in der Tat, hier ist Teil 2 (ein dritter kommt dann auch noch. GANZ so viel Cliffhanger will ich Euch dann doch nicht zumuten...
)Da Ayden, Edeltraut und Boris ja offiziell “Parteiisch” sind, obliegt es Melanie und mir, etwaige Notfallpläne zu schmieden. Muss Ayden mir auch gar nicht erst sagen, das ist mir schon so klar.
Zunächst macht Boris sich allerdings auf, Anubis seinen Sekundanten zu treffen. Wie es sich für den Gott des Todes geziemt, ist dieser ein ziemliches Kaliber: Der älteste bekannte Schwarzvampir, ein Unsympath namens Nolk. Boris trifft sich mit dem alleine, und es sind wohl nur die seltsamen Bedingungen der Vereinbarungen, die Nolk davon abhalten meinen alten Kumpel zu schlachten. Allerdings wäre das wohl fast noch netter gewesen: Wie ich befürchtet hatte, lässt Boris sich fast komplett über den Tisch ziehen, und die Bedingungen für das Duell werden doch eher ungünstig festgelegt:
Man kämpft mit Schwertern bis zum vierten Treffer. Dass keiner von denen nicht tödlich sein sollte wird nie gesagt.
Gekämpft wird 8 Minuten vor Sonnenaufgang. Hmpf, als ob ein Kampf zwischen Edeltraut und Anubis länger als 20 Sekunden dauern würde.
Ort des Duells ist ein zufälliger Flecken in der Wüste. Keine Oase, kein geweihter Boden, nichts. Soviel zum Versuch, den Schakalkopf auf für ihn ungünstiges Terrain zu locken.
Schiedsrichter soll “Das Archiv” sein. Ayden meint, dass sei eine gute Wahl, schließlich kenne das Archiv wirklich alle Regeln und deren Auslegungen. Ich weiss zwar nicht, wie uns so ein Bibliotheksfuzzi da helfen soll, aber will ihm im Zweifel mal glauben.
Egal, während Ayden sich um Plan A (Edeltraut wird innerhalb von 48 Stunden fit genug Anubis zu besiegen) kümmert, verfolgen Melanie und ich Plan B: Wir kratzen alles an Wissen und Ideen hervor, durchstöbern alte Bibliotheken und schaffen tatsächlich innerhalb eines Tages, was Generationen von Archäologen nicht hinbekommen haben: Wir finden die alte Mastaba mit dem Grab von Anubis.
(Ok, wir konnten schummeln. Schließlich waren wir in seinem Tempel im NeverNever, und einige der Hieroglyphen dort fanden sich in alten Aufzeichnungen Schliemanns, die wir dann wiederum mit dem Buch der Toten gegenreferenzieren konnten. Und dann half da noch Melanies Drachensinn. Nein, ich weiss auch nicht, wie das funktionierte. Es funktionierte halt, reicht doch, oder?)
Die Mastaba von AnubisDie verkümmerte Stufenpyramide von Anubis, ist halb von Sand vergraben, und ebenso zur Hälfte ins NeverNever entrückt. (Sagt zumindest Melanie. Ich dachte zuerst, das wäre Hitzeflimmern). Wenn wir uns nicht komplett verlaufen haben, finden wir darin Anubis mumifizierten Leichnam, reißen ihn uns unter den Nagel und nutzen ihn dann irgendwie, um den göttlichen Mistkerl zu schwächen. Toller Plan B, oder? Gut dass ich einen Plan C in der Tasche habe - nicht, dass ich große Lust habe, den auszuprobieren.
Mit Müh und Not zwängen wir uns durch den verschütteten Eingang. Die Luft im Inneren ist stickig, heiß und abgestanden. Dunkel ist es, wie in einem Kamelarsch, doch zum Glück funktionieren die paar Knicklichter, die ich mitgebracht habe.
Die alten Texte, die uns den Weg hierher gewiesen haben, erzählten von “mannikfaltigen Fallen und Todesarten” die auf den arglosen Forscher warten würden, also tasten wir uns vorsichtig voran. Die erste entdecke ich sogar ohne sie auszulösen, als ich aber einen großen Schritt über sie machen will, bekomme ich einen heftigen, grabeskalten Schlag in den Nacken!
Nur mit sehr viel Glück vermeide ich es, die Falle doch noch auszulösen und falle auf der sicheren Seite hin.
“Verdammt, was WAR das?” brülle ich, alle Vorsicht vergessend.
“Würdest Du mir glauben, wenn ich Dir sage, daß das Ramses Geist war?” fragt Melanie zurück. Hmpf, war ja klar. Nur weil ich seine Mumie verbrannt habe, und ihm so seinen Weg in die Nachwelt verweigerte ist das Arschloch jetzt sauer auf mich. Hätte er damit nich wenigstens noch ein wenig warten können?
Je weiter wir in die Grabstätte vorrücken, desto körperlicher wird der Geist. Mir tut schon alles weh von seinen vielen Nackenschlägen, Beinhaken und sonstigen Schlägen die er mir verpasst.
Doch endlich, einige Fallen später, kommen wir an der großen Halle an. Naja, großer Raum. Dennoch, hier brennen Fackeln, und die Luft schmeckt nach Übernatürlichen. In der Mitte steht ein großer, steinerner Sarkophag, geschmückt mit einem Relief Anubis´. Die Wände sind rundherum mit den Abbildern wachsamer Krieger verziert, und uns beiden ist klar, dass diese nicht nur zur Dekoration hier sind.
“Wenn wir den Deckel öffnen, werden sie aufwachen” stellen Melanie und ich zeitgleich fest.
Ich zähle schnell durch. Mehrere Dutzend, mit Speeren, Schwertern und Schilden bewaffnet. Man sieht sie nur in der typischen ägyptischen Silhouette, aber es ist auch klar, dass mit denen nicht zu spaßen ist.
Ok, denke ich mir, entweder wir gehen hier beide drauf, oder ich nehme doch Plan C. Ich hasse Plan C, aber wenn ich bedenke, wer den Mädels das durchs Verbrennen der Mumie eingebrockt hat...
“Melanie, ich hab einen Plan. Bleib Du hier und decke mir den Rücken.”
Auf ihren fragenden Blick füge ich hinzu “Vertrau mir, ich weiss was ich tue.”
Ich nehme mein Brecheisen aus dem Rucksack und gehe vorsichtig in die Mitte des Raumes. Die Augen der gemalten Wächter verfolgen mich aufmerksam, doch ich versuche sie zu ignorieren. Am Sarg angekommen drehe ich mich kurz um und grinse Melanie aufmunternd zu. “klappt doch wie am Schnürchen.” murmele ich ich.
Der Granit des Sarkophages sieht solide aus, aber ist doch nicht so eng verfugt, dass ich das Brecheisen nicht zwischen Deckel und Unterschale zwängen könnte. Ein kräftiger Ruck sollte genügen...
Melanie wird mir später, viel später mal erzählen, was sie gesehen hat: Ich hätte den Deckel mit einem ziemlichen Ruck vom Sarkophag heruntergehebelt und mich zur Mumie hinuntergebeugt. Sie meinte, ich hätte gegrinst wie ein Wahnsinniger, und irgendetwas gesagt, während die gemalten Krieger aus den Wänden sprangen, bereit mich mit ihren Speeren zu durchstoßen.
Dann wurde alles gleißend hell, und sowohl ich als auch die Krieger waren verschwunden. Vor ihr stand der schwarze Erzvampir Nolk.
“Madame, ich bin verpflichtet Euch folgendes zu sagen: Ich würde Euch gerne umbringen, und könnte es wohl tun. Allerdings darf ich es nicht, wenn Ihr Euch jetzt und sofort von hier entfernt. Ich würde gerne, und Ihr könntet mich sicherlich nicht daran hindern. Also, bitte, bleibt doch...”
Zum Glück ist Melanie nicht so dumm wie einige andere Leute und hat nur eines gefragt, bevor sie Fersengeld gab: “Was ist mit Jan?”
Nolks Antwort war kurz: “Der hat seine Wahl getroffen...”