Autor Thema: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?  (Gelesen 12532 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #50 am: 31.08.2011 | 12:51 »
@ Xemides
Bei den ersten 3 beschrieben Roman(-reihen) stimme ich dir zu. Die sind Original-SF und lassen sich nicht ins Fantasy-Setting  verfrachten.

Bei Dune sehe ich das jedoch anders. Das könnte man auch problemlos in ein Fantasy-Setting packen.

PS: Auch ein guter Roman, der sich nicht so ohne Weiteres in Fantasy übertragen lässt:
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Offline dunklerschatten

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #51 am: 31.08.2011 | 12:51 »
Ich sehe nicht das Cyberpunk abgearbeitet ist, ganz im Gegenteil imho ist das Thema aktueller als je....evtl ist nur der Focus der "Mehrheit" gewandert ?!!
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #52 am: 31.08.2011 | 13:48 »
[...]
Was aber ist mit Stoffen wie 2001 - Odysse im Weltall ?
[...]
Das war doch der, wo die KI aus total unerfindlichen Gründen meint plötzlich die Crew umbringen zu müssen und als es einer dann schafft ihr den Saft abzudrehen tut es ihr plötzlich Leid weil es ihr an den Kragen geht.
Dazu gabs dann noch irgendwelche Alienmonolithen die wohl die menschliche Evolution katalysiert haben sollen und ein Ende das wohl irgendwie unter LSD Einfluss gedreht wurde.

Ich gebe zu, dass es anfängt sich etwas zu spannen je nach dem was du als Thema ansiehst.
Alienmonolithen lassen sich bequem durch Monolithen einer Vorläuferart ersetzen.

Die Sache mit der KI muss man jetzt runterbrechen. Was war das Thema?
  • Künstliche Intelligenz ist per se Böse: Naja das geht auch mit magisch erschaffener KI. Das Über-Thema wäre, dass alles was nicht natürlich geboren wurde sich gegen seinen Erschaffer wendet - isso.
  • Um die Frage "Wieso sollte eine KI aus heiterem Himmel einfach so zum Mörder werden!" ging es soweit ich mich erinnern kann - ist schon ne weile her, dass ich den gesehen hab - nicht da das nie irgendwie versucht wurde zu beantworten.
  • War das Thema: Kann eine künstliche Intelligenz Emotionen entwickeln so könnte man das auch bei Steampunk oder bei Fantasy verarbeiten. Allerdings sind Leute viel eher bereit zu glauben, dass magisch erschaffene Intelligenz einfach "per default" auch Emotionen hat kann; für Steampunk gilt ähnliches.
  • War das Thema ob eine Halbleiterintelligenz Emotionen entwickeln kann. Dann geht das natürlich wirklich nur mit Sci-Fi.

Zitat
Oder "Als es noch Menschen gab" von Clifford D. Simak ?

Oder Asimovs Foundation Zyklus ?

Von Herberts "Dune"-Zyklus ?
Die ersten zwei kenne ich nicht aber bei Dune ist das doch so offensichtlich.
Herbert hat sich ja extra des Kunstgriffs von Butlers Jihad bemüht um alles was irgendwie ansatzweise KI ist loszuwerden und hochtrainierte Menschen diese aufgaben übernehmen zu lassen.
Funktioniert WUNDERBAR in einer Fantasy in der es von Anfang an keine KI gab und gleich Menschen das machen mussten.

Offline Waldviech

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #53 am: 31.08.2011 | 13:57 »
Na, wenn man die erzählten Geschichten auf die grundsätzlichsten Grundstrukturen herunterbricht, dann kann man so ziemlich jede Geschichte fröhlich von einem Genre in´s andere transportieren. Insofern würde Dune auch gut als Western funktionieren. Oder als historische Geschichte zur Zeit der Kreuzzüge. Wenn man genügend herunterbricht, könnte man aus 2001 sogar eine Polizeiruf-110-Folge machen.  ;D

Edit:
Insofern ist es natürlich ohne weiteres möglich, etliche SF-Geschichten auch im Fantasymäntelchen zu erzählen, klar. Nur, wie weiter oben schonmal jemand sehr richtig gesagt hat, ist auch das Gefühl und das "Geschmäckle", dass die Geschichte beim Leser erweckt, wichtig. Erzähle ich die Geschichte von der rebellierenden KI als Fantasygeschichte, in der der Geist, den der Zauberer Schnobbeldibobbel in seine Kristallkugel gezaubert hat, sich auflehnt, dann nimmt der Leser dies als reines Märchen wahr. Erzähle ich sie als Geschichte vom auf Basis moderner Erkenntnisse durchaus denkbaren Supercomputer Bad-Net, der im Forschungslabor des Acme-Konzerns Terror schiebt, dann berührt dies den Leser in völlig anderer Weise, denn er nimmt die Story von der rebellischen KI als potentiell reales Problem wahr, dass durchaus wirklich auftreten kann, falls den jemand mal so eine KI erschafft.
« Letzte Änderung: 31.08.2011 | 14:12 von Waldviech »
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #54 am: 31.08.2011 | 14:21 »
@SeelenJägerTee:
Du siehst die Problematik falsch. Ein Beispiel:
  • Künstliche Intelligenz ist per se Böse: Naja das geht auch mit magisch erschaffener KI. Das Über-Thema wäre, dass alles was nicht natürlich geboren wurde sich gegen seinen Erschaffer wendet - isso.
Der perfekte Hal9000 ist nicht böse, sondern macht Fehler (Sozusagen der Titanic-Effekt). Da sich die Crew nicht mehr auf Hal verlassen können, wollen sie Hal abschalten. Das bemerkt Hal und daraufhin startet sein Selbsterhaltungstrieb.
Da ist kein gut gegen böse sondern ein tragische Konsequenz einer falschen menschlichen Entwicklung.

EDIT: Das komplette Posting bezieht sich auf SeelenJägerTee. Wollte das nur verdeutlichen. :)
« Letzte Änderung: 31.08.2011 | 14:34 von 6 »
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #55 am: 31.08.2011 | 14:24 »
...wobei man noch ergänzen müsste, dass Hal diese "Fehler" auch nur deshalb macht, weil er zuvor widersprüchliche Befehle bekommen hat, mit denen er aufgrund seiner Programmierung net klar kommt. Eigentlich folgt Hal zunächst nur stur dem, was ihm aufgetragen wurde und erfüllt seinen Daseinszweck eigentlich vollkommen.
Das entfernt die Sache aber nur noch weiter vom oben postulierten Grundthema.
« Letzte Änderung: 31.08.2011 | 14:27 von Waldviech »
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #56 am: 31.08.2011 | 14:47 »
Ja, der Kontext ist definitiv zentral. Stories und Plots lassen sich vielleicht auf alle möglichen Genres übertragen, so wie grundsätzliche Erzählstrukturen, ob das jetzt Akte sind oder die Heldenreise; das sind alles sehr abstrakte Strukturen, die nicht genrespezifisch sind, auch wenn es natürlich in bestimmten Genres bestimmte Vorlieben gibt.
Aber die Themen in Science Fiction funktionieren als solche nur in ihrem jeweiligen Setting.

Soylent Green zum Beispiel
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Sleep Dealer
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Ghost in the Shell (der erste Film)
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Bei Gibsons Neuromancer bzw. der Sprawl Trilogie
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All diese Werke funktionieren nur wegen der Technik und weil sie in der Zukunft für möglich gehalten werden können.
Klar kann man sie auch auf EDO-Fantasy übertragen, aber der Effekt ist ein anderer.
Shadowrun z.B. arbeitet mit vielen klassischen Sci Fi Themen, umgeht aber viele Kontroversen, indem Fantasyelemente eingeführt werden (Rassismus und Stereotypenbildung zwischen Orks, Elfen usw., statt zwischen Ethnien und Subkulturen) und macht sie damit leichter verdaubar. Dadurch nimmt man diese Themen, würde ich mal behaupten, in Shadowrun auch weniger ernst; sie sind GimmicKs, die für SC-Hintergründe und Plots verwendet werden, aber selten zentral im eigentlichen Spiel und lenken daher nicht von dem beliebten Heist-Szenario ab. Und Konzerne sind nur böse, damit sich SCs durch Massen an Mooks ballern können und sich trotzdem wie Helden fühlen, überspitzt gesagt.
« Letzte Änderung: 31.08.2011 | 14:50 von Fat Duck »
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Offline SeelenJägerTee

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #57 am: 31.08.2011 | 15:21 »
...wobei man noch ergänzen müsste, dass Hal diese "Fehler" auch nur deshalb macht, weil er zuvor widersprüchliche Befehle bekommen hat, mit denen er aufgrund seiner Programmierung net klar kommt. Eigentlich folgt Hal zunächst nur stur dem, was ihm aufgetragen wurde und erfüllt seinen Daseinszweck eigentlich vollkommen.
Das entfernt die Sache aber nur noch weiter vom oben postulierten Grundthema.
OK dann hab ich das entweder nicht richtig verstanden oder Zeitweilig wieder vergessen.
Dadurch lässt sich das ja sogar noch besser übertragen.
Magier erschafft einen dienstbaren Geist bevor er auf Dienstreise geht und gibt dem widersprüchliche Befehle, Geist macht Fehler und die Lehrlinge ...

Ja, der Kontext ist definitiv zentral. Stories und Plots lassen sich vielleicht auf alle möglichen Genres übertragen, so wie grundsätzliche Erzählstrukturen, ob das jetzt Akte sind oder die Heldenreise; das sind alles sehr abstrakte Strukturen, die nicht genrespezifisch sind, auch wenn es natürlich in bestimmten Genres bestimmte Vorlieben gibt.
Aber die Themen in Science Fiction funktionieren als solche nur in ihrem jeweiligen Setting.
[...]
Mhmnääää naja. ich hab nur mal den Spoiler "Ghost in the Shell" angeschaut und gerade das von dir dort erwähnte Motiv funktioniert bestens in Fantasy.

Zitat
Ghost in the Shell (der erste Film)
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Zitat
All diese Werke funktionieren nur wegen der Technik und weil sie in der Zukunft für möglich gehalten werden können.
Klar kann man sie auch auf EDO-Fantasy übertragen, aber der Effekt ist ein anderer.
[...]
Dass der Effekt ein anderer ist bestreite ich auch gar nicht. Bzw ich würde behaupten, der Effekt kann schon der gleiche sein, es fordert aber mehr Abstraktionsverhalten beim Leser (denn der Leser muss die Abstraktion machen "was wäre wenn dies nicht nur mit Magie sondern auch mit Technik ginge ..." bzw. "Nehmen wir mal an unsere Gesellschaft würde in diese Situation kommen ..." bzw ...).

Ranor

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #58 am: 31.08.2011 | 15:43 »
SJT, der große Unterschied zwischen der Umsetzung solcher Themen in SciFi und Fantasy ist der, dass SciFi der Thematik einen möglichst plausiblen, vorstellbaren Hintergrund gibt ("Mensch, das könnte ja tatsächlich so passieren") während Fantasy das nicht tut. Dadurch hat der Konsument eine ganz andere Beziehung zu der behandelten Thematik (oder sollte sie zumindest haben). Das man fast alle Themen in fast allen Genres irgendwie verwursten kann ist natürlich klar, der erzielte Effekt ist aber unterschiedlich.

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #59 am: 31.08.2011 | 16:02 »
ich spiele ja nicht viel mit Cyberpunk, würde aber die Ausgangsfrage des Threads trotzdem mit "Ja" beantworten. Im Bereich des Cyberpunk gibt es einfach nichts (mehr), was irgendwie grundlegend neu wäre.
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Offline Boba Fett

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #60 am: 31.08.2011 | 16:06 »
SJT: Der Grund, warum die KI HAL anfängt, Fehler zu begehen resultiert daraus, dass sie mit widersprüchlichen Informationen gefüttert wurde (kalter Krieg's Paranoia).
Das wird im Roman 2010 klar.
Die Verfilmung bitte nicht mit dem Roman gleichsetzen, wie immer...
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #61 am: 31.08.2011 | 16:28 »
Dass der Effekt ein anderer ist bestreite ich auch gar nicht. Bzw ich würde behaupten, der Effekt kann schon der gleiche sein, es fordert aber mehr Abstraktionsverhalten beim Leser (denn der Leser muss die Abstraktion machen "was wäre wenn dies nicht nur mit Magie sondern auch mit Technik ginge ..." bzw. "Nehmen wir mal an unsere Gesellschaft würde in diese Situation kommen ..." bzw ...).

Ja, aber dieses Abstraktionsverhalten hat auch einen großen Einfluss darauf, wie ein Thema behandelt werden kann.

Abstraktion ermöglicht es einem Autor, weniger genau auf Details zu achten. Deshalb wird in Fantasy auch weniger über Realismus und schlechte Recherche rumgenörgelt als in Space Opera und da weniger als in Near Future Szenarien. (weniger, nicht gar nicht!)
Das ermöglicht, Themen allgemeiner und freier zu bearbeiten oder sich auch mal auf Themen einzulassen, mit denen man nicht wirklich was zu tun hat. Oder einfach mal mit vergangenen Themen (die Gesellschaft in A Song of Ice and Fire ist interessant, obwohl (bzw. gerade weil) sie auf Vorstellungen über die Vergangenheit aufbaut, nicht auf gegenwärtige).

Gleichzeitig sind die Interpretationsmöglichkeiten zwangsweise vielfältiger (schau dir allein an, was in Der Herr der Ringe alles hineininterpretiert wird). Cyberpunk und Hard Sci Fi sind in ihren Kernaussagen generell präziser.
Und es ist auch schwerer, sich unmittelbar mit den Themen zu identifizieren. Die Schockwirkung von Magie ist halt nicht so groß wie von Technik, die heute schon möglich ist oder in den Startlöchern steht.

(Das ist jetzt natürlich alles sehr vereinfacht und verallgemeinert gesagt.)
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Offline Waldviech

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #62 am: 31.08.2011 | 16:31 »
Zitat
Dass der Effekt ein anderer ist bestreite ich auch gar nicht. Bzw ich würde behaupten, der Effekt kann schon der gleiche sein, es fordert aber mehr Abstraktionsverhalten beim Leser
Klar - das macht die SF-Geschichte in diesem Beispiel aber auch relevanter und packender! Fat-Duck hat das am Shadowrun-Exempel schon recht gut erklärt. Dadurch, dass man Geschichten in einen mehr oder weniger losgelösten Fantasybackground packt, werden sie meist leichter verdaulich und wirken weniger drastisch. Ein Genozid an blauen Fantasygnomen in einem Fantasyumfeld wird auf den Leser nie so nachhaltig verstörend wirken wie ein Genozid an einem afrikanischen Volksstamm (selbst wenn dieser Volksstamm, wie die blauen Fantasygnome, fiktiv sein sollte und nur im Rahmen eines Politthrillers alá Tom Clancy existiert).
Und um das oben genannte Beispiel mit der KI-Geschichte nochmal aufzugreifen: Die Geschichte mit dem Zauberer Schnobeldidobel und seinem Kristallkugelgeist wirkt auf den Leser bestenfalls völlig belanglos. Erzählt man die selbe Geschichte plausibel im Kontext eines Near-SF-Romans, dann erlangt sie plötzlich wesentlich mehr Relevanz für den Leser als irgend ein Fantasymärchen.
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Offline Oberkampf

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #63 am: 31.08.2011 | 18:07 »

Shadowrun z.B. arbeitet mit vielen klassischen Sci Fi Themen, umgeht aber viele Kontroversen, indem Fantasyelemente eingeführt werden (Rassismus und Stereotypenbildung zwischen Orks, Elfen usw., statt zwischen Ethnien und Subkulturen) und macht sie damit leichter verdaubar. Dadurch nimmt man diese Themen, würde ich mal behaupten, in Shadowrun auch weniger ernst; sie sind GimmicKs, die für SC-Hintergründe und Plots verwendet werden, aber selten zentral im eigentlichen Spiel und lenken daher nicht von dem beliebten Heist-Szenario ab. Und Konzerne sind nur böse, damit sich SCs durch Massen an Mooks ballern können und sich trotzdem wie Helden fühlen, überspitzt gesagt.

Darum sehe ich shadowrun immer noch eher als parodistisches Rollenspiel an.
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Offline Xemides

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #64 am: 31.08.2011 | 18:12 »
SJT: Der Grund, warum die KI HAL anfängt, Fehler zu begehen resultiert daraus, dass sie mit widersprüchlichen Informationen gefüttert wurde (kalter Krieg's Paranoia).
Das wird im Roman 2010 klar.
Die Verfilmung bitte nicht mit dem Roman gleichsetzen, wie immer...

Spoiler, da OT:

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Offline SeelenJägerTee

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #65 am: 31.08.2011 | 18:18 »
SJT, der große Unterschied zwischen der Umsetzung solcher Themen in SciFi und Fantasy ist der, dass SciFi der Thematik einen möglichst plausiblen, vorstellbaren Hintergrund gibt ("Mensch, das könnte ja tatsächlich so passieren") während Fantasy das nicht tut. Dadurch hat der Konsument eine ganz andere Beziehung zu der behandelten Thematik (oder sollte sie zumindest haben). Das man fast alle Themen in fast allen Genres irgendwie verwursten kann ist natürlich klar, der erzielte Effekt ist aber unterschiedlich.
Klar, ich habe ja auch gesagt, dass es Kulisse bzw. Farbe ist.
Es macht einen Unterschied ob man einen Film in schäbigen Seitengassen oder der Königsmeile dreht.
Es macht einen Unterschied ob die Möbelstücke der Handlungsorte das Metall-und-Glas-Design haben und die Wände weiß gestrichen sind, oder ob das Mobiliar aus antiken Möbeln besteht und an der Wand eine Seidentapete mit warmem Farbton prangt.
Es macht ja auch einen enormen unterschied wie man den Film mit Musik unterlegt. Da kann man mit der gleichen Bildspur und zwei unterschiedlichen Soundtracks gleich 2 verschiedene Filme machen obwohl die grundlegende Geschichte wirklich genau die gleiche ist.
Die "Farbe" ist einfach ziemlich wichtig für die Stimmung, die ein Film vermittelt und für Bücher gilt das auch.

Aber alleine deswegen hat sich ein Genre nie wirklich erledigt, denn man kann immer irgend eine Story die schon zig tausend mal erzählt wurde vor diesem Hintergrund und auf diese und jene Art lesens- oder sehenswürdig aufbereiten.

Offline Fat Duck

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #66 am: 31.08.2011 | 18:49 »
Darum sehe ich shadowrun immer noch eher als parodistisches Rollenspiel an.
Ich auch, unter Vorbehalt. Jedesmal, wenn es offensichtlich als/für Parodie genutzt wurde, war das Endergebnis mMn schlecht (die vielen alten deutschsprachigen Quellenbücher und einige Romane). Die sechste Welt scheint als Parodie nur zu funktionieren, wenn sie sich selbst ernst nimmt.
Aber das ist schon wieder OT. :)

Aber alleine deswegen hat sich ein Genre nie wirklich erledigt, denn man kann immer irgend eine Story die schon zig tausend mal erzählt wurde vor diesem Hintergrund und auf diese und jene Art lesens- oder sehenswürdig aufbereiten.
Das stimmt schon. Und ich glaube deshalb hat Ranor auch Deus Ex 3 erwähnt. Dort wird nämlich genau das gemacht.
Die Frage ist halt, welche Rolle die hinter der Story liegende Thematik für den Betrachter/Spieler/Rezipienten spielt und ob es neue Themen gibt oder neue Aspekte zu den alten Themen, nicht ob sich die gleichen alten Themen immer wieder verkaufen lassen.
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Offline Dark_Tigger

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #67 am: 31.08.2011 | 22:20 »


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Zu dem streit "Kann man SF durch Fantasy ersetzen?" und die genannten Beispiele.
Kann mir mal jmd erklären warum man Asimovs Foundation Trilogie NICHT völlig Blind in Fantasy umwandeln kann? Ich sehe da keinen Punkt der in einem Fantasy Universum
nicht genauso gut Funktionieren würde. Uraltes Imperium (check), die Technoligie der Foundation (check, ist sowieso Magie), Psychohistorie (statt Mathematik das gebrabbel eines Philosophen check). Ist doch alles drin.
Dune IST doch eigentlich Fantasy.
Als es noch Menschen gab kenn ich nicht. Sag ich nichts zu.
Und Odysee... ja da wirds schwieriger. Denke nicht das sich das gut in Fantasy ummodeln lässt.
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Offline Xemides

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #68 am: 31.08.2011 | 22:27 »
die Technoligie der Foundation (check, ist sowieso Magie), Psychohistorie (statt Mathematik das gebrabbel eines Philosophen check). Ist doch alles drin.

Die Technologie ist für mich nicht gleich Magie, das ist für mich ein wesentlicher Unterschied. Vor allem bei Asimov, der Physiker war und dessen Technologie auf Physik beruht. Und Psychohistorie ist hier eine Wissenschaft, die genau die Zukunft vorherberechnet. Das ist was völlig anderes als Prophezeiungen oder Philosophen, denn Asimov beschreibt ja sogar, das die berechneten Ereignisse eintreten.

Asimov ist das beste Beispiel für die Science in Science-Fiction, eine Prämisse, die Fantasy nicht erfüllt.
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Offline Boba Fett

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #69 am: 31.08.2011 | 22:51 »
Psychohistorie kann man im Fantasybereich schlicht durch ine Wahrsagerglaskugel übersetzen, oder (um mal am Inhalt der Foundation Romane zu bleiben) einen Priesterorden von Atlantis enem Reich, das zum Untergang verdammt ist, dessen Gott präkognitive Fähigkeiten verleiht, diese aber auch mit einem klaren Auftrag versieht...
Die technische und wissnschaftliche Überlegenheit der Foundation kann sogar im Fantasy ein technologischer (Stahl statt Bronze) - (aber auch magischer) Vorteil sein, wenn dieser Orden in Kontakt mit den barbarischen Stämmen eines untergegangenen Reiches (Atlantis) kommt.

Foundation lässt sich sehr einfach ins Fantasy projezieren.
« Letzte Änderung: 31.08.2011 | 22:54 von Boba Fett »
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Offline Dark_Tigger

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #70 am: 31.08.2011 | 22:54 »
Die Technologie ist für mich nicht gleich Magie, das ist für mich ein wesentlicher Unterschied. Vor allem bei Asimov, der Physiker war und dessen Technologie auf Physik beruht.

Das ließt man heufig, aber hast du dir die Technologie im Zyklus mal angeguckt. Nukelar dies Nukelar das. SF-Buzzwordbingo vom feinsten. Ich will überhaupt gar nicht in abrede stellen das Asimov als Physiker was drauf hatte. Aber zmd im Foundation Zyklus haben wir reine Magie. Einfach schon deswegen weil die Technologie für die erzählte Geschichte nebensächlich ist.

Und Psychohistorie ist hier eine Wissenschaft, die genau die Zukunft vorherberechnet.

Öhhh ja und auf der anderen Seite haben wir die Konzepte eines Naturphilosophen der ein Verfahren entwickelt hat das Verhalten großer Menschengruppen vorherzusagen.
Merkste was?
Wobei ich mich hier nur auf die Bücher "Der Tausend Jahres Plan", "Der Galaktische General" und "Alle wege führen nach Trantor" beziehe. Mag sein das in den anderen Büchern im Zyklus noch was anderes rüberkommt. Die hab ich net gelesen.

Edit: Argh Boba war schneller.
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #71 am: 31.08.2011 | 22:56 »
@Dark Tigger:
Ich weiss der ist gemein, aber: Wie willst Du die Robotergesetze in einer Fantasywelt umsetzen? (Ja, der Foundationzyklus und die Robotergeschichten gehören in den gleichen Zyklus.)
Davon mal ab: Ein wichtiger Bestandteil des Foundation-Zykluses ist die Degeneration des alten imperiums. Das wird in einer Geschichte gezeigt, in dem ein Adliger Geschichte als seine Hauptberufung betreibt, indem er nur noch Sekundärliteratur durchliest. Er versucht garnicht mehr diese Sekundärliteratur zu überprüfen, weil das doch eh Verschwendung seiner Zeit wäre (Übrigens ein ziemlich aktuelles Thema, wenn ich mir die aktuelle Medienlandschaft anschaue. Meinst Du nicht auch. ;)).
Der Hintergrund der Psychohistorie war schon damals die potentielle Möglichkeit die Zukunft zu berechnen. Damals als Asimov davon schrieb, glaubte man wirklich, dass man die Zukunft irgendwann mal vorausberechnen könne (vergleichbar der Wettervorhersage). Einem Philosophen hätte man das nicht zugetraut. Das wäre wieder Magie gewesen und damit wäre das wieder was Anderes gewesen. Übrigens wird die Psychohistorie in keinerm der Foundation-Bücher wirklich ausgeführt. Da gibt es kein Wissenschaftsgebrabbel a la Star Trek. Es wird nur gesagt, dass das geht und der Schrein von Hari Seldon öffnet sich immer mal wieder.

Dass das heute im Zeitalter der Chaostheorie antiquiert und nach Hokuspokus klingt ist klar. Aber dass SF-Romane durchaus ein Haltbarkeitsdatum haben können, sieht man meiner Meinung nach sehr schön an Romanen wie Lobgesang für Leibowitz und die Marschroniken.
« Letzte Änderung: 31.08.2011 | 22:59 von 6 »
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #72 am: 31.08.2011 | 22:58 »
Wie willst Du die Robotergesetze in einer Fantasywelt umsetzen?
Das Golemthema....? ;)
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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #73 am: 31.08.2011 | 23:01 »
Das Golemthema....? ;)
Ein Golem ist ein magisches Geschöpf, dass das tut, was Du ihm sagst. Ein Roboter dagegen macht das was ihm programmiert wurde. Genau um diesen Unterschied geht es ja gerade in den Robotergeschichten.
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Ist "Cyberpunk" thematisch abgearbeitet?
« Antwort #74 am: 31.08.2011 | 23:07 »
Ein Golem ist ein magisches Geschöpf, dass das tut, was Du ihm sagst. Ein Roboter dagegen macht das was ihm programmiert wurde. Genau um diesen Unterschied geht es ja gerade in den Robotergeschichten.

Ein Golem bekommt bei der Erschaffung (wenn man zB Pratchett [aber auch andere] liest) einen Zettel in den Kopf gesteckt, der seine grundlegenden Prinzipien und Funktionen definiert.
Das ist nichts anderes als Programmierung auf Fantasy, das Thema 3 oberste Robotergesetze ist damit 1:1 umsetzbar.

Und die Thematik, dass man solche Befehle/Gesetze als Basis für Verhaltensregeln basieren kann zeigt indirekt "der Zauberlehrling" im Film Fantasia von Disney...
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