Autor Thema: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht  (Gelesen 2748 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

oliof

  • Gast
[Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« am: 20.04.2011 | 00:48 »
So, da sind wir nun, einen Tag nach der ersten Sitzung.

In knapp 2,5h haben wir

  • Das Setting ausgelotet (10-15min)
  • Interessante Charaktere des Setting identifiziert (10-15min)
  • Spielercharaktere und ihre Beziehungen zueinander ausgewählt (20-25min)


Den Rest der Zeit haben wir Charaktere gebaut, was wieder neue Informationen zum Setting geliefert hat. Hier haben sich auch noch einige Konstellationen der SC und NSC geändert und der eine oder andere NSC ist dazugekommen, weil hier und da noch Ressourcenpunkte übrig waren (zumindest schien es so).

Ich habe jetzt die 3 von 4 Charakteren angeschaut, die die Spieler schon ins Wiki gestellt haben, und kein einziger ist regelkonform )-: Die Voraussetzungen und Abhängigkeiten der einzelnen Lebenspfad-Abschnitte sind unübersichtlich, undurchsichtig und offensichtlich leicht zu übersehen, was sehr schade ist. In einem Fall ist ein Punkt zuviel und ein anderer Punkt zuwenig, das tut ja kaum weh. In zwei anderen Fällen sehen die Konzepte zu den Lebenspfaden sehr schön aus, aber leider passts nicht zu dem was im Buch steht.

Sowas ist natürlich ärgerlich, aber ich glaube wir kriegen das schon hin.

Offline Der Wray

  • Bloody Beginner
  • *
  • I never miss.
  • Beiträge: 31
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: darkseph
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #1 am: 22.04.2011 | 02:35 »
Auha, das ist ja in der Tat ärgerlich.

Man sollte vielleicht nochmal darauf hinweisen, dass die Wahl der Lifepaths den Charakter und dessen Historie erschaffen, und man nicht im Vorfeld ein komplettes Konzept haben sollte, das man dann verzweifelt versucht, in Lifepaths zu übersetzen. Maximal sollte man einen Endpunkt oder eine Liste von Fertigkeiten haben, und diese dann durch die Wahl der Lifepaths auf interessante Weise ergänzen bzw. verändern lassen.

Probleme mit den LPs, Punkten, Requirements usw. hatten wir nie, auch wenn das Blättern schonmal genervt hat. Obwohl, jetzt wo Du es sagst, sollte ich vielleicht nochmal die Charaktere meiner Spieler nachprüfen ;) Die Skills können ein bisschen hakelig sein, besonders wenn man eventuell nochmal zurückgeht, und die Stats umlegt, und sich dadurch die roots verändern.

Der online LP viewer (nicht der Burner) hilft, nicht den Überblick zu verlieren.

Fazit: Den Ballast/die Implikationen der LPs benutzen, um ein Konzept zu entwickeln und nicht umgekehrt. Und ansonsten: Übung macht den Meister. Ich wünsche euch viel Spaß und tolle Konflikte mit Burning Wheel!

Cheers,
Wray
Got 'cha!

oliof

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #2 am: 22.04.2011 | 09:49 »
Hallo,
genauso haben wir es gemacht. Die Konzepte waren so Dinge wie "Der korrupte Richter", "Der Zunftmeister", "Die Äbtissin", "Der Leibwächter des Königs". Trotzdem war es mit viel Blätterei verbunden.

Mit dem Online-Burner, den ich schon kannte, habe ich die ganzen Fehler ja gefunden; die Korrektur ging dann relativ schnell (das Konzept der Äbtissin hat sich dann nochmal komplett gedreht um eben den LPs zu entsprechen, und das der Condottiere auch). Für mich ist das aber ein Hinweis, dass der Aufbau des Character Burners … nicht ideal ist.

oliof

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #3 am: 26.04.2011 | 13:16 »
Gestern hatten wir unsere erste Sitzung.

Der Prinz war tot, aufgehängt, es sollte wie Selbstmord aussehen, aber Niniel, die elfische Leibwächterin, konnte den mörderischen Doppelgänger noch fliehen sehen. Der Brief an den Palast wird von der Äbtissin abgefangen und durch einen eigenen Schrieb ersetzt; der Palastverweser ist entsetzt. Als der ortsansässige Apokalyptiker von der Missetat erfährt, versucht er den Leuten in der Stadt mittels einer Himmelsprojektion begreiflich zu machen, dass die grosse Umwälzung naht. Das bringt die Äbtissin und ihre Condottiere ein bißchen auf die Palme, aber der Apokalytiker kann sich mittels magischer Tricksereien einer längeren Gefangennahme entziehen.

Während Äbtissin und Palastverweser versuchen, das Ableben des Prinzen eine Zeitlang zu vertuschen, machen sich die Elfe und die Condottiere auf in die Stadt und versuchen den Doppelgänger des Königs aufzutreiben, was ihnen aber mißlingt und einige Leute mißtrauisch stimmt.

Am nächsten Tag predigt der Apokalyptiker umringt von ein paar Anhängern auf dem Marktplatz, wird aber von Signore d'Orense — einem Zunftmeister der Stadt — lächerlich geacht, was ihn ein paar seiner Getreuen kostet und das einfach Volk schwer amüsiert.

Signore d'Orense fragt bei der Äbtissin nach dem Rechtsanspruch des Prinzen und bietet ihr einen Handel für ein wohlfälliges Gutachten. Sie fängt an das Gutachten zu schreiben und findet raus, dass die Ehefrau des Zunftmeisters eine Kusine 3. Grades ist und der Sohn d'Orense ein Thronfolger sei. d'Orense ist ob dieser Neuigkeiten erbost und fordert, diese Informationen zu vernichten.

Derweil hilft die Condottiere dem Palastverweser den toten Prinzen in seine Gemächer zu bringen und der Verweser verbreitet die Kunde des Todes in der ganzen Stadt.

Die Condottiere und die Elfe versuchen nun, in der Unterwelt der Stadt ein paar Infos zu sammeln. Die Elfe versucht es zunächst auf die sanfte Tour, was aber in einem Überfall auf sie endet, den sie aber abwehren kann. Mittels der tatkräftigen Unterstützung der Condottiere (Lethal Weapon Style) treten sie im Armenviertel ein paar Türen ein und bekommen so den Hinweis auf die verfallenen Lagerhäuser, in denen sie nach etwas Suchen tatsächlich eine auf alt getrimmte Seekiste des Hauses d'Orense finden, indem Kleider und Zeichnungen des Prinzen sowie Schminke und Perücken zu finden sind. Die beiden legen sich auf die Lauer und im Morgengrauen taucht ein Schlägertrupp d'Orenses auf, der die beiden Fremden aber entdeckt … </cliffhanger>



Das wars inhaltlich. Am Tisch lief es in der ersten Hälfte etwas zäh, mit überraschend viel PvP und ziemlich viel hin und her, was nun passieren soll. Als die Spieler mehr NSCs zum Interagieren bekommen, wärmt das Spiel auf und am Ende haben wir einen ordentlichen Schlusspunkt. Es gibt noch ein paar Fate Points und eine Feedback-Runde, in der klar wird was wir als Gruppe besser machen können (Spielleiter: Die Welt schneller spielen, mehr äussere Einflüsse und Bedrohungen aufstellen; Spieler: Neue/bessere Beliefs und klarer sagen, was die Aktionen ihrer Charaktere bezwecken sollen).

Die Runde lief schlechter als ich mir gewünscht habe, aber wir sind glaub ich auf dem richtigen Weg.

El God

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #4 am: 26.04.2011 | 13:22 »
Magst du auch ein bisschen was zu den Regeln und ihrem Einsatz im Spiel schreiben oder denkst du das mit der Werkschau schon erfüllend abgehandelt zu haben?

oliof

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #5 am: 26.04.2011 | 13:35 »
Wir haben in dieser Sitzung einfache[a], vergleichende[\b], blutige vergleichende[c] sowie verkettete Proben[d], Circles-Proben[e] und Magie[f] gesehen. Die Spieler waren ob der hohen Scheiter-Quoten etwas genervt, das wurde aber durch allfällige Hilfsangebote mit der Zeit ausgeglichen und hat sich verbessert. Insgesamt wurde mir fast zuviel gewürfelt und zu wenig gespielt, aber das werde ich durch die oben erwähnten Maßnahmen hoffentlich besser in Griff bekommen.

Traits wurden fast garnicht eingesetzt (immerhin das eine oder andere angespielt, aber die Condottiere hat es zum Beispiel verpasst, die von mir mehrfach erwähnten Kanäle mit ihrem Landlubber Trait zu einer Komplikation zu machen)

Etwas Knatsch gab es noch bei der Magie, die wir im Vorfeld nicht detailliert genug abgesteckt hatten, doch das hat sich im und nach dem Spiel schnell erledigt.

Konfusion gab es beim Log über die abgelegten Proben für helfende Charaktere; aber nach dem dritten mal war auch das klar. Bei den Circles-Proben (um passende NSC zu finden) war ich etwas zu zögerlich, die Emnity Clause einzusetzen (du findest einen passenden NSC, der ist dir aber nicht freundlich gesonnen) …



[a] Mit der im Buch vorgeschlagenen Standardschwierigkeit 3 war das für die Charaktere sehr häufig extrem schwierig.
[\b] Vergleichende Proben sind fast schon gnädig, wobei vergleichende Proben zwischen Charakteren die eine Fertigkeit schon beherrschen und solchen, die sie grad versuchen zu erlernen, ganz, ganz, ganz böse sind.
[c] Die schnelle Variante für Kampf. Die Elfe gab dem Räuber gerne ihr Schwert, mit der Spitze voran …
[d] Der Apokalyptiker, der versucht hat, sich mit einem Blick in die Gefüge der Welt einen Vorteil beim Blick in die Sterne zu verschaffen
[e] z.B., der Versuch jemanden ausfindig zu machen, der etwas über den Doppelgänger weiss.
[f] Der Apokalyptiker hat viel gezaubert; die Frage kam auf, ob die Magier denn alles mit Magie versuchen können sollen. Die Antwort lautet natürlich "ja", mit der Ergänzung "es wird genug Dinge geben, die mit Magie einfach sehr schwierig sind". Wenn der Magier mal in einen Kampf verwickelt wird, sieht es ganz schnell schlecht um ihn aus.

Offline Alex Schröder

  • Experienced
  • ***
  • Pragmatischer Spieler
  • Beiträge: 220
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: kensanata
    • Homepage
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #6 am: 26.04.2011 | 14:01 »
Hm, du schreibst, dir wurde fast zu viel gewürfelt. Mit selber war es fast schon zu wenig. Es wurde beispielsweise viel diskutiert, statt nach zwei-drei Sätzen zu den Würfeln zu greifen. Irgendwie ist würfeln zu dürfen ja auch ein Privileg: Hier kann man sich steigern. Hier ändert sich die Geschichte zum Guten oder zum Schlechten. Say Yes or Roll the Dice ist gut, wenn etwas für die Geschichte egal ist. Ich für meinen Teil habe gerne mehr Widerstand, mehr Gelegenheiten zum Würfeln, mehr Spiel statt Erzählspiel. Ich muss mir nochmal überlegen, wie ich als Spieler hierzu komme. Vielleicht muss ich mir einfach mehr Feinde herbeizirkeln (und zwar mehr Feinde für mich statt für andere Spieler, weil ja PvP nicht so gut ankommt). Eines meiner Probleme war beispielsweise, dass ich den Elfen in Schutz nehmen wollte (Belief #1) -- dieser aber nicht in Gefahr war und ich ihn nicht mehr in Gefahr bringen wollte. So hat der Belief, der mich mit der Gruppe hätte stärker verbinden sollen, meinem Spiel mehr geschadet als genutzt.

oliof

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #7 am: 26.04.2011 | 14:13 »
Ich verstehe was Du meinst.

Mir wurde zuviel "ohne Ansatz" gewürfelt, also anstatt eine Situation anzuspielen und dann an der zündenden Stelle zu würfeln, war mir streckenweise unklar was die Intents der Charaktere waren, und deswegen schienen mir auch die Würfel überflüssig (es gab da einige Interaktionen zwischen der Äbtissin und der Condottiere, wo ich erst nachfragen musste, was ihr da eigentlich macht).

Ein gutes Gegenbeispiel war die Szene auf dem Marktplatz mit Malaclypse und d'Orense, wo wir die Szene kurz beschrieben und angespielt haben (vielleicht 4min?), dann wurde gewürfelt und das Ergebnis ausgespielt (nochmal 2min). Das fand ich ihn Ordnung.

Offline Fëanor

  • Adventurer
  • ****
  • Grösster der Eldar
  • Beiträge: 810
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feanor
    • SF&F Rezensionen
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #8 am: 26.04.2011 | 15:49 »
Ich als eher Erzählspieler, bin froh, dass nicht schon immer nach 2-3 Sätzen nach den Würfeln gegriffen wird. Das Problem wenn mans nicht so macht (insbesondere für BW) ist aber in dem Bsp aufm Marktplatz schon auch klar geworden, als der Magier zu lange versuchte mit In-Charakter Argumenten noch was zu drehen und er den Würfelwurf raus zögern bzw. wohl am liebsten verhindern wollte. Bin gespannt wie sich das für mich weiterspielt...da ich eher zu der Art von Spiel tendiere, wie sie der Magier-SC betrieben hat bzw. eben nicht so, wie es Alex gerne hätte...was aber wohl der Default-Stil von BW ist. Mal sehen, ob ich mich damit anfreunden kann.
Das soll nicht heissen, dass ich dem nix abgewinnen kann...es ist nur gewöhnungsbedürftig. In manchen Situationen aber auch nett, wenn man weiss, dass man jetzt auch einfach mal die Würfel sprechen lassen kann.

Wir müssen aber auf jeden Fall noch an dem "stating of intent" arbeiten (insbesondere die Spieler), das würde ich voll unterschreiben.
I'm trapped in Darkness
Still I reach out for the Stars

Offline Fëanor

  • Adventurer
  • ****
  • Grösster der Eldar
  • Beiträge: 810
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Feanor
    • SF&F Rezensionen
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #9 am: 18.05.2011 | 18:50 »
So, wir haben nun schon 3 weitere Sessions unterm Grütel. Und ich muss sagen, es ging jedesmal etwas besser (aus meiner Sicht). Ich bin eigentlich ganz angetan von dieser "stating of intent"-Geschichte. Ich hatte immer etwas die Befürchtung, dass mir das zu Meta wird. Aber bisher macht es Spass. Man weiss genau vor dem Wurf, was auf dem Spiel steht, was einem winkt, wenn man Erfolg hat und welche üblen Konsequenzen es hat, wenn man versagt. Und zwar konkreter als nur in einem "pass/fail".
Was mir wirklich auch gefällt (von der Idee her) ist dieses "learning by doing" welches BW für seine Art von "aufsteigen", aka der Charakter verbessert sich, hat. Das fühlt sich irgendwie sehr "natürlich" an (auch wenn das buchhalterische Drumrum etwas nervt).
Interessant ist auch das Circles-Prinzip. Auch wenn das zu Beginn sehr hart und somit auch manchmal frustrierend ist. Man weiss schon vor dem Würfeln, dass es wohl ziemlich sicher nicht klappen wird (das gilt bei vielen Skills auch) und das ist bei wichtigen Plotlinien manchmal schon frustig, wenn man weiss, dass man den NSC oder alten Bekannten eh nicht herbei-ge-circle-t kriegt. Trotzdem wie gesagt eigentlich ein interessantes Prinzip (vor allem auch durch die enmity clause...die Harald ausgiebig nutzte :D ).

Fight! und Duell of Wits sind gewöhnungsbedürftig. Ich finde die Idee vom Prinzip her ebenfalls toll...einen Kampf zu planen hat was für sich. Das einzige Problem ist für mich, dass die Fähigkeit des Charas hier total der Fähigkeit des Spielers weichen muss (klar, ist Geschmacksache). Sicher nützt es immer noch, wenn man zb. in Fight dann hohe Werte im Kampf hat, aber die Kampftaktik ist total abhängig vom Spieler. Und weil man auch noch nicht weiss, was der Widersacher macht, hat es schon ein sehr grosses Zufallselement drin (was sicher auch spannend ist) ... ich wünschte mir ein System, dass von der Idee her so ähnlich funktioniert, aber nicht nur ein reines Scheren-Stein-Papier Glücksspiel ist. Aber möglicherweise ist das gar nicht möglich?! Will damit sagen, dass dies hier ein reines Bauchgefühl-Schreiben ist zu diesen beiden Minigames. Hab mir das nicht genauer überlegt  ;)

Jo, ich glaub ich lass das mal so stehen. Vielleicht fällt mir ja irgend wann mal noch mehr ein.
I'm trapped in Darkness
Still I reach out for the Stars

oliof

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #10 am: 19.05.2011 | 00:58 »
Danke für die Ergänzung!

oliof

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #11 am: 24.05.2011 | 01:45 »
So, die letzte Session ist vorbei, und ich will dann auch ein abschliessendes Fazit abgeben:

Meine Vermutung, dass Burning Wheel zu komplex und auslandend für einen OneShot ist, hat sich bewahrheitet. Die sechs Sitzungen inclusive gemeinsamer Welt- und Charaktererschaffung waren unbedingt notwendig, um einen Überblick über das System zu bekommen; von einer Durchdringung kann kaum die Rede sein.

Insgesamt wirkt Burning Wheel wie ein Spiel, das eigentlich einen klaren Kern hat (simple tests, versus tests, linked tests, helping, fields of related knowledge) und an dass dann immer wieder angebaut wurde (Haggling, Resources, Circles, Range and Cover, Fight!, Duel of Wits) wenn man eine besondere Spielsituation durch besondere Regeln abbilden wollte.

Der grösste Fehler ist zu versuchen, all diese Sondersysteme ständig einzusetzen. Das muss schiefgehen, und ich kann mir auch kaum vorstellen, sowas wie Fight! mit 20 Kombattanten auf beiden Seiten zu benutzen — so soll es aber auch nicht benutzt werden; sondern vielmehr nur verwendet, wenn ein Belief auf dem Spiel steht. Und damit kommen wir zum nächsten Knackpunkt:

Beliefs sind extrem zentral (auf dem burning wheel IRC-Channel gibt es sogar Stimmen die sagen, Beliefs sind genauso wichtig wie die restliche Charaktererschaffung zusammengenommen), extrem subjektiv, extrem schlecht erklärt (im Adventure Burner ist die Erklärung gradezu diametral zu der im Grundbuch); in dieser Runde haben einige Spieler bis zum Ende nicht wirklich Zugang zu Beliefs gefunden, weil sie irgendwie Ziele sind, dann aber doch nicht; eine Verbindung zu anderen Gruppenmitgliedern signalisieren können/sollen/dürfen, etc.—bei uns hat es im Grossen und Ganzen geklappt.

Instinkte sind lustigerweise bis auf heute Abend kaum zum Einsatz gekommen. Eigentlich sehr schade, aber weil alle auch im Lernprozess eingebunden waren, hatte niemand einen Blick für diese doch eher nachgeordnet scheinende Komponente. Vielleicht hätte ich als SL härter spielen können, aber auch ich hatte ja schon 5 SC und viele weitere Weltbestandteile und SLCs im Auge zu behalten…

Kritik gab es vornehmlich am Steigerungssystem. Ich persönlich halte es immer noch für allzu komplex, aber das ist ja auch eine Geschmackssache. Ein Spieler konnte sich garnicht damit anfreunden, aber ich hab nicht wirklich verstanden, was sein Kernkritikpunkt war.



Bei allen Schwierigkeiten, die ich mit BW beim Leiten hatte, habe ich doch auch Spass daran gehabt. Die barocken Regeln erlauben nämlich auch eine ganz eigene Auseinandersetzung mit dem System und wirken sich auf die Rezeption der Spielwelt aus. Ich finde das hin und wieder gut, aber es birgt natürlich das Risiko der Queste nach dem besten Modifikator oder wilder Spekulationen, welche wises und FoRKs nun Anwendung finden können, und dann wirds harzig wie die Schweizer treffend sagen.



Insgesamt waren alle Spieler zufrieden, wir haben heute viel gelacht, und auch die abschliessende Diskussion war friedlich und von gegenseitigem Verständnis geprägt — auch wenn wir nicht in allen Punkten überein waren. Ich freue mich, mit einer Spitzenbesatzung dieses Experiment durchgeführt zu haben!



Da Burning Wheel Revised jetzt ausläuft, sollten alle die es unbedingt haben wollen, schnell zugreifen. Es gerüchtet der Secret Summer Sale der BW Headquarters nennt sich "Burning Wheel Gold Edition", und unter anderem sollen die Fight!-Regeln überarbeitet und gestreamlined worden sein. Obs stimmt? Ich werde wohl berichten.


Offline Steffen

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 645
  • Username: Dampfhans
    • 3w20 - Freie moderne Rollenspiele auf Deutsch
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #12 am: 1.07.2011 | 19:32 »
Burning Wheel Gold wurde jetzt mitlerweile angekündigt.

In der Ankündigung enthalten sind sogar 72 Seiten aus dem Regelwerk, mit denen eine abgespeckte Version von Burning Wheel eigenständig spielbar sein soll.

Vielleicht werden wir das demnächst mal spielen. Mich würde interessieren: Hat jemand die Begriffe schon einmal übersetzt? Es gibt ja schon viele spielspezifische: Persona, Deeds, Circles, Aptitude etc...

oliof

  • Gast
Re: [Burning Wheel] Erfahrungsbericht
« Antwort #13 am: 9.07.2011 | 00:58 »
Nö, das ist aber eine schöne Idee.

Ich warte grad auf BW:G bevor ich mich entscheide, wie ich mit Burning Wheel weitermache. Der Ankündigung und der Preview nach scheint es ja so zu sein, dass viele der Probleme angegangen wurden. Man kann sich jetzt ärgern, dass die ganzen Zusatzbände nicht ohne Arbeit verwendbar sind; aber irgendwie stört mich das grad nicht besonders.