaltung.
2. Jede Szene im Rollenspiel wird dargestellt.
3. Es gibt im RSP Szenen, die Gewalt enthalten.
4. Vergewaltigung ist eine Form von Gewalt.

Einverstanden? Ich denke, an diesen Basisaussagen lässt sich nichts bemängeln.

I. aus 1. und 2. => Jede im Rollenspiel dargestellte Szene dient der Unterhaltung.

II. aus 2. und 3. => Szenen im Rollenspiel, die Gewalt enthalten, sind Gewaltdarstellungen.

III. aus 3. und 4. => Es gibt Szenen im Rollenspiel, die Vergewaltigung als Form der Gewalt enthalten.

A. aus I. und II. => Gewaltdarstellungen im Rollenspiel dienen der Unterhaltung

@Verminaard
Zitat
als Unterhaltung gedachte Gewaltdarstellung
ich sehe, du stimmst mir zu. Unterhaltung nicht nur im Film, auch im RSP.

B. aus II. und III. => Szenen im Rollenspiel, die Vergewaltigungen enthalten, sind Gewaltdarstellungen.

Und nun: Die unausweichliche Schlussfolgerung, die die kalte Logik uns hier aufdrängt:

Aus A und B folgt:

Vergewaltigung im Rollenspiel dient der Unterhaltung.

Pervers, oder?

Ich kann's nur noch mal wiederholen: Es kommt auf die Darstellung an. Ich denke, niemand wird den Gewaltakt selbst, in bester Hardcore Porno Manier, seinen Spielern detailliert schildern... vielleicht um sie zu traumatisieren?? Ich werd's zumindest nicht tun.
Aber als Element des (persönlichen) Horrors kann die Tatsache mal auftreten.
 
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Offline Boba Fett

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Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #27 am: 15.07.2003 | 09:50 »
Ich denke mal jeder zieht seine Linie des Erträglichen an anderer Stelle. Ich würde in meiner Runde das Ausspielen einer Vergewaltigung nicht dulden und auch mit Spielern, die dies als probates Mittel zur Unterhaltung nutzen möchten, nicht zusammenspielen.
Auch als Mitspieler würde ich mich dagegen aussprechen und ggf. die Runde verlassen. Das gleiche gilt für Kindesmißhandlung, Tier- oder Menschenquälerei, Folterung und bestimmt noch das eine oder andere.

Auch wenn ein Spielleiter die Charaktere in eine solche Szenerie platzen läßt, um dann die Gelegenheit zu geben, dieses zu unterbrechen, bzw. das Opfer zu retten würde ich wahrscheinlich danach ein Gespräch mit dem Spielleiter suchen.
Nicht um das in jedem Fall zu unterbinden, aber zumindestens, um zu erfahren ob und was er sich dabei gedacht hat.

Ich glaube, Vergewaltigung, Kindesmißhandlung, Folter und dergleichen sind Themen, das man sehr umsichtig behandeln muß. Sie werden zu oft banalisiert, heruntergespielt und verharmlost.
Diese Gefahr besteht vor allem im Rollenspiel, da man dort vieles nur oberflächlich behandelt.
Aus diesem Grund würde ich möglichst darauf verzichten.

Abgesehen davon sind wir weitestgehend vom Thema abgekommen. Kann ein Admin diesen Thread bitte einmal splitten?
Ansonsten blockieren wir mit einem sehr ernsten Thema einen Thread der eigentlich unterhaltsam sein sollte...

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Offline Meister Analion

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Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #28 am: 15.07.2003 | 15:40 »
sohn_des_aethers, schau dir mal einen japanischen Hentai an, z.B. Cool Devices. Das ist nur gezeichnet. Nicht real. Nicht einmal geschauspielert. Ich habe die männlichen Figuren GEHASST, und die Leute die sowas produzieren halte ich für (fast) den schlimmsten Abschaum den es gibt. Splatterfilme haben bei mir noch nie so eine Reaktion provoziert.
Abgesehen davon, einen Bösewicht umzunieten ist eine gute Tat, ihn zu vergewaltigen nicht. Vielleicht liegt es auch an den Medien, das man gegenüber bestimmten Formen der Gewalt abgestumpfter ist als gegenüber anderen. Aber es ist auf jedenfall so, daß die meisten Menschen auf Sexualverbrechen sehr viel stärker reagieren als bei "normaler" Gewalt. Das hat man ja auch hier in Mannheim gesehen. Als der Dreifachmord in einer Artzpraxis war, waren die Kommentare "Schlimm sowas", als das Mädchen umgebracht wurde: "Wenn ich den erwische, den bring ich um!".
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Offline Bad Horse

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Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #29 am: 15.07.2003 | 18:24 »
Es ist schwierig zu sagen, warum genau Vergewaltigung im Rollenspiel so viel schlimmer wirkt als Mord... ich kann nicht abstreiten, daß die Argumentation von s_o_a logisch und schlüssig ist, aber trotzdem habe ich im Rollenspiel viiieel weniger Probleme mit Mord als mit Vergewaltigung. Wenn ein Charakter sinnlos rummordet, finde ich das natürlich auch daneben, aber eben weder so geschmacklos noch so abartig wie wenn er sinnlos rumvergewaltigen würde.
Eine wirklich logische Erklärung habe ich dafür nicht. Aber ich glaube, daß es vielen so geht wie mir.

Und die Tatsache, daß das Opfer einer Vergewaltigung hinterher neben am Leben ist, das Opfer eines Mörders nicht, macht das ganze (von der Sicht des Rollenspiels aus) auch nicht gerade besser. Mein Charakter wird ermordet - naja, neuer Charakter muß her. Mein Charakter wird vergewaltigt? Da muß dann wohl eine neue Gruppe her...
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Monkey McPants

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Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #30 am: 16.07.2003 | 05:52 »
Ok, kurz mal meine 2 Cent:

Ich lasse meine Spieler bei einer Kampange, in der ich daran denke VIELLEICHT harte Storyelemente wie Vergewaltigung, "realistische" Gewalt (Jemand verreckt nach einem Bauchschuß elendlich, während er sich einscheißt, heult und um Hilfe bettelt.) etc. einzubringen, eine Art "Einverständniserklärung" abgeben und rede vorher natürlich auch mit ihnen.

Ich mache ihnen klar, was ich mit ihnen vorhabe und daß ich sie selbst in keinster Weise verletzen will. (Also ein bißchen wie beim ersten Bondage-Experiment mit deiner Freundin...)

Gleichzeitig sage ich aber auch, daß sie sich in dieser Kampagne ihres Charakters und der ihrer Mitspieler weniger sicher sein können, da sie vielleicht tatsächlich krepieren oder vergewaltigt werden oder ihnen wegen Wundbrand das Bein "abfaulen" kann.

Das heißt nicht, daß das was für jederman ist, aber ich halte es mit dem Rollenspiel wie mit ... diversen anderen Freuden des Lebens: Solange alle einverstanden sind und alles zwischen reifen Erwachsenen abläuft, ist ALLES erlaubt was gefällt.

Ansonsten habe werd ich gleich einen neuen Thread zu diesem und ähnlichen Themen aufmachen, und zwas unter dem Titel "Softcore oder Hardcore?".

Und nein, es geht darin nicht um Schmuddelfilmchen. :)

M
Ich praktiziere leidenschaftlich 4enfreude.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #31 am: 27.07.2003 | 13:00 »
Dieses Thema wurde aus "Die schlimmste Runde meines Lebens" herausgetrennt
« Letzte Änderung: 27.07.2003 | 13:03 von Ar´Xu´Xos of the Abyss »

Offline Lord Verminaard

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #32 am: 27.07.2003 | 14:14 »
@ sohn_des_aethers:

Deine Logik ist nur dann tragfähig, wenn du Gewaltdarstellungen als einheitliche Kategorie begreifst. Genau dagegen wende ich mich aber: es gilt zu differenzieren. Einerseits gibt es  Gewaltdarstellung, die oberflächlich ist und keine Reflektion der Konsequenzen beinhaltet - eben der klassische Rollenspielkampf, in dem die Gegner niedergemetzelt werden und man hinterher weiterzieht, ohne dass die Gewaltopfer ein Gesicht, eine Geschichte, einen Hintergrund hätten, ohne dass man je mit den Folgen konfrontiert würde.

Und andererseits die wesentlich plastischere Form von Gewalt, die in all ihren grausamen Konsequenzen begriffen wird. Insbesondere, wenn es eine SC betrifft und damit auch die Spielerin, die sich mit ihrer SC identifiziert. Das muss nicht notwendiger Weise eine Vergewaltigung sein, doch ich wage mal zu behaupten, dass die Angst, vergewaltigt zu werden, bei den meisten Frauen ziemlich tief sitzt - tiefer jedenfalls als die vor Folter und Schmerzen.

Hinzu kommt, dass man, wenn man die SC weiterspielt, das Buch nicht schließt. Die SC nicht zu Grabe trägt und ihr damit ihre Würde bewahrt. Sondern sie mit ihrem Trauma weiterspielt. Ich bleibe dabei: das hat eine ganz andere Qualität als das Niedermetzeln irgendwelcher namenlosen Antagonisten. Deshalb kann man nicht beides unter der vereinheitlichten Bezeichnung "Gewaltdarstellung" in derselben These vereinigen. Und dementsprechend ist auch die Schlussfolgerung nicht zwingend.

Freilich will ich dir nicht absprechen, dass auch die letztere Form von Gewalt von der Unterhaltungsindustrie verwendet wird, beispielsweise in Psychothrillern oder Horrorfilmen der subtileren Sorte, und natürlich auch in diversen Dramen. Demnach ist es nicht per se ausgeschlossen, im Rollenspiel diese zweite Art von Gewaltdarstellung zu verwenden, sondern eine Genrefrage. Wie du schon selbst sagtest:

Zitat
Aber als Element des (persönlichen) Horrors kann die Tatsache mal auftreten.

Persönlicher Horror gehört nur in bestimmte Kampagnen, bei denen die Spieler(innen) wissen, worauf sie sich einlassen. Nur dort mag ein SL womöglich auch Dinge wie die Vergewaltigung einer SC zulassen. Aber: für mich steht, um das noch mal zu betonen, völlig außer Frage, dass dies ungleich härter ist als das wahllose Töten im Rahmen eines typischen Rollenspielkampfes.

Ob letzteres übrigens überhaupt Mord ist, hängt nach meiner Definition (und der des Strafgesetzbuchs sowie Hegels und Kants) davon ab, wer angefangen hat und warum (grob gesagt).
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Offline Chaos

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #33 am: 27.07.2003 | 16:38 »
Zitat
Ob letzteres übrigens überhaupt Mord ist, hängt nach meiner Definition (und der des Strafgesetzbuchs sowie Hegels und Kants) davon ab, wer angefangen hat und warum (grob gesagt).

Im Idealfall ist das Töten von Gegner ja ohnehin Notwehr oder Nothilfe. Oder zumindest ein Verbrechen, was man begeht, um Schlimmeres zu verhindern.
Jedenfalls lege ich es in meiner Kampagne so an; bis jetzt hat es gut geklappt.
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Offline Roland

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #34 am: 27.07.2003 | 17:22 »

Wer behauptet, Mord sei besser als Vergewaltigung ...
 

Zumindest gibt es für das Töten eines Menschen und auch für Mord moralische und auch juristisch anerkannte Rechtfertigungen.

Bei Vergewaltigung ist mir da außer dem altbekannten Tätermantra "Der/die wollte es doch selbst." keine bekannt. Dir etwa?

Von einem absoluten ethischen Standpunkt betrachtet, mag zwar die Tötung eines Menschen die verwerflichste aller Taten sein, in der Realität wird das von vielen anders gesehen.

Ich hätte wenig dagegen gehabt, wenn die USA, statt den Irak anzugreifen, Saddam Hussein und seinen engeren Führungskreis getötet hätten. Vielleicht wäre auch der eine oder andere der sogenannten "Finale Rettungsschüsse" nicht nötig gewesen, aber ich möchte nicht derjenige sein, der die Verantwortung dafür trägt, das ein Geiselnehmer doch den Zünder einen an einer Geisel festgebundenen Handgranate betätigt, weil das SEK versucht hat ihn lebend zu überwältigen.

Der massgebliche Punkt für das Weglassen von Vergewaltigungsszenen im Rollenspiel ist, daß die Angst vor Vergewaltigung (und die Wahrscheinlichkeit vergewaltigt zu werden) für viele Frauen wesentlich realer ist, als die Angst von irgend jemand ermordet zu werden.
Vergewaltigungen geschehen täglich vielfach in Deutschland.
Als Mann fällt es manchmal schwer, sich in diese Ängste hinein zu versetzen, ich werde manchmal gebeten eine Mitspielerin nachts nach der Spielrunde zu ihrem Auto zu begleiten, habe aber meinerseits keinerlei Bedenken das Stadtviertel zu Fuß zu durchqueren.
« Letzte Änderung: 27.07.2003 | 17:26 von Roland »
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Offline Lord Verminaard

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #35 am: 27.07.2003 | 18:11 »
Nach heutigem Verständnis ist Mord ohnehin nicht jede absichtliche Tötung eines Menschen, sondern nur eine solche aus niederen Motiven wie Habgier, Rachsucht etc. Nun gibt es natürlich durchaus Rollenspiel-Szenarien, in denen die Charaktere für den Tod eines Gefährten (Geliebten, Mentors) Rache üben oder aber rachsüchtige NSCs auf ihren Fersen sind. Ebenso drehen sich viele Actionfilme um das Thema Selbstjustiz. Das wäre dann schon Mord.

Ich denke daher nicht, dass es in dieser Diskussion um die theoretische Verwerflichkeit der dargestellten Handlungen geht. Es geht vielmehr um die psychische Wirkung, die bei den Spielern erzeugt wird.
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Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #36 am: 27.07.2003 | 21:37 »
Zitat
Dieses Thema wurde aus "Die schlimmste Runde meines Lebens" herausgetrennt

...vielleicht sollte ich doch einmal damit anfangen diese Erfahrungsberichte-Threads zu lesen, denn so kommt diese Antwort jetzt natürlich leider etwas sehr verspätet...

Wobei ich witzigerweise eine solche Don´t-Diskussion mit einem weiblichen SL führen musste die anscheinend nicht begreifen wollte das es eben auch im RPG eine Ethik und Moral geben muss, die für alle gilt!

Wieso "muss" es denn "im RPG eine Ethik und Moral geben"? Und warum müssen sie sich in Form von Tabuisierungen äussern? Warum sollte es nicht zulässig sein Moral bei einer Freizeitbeschäftigung, sei es nun Filmkonsum, Computer- oder Rollenspiel oder das Erzählen geschmackloser Witze, aussen vor zu lassen? Kann man eine moralische Botschaft nicht auch (gerade?) durch die Thematisierung eines "unmoralischen"/"bösen" Sachverhaltes transportieren, egal ob in der Diskussion oder im Spiel?

Zitat
Ich denke wenn man in einer Runde sitzt die solche Auswüchse animmt wie in diesem Thread geschildert, hat man das Recht dem SL oder seinen Mitspielern zu sagen wie bescheiden man das findet und sollte seine Zeit nicht mit so einem Murks verschwenden.

Da wiederum kann ich nur zustimmen, wenn man Kritik am Spiel oder gar ein schwerwiegendes Problem mit Elementen des Spiels hat, dann sollte man dies äussern (dürfen), ich würde sogar noch weitergehen und sagen, dass man als Mitspieler in diesen Fällen das Recht hat eine Änderung/Unterlassung/was-auch-immer einzufordern (und die anderen Teilnehmer die Verpflichtung diesen Wunsch dann auch zu respektieren), führt dies zu einer Situation in der das Spiel nicht mehr tragbar ist, weil kein Konsens erzielt werden kann, dann wird man die Runde wohl auflösen müssen.

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Offline Kaymac

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #37 am: 28.07.2003 | 01:49 »
Zitat
Wobei ich witzigerweise eine solche Don´t-Diskussion mit einem weiblichen SL führen musste die anscheinend nicht begreifen wollte das es eben auch im RPG eine Ethik und Moral geben muss, die für alle gilt!
 
 

Wieso "muss" es denn "im RPG eine Ethik und Moral geben"? Und warum müssen sie sich in Form von Tabuisierungen äussern? Warum sollte es nicht zulässig sein Moral bei einer Freizeitbeschäftigung, sei es nun Filmkonsum, Computer- oder Rollenspiel oder das Erzählen geschmackloser Witze, aussen vor zu lassen? Kann man eine moralische Botschaft nicht auch (gerade?) durch die Thematisierung eines "unmoralischen"/"bösen" Sachverhaltes transportieren, egal ob in der Diskussion oder im Spiel?

ok, um zu erklären was ich mit Moral und Ethik zu diesem Thema meine:

Klar wir leiten und spielen fiktive Figuren mit unterschiedlicher Moral und Ethikauffasung, die teilweise auch mit unserer konträr geht. Ist überhaupt nicht das Problem, das meine ich auch nicht.

Ich bin aber durchaus der Meinung das genau der Fall um den diese Diskussion geht, nämlich die Vergewaltigung eines SC, eindeutig eine Grenze überschreitet die nicht ok ist.
Wenn es zwischen Spieler/in und SL abgesprochen ist und beide sagen ok, es gehört zur Story/Vorgeschichte/Plot sollen sie es tun, das ist das eine Sache zwischen den beiden.

Aber im konkreten Fall, ging es um eine SC-Vorgeschichte, ich hatte einen SC entworfen, entsprechend eine Vorgeschichte in einigen Worten beschrieben in der nichts dergleichen vorkam.
Also wurde die Vorgeschichte gespielt, wobei gespielt eher ein Witz war, weil die SL erzählte was passiert ohne das ich irgendwie etwas sagen oder sogar eingreifen konnte.
Sie hat die Szene nicht beschrieben, da hätte ich ja auch eingreifen können, nein ich bekam das als nachträgliche Info gereicht, so nach dem Motto, das ist übrigens passiert, ich brauch das für den Plot.

Das ich dann natürlich sauer war, weil das mal eben ohne Absprache gemacht wurde, kann man sich sicherlich vorstellen.
Der SC war für mich absolut im A...., die SL ebenso.
Moral und Ethik heisst für mich ganz klar, ich drücke keinem Spieler etwas auf, ohne sein Einverständnis, was seinen SC derartig zerstören kann.
Ich gehe gerade mit heiklen Themen vorsichtig um und bespreche sie zuerst.
Ich frage meine Spieler vorher was sie persönlich auf keinen Fall ertragen können und halte mich daran!
Was nützt mir eine Runde in der ich meine Ziele durchdrücke und die Spieler keinen Spaß haben oder sogar vor Ekel auf den Tisch kübeln?!

Ich kenne auch Situationen von Cons, in der bei mir am Tisch Spielerinnen auftauchten und fluchtartig eine Runde verlassen haben, in der der SL anscheinend seine gestörte Sexualität an ihren SC´s ausleben wollte.
Das ist passiert, war echt nicht schön und war weder moralisch noch ethisch vertretbar.
Und genau das meine ich mit einer gemeinsamen Vorstellung von Moral und Ethik.

Es sollte einfach klar sein, das so etwas nicht ok ist.
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Offline Arkam

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #38 am: 28.07.2003 | 08:05 »
Hallo zusammen,

wie stark man Gewaltdarstellungen aller Art ins Spiel einfließen läßt sollte einfach von der jeweiligen Spielrunde abhängig sein.
Ich habe mit einer ganzen Runde pubertierender Jungen angefangen. Da stand dann auch schnell der sexuelle Aspekt im Vordergrund wenn die Gruppe auf eine nette Schankmaid traf.
Ein paar Jahre später wurde diese Runde vom Powergamervirus heimgesucht. Die Charaktere handelten also nicht nach moralischen Maßstäben sondern streng nach Effektivitätsdenken. Da wurde dann schon mal gefoltert um Informationen zu erhalten und getötet um keine unliebsame Zeugen der Gruppenaktivitäten zu hinterlassen. Unvergessen wird mir ein weiblicher Halbling Namens Rosmarin Nelke bleiben der sich auf einen zu Folternden mit den Worten: "Laßt ihn mir!" stürzte. In dieser Situation habe ich dann als Spielleiter eine Vergewaltigung thematisiert und siehe da selbst bei dieser Gruppe habe ich noch Reaktionen ausgelöst die nicht durch den Effektivitätsgedanken getragen waren. Entsprechend wurde dann in einer ähnlichen Situation einheitlich beschlossen das Vergewaltigungen in unserer Gruppe nichts sind was wir in unseren Abenteuern haben wollen. Denn schließlich ist man als Rollenspieler nicht von anderen Autoren abhängig sondern kann selbst um- und neuschreiben.
Was dann jeweils als Abenteuer heraus kommt muß für Außenstehende nicht immer moralisch einbandfrei sein man sollte sich allerdings auch immer um den Hintergrund der Gruppe kümmern.
Ein Abenteuer von mir das in einem Konzentrationslager spielte war aus der Sicht von Außenstehenden sicherlich nicht moralisch einwandfrei aber es war meine Art mit einem Buch über KZs und den Ereignissen in ihnen fertig zu werden.

Gruß Jochen
« Letzte Änderung: 29.07.2003 | 20:30 von Arkam »
Paranoia Discord Runde sucht neue Mitspieler:

https://discord.gg/RuDqVSFYtC

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #39 am: 28.07.2003 | 12:40 »
Gewalt ist so wenig ein Tabuthema im Rollenspiel wie in Actionfilmen. Viele Vorwürfe ans Rollenspiel zielen darauf dahin, dass Konflikte mit Gewalt gelöst werden. Dass das nicht ausschließlich der Fall ist, dafür tragen Spielleiter und die Spieler natürlich Sorge - im Idealfall. In unseren Runden gehen einige Leute auch sehr unkritisch mit diesem Thema um, denn Kampf = Action, und da muss man Leute erschießen o.ä. Manchmal glaube ich, dass der ein oder andere Spieler dadurch ein Erfolgserlebnis hat. Moralisch zumindest fragwürdig meiner Meinung nach.
Folterexzesse kamen auch schon vor. Einige der Spieler wollten dann wissen, wie das Opfer auf ihre Fragen reagiert...ich biege so etwas ab, in dem ich diese Gewaltdarstellung mit relativ knappen Worten abhandle. Mittlerweile wissen sie, dass das nicht meine Art von Unterhaltung ist und es kam bislang nicht mehr zu Folterungen.

Auch als Spielleiter habe ich versucht, in einer anderen Runde den psychologischen Aspekt von Folterung zu beleuchten. Zu körperlicher Gewalt kam es dabei nicht an dem Spielercharakter, allerdings ist der Satz "Kennen Sie diese Waffe?", den der "Befrager" alle zehn Minuten während des Tages und in der Nacht gestellt hat mittlerweile ein geflügeltes Wort in dieser Runde.
Diesen Aspekt von Gefangensein und psychischen Auswirkungen rollenspielerisch darzustellen finde ich noch herausfordernd und vertretbar. Geht es darüber hinaus, kann man es im Sinne des Realismus ja andeuten und muss es nicht minutiös ausspielen.

Nicht vertretbar sind Vergewaltigungen. Das ist einmal vorgekommen in einer Runde, in der ich aber nicht leitete - wohl um mich persönlich zu schocken. Glückwunsch, das hat wohl geklappt.

Mord und körperliche Gewalt ist in vielen Rollenspielen Bestandteil, gehört zum Alltag in vielen Settings.
Es geht aber auch anders! (ist eben nur schwierigier, als mit gezogener Knarre irgendwo reinzustürmen und alles niederzumachen)
Nur muss man dazu die richtigen Leute als SL und Spieler haben. Ich persönlich gehöre zu der Fraktion: Gewalt dann, wenn es um ebenbürtige oder überlegene Gegner geht, die einem auch ans Leben wollen oder die vom Setting her dazu verdammt sind, ihr Leben immer mit einem Bein im Grab zu fristen (der klassische Fantasy-Schwarzmagier, Cthulhu-Kultisten, generische irre Sabbat-Vampire in Frenzy)
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Offline Doc Letterwood

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #40 am: 28.07.2003 | 12:50 »
Ein Abenteuer von mir das in einem Konzentrationslager spielte war aus der Sicht von Außenstehenden sicherlich nicht moralisch einbandfrei aber es war meine Art mit einem Buch über KZs und den Ereignissen in ihnen fertig zu werden.
Gruß Jochen


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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #41 am: 28.07.2003 | 14:18 »
Gewalt ist so eine Sache - die faellt bei uns teilweise recht grafisch aus - denn Kampf in einer Fantasywelt ist grausam... Gewalt wird nicht idealisiert (Kampf+Action+Tote=Held) sondern als ein allgegenwaertiges Uebel dargestellt.

Auf die Charaktere wirkt es sich so aus, dass die Chance in einem Kampf zu sterben relativ hoch ist - dementsprechend ueberlegt man es sich zweimal, handgreiflich zu werden.

Zum Thema Vergewaltigung:
Sexuelle Gewalt existiert in jeder 'Welt' - denn jede (reale und fiktive) Gesellschaft hat ihre Machtstruktuen und diejenigen, die diese Strukturen ausnutzen und (sexuelle) Gewalt gegen andere anwenden.
Sexuelle Gewalt ist fuer die Charaktere in einer mittelalterlichen Fantasywelt allgegenwaertig, fuer manche ist sie sogar Teil des Hintergrundes (erzwungene Heirat, Krieg...).
Meiner Meinung nach gibt es keinen Grund, eine Vergewaltigung detailliert zu beschreiben. Sollten die SCs so etwas miterleben sollte der Spielleiter  da einen Cut ansetzen.
Was die Vergewaltigung von SC's angeht sollte so etwas vorher abgesprochen sein und der Spieler sollte niemals so wie Kaymac beschrieben hat vor vollendete Tatsachen gestellt werden - denn wenn man als Spieler die Einwirkung auf das Spiel verliert, dann macht es keinen Spass mehr.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #42 am: 29.07.2003 | 13:31 »
Wir hatten vor kurzem hier auf dem Board ein ähnliches THema... "Softcore oder Hardcore" oder umgedreht, hieß es. Dabei ist gerade die Meinung der Spieler über Vergewaltigung recht deutlich geworden... unter anderem gab ich auch meiner Meinung Ausdruck, daß eine Vergewaltigung nichts in unserer Rollenspielgruppe zu suchen hat.

Einen SC in einer Situation zu foltern... ihn zusammenzuschlagen, ihn einzusperren, ihn fast zu ersäufen oder ihn zu Brandmarken - das alles ist übel aber es läßt dem Charakter in gewisser Hinsicht seine Würde! Er kann hoch erhobenen Hauptes aus der Situation entkommen... "Ich habe überlebt, ich bin von körperlichen Wunden gezeichnet, aber sie haben weder meine Würde, meinen Stolz noch meinen Willen brechen können!"

Ich finde daß so etwas eine Figur ganz stark charakterisieren kann und extrem viel Flair bringen kann.

Das große Aber:

Eine Vergewaltigung ist völlig entwürdigend. Vielleicht liegt zwischen Folter und Vergewaltigung vom technischen Ablauf her nicht viel Unterschied. Aber zumindest von meiner emotionalen Ebene her liegen dazwischen Welten!

Aber auch andere Argumente sind wichtig: Allein schon vom Spieltechnischen her kann ein Spieler, dessen Charakter gefoltert wird, einiges machen. Er kann dem Schmerz widerstehen, kann seine Freunde durch sein Opfer beschützen... Und damit durch Aufopferung etwas gutes bewegen.

Bei einer Vergewaltigung kann der Spieler nichts tun. Überhaupt nichts. Eine charismatische, weibliche Spielerin, die ihren Charakter freiwillig einem Oberfiesling hingibt damit sie ihm einen Dolch in den Rücken stoßen kann, ist eine völlig andere Ebene. Aber eine Vergewaltigung selbst ist ohne Interaktionsmöglichkeit für den Spieler nichts als entwürdigend und schmerzvoll. Auch - und vor allem - seelisch!

Was die Rollenspieler angeht die eine Vergewaltigung lediglich als allgemeines Stilmittel zur Darstellung von Gewalt sehen: Wer eine Vergewaltigung als reine Spielart der Gewalt kategorisiert hat mit Sicherheit noch andere Stilmittel der Gewalt die auch probat sind, eine besonders bittere Situation darzustellen - und werden dann sicherlich kein Problem haben, diese eine Stilmittel außen Vor zu lassen. Definitiv kann rein körperlich grausamer verletzt werden als mit einer "einfachen Vergewaltigung". Deshalb werden solche Spieler sicher keine Probleme haben, eine Vergewaltigung durch ein anderes Stilmittel zu substituieren.

Es sei denn daß sie den Punkt "Vergewaltigung" explizit in ihrem Maßnahmenkatalog zur Gewaltdarstellung vorfinden wollen... nur müssen sie sich dann die Frage gefallen lassen, was ihnen genau an dem Punkt so gefällt. Die ganz spezifischen Verletzungen welche ein Mensch davonträgt, dem so etwas geschehen ist? Sind es die geistigen Schäden welche die Opfer davontragen? Sind es die durchwachten Nächte, die folgen...? Die Angst, der Selbstzweifel, die ständig bohrende Fragen nach der Schuld... "Bin ich selbst Schuld? Habe ich mich falsch verhalten? Habe ich den anderen Menschen dazu getrieben... habe ich ihn eingeladen?" Und die grausame, selbstzerstörerische Schlußfolgerung: "Bin ich durch mein Aufreizen der Täter, und der andere Mensch nur das Opfer meiner Reize?" Oder ist es einfach nur das "animalische" und "triebhafte", was den Reiz des Ausspielens solch eines Gewaltaktes ausmacht?

Ohne irgendjemandem zu Nahe treten zu wollen... Aber ein Mensch der ernsthaft die Meinung vertritt daß eine Vergewaltigung ein gutes Stilmittel für Gewaltdarstellungen in Rollenspielen ist, gewinnt von mir leider sofort ein großes Maß an Unsympathie. Von solch einem Menschen distanziere ich mich auch direkt in gewissem Maße, ohne damit eine Wertung abgeben zu wollen. Es liegt lediglich in der Tatsache begründet daß eine Vergewaltigung in meinem tiefstem inneren auf eine solch übermächtige Ablehnung stößt, daß ich von der rein emotionalen Ebene schon ein großes Maß an Unwillen und Abneigung entwickle. Mit Menschen die solch eine Pro-Vergewaltigungsansicht sogar propagieren möchte ich mich in jeder Form Distanzieren, auch wenn diese Menschen sicherlich keine schlechteren sind wie ich selbst auch bin.

Ich entschuldige mich für meine Intoleranz zu diesem Punkt und hoffe daß die Ausführung meiner persönlichen Meinung nicht als Beleidigend empfunden wird.

L.
« Letzte Änderung: 29.07.2003 | 13:36 von Leo »

Offline Kaymac

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #43 am: 29.07.2003 | 13:35 »
Dem kann ich mich nur anschließen.
Sei brav und hör auf Mama!

Offline Wawoozle

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #44 am: 29.07.2003 | 15:07 »
Gut gebrüllt Leo :)
Das triffts ziemlich gut.
100% ACK
« Letzte Änderung: 29.07.2003 | 15:07 von Wawoozle »
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #45 am: 29.07.2003 | 19:01 »
Es sei denn daß sie den Punkt "Vergewaltigung" explizit in ihrem Maßnahmenkatalog zur Gewaltdarstellung vorfinden wollen... nur müssen sie sich dann die Frage gefallen lassen, was ihnen genau an dem Punkt so gefällt. Die ganz spezifischen Verletzungen welche ein Mensch davonträgt, dem so etwas geschehen ist? Sind es die geistigen Schäden welche die Opfer davontragen? Sind es die durchwachten Nächte, die folgen...? Die Angst, der Selbstzweifel, die ständig bohrende Fragen nach der Schuld... "Bin ich selbst Schuld? Habe ich mich falsch verhalten? Habe ich den anderen Menschen dazu getrieben... habe ich ihn eingeladen?" Und die grausame, selbstzerstörerische Schlußfolgerung: "Bin ich durch mein Aufreizen der Täter, und der andere Mensch nur das Opfer meiner Reize?" Oder ist es einfach nur das "animalische" und "triebhafte", was den Reiz des Ausspielens solch eines Gewaltaktes ausmacht?

Auf die Gefahr hin jetzt viele "Unsympathie-Punkte" einzuheimsen: Auf all die Fragen die ich mir "gefallen lassen muss" ein klares ja. Ja, genau deshalb benutze ich auch Vergewaltigungen als Stilmittel.

Wie hoffentlich aus meinem vorhergehenden Posting in diesem Thread zu entnehmen ist, bin ich allerdings auch der Meinung, dass dieses (und auch beliebige andere) Stilmittel nicht verwendet werden sollten (und von mir nicht verwendet werden) wenn ein Mitspieler sich dadurch gestört fühlt.

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Offline Arkam

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #46 am: 29.07.2003 | 20:29 »
Hallo morebytes

Das Cthulhu-Abenteuer "Eden" von Oswald Morden Entertainment oder ein selbstgeschriebenes?

nein es war ein selbst geschriebenes DSA Abenteuer.

Gruß Jochen
 
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Gast

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #47 am: 30.07.2003 | 01:20 »
Vergewaltigung als Stilmittel?
Nein Danke.
Wenn es darum geht, den Spielern klarzumachen dass die Welt ihrer Charaktere voll von Gewalt und Grausamkeit ist, hat der SL eine Unmenge von Optionen ohne auf etwas so drastisches wie Vergewaltigung zurueckgreifen zu muessen.
Unsere SCs wurden einmal Zeuge, wie einem halbverhungerten Strassenjungen, der einen Laib Brot gestohlen hatte und dabei ertappt worden war die rechte Hand abgehackt wurde. Das hat uns zum Nachdenken gebracht, hat uns geholfen zu verstehen, dass unsere Spielwelt eben nicht schwarz/weiss ist sondern aus Graustufen besteht, dass Gewalt allgegenwaertig, schrecklich und toedlich ist und die einzig gueltige Moralvorstellung die der Obrigkeit ist. Es hat dem Spiel mehr Tiefe verliehen und dadurch im Endeffekt fuer den Spielspass gesteigert. Haette der SL uns Zeugen einer Vergewaltigung werden lassen, ohne die Moeglichkeit in das Geschehen einzugreifen haette zumindest ich erst einmal den Spass am Spiel verloren.
Der SL hat unendlich viele Optionen, den Spielern die Brutalitaet der Spielwelt begreiflich zu machen ohne auf solche Mittel wie vergewaltigung zurueckgreifen zu muessen die fuer so manchen Spieler harte, bittere Realitaet darstellt.

Ich persoenlich bin durch meine Arbeit oft mit Opfern von Vergewaltigung und Missbrauch konfrontiert, so etwas mit anzuhoeren ist harter Tobak.
Rollenspiel ist mein Hobby, ich betreibe es weil ich meine Phantasie spielen lassen moechte, weil ich mit guten freunden SPass haben, einen Abend lang 'aussteigen' und etwas anderes erleben moechte - da will ich nicht mit Vergewaltigungen konfrontiert werden. Und ich will auch keinen Charakter spielen, der mit einer solchen Vergangenheit leben muss - mein Char wuerde eher den Freitod waehlen als eine Vergewaltigung zu akzeptieren.

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Offline Alrik

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #48 am: 30.07.2003 | 11:16 »
Meiner Meinung nach verhält es sich mit der Vergewaltigung im Rollenspiel genauso, wie Vergewaltätigung im Film. Oftmals beinhalten richtig gute Filme (Beispiel: "Die Jury", "Murder in the First") das Thema Vergewaltigung. Doch schaltet man deswegen den Fernseher ab. Nein! Ich fand auch diese Szenen schrecklich, aber sie gaben dem Film sehr viel, das einen dazu gehalten hat, hinzuschauen.

Nun frage ich, wenn ich einen Film gucke, in dem ein Sträfling auf Alcatraz in eine einsame Zelle gesteckt wird und permanent von seinen Aufsehern gefoltert und misshandelt wird, warum kann man dann nicht auch im Rollenspiel Misshandlung als Zeugnis der Unmenschlichkeit benutzen?
Schließlich muss Rollenspiel ja nicht unbedingt nur ein "Spiel" sein. Man kann auch aus dem Rsp, Erfahrungen mit anderen Austauschen.

Jedoch wird und muss das wohl jeder Gruppe selbst überlassen sein. Ich persönlich bin auch oftmals nicht in der Stimmung über so ein erschreckendes und abscheuliches Thema nachzudenken und deshalb hab ich auch mehr Bock auf Entertainment, wenn ich Rsp betreibe. Nur kann diese Gewalt im Rollenspiel auch eine Möglichkeit sein, sich mit die schrecklichen Geschehnissen auseinanderzusetzen.
Rollenspiel sollte IMO ja nicht als Zuflucht in ein Utopia sein, was es nicht gibt....
today we are superheroes
but tonight we'll just be tired

Gast

  • Gast
Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #49 am: 30.07.2003 | 15:01 »
Rollenspiel sollte IMO ja nicht als Zuflucht in ein Utopia sein, was es nicht gibt....

Was denn sonst? Es ist ein Spiel, das letzten Endes auf Würfeln basiert, das sollte man sich immer vor Augen halten. Auch wenn es die Rollenspieler gerne hätten: Rollenspiel ist keine Methode, die Welt zu verändern, neue Erkenntnisse zu erlangen oder sonstwas, es ist ein reines Spiel und damit zweckfrei, wenn man von der persönlichen Unterhaltung einmal absieht.

Es ist und bleibt ein hochkomplexes Würfelspiel.