Ui, eine Abenteuer-Challenge. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Ich kann ja mal kurz zusammenfassen, wie meine Erfahrungen mit dem
Goldenen Becher auf
H spielt! waren.
1996 haben wir auf
H spielt! einen systemunabhängigen Abenteuerwettbewerb ausgerufen. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, haben wir Vorgaben in Form von drei Handouts gestellt, die in das Abenteuer eingebaut werden mussten: eine unvollständige Verliesskizze (mit Notizen und allerlei Fragezeichen als Kommentaren), eine sehr grobe Umgebungskarte (ohne Maßstab) und ein Viertel eines zerrissenen Dokumentes (mit allerlei Satzanfängen).
Ich muss mal in Ruhe nachschauen, wie viele Einsendungen kamen, aber es war ein buntes Spektrum von Systemen. Erinnern kann ich mich an DSA natürlich, AD&D, Midgard und sogar ein Everway-Beitrag war dabei, an den ich mich vor allem deshalb erinnere, weil er mich in Bewertungsnöte brachte. Gerade DSA und Everway haben mir gezeigt, dass thematische Bedingungen allein keine Vergleichbarkeit gewährleisten. DSA- und Everway-Abenteuer sind schon strukturell völlig unterschiedlich. Bei DSA ist Aventurien das Problem, denn natürlich haben die Einsender sich auf aventurische Ereignisse und Gepflogenheiten bezogen (die 2 Leute aus der Jury nicht kannten), während Everway allein ich kannte. Andersherum gab es ein DSA-Abenteuer, in dem Vampire vorkamen. Ich hatte das Abenetuer in die engere Wahl genommen, weil es mir gefiel, aber gerade die DSA-redaktionsnahen Jurymitglieder haben das Abenteuer abgestraft, weil der Vampirismus nicht aventurienkonform dargestellt worden war.
Unsere Lehre daraus war, den nächsten Goldenen Becher DSA-spezifisch auszurufen (das System hatte nun mal den höchsten Anteil an den Einsendungen), und mit der DSA-Redaktion hatten wir willige Jury-Kandidaten, die außerdem mit einer Veröffentlichung locken konnten - win-win für
H spielt! und die Teilnehmer. (Ich glaube, der Wettbewerb wurde damit zu einer Art Talentschmiede für angehende DSA-Autoren.)
Was keineswegs heißen soll, dass ich für die anstehende Challenge eine Systemvorgabe empfehlen will.
Viel eher würde ich den "road not travelled" empfehlen, den anderen Ausweg aus unserem Dilemma, den wir damals nicht gewählt haben: Eine systemlose Challenge, bei der Universalität ein entscheidendes Beurteilungskriterium ist. Da müsste man dann festlegen, was der Standard ist, mit dem das Abenteuer deut- und spielbar sein sollte. Je mehr das Abenteuer von diesem Standard abweicht, desto mehr Alternativen müssen geboten werden ("gibt es in der Spielwelt keine Götter, ist der Priester-NSC wahlweise ein Gelehrter oder ein Advokat").
Alternativ:
Mir ist es ehrlich egal, ob die Leute ein bestimmtes Setting oder ein Regelwerk benutzen, um ihr Abenteuer zu scheiben. Aber wenn ich nicht in der Lage bin, die Inhalte einzuschätzen, dann ist das Abenteuer unabhängig von System oder Setting ungeeignet.
"Bringt das Abenteuer unter, wann und wo ihr wollt, aber sorgt dafür, dass alle Informationen, die zum Leiten nötig sind, im Text auftauchen. Kein Verweis auf eine Spielhilfe, keine implizierten Hintergrundkenntnisse. Und wir bewerten auch ausdrücklich nicht, wie genau ein eventueller offizieller Hintergrund getroffen wird."