Hier ein Spielbericht zu unserer
Don't Rest Your Head Runde.
Wir waren zu Dritt und haben drei Stunden das
Szenario Ruh dich nicht aus - Kapitel I: Christine gespielt. Spieler waren Christine und Hannes, ich habe geleitet.
Folgendes ist in der Geschichte passiert:
Prolog (Die Einleitung aus dem Szenario)- Was hält Euch wach? Christine, Gräfin von Colombi, erfährt während ihres Studienaufenthalts in Harvard von der Ermordung ihrer Familie in dem alten Haus der Familie, dem Colombischlösschen in Freiburg im Breisgau. Sie reist sofort ab und entdeckt, dass es unter dem gewöhnlichen Freiburg noch eine andere Stadt gibt, das Untere Freiburg. Durch eine Geheimtür am Predigertor findet sie zum Unteren Freiburg.
- Was ist gerade passiert? Christine hat entdeckt, dass ein Marquis de Carabas ihr wohl helfen könnte, aber auch, dass Herr Walz und Herr Raup ihr auf den Fersen sind. Auf der Flucht stolpert sie und verdankt es Sore, einer robusten Hehlerin, dass sie nicht geschnappt wird. Dennoch trifft ein Wurfmesser ihre Schulter. Sie kann gerade noch einen Ausgang zum Oberen Freiburg finden, bevor sie vor den Füßen Hannes zusammenbricht.
- Was ist an der Oberfläche? Freiburg im Breisgau, das Münster, der Münstermarkt, Bächle, die historische Innenstadt mit Martins- und Schwabentor, unzählige Studenten der Universität.
- Was liegt darunter? Eine brodelnde Metropole, mit dem Monstermarkt, auf dem Gefühle und Dämonen verschachert werden, der überbordenden Bürokratie der Fakultät und Straßenbahnen, die durch zerbombte Häuserschluchten rasen. Die Schwaben vom Schwabentor hamstern Geheimnisse, während die Bären vom Bräuninger wundersame Anzüge herstellen. Die Wasserspeier vom Münster sind die einzigen, die die Zähne der Zeit vertreiben können – am Münster muss nie etwas repariert werden.
- Was ist Euer Pfad? Wird Christine von Colombi erfahren, weshalb ihre Familie ermordet wurde? Wird der Marquis von Carabas helfen können? Und was macht Hannes, der als Postbote in diesen Strudel hineingezogen wird?
Akt 1 - Was zum Teufel geht hier ab?- Christine stürzt - von einem Dolch in den Rücken getroffen - vor den Augen Hannes zusammen. Sie will von ihm nicht ins Krankenhaus gebracht werden, so dass er sie nach Hause in seine Dachgeschosswohnung nimmt.
- Dort zieht Hannes den Dolch aus ihrem Rücken. Der Dolch macht sich zu seinem Entsetzen selbständig und greift Christine erneut an! Mit vereinten Kräften gelingt es aber, den Dolch unter einem Tischbein einzukeilen.
- Hannes bemerkt zwei merkwürdige Gestalten, die sich dem Haus nähern. Einer ist klein und dick (Herr Walz), der andere groß und dünn (Herr Raup). Beide tragen sie Melonen und dunkle Anzüge und beide schauen zu ihm nach oben.
- Kurz darauf wird geklopft und dann die Tür eingetreten. Herr Raup zieht einen dieser merkwürdigen Dolche und stürzt sich auf Christine. Hannes ist nur noch irritiert, kommt ihr aber zur Hilfe.
- Christine reisst eine Schranktür auf und zerrt Hannes mit sich. Sie finden sich unverhofft in der Nachbarwohnung wieder und hören noch das zersplitternde Holz von Hannes Kleiderschrank, als sie Richtung Hausausgang rennen.
- Aus dem Kellergeschoss ruft ein Südeuropäer in schicken altmodischen Kleidern (Der Marquis): "Christine, komm mit!". Christine und Hannes folgen ihm in den Heizungsraum, wo er die Heizung auf sehr heiß stellt und mit einem Schraubenschlüssel daran herumhämmert, bis derart viel Dampf austritt, dass es nur noch neblig ist. Als sie heraus treten, befinden sie sich im Unteren Freiburg, auf dem Kartoffelmarkt. Hannes kann das alles nicht fassen.
Akt 2 - Wir brauchen Informationen: Essen wir Maultaschen!- Es wird der Dekan der kafkaesken Fakultät, ein Mensch mit einem Uhrwerk als Kopf, befragt. Christines Bruder war an der Fakultät eingeschrieben, BWL.
- Es wird Albertus Magnus befragt und im oberen Freiburg Leichen ausgebuddelt. Der Augapfel von Christines Vater wird als Projektionslinse verwendet: Das letzte, was er sah, war ein Brief, den er an Christine schrieb: "Christine! Du bist in großer Gefahr! Vertraue von Goetz!". Im Hintergrund sieht man eine Schatulle in einem geöffneten Safe.
- Von Goetz (Lehnsherr unter Maximilian I.) wird befragt. Christines Bruder hatte sich mit dem Bundschuh, rädelsführenden Staatsfeinden um Joß Fritz, eingelassen.
- Mit den Schwaben werden deftige Spätzle gegessen. In einer Maultasche finden sie einen Zettel: "Joß Fritz nennt sich hier Daniel Däuber".
- Hannes hat Briefe an D.D. unter verschiedenen Adressen im Unteren Freiburg. Zielsicher wählt er die aktuelle heraus.
Akt 3 - Showdown- Joß Fritz flüchtet mit der Schatulle in den Monstermarkt, Christine und Hannes hinterher. Immer tiefer geht es hinab, bis sie vor einer massiven Mauer stehen bleiben.
- Christine nutzt ihren gesamten Wahnsinn, um die Mauer in ein Tor zu verwandeln.
- Herr Walz und Herr Raup tauchen hinter ihnen auf, um sie zu töten. Man flüchtet.
- Die hinter dem Tor liegende Brücke, unter der sich ein Becken mit einem überdimensionalen Monsterwesen befindet, ist mehr als brüchig. Hannes nutzt seinen gesamten Wahnsinn, um mit mordsviel Glück darüber zu gelangen.
- Man erreicht eine Grotte, das geheime Versteck des Bundschuhs. Joß Fritz ist allein, die Schatulle mit der entschlüsselten Korrespondenz des Bundschuhs (vom Bruder Christines, der sich heldenhaft in den Bundschuh hineingeschleust hatte, entwendet) in der einen Hand, in der anderen ein Rapier.
- Ein Kampf entbrennt, Joß Fritz kann aber überwältigt werden. Er fällt in das Monsterbecken, Hannes kann die Schatulle retten.
- Der Kampf hat aber Christine und Hannes komplett wahnsinnig werden lassen. Sie haben so viel Glück (Hannes) und unentdeckte Falltüren (Christine) gebraucht, dass der letzte Rest an Vernunft aufgebraucht wurde. Sie tanzen und singen, als das Monster - ein enormes Krokodil - aus dem Becken kommt und den Ausgang der Grotte versperrt.
Epilog- Unbeschwert öffnet Christine eine Mauer - eine Verbindungstür zum Colombischlösschen.
- Christine und Hannes essen mit Christines Familie zu Abend, es ist alles sehr familiär und angenehm, das Essen schmeckt gut und es wird viel gelacht.
- Das Szenario endet mit dem Blick eines Strichers durch die matten Scheiben des Colombischlösschens: Zwei Gestalten sitzen dort ausgelassen in kompletter Finsternis an einer leeren Tafel.
FazitEin wirklich guter Abend. Das System hat uns überzeugt! Die Charaktere hatten zum Ende fast alle Kästchen für Erschöpfung ausgefüllt. Was sie zum Wahnsinn gebracht hat, war die Tatsache, dass durch intensiven Münzeinsatz meinerseits Wahnsinn dominierte. Die Spieler hatten aber beide keine Kampf/Flucht mehr frei! Ein - wie ich finde - sehr gelunger Abschluss.
Als Spielleiter habe ich zunächst mit 4, später dann mit bis zu 14 Würfeln gewürfelt. Dementsprechend hatte ich einen ordentlichen Münzvorrat, den ich nur gegen Ende hin wirklich genutzt habe.
Eigentlich wollte ich die Story an Neverwhere von Neil Gaiman anlehnen, aber da die eine Spielerin das Buch schon gelesen hatte, fiel der Twist flach.
Schön war, in der eigenen Stadt spielen zu können. Man wusste, wo was war, welche Klischees genutzt werden können und die Spieler hatten keine Probleme, eigenes Wissen anzubringen. Hannes: "Am Kartoffelmarkt wohne ich definitiv nicht." Christine: "Ah ja, ich kenn das Café. Das ist heute eine Bank, oder?" Hannes: "Ich weiss, wo die Fakultät ist." Christine: "Verdammt, auf dem Friedhof steht ein Haus. Da sieht man uns!"