Autor Thema: Darstellung eines Kampfes  (Gelesen 3338 mal)

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Offline Vash the stampede

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Darstellung eines Kampfes
« am: 6.08.2003 | 09:13 »
Ich hätt da mal eine Frage, obwohl ich nicht wieß ob hier der richtige Bereich dafür ist, aber egal.
Ich schreibe zur Zeit mit Bekannten an Kurzgeschichten, als Rollenspiel ersatz in einer rollenspieloser Zeit. Und obwohl beide Geschichten schon längst nicht mehr kurz sind (ED-46 Seiten, Schriftgöße 12; FS-27 Seiten, Schriftgröße 12), kommen ich erst jetzt in die Situation einen größeren Kampf zu beschreiben. Mein Problem ist jetzt, das ich mich nicht entscheiden kann ob ein realistisch beschriebener oder ein dynamisch-filmischer Kampf besser ist. Wie seht ihr das? Wenn ihr eine Geschichte lest, wohl ihr da tolle, aber nicht immer schlüssige Kämpfe (Stichwort: R.A.Salvatore) oder eher realistisch (Stichwort: Tad Williams)? Was liest sich besser?
Zudem, wie lange darf ein Kampf dauern, in einer geschriebenen Geschichte? Mehrere Absätze oder gar seitenlang? Oder, desto kurzer desto besser?

Danke im voraus,
Vash the stampede
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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #1 am: 6.08.2003 | 10:18 »
Kämpfe zu beschreiben ist schwierig... Kämpfe dürfen nicht so lang sein daß sie langweilig werden, außerdem nicht so komplex daß sie schwierig zu verstehen sind. Ein Kampf kann aufgebaut werden wie ein Aufsatz: Einleitung, Hauptteil, Schluß. Das heißt: Ein Kampf beginnt, die Kontrahenten stehen sich gegenüber, beginnen zu kämpfen... dann kommt der Hauptteil: Etwas dramatisches geschieht! Der Held ist kurz in allergrößter Not oder vielleicht macht der Opponent den entscheidenden Fehler...  Dann folgt der Schluß: Kampf zu Ende, der Opponent sagt noch ein paar Worte, der Held fragt sich warum der Kampf nun stattgefunden hat etc

Für mich ist bei der Beschreibung wichtig, daß die Handlung nachvollziehbar ist. Man versetzt sich ja in gewissem Maße in die Kämpfe hinein. Beim Hineinversetzen muß der Leser das Gefühl haben, daß das was da passiert  sich auch wirklich abspielen kann.

"Der Große Held zieht in einer blitzschnellen Bewegung die Waffen. Seine Klingen wirbeln durch die Luift und nur Sekundenbruchteile später sinken alle 5 Gegner tödlich getroffen zu Boden..." => Wäre mir zu extrem und nicht nachvollziehbar genug.

Aber:

Die Wachtruppe steht Tark, dem Helden, gegenüber. Der Hauptmann und Tark stehen Aug in Aug... ihre Blicke verhärtet, ihre Mienen wie gemeißelt.

"Ihr werdet sterben", preßt der Hauptmann zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Das ist richtig", erwidert Tark gelassen. "Wir alle sterben. Jeder zu seiner Zeit." Tarks Blick bleibt stählern. Der Hauptmann greift zur Waffe. In dieser Sekunde gleitet in einer fließenden, unglaublich schnellen Bewegung Tarks Klinge aus der Lederscheide. Noch bevor der Hauptmann sein Schwert halb gezogen hat, bohrt sich Tarks Kurzschwert tief in seinen Hals. Tark schnellt an dem noch niedersinkenden Hauptmann vorbei, duckt sich unter dem kraftvollen Hieb einer der Wächter hindurch und stößt dem überraschten Dritten die Klinge in den Leib. Nur noch Drei Wächter sind auf den Beinen... Einer der Wächter steht vor ihm, einer links hinter ihm und der andere Rechts von ihm. Der Wächter vor ihm stürmt los, aber Tark kann knapp nach links ausweichen und dem Ansturm entgehen. Er stößt seine Klinge nach hinten, trifft den vorbeigestürmten Wächter im Rücken und macht gleichzeitig einen Ausfallschritt nach rechts, rammt seine Schulter dem Wächter rechts von ihm voll vor die Brust. Der Wächter stolpert und Tark kann durch den Ausfallschritt gerade noch rechtzeitig dem Schwertstreich des Kämpfers links hinter ihm entgehen. Tark wirbelt herum, pariert den nächsten Angriff des Kämpfers, läßt sich ein Stück zurückdrängen um Abstand zu dem anderen noch stehenden Wächter zu gewinnen. Der Kämpfer vor Tark schlägt wieder zu - und genau darauf hat Tark gewartet. Mit einem blitzschnellen Streich sticht er dem Angreifer in die Hand... woraufhin dieser schmerzerfüllt aufschreit, sein Schwert fallenläßt und sich umdreht um davonzulaufen.

Auch der unverletzte Kämpfer läßt seine Klinge fallen und läuft davon.

Tark blickt ihnen nach und ruft: "Auf daß Ihr das nächste mal eines anderen Mannes Nase nicht mehr beleidigt!"... dreht sich auch um, und schreitet von hinnen.


Naja. Man könnte es noch auschmücken und ein wenig plastischer und farbiger gestalten... Zweikämpfe sind leichter zubeschreiben. Aber das ist in Etwa das, was ich mir so vorstelle.

Offline Jestocost

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #2 am: 6.08.2003 | 10:26 »
In welchem Genre schreibst du denn (wahrscheinlich Fantasy, aber da gibt es ja auch eine große Bandbreite).

Auf jeden Fall schließe ich mich meinem Vorschreiber an: Ein Kampf ist eine Szene und eine Szene muss eine Bedeutung im Text haben. Kampf ist Konflikt und sollte Konsequenzen haben und nicht nur Selbstzweck.

Und sonst ist meine Empfehlung einfach: Viel lesen, gut verdauen und trotzdem schreiben. Gib dir Fritz Leiber, die Original R.E. Howard Romane, Karl Edward Wagner, Tolkien und schau, wie die das gemacht haben. Und selbst bei denen dient jeder Kampf dazu, etwas auszusagen oder einen Konflikt zwischen Parteien oder Vorstellungen zu verdeutlichen.
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Offline Boba Fett

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #3 am: 6.08.2003 | 10:36 »
Wolfgang Holbein (mit h?) hat in seiner Skar & Del Reihe auch sehr viel Wert auf die Darstellung von Kämpfen gegeben. Auch wenn die restliche Reihe "Geschmackssache" ist, daran könntest Du Dich gut orientieren...
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Offline Wawoozle

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #4 am: 6.08.2003 | 10:39 »
@boba
Du meinst die Enwor-Reihe ?
Die halte ich noch mit für das beste was er so geschrieben hat.
Das was später so gekommen ist liest sich IMHO irgendwie alles wie aus Textbausteinen zusammengebastelt :)
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Offline Jestocost

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #5 am: 6.08.2003 | 10:45 »
Och, die Enwor Reihe war schon ganz gut: Dan einzige, was mir immer wieder aufgefallen ist, war das "Und er führte die Bewegung nie zu Ende...)

Kommt mindestens ein dutzend mal vor...
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Offline Boba Fett

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #6 am: 6.08.2003 | 10:45 »
ja, ich meinte die enwor reihe...
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Offline Vash the stampede

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #7 am: 6.08.2003 | 10:55 »
Erstmals vielen Dank für die Hilfe, besonders bei Leo, sehr anschaulich. Da ich inzwischen mich an den Kampf heran gewagt habe, können zwar einige Tipps nicht mehr so gut realisiert werden, habe aber noch zwei Kämpfe zu beschreiben und werde sie dort beherzigen.

@Jestocost: Fantasy (Earthdawn) und SciFi (Fading Suns).

Um eure Hilfe effizienter zu gestalten sollte ich vielleicht meine momentane Sitaution zu beschreiben:
Die Geschichte findet zur Zeit auf einem Schiff statt. Die Gruppe (4 Chararktere) befinden sich im Kampf gegen Piraten die das Schiff entern wollen und sich auch schon auf Deck befinden. Mein Gedanke war gewesen jeden der Charaktere den Kampf aus der seinigen Sicht zu beschreiben, mit Verknüpfungen zwischen den Charakteren. Ein, in gewisser Weise, filmischer Kniff. Das Problem war der Ansatz, wie später merkte, immerhin brauchte ich drei Wochen um einen Einstieg zu finden. Ich habe jetzt zu zweien die Schlacht beschrieben, doch nun kamen mir zweifel ob der Darstellung eines Kampfes. So viel dazu.

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #8 am: 6.08.2003 | 10:57 »
Ja, war Supi!

Ich finde Hohlbein nur manchmal etwas zu phantastisch, auch wenn die Kämpfe immer sehr plastisch sind.

Offline Dash Bannon

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #9 am: 6.08.2003 | 11:08 »
poste halt mal den Kampf, wie er bisher beschrieben ist...dann noch wo für Dich die problematischen Stellen sind und wir werden sehen, was man machen kann
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Wawoozle

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #10 am: 6.08.2003 | 11:15 »
Hmm... ich finde Leos Beispiel schon fast zu ausführlich, zumindest das Zweite.
Da bin ich mittendrin verführt zu rufen
"Ja...der Kerl hats drauf..  aber mach endlich fertig" :)
Sein erstes Beispiel gefällt mir besser... kurz, knackig und geladen. Ausserdem spielt sich da in meinem Kopf beim lesen automatisch ein dazu passender Kampf ab.
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Offline Jestocost

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #11 am: 6.08.2003 | 11:19 »
@Vash

was in deinem beschriebenen Text noch fehlt, ist das Pacing: Also das Verdeutlichen von Geschwindigkeit durch das Variieren des Satzbaus bzw. der Metrik.

Der Kampf fäng langsam an: Jetzt hast du noch Zeit für Dialog und Wahrnehmung, Zittern, Schweiss, Kampfpositionen.

Dann der erste Schlagabtausch: Kurze Sätze, hervorgepresste Beleidungen oder Hohn, dann der erste Treffer oder das Trennen der Kontrahenten...

Neue Situation: Das Kräfteverhältnis hat sich geändert. Jetzt wieder Zeit für Wahrnehmung, Äußeres, Umwelt.

Nächste Runde: Wieder kurze Sätze, dann schnell zum Klimax - und der Überraschung, als der letzte Kämpfer die Waffe fallen lässt udn wegrennt (erinner dich an Die Braut des Prinzen...).

Und vergisse die sinnlichen Wahrnehmungen nicht, man hat nicht nur Augen, sondern auch Geruch und Gehör und... Schmerzen.

Noch was: Geschichten schreibt man in der ersten Vergangenheit, wenn man nicht einen verdammt guten Grund hat, es nicht zu tun.

Etwas überarbeitet könnte dein Text so aussehen:

Tark stand dem Hauptmann gegenüber, sein harter Blick trifft auf den des anderen, die Mienen der beiden sind wie gemeißelt.

"Ihr werdet sterben", ein grausames Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Hauptmanns



"Das ist richtig", Tark verharrte, "Wir alle sterben. Jeder zu seiner Zeit."

Der Hauptmann zog seine Waffe, Tarks klinge glitt in einer Bewegung aus seiner Lederscheide, bohrte sich in die Kehle des Hauptmanns. Polternd krachte dessen Waffe auf die Erde, der lebloser Körper sackte zu Boden. Tarke schnellt am sterbenden Hauptmann vorbei, ducktes ich unter dem kraftvollen Hieb eines Wächters hindurch und stieß dem überraschten Dritten die Klinge tief in den Leib.  Drei Wächter standen......

Achte noch darauf: Verben sind deine Freunde. Sie beschreiben die Handlung und sorgen für einen plastischen Eindruck, nicht die Adjektive.
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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #12 am: 6.08.2003 | 11:39 »
Kurzes Vorwort. Erstens kostet es mich einige Überwindung es zu veröffentlichen, da a. meine erste Geschichte ist die ich schreibe, und Kritik vernichtend sein kann;),  b. ich seit meiner Schulzeit an einer Rechtschreibschwäche leide, die ich nun mittels schreiben versuche in den Griff zu bekommen und c. ich gegen gewisse Regeln verstoße, da aber mein Mitschreiber nicht in diesem Forum ist wage ich es mal.
Ferner noch ein paar Worte zu der Geschichte, wie gesagt sind bis zu diesem Moment, 43 Seiten beschrieben worden, also wenn ihr Namen oder Orte nicht versteht, nicht dran stören, es geht immerhin um den Kampf an sich.

Und hier der "Kampf":


***

Siandril entfernte sich schnell von Ta’vilon, seine Augen blieben auf den Einmaster der Piraten gerichtet; er musterte die Gestalten sich die an Bord und in der Takelage auf den bevorstehenden Angriff vorbereiteten. Dann fiel ihm auf wie ein Pfeil die zwei Schiffe mittels einer unsichtbaren Brücke überwandt. Seine Aufmerksamkeit wendete sich dem Schützen zu und er sah das der Pfeil von Siandril stammte, auch fiel ihm auf, dass einige der Mannschaft auf das Oberdeck gingen, jedoch bei weitem zu wenig. Er überlegte kurz ob er selbst hoch gehen sollte, doch da erblickte er Vorgaz und rief ihm zu: „Vorgaz! Geh du ans Oberdeck zu Siandril!“
Doch dieser schüttelte den Kopf während er sich, durch die Menge auf Deck, langsam zu Ta’vilon hin schob.
„Siandril kommt alleine zurecht!“ Seine Worte waren voll Bitterkeit. Fast kam es Ta’vilon so vor als suchte Vorgaz den Tod. Das kann nicht sein, dachte Ta’vilon, er ist viel zu sehr mit dem Leben verbunden als es einfach weg zu werfen. Dann vernahm er eine Bewegung von rechts und sah wie die ersten Piraten, mit lautem Gebrüll, sich bei ihrem Enterversuch über das Wasser, auf die Furbur schwangen.
Ta’vilon versuchte einen Schritt nach hinten zu machen, doch dies Misslang, da hinter ihm ein Crewmitglied der Furbur stand. Bevor Ta’vilon einen kurzen Fluch ausstoßen konnte, wurde er auch schon von einem Fuß getroffen und nun war seine Bewegung wirklich rückwärtig, denn der Stoß fällte beide, Ta’vilon und das hinterstehende Mannschaftsmitglied. Jetzt Begann der Kampf wirklich.
Seinen Degen in der Hand, stand Ta’vilon schnell und behände auf, seinen Blick auf einen möglichen Gegner gerichtet. Seine Augen fanden einen; ein schneller Vorstoß und schon wurde der ins Auge gefasste getroffen mit der Spitze seines Degens. Dies sollte jedoch nur seine Aufmerksamkeit wecken, was es auch tat.
„Na, mein schuppiger Bruder? Schmerz es?“ Ta’vilon liebte den Kampf, es wurde ihm sofort wieder bewusst. Die Verunglimpfung des Gegners war nur ein Teil des Kampfes; das Herausfordern, das Provozieren und der Klang der Waffen, all das war für den T’Skrang Schwertmeister die Essenz seines Lebens.
Der Pirat knurrte nur und stürmte auf Ta’vilon zu.
„Deine Artikulation lässt zu wünschen übrig.“ Er konterte den Hieb des Piraten mit einem schnellen seitlichen Schritt. Sein Degen blieb ohne Einsatz, während der Verteidigung, stattdessen setze er ihn dazu ein dem Piraten einen weiteren kleinen, aber ungefährlichen, Stich verpassen. Dieser schlug, ob dieser weiteren Schmach, noch wütender auf Ta’vilon ein; ein hoher, über den Kopf geschlagener Schlag erfolgte. Ta’vilon machte einen diagonalen Vorwärtsschritt und kurz bevor er den Piraten erreichte machte er eine Drehung um die eigene Achse, welche es ihm ermöglichte mit dem Schwung seines Körpers einen kräftigen Stoß zum Bauch des Piraten zu vollführen. Dieser wurde Aufgrund des Treffers in seiner Bewegung gestoppt. Erst jetzt hatte der Pirat erkannt, dass sein Gegner ihm über war. Der Pirat schaute an sich hinunter und sah nur noch wie Ta’vilon schnell seinen Degen wieder aus seinem Körper zog. Ungläubig schaute er wieder hoch, er verspürte keinen Schmerz, doch er merkte wie sich seine Kleidung mit Blut voll sog.
„Das war es dann wohl.“ Siegesgewiss erklang die Stimme von Ta’vilon. Ein kurzer Blick auf den Piraten, dessen Hände hingen schlaff an den Seiten hinunter, zeigte Ta’vilon, dass der Pirat am Ende war. Doch um sicher zu sein, packte er seinem Gegenüber und drängte ihn solange über Bord bis dieser über die Reling ins Wasser klatschte. Eine Wehrbewegung hatte es nicht gegeben und dafür war Ta’vilon dankbar.
Jetzt stand er Steuerbord und seine Augen flogen über Deck. Überall an Deck wurde gekämpft. Meist einer gegen einen, aber mancherorts hielt ein Crewmitglied der Furbur auch zwei Piraten in Schach, doch wie lange sie es schaffen könnten, vermöchte Ta’vilon nicht zu sagen. Dann fiel sein Blick auf das Steuerdeck und ein Blitz durchfuhr seinen Körper. Er konnte Siandril sehen, sie lag am Rand zu Unterdeck, über ihr stand ein T’Skrang mit einem Entermesser, sie war waffenlos. Der T’Skrang sagte etwas zu ihr und währenddessen schaute sie auf das Schiff. Ihr Gesicht war hilfesuchend. Ta’vilon konnte sehen wie sich ihre Miene erhellte als sie ihn sah. Für Ta’vilon war dies ein Startzeichen und er rannte los.
Doch sein Spurt wurde abrupt abgestoppt in Form eines Piraten, der sich ihm in den Weg stellte.
„Heda, willst du schon abhauen?“ Sein Angreifer war ein großer und muskulöser T’Skrang, der sein Kinn hochschob während er sprach, dabei aber seinen Gegner nie aus den Augen ließ. In der linken Hand hielt er eine, für einen Schwertmeister ungewöhnliche Waffe, eine Peitsche. In der anderen hatte er, für Piraten seltsamerweise typisches, Entermesser. Ta’vilon machte einen Schritt zurück, er konnte die Länge der Peitsche nicht abschätzen und musste sich somit erst einmal in Sicherheit bringen.
„Angst?“ Provokant war die Frage, das stand nicht zur Diskussion, aber Ta’vilon blieb davon unberührt.
„Nein, du vielleicht?“ Er versuchte keck zu sein, doch er merkte, es misslang. Schnell, dachte er, Siandril ist in Gefahr! Er musste sich was einfallen lassen, um seiner Gefährtin zu Hilfe zu kommen. Er versuchte es mit einem Ausfall nach rechts, doch schon knallte die Peitsche und er musste wieder seinem alten Platz zurückweichen. Linksseitig war durch die Reling nicht genug Platz und nun hatte sich der Pirat auch noch in Bewegung auf Ta’vilon zu versetzt. Ta’vilon fluchte innerlich. Er konnte vorerst keine Schwachstelle ausmachen und das Glück das ihm jemand zu Hilfe kam, besaß er auch nicht. In diesem Augenblick fiel ihm erst auf, wie ungestört sie Kämpfen konnten, ganz so als ob irgendeine unsichtbare, gar göttliche, Hand, alle Kämpfenden voneinander trennen würde. Jeder Kampf sollte nur von denen, vom Schicksal bestimmten, ausgeführt werden. So kam Ta’vilon zumindest vor.
Er nahm das seinige Schicksal an. Ihm war bewusst das sein Gegenüber ebenbürtig war, wenn nicht sogar überlegen, zumindest in den Fähigkeiten als Adept. Die Peitsche knallte erneut und riss Ta’vilon aus seinen Gedanken, doch der Knall war nur eine Warnung, den schon kam ein geschwungener Schlag auf Ta’vilon zugeflogen. Der Schlag war horizontal ausgeführt und Ta’vilon konnte sich nur mit einem Sprung nach hinten retten. Dies war scheinbar beabsichtig gewesen, denn schon folgte dem Schlag ein Stich in Richtung Brust, den Ta’vilon nur dadurch abwehrte indem er das Entermesser mit seinem Degen zur Seite schlug. Doch der Pirat hatte mit so was gerechnet und ging wieder einen Schritt zurück. Das nutze Ta’vilon aus und vollführte seinerseits einen Vorwärtsschritt, um den Gegner dazu zu zwingen weiter nach hinten zu gehen. Leider vergaß er dabei die Peitsche, denn obwohl der Pirat einen weiteren Schritt machte, bevor Ta’vilon ihn noch stärker bedrängen konnte, schwang er die Peitsche und versetzte Ta’vilon einen schmerzhaften Hieb auf die Brust.
Ta’vilon keuchte kurz auf. Verdammt, denk dir was aus oder du warst einmal, sagte er zu sich selbst. Beide standen sich jetzt abschätzend gegenüber. Der Pirat hob den linken Arm, ganz so als wolle er wieder mit der Peitsche zu schlagen. Ta’vilon machte einen Schritt zurück, um Sicher zu gehen nicht wieder getroffen zu werden. Doch statt mit der Peitsche zu schlagen, stürmte der Pirat vor und machte einen diagonalen Schnitt von rechts oben nach links unten. Problemlos weichte Ta’vilon aus, und gerade als er kontern wollte, vollführte der Pirat ein rückwärtige Bewegung. Sein Entermesser schnellte nach oben und zwang Ta’vilon dazu einen weiteren Schritt zu machen. Ta’vilon rechnete mit einem weiteren Angriff, doch sein Gegner wich zurück. In diesem Moment sah Ta’vilon seine Chance und stürmte vor, nur um von einem Peitschenhieb überrascht zu werden, der seine rechte Hand traf. Die Schlinge der Peitsche umschloss Teile seiner Hand und seines Degens, dann spürte er einen Rück und seine Klinge wurde ihm entrissen. Sie landete hinter dem Piraten, der mit einem teuflischen Grinsen nun vor ihm stand.
„Waffenlos? Wo du doch schon vorher keine Möglichkeit mich zu besiegen besaßt.“ Selbstsicher stand der Pirat vor ihm, während sich Ta’vilon fühlte als sei er ein Häufchen Asche in einem Gewitter. Der Wind an Deck zehrte an ihm, ebenso wie seine Verzweiflung. „Jetzt mache ich dieser Farce ein Ende.“
Die Peitsche wurde geschwungen und bevor Ta’vilon reagieren konnte, hatte sie sich auch schon um seinen Hals geschlungen. Der Pirat blickte gefühllos zu Ta’vilon, dann zog er ruckartig an der Peitsche und Ta’vilon wurde nach vorne, auf den Piraten zu, geschleudert. Ta’vilon sah, dass dieser sein Entermesser einfach nur Ta’vilon entgegen streckte. Der Pirat wollte das Ta’vilon in das Messer regelrecht fiel. Ta’vilon bemerkte, dass sein Gegner sehr breitbeinig stand. Das war einen Versuch wert, wie Ta’vilon fand. Er ließ sich zu Boden fallen, mit dem Kopf voran und schlitterte durch die Beine des Piraten hindurch und unter der entgegengestreckte Klinge. Dabei hielt Ta’vilon die Peitsche mit beiden Händen fest. Sein Gegner, unwillig die Peitsche los zu lassen, wurde von dem Schwung mitgerissen und ging zu Boden. Er schlug hart mit dem Kopf auf, ließ dabei Peitsche und Messer los.
Ta’vilon sprang schnell auf und hatte sogar die Möglichkeit genutzt seinen Degen wieder in die Hände zu bekommen. Als er den, sich wieder aufrichtenden, Piraten sah, machte er einen schnellen Ausfallschritt und versetzte dem Gegenüber einen tiefen Stich in die linke Schulter, dann wich er zurück und ließ dem Piraten die Chance sein Entermesser aufzuheben, was dieser auch tat.
„Jetzt ist der Kampf fair!“ Entschlossen, ob des kleinen Erfolges, trat er dem Piraten entgegen. „Sag mal, war deine Mutter nicht ein stinkendes, zahnloses Krokodil?“
Der Pirat war beleidigt und wollte Vergeltung. Ta’vilon hatte zwar nicht damit gerechnet, dass dieser auf eine solche Beleidigung einging, aber er nahm das Geschenk dankend an. Der Hieb den der Pirat vollführte war ungenau und Ta’vilon manövrierte mühelos den Gegner aus, in dem einen Schritt zu Seite machte und nur seinen Degen zum Schutz zwischen seinem Gegner und sich hielt. Ein weiterer Stich folgte und wieder wehrte sich Ta’vilon dadurch das er einen Schritt nach hinten vollzog. Wieder ein Schlag des Piraten, doch nun ging Ta’vilon in die Offensive. Er hob den Degen und ließ das Entermesser am Degen abrutsche, gleichzeitig vollführte er einen diagonalen Schritt auf den Gegner zu, so das er am Ende seiner Bewegung links von ihm stand und bevor dieser seine Waffe wieder in Position brachte, zuckte die Klinge Ta’vilons zweimal über das Gesicht des Piraten. Dieser schrie vor schmerzen auf. Sein Messer fiel scheppernd zu Boden und mit der rechten Hand fasste er sich ins Gesicht. Ein folgenschwerer Fehler, denn Ta’vilon nutzte diese Geste, um einen tödlichen Stich zum Herzen zu führen. Schwer und tödlich getroffen sank er zu Boden. Blut lief aus seinen Wunden und bildete eine glitschige, rote Pfütze.
Ta’vilon schaute sich um. Die Kämpfe dauerten an, doch es stand alles zu Gunsten der Furbur. Nur am Bug kämpfte eine kleine Gestalt gegen mehrere Piraten. Anscheinend konnte ihm niemand helfen. Dann fiel ihm erst auf, das es sich um Torik handelte.
Während er Torik zu Hilfe kam, dachte er kurz an Siandril, doch bevor er noch einen Gefährten verlor, half er erst einmal dem Zwerg.

***
Machen
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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #13 am: 6.08.2003 | 11:53 »
@Vash

Erst einmal Gratulation zu deinem Mut. Mir ist es auch klar, dass du hier dein Herzblut veröffentlichst und selbstgerechte Kritik wirklich weh tun kann.

Aber mit Kritik umgehen zu können, gehört nun mal zur Jobbeschreibung eines jeden, der schreibt und auch gelesen werden will.

Es ist eine Sache, für sich zu schrieben, und eine andere, es für ein Publikum zu tun.

Aber letztendlich ist es zum größten Teil nur ein Handwerk. Also: Mach weiter so, du bist schon auf dem richtigen Weg.

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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #14 am: 6.08.2003 | 12:01 »
Danke für den Zuspruch, doch wie sieht es jetzt mit Verbesserungen aus? Was ist nicht so gut, was ausbaufähig, was soll vermindert werden?
Und wie kommt es allgemein an?
Machen
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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #15 am: 6.08.2003 | 12:03 »
Lass mir noch ein bisserl Zeit. Ist ja auch nicht wenig... Aber geh doch mal selbst durch und überprüfe jedes Verb und jedes Adkektiv, ob es eine Lebensberechtigung hat oder nicht. Wenn nicht: raus damit.
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Re:Darstellung eines Kampfes
« Antwort #16 am: 16.08.2003 | 15:23 »
Ich selbst komme einfach nicht dazu, eine Geschichte zu schreiben, so daß du schon einen Schritt voraus bist. Also Respekt.

Kämpfe sollten immer dynamisch bleiben, aber es können dabei Tempo-Schwankungen und Perspektive-Wechsel auftreten. Im Film und Comic findest du genügend Beispiele hierfür: Zeitlupen, Sprünge zwischen den Charakteren, Erinnerungseinblendungen, Szenenwechsel. All das steht dir auch beim Schreiben zur Verfügung: Willst du z. B. einen Zeitlupen-Effekt erzeugen, sind ausschweifende Beschreibungen von Handlungen, Umgebung, Gedanken gefragt.
 
Es gilt dasselbe wie beim Rollenspielen: Alles was der Erzählung dient ist erlaubt. Nur hast du hier mehr Möglichkeiten, da du nicht darauf achten mußt was die Spieler mitkriegen, und so mehr (oder weniger) Informationen preisgeben kannst.
   
Was bei den Beschreibungen von Kämpfen oft passiert ist der Eindruck von Unsterblichkeit der Hauptcharaktere. Willst du die Spannung aufrecht erhalten, gilt es diese Falltür zu vermeiden. Manchmal sollten die Charaktere einen Kampf eher durch Glück und Zufall gewinnen als durch Geschick.